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Dresdner Nachrichten : 10.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-10
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.09.1899
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b-r» «. M, mi »», »»ie»dl,««,n> kr dt« nückili« Numiiixr rrioiat tn der kaurlarlchällSIlclle, Manoniw R, u. i> dt» N«d«iian»admesikllc» v Bonn. Sdi» » Nln No»«. Sonnicui» nur viuriknitr.« v, UbrMittaü. Anzeiaentarif. Lik > Paltigk Dn»id,k>le cca » EllötM ,eB>, ?i »Inndiaimve» aui der Vrivac- NI« Zkilrro Pi. :Di>vr>eb«iie.»mcr« tzliickft <Ein»tlaiidt> «0 Di. ltzrund- ,ki!e>ur Ml>nlaae odrr nack Nclitaae» so Bla "nr kamiliknnl>ltir>mlcn rc >, de», so Pi- — Siiiknüirtiae AukirLae nur a«c>en Voraurbt«lil>>unii. «klkaMllkrwerö m loPsberrckniit. vür Siückeab« eiiiaelondtcr Tmrllt» buck« k«in« Likidindlickkit. ftsrnivreckanickiluh: Amt > Ur. 1t u. Ur. »/>„«. Dir Dleddnkr Rachrichien trlchcmea taolich MoracuS. 44. Jahrgang. «R v«. HnlUokvr»Lr«a 8r. äs» Lvulr» vor» S^etisoo Linrolrsrllkluk vresNen, ^Ilnrni ttt 2. Tel«, Nachrick st.-Adrefse: len, Dresden. ß Larl klLÄ Vssllivissloosl ! vmiliikr kliMisaxiier-k'illirili i: ' k'orn»pr<^I>«r: i>,,» «'„»i iiicn- ( Lm» II. SIS3 «-ME ctcr» „r«,-.« tir. !tt R wil L. 8. 8t»at»pi'sl8 »nixorvlebnelen ruinmflasuer ^ N <roIi«Mi»Ii>r»il I5rs»tr kür kr-nrUsi-clio ic»i>rik»ts biotoi»!), A K »ock rolks Lssm-mukilnssr mul varxmutor Ilousssur. K D M»SsrI»e«i> i» »n«» KlitMvn 8»di5vu», iu>lig vvr>Ioi> zockorroit roi-xsiiso, x* poröse» Stoüe»! »ß I-eielit, unck ckurclilLsslg! A E ^°>kl- M'ranL Gvkustvr vr«it°strg!i!>« A ' Lanäalsjkt unä Ortkopürl. LoLo WrUl8tr. H 6rö88tv8 UV«! t6lv8t68 !Zpi6l4v»ar6ll-l!au8 S 32 ?r»«vr!Ur. U. HIsgOt»,» prarxerktr.32 rt A 1<3.VN-?f)NNj8--Vu88toI!uvk. ^ ^'rilzrik onxl. von 8. HUunolr Co. in NorlHitzek ' V und 1(il.dtzerd ^ntLEr8lLindsukusk.-n. I'reiZiisren lrvi. A A AliilSVGS'öEmL Ämmtliestor ü. äentselwi' uncl vllxlkelier ^8 vo§oo voUstänäiAor SescliriltskmUösuvF mit 20°/g Rabatt. D. n. Hv88v, 20 ülar!6N8tra88v 20 (3 Raben) Nr. 251. Mlicl: Kaiscrrcden in Karlsruhe. Hofiiachrichten. Bergarbeiter- und Slcinmetzen- erhaiidluiiacn. Deutsche Dlnsstände, GcrichtSverhaiidluiigen. Deutsche Kunstausstellung, Muthmaßl. Witterung: lllicdcrschlägc. Sonntag, 10. September 1890. Kalserreden in Karlsruhe. In Anwesenheit zahlreicher deutscher Fürstlichkeiten und um geben von einem glanzenden Gefolge heimischer und fremdländischer Offiziere hat unser Kaiser ans badilchem Grund und Boden Heer schau über seine tapferen Krieger, über die markigen und muth- vollen Söhne deS Landes gehalten. Es ist ein gewaltiges und überwältigendes Schauspiel, das sich in solch' einer Kaiierparade dem Auge darbietet, ein Bild, das unwiderstehlich hinrcißt, dessen machtvoller Wirkung sich selbst der eingefleischteste radikale Nörgler nicht entziehen kann. Wer selbst einmal in Reih und Glied bei einer Parade gestanden hat, der weih nur zu wohl, wie thöricht und haltlos die aus gewisser Seite stets beliebte Redensart ist. daß die Paraden keinen praktischen Werth hätten, daß sie nur zur Unterhaltung hoher Persönlichkeiten dienten. Gerade in der strammen Disziplin der Parade giebt jeder Mann das Beste her. das er bat. und wenn beim Parademarsch