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Dresdner Nachrichten : 10.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-10
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.09.1899
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Vvesbirrv Nachrichten. Mr. S3L. Seite S. MM Sonntag. Lv. Sevtbr. L899 widert: Meine Herren Kriegsrichter, Sie schulden für das Urtheil nur Ihrem tstcwissen und lffolt Rechenschaft, mein letztes Wort an Sie ist: Ich weif;, das; Sie Männer twn Loyalität und Recht lichkeit sind n»d sich niemals einem Beweise nnschließcn werde», de» sich mir ans Möglichkeiten und Vermnthnnacn anibnut. Ich schliche deshalb mit denselben Wvrte» wie Vormittags: Ich habe zu Ihnen Bertranen. iveil Sie Saldaten sind. (Sensation.) Der Präsident fordert Dreusns ans. das Wort zn ergreifen. Drcysus ist bemüht, seine Bewegung zu beineistern. * h( cn »e s. Dre»f» s - Prozeß. (Fortsetzung.) Drehsus sagt: Ich will nur wenige Worte svrecheii. Bor dem Baterlandc und vor der Armee gebe ich die Versicherung ab: Ich bin un schuldig. Das einzige Ziel, welches ich erstrebe, ist. die Ehre meines Namens zn retten und den Namen, den meine Kinder tragen. Ich ertrug fünf Jahre lang die fürchterlichen Leiden, habe aber die Ucbcrzcngnng. das; ich mein Ziel erreichen werde dank Ihrer Lohalität und Ihres Gerechtigkeitsinns. lLang- anhnltende Bewegung.) Jvuanst fragt: Sind Sie zu Ende? DrcnfnS bejaht dies. Jonanst erklärt die Verhandlung als ge schlossen. Der Gerichtshof zieht sich zur Berathnng zurück. DrchfuS ist fortdauernd rnbig und steigt kaltblütig die Stufen hinab, begleitet von dem Gendarnicriehaiiptniann. der ihn zu dem Saale hinausgelcitet, den Treyfns nicht mehr betrete» wird. Die Bc- rathung des Kriegsgerichts währte 1>/- Stunde. Als der Gerichts hof wieder den Saal betritt, herrscht lautlose Stille. I» den Mienen Aller bemerkt man angstvolle Erwartung und athemlvse Spannung. Als Jonanst das Urtheil ausspricht. Hort man unter drückte Ausrufe im Saale. * Rennes. Drehsns - Prozeß. (Fortsetzung.) Während der Pause finden lebhafte Gespräche im Saale statt. Kein Zwischen fall kam vor. Sämmtliche Tbürcn des Lhcenms sind geschlossen, die Umgegend ist vollständig abgesperrt. Vor dem Lvceuin befinden sich nnr wenige Personen, denen der Ansenthalt gestattet ist, ferner Soldaten und Gendarmen. 4 Uhr 40 Minuten wird i» der Rue Tvuillicr der Ton der Glocke gehört, welche die Wiederaufnahme der Sitzung verkündigt. Unmittelbar daraus ertöne» die Kvnunando- rufe: „Iaht das Gewehr an!" und ..Prüsentirt das Gewehrs" .hierauf wird dem Vernrtheiltcn das Urthcil vor dem versammelten Militär vorgeleje». Einige Minuten, nachdem die Kominnndorufc ertönt, stürmten Diejenigen, welche die Vcrurthcilung mit angehört, init den Rufen fort: „Vcrurtheilt, verurthcilt!" Die LhceumSthür wird geöffnet und es beginnt ein wahrer Wettlaus der Journalisten. Tic beiden Schwäger Drehsus' erscheinen, umringt von Freunden, man bezeigt ihnen Shmpathie. Es bilden sich Gruppen, die erregt die Vernrtheilung besprechen. * Rennes. Dreyfus-Prozeß. (Fortsetzung.) Nach dem das Urtheil verkündet, erklärt der Präsident, das Kriegsgericht werde bis nach völliger Räumung des Saales in demsclbc» Zurück bleiben. Jouaust fügt hinzu: Ich bitte die Anwesenden, sich in Ruhe und Ordnung zurückznziehen, damit keine Maßregel ergriffen zu werden braucht. Darauf wird das Urthcil Drehsus durch den Gerichtsschreiber vor dem versammelten Militär im kleinen