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Dresdner Nachrichten : 18.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-10
- Tag 1870-10-18
-
Monat
1870-10
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.10.1870
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^chemischste Angriff aus Paris wird »nt dein Zusammcnschicßcn einiger Forts, namentlich des von Jssy, Banvrcs und Monte rouge mit schweren, ans hohen Nädern ruhenden, in versenkten Gruben stehenden, bombenfest eingedeckren Geschützen eröffnet werden; gleichzeitig dürfte das Bombardement durch die Gc schütze bei St. Denis beginnen. Die Deutschen haben, wie Podbielski meldet, noch sämmlliche Positionen, die sie vor vier Wochen einnahmen, inne; diese Depesche ist die Antwort auf die neueste Lüge Gambetla's, welche mit „unbeschreiblicher Freude" miltheill, das; das Volk von Paris seinen „ersten Lieg" erfochten und die Deutschen aus einer Anzahl von Positionen vor Paria geworren habe. Es gehört die ganze Unwisienlxil der Franzosen in der Geographie dazu, wenn man sie glauben lassen will, das, die Deutschen auS St. Eloud und Meudou und anderen Orten vertrieben worden seien Diese Ortschaften liegen in dem Schussbereich der deutschen .Kanone» und St. Eloud ist ja ausdrücklich von denKanonen des Mont Valerien zusammengeschossen worden. Hätten die Pariser irgend welche nennensiverihe Erfolge davon getragen, so hätten sie die butter Meudon und St. Eloud liegenden .Höhen erstürmen müssen. Fürwahr, dann hätten sie sich um Frankreich ein unsterbliche» Verdienst erworben, welches denn Kriege eine andere Wendung geben könnte. Sie brauchten sich aus den Höhen nur einige Stunden zu Hallen, uin die dort erablirlen Schanzen zu zer stören, die deutschen Kanonen zu vernageln, ihre Munition» und Malcrialvorrathe zu vernichten. Davon ist nicht da» Niindeste geschehen und so soll diese gaiue Lügenprollamation Gambelta's zu weiter nichts dienen, als dem Schmerz Frau! reichs zu besänftigen, dass St. Elend, an histeuichen Eeinne rungen aller An so reich, von den eigenen LanoAemen zerstört wurd'. Diese Lugenvrollamation ist die erste Leisiang Gam Hellas als Kriegsminisier. deitn er hat, nachdem sich auch der neue 7töpsige Kriegsministeiialausschuß als uitialiig erwiesen, das .tiriegSministerium itberuontinen Dadurch hofft er zu gleicher Zeit, die unerträglichen Eonflicie zwischen den Präsetten und den Generälen zu beseitigen, indem er gleichzettlg die oberste ! Leitung der cwilen wie militärischen Angelegenheiten in einer § Hand vereinigt. Erömieur har es voraewnen. einsltveilen nack' ^ Süden weiter zu gehen, um der Negierung in Toulouse, nahe ^ der spanischen Greine, eine neue Heimat!, zu bereiten. Nun ! gehen deuncherseil» neben den Vorl>e>eilunacn zur Belagerung ! von Pari» noch größere Erpedirionen nach Noroen und Süden ! vor sich, gleichzeitig wurde das wichtige Seinen» erobert. Der - letzte Triumpf der deulsche>i -Wstiffen bringr uns abermal» ein ! ivichtiges Glied der von Deutschland nach Pari» führenden Ei ! ienbahnen in die Hände. Es nulf; jedoch zunächst noch Verd'un ? 