das Auge blitzt und die Brust sich wölbt, wenn in tadelloser Richtung und schneidigem Tritt die ganze gewaltige Masse, von einem einzigen Willen ge lenkt, voriwerdefilirt, dann beseelt jedes Herz nur das eine Gefühl der vollkommenen Hingebung an den militärischen Dienst, dann schwillt die Brust vor freudigem Stolz und das Bewußtsein der hohen Ehre, die des Königs Rock seinem Träger verleiht, kommt mehr als je zum ungehinderten Durchbruch. Und nun gar erst eine Kaiserparade, der der oberste Kriegsherr selbst durch seine Gegen wart den höchsten Glanz verleiht! Es ist nicht zu viel gesagt, wen» man solchen Paraden für Diejenigen, die sie erlebe», den Werth von geschichtlichen Ereignissen im Kleinen bcimißt. Die ganze nationale Kraft, die uns geeint bat und in Einheit. Macht und Größe fortdauernd erhält, gelangt in einer derartigen mili tärischen Zurschaustellung in der wirksamsten Form zum Ausdruck. Jede Einzelkrast wirkt hier genau io aufopfernd und präzis zum Ganzen zusammen, wie es im Ernstfälle geschehen würde. Darum ist auch eine deutsche Kaiserparade ein zuverlässiger Maßftab für die Tüchtigkeit des deutsche» Heeres im Allgemeinen, und die Größe des so gewonnenen Eindrucks kann nicht überzeugender aller Welt verkündet werden, als wenn auch dem obersten Kriegsherrn, Inn- gerissen von der unwandelbaren Treue und militärischen Schneidig- keit seiner Offiziere und Soldaten, ein warmes ans tiefstem Herzen kommendes Wort der Anerkennung von den Lippe» gnillt. So ist es auch jetzt in Baden gewesen. Kaiser Wilhelm hat in Karlsruhe zwei Reden gehalten, die ein bedeutsames Zcugniß für die über jeden Zweifel erhabene Schlagsertigkeit unseres tapferen Heeres in alle» seinen Verzweigungen oblegen. Tie bcmerkens- werthestcn Stellen in der ersten kaiserlichen Rede lder Erwiderung aus die Ansprache des Oberbürgermeisters unmittelbar nach der Rückkehrdes Monarchen vom Paradcfeld) sind dicicnigcn, die von der frieden- erhaltenden Kraft unserer militärischen Organisation handeln. Der Kaiser sagte in dieser Beziehung, er sei felsenfest überzeugt, daß der Theil des gesammtc» dennchen Heeres, der dem badische» Laude angehöre, a» seinem Theil dazu beitragen werde, für den Frieden zu sorgen. Ehe die Theorien des ewigen Friedens zur allgenieinen Anwendung gelangten, würde »och manches Jahrhundert vergehen. Vorläufig !ci der sicherste Schutz des Friedens das Deutsche Reich und seine Fürsten und das von dielen geführte Heer. Die zweite Rede des Kaisers bei dem Festmahl im König!. Schlosse zu Karlsruhe hatte folgenden Wortlaut: „Euere König!. > Hoheit «wollen Mir gestatte», von ganzem und tiefstem Herzen l Meinen Dank zu Füßen zu legen für die srenndlichen Worte, l sowie Meinen innigsten und herzlichsten Glückwuincb zu dem heutigen schönen, erfolgreichen Tage für das 14. ArmcekorpS, trotz aller erngetretenen Schwierigkeiten. Eure König!. Hoheit haben die Güte gehabt, unseren Blick a»f die Vergangenheit zu richte», und damit ist wohl, gerade an dieser Stelle und »r diesem Harne, für uns Alle eine Reihe von Bildern erschlossen, die uns ' Allen das Herz schwer macht und das Auge feucht, wenn man daran denkt, wie vor 20 Jahren die Parade desselben Armeekorps von Heldengestalten geführt und begleitet wurde, die nicht mekr sind, dem