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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» als Ab-ird-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen ,n einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeMn .Dresdner Na äw D4e..Dr ^ ü-ltch »orse«-r . die . " ' ^ ^sten Umaebuna. Drreden und der nächsten umaebuno. wo tnc Zutraaunu durch eiaene Bolen oder Koimniillonärc ertotai. erstalten dos Blau a» Wochentaren, die nicht auiLonn- oder Keterlaae tolren. ,n zwei Teitausraben »den»« und morgen« -»rcstcstt N achdrull aller Artikel u. Oriainal- Unieituu,-» nur »nt ücutlichei OuettenanaabiNDredd Nachr. ) julastis Nachnaaliche, L?nor a r. aniprücke bleivcn underuastchliat: unverlangte Manuskrwle werden nicht auidcwalitt. Telegramm.Adrelle: «achrtchieu Dre«de» Verlag von Klepscii L Reikl^ardt. Fsnreigen-tanf. kknnalime von Ankündigungen bi« nachmittags s Ukir. Sonn- und ftciertagS nur Mancnstraste 3« von » bis V-lUstr Tie tivaltiaelLrund- »eile lia. s Sitbenl L<t Pig. An. klindigungc» auk der Lrivatieite .Oeite L Pt» i die Livalliac.-jcilc als , E,n- aciaiidt" oder auk TerNcile so Pta xz» Nunimerii »ach Lonn und gcin tagen i de», Livaltiao Grundzeltc» so. ov de, „o nnd W Ptg „ach de. wilderem Tarn. Auswärtige Am träge nur gegen PorausliczatiNin» Bctcablätler werden mit roLt». derechnet. gernkvrechanschluk: Stint l Sir. II und Sir. 2VS«. emMM idre 3U8 Ü6N bö8tsn §6MU l A, jö! lINll 8 s» W !8l 4 ML. lTtnsnsl« Nencsle Drahtbelichtc. Hostiachrichle». Arilieeverändeuliigeii. Eentealtlicater. Blumenscst. Gedaistcnbehcrrschung, R W» Gerichisvclhaiidlnngeii. Berliner Leben. > Freitag, 1t-. April IUM!. Neueste Drahtmeldunqen vom 9. April Berlin. Das Urteil im Prozeh P ariser lautet: Der Angeklagte ist des gewerbs. und gewohnheitsmäßigen Wuchers jchutdlg und wird zu zwei Jahren Gefängnis lunter Anrechnung der vom 14. Januar bis 5. Februar währenden Untersnchungshaftj, jcrner zu 10 000 Mark Geldstrafe, eoeut. für 10 Mark einen Tag Gefängnis mit der Maßgabe, daß der Höchslbetrag der substituier- in, Gefängnisstrafe ein Jahr nicht überschreiten darf, sowie zu Ehr verlust auf die Dauer von fünf Jahren verurteilt. Der Gerichtshof hat ferner beschlossen, den Angeklagten in Haft zu nehmen, da er ini! Rücksicht auf die Höhe der Strafe fluchivcrdächtig erscheint. Wien. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Belgrad, der russische Konsul Schlfchcrbma sei seiner Verwundung er legen. Eine authentische Bestätigung dieser Nachricht sei noch nicht c'ngetrotsen. Rom. Die Nacht ist ruhig verlausen. Die Stadt zeigt beute Vas gewöhnliche Bild. Die rn Rom anwesenden sozialistischen Deputierten bemühe» sich, eine schiedsgerichtliche Ent- scheidung zwischen den Bnckdrnctern und ihren Arbeitgebern hcrbeizusühren. Der Aussland hat keine weitere Ausdehnung an genommen. Madrid. Nach Meldungen ans Melitta griffen die Auf ständischen gegen Abend die Festung Trojana an. wurden aber zurückgeschlagen, wobei viele von ihnen getötet wurden. Auch durch die Explosion einer Pulverkammer wnrven viele Aufständische gelötet. Haag. Zweite Kammer. In fortgesetzter Beratung des Gesetzes gegen die Ausstände kündigt Trölstra eine Interpella tion darüber an, wie der Eisenbahnverkehr während des Ausstandcs geregelt sei angesichts der den Reisenden infolge des Mangels an genügend ousgebildeten Maschinisten drohenden Gefahren. Haag. Wie das „Bcitcrland" erfährt, hat die Bereinigung der ausständigen Eisen bah narbeitcr die Staats- eisenbahn-Gesellschast gebeten, Verhandlungen zu eröffnen, um eine Berständigung über die Wiedcreinstellung der zeitweilig oder endgültig entlassenen Arbeiter zu ermöglichen. Rotterdam. Heute früh