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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031106016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903110601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903110601
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-06
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.11.1903
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md nachmittag» 4 Uhr 2V Mw. einen gleichen Zug vom Renn- ploke nach Dresden absertiaen lassen. Zu diesen Zügen werden >n Dresden Hauvtbohuhos Karten für Hin» und Rückfahrt -um Preise von 60 Pfennigen in zweiter und 40 Pfennigen in dritter Klasse auSgeaeben: außerdem sind in Reick Karten, zur einfachen Fahrt nach Dresden für 50 und 30 Pfennige käuflich — Der am ersten Werktage jeder Woche früh 3 Ubr 5b Min. kunft Hauptbahn- kontag, den 9. No- ihre abgelassen wer den. - Auch der Frühzua von Meißen, der dort Werktags - außer Momags — früh 4 Uhr 35 Min. absährt und dann von Coswig iAbfahrt 4 UKr 49 Mini an allen Werktagen abge scrtigt wird, kommt Mitte dieses Monats zur Einziehung: er verkehrt Sonnabend, den 14. November, zum letzten Male. — Neben der bereits an die Oesfentlichkett getretenen Ver einigung verschiedener hiesiger Korporationen zwecks gemeinsamen Vorgehens bei den bevorstehenden Stadtverordneten- wahlen hat sich noch eine »Wahlvereiniaung unabhängiger Bürger", mit Herrn Rechtsanwalt Dr. Fritziche an der Spitze, gebildet. Nach welchen Giundsätzen sie ihre Kandidaten auSwähle» will, erhellt auS einem Inserat in der heutige» Nummer. — Dir amtliche Hauptversammlung des Schulaussichts- bezirks Dresden III wurde gestern vormittag 10 Uhr in „Arndts KurhauS" in Klotzsche unter Vorsitz des Herrn Schul ratS Dr. Lange abaehaltcn. Herr Schuldirektor Richter. Bühlau sprach über „Unsere heimatliche Mundart im Sprach, unterricht der Volksschule". Redner behandelte zunächst die pädagogische Bedeutung der Mundart sVoikssprache), ging hieraus ein auf die Stellung der Mundart jVolkssprachej zur Schul'prache und im Unterricht überhaupt, und ichlosi mit der Beleuchtung der hemmenden und fördernden Einflüsse der Mundart im besonderen Sprachunterricht. Der interessante Vortrag wurde beifällig aus genommen. — Herr Schuldirektor Tr. Barthel- Blasewitz sprach über „Ludwig Richter". Die Lehrerschaft wolle dessen Gcdächt- nis erneuern weil er der deutschen Schule ein herrliches Erbteil Hintersassen hat in seiner Kunst. Auch dieser Rede folgte wohl verdienter Beifall. Nachdem noch Herr Schuldirektor Zimmer- Loschwitz als Mitglied ins Kuratorium der Dr. Halmschcn Stiftung gewählt worden war, erreichte die Versammlung, deren einzelne Teile durch Chorgesang eingcrahmt waren, gegen 1 Uhr ihr Ende. Hieran schloh sich ein gemeinschaftliches Festmahl und am Nachmittag eine musikalische Unterhaltung. — Die am 21. Dezember 1858 In Dresden verstorbene Freifrau Friederike Nudotvhine Ursula verw. Generalleutnant v. Gur sch mid hat testamentarlsch bei dem Verein zu Rat und Tat eine Stiftung mit einem Kavital von 15 000 Tatern errichtet und das Kapital noch um 2000 Taler für den Fall erhöht, daß das der Familie gehörige Grundstück An der Angujlnsbriicke 4 ver äußert werden sollte. Nachdem dieser Fall dadurch, daß die Stadt gemeinde Dresden daS Grundstück erworben hat, eingetreten ist, haben die v. Gutickmidichen Erben die Snmnie von 6000 Mk. an den Verein entrichtet. — Der dritte rrformatrvnsgeschichtUche Prcdigtvortrag des Evangelischen