großen Kaiser an der Spitze seines Regi ments. das Ich heute vorsühren durste, Meinem seligen Vater, vom Sonnenalanz der Zukunft bestrahlt, an der Spitze des seiniaen, und dem Sieger von Nuits. Sie sind dahin gegangen, wir sind zurückgeblieben, und uns liegt es ob, was sie uns hinter ließen. auch zu erhalte». In dieser Hinsicht schließt sich der heutige Paradetag würdig an die anderen, ein Stolz für unser Volk und unser Land, und eine Mahnung sür das Ansland, denn ob gold- roth, ob schwarz-rvth, ob grün-weiß oder ichwarz-wciß. so reiht sich Fähnlein an Fähnlein, und bildet in seiner Gciaiiimtheit einen Panzer, der um das goldene Panier unseres Reiches gelagert ist, uni da' :lbe zu schützen und zu sichern, und nicht znm Geringsten erblickte Ich mit Genuathunng das zweite Tressen, das in Gestalt der alten Krieger dem Paradekage zusah, die noch die Ehre gehabt haben, unter unseren Vorfahren zu sechten und die großen Tage des alten Kaisers mit zu erleben. Daß dem aber so ist. verdanken wir dem Umstand, daß es dem große» Kaiser vergönnt war. nach langjähriger Prüfung und Vvrbereitungsnrbeit die deutschen Fürsten zu finden, die ein Herz voll Begeisterung für die große Lache mitbrachten und sofort an seine Seite traten. Der sicherste Kitt sür den Zusammenhalt unseres Vaterlandes, das ist das verständnißinnige Zusammenarbeiten unserer Fürsten und das Blut, das gemeinsam vergossen wurde auf dem Schlachtfeld. Möge denn das scheidende Jahrhundert unser junges Reich und unser Heer in derselben Verfassung finden, wie es dereinst der große Kaiser »ns hinterließ, und mögen wir uns stets bewußt sein, daß wir dafür zu sorgen haben, die Religion zu schützen, die dem Bolle erhalten bleiben soll, und für Lsitte »nd Ordnung ein- -ustehen. Mögen »ns immer deutsche Fürstinnen zur Seite stehen, wie die große Kaiserin und ihre erlauchte Tochter, die die Noch des Volkes mit liebender Hand überall lindern. Das wird auch im neuen Jahrhundert trotz aller neuen Geister und Ideen die alte monarchische Treue bewähren, sturmfest, als Beispiel allen anderen Ländern. Ich neige Mich in Ehrfurcht vor dem erhabe ne» Fürstenpaar, das diese Ideen in langer Lebensarbeit zur Ver wirklichung gebracht hat, und das so seinem Lande und uns ein Vorbild geworden ist. Ich erhebe Mein Glas mit den innigsten Wünschen sür das Haus, das Land und das Armeekorps Eurer Königlichen Hoheit! Se. König!. Hoheit der Großherzog Hurrah! Hurrah! Hurrah!" . . Das Heer und mit chm die Nation dürfen stolz daraus sein, daß der Kaiser hier abennals mit solchem Nachdruck und solcher unverhohlenen Genugthuung unsere tapfere Armee als den sichersten Schutz des Friedens bezeichnet hat. Bereits im Vorjahre äußerte Ach der Kaiser einnial in ähnlichem Sinne, indem er ebenfalls in einer Rede während des Manövers erklärte, der Friede werde nie besser gewährleistet als durch ein schlagfertiges kampfbereites deutsches Heer: zugleich gab der Kaiser bei jener Gelegenheit dem Wunsche Ausdruck, daß unsere Armee stets aus ihrer jetzigen Höhe verbleiben möge. Wie damals die allgemeine Meinung dahin ging, daß die kaherlichen Worte eine Spitze gegen die Haager Friedenskonferenz enthielten, so dürste auch in dem vorliegenden Falle wohl kaum eine Theilung der Ansichten statt- siuden, um