feuerte eine auf dem Bahn- dämme ausgestellte Schild-wache ans 4 Eiscnbahnarbeiter, die trotz wiederholter Aufforderung den Bahndamm nicht verlassen wollten. Ein Arbeiter wurde getötet. London. Mit bezug auf die gestrige Debatte im Unter haus über die Bagdaü-Elscnbahn schreibt der „Tvilv Telegraph": Es ist töricht einer Sache zu opponiere», die aus die Dauer doch nicht anfgchalten werden kann. Es ist sicherlich vorzuziehen, daß britisches Kapital zusammen mit deutschem, öster- reichi'chem und iranzösischcm Kapital verwandt werde, als daß britische Waren auf einer ausschließlich von Rivalen kontrollierten Bahnlinie befördert werden. London. ./Standard" meldet ans Washington: Tie Kom mission. die für die Ausnahme der Verhandlungen über eine inter nationale Regelung^des Wcrivcrhältnisses zwischen den Währungen der Gold- und Si l b e r w ä h r II n g sl ä n d e r ernannt worden ist, wird sich Mitte Mai nach London begeben. Petersburg. Die „Rufs. Telegr. Agentur" ist auf Grund cmS vollständig sicherer Quelle stammender Informationen in stand gesetzt, die Pariser Meldung des Wiener Blattes „Zeit", wonach das Haus Rothschild auf Ersuchen des Finanzminislers Witte zur Emission einer neuen russischen Anleihe bereit sei, in vollem Umsange als unbegründet zu erklären. K onstantinopel. Offiziell wird mitgeteilt, daß der Vali von Skutari Schakir Pascha zum Vali von Kossowo ernannt wurde. Konstantinopcl. Die österreichisch-ungarische und die russische Botschaft haben die Pforte benachrichtigt, daß, vertrau lichen Nachrichten zufolge, die Albanesen, die in der Nähe von Mitrowitza lagern, einen nächtlichen Angriff planen. Die Worte Hot Gegcnmaßrcgcl» ergriffen. Für den Fall, daß die zur Beruhigung der Albanesen entsandte Kommission ihren Zweck nicht erreichen sollte, ist die Pforte entschlossen, sobald sie 20000 Mann konzentriert Hai, sofort die Niederwerfung der Albanescw slänune durchznsührcn. K on stantin op ek. Es verlautet, daß Sarafow ent- kommen und auf dem Wege nach Sofia begriffen sei, wohin die Chefs aller makedonischen Komitees zu einer Beratung berufen wurden. Konstantinopel. Die Pforte eöhiclt die Nachricht, daß die makedonischen Komitees für den 15. April einen all gemeinen Ausstand in Makedonien planen. Trotzdem die Pforte die Richtigkeit dieser Meldung bezweifelt, werden außerordentliche militärische Maßnahmen vorbereite! Washington. Tie Instruktion, die das Staatsdeparte ment dem amerikanischen Vertreter in China erteilt hat, der die Verhandlungen über die Regelung der En'tschädigungsjrage führt, lautet auf Wahrung strikter Unabhängigkeil, aber zugleich ans gewissenhafte Erfüllung der im Pekinger Vertrage von Amerika übernommene» Verpflichtungen. Jniolgedcssen wird der Bon, den China dem Agenten zu übergebe» hat, lediglich Be stimmungen über die Zahlung der einzelnen Raten der Entschädi gungssumme unter Zugrundelegung des Wechselkurses vom Tage der Unterzeichnung des Abkommens enthalten. Peking. Es hat sich nunmehr herausgcstellt, daß der amerikanische Kommissar, der einen Bon für die Entschädi- gungszahlnng eingereicht hat. noch dem die Zahlung des amerikanischen Anteils der Entschädigung »i Silberlaöls erfolgen sollte, nicht ini Aufträge seiner Regierung gehandelt hat. Er hat vielmehr statt des von ihm eingereichten Bons einen neuen vor- gclcgt. in dem die Zahlung in Gold bestimmt wird. Oertlichcs und Sächsisches. Dresden. 9. Avril. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg besuchte Emil Richters Kunslsalon, Pragerstraße, um das für Großenhain bestimmte Gemälde von Georg von Boddicn „König Albert an der Spitze seines Husaren-Rcgiments" nnd die Gedächtnisausstellung für den verstorbenen Monarchen zu sehen. —* Das Qsslüerkorvs des Leibgrenadier-Rcaimcnts Nr. 100 übermittelte Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen, der vor 20 Fahren am 1. Avril zur plastischen Dienstleistung in der 1. Kompagnie des Regiments eiutrat, rin Glückwunschtelegramm. —* Die Prager „Narodny Lisch" will erfahren haben, die Prinzessin Luise werde ihre Entbindung im Schlosse Brandeis a. d. E. abwarten. Das Kind werde ihr nach der Geburt abgenommen werden und die Prinzessin in das adelige Tamcnstift im Hradschin in Prag eintreten. —* Se. Majestät der König hat folgende Personal veränderungen in der Armee genehmigt: 41- Dr. v. A in mon , Stabs- und Bats.-Arzt dcS 2. Bats. 9. Jnf.- Reg. Nr. ISS wurve debnfs Ilebertrilts in Kömgl. Prcuß. Militärdienste, der Abschied bewilligt. 4t- Weber, Rcgicrungsbaumeistcr und technischer Hilfsarbeiter bei der Intendantur 19. <2. K. SO Armeekorps, wurde zum Garnison-Bauinspektor ernannt. 4E- Slrödel, Jntendantursekrelär von der Intendantur 19. (2. K. 8.) Armeekorps — unter Belastung in seinem Kommando beim Kricgsministenunr — wurde zur Intendantur 12. (l. K. 8.) Armeekorps versetzt. Der evang.-luth. Tivistonspfarrer 41- Birnbaum wurde von Leimig nach Dresden und 41- Dr. W o l s von Dresden nach Leipzig, — unterm 19. Avril verletzt. —* Am l. Avril stierte der Königl. Mnsikdingent im Königl. Sächs. 12. Jniauterie-Regiment Nr. 177. Herr Röpenack, hier, sein 25jähriges Jubiläum als Militärkapellmeister. Schon am Vorabend wurde der Jubilar durch ein Stündchen des Dentichen Kricgergesangvereins geehrt. Den Morgen des Festtages leitete die Kapelle des Regiments durch eine Musik ein und überreichte darauf als sinniges Geschenk einen silbeinen Kranz mit entsprechender Widmung, dessen einzelne Blätter >e einen Namen der gegenwärtig bei der Kapelle dienenden Hoboisten trugen. Vom Musikchor des Jäger-Bataillons, das ursprünglich auch eine Morgenmusik geplant hakte, erschien unter Führung des derzeitigen Dirigenten eine Ab ordnung und nberbrachte als Ehrengeschenk eine Statue, Bismarck als Reichsschmied. Vormittags ll Uhr wurde der Jubilar in Lein RegimeiitsgeschäftSzimmer durch eine ehrenvolle Ansprache seines Regimentskommandeurs. Herrn Oberst Müller, ausgezeichnet und erhielt als Ehrengeschenk d?S Ofsizstrkorvs ein prachtvolles Bist Sr. Maicilät des Königs Georg in fast Lebensgroße. Depeschen, Briese, machtvolle Blnmenspenden, sowie Glnckivüniche in anderer Form träfe» in Menge ei», darunter ein Telegramm Sr. Eizelle»; des kominandicrendeii Generals v. Tieitschte. des Herrn Genera! majors Elameii, des Oisizicrkorps des 2. Jäger-Bataillons Nr. 10 und vieler anderer Offiziere. Der vom Miisikchoc des 177. Regi mcnts nach Rückkehr vom Urlaub mit Hinzuziehung des Mnsikchn-.s des 2. Jäger-Bataillons, dessen Direktor der Jubilar 10 Jahre war, in Aussicht genommene Kommers wird dem Jubiläum einen würdigen Abschluß geben. —^ Dem 1. U l a n e n - R eg i m cnt Nr. 1 7 ist von dem verstorbenen Rittmeister der Reserve Neißig der Betrag von 5M0 Akk., als Grnildsiock einer Stlsknng für die Uiiterossizieic des Regiments, Ictztwillig zngewcudet worden. Die Erträge dieser Stifniig, welche als „Reißig-Stistnng" bezeichnet werden sock, sind zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere im Interesse dcr Erhaltung eines guten Untcrosfizierslaudes zu verwenden. —* Der vormalige, vom Schwurgericht Leipzig zu 2 Jahre» 6 Monaten Gefängnis verurteilte Direktor der Leip ziger Bank, Exner, hatte an die zuständige Behörde das Gesuch gerichtet, die ihm zuerkannte Gefängnisstrafe im Gerichts gcsängnis zu Leipzig verbüßen zu dürfen. Dieses Gesuch ist ab- gelehnt worden, und Exner wurde demzufolge gestern in