Saale vurgeleie», wo sich Drehsus während der Pause aufgchaltcn. Dreyfns hörte die Verurtheilung völlig ruhig, ohne die geringste Bewegung an und ging ruhig und gemessenen Schrittes nach dem Gefängnis;. * Rennes. Drehs us-Prozeß. (Fortsetzung.) Das Urthcil besagt: Der Angeklagte ist mit 5 gegen 2 Stimmen schuldig erkannt worden, im Jahre 1894 Machinationen und Verbindungen mit einer auswärtigen Macht oder einem ihrer Agenten unterhalten zu haben, um dieselbe zu bestimmen, Feindseligkeiten zu begehen oder einen Krieg gegen Frankreich zu unternehmen, beziehungs weise derselben die Mittel dazu zu verschaffen, indem er ihr Noten und Dokumente, welche im Bordereau aufgczählt sind, lieferte. Hinzu- acfügt wird, mit Stimmenmehrheit seien mildernde Umstände bewilligt worden. Nachdem sodann die gesetzlichen Bestimmungen über die Straffestsetzung durch den Präsidenten verlesen worden, beschloß der Gerichtshof mit 5 gegen 2 Stimmen, daß DrcnfnS zu 10 Jahren Dctention verurtheilt werde. Zur Einlegung der Re vision sind 24 Stunden bewilligt. Weder bei der Räumung des Saales noch später erfolgte eine Kundgebung. * Rennes. Labori war es, der Dreyfns seine Verurtheilung mittheilte; Tcmange, durch Anspannung zn bewegt und erschöpft, überließ Labori die peinliche Mission. „Sie sind verurthcilt," sagte Labori leise zu Drehsus, ihn in seine Arme schließend. „Sie sind zu Dctention vcrurtheilt, werden aber nicht nach der Teufclsiuscl zurückkehrcn." DrchfuS schüttelte ihm nach der Uinarnuing die Hand und antwortete anscheinend ohne irgend welche Bewegung nur: „Trösten Sie meine Iran!" Einige Minuten später las ihm der Gerichtsschreiber das Urthcil vor. Frau Drehsus nahm den Spruch mit Fassung auf. * Rennes. Gerüchtweise verlautet, DrchfuS werde »ach Korsika in den festen Platz Eorte überführt. In Paris heißt es, cs würden die 5 Jahre auf der Tenfelsinscl in die Strafe ein gerechnet. In der Stadt ist Alles ruhig. * Paris. Die Nachricht von der Verurtheilung Drehsus' wurde durch Extrablätter rasch verbreitet und von einem Theilc der Bevölkerung mit unverhohlener Befriedigung ausgenommen, wenngleich die Zubilligung mildernder Umstände Erstaunen er weckte. Die Boulevards sind belebt, besonders lebhaft ist es vor den Redaktionen der Nationalistenblätter, welche flaggten und Ricsen- tafeln mit der Aufschrift: „Es lebe die Armee!" hcraussteckten. Es wurden nirgends Ansammlungen geduldet. R o in. Der Papst »ahm das Anerbieten des Jesuiten-Gencrals Pater Martin an, die zur Deckung des diesjährigen Defizits des heiligen Stuhls »öthige Summe beizusteuern. London. Gestern Abend nach dem Kabinctsrath hatte der deutsche Botschafter Gras Hatzfeld eine Konferenz mit Salisbury über die Lage in Südafrika und verschiedene die englisch-deutsche Konvention berührende Eventualitäten. Obwohl die deutsche Re gierung hofft, daß der Friede werde erhalten werden, herrscht voll kommene Einigkeit über die von Deutschland zu beobachtende Neutralität. London. Der Ministerrath war auf besonderes Ersuchen Ehamberlain's einberufen. Er glaubte, daß die Transvaalkrisis in ihrem augenblicklichen Stadium Beschlüsse des ganzen K erfordere. Nach Erörterung des neuesten Schriftenwechsels ; dem Kolonialamte und der Regierung der südafrikanischen Republik wurde die Frage besprochen, ob es zweckmäßig sei, ein Ultimatum an die Buren-Negierung zu richten. Vorläufig wurde davon Ab stand genommen. Die Hilfsguellen der Diplomatie seien noch nicht völlig erschöpft