Bundes wird Sonntag, de» 6. November, nbcnds 8 Ubr in der A nnenkirche von Herrn Pfnrrcr Wa 1 lenstetn aus Niederau gehalten werden. - Der Kassierer des Resideiizthccfters. Herr Oscar Seidel, begeht heute lein JOjäbrigrs Jubiläum in dieser Stellung. - „Dir Tragödie der Erde" nannte sich ein Vortrag der am Dienstag und Mittwoch abend ini Vercinsbaiise gehalten winde. Derselbe war von der wissewchaktlichen Vereinigung „Kosmos", die eine Sektion des Jlluminaten-Ordens bildet, arrangiert. Es konnte daher etwas Außerordentliches er wartet werden, und die Erwartungen der zahlreich versammelten Zulwcer wurden auch nicht getäuscht. Spielend überwand Herr Schriftsteller Engel, als Berwsser und Vortragender zugleich, die schwierige Ausgabe, das gewaltige Thema von der Erschaffung der Erbe brs zur Jetztzeit und bis zum. zunächst allcidings nur hypothetische», Vergehen veS Erdballes in den knappen Nahmen ein«? Vortragsabends zu pressen. Mit lauter, überall deutlich ver nehmlicher Stimme, anschaulich und interessant, entrollte der Vor tragende daS gewaltige Bild der Entwicklung »meres Planelen und sein« Lebewesen vom Cambriiim und dem Silur an. durch die Devon-, Permilche- und Trios-Periode, bis zur Jura-, Kreive- nnd Tertiäizcit, schilderte das Leben der ersten Menschen als Höhlenbewohner, ging dann über aui die Entwicklung des mensch lichen Geistes, die Riesenschöpsunge» der Aegnvrer, Griechen »nd Römer, sowie der ältesten kultivierten Völker OstasienS, der Chinesen und Japaner und schloß dieses Kapitel mit Bilvern der neuesten Zeit, den großen Expeditionen zur Erforschung des Nordpols, ven Riesenbauten Newyörks und dem verzweiicften FrciheitSringen des Burenvolkcs Den letzten Teil bildete das Thema über Vas Ver geben -er Erde. Dieies konnte allerdings nur, wie bereits er wähnt, hyvoihettich behandelt werden, denn ob uwer Planet ein mal in der Sonne arrfaeht. drrrctr Kollision mit einem Kometen zerschellt oder ewiger Vereisung airheimiällt, daS ist die bis letzt »och unentschiedene grone Frage. Der durch 100 z»m Teil sehr schöne Lichtbilder unterstützte Vortrag war deshalb noch besonders interessant, well er einen Einblick irr das geistige Streben des Jlluminaten-Ordens, der schon vor 125 Jahren die Gemüter und Geister erregte, gewinnen ließ. Obgleich die Ausführungen sich streng an dre Forschungen der Wissenschaft hielten, schwebte über ihnen doch ein Hauch höherer DaseinSerkenntnis, die das Humanr- täisvriirzip und die christliche Nächstenliebe als die zu erringenden höchsten Güter feierte. Trotz der mehr als 2>/zstündigeir Dauer dcS Vortrags folgte jeder dem Redner mit gespanntestem Interesse. — Kürzlich hielt der Dresdner Lehrerinnenverein seine dicSiährige Hauptversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht sei folgendes hrrvoraehoben: Den Höhepunkt des VereiirSlcbens bildete die zu Pfingsten in Dresden obgclraltene Generalversamm lung deS Allgemeinen Deutschen Lehrecinnenvereiris, deren Vor bereitung im vorhergehenden Winter den verschiedene» Arbeitsaus schüssen des Vereins reichlich zu tun gab. Trotz des außergewöhn lichen Ereignisses wurden auch die regelmäßigen VereinSardeiten nicht vernachlässigt. Außer lO Vorträgen über Fragen der Volks schule, wie Schulküche, Gesundheilsiehre. Kunsterziehung, über all gemein interessierende Tkemen aus Völkerkunde und Literatur, endlich über das Vereinsthema wurden den Mitgliedern auch meh rere Kurse geboten, von denen die über iranzöfiiche und englische