so weniger, als der Kaiser ausdrücklich von den „Theo rien des ewigen Friedens" gesprochen hat, bis zu deren Anwend ung noch manches Jahrhundert vergehen würde. Jeder einsichtige deutsche Patriot wird lebhafte Freude darüber empfinde», daß umer Kaiser ein so klares Verständlich sür das zeigt, was uns in erster Linie Noth thut, wenn auch vielleicht der Realpolitiker lieber ge wünscht hätte, daß gerade eine Bezugnahme ans die praktische Ergcbnißlosigkeit der Haager Friedenskonferenz unterblieben märe, um der Möglichkeit einer mißverständlichen Auffassung in Peters burg vorzubcugen Unier Heer bis zur höchsten Ausbildung kriegsbereit und doch gleichzeitig die sicherste Gewähr des Friedens: darin liegt das kaiserliche Anerkenntnis;, daß in den .Herzen »nscrer Offiziere und Soldaten nicht nur todlverachtende Tapferkeit und nulitäriiche Zucht wohnen, sonder» daß sie auch von jenem hohen Geist besonnener Mäßigkeit erfüllt sind, der im Verein mit de» rein kriegerischen Eigenschaften den Trägern des Schwertes erst die rechte Weihe giebt und sie zu der vollkommenen Erfüllung der ihnen obliegenden umsasscndcn Pflichten befähigt. Das fit ja gerade das Große an unserer nationalen Wehrmacht, daß sie in allen ihren Theiien von jener echt denlschc» sittlichen Auffassung beseelt ist. die nicht. der Macht um ihrer jetbit willen huldigt, sondern in ihr nur ein Mittel zu», Zweck, zum Schutz des Rechtes und aller sonstigen heiligen Güter des Landes und des Volkes erblickt. Mit dieser Anichcmungsweiie ist Deutschland groß ge worden und groß geblieben bis aus den heutigen Tag: mit ihr wird es auch in Zukunft seine überragende Stellung behaupten. Genau so dachte und handelte auch der uusterhliche Gründer des Reiches, der letzt im Sachsenwalde den ewigen Schlaf schläft. Seine Feinde haben ihn, Vernachlässigung, ja geflissentliche Miß achtung der sittlichen Grundlage» des nationalen Lebens vor geworfen. I» Wahrheit aber hat gerade Fürst Bismarck auf Lchritt und Tritt gezeigt, daß er die Macht, bei allem tiefere» Bersländniß für ihre überragende Bedeutung im Staatslebcn, doch immer nur in de» höhere» Dienst des Vaterlandes stellte, dessen Blühen und Gedeihen lei» einziges vollkommen selbstloses Ziel war. Davon giebt auch sei» Ausspruch Zcngniß. daß es nicht deutsche Sache sei, mitten im tiefsten Frieden einen unchristliche» Uebersall ans ein Nachbarvolk zu machen. Ein Volk, das in seinen höchsten Spitzen, in der Verkörperung seiner gewaltigen physischen Kraft eine so weitgehende Mäßigung und Beionueuheit zeigt, darf mit Recht von sich sagen, daß es Gott fürchtet und lousi nichts i» der Welt. Für das militärische Leben insbesondere bedeutet die höhere gewissermaßen national-philosophische Auffassung des kriegerischen Berufes eine wesentliche Erstarkung und Vertiefung der Wirksamkeit des Offiziers, der dadurch erst recht in den Stand gesetzt wird, seiner umfassenden Aufgabe als Äolkserzieher gerecht zu werden und so die Nation tüchtig und bereit zu machen, nicht nur den äußeren Feind nicderzuwerfeu, falls er ie wieder die Grenzen des Landes bedrohen sollte, sonder» auch dem nicht minder gefährlichen inneren Gegner mit Kraft und Nachdruck auf der ganzen Linie eutgegenzutrcten. So erscheint unser Heer, in Einheittichkeit der