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Dresdner Nachrichten : 15.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189904158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-15
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.04.1899
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uo. bm« l. r.?b. LI, »«I.lime »o» dir die näckiie Nuiiinn» eriotat In dtt vauvlarlchälwliklle. Mancrim. R. u. luden Nebeiiannakimclicllen v Bonn, «di«sUhrNacken ToimlSS« nur Marikiim. ss v. »-'/,! UbrMlttas«. Anzeigentarif. wÄ!?8>!!8ndiaun,en auf ' ,:Dovvet«eile-unterm aiidt» «o Pi. chrund- Lrund ! oder nach Netttaaen »ilieiinamrimten rc.p luswLniae Aufträ« 8anmrb«»abuma. ^.-keabkStter v«t m, io M. bereebnet. öür Nückaab» »biaelandter Hckinlt- ttuckr rein« Lerbindlichkett. S«rnlvrkcha»lchlub: A»nt I N». II u. Wr. soss. DI« Dresdner Nachrichten erlcbelneu täaltch Moroens. Jahrgang. II. ÜMMt, VLkeiiliLiiWtMe 15. Stets moäsrns unä keine relegr.-Adrejjc: Nachrichten, Dresden, uack ll»m«n-0bs,-fi«mllan. UvterrSelc«. stlaicts. ^11« Stnimpkvresrsll. H unä 'IlllL« Lotiiekerant Leica Lsknsxssse. lL. ksritck 8 fertig rum Xnleooo Kol Linker- uvä Uanä-Vsrlotruugsn. H A stir stLbrstceo, Lsmurlter-Versins. Touristen, K « stsuorcvslirsu, ULcitadrer sto. K H r«rWr.L.I. W'rttNL Gnlnistvr vnnrsslr-u,»» tz 2688. KrmclLSiät und OrtlioMü. Lcko V/uUslr. W miä SLa«I«-FL»K»Lii» H I. H. iivmdiltr M v Mlmi lit 6 Z Ho/Itkile^iint I81L 7^ 8tr«k- und LilxIiutltiLltzniic bietet, stets nur ckas Neueste unck Loste ru billigsten streiken. K E vuntLV MmIiM, NoiMtr« 14. ^ ^imlilsinsl'li8!it8c!i8i'ollSSNgrj8eti.8!eg2kits?Anrug-.»088!!-llM?a!8tg!8tüffö köl'kiHp?, * in Lil8N M0li6l'N8N fgl'll8N llllä KiMS-ßllAlltäKl! ru dlüig8t8kl ?fkj§6N. „ ir». tz»« 14^/4 L,,;«/,«!'- Gesetzentwürfe im Reichstage, Kanalvorlage im preuß. Landtage. Hofnachrichten, Stadt-l Mulinnntzt. Witterung. verordnetensitzung, Sachs. Veteranen. „Teil", „Ohne Liebe". „Standhafte Liebe". I Niederschläge. Lomrabenr», 15. April 18NV. Politisches. Ein großes varlanientarisches Ringen hat gleichzeitig im Reichstag und im preußischen Landtag angehoben, dort um die neuen Postgesctzentwürfc, hier uni die Kanalvorlage. Die Äer- handlungen im ilieichstage sind, soweit die Fragen der Aendcrung des Postzeitungstarifs, die Ausdehnung des Postregnls auf den Ortsverkehr und der den Privatposten zu gewährenden Entschädigung in Betracht kommen, glücklich in zweitägiger Redeschlacht bis zn der Verweisung an eine Konimission gediehen, während die Fernsprech- gcbühren-Ordnung es zunächst nur bis zu einigen leichten rhetorischen Streifschüssen gebracht hat und erst wieder in's Treffen geführt werden soll, nachdem die hochpolitische Samoa-Interpellation ihre Erledigung gefunden hat. Schließlich wird dann auch noch das Telegraphenwegcgesetz vor der Kritik des Hauses Revue zu passiren haben und zu guter Letzt muß sich Herr v. Podbiclski für die Dauer der kommissarischen Berathung über die gesummten Ent würfe aus das Streckbett der Erwartung spannen lassen, wie das unerbittliche parlamentarische Schicksal mit den gesetzgeberische» Geisteskinder» des Herrn Generalpostmeisters umzuspringcn beliebt. Daß Herr v. Podbiclski bei den Debatten über seine Neforni- gcsetzentwürfe besonders glücklich abgeschnitte» habe, wird selbst der ihm wohlgewogenste Bcurtheilcr nicht zu behaupten wagen. Der Humor ist gewiß eine köstliche Gabe, indessen