und es sollen weitere Anstrengungen gemacht werden, um die Transvaal-Regierung zur Nachgiebigkeit zu be wegen. Chamberlain wurde ermächtigt, eine Depesche an den Präsidenten Krüger zu richten, die angeblich die sofortige Annahme der Mindestforderung Milner's und die nnzweidcntige Anerkennung der Souzcränetät der Königin fordert. Kopenhagen. Das Kriminalgericht vernrtheilte den Schrift steller Dr. Brandes zu einer Geldstrafe von 200 Kronen wegen Veröffentlichung des unsittlichen Buches „Det ringe Blöd". Pretoria. Der Staatssekretär Reitz erließ eine offizielle Erklärung der Regierung, worin ausgesprochen wird, die Absicht der letzten Depesche der Regierung sei gewesen, sich zur Annahme einer Kommission von Delcgirtcn beider Regierungen zum Zweck der Bcrathungen der rechtlichen Seite der Wahlrechtsvorlage bereit zu erklären. Lima. Hente fand hier die feierliche Jnstallirnng des neuen Präsidenten von Peru, Romano, statt. DieStadtistvollkvinmen ruhig. Au der Berliner Börse machte sich heute einiger Dcck- ungsbegchr geltend, infolgedessen die Kurse eine leichte Erholung zeigten. Von weiter anslchaucnder Unternehmungslust ist indeß nach wie vor nichts zu spüren, vielmehr ist das Bestreben der führenden Börsenkrcise darauf gerichtet, sich von den schwebenden Verpflichtungen frei zu machen. Für die Transvaal-Angelegenheit waren die Ansichten heute etwas sreundlichcr und von den meisten auswärtigen Plätzen lagen günstigere Stimmnngsberichte vor. Von Banken waren Krcditakticn erholt, von heimischen Banken Kommanditautheilc und Deutsche Bank bevorzugt. Eisenbahnen still, Transvaal anfangs etwas höher, später aber abgeschwächt. Heimische Bahnen behauptet. Montanwerthe auf Deckungen er holt, besonders Laura und Bochnmer lebhafter und höher. Von fremden Renten waren Spanier befestigt, die übrigen meist schwächer. Die Börse schloß still und unverändert. Privatdiskvnt 4'/» Prozent. — Am Spiritus-Markt bröckelten mangels jeden Verkehrs die Locoprcise um 20 Psg. ab. Loco 70er 43,40, Termine sehr reservirt. Im Getreide- Verkehr war am Frühmarkt der Verkehr sehr ruhig, im Mittagsverkehr war die Haltung ziemlich behauptet. Die Zufuhren von Rußland, namentlich in Weizen, sollen recht beträchtlich gewesen sein, doch werden vielfach Klagen über die Qualität des neuen Weizens laut. Ziemlich rege ist die Nachfrage nach Roggen, namentlich bleiben die Elbegegend und das Königreich Sachsen als Käufer am Markt. Hafer behauptet. Wie verlautet, wurde bezahlt für Welzen 150,2o, Roggen 149,25 bis Kabincts zwischen 148,75 Mk., effektive Septemberliescrung. Nach Ermittelung der> Ecntralnotirnngsslclle der preußischen Landwiithschastskammern wnrden bezahlt in Berlin: Weizen 152. Roggen 147.50, Hafer 144 Mk.: Stettin-Stadt: Weizen 149, Roggen 144, Hafer 126,50 Mk. — Wetter: Kühl, bedeckt. Wcst-Nvrdwcstwind. ffrarilfurt a. M. (Echlutz.i «redtt 238.90. D,Skonto 192.80. Dresdner «ank 162.10. LtaatSbahn —. Lombarden 32,60. Laurahütte —. Ungar. Äold —. Portugiesen 21.2«. Fest. Paris. ,3 Uhr RaclimitlagS.) Rente 100.70. Italiener 92.38. Evamer 60.80. Portugiesen 23.80. Türken 23.17. Türkenloose 120,20. Lttomandank 868,00. StaatS- bahn - Lombarden 170,00. Behauptet. Variö. Produktenmarkt. Weizen per Septbr. 19.55. per Novbr.-Febr. 20.88. fest. Spiritus oer Septbr. 41M. per Januar-April 38.25, ruhig. Rüdol per Septbr. 