Literatur jeder von mehr als 100 Teilnehmerinnen besucht waren. Im Anschluß an die Vorträge bildeten sich Kommissionen für be- ftiminle Arbeitsgebiete innerhalb des Vereins. Der Vorstand wurde ermächtigt, eine Petition nm Errichtung eines Vorbe,eitungs- kursus für städtische Lehrerinnen, die in der Schulküche unternchien möchten, an die Behörde z» senden. ES wurde ihm darauf der Bescheid, daß die städtische Behörde auch fernerhin die Ansbildung städtischer Lehrerinnen sür den Schuiküchenunterricht unterstützen würde. Auch wurden der Schulbehörde für die in Aussicht ge nommene Aenderung des Lehrplans vom Dresdner Lehrerinneii- vccein Lehrplancntwürie für den Turnunterricht der Mädchen und für den naturkundlichen Unterricht In den Mädchenobc,Nassen unterbreitet. Die MItglicderzahl wuchs von 180 a», Beginn des GeschästSiadreS auf 236, darunter 2l0 ordentliche und 17 außer ordentliche Mitglieder. Für daS neue Jahr liegen bereits 11 Ncn- anmeldiingen vor. Der Ausschuß für soziale HilfSarbcit hielt 6 Sitzungen ab. Durch die Einrichtung von Mädchenabenden und die Vermittlung von Dienststellungen bemühte er sich auch im letzten Vereinsjahre um das Wohl der schulentlassenen Jugend. — Gestern nachmittag in der 5. Stunde und abends in der 7. Stunde wurde die Feuerwehr nach den Grundstücken O st - bahn st ratze ln und Zahnsgasse 19 gerufen. Während an dem ersteren Orte nur blinder Lärm festgcstellt wurde, han delte es sich in dem letzteren Grundstück um einen Brand, der durch eine heruntergesauene Petroleum-Hängelampe in einem Barbicrloden entstanden war. Der Brand richtete ziemlich be trächtlichen Schaden an Mobiliar und an Gebäudeteilen an, konnte iüdessen durch herbeigeeilte Stratzenpassantcn erstickt werden, noch bevor der Löschzng zur Stelle war. — Im Central-Theater werden die VarivtL-Vor» stellunaen von heute ab wieder ausgenommen. — Militärgericht. Wegen Aufreizung eines Unter gebenen zum Ungehorsam, wegen Belügens eines Vorgesetzten und AchtungSverletzung hat sich vor dem Kriegsgericht der 32. Division der 1880 zu Drüben geborene Unteroffizier Alfred Köhler von der 3. Kompagnie deS Schützen-RegimentS zu ver antworten. Der Angeklagte stand am Abend deS 23. August — zur Manöverzcit — im Hausflur des „Wettiner HofeS" in Riesa, al» ein Geschirr in flottem Temvo hineinfuhr und mehrere Per- sonen umrih. Darüber entstand großer Lärm und der Ange- Uagte fragte den Kutscher, einen Artilleristen, wer denn der Zivilist gewesen sei, der eben ausgestiegen sei. Als er hieraus erfuhr, daß eS ein Oberleutnant io Zivil war, bemerkte Köhler laut: „Wenn eS zehnmal ein Zivilist ist. so kann er Ihnen doch nicht befehlen, datz Sie hier hereinsahren, wenn alles voll Leute steht. UebrigenS ist eS ein Unverstand von den Herren, wenn sie Ihnen so etwas befehlen!" Diese Acutzcrung hatte der Haupt mann Wolf vom 64. Fcldartilleric-Regiment in Prrna gehört, der nun den Namen deS Sprechers scststellen wollte. Letzterer er klärte auf Befragen, er heiße Müller und gehöre der 3. Kom pagnie an. Als der Hauptmann hinterher oieS als unwahr er kannte, ließ er nochmals durch den Schänkhausdienst die Per sonalien deS Angeklagten feslstellen. In diesem Augenblicke trat Letzterer an den Hauptmann, der das Seitengewehr des Unter offiziers in der Hand hatte, in unmilitärischer Haltung heran und sagte in unbotmäßigem Tone: ,,Geben Sic mir mein Seiten- gcwehr Wieder, ich will nun endlich nach Hause gehen!" Vor Gericht entschuldigt sich der Angeklagte