wenn er gar zu kräftig am Unrechten Orte sprudelt, kann er leicht das Gegentheil seiner sonstigen sieghaften Wirkung erzielen. So ging cs bei dieser Gelegenheit dem Herrn Generalpostmeister. weil er, anstatt in sachlicher Rede die wohlbcgründctcn und gewichtigen Einwände sachverständiger Kreise gegen >cine Vorschläge gebührend zu würdigen, seine Zuflucht zu einer Unmenge von großen und kleinen Scherzen nahm, zu denen er sich den Anlaß dadurch hccaussnchte, daß er aus den Kritiken der Vorlagen einzelne Wendungen und Sätze herauSgriss und damit allerlei Spaß verübte, bis er schließ lich mit Emphase erklärte: „Und so etwas wird in deutschen Blättern gedruckt!" Dabei sind selbst die von Herrn v. Podbielski beanstandeten vereinzelten Stellen in den Kundgebungen der Presse zu den Postgesetzentwurfen so wenig gravirender Natur, daß man ob der mit Humor gewürzten moralischen Entrüstung des Herrn Staatssekretärs sich verwundert srugen muß: „Ja, warum soll denn so etwas nicht gedruckt werden?" Die unabhängige Presse kann sich doch unmöglich vom Gencralpvstamt eine allgemeine Dienst vorschrift ausarbciten lassen, nach der sic die Verwerthirng ihres kritischen Wortschatzes bei der Besprechung postalischer Vorlagen cinzurichten hat. Jedenfalls hat der Herr Staatssekretär des Reichspostamts am Mittwoch und Donnerstag im Reichstage mit sachlichen Gründen nicht brillirt. Diese Empfindung war tni Hause allgemein und kam u. A. in der Aenßerung eines konservaliven Redners zum Ausdruck, der mit raum verhehlter Ironie der Meinung Ausdruck gab. es scheine ihm zweiselhast, ob das Schiss lein der Postvorlagen bei der KvmmissioiiSberathung den Hafen er reichen werde. Wo Herr v. Podbielski sich einmal ausnahmsweise bemühte, sachlich zu werden, wirkte er nicht überzeugend, so mit der gänzlich verunglückten Behauptung, sein großer Vorgänger ü. Stephan habe seiner Zeit nur „vergessen", den Ortsbriesverkchr iic das Postmonopol aufzunchmen. Der Abgeordnete vom Centrum Dr. Rintelen unterzog sich der Blühe, diese Auffassung des jetzigen Leiters des Reichspostamts sofort als einen Jrrthum nachzuweisen an der Hand der damaligen Verhandlungen über den Gegenstand, die jene Ausnahme als einen wohlüberlegten gesetzgeberischen Akt darstellen. Bei diesem Stande der Dinge dürste Herr v. Podbiclski abermals Gelegenheit haben, sich darüber zu wundern, „was in der deutschen Presse geschrieben wird". So meinen beispielsweise die „Münch. N. N." ohne jede Spur von übcrtünchtcr Höflichkeit, es wäre besser gewesen, wenn Herr v. Podbiclski seine Resormentwürfe von vornherein auf soliden Studien und gründlichen Vorarbeiten ausgedaut hätte. Das; cs daran „in erschreckendem Maße gesuhlt habe", hätten seine letzten Reden bewiesen. Natürlich sind der artige Kritiken nur sachlich gemeint, persönlich gilt dem liebens würdigen Herrn Staatssekretär des Reichspostamts gegenüber auch von Seiten seiner schärfsten Gegner auf dem Gebiete der neuen Postvorlagen das Wort: „Darum keine Feindschaft nicht!" Das sachliche Ergebniß der bisherigen zweitägigen Pvstdebatte im Reichstage läßt sich dahin zusammcnsasscn, daß in Sachen des Postzeitungstarifs nur der Sozialdemokrat Singer sich mit den: sonst von ihm bestgehaßten Generalpostmeister ganz aus dem Boden der Regierungsvorlage zusammensand. Die übrigen Redner, Dr. Marcour vom Centrum, Dr. Hasse von den Nationalliberalcn, V. Waldow-Reitzenstein von den