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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161111017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-11
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1916
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. ^ Dtefe Dumm« sollte »ach Fedsers >w- et» hoher Würdenträger der russische« Kirche zur l»a setneS unehelichen Kindes, das einem verhald- »tS mit Fedser» Schwester entstammte, au-gesetzt haben u»d bet einer deutschen Bank anlegen wolle». Da also der Fall di-kret zu behandeln sei. solle St. zwei Vertreter nach Slew schicken, um die Dache dort zum Abschluß zu bringen. St. kam dieser Aufforderung nach und sandte seinen Ge schäftsführer Ä. und einen andern Angestellten N. nach Kiew. Vier angekommen, wurden sie von Fedser in Emp fang genommen und zu einem Kloster geführt, in das dieser, unbehindert und freundlich begrübt von dem wach habenden Geistlichen, hineinging und aus dem er nach etntger Zeit mit einer Krau in einem schwarzen .Kopsschal wieder herauskam. die den Eindruck machte, al» wäre sie soeben von ihren häuslichen Verrichtungen abgerufen, und von Fedser als seine Schwester vorgestellt wurde. Mit ihr wurde bau« verabredet, am Nachmittag im Hotel das Ge schäft zum Abschluß zu bringen. Nachdem am Nachmittag der Vertrag entworfen war, wurde berechnet, daß als Stempel für die Urkunde ein Betrag von 7800 Rubel (16883 Marks erforderlich war. W., der diese Summe nicht bet sich hatte, machte den Vorschlag, den Betrag bei Aus zahlung des Geldes in Abzug zu bringen, worauf Fedser erwiderte, -aß diele Maßnahme das berechtigte Mißtrauen des Ktrchcnfürsten in die Bonität der Rank erregen würde, wen» Lies« nicht einmal in der Lage sei. den Stempel vor zuschießen. W. ersuchte darauf St. um telegraphische Zu- seuüung von 10000 Rubel mit dem Hiuzusügen. ein Risiko sei ausgeschlossen. St. sandte das Geld und nun wurde der Gtempelbogen gegen Zahlung von 7800 Rubel erworben. Mau ging »um Kloster, wo Fedser seine angebliche Schwester herausrief und diese erklärte, der Kirchensürst sei nicht in der Verfassung, ihn und seinen Begleiter zu emp fangen. W. möge ihm den Stempelbogen gebe», damit der Strchcufürst die Summe selbst auasüllc. Nachdem er von W. den Stempelbogen. der in Rußland so gut wie bares Geld ist, in Empfang genommen, ging er mit der Frau ins Kloster zurück urrü wurde nicht mehr gesehen. Es stellte sich heraus, daß die Abgesandten einem Schwindler in die Hände gefallen waren. Der geschädigte Bankier ver klagte später Leu W. auf Zurückerstattung der 1« 883 Mark, da er durch die Fahrlässigkeit desselben um Liese Summe geschädigt sei. Der Schwindel wäre nicht geglückt, wenn der Beklagte, wie er ihm aufgetragen habe, sich an den deutschen Konsul in Kiew gewandt hätte. Vom Beklagten wurde geltend gemacht, daß der Kläger aus die Zurück zahlung der Summe verzichtet habe. — Landgericht Hanno ver und Oberlandesgericht Celle nahmen Fahrlässigkeit des Beklagten an und verurteilten ihn zur Zahlung der ge nannten Summe. Auch das Reichsgericht hielt ein Verschulden des Beklagten für vorliegend: indessen sei es fraglich, ob nicht eine Berzichterklärung des Klägers auf sein« Forderung erfolgt sei. Um dieses sestzustellen. seien Erhebungen notwendig und darum sei die Sache an das Oberlandesgericht Celle zurückzuvcrweisen. Dieses hat nun die Klage aügewiescn, weil eS für erwiesen erachtete, daß tatsächlich eine Berzichterklärung des Klägers auf seine Schadcnsforüerung erfolgt sei. * Der Tunnel