Austastung und des Beispiels mit den deutschen Fürsten und dem deutschen Volke, in der That als der stärkste Friedenswächter nach außen wie nach innen. Es giebt nichts Aehnlichcs in der Welt und Niemand macht uns das nach. Nur die Bvrtrcfflichkcit der nationalen Eigeinchaftcn, die der hervorragende Geist des deutschen Offizierskorps unserem Heere fortgesetzt zu erhalten und neu ein- znpslanzen bemüht ist. macht es möglich, daß i» unausgesetzter aufreibender Friedcnsarbeit die höchste Schlagfertigkeit der Armee in jedem Augenblicke gesichert ist, vhnc daß doch irgendwo eine Neig ung zur kriegerischen Bethätignng dieser bewnndernngswürdigen Bereitschaft hervorträte. es sei denn, »m die Ehre und die Existenz der Nation zu verthcidige». In diesem bewährten Geiste möge das deutsche Heer auch allezeit in Zukunft ein gewaltiges und gefürchtetes' Rüstzeug in der Hand seines obersten Kriegsherrn sein. Dann wird immerdar Wahrheit bleiben, was für fremde Ohren vielleicht paradox klinge» mag: daß jeder Träger der scharf geschlissenen Masse im deutschen .Heere zugleich ein Träger des Oclzweiges ist. daß an der Säule der deutsche» Wehrhaftigkeit der allgemeine Friede, dessen die modernen Völker io sehr bedürftig sind, seine sicherste Stütze findet. Unter dem Schutze einer solchen Armee wird es den deutschen Patrioten auch sin kommenden Jahr hundert möglich sein, das zu erfüllen, wofür sie nach den kaiser lichen Worten zu iorge» haben: die Religion zn schützen, die dem Volke nach dem Vermächtniß Kaiser Wilhelms l. erhalten bleiben soll, für Sitte und Ordnung einzustehcn und die alte monarchische Treue zu bewähren, sturmfcst, als Beispiel allen anderen Ländern, allen neuen Geistern und Ideen zum Trotz. Fernschreib- «nd Aernsprrch-Berichte vom 9. September. Rennes. Das Kriegsgericht verurthcilte DrevfuS mit 5 gegen L Stimmen, unter Zubilligung mildernder Umstände, ,« 1« Jahre» Gcfängnitz. Berlin. Heute Nachmittag fand eine Sitzung des Preu ßischen StaatsmmisterinmS statt, in welcher die beiden neuen Minister Frhr. von Rhcinbabcn und Studt durch den Präsidenten des Staatsministeriums v. Miauel einacführt und begrüßt wurden. Der neucrnanntc Kultusminister hat heute sein Amt übernommen und ließ sich durch den Untcrstaatssckrctär Dr. v. Bartsch die Be amten seines Ressorts Vvrstellen. — Der Oberpräsident der Provinz Posen Frhr. v. Wilamonntz-Möllendorff hat um seine Entlassung nachgesncht. — Die Meldung, daß der Landtags-Abgeordnete Generallandschaftsdirektor v. Staudy in den Ruhestand zu treten beabsichtige, ist unrichtig. Berlin. Die „Verl. N. N." glauben aut unterrichtet zu sein, wenn sie annehmen, daß das Staatsministerium einen Beschluß, wonach die politischen Beamten aus dem Bunde der Landwirthe aus- trctcn sollen, nicht gefaßt hat. Vielmehr soll bereits vor längerer Zeit seitens des Ministeriums des Innern den politischen Beamten nahe gelegt worden sei», angesichts der Haltung, welche der Bund der . „ genommen hat, zu ob ihre Zugehörigkeit zum Bunde sic nicht in Konflikt mit ihren Pflichten als politische Beamte bringen müßte. Berlin Die „Deutsche TaacSztg." schreibt: Ein hiesiges Lokalblatt läßt sich von Leipzig telegrapbiren. die Vertretung des Bundes der Landwirthe im Königreich Sachsen habe die konser vative