83,00, «nlfierdam. Produkten-Bericht. Weizen per November —, per März —. umsatzlos. Roggen per Oktober —per Mürz —. Oertlickes unv Sächsisches. — Ihre Majestät die Königin hat das Sonimcrhoflagcr Pillnitz gestern verlassen und sich in Begleitung der Hofdame Gräfin Renttner v Wehl und des Obcrhosmeislcrs. Wirkt. Geb, Ratbcs P. Malortic, Exccllenz, Bvrinittags I I Uhr 8 Min, mittelst König!. Svnderzngs ab Niederiedlitz nach Dornreichenbach zum Besuche ihrer Palastdame der Frau v, Minckwitz gcb, Komteß Einsiedel begeben, von wo ans Ihre Majestät Abends nach Leipzig reiste. Die Ankunft daselbst erfolgte 9 Ubr 2l Min. aus dem Dresdner Bahnhöfe, von welchem Ihre Majestät die Königin sofort nach dem Thüringer Bahuhos fuhr, um die Ankunft Sr. Majestät des Königs, welcher 9 Uhr 40 Min von Karlsruhe kam, dort zu erwarten. Beide König!, Majestäten fuhren sodann gemeinsam in das König!, Palais und nahmen daselbst Quartier, wohin sich bereits Nachmittags Sc, Eiccllc»; der Königt. Hcnis- marschall, Wirtl Geh. Rath v, Earlowitz-Hartitzsch begeben hatte, um die für de» Allerhöchsten Ansenthalt nötbigcn Borbcreitunge» zu treffen. Heute Nachmittag 3 Uhr beabsichtigen Ihre Majestäten der König und die Königin dem Leipziger Palmcngartcn einen Bestich abzustattcn iliio Abends 7 Uhr einer Einladung Ihrer Excellenzen des kvnimandirendcii Generals. Generals der Infanterie v, Trcitichte und Gemahlin zum Diner Folge zu leisten. Während Se. Majestät der König Leipzig am Montag früh wieder verlassen wird, um sich nach Äeithain und Annaberg zu den Manövern zu begeben, gedenkt Ihre Majestät die Königin mit dem Zuge Nachmittags 3 Ubr 20 Min. von Leipzig, Dresdner Bahnhof, abzurcisen und sich über Evswig nach dem Königt. Schlosse Mvritzbnrg zu begeben, wohin, wie schon erwähnt, das König!. Hoslager für die nächsten Wochen verlegt werden wird. — Ihre Majestät die Königin hat angeordnet, daß am 19. September Vormittags II Uhr im Earolahaus eine Haupt versammlung des Albertvercins stcittsindcn soll. Ans der Tagesordnung steht u. A, der Vortrag des Geschäfts- und Kassenberichts und Aendcruilgcn der 88 16. 21, M, 32, 35, 37 und 38 der Vercinssatzilngen, Die Abänderungen betreffe» nament lich die Knssciwerwaltung. Jedenfalls dürste auch der Fall Hopfsc mit zur Sprache kommen. - Se, König!, Hoheit Prinz Georg wohnte vorgestern dem Manöver der 3. Division Nr, 32 bei Kamen; bei. — Dem KirchschnUehrcr Kantor Johann Christlieb Riedel in Pomßen ist das Albiechtskreuz verliehen worden. — Die Familie v. M etzsch hat ihren Sommeraufenthalt ans dem Schlöffe zn Friesen beendet. Vorgestern ist auch Se, Exccllenz Herr Gcbcimrath v, Mctzsch nach Dresden bezw, nach seiner Besitzung in der Niedcrlößnitz znrückgcrcist, — Herr Bürgermeister Tr, A h in Meißen ist aus Lebenszeit gewählt worden. Rath und Stadtverordnete beschlossen, sein Ge halt durch persönliche Zulage von iiiM Mk. ans 7000 Mk, zu erhöhen, — Der Stadtrnth hat beschlossen, den Berunzierniigen unserer Stadt, die durch Anbringung von Inschristen, Reklame- schildern, Plakaten und ähnlichen Vorrichtungen entstehe», welche infolge ihrer erheblichen Größe und der auffallenden Art und Weise ihrer Ausführung der Umgebung ibrcs Standortes zur Unzicrde gereichen (sei es nun, daß sie der landschaftlichen Schön heit der Gegend Eintrag thun, sei cs, das; sie die architektonische Wirkung von einzelnen Bauwerken oder Gruppen von solchen in ausfälliger Weife stören), in Zukunft entgcgcnzutrcten und in geeigneten Fällen den Betreffenden die Beseitigung aufzngcben. — Die sozialdemokratischen Aufwiegelungen im Kohlenrevier