unter dem Kanal. Von dem schon ein bißchen legendären Bau des K a n a l t u n n e l s, der Frank reich mit England verbinden soll, ist in französischen und englischen Zeitungen setzt mehr als sc zuvor die Rede. Ob er nun endlich gebaut wird, ist immer noch fraglich, aber der «Figaro" rechnet aus. wieviel man gespart hätte, wenn der Bau schon vor vierzig Jahren in Angriff genommen wor den wäre. In einer französischen Provinzzeitung veröffent lichte damals Henri de Parville eine Studie über den kühnen Bauplan: «Bevor ein Dutzend Jahre ins Land ge gangen sein wird," so hieß eS dort, „wird man sich darüber, daß man unter dem Kanal fährt, ebensowenig wundern, wie man sich heute darüber wundert, daß man in einer halben Stunde durch den dicken Gebtrgsstock des Mont LeuiS hindurchfährt!" Es sind inzwischen schon drei Dutzend Jahre vergangen. Und der Bauplan scheint immer noch nicht reif zu sein, und wer weiß, ob nach dem Kriege die Franzosen eine so große Sehnsucht haben werden, ihren englischen Freunden von heute so bedenklich nahe zu sein. Aber werfen wir einen Blick auf die Baukosten, wie sic Henri de Parville feststellte. Vierzig Millionen berechnete er für die Versuchsarbeiten, zwethundcrtsllnfzig Millionen für di« Bauausführung. Der Tunnel sollte östlich von Dover seinen Anfang nehmen und westlich von Calais enden-, er hatte (oder sollte Habens unter Meer eine Länge vo« 26 Kilometer: dazu kamen uuter Land zwei ZugangS- streckeu von je 11 Kilometer, so daß die Gesamtlänge 48 Kilo meter betragen hätte. Die Durchbohrung der Bersuchs- aalerie sollte, nach sorgfältigster Berechnung, drei Jahre in Anspruch nehmen, da man mit einer Durchbohrung von ILO Meter in der Stunde rechnete. Am Mont Cenis kam mau jeden Tag durchschnittlich 2 Meter vorwärts. Zur Vollendung des eigentlichen Tunnels sollten acht bis neun Jahre erforderlich sein. Die ganze Arbeit würde also zwölf Jahre gedauert haben. Heute wollen die Ingenieure die Sache in sechs Jahren machen, die Bauausführung soll aber nicht mehr 250, sondern 500 Millionen koste». In den vierzig Jahre» sind also nicht nur die Geschwindigkeiten, sondern auch di« Preise um das Doppelte gestiegen . . . ** Amerikanischer Wahlrummel. Eine Wahlnacht ist für die Amerikaner gleichbedeutend mit einer Faschings nacht. Am tollsten geht es selbstverständlich in den Groß städten zu. in Neunork oder Philadelphia, Chicago oder San Francisco. In der Stadt dagegen, die eigentlich am «eisten von dem AuSgang der Wahlen betroffen wird, in Washington, der Bundeshauptstadt, geht eS verhält. uiSmäßig am ruhigsten und gesittetsten zu. Ge rade Washington mit feinen vielen tausend Beamtenfami- lieu, deren Existenz oft genug durch baS Emporkommen einer neuen Partei schwer gefährdet wird, feiert die Wahl nacht am wenigsten laut. Dafür ist tu Neun ork deS Trubels genug. Vom Sinbrechen der Dunkelheit au wer- deu noch die letzten Kämpfe auSgefochten. Automobile holen t» langen Reihe« die säumige» Wähler zur Urne: au den Ecken vor den Wahllokalen predigen auf einem ««gestürzten Handkarren »och die Geistlichen irgendeiner der zahllosen Sekten für das Wohlergehen der Partei, der sie sich gerade für Liesen Tag verschrieben haben. Bor de» Hauptquartieren Tammany Halls, dem berühmten Wig» wam tu der 14. Straße, und dem Hauptsitz der Republi- kaner tm Hoffmau Hous«, am Madtson Square sammeln sich Zehntausend«, und weitere Hundertlausende fluten den Broadway vo« Litv Hall, dem alte« Sitz der Zeitungen, bis zur 125. Straße herauf auf und ab. Bor den Ge