damit, daß er sehr er- regt gewesen sei und nicht gewußt habe, daß Offiziere im Wagen saften. DaS Einsahren in den Flur sei auch verböte». Da Hauptmann Wolf bestreitet, de» Unterossizier bei jener Gelegen- heit beschimpft zu habe», wird die Verhandlung vehufs Ladung weiterer Zeugen vertagt. Takesgeschichte. Deutsches Reich, lieber de» Verlaus der Kaiier-Zuiam- menkuilst in Wiesbaden ist noch zu berichten: Um 5 Uhr sank» Galatasel im königlichen Schlosse statt. Hierbei saß der Kaiser von Rußland rechts »eben Kaiser Wilhelm, neben dem Kaiser von Rußland Gras Bülow. neben Kaiser Wilhelm Gras Lamsdorfi: gegenüber den beiden Kauern der Großberzvg von Hessen und Prinz Heinrich von Preußen. Rechts oom Grafen Bülow folgten der russische Gcnercftcidjutant Hesse. Staaisminister Freiherr v. Hammelstein, der russische Zeremonienmeister v. Snvinskp, Obcrstallmeister Graf Wedel. Generalleutnant v. Scholl. Generallcmnnnt v. Arnim. Gencralintendanl v. Hüllen. Links vom Graten Lamsbarfs Geb. Kabineltsrat v. Lucanus. der russische General v. Mossolow, General o Kessel, Vize-Admiral v. Senden-Bibrau. Generalleutnant v. Hüllen-Häseler, General leutnant v. Hagen. Rechts vom Großherzog von Hessen saß Bot schafter Gras v. d. Osten-Sacken. Oberbosmarschall Graf »n Eulen bürg, der russische Militärattachee Oberst v Schebcko. Botschafter Gras v. Nlvensleben. Links vom Prinzen Heinrich von Preuizen laß der russische Hciusniinisler Baron Fredericks, General v. Linde- quist, der russische Kapitän zur See Grai Henden und Obervräsi- dent v. Windheuu. Tie Tafelmusik führte die Kapelle des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-RegimenlS aus. Während der Taiet unterhielten sich die Monarchen ans das lebhafteste untereinander, mit den Fürstlichkeiten und de» neben ihnen sitzenden Staats männern. Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle ab Gegen 7 Uhr begaben sich die Monarchen nach dem Hos- tbec> ter unter den stürmischen Zurufen der Menge. Die Musik kapellen der zwischen dem Schloß und dem Theater Spalier bilden den Truppe» spielten die russische Hymne. Beim Eintritt ins Theater, oas seitlich geschmückt und von einem erlesenen Publi kum «stillt war, wurde» die 'Monarchen mit Fanfaren begrüßt Die beiden Kaller nahmen in der großen Loge neben einander Platz zwilchen den Prinzessinnen Adolf zu Schaumburg-Livve und Friedrich Karl von Hessen. Hinker ilme» laßen der Großherzog von Hessen, die Prinzen Heinrich von Preußen und Friedrich Karl von Hessen, sodan» die Würdenträger und das Gefolge. Das Orchester spielle die russische Hymne, das Publikum rief dreimal Hoch. Zur Ausführung gelangte als zweite Feftoorstelliiug „Oberon" i» der Wiesbadener Bearbeitung. In der Paule nahmen die Herrschaften den Tee im neuen Foyer, wo die Monarchen sich leb haft unterhielten. Nach der Vorstellung im Theater sichre» die Majestäten durch die Spalier bildende» Truppen znm Bahnhose, wo sie die Front der Ehrenkomvagnie des Kairer Alexander Garde- Grenndier-Regiments abichritreii. Mit Kaller Wilhelm waren sämtliche anwesenden Fürstlichkeiten und Würdenträger zur Ver abschiedung aus dem Bahnkose erschienen. Die Monarchen küßten sich wiederholt. Uni lO'/r Uhr erfolgte unter dreifachem Hurra der Mannschaften des Alexander-Regiments die Abreise des KallerS von Rußland Minister Budde bat in Königsberg i. Pr. Vertreter der Kciusmanmchast und der Presse empsangen. Bei der Gelegenheit hak er sich über mancherlei VcrlcbrSftagen ausgesprochen, über