des Plaucnschen Grundes, von denen wir in unserem Donnerstag- Blatt berichteten, sind leider bei einem Thcil der Arbeiterschaft von Erfolg gcweic». Seit 3 Tagen streikt an den Frciherrlich von Burqk'schen Kohlen - Wcrken etwa der dritte Theil der Belegschaft, Es ist nicht nur auf dem „Segen Gottes-Schacht", wie ein hiesiges Blatt mittheilt, die Einfahrt verweigert worden, solidem die Streikenden vcrthcilcn sich ans sämmtliche Schächte. Vor der Hand ist auch keine Aussicht vorhanden, die Ausständigen zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. Die Kohlenförderung erfährt durch den Streik nur wenig Abbruch, da der bei Weitem größte Thcil der Bergarbeiter seiner Arbeit »ach wie vor nachgcht. Ans den Schächte» des Hänichencr Stcinkvhlcnbanvcreins. wo selbst vor 2 Jahren ein cstreik cmsgcbrvchen war, sind sämint- lichc Mann der Belegschaft angefahren. Auch ans die König!, Steinkvhlcnwcrkc in Zaukeroda hat der Anssland übcrgcgrissc», cs sind aber hauptsächlich nur junge Leute, die sich an dem Streik bcthciligeii. — Im Steininetzgcwerbe sind auch hier Differenzen ausgebrochcn, die einen ernstere» Eharaktcr anzunchincn scheinen, Ai» Freitag Vormittag fand in der „Güldenen Aue" ans der Blumcn- straße eine öffentliche Steniarbeiter-Vcisaiiiinlnng statt, weiche nicht nur von de» hiesigen Steinmetzen, sondern auch von Denen aus Pirna und Umgegend stark besucht war und in welcher die Tages ordnung: „Tie Anssperrung der Steinmetzen von Dresden, Pirna und Ncnendori von Seiten der vereinigten Stcininetzgcschäste dieser Orte" behandelt wurde, Nach den Ausführungen der Redner in dieser Versammlung habe» in dem Stcinnietzgeschäst von Schilling in Pirna schon seit längerer Zeit Differenzen zwischen Arbeitgeber» und Arbeitnehmern stattgesnnden, welche ichließlich zur Arbeitsein stellung ans diesem Platze gesichrt habe». Daraufhin hätten die vereinigten Arbeitgeber die Ausständigen ansgesordert, die Arbeit bedingungslos wieder ausznnehmen, widrigenfalls im ganzen Bezirk keine neue Arbeit mehr gegeben werden würde. Da die Arbeitgeber aus diesem Standpunkt verharrt und sich zu Verhandlungen nicht herbeigelasscn hätte», seien bereits eine große Zahl Llrbeitnchnicr beschäftigungslos geworden und da könne man nichts Besseres ihn», als sich mit den Ausgesperrten solidarisch erkläre», und da, wo jetzt noch gearbeitet werde, überall die Arbeit niederzulegen. Ein Theil der Ver- saminlunashcsucher war mit diesem Vorschläge nicht einverstanden und empfahl bei dcnicnigcn Meistern, die dem Arbeitgeberverband nicht angehören, weiter zu arbeiten oder wenigstens die begonnene Arbeit fertig zu stellen. Nachdem sich verschiedene Redner hierzu noch für und gegen diese Vorschläge ausgesprochen hatten, wurde schließlich ein Antrag dahinlautend angenommen, ans allen Baute» und Arbeitsplätzen die Arbeit niederznlcgen und mit den Arbeit gebern nbzurcchncn, Vom Vcrscunmlnngslcitcr wurde auf das Nachdrücklichste betont, daß es sich in diesem Falle nicht um einen Streik, sondern um eine von den Arbeitgebern zur Ausführung gebrachte Aussperrung handle. Beschlossen wurde ferner, denjenigen Gehilfen, welche abreislen, 10 Mark Rciscnnterstützung zn zahlen, sowie die Vcrhcirathctcn pro Woche mit 10 Mark und für jedes Kind 50 Pf. und die Unvcrhcirathetcn mit 8 Mark zu unterstützen, — Erneut ausgetretenen Wünschen entsprechend, wird im neuen Wintcrfahrplan der gegenwärtig Vorm, 10 Uhr 32 Min. von Nossen nach Jrcibcrg verkehrende Personenzng