bäuden der großen Zeitungen, der „World" tu der unteren Stadt und dem „Herald" am Herald Square, der „TtureS" tu der 42. Straß« und dem „Newyork American" tu der 5S. Straße, staue« sich die Menschenwelle». Die schnellsten Zeitungen bringen bereits kinematogravhtsche Aufnahmen, wie Wilson oder Hughes selbst zur Wahlurne schreitet, mit der humoristischen Unterschrift: „Wen mag er wohl gewählt haben?" Inzwischen flimmern auf der weißen Leinwand die neuesten Depeschen vom enropäische» Kriegs- schauplatz auf. «Englischer Durchbruch an der Somme scheitert au Kaiser» Bataillonen" — „Uuterseebootschrecken an der kanadischen Küste" — .Kapitän König bringt etn Geschenk für Len neuen Präsidenten mit, sagt aber nicht, für wen" — usw.. so flattern die Ueberschriften der Sen- sationStelegramme auf. Plötzlich geht etn Ruck durch die Menge. Das erste Wahlergebnis wird bekannt. Aus der unteren Stadt diS zum Harlemfluß: der Distrikt Man- hattan hat al» erster dav Wahlgeschäft beendet. ES folgen bald vronx, Brooklyn und die übrigen Neuyorker Be zirke. Dan» folgen schon die ersten Ziffern aus Chicago, au» Philadelphia, Baltimore, Boston und den anderen Großstädten der Ostküste. Aber noch immer läßt sich da» genaue Ergebnis nicht erkennen: trotzdem bat sich schon die richtige Faschiimstimmung der Menge bemächtigt, und bis in die frühen Morgenstunden tobt die größte Ausgelassen heit Lurch dt« Straßen. Verkehr mit Speisekarloffelv. Gemäß einer Anordnung de. Königlichen Ministerium» des Innern wird in Abänderung der Bekanntmachungen vom SS. August 1S1Ü und 2l. Oktober ISIS über den Verkehr mit Speisekartoffeln für den Bezirk der Etadtgemeinde Dresden folgendes bestimmt: g 1. Personen, die Speisekartoffeln aus Schrebergärten, Darienkolonien und dergleichen ernten oder geerntet haben, haben sich die geernteten Kartoffeln aus die ihnen und den von ihnen zu beköstigenden Perionen nach der Bekanntmachung vom 21. Oktober 1916 zustehende Karloffelmenge anzurcchnen und solange auf den Bezug von Kartoffeikarten und Kartoffeln zu verzichten, als die selbsterbäuten Kartoffeln zur Deckung des Ihnen und den von ihnen zu beköstigenden Personen zustchenden Wochcnbedarss von 7 de zw. II Pfund ausrcichen. Maßgebend für di» Anrechnung ist der am 10. November 1916 im Gewahrsam des Haushaltes befindliche oder nach diesem Tage in seinen Gewahrsam gelangende Vorrat. 8 2. Die entgegenstehenden Bestimmungen in 8 6 der Be kanntmachung vom 29. August 1916 und 8 9 der Bekanntmachung vom 2l. Oktober 1916 werden hiermit aufgehoben. 8 3. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen In 8 l dieser Bekanntmachung werden nach § 17 der Vundesratsverordnung vom 25. September 1915 mit Geldstrafe bi» zu 1500 Mk. oder mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestrast. Dresden» am 9. November I9l6. Der Rat zu Dresden. Bersütterung von Kartoffeln und Kartoffelvroüukten betreffend. Die nachstehende Verordnung des Reichskanzlers vom 14. Oktober 1916 <R.-G.-Bl. Seite 1165) wird hiermit in Erinnerung gebracht. 8 1. Kartoffeln, Kartoffelstärke, Kartoffelstärkemehl, sowie Erzeugnisse der Kartoffeltrocknerei dürfen, vorbehaltlich der Vor schrift im Abs. 2, nicht verfüttert werden. Kartoffeln, die als Speisekartoffeln oder als Fabrikkartoffeln nicht verwendbar sind, dürfen an Schweine und an Federvieh und, soweit die Verfütterung an Schweine und an Federvieh nicht möglich ist, auch an andere Tiere verfüttert werden. 