Konservativen, Graf Bernstorss von der Reichspartei» Dr. Pachnicke von der freisinnigen Ver einigung. vertraten ausnahmslos den Standpunkt, der von der Posttarisvereinigung deutscher Zeitungsverleger in der Frage ein genommen wird Md auch die Billigung des Vereins deutscher Zritungsverleger Md des katholischen Augustinusvereins gefunden hat. Damit ist die Annahme der Beschlüsse der genannten Körper schaften. die insbesondere die Schonung der berechtigten Interessen der mittleren und kleineren Presse in, Auge haben, in der Kom mission so gut wie gesichert. Mit Bezug auf die Ausdehnung des Postregals auf den Ortsverkehr stellte sich im Lause der Verhand lungen heraus, daß der Gedanke der Erweiterung des Monopols bei Weftem nicht mehr dieselbe abschreckende Wirkung ausübt. wie «S noch im Vorjahre der Fall war, wo der .Gesetzentwurf be treffend einige Aendcrungen von Bestimmungen über daS Post- wcsen". der damals noch nicht mit der Abänderung des ZeitungS- tariss beschwert war, gerade an der allicitigen grundsätzlichen Ab neigung gegen die Ausdehnung des Postregais scheiterte. Nur im Punkte der Entschädigung der Privntpostanstalten war die all gemeine Stimmung im Reichstage für ein erhebliches Mehr gegenüber der Regierungsvorlage. Die erste Berathung der Kanalvorlage im vreußischcn Abgeord netenhause bot ein bewegtes parlamentarisches Bild. Haus und Tribüne» warenausnahmsweisegutbesehtunddie allgemeine Unruhe, die einer großen Entscheidung vocherzugehen Pflegt, erfüllte die Räume. Die Rede des Ministers Thielen zu Gunsten der Vorlage fand bezeichnender Weise keine Spur von Aufmerksamkeit, sondern ging fast ganz in dem Gesumme und Stimmengewirr der hin und her schwirrenden Einzelunterhaltungen verloren. Nach der Rednerliste! hatten sich 27 Redner gegen und 30 Redner sür die Vorlage ein- schreiben lassen. Alle Parteien hatten Redner für und gegen die Vorlage gestellt, mit Ausnahme der freisinnigen Voilspartei, deren Führer Enge» Richter als einziger Redner zu Gunsten der Vorlage auf der Liste stand. Nach dem Minister erhielt als Erster der konservative Abgeordnete Gras Kanitz das Wort, der einen fulminante» Sturmlanf gegen das Kanalprojekt unternahm. Kaum war der Name des Grafen Kanitz genannt worden, so verstummte aller Lärm im Hause — gewiß ein bezeichnendes Merkmal sür die Situation! — und der konservative Gegemcdner erntete Triumph aus Triumph. In einem Stimmungsbericht der „Tägl. Rundschau" werde» die Vorgänge während der Rede des Grase» Kanitz in folgender anschaulicher Weise geschildert: „Nachdem der Minister mit seinem letzten Appell an das Wohlwollen des Hauses nur ver einzelte Bravvruse erweckt hatte, bestieg die schlanke und schwanke Gestalt deS Grafen Kanitz die Rednertribüne, und damit waren die Schleusen der Opposition geöffnet, deren Flnth das so sorgsam ausgebaute Theorem des Mittellandkanalprojekts schier einzureißen und wegzujchwemmen drohte. Der LandwirthschaftSminister stellte sich, die Hände in den Bcinkleidcrtaschen vergraben, dicht hinter den Redner, ihm mürrisch znhörend. während der Finanzminister sich Notizen machte. Hatte der Minister seinen berühmtesten Amtsvorfahren als klassische» Zeugen sür den Kanalbau citirt, so citirte der agrarische Redner denselben Eisenbahnminister als klassischen Zeugen gegen den Kanalbau, und so ergab sich eine Ver handlung Malibach eovtri-c Mahdach. Als Gras Kanitz eine Stunde gesprochen hatte, meinte