etwa 2 Stunden später gelegt werden, uni eine bequeme Verbindung der Orte Stossen, Großschirma und Großvoigtsberg mit Jrci- berg in den zeitigen Nachmittagsstunden zu schaffen. Der er wähnte Zug wird vom 1, Oktober ab nach Aufnahme des An schlusses von Leipzig—Tobel» und Riesa-Lommatzsch Mittags 12 Uyr 18 Min. in Nossen abfahren und 1 Uhr Ä) Min. Nachm, in Freiberg ankommen. Daselbst ist direkte Anschlußverbindung sowohl nach Chemnitz als auch nach Biencnmühle, Halsbrücke, Brand, Langenau uno Großhartmannsdorf geboten. — Der Firma Hahn's Nachfolger. Photographisch Atelier, Waisenhausstr. 16, wnrde vor einiger Zeit der ehrende Auf trag zu Theil. Se, Kvnigl. Hoheit Prinz Friedrich August mit dem ge- sanrmten Offizierskorps der Pioniere z» photographire». Das treff lich gelungene Bild hat allgemeinen Beifall gefunden. Im Laufe der vergangenen Woche beehrten das Hahn'sche Atelier der Herzog von Mecklenburg-Schwerin und Fürst «chönburg-Waldenburg zum Zwecke photographischer Aufnahmen. Der Inhaber der Firma. Herr Ernst Müller, sieht sich durch den stetig wachsenden Kundenkreis veranlaßt, sein Atelier in wenigen Monaten bedeutend zu ver größern und nach dem eigenen Hause, Ferdinandstraße Nr. 11, zwischen Ferdinandplatz »nd Bürgcrwiese, zu verlegen. — Der Dresdner Ruderverein veranstaltet am 17. Sep tember, Nachmittags 2>/r Uhr. ein Vereins-Wettrudern. — Der Bürgerverein der Neu-und Anton st adt hält am 15, d, M, im Restaurant Ballhaus eine Vereinsversamm- lung ab. Beginn Abends >/,9 Uhr. — Das für gestern angesctzte F e u e r w e r k im AuS« stellnngspark mußte ungünstiger Witterung wegen aus heute Abend verlegt werde». — Die Wahlsähigkettsprüfimaen am König!. Lehrerin nen-Seminar. unter Vorsitz des Herrn Geh, Schulrath Grüllich. beginnen am 13, Oktober. Es schließen sich an die Fiichlkhrervrüfmiaen in Musik und Zeichnen (für Lehrerinnen) und die in Französisch und Englisch, sowie die der Turnlehrer an der Kvnigl, Turnlrhrerbildnngsanstalt. Die Prüfungen der Lehrerinnen für de» weiblichen Handarbeitsunterricht werden im November abgehalten. — Die drei eine Schulgemeinde bildenden Dörfer Reitzen dorf, Zaschendorf und Pohrsberg haben nächste Osler» zusammen nur einen Konfinnanden nuszuwcisen, — Der Landwirthschastliche Ereditverein im Königreiche Sachsen gicbt im Jiffcratcnthcile die Vcr loosnngsliste Rr, 76 bekannt, enthaltend die am 8. September gezogene» Pfandbriefe re. — Der heutigen Stummer d. Bl. liegt für die Stadtauflage und Vororte eine Preisliste in Brennmaterialien von M. Seliger, hier, bei. — Der eHeicbäslSzwcig Fenstcrvubcn wurde vor 10 Jahren von der Firma FenlierrernisunciS-Gesellschast „Saxonia" zuerst in Dresden cingefübrt. An der Hand sachkundiger Leute ist nun von der Ge- scltschast «ine Parkettboden-Acmigungsanftalt errichtet worden, die sich niit dem Ausreibcn, Wichsen und Ncnovircn von Parkettböden, Linoleum n besaht. Schriftliche nach dem GeschSstslokal, Marschallsirahe S7, eingehende Auslräge werben sofort und zu mäßigen Preisen ausgcsührt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich gestern 6 Uhr 10 Min, von Karlsruhe mit Sondcrzng ins Manövergelände, um den ersten Zusammenstößen der Truppen beizuwvhnen. Zur Feier des Geburtstages des GrvßhcrzogS von Baden fand in der Schloß kirche ein Gottesdienst statt. Später hielt der Großherzog die Gratulationsknr ab. Der König von Sachsen ist 0-12 Ubr abgercist. Im Laufe des Festmahles in Karlsruhe erhob »ch der Großhcrzvg zn