das Landcsgcfängnis zu Zwickau cmgeliescrt. —^ Ein ansverkanites Haus, in dem von Anfang bis zum Schluß die denkbar animierteste Stimmung in Permanenz erklärt war, dazu ein ganz vortreffliches Barstts-Programm, das sich rasch und lebendig von Nummer zu Nummer abipielte, — kein Wunder, daß das Publikum, das in Hellen Scharen gestern ins Central- Theater gesti ömt war, um den Ehrenabend für den Kapell meistcr des Hanfes, Herrn Dominik Ertl. fröhlichen Sinnes mitznstiern. sich länger als drei Stunden ausgezeichnet unterhielt, des Avvlandierens schier nicht müde werden wollte und zwar erst zu später Slunde. dafür aber .doppelt hocherfreut und befriedigt das Theater verließ. Natürlich stand der Benefiziant im Mittel Punkte des Interesses für diesen Abend. Kaum ließ er sich am Tirigenstiipult nur sehen, so begrüßte ihn schon der lebhasteste allgemeine Bestall, der sich nach icder von ihm dirigierten eigenen Komposition in steigendem Maße wiederholte, und am Schlüsse des ersten Teiles, als Herr Erst freudestrahlenden Gesichtes auf der Bühne erschien, in eine förmliche Bcifallsdemonstration ausklang Kränze, Blumenkörbe, allerhand zarte Angebinde re. wurden dem Benesizianten auf die Bühne gereicht, die Musik spielte einen Tuich nach dem anderen nnd das Publikum klatschte dazu nach Herzenslust. Selbstverständlich taten auch die Künstler und Künst lerinnen des Avril-Programms ihr Bestes, um den Abend so glanzvoll wie möglich »ul ihren Nummern auszngestalten. Daran nicht genug, hatte nian die Svielsolge eigens für den Abend noch um zwei Darbietungen bereichert, die einen neuen und einen alt vertrauten Namen erfolgreich ins Treffen führten. Im ersten Teile trat Herr Hein; Heinzius ans. ein neuer Humorist, der gleich in seiner ersten Nummer vom „Tops und der Töpfin", das in aus gezeichneter mnsikasisch-parodistffcher Vertonung deS Textes effektiven jünstlcriichen Werl hat, beträchtliche Stimmmittel verriet, um dann mit dem Vortrage seiner „Dresdner Bilder", mehr »och ini: dem sehr amüsanten Gelange eines Abenteuers ans dein unoer wnstlichen ..Max und Moritz", die drastische Komik zu Wort? kommen zu lassen, wofür er gebührend applaudiert wurde. StärE noch schlug Frl. Poldi Gcrsa durch, die, stürmisch begrün zwei Couplets und ein seriöses Lied von Erst „Meine einzige Freud' ist mei Bna" vortrug. nameiiilich dieies — ein lehr sang- nnd dankbares Stück — so entzückend einfach und innig, daß der Beifall darnach gar nickst zur Ruhe kommen wollte. Die Stimme der liebenswürdigen Künstlerin, die sich sei! ihrer Sonbrettcir-Däligleit am Residenztheatcr zu den erklärten Lieblingen dieser Kunststäste zälsten darf, ist noch reizvoller und feiner geworden, der Vortrag gleich charmant wie früher, so daß der Erfolg nichts werter als selbstverständlich war. Daß auch sic mit Lorbeeren nnd Blumen Kunst und Wissenschaft. 's-* Im Wiener Hofopcrntheater ist man mit den Vor bereitungen zur Festvorstellung, die aus Anlaß der bevor stehenden Ankunft Sr. Majestät des Königs Georg stattfindcn wird, nnd für die vorläufig der 27. d. Ni. in Aussicht genommen ist, beschäftigt. In dieser Vorstellung werden der erste nnd der zweite Ast von „Aida" in neuer Ausstattung und zwei Bilder des Redbalschen Balletts „Der faule Hans" in Szene gehen. Die Erstaufführung des Balletts in seiner ganzen Form wird erst nach dieser festlichen Gelegenheit erfolgen. sverliner Leben. L. Berlin, 8. April. Für einen großen Teil der Berliner Geschäftswelt ist das Este »fest benähe ebenso einträglich geworden, wie die Weih- nachiszeit. Von Jahr zu Jahr nimmt hier die wohl ans Frank- reich stammende Sitte zu, Angehör gen, Freunden, Bekannten, ja auch dem Dienstpersonale zu