Oesiiiches und Westliches, von den ostvrrnhllchev Kleinbahnen an- aeianaen bis zum Mittellandkanal und den Bahnhöfen des Industriegebietes. Vom Mittellandkanal iprach der M> nister ausweichend mit einem Scherzwort: „Wer etwas über die Kanalvorlagc wissen wolle, müsse die Herren Redakteure fragen, die mehr wüßten als er." Voll Sympathie erklärte er sich zu, Frage deS Masurischen Kanals: für die nächste Session sei die Sache noch nicht reit: aber kommen würde sie: er sei ei» Fieunb der Wasserstratzen. Dann kam er auf das Provinzielle zu reden: es sei nicht richtig, wenn man der Regierung nachiage, sie behan delte Ostpreußen als „Stiefkind": insbeiondere treffe die Kritik nicht zu, die an dem Jnsteiburger Bahnhof geübt würde Und nun wörtlich: „Wenn da einer den Ausdruck „Meillchcnfalle" e>- funden bar. so ist daS doch nur ein Wort, um Unfrieden in die Bevölkerung zu bringen Da könnte ich Ihnen „Menichensallcn" in dein vielgerühmien Weste», zum Beisvicl den Bahnbos in Herne, de» Bahnhof in Dortmund nennen. Ich kan» Ihnen sagen, wenn ich dorlhin komme, dann wird mir. als oem vrcant- wortlichen Minister, angst und bange. Ich wiederhole, in den vielgerühmtcn rheinischen Jndustriedezirken, die wir angeblich bevorzugen, kann ich Ihnen Bahnhöse zu Dutzenden nennen, die in der Betriebsgefahrlichkeit viel schwieriger sind. Wenn ick, aber mit einem Maie aniangen wollte, die sämtlichen Bahnhöfe umzubauen, io würde das natürlich unmöglich lein ans bautechni schen wie aus betriebstechnischen Gründen und auch auS finan ziellen Gründen. ES muß alles aus dem Exiraordinacium gedeckt werde», wenn ich nicht unbezahlbare Schulden machen soll." Wenn die Sachen aber so stehen, müßte Herr Budde doch ein ernstes Wort mit seinem Kollegen, dem Jinanzmiiuster, reden. Es kann doch nicht geschehen, daß eine gewissenhafte Verwaltung — ledig lich aus sinanziellen Gründen - Zustände duldet, bei deren Be trachtung ihrem verantwortlichen Leiter ledrsmal „angst und bange" wird, bemerkt dazu die „Lägt. Rundsch." Der kommandierende General des 1. Armeekorps, General Freiherr v. d. Goltz, der unter den Milltärschriftitcllern der Gegenwart einen der ersten Plätze einnimmt, verbreitet sich in der „National Review", einer der einflußreichsten englischen. Zeit schriften, über die militärischen Lehren, die wir aus dem süd- afrikanischen Kriege zu ziehen haben. Er nennt denselben den größten Kolonialkrieg, den die Welt jemals gesehen hat. Der Burcnkrieg, jagt v. d. Goltz u. a.. bildet eine Epoche in der Ge schichte der Kriegskunst: Er hat den Glauben, daß in den Truppen massc» der sichere Weg zum Sieg zu finden sei, einen Glauben, der seit Napoleons Zeft auf uns gekommen war, erschüttert. Zu jener Zeit freilich waren die Waffen roh und unvollkommen, ein Füsilier war ebenso wel wert wie der andere. Wer die meisten Truppen ans engem Raum zusammenbrachte. war der Stärkere. Napoleons Meisterschaft als Truvpcnführer bestand darin, daß er Schlachten von 1670 beweisen cs und bei den theoretischen Hebungen und Kduegsspielen laufen nur Gefahr, das, wir, »in den Sieg zu entscheiden, uns auf eine stupide Zahlenrechnung ver lassen/ Freilich darf die Masse auch nicht unterschätzt werden, wie wiederum der südafrikanische Krieg beweist: denn schließlich sind die Engländer doch infolge ihrer erdrückenden Masse der Buren Herr geworden. Biele Hunde sind des Hasen Tod. Aber das hat uns der südafrikanische Krieg ams neue eingeschärst, daß die kriegerisch« Ueberlegung und