8 2. Wer den Vorschriften im 8 1 Abs. 1 zuwiderhandclt, wird mir Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Neben der Strafe können di« Vorräte, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht, eingezogen werden. Dresden, am 9. November 1916. Der RaL zu Dresden. Brot- und Mehlversorgung. Die für das Gebiet des Kommunalverbandes Dresden und Umgebung ausgcgebencn Brotkarten gelten nach 8 6 der Bekannt- machung vom 26. September 1916 über die Brot- und Mehlver- sorgung im Erntejahr 1916/17 nur für den ihnen aufgedrucktcn , die einzelnen Wochenstreifen jeweils bereits -"Ul'' " — ' iorgung , Zeitraum. Es ist nä am Tage vor Beginn ihrer Gültigkeit von mittags 12 Uhr ab zum Bezüge von Brot und Mehl zu verwenden. Jede weitere vor zeitige Belieferung und Verwindung ist untersagt. Wir bringen hiermit diese Bestimmung in Erinnerung und weisen insbesondere darauf hin, daß Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift nach 8 42 der Bekanntmachung vom 26. Sep tember 1916 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geld strafe bis zu 1500 Mark bestraft werden. Der Bestrafung verfällt sowohl der Verbraucher als der Lieferant. Dresden, am 9. November 1916. Der Kornrmmalverbaud MitLelsachsen für den Komnumalverband Dresden und Umgebung. 2 L/sders// er/is/u/ck,. S S »«/nre/mZnnok,» z.-0. » per/tn /E e» - Realgymnasium mit Realschule zu Meißen. Anmeldungen für das neue Schuljahr 1917/18 erbittet sich der Unterzeichnete bi« zum 2. Dezember a. c. — Geburtsurkunde, Impfschein und letztes Schulzeugnis sind beizubringen. — Persön liche Vorstellung ist erwünscht. Sexta, Quinta und Quarta des Realgymnasiums dienen nach wie vor zur Vorbereitung für die Fürstenschnle und jedes humanistische Gymnasium. Die Aufnahmeprüfung erfolgt Montag den 16. April 1917 von früh 8 Uhr an. Rektor Oberstudienrat Prof. 8«t>teilte. Erzgeb. Näh-, Koch- und Haushaltungsschule in Meinersdorf im Erzgeb. Di« Tagesschule, mit Internat verbunden, gewährt konfir mierten Mädchen gründliche und sorgfältige Ausbildung für Haus und Beruf. Neuaufnahme in das Internat findet zu Ostern und Michaeli» statt, außerdem, wenn Plätze frei sind. Anmeldungen werden erbeten an di« Schulleiterin Fräulein Sei»rötett, von der Prospekte über die Schul« auf Wunsch gern mitgeteilt werden. Fernsprechanschluß: Amt Meinersdorf 213. Die 2eitZem3S8e du avblsKubv ist ein V»n,t«A«e»r»r»n«Uv1n cler 8tMzttefledei8serMd«rWx5l>ziIcz.L (Silo Statt? srtsr) VmIkiiiinMdlirtrliill eu« ms l gllllM M «llllom R. üffffvinffliliii 171 slkslüNkliktlkUl M IMIlklMlii« IN». gsgsn mässigo LxIksprLmis. Xnskünkte erteilen in Hr««ck«r> r A. Is»de«ol»«1ck SSUrr«, Oenerelsxfir., IVsIlstr. 9. lKesrrl Ißopp«!, Struveslr. 19. Iti esetner A»r»eI«I»>»«»r»It, Xlctien-Oe- sellscdskt, Ostrs-Xllee 9, verirlcsleiter U. Ik-orrtg, Vreockeo-Ilellvr»«, Qrtdcken S. * Der englische MmrMmrSmstrtWer gege» dt« Kirche» »locke». Wt« die Londoner Mäkler berichten, bat der eng. lische Munition-minister sich au den Bischof von Chelmssorb mit der Bitte gewandt, das Läuten der Kirchen» glockcn in Len Munitionsdtstrikten zu unter sagen. Da die Arbclterschicht in den Munitionsfabriken fortwährend wechselt und viele Nachtarbeiter aus den Schlaf bei Tage angewiesen sind, werde ihre Ruhe durch das Läuten der Kirchenglocken empfindlich gestört, und deS halb solle das Läuten der Glocken während des Krieges in diesen Bezirken unterbleiben. * Was ein LUgenbericht kostet. Die Franzosen haben dir Verleumdung Deutschlands in ein festes System gebracht, das sich bis auf die Taxe für einen LUgenbericht aus Deutsch land erstreckt. Die Berichte