Ostern mehr oder weniger kostbare Ostschenke zu machen. Früher begnügte man sich auch hier damit, die Kinder mit Süßigkeiten oder kleinen Spielereien in Form von Ostereiern und Hasen zu beschenken. Darüber ist man hier längst hinaus. Es gehört bereits zum guten Ton, auch Erwachse nen, zu denen man in verwandtschaftlichen oder gesellschaftlichen Beziehungen steht, zum Osterfeste teilweise recht kostspielige Auf merksamkeiten zu erweisen. So gelangen hier zahlreich« Laden- Inhaber um die Osterzeit zu einer angenehmen neuen Auslage des Weihnachtsgeschäfts. An der Spitze marschieren hierbei natür lich die Konsitürenhandlnngen. Nach der Versicherung eines Fachblattes schätzen fünf der größten Berliner Konsitürenfabriken ihren Umsatz in Ostereiern, Eier legenden Hasen und derartigen Üsterartikeln zusammen aus etwa 10000 Zentner. Man sieht, die Sache wird hier gleich im großen betrieben! Dann kommen die Blumengeschäfte, die alle möglichen Kunstwerke aus Blumen und Blättern in Gestalt von Ostereiern massenhaft absetzen. Sie sind vorzugsweise bei jungen Leuten beliebt, die damit den Damen, m deren Häusern sie den Winter über gastliche Aufnahme ge funden haben, ihre Erkenntlichkeit zu bezeigen pflegen. Ganz be sonders kostbar und von der Damenweit außerordentlich begehrt find die „Ostereier", welche die Juweliere feilhalten und die mit ihrem üppigen Inhalte oft fabelhafte Summen kosten. Wie sich trotz vorübergehender Krisen der Wohlstand in der deutschen Reichshauptstadt hebt, dafür liefert wohl den deutlich wahrnehm baren Maßstab die glänzende Entwicklung gerade unserer Juwelierlädcn. J-»"ner neue mit immer reichhaltigeren und prächtigeren Auslagen tun sich auf. Allein Unter den Linden zählen wir deren bereits über ein halbes Dutzend, und wenn dies auch noch gegenüber den Reihen großartiger Jiiwclicrläden in der Pariser Rue de Rivoli ein Kindersiffel ist io darf man doch nicht vergesse», daß wir uns hier erst am Anfänge dieser Entwicklung befinden und uns daher gerade in dieser Hinsicht noch lange nicht mit der alten Luxus- und Fremdenstadt Paris vergleichen dürfen. Aber wir kommen immerhin auch auf diesem Gebiete ansehnlich vorwärts — mit dem Luxus vielleicht nicht ganz so schnell, wie mit dem Fremdenverkehr, der bereits eine sehr stattliche Höhe erreicht hat und worüber etwas mehr zu sagen sich immerhin verlohnt. Es ist bezeichnend, daß es in Belin einen Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs nie acgebn hat und daß hier trotzdem der Fremdenverkehr in Fortwährendem Steigen begriffen ist. Er kommt, was die Zahl anlangt, jenem von Paris ganz nahe. Allein an Hotelgästen wird hier lährlich bereits über eine Million gezählt, wozu dann noch die in Pensionen und Privatwohnunaen abacstiegencn Fremden komme», die auf eine Viertelmillio» jähr lich nicht zu hoch geschätzt werden. Allerdings ist hinsichtlich der Qualität der Fremden hier immer noch gegenüber Paris ein bc- trächtlicher Unterschied. Der amerikansiche Milliardär, der schwer reiche Russe und Engländer kommt ja auch nach der deutschen Reichshauptstadt. Aber er hält sich hier doch nur immer kurze Zeit auf, während er in Paris meist monatelang bleibt und feine Millionen mit loser Hand ausstrcut. Immerhin gehen auch diese namentlich für die Geschäftsleute überaus angenehmen Zeitgenossen an Berlin nicht mehr vorüber, und wenn sie auch in der asten Weltstadt an der Seine leichter und reichlicher allerhand Zerstreu ungen und Unterhaltungen finden, als in der jungen, arbeitsamen Hauptstadt an der Spree, so wissen sie doch auch deren Vorzüge mehr und mehr zu würdigen. Der Hauptbestandteil der Berliner Fremden setzt sich aus Geschäftsleute», aus Vertretern dcr