Parteileitung anfgesordert, sämmtliche Kandidaturen von Beamten in den sächsischen Landtagswahllreijen zurückzuziehen, da nach den preußischen Vorgängen der Bund der Landwirthe die Kandidatur eines Beamten weder für den Landtag noch sür den Reichstag mehr unterstützen werde. Diese Nachricht ist natürlich vollkommen unrichtig. Erstens gehen die preußischen Verhältnisse de» sächsische» Kollegen gar nichts an, zweitens befindet sich unter allen Kandidaten nur ein Beamter und drittens ist dieser Beamte vom Bund der Landwirthe selbst mit ausgestellt worden Kiel. Ter Verbandstag der deutschen Beamtenvereine ist heute Vormittag in der Aula der Mnriiie-Akademie eröfinet worden. Oberbürgermeister Fuß hielt die PrüfungSrede. Wien. Wie die Morgenblätter aus Mürzzuschlag melden, wurde gestern Nachmittag infolge des herrschenden Unwetters ein Personenzng von einem Lastzüge angcfahren. Vier Passagiere und zwei Mann vom Zugpersonal wurden verletzt, vier Waggons sind beschädigt. Paris, Tie „Agcucc Havas" dementirt formell das Ge rücht, wonach General Galliset seine Dcmiision als Kricgsminister gegeben hätte. Gegen das Abendblatt, weiches das Gerücht ver breitet hatte, soll das Verfahren wegen Verbreitung einer falschen Nachricht eingcleitct werden. Paris. SämmtlicheIlruppen bleiben sür heute in der Kaserne konsignirt, da man von Seiten der Nationalisten und der Re visionisten große Straßenknndgebnngcn nach Bekanntwerden des Unheils im Drenfus Prozeß erwartet. Biel bemerkt wird, daß General Roget, der Auwenung des Kricgsministers entgegen, gestern und heute Nacht in RenncS geblieben ist, Rennes. Drehs ns-Prozeß. lFortsetzung.) Dcmange richtet dann an den Regicruugskomiuissar dce Frage, ob er daran sestbalte, daß inan übereingeko,innen war. daß die Stagiaires von Generalstabswegen zu den Manövern gehen sollten. Carriere beruft sich ans die Worte Boisdessre's. in denen dieier versprach, er werde sich bemühen, die Stagiaires zufrieden zu stellen und nimmt darnach an. daß man sich über die Lache geeinigt halte Demange protestirt gegen diese Ansfassung und sagt: Trevsus konnte, da er nur glaubte, zünden Manövern zu gehen, nicht den die Gewißheit ansiprechenden Satz schreiben: Ich gehe jetzt zu den Manövern ab. Hieraus bespricht Tcmauge die einzelnen im Boidereau er wähnte» Schriftstücke und jagt: Ui» behaupten zu köuuen, daß Dreysus dieie Dokumente kannte, müsse man wissen, welche Doku mente cs sind. Um 9 Uhr 50 Minuten wird die Sitzung unter brochen, um Demange eine Ruhepause zu gewähren. Nach Wieder aufnahme der Sitzung fährt Demange in seinem Plaidoher fort. Er wendet sich zur Prüfung des von ihm sogenannte» materiellen Beweises, d. h des Schriftstücks des Bordereaus, Er zollt der ehrlichen Ueberzeugung Bertillon's Anerkennung, aber sein System, sagt er, ist falsch. Er beging einen vielleicht iür einen Unschuldigen vcrhängnißvollcn Jrrthum Seiner Autorität ^stelle ich die des ! Minen-JiigeuieurS Bernacd entgegen, der wie Sie (zu den Kriegs richtern) aus der pyrotechnischen Schule hcrvvrgegnugeu ist Der Ver- theidiger berust sich ferner aus die Gutachten Pviucars s und Parapy Jcwal's Er zählt die Willkürlichkeiteu von Bertillon's System aus und betont, der gesunde Menschenverstand reiche hin, um scst- ziislellen, daß das