folgendem Trinkspruch: „Eure Majestät an dieser Stelle und bei diesem Anlaß wieder begrüßen z» können, ist für mich und mein Hans eine ebenso große Ehre als Freude, Die Freude wird noch dadurch erhöht, daß Eure Majestät mit den Leistungen des 14. Armeekorps zufrieden gewesen sind und einen lv gnädigen Ausspruch darüber gcihan haben, der neue» Eifer und neue Kräfte der Thätiykcit bringen wird, die das Korps seit Jahre» mit Hiiigebling, mit Freude und mit Fleiß durchzuführe» gesucht. Die Leistungen vor Euer Majestät zeigen zu können, wird allen Thcilcn des Armeekorps von besonderer Ehre, von be sonderem Vorzug sei», und ich hoffe, daß auch die nächste» Tage die Znsriedcnhcit Euer Majestät erlangen werden. Ich kann aber von vieler Stelle ans nicht umhin, auch an die Vergangenheit zu denken. Au der gleichen Stelle wurde uns stets die Ehre zu Theil, Euer Majestät Großvater begrüßen und verehren zn könne». Ihm verdanken mir, das weiß Niemand so genau wie Euer Majestät, so Vieles für die Armee, so Vieles was zum Geist des Soldaten gehört, zum Geist des Heeres, daß wir mit um so größerer Liebe und Bemühnng Euerer Majestät folgen, die Tradition fortzusühren und durch diese Tradition die Stärke des HeereS zu vergrößern und zu vermehren, und das ist kein Zweifel, das; der Geist des Offizierskorps die Stärke des Heeres ist. Möge es mir aber gestattet sein, Enrcr Majestät treue Wünsche ollszn- sprcchen für Alles, was Euere Maicstät unternehmen, um dem Heere neue Kraft und neue Bewährung zuzustihren und ihm den Geist zu erhalten, von dem wir eben sprachen. Möge Euerer Majestät die ganze Kraft zu Thcil werden durch den himmlische» Vater, die iwlliwendig ist, nm ein so hohes, vielseitiges Amt mit der ganzen Liebe und Hingcbnng dnrchsiihrc» zu können, die Euere Maicstät in Sich empfinden, nm das zu leisten, was wir heute sehen. In dieser Empfindung bringe ich Euerer Majestät die Bitte dar. ein Hnrral, ansbringe» zn dürfen im Namen meines Hauses, meines Landes und des 14, Armeekorps. Se, Majestät Kaiser Wilhelm II. Hurrah! Hurrah, Hnrral)!" — (Die Erwider ung des Kaisers findet sich iin Wortlaut im Leitartikel der heutigen Nummer.) Zur riineren Lage schreiben die „Hamb, Nachr,": Wenn sich die von einem offiziösen Blatte neulich verbreitete Nachricht bestätigt, daß Graf Limburg-Stirnm, der als Wirklicher Geheimer Roth einen besonderen Hosrang bekleidet, von der Hofliste wegen seiner Abstimmung gegen die Kanalvvrlage gestrichen worden ist, jo dürste bei der Konsequenz, die im Einschreiten gegen Kanal- gegner beobachtet wird, dem Grasen Ballcstrem das gleiche Schicksal bcvvrstehcn. Letzterer hat nicht mir viel schäiscr gegen den Kanal gesprochen als Graf Limbnra-Stirnm, sondern diesen gemaß- rcgclten Herrn in seiner Rede ausdrücklich als „seinen lieben Freund »nd Landsmann" bezeichnet. Beide sind schlesische Grälen und Privatleute, werden also vermuthlich auch mit demselben Maße geniesten werden. Geschieht das aber, so entsteht für de» Reichstag, dessen Präsident Gras Bcillestrem ifi, eine verlegene Situation. Ebenso liegt die Sache mit dem Prä sidenten des Abgeordnetenhauses, der bekanntlich auch so verstockt war. gegen die Kcinaluvrlciye zu stimmen. Bezüglich des Grasen Ballcstrem sind wir allerdings nicht so sicher, daß ihn das Ver hängnis; erreichen wird, I» den oberen Regionen besteht die Neigung, nur bequeme Gegner zu bekämpfen, wie die preußischen Konservativen. In dem Grafen Bcillestrem würde aber das Cenlrum