Jndustrie, der Wissenschaft und auch der Kunst zusammen. Unsere Theater, die so mannigfache Spictpläne bieten,, wie kaum eine zweite Stadt der Welt, üben eine ebenso große Anziehungskraft auf bas internationale Publikum aus, wie »iiscre Konzcrtsäle. in denen man im Laufe des Winters wohl alle Kiinstgrößcn der Welt kennen lernen kann. Bringen wir cs doch hier in einem Winter auf 1000 Konzerte, abgesehen von den regelmäßig stattfindenden, populären Konzerten in verschiedenen Lokalen. In den letzten Wochen wimmelte es in Berlin von Fremden ans aller Herren Länder, und die Hotels waren wohl ausnahmslos voll besetzt, so viele es deren auch hier gibt. JmFrühjahr, wenn der groheZug nach dem Süden geht, und im Herbste, wenn die Rückkehr aus den Bädern und Sommerfrischen erfolgt, vermögen unsere zahlreichen Frcmdenherbergen der Nachfrage kaum zu genügen. Hochbepacktc j Droschken müssen dann von Hotel zu Hotel fahren, bis cs ihren Insassen endlich gelingt, irgendwo ein bescheidenes Unterkommen zu finden. Dieser ständig wachsende Fremdenzuiluß hat schon ganze» Vierteln sein Gepräge anfacdrückt. Um den Bahnhof Friedrich- straße ist eine kleine Hokelstadk entstanden. Es gibt dort ganze Straßen, in denen sich Hans bei Hans fast Hotels, große und kleine, befinden, und die Läden dort sind auch vorwiegend mn die Fremden zuaeschnittcn. Milten in dieser großartigen Kara wanserei hat sich soeben, von zwei unternehmenden Damen ver besseren Gesellschaft begründet, ein Institut ansgctan, das offen bar den Bedürfnissen des gesteigerten internationalen Fremden verkehrs entspricht. Es nennt sich „Daiucn-Eouricr" und hat sich die Aufgabe gestellt, namentlich alleinrciienden Ausländerinnen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, mit Rat und Tar behilflich zn sein. Es liefert ihnen gewandte, sprachenstindige Führerinncn durch die Sehenswürdigkeiten von Berlin, weist ihnen gccianete Pensionen für einen längeren Aufenthalt nach und sorgt in jeder Beziehung dafür, daß sie sich in der fremde» Millionen stadt angenehm und heimisch fühlen könne». Wie staunte man. als vor etwa 10 Jahren hier zum erstenmal eine Dame ihre Dienste als Frcmdcnführcrin anbot. Heute ist diese Einrichtung, wie man sieht, bereits im großem Maiistabc organisiert. Augenblicklich allerdings steht Berlin im Zeichen eines wesent- sich anders acartcten Fremdenverkehrs. Mit dem Herannahen der Ostcrfeicrtage beginnt sich die Provinz im weitesten und zum Teil nicht gerade anziehenden Sinne bei uns einznfinden. Mehr noch als zn Pfingsten, wo die freie Nettnr eine wohltätige Ab lenkung ansübt, wird Berlin zu Ostern von F-ciertagsans- flüglern förmlich überschwemmt. Das Hauptkontingent stellen natürlich die benachbarten preußischen Provinzen dazu, aber namentlich die Militärurlanber finden sich aus allen Teilen des Reiches z» den Feiertagen hier cm, so daß namentlich die Straße Unter den Linden eine wahre Mnsterlartc aller Uniformen des deutschen Heeres bildet. Freilich bieten aerade die Feiertage die am wenigsten günstige Gelegenheit, die Reichshauvtstadt kennen z» lernen. Die Schaufenster der Läden bleiben auch während der wenigen sreiaeaebencil Gcschästsslmidcn dicht verhängt, und der Straßenvcrkehr ist nur ein mattes Abbild des gewöhnlichen. Die Fremden sind säst ganz unter sich. Denn die meisten Bcrliner bleiben an solchen Tagen zu Hanse oder folgen ihrer Neigung für den Nalnrgcnus; und verlassen die Sladt, auch wenn das Wetter nicht io verlockend ist. Alle Lokale in der näheren nnd weiteren Umgegend sind dann das Ziel ungezählter Tausende, und namentlich im Grnnewald wimmelt cs von Spaziergängern und Spozicrsahrcrn. unter denen die Antomobilfahrer mehr und