Tüchtigkeit des einzelnen ebenso wichtig ist wie die Ucberlegenbeit der Masse. Was die europäische Kriegskunst im einzelnen von den Buren lernen kann, ist nach v. d. Goltz die große Unabhängigkeit dcS Soldaten in der Schlackst, die kluge Geschicklichkeit, den Vorteil der Bodcnbesckaffenbeit wahr- zunchmen, die Hebung des Auges im Unterscheiden von Gegen- ständen die Ruhe im Erwägen, wie man sich dem Auge des Feindes am besten entziehen könne, v>e sichere Hand und der wohlberechncie Schuß. lieber zwei politische Urteile wird dem national nicht aus den Kaiser habe beziehen können, wurde der Angeklagte zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt. Dieses Urteil ist uns unerfindlich. Durch den § 95 R.-Str.-G.-B. soll die Person des Kaisers vor Beleidigung geschützt werden, nicht das Wort „Majestät". Es heißt da ausdrücklich: „Wer den Kaiser, seinen Landesherrn usw. beleidigt, wird usw. bestraft." Die Richtigkeit unserer Auffassung geht aus einem gleichzeitigen Reichsgerichts- urteile hervor. Danach wurde der Revision eines Bergmannes, der die Redensart gebraucht hatte, „vom Polizisten bis zum Könige sind alle . . . und der deswegen verurteilt worden war, stattgegeben, weil aus der Feststellung des erstinstanzlichen Urteils nicht zu ersehen sei, ob es sich nicht etwa um eine allgemeine Redewendung gehandelt habe. Nach dieser Feststellung des Reichsgerichts soll also nur die Person des Königs gegen Be- leidigung geschützt werden, nicht das Wort „König" oder „Majestät". Wir können auch vor einer anderen Auslegung nicht dringend genug warnen. Man weiß, daß eine starke Strömung besteht, den Majeslätsbeleidigunos-Paragraphen zu Falle zu bringen, deshalb müssen gerade die Kreise, die im Interesse der monarchischen Institution die Aufrechterhaltung dieses Paragraphen wünschen, daraus achten, daß nicht Urteile gefällt werden, die dem n«ns« durchaus zuwidcr- laufen. — Der andere Fall betrifft den bekannten elsässischen Publizisten und früheren Reichstagsabgeordneten Hauß. Dieser hatte einem Arzte, der sür Hautzcns Gegner Blumenthal bei der Rcichstagswohl agitiert hatte, den Bruch des Ehrenwortes vorgeworsen, und zwar, wie die Verhandlung ergab, wider besseres Wissen. Hariß wurde deshalb wegen verleumderischer Beleidigung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Dagegen wäre au sich nichts zu jagen, denn eine schwere verleumderische Ehrenkränkung verdient auch eine entsprechende Strafe. Um so mehr müssen wir uns gegen die Motivierung für das Strafmaß wenden — vorausgesetzt, daß die Darstellung im „Elf. Volks- boten", dem Organ des Herrn Hauß. zutrifft. Danach bat näm lich der Richter m der Urteilsbegründung gesagt: die Beleidigung sei eine um so schwerere, da sie eincn Offizier und ehemaligen Korpsstudenten treffe. Hat der Richter das Urteil wirklich jo motiviert, so gebührt ihm eine scharfe Zurückweisung seitens der Presse und eine Zurechtweisung seitens der Vorgesetzten Behörden. Wir protestieren aus das entschiedenste gegen die Herstellung von zwei Klassen bürgerlichen Ehrgefühls. Für jeden anständigen Menschen ist das Ehrenwort, das er gibt, eine heilige Sache, und deshalb ist sür ihn der Vorwurf, daß er sein Ehrenwort gebrochen habe, die insamste Beleidigung. Nach der Urteilsmolivierung seitens des Gerichts aber muß man annehmen, daß, wenn der beleidigte Arzt zufälliger Weise nicht Rcserveossizier oder Korps siudcnt gewesen wäre, Herr Hauß billiger davongekommen wäre. Nichts ist — auch vom Standpunkte