er selbst, es sei an der Zeit, daß er einem Anderen Platz mache: und da ereignete sich, was wohl noch niemals im Parlamente vorgekommen. nämlich der Zuruf: „Nein, nein!" Der Beifall, den er erfuhr, war so kräftig, daß die konalfreundlichc Minderheit im Centrum und ans der Linken dadurch zum Zische» herausgefordcrt wurde." Nachdem hieraus noch der »ationallibcrale Abgeordnete Schmieding für die Vorlage eingetreten war, wurde die Berarhung am eisten Tage abgebrochen. Als StimmungSshmptom innerhalb der konservativen Frak tion verdient hervorgehoben zu werden, daß die „Deutsche Tagesztg." zur Feier der Eröffnung der Kanaldebatte einen Artikel bringt, der „das Fiasko der Kanäle im Auslande" Nachweisen soll. Es wird darin aus Grund einer Broschüre „Zttr Frage der Erbauung eines Rhcin-Weser-Elbekanals" ausgesührt, daß in Nordamerika die Kanüle trotz völliger Abgabenfrciheit den Wettbewerb der Eisen bahnen nicht zu ertragen vermocht hätten und der Sieg der Schienenstroßcn heutedort unbestreitbar sei. Für Europa wird aus die schlechten Erfahrungen in Frankreich und Belgien verwiesen, deren Finanzen beiderseits durch die Kanalpolitik in die schlimmste Mitleidenschaft gezogen leien. Ganz besonders wird sür England aus den Manchestcr-Seekanal eLemplificirt, der statt der ver anschlagten 115 Millionen Mark 308 Millionen Mark gekostet und seit der im Jahre 1891 erfolgten Eröffnung »och nicht einmal die Betriebskosten gedeckt habe. Die „Freis. Ztg." macht allerlei Angaben über das Ergebniß der Vorbesprechungen in den Frak tionen. Darnach sollen die Konservativen mit sehr wenigen Aus nahmen sich gegen die Vorlage erklärt haben, ebcmo die Frei- konservativen. Die EcntrumSpartci sei gctheilt. In der national liberalen Partei dagegcir leien nur vcreinzclle Gegner der Vorlage. Darnach würde die Ablehnung der ganzen Vorlage außer Zweifel stehen. Die Regierung selbst sicht aber nach der Versicherung des Richtcr'schen Blattes die Sache günstiger an. „Zunächst", meint handelt sich augenscheinlich Herr Richter in seiner Weise, „hat der kluge Herr v. Miguel in Herr» Hufnagel — so habe seiner klugen Weise ein parlamentarisches Diner veranstaltet, bei welchem auch der Kaiser erscheinen und sür manchen Landrath neue Aufklärung über die Bedeutung der Vorlage geben dürfte." Vielleicht täuscht sich der emagirte freisinnige Kanalpolitiker dieses Mal doch in der Wucht des Widerstands, den die Vorlage findet. Grandios wie das Projekt selbst ist auch die Opposition, der es begegnet. Wer wird in diesem gewaltigen Ringen als Sieger das Feld verlassen? Das ist eine Frage, deren Beantwortung durch den AuSgang deS parlamentarischen Kampfes auch außerhalb Preußens mit Spannung erwartet wird. Krrnschrett- «ad Frrus-rech-vertchte vom 14. April. erlin. Reichstag. Der heutige erer Spannung entgegengrsehe», sollte eit heute offiziell ' bcson . Samoa-Angelegenheit „ handelt werden. Die Tribünen waren voll besetzt. ,en Sitzung wurde mit . ._ 'c doch die vielerwähnte hier in der Oeffentlichkrit ver- ^ voll besetzt. Im Hause waren die Abgeordneten zahlreicher als sonst erschienen. Für die Regierung iprach, wie aus nachfolgendem Bericht bcrvorgelst, der Herr Staats iekrelär v, Bülow, der in nachdrücklicher Weise die Interesse» Deutschlands knndzngeben verstand. Der Reichskanzler ward durch Verhandlungen im Abgeordnetenhaus abgehalten, der Sitzung bei- zuwohnen. Der Ministertisch war ziemlich vollzählig besetzt. — Auf der Tagesordnung steht die Samoa-Interpellation der Abg. Lehr und Genossen. — Abg. Dr. Lehr ikonss begründet die Interpellation. Tie Hauptschuld an den bedauerlichen Vor gängen vor und auf Samoa li"ge an England, weiches unserer Kolonialpoiink stets die größten Schwierigkeiten in den Weg ge legt habe. In Amerika dagegen bade sich bereits eine sehr erfreu liche Reaktion der Deutsch-Amerikaner gezeigt: dauere diese fort, W werde sich noch Vieles zu unseren Gunsten ändern. Die Nachricht über den Befehl des amerikanischen Admirals Kautz an den Kommandeur des „Falke", den Hasen von Apia vor Abend nicht zu verlassen, könne unmöglich richtig sein. Redner erinnert auch an die Vorgänge vor zehn Jahren, wo man die Deutschen überfallen habe, noch dazu unter Anregung eines Amerikaners, der leider einen deutschen Namen getragen habe. (Klein.> Es denkt natürlich Niemand von uns daran, daß ivir England und Amerika den Krieg erkläre». tLacheu bei den Sozialdemokraten.) Aber wir haben gegenüber dem Verhalten Amerikas und Englands! mirthschasttiche Mittel der Abwehr durch Ablehnung wirthsthaft- lichcr Zugeständnisse namentlich gegenüber Amecika. Einen Krieg beginnen wäre thöricht von uns. aber hätten wir recht zeitig sür Vermehrung der Flotte gesorgt, anstatt erst im vorigen Jahre, dann wirren uns solche schmerzliche Erfahrungen erspart worden. Wir brauchen sa nicht an eine Flotte zu denken, wie England sic hat, aber wir müssen eine Flotte haben, die ans bündnißsähig macht. Die Zeiten des WestbürgertbumS sind für uns vorüber. Die Reichsregicrung kann daraus rechnen, daß sie uns Alle hinter sich hat, wenn sie die deutschen Interessen energisch wahrt. (Bravo rechts. Zische» links.) — Staatssekretär v. Bülow: Ich bin gern bereit, mich über eine Angelegenheit auszusprechen, welche die öffentliche Meinung mit Recht lebhaft beschäftigt und die süc die Regierung seil Wochen ein Gegenstand ernster Ansmerlsamkeit ist: aus der anderen Seite werden Sie es verstehen, und auch der Antragsteller wird es verstehen (Sehr gut links), wenn ich in meiner amtlichen und verantwortlichen Stell ung nicht Dinge sagen werde, welche eine friedliche Beitegim^dec entstandenen Schivierigkeitcii in Frage stellen könnten. (Sehr wahr 1 Heber die Vorgeschichte der längsten Wirren auf Samoa habe ich mich in der Budgetkommission ausgesprochen und ich habe namentlich daraus hingcwcesen, wie es seit pem Inkrafttreten der Samoa-Akte testen weder an Unruhe, E noch an Reibungen zwischen den Vertretern der drei betheiligten Regierungen gefehlt hat. Was unser Verhalten gegenüber diesen Verwickelungen an geht, so kann ick dasselbe zuiammenfajie» in de» einfachen Satz: Festhalten an der durch die Samoa-Akte gegebene» Rechtslage, solange diese Akte nicht durch übereinstimmenden Beschluß der unteczcichneten Mächte modifizirt ist. (Sehr richtig.) Allo Acht ung der Anderen ans Grund dieser Akte zustchenden Rechte, aber auch volle »nd unbedingte Aufrechtechastung unserer eigenen deut schen Rechte. (Sehr richtig.) Im Interesse der Ruhe auf Samoa wie im Interesse der betbeitigten Regierungen würden ivir cs an und für sich sür nützlich finden, wenn die nach und nach unzureichend gewordene Samoa-Alte ersetzt werden könnte durch eine der gegenwärtigen Situation besser entsprechende Neuregelung. In diesem Sinne habe ich seiner Zeit im Hinblick aus die mannigfachen Unznträglichkeiten. welche