selbst sind wieder in einzelne Klassen eingcteilt, und wer Glück und Geschick hat. in eine besser bezahlte Klaffe hlneinzukomuren. der kann mit dem Wohlgcfühl des höheren Wertes auf seine Minderbegabten Mitbewerber im Reigen der „neutralen" Berichterstatter herabschaucn. Und der Mehrwert kann bis 100 und mehr Franken betragen. Die „Jndependence Helvötigue" in Genf ist in der Lage, aus Grund unwiderleglicher, authen iiicher Feststellungen mitzuteilen. nach welchen Grund sützcn die Bezahlung der Lügenbcrichte über Deutschland und die deutschen Soldaten durch die Franzosen eingerichtet ist. Das Blatt steht ein für die Richtigkeit seiner Vehaup tungcn. Danach wird aus dem „Fonds für Bezahlung von Artikeln in der neutralen Presse" bezahlt: 1. Für einen Artikel über zunehmende Hungers not in Deutschland 80 Fr. 2. Für jeden Brief von der Front von deutschen Soldaten, der über abnehmende Moral der deutschen Truppen handelt 20 . 3. Für jede Schilderung über die Beschießung der Kathedrale von Reims 30 „ 4. Für jede Verschweigung von Beschießungen französischer Kirchen durch Truppen der Alliierten 100 „ 5. Für jede Fälschung der Heeresberichte der Deutschen und ihrer Verbündeten 10 „ 6. Für iedc Erwähnung der „ruhmvollen" Schlacht an der Marne 8 „ 7. Für jede Nachricht über Unruhen in Berlin . 50 „ 8. Für eine solche in anderen deutschen Städten 25 ., 9. Für Sähe über Rech!, Gerechtigkeit und Frei heit 1 „ 10. Für Anekdoten über abgeschniitene Hände, jede Hand 5 11. Für Anekdoten für vergewaltigte Kloster frauen, jede Nonne l .5 „ 12. Für Ankündigungen über den Tod des Krön Prinzen 80 Allgemein gehaltene Schmähungen über Deutschland und die Zcntralmächtc werden je nach ihrer Art honoriert. So bald das Blatt der Meldung voransebt, „von unseren: Sonderberichterstatter", erhöhen sich die Preise um 50 Proz. Diese Preise werden der von den Franzosen beeinflußten „neutralen" Presse in der welschen Schweiz bezahlt. Die „Jndependence Helvötignc" kann sich bei ihrer Vcröffcui lichuna ^uf ein Originalschriftstück berufen, das ihr durch die Schuld eines nachlässigen Journalisten .zugekommen ist. Die Organisation des Hasses treibt ihre seltsamsten Blüten da, wo sic letzten Endes am ungefährlichsten ist. Denn die Zeit für Greuelgeschichten ist vorbei. Aber vielleicht verlangt die verwahrloste französische Gesinnung zu dem Krieg noch einen Hintertreppenkricg, gerade wie der verwahrloste Ge schmack einen Hintertreppenroman verlangt. Auf alle Fälle aber zeigt auch diese Tatsache wiederum die Korruption, die die Kämpfer für Recht und Zivilisation überall da ver breiten. wo ihre Agenten hingelangen, die ihre eigene Wert losigkeit am besten dadurch beweisen, daß sic für Sätze über .Recht und Gerechtigkeit nur 1 Fr. zu zahlen für nötig befinden. * Eine polnische Zwcrgeuhochzeit. In der „Geschichte der Zwerge", die in Polen am Hose des Königs Stanislaus eine große Nolle spielten, interessiert be sonders eine Z w e r g e n h o ch z e i t, von der uns eine Beschreibung überliefert ist. Schon am Tage vorher fuhren zwei wohlgcklcidete Zwerge in einem kleinen Wagen mit drei Rädern, von einem Pferde gezogen, das mit bunten Bändern geschmückt war, um die Hochzcitsgästc einznladcn. Zwei Offizianten ritten diesem Wagen voran. Am Hochzeitstage selbst wurden Braut und Bräutigam in der Kirche getraut. Voraus ging ein kleiner Zwerg als Marschall mit einem reich bebänderten Marschallstabe, ge folgt von dem zierlich geputzten Brautpaar, hinter dem der König nebst den Ministern. Fürsten, hohen