des Kampfes gegen die Sozialdemokratie aus — bedenklicher und verkehrter als eine der artige Scheidung des Bürgertums in zwei „Eyrenklassen". Von diesem Gesichtspunkte aus freut es uns auch, daß Herr Hauß Berufung eingelegt hat, denn wir hoffen zuversichtlich, daß die zweite Instanz Urteil und Strafmaß anders motivieren wird. Der Wanderlehrer Krug in Obermaßfcld, welcher als Land- taaskandidat im 4. Meininger Wahlkreis aufgestellt, aber in der Stichwahl unterlegen war, erläßt jetzt in der „Dorfzeitung" folgendes Inserat: „Dank und Bitte! Allen denen, die mich trotz Lüge und Verleumoung am 5. und 20. Oktober gewählt haben, sage ick herzlichsten Dank. 'Alle diejenigen, die noch etwas aus ihre Ehre halten, bitte ich dringend, niemals eine Kandidatur an- zunehinen. Wer nicht von Lügnern, Ehrabschneidern durch den Kot geschleppt sein will, der bleibe in sicherer Verborgenheit." Ans Deu ti ch-S üdweila srika mehren sich die un günstigen Nachrichten. Vor einigen Tagen winde gemeldet, daß eine Anzahl Deutscher von den Ovambos, den Bewohnern des nördlichsten Teiles der Kolonie, ermordet worden sind. Nu» ist zugleich eine cuiirührcitsche Bewegung im Süden ausgebrochen und in Z»samme»slößen sind schon deutsche Soldaten gefallen. Zu dielen Unruhen im Distrikt Warmbad meldet ein bereits mikgeleittes Telegramm des „Daily Telegravd" aus Kapstadt des weiteren: Die Bondcizwcrrts empörten sich am 28. v. M. Man glaubt, daß der ganze Stamm, der ungesühr 5000 bis 10 000 Mann stark «ein soll, sich erhoben bade. Eine Abteilung von 110 Mann ist mst vier GevirgSgcschüßen und 5V Bastard-Hottentotten von Windhuk nach Warmbad ausgebrochen Andere englische Quellen bezeichnen die Lage als kritisch Die Kapregierung treffe Maß regeln, um die ansständilchen Eingeborenen am Uebertritt in die Kavkolonle zu Verbindern. Warmbad liegt etwa 40 Kilometer nördlich von der Snvgrenzc »iiicreS südwestafrikanischen Schutz gebietes. welche der Oraniefluß bildet. Im Herbst 1902 mußten gleichfalls Uiiiuben und Räubereien i» diesen südlichen Grenz gebieten unterdrückt werden Große Aufstände haben übrigens in LÜdwestafrika nicht mehr stattgefuiiden seit der Beilegung des Kanipies mit den Hereros und der Unschädlichmachung Henrik Wiibocs durch den Gouverneur Leutwein. DaS war in de» ersten Jahien von dessen »nnmehr lOiähriger ersprießlicher Tätigkeit in der Kolonie. Im November 1893 übernahm Oberst Leutwein, damals Minor, daS Kommando der südweitasrikanischen Schutz- tnivvc. Vorigen Winter Kat er längere Zeit aus Urlaub in der Heimat geweilt. Auch tm Reichstage kamen, und zwar in der Sitzung vom 21. März, die Verhältnisse der Kolonie zur Sprache. Oberst Leutwein, der bei dieser Gelegenheit das Wort ergriff, hatte keiner lei beunruhigende Aussichten zu stellen. ES handelte sich wesentlich um die Biircneiiiwanderung. weiche der Gouverneur nur bedin gungsweise und in gewitzen Grenzen empfehlenswert erachtete. Besonders pries er die sehr günstige wirtschaftliche Entwicklung, weiche die Eisenbahn von Swakopiiumd nach Windhuk ausgeübt har. Von diesem Zentralgebiet liegen die Schauplätze der neueste» Unruhen allerdings weit entfernt. Oesterreich. Der niederösterreichische Landtag nahm m der Sveziaidebatte die gesamte geänderte Geschäftsord nung einschließlich des AuSschiießungsvaragravhen mit der Abänderung an. daß der Antrag aui Ausschließung nur vom Landmcmcball gestellt werden kann, woraus der Antrag dem Dis ziplinarausschüsse zngewiesen wird, der ohne weiteren