die freie Herrschaft ans Samoa mit sich bringt, in dcc Budgettommiisic»! gejagt, wir wären geneigt, in eine reinliche Scheidung zu willigen. Da sich aber die Nachtheile des gegen wärtigen Zustands sür die beiden anderen detheistgten Mächte ebeipo fühlbar machen wie für uns, so haben mir keine Ver anlassung und auch kein Bcdürsniß. in dieser Richtung aus eigener Initiative mit besonderen Vorschlägen hervorzntrcten. Solange aber die Samoa-Akte zu Recht besteht, muß sic von alle» Bethciligten lovai beobachtet werden, den Buchstaben nach und dem Geiste nach. Ein anderer leitender Gesichtspunkt für uns war, uns nicht in die Streitigkeiten der eingeborenen Häuptlinge zu mischen. Den verschiedenen Thronkandidaten stehen wir an und für sich parteilos gegenüber; da aber die provisorische Regierung des Häuptlings Mataafa von den drei Konsuln anerkannt worden war, so mußte sie auch unserem Konsul als der legale ststus auo solange erscheinen, bis durch einstimmigen Beschluß der drei Mächte eine neue Regierung eingesetzt war. ucber die letzten Zusammen stöße ans Samao liegen bisher nur verstümmelte Zwischenakt-Tele gramme umelcs Konsuls und mehr odcr weniger glaubwürdige Berichte anSläinicher Telegraphen-Agenturen vor. so daß über dicte ein abschließendes llrthcil noch nickt möglich ist. Ucber den Konstilt zwischen dem amerikanische» Admiral und dem Komman danten deS „Falke" ist uns nicht das Allermindcstc bekannt (Hort, hört, linkst, und ich halte in Uebercinstimmung mit meinem ver ehrten Freunde, dem Herrn Staatssekretär des ReichsmarineanitS einen solchen Konstilt für vollständig ausgeschlossen Jedenfalls bin ich überzeugt, daß das Verhalten, daß daS Ehrgefühl, der Takt, die Sclbstbeherrrjchung unserer Sce-Ossizicre ebenso sehr über alles Lob erhaben war, wie die Manneszucht der Leute. (Bravo!) Waä vc» in Samoa verhafteten Reichsangehörigen anbctrifit — e« handelt sich augenscheinlich uni den Leiter der Psvinzung Bastele. Herrn Hufnagel — so haben wir sogleich in ernster Weise die Aus mcrtsamkeit der englischen Regierung aus diesen Vorfall gelenkt und der bestimmten Erwartung Ausdruck gegeben, dag unseren! Landsmann kein Leid geschehe» werde, losem er. wie wir be stimmt annchmen, unschuldig sein sollte. Durch diese lokalen Vorgänge auf Sanioa kann überdies die endgiltigc Regelung der dortigen Verhältnisse nicht rektisizirt werden. Diese Rcktifizirung erfolgt nicht an Ort und Stelle, sondern sie kann nur hervorgchen aus der Vereinbarung der drei betheiligten Kabinette. Um eine solche Neuregelung herbeizusühren, haben wir die Entsendung einer Spezialkommission in Vorschlag gebracht und sür die Beschlüsse dieser Spezialkommission Einstimmigkeit gefordert und nach Uebcr- winduna nicht unerheblicher Schwierigkeiten auch dnrchgesetzt. lBravo!) Ich freue mich, mitthetlen zu können, daß die englische Regierung durch ihren hiesigen Botschafter nunmehr ihre Absicht erklärt hat, sie acceptire die Vorschläge der deutschen Regierung hinsichtlich der Handlungsweise und der Funktionen dieser Spezial kommission. Diese Funktionen und Befugnisse der Spezial kommission kann ich in Kürze wie folgt zusammensassen: Die im Hinblick auf dir ln Samoa ausgcbrochencn Unruhen und zum Zweck der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung daselbst durch die drei Signatarmächte der Berliner Samoa-Akte ernannte Kom- <-1.
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