Würden trägern und vielen Offizieren schritt. Dann kamen die anwesenden Zwerge, 72 an der Zahl, die aus den fernsten Gegenden des Reiches zusammcngeholt waren. Den Be schluß machten die zahlreichen Zuschauer. AlS nun in der Kirche der Priester den Bräutigam fragte, vb er seine Braut zur Ehe haben wollte, antwortete er: „Dich und keine andere!" Und die Braut erwiderte aus die Frage, ob sic den Bräutigam zum Gemahl wollte, und ob sie nicht mit einem anderen versvrochen sei: „Das wäre ja wohl artig!" Nach der Trauung fuhr man zum Palais deS Königs, wo es in demselben Saale zu Tische» ging, in dem die Gäste bei der Hochzeit des Herzogs von Kurland be wirtet worden waren. Hier setzte man Braut »nd Bräu tigam nebst den Zwerggästcn an kleine Tische, die in der Mitte des Raumes standen. Dock: saßen Braut und Bräu tigam an verschiedenen Tischen, und über jeden derselben war ein seidener Baldachin angebracht. Zur Bewirtung war ein Marschall mit acht Untergebenen bestimmt, naiür lieh Zwerge, mit einer Kokarde von Spitzen und bunten Bändern am Arm. Zwischen den Brautjungfern saß der kleine Borschneidcr, den seine Nachbarinnen mit einer Kokarde beschenkten, wofür er einer jeden einen Kuß gab. Zwei große Pasteten wurden aus die Tafel gesetzt, und als ihre Deckel gelüftet wurden, entstiegen ihnen zwei Zwei ginnen, die ein reizendes Menuett tanzten. An den Se>tcn des Saales aber befand sich eine schmale Tasel. an welcher sich der König mit großem Gefolge und die Gäste befanden, und zwar so, daß sic mit dem Rücken gegen die Wand saßen, um das Treiben der kleinen Leute im Saale beavem überschauen zu können. * Ter bärtigste Mann der Welt. Ter Ruhm, de: bärtigste Mann der Welt zu sein, gebührte einem im Alter von 90 Jahren in Mvntluyon gestorbenen flau zösischen Metallarbeiter namens Louis Coulon. Der Bart dieses Mannes muß tatsächlich ganz außerordentlich gewesen sein, da er, wenn man den Mitteilungen des „Journal des Dabats" Glauben schenken will, nicht weniger als 8,85 Meter lang war. Der Schnurrbart hatte, beide Seiten zusarnmengcrcchnct, eine Länge von 1.15 Meter. Seit seiner zartesten Jugend, so versichert „Journal des T-öbatS", wurde Cvulon durch außerordentlichen Bartwuchs belästigt. Mit 12 Jahren mußte er sich täglich rasieren, da die Bari» haare ihm damals schon 15 Zentimeter lang wuchsen. Er kämpfte eine Zeitlang gegen diesen Bartsturmangriff, er gab sich aber dann, aller Hoffnung auf Sieg beraubt, in sein Schicksal. Um bei der Arbeit nicht gestört zu werden, wickelte er den Bart in eine Art Lcinentaschc ein. die er auf der Brust unter dem Hemd trug. Selbstverständlich verlangte ein solcher Bart auch eine besondere Behand lung. Er mußte außerordentlich sorgsam gepflegt und ge reinigt werden, um sich nicht in etn höchst unangenehm be völkertes Dickicht zu verwandeln. Da die Waschtische alle nicht genügten, stieg der Mann zum Fluß hinab, um jede» Morgen seinen Bart aus diese Welse etn Flußbad nehme» zu lassen, zum nicht geringen Vergnügen der jugendlichen Ortsbevölkerung, die sich in großer Zahl am Schauplätze dieses GeschehfttffeS etnstcllte. Coulon erfreute sich im übrigen großer Verehrung seiner Mitbürger, und be sonderen Eindruck machte es, wenn er an hohen Festtagen den Bart ungewickelt trug, indem er das Ende über Len Arm legte. Uebrigen» wurde dieser Bart von zwei Kaisern bewundert. Im Jahre 1864 wurde Coulon Napoleon III. Fortsetzung fleh« nächste «eite. s »e -S » - 2 er «- 2 » S s» 3 2. ev n. L - 6-
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