Bordereau mit natürlicher Handschrift geschrieben sei. Demange verweist auf die Acußernng Bertillon's, daß Esterhazy ein Strohmann sei, und folgert daraus, daß also selbst sür Vertillon die Schrift des Bordereaus möglicherweise von Esterhazy herrühre. Darauf bespricht der Verthcidiger die Systeme der übrigen Ichrist- verständigen und kommt zu dem Schluß, daß die Lchrist des Bordereaus eine natürliche sei, sodaß sie nicht von Dreysus', sonder» von Esterhazy's Hand sei. Darauf beweist Redner die Ungereimtheit des Gedankens, daß Esterhazy ein Strohmann sei Wenn er dies wäre, so würde er zur Zeit der Anschuldigung durch Mattbien Dreysus nicht den Kops verloren habe». Der Vertheidiger 1 zieht dann einen Vergleich zwilchen dem Privatleben Dreysus' und ! Esterhazy's und ihrer Haltung seit dem Prozeß l»04. Er weist daraus ! hin. wie Dreysus in Ehrerbietung nach Gerechtigkeit verlangt habe. mährend sich Esterhazy in Beleidigungen gegen die Generale er ging. Was das Robin-Gel'choß angehe, fährt Demange fort, so stehe es jetzt fest, daß das System dieses Geschosses von Boutonncl und nicht von Drepfns anSgeliescrt wurde. Demange erklärt, die Anslieiernng anderer Schriftstücke, betreffend die Artillerie, wurde ein Jabr nach der Vernrthcilnng von Dreusns bekannt. Dcmange hebt alsdann die Bedenke» hervor, die in den Gemüthern der Richter entstehen müssen angesichts des Fehlens der im Vorderem! angegebenen Schriftstücke und angesichts der Schrift des Bordereaus und des Verhaltens von Esterhazy. Diese Bedenken, sagt Dcmange, genügen mir. sie musten znm Freispruch führen. In einem beredten Schlußwort apvellirt der Vertheidiger an das Gewissen und an die Gerechtigkeit der Richter. lVeisall-1 Hieraus tritt eine dreistündige Pause ein. 2 Uhr 20 Min. wurde Dreysus wieder nach dem Lyceum geführt. Um 3 Uhr wurde die Sitzung wieder auigenommen. Der Re gicrungskommissar Carriere sprach 6 Minuten, der Vertheidiger Demange 10 Minuten, Hieraus zog sich der Gerichtshof zur Be Die Urtbeilsverküudiguiig erfolgte - cht verurthcilte Dre rathuug zurück, nuten. Das Kriegsgericht gegen 2 Stimmen unter Zubilligun ehn Jahren Gesängniß. 4 Uhr 50 Mi lt s ns mit 6 ng mildernder Umstände zu Während der Sitzungspausc besuchte Frau Dreysus ihre» Gatten und verblieb unter vier Augen eine Stnude bei ihm: rhr Wagen wurde durch vier Gendarmen zu Pferde geleitet. "Rennes. Drensus - Prozeß. (Fortsetzung.) Nach einer dreistündigen Pause wurde die Sitzung wieder aus genommen. Der Saal ist überfüllt. Nachdem Dreysus ein- gelreten, ergreift Canisre das Wort unter allgemeiner Spann ung und erklärt, er wolle nur noch eine kurze Bemerkung machen. Erwäge» Sie den Werth der beiden Kategorien von Zeugen-Aussagen für und gegen, wägen Sic ihren Werth ab und urtheilen Sie dann in voller Unabhängigkeit Ihres Charakters und als entschlossene Soldaten. Die Stunde schwerwiegender Ent schlüsse bat geschlagen sür Sie, Frankreich erwartet Ihren Spruch mit Spannung, Ich sehe ihm mit Vertrauen entgegen. Ich halte meine Anträge aufrecht und beantrage die Anwendung des Ar tikels 76 des Strafgesetzbuches und 267 des Militärstrafgcictzbiiches. (Große Erregung.» Demange, sichtlich erschöpft und heiser, er- „vgruvtz tz . SM
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