getrosten werden, und ob sich dazu die Courage cinsindct, bezweifeln mir ans Grund der bisherigen Erfahrungen doch einigermaßen. Gegen Eentrum und Sozialdemokratie stellt sich die Tapferkeit höchstens in Worten und nicht in Thaten ein. Gegen 40 Vertreter von Städten unter 10,OM Einwohnern gründeten gestern i» Halle einen Städteverband der Provinz Sachsen. Betreffs des Victor rorum tacknicarum scheinen die Verhandlungen nunmehr zn einem befriedigenden Abschluß gelangt zn sein. Bet Gelegenheit der Hundertjahrfeier der Technische» Hochschule zu Charlottcnbnrg soll, wie die „Ncit.-Ztg." meldet, allen technischen Hochschulen Deutschlands, und zwar denen zu Berlin. Aachen. Hannover, Vraunschweig. Darmstadt, Dresden, Karlsruhe und Stuttgart, sowie der im Entstehen begriffenen neue» Hochschule zu Danzig, das Recht verlieben werden, die Würde eines „Doktors der technischen Wissenschaften" zu erthcilen. Zur feierlichen Jn- cuiauriruna dieser neue» akademischen Würde beabsichtigt man. wie verlautet, bei dem festlichen Akt in Charlottenburg in Gegen wart des Kaisers eine größere Reihe von Ehrenpromotionen zu technischen Doktoren zu vollziehen. Die Bedingungen zur regulären Erlangung des technischen Doktortitels sollen den an den Univer sitäten bestehenden Bestimmungen ziemlich genau Hochgebildet sein, Oesterreich. In Tcplitz sammelten sich Abends gegen 1500 Personen auf dem Marktplatz und zogen von da ans den Schulplatz, wo Führer der Sozialdemokraten und Dcutschnationalen sie aus- forderten, sich zu zerstreuen. Später sammelten sich ans dem Markt platz wieder clwa 500 Personen an, welche unter Geschrei gegen das Stadthaus zogen. Die Polizei schritt ein und räumte den Platz, Bier Verhaftungen wurden vvrgenommen. Frankreich. Präsident Louhet hat. wie bereits gemeldet, im Ministerrathe das Dekret unterzeichnet, das den Senat als S ta a tsg e rrch tsh os auf den 18. September einbernst. Der Motivenbcricbt aiebt in Kürze an. aus der geführten Untersuchung gehe hervor, daß ein Komplott existire zu dem Zwecke, die Staats- sorm zu ändern und die Bürger zur Empörung gegen die ver- sassuiigsmäßig bestehende Negierung aufzureizen; daß ferner mit einem Attentate zu dem gleichen Zwecke bereits ein Anfang ge macht worden sei, und daß die Ausführung nur durch Umstande, die von dem Willen der Urheber unabhängig waren, verhindert wurde. Vierundvierzig Personen werden wegen des Komplotts belangt. Von diesen wurden 25 verhaftet und sitzen im Getängniß „La Santo". Die übrigen sind entweder flüchtig oder müssen sich zur Disposition halten. An der Spitze der Liste steht Paul Düroulede, der sich beharrlich dagegen verwahrt, als hätte er mit den Royalisten komplottirt. Sein Schicksalsgenosse beim Streiche vom 23, Februar ds. I. (Rcuilly-Kalcrnc), ver Abgeordnete Marcel Hadert, figurirt als „freier Angeschuldigter". Im gleichen Falle befinden sich 16 andere Personen, darunter der frühere Hof meister des Herzogs von Orleans. Oberst de Parseval, der royalistische Abgeordnete de Ramel» ein Bruder des Antisemtten- führers Jules Gusrin. Lauts Gubrin, und der Baron de Bour. Sportredakteur des „Gil Blas". Georges Thisbaud befindet sich „auf der Flucht" irgend wo in Paris. Jules Gudrin wird als „im Zustande der Rebellion befindlich" bezeichnet. Von den verhafteten Royalisten sind die bekanntesten: Andrs Buffet, Direktor de» politischen Bureaus des Herzog» von Orleans, de Monlcourt,
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