Appell an den Landtag über die Ausschließung beschließt. Das Hans nahm ferner in Anweienheit der crfoibcrltchc» Anzahl der Landtagsmit- glicder mit der notwendigen Zwcidüfteimevrveit die Abänderung der LandtngSordmmg an. welche dnrch den angenommenen Aus- schließungsparagrapben der Geschäftsordnung erforderlich ist. Ungarn. Nachdem die Sitzung des Abgeordnetenhauses ge schlossen worden war, ohne daß Ministerpräsident Graf Tisza seine Programm rede gehalten, hielt aas Magnaten haus um 4 Ulir nachmittags eine Sitzung, in welcher Graf Tisza sein Programm entwickelte. Redner wies aus die schwere, an dauernde Störung der parlamentarischen Arbeiten hin und führte aus, den Ausgangspunkt dieser Störung habe der Widerstand gegen die Erhöhung des Rekriitenkontinaenls gebildet. Später sei in weiten Schichten der öffentlichen Meinung die ungarisch« Kom- mandosprach« gefordert worden, doch sei die gesamte Nation einig, daß sie die Erfüllung dieses Wunsches nicht unter Aufopferung der Harmonie zwischen der Krone und der Nation fordern dürfe. „Es werden," fuhr Graf Tisza fort, „nunmehr bezüglich der Geltend machung des Ungartuins in der gemeinsamen Armee so bedeutende Reformen vorgeschlagen, daß gehofft werden kann, daß Be ruhigung ciiitrclcn werde. Die Herstellung normaler parlamenta rischer Verhältnisse ist um so notwendiger, als wir bei einem Wendepunkte der internationalen Wirtschaftspolitik angelcingi sind, der auch von seiten Ungarns Stellungnahme erfordert. Wir dürfe» uns nicht durch Störung des verfassungsmäßigen Gleichgewichts der öffentlichen Gewalten zu Untätigkeit und Ohnmacht ver urteilen." Gras Tisza erklärte weiter, er werde für unveränderte Annahme der Ausgleichsvorlagen cintreten. Die Regierung werde bemüht sein, daß bei den Verhandlungen über die Handelsverträge die landwirtschaftlichen und die industriellen Interessen im ge rechten Verhältnis berücksichtigt werden. Gras Tisza erörterte dann noch die Politik der Regierung hinsichtlich der einzelnen Ressorts. Nachdem noch Graf Ferdinand Zichy kurz den oppositionellen Standpunkt der klerikalen Lolispartei entwickelt halte, wurde die Sitzung geschlossen. Frankreich. In der Deputicrtentammer beantragte bet der -i. ^ ^ Beratung des Budgets des Ministeriums des Innern Jorrette liberalen „Hann. Cour, geschrieben: In den letzten Tagen sind lNationalisti die Streichung der Kredite sür die geheimen zwei Gerichtsurteile ergangen, von denen das eine um seiner selbst Fonds Ministerpräsident Combcs erklärte, die Kredite seien willen, daS andere wegen der Art der Begründung einige Ver- «ine Notwendigkeit sür die Regierung, die aus ihrer Annahme wundcrung erregen muß. In dem einen Falle handelt eS sich um eine MajestiitSbeleibi gung. Ein ZeitnngShesitzer, der den Bürgermeister seines OrteS höhnisch: „Majestät" zu benennen pflegt, wurde wegen Majestätsbelcidigung denunziert, als er wieder einmal höhnisch von der „Majestät" gesprochen hatte. Trotzdem sämtliche Zeugen aussagten, daß sich das Wort eine Vertrauensfrage mache. D-e Kredite wurden daraus mit 314 gegen 225 Stimmen genehmigt. — Bei der Beratung deS Kultus- budgcts unterzog Abo« Gayroud die Politik der Regierung in religiöser Bez chung einer Kritik, sprach sich besonders dagegen aus, daß gegen Geistliche die Gchaltssperre in Anwendung ge bracht werde, und verlangte, daß den Geistlichen da» Recht zu- Dresdner Nachrichten. »07. Sette Freitag. 6 November LV0.4
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