'allen, ehe ivir neben der südlichen E'stnbalw.liiue aucl, die irordlicl'e l zu unseren Truppen und ProvianllranSporleit beiiui en tonnen. . lserade, weil Saigon» und Verdun tca» die Benutzung ! dreier Cisenbahnstraüen verwerlhen. muffen sie genomm n wer den, bevor die Beschießung voit Pari» gesichert vor sic!, gehen kann. Möge dem Falle von Soisson» der fast noch bedeutsamere Fall ! von Perdun bald Nachfolgen, dann werden d.. von den Unsern ! io sehnlich erwarteten Provianrvorräthe mit größerer Geschirmt ! digkeit bei ihnen einlreffen! Der Verproviamirung dienen auch ^ die genanuren andern Erpedilionen, sie dienen aber noch zu j andern Zwecken. Die Deutschen hoffen durch Besitzergreifung ven Amiens die massenhaften Zufuhren von der Seeküsre und von England abzuschneidendurch die Operationen nach dem Süden aber bedrohen sie die Waffensalnilen in Pourge» und suchen zu verhindern, daß sich die Trümmer der Loirearn ec mit der Lyoner Armee vereinigen. So sehen wir, eia wir,lieh tnteressanleS Schauspiel, von einein Eeittruw. dem Belagerung» rorpä von Pari» an», strahlenförmig sich mächtige Heere»'äulen nach Norden, Westen und Süden ergießen, während ein teste» Band von Elappenslarionen da» Eentrum vor Pari» mir seiner Wurzel, Deutschland verbinve: und unsere brav'» Kanoniere ver Soissons und Verdlur deschastigl sind, zu dem eine», iud lechen S-chicnenbandc noch ein zweite», nördliclieS zu slechten, io daß unser Boos vor Paris auf zwei »arlen Wirbelsäulen ron Deutschland au» zu ruhen kommt Vor dm massenlwtten Entgleisungen, welche aus der Linie über Ehalon» trotz der größten Wachsamkeit Vorkommen und die Benutzuna jetzt immer noch nur zur Tageszeit gestatten, tonnen wir uns nur durch stärkere Besatzung der Etappen retten. Trotzdem wäre unsere Lage nicht ganz ohne Nisito, ivenn der» von uns nicht besetzte Frankreich nicht >'o gänzlich uneinig und in Auslösung begriffen wäre. Ter Eommandant der Loirearmee. General de Motte Nougc, welcher vor Orleans am U>. Oelober verwundet wurde, Halle dem allen Ermnieur den Vorschlag gemacht, mir lUtzHXX > Mann nach dem Nhein zu marschiren und die deutschen Pro vinzcn mir Feuer und Schwert zu überziehen. Er-nnieux soll über diese Buhn heit förmlich erschrocken sein. Ob Garibaldi einen ähnlichen Plan verfolgt, norden wir bald sehen z wir er kennen jedoch daraus, daß ein so großartig organimier Kops wie Moltke uns uöthig ist, um derartige Plane in ihrem Keime zu ersticken, überall die sich bildenden Armeen der Franzosen zu vernichten und uns die Früchte unsrer Anstrengungen zu gewährleisten. Bourbaki ist jetzt in Tours eingcircffen. Die Lustballonpost wird scfftemaiisch von den Franzosen betrieben, alle älteren Ballon» werden von der französischen Post arffge kaust und neue verfertigt. Fetzt wall man Depeschen und samtige Mittheilungen vermittelst ver Photographie in nnkro skopischcr Verkleinerung am'ertigen, so daß eine Brieftaube ein ganz bedeutende» O.uantum von Nachrichten ans einmal mir sich sorltragen kann In solchen Dingen überflügelt da» sran zösische Genie ganz unzweifelhaft da» deutsche, und darum wurden wer es mir Freude begrüßen, ivenn Paris, das aller dings der Sitz von allerhand Fäulniß und Verworfenheit cst, das nebenbei aber auch einen wissenschaftlichen Mittelpunkt ersten NangeS darstellt, auf andere Weise, als durch Einäscherung in unsern Besitz gelangte. Mögen die Bemühungen Bismarcks ,n dieser Richtung erfolgrezch sein! Benizel, 1t>. Oelober. Offiziell Heute um ff Uhr fand der Einzug des Großherzogs von Mcklmburg in Solsson», an der Spitze von Pommerscher. Magdeburger und .Hessischer Festungsartillerie, von schleswig'schen Pwniren, und den Land wehrbataillonen von Frankfurt, Küstnn, Landsberg, Waiden- borg, Brandenburg, Nuppin. Prenzlau und sffürerbcgl, sowie der Halderstädter "schiynm Reiter statt Unser. Verluste wah reird der dreiweßchentlichen Eernirung, der täglichen Vorposten gesechre und der viertägigen Beschießung sind gering. -M>0 Ge fangene und 132 Geschütze sind unsere Trophäen. KrenSki. Hamburg, IG Oktober. Ossiciell.) Auch bei Dünkirchen hat sich die französische Flotte gesammelt. Diese 'Nachricht, ver bunden mit dem unerwarteten Erscheinen des französischen Ge schivaderü in der Nordsee, veranlaßte daü Generalgouvernement, die sofortige Beseitigung der inneren Schisfszeichen und die rasche Wiederherstellung der Schiffssperre zu befehlen. Bor den Beobachtungsstalionen vor der Elbmündung sind auch gestern keine feindlichen Schisse gesehen worden. Hamburg, Montag, >7. Oktober. Die „Hamb. Börsen balle" meldete Der neue Hamburg New Porter Dampfer „Thuringia" verließ am II. d. Greenock, traf in der Nähe von Helgoland die sranzösisckze Flotte, kehne daher zuruck und langte gestern in Grimslm an. Dr. F T o li r s, I -ff. Oktober. Die Regierung läßt eine Depesche aus Ehamnonl von heute veröffentlichen, nach welcher Keratry, der am li. 'Morgens Paris verlassen, bei Bar le Tue mittelst Luftballon» eingelrossen ist. Bei der Landung des Ballons wurde derselbe am Kopse verwundet. Keratry wurde in Tours erwauet. Ai» I ff. fand eiir Ausfall ans Paris gegen Vagneup rmd Ehatillon statt, bei welche»» sich die Mobilgarden von Aude und Eonte d'or ausgezeichnet haben sollen. Dampierre, Eoimnandanl der Ncobilen des Aube Departement», »vurde bei dein Ausfall getödlel. Die ForiS Niontrouge. Vanves uitd Fssi, deckteir deir Rückzug durch ein gutgezieltes Feuer. - - 17. Oktober. Ein Deere! vom I st. verhängt den Belagerungs zuirand über die Departement», von welchen der Feind weniger al» >"" Kilometer entfernt ist. Die Einrichtung de» Nach richlendiensle» ist angeordnet, um diejenigen Punkte in Ver lheidigungsznstand zu setze», welche für die vertheilhastesten gc halten werden, um den Durchmarsch de» Feindes zu verhindern. E. Z Tour», Sonmog, IG Oktober. Ein Eireularschreiben der Regierung »ordert die Praseclen und die Verlheidigung» eomilec» artt. sic!, jedcr Maßregel z»i eiilhallen, dzzrch welche die Arbeiten der Bewaffnung» Eommiision gehemmt werden tonnten. En: Schreiben Gambetlcr s an General Eambriel in Bclsort zeigt die Ernennung Garibaldi'» zum Eommandanlen der Frei eompagnien der Bogest». sowie einer Brigade Modilgalve an. Eilte von der Regierung veröffentlichte Depesche vom I.V Oktober melde> Beaugenc» scheint vom Feiirde geräumt ivor den zu sein. Die Preußen haben sich all» Eevui», wo sie in der Starke von GX> Psann Fnsanlerie und einem Eavalerie regimeizie siandeii, gegen Gisor» zuriickgczo-zeii. Da» „Fournal ossuiel" voni und 1>>. d. Nl. ist au» Pari» hier eiiigeuosfcn und bericbiei über daselbst slaltgehable Versammlungen, in ivel chen die Emsepung einer revolutionären Eommune verlangt ivurde, ioivie über «Rgeiidcinonsiratroiien. Tic Verhaftung des Obcrstliculenanls der R'alioiialgarde. Savia», erfolgte, weil der selbe Patronen vertheilen ließ, um gegen da» Stadthaus zu marschzcen Adau» ivurde zum Polizeiprästelen ernannt. Kera try crlnett eine Mission des Ncinislers der auswartigcn Auge legenheilen. Eine Unlerslichuiig gegen Florireiis hat begonnen, weil dieser am IO, d. uiiter falschem Vvrivand Appell schlagen ließ, »im die Nationalgarde vor das Stadthaus zu führen. Brüssel, Sonntag. >«>. Ortober, Abends. Uebrr Lille sind au» Pari» vom 12 d. Nachrichten eingetroffen über den Stand dec Proviamirung. Es wird angcnom'nen, daß der Vorrarh von Schlachivieh in den ersten Tagen des Novembers zu Ende gehen wird. Dagegen ist an Getreide noch bis zum I. Januar Vorrat!, vorhanden. Salz und Brennmaterial beginnen jedoch -ereile zu fehlen. Butter ist nicht mehr auszutreiben. Die Bettelei nimmt überband. Nachrichten aus Toulouse zufolge ist daselbst ein Placar angeschlagen worden, welches die Bildung eine» Wohlsabrlsausschusses anzeigt Fn Lyon plünderten die Revolutionäre da» große Scminar; die Negierung ließ e» uu- tbalig geschehen. Fn St. Elienne suspendicle der Präsecl das Feurna! „Desenseur" wegen Friedensstörung und Au'reiznng. Der Pr.iicc! de» Departcaiem» Haute lliarne hat »ielgece 'Bicrge» ausgenäeseit. Dr. F. KöiiiglicffeSHorlstcatcr. Sounabent, am October. . König Richard ! I. Traucripicl in 'Akten den Svakespeare. illacl' 'A. 'Bö. Schlegel » llebcrsetzung. Für die Büimc eingerichtet von Emil Devrieitt. - r'ceu einslutirt. Ver cinigcr Feit braunen wir tic Notiz, daß >n» kcr bic- sigen Holdulme ein Evclno von Sl akcspcarc o dramatische» Historien teigen werde, wie dies? bereits im Fabrc GEl zu 'Böeimar uutcr Dingclstcttü' Direktion bei Gclcgciibcit der Svakeipcarc Fcicr gescheve». Dresden in die erslc tcutschc 'Bitt'ne, ivclchc nack' 'Bötimars Vorgang eine solche Gesammt- autiäbrung veransialret, mit von jetzt bis Mitte November soll die cine Halite in Scene geben. Diese begebt in vier Stücken: Richard II., Heinrich IV , L !b. und Heinrich V. Nack' einer Pauie von ungc'übr vier bis KebS Wog en soll dann die zweite Halste folgen: Hemrich Ll., L Tb. mit Richard III. 'Bei dem geistigen Vcrkcbr, in welchem die Nationen sieben, i<> der gegenwärtige Eiiislnsi besonders au! ibre Lileratnr nn vermcidlich. 'Böic aber in jedem Mcnschciigcistc eine Erschei- nung sich anders daltteilt, so auch erleiden die Geistcoprotucte des einen Landes durch Auffassung und Kritik des andern nur zit off cine weientlicbe 'Veränderung. Eincklne Dickster sind Gemeingut geworden: wir ielbff zäblcn Sbakcff'care zu mstern groszcii Dicbtcrn und cs kan» wob! trciff bebauvtct werden, daß seine Bedeutsamkeit in ibrcr Fülle und Grobe i» Deutsch land bcffcr erkannt und tleffr malzt worden ist, als in England. Wie dereinst 'Acscbvlos, Ealtcron. Ni0li' ic, ko scbricb wc scntlich Sbakeivearc s»r ei» beffimmrco Pubiikmn. kür eine de ffinnnlt Bübncncinrichtung. >ür seine Feit, seine Landsleute, kür sein Globustbcatcr. Daß bier Aenderungcn und Kürzungc» nötbig waren, obnc den poetischen Werth zu schmälern, »in sie tbcatralisch ffir uns zugänglich zu machen, war eine gewiß nicht leichte Amgabc. Um so dankenswertber müsse» wir das Dar- gebotenc l innci nie» und i» vor>>cgeiitc>n Fall ist cs eine Pflickff kcr Prcnc, das Publikum au» die gcnainitcn Dranien binz» weisen, tcrcn ganze Folge wie eine zusamiiicnbäiigciidc Tragö die erscheint, die in Richard II. ibre Ervosition, i» Richard UI. aber ibre» äffbctisch-sffllicl'-gercchtfertigtc» Endpunkl erreicht. Richard U. »eigt. wie ein schwacher Regent das göttlicbc Recht seines aiigksramiiiten Köniatblimo durch Mißbrauch verwirkt; Heinrich >v. Usurpation wird niemals zum Rccbt; in Heinrich V. deckt sich inneres und äußeres Recht der Herrschaff; Hein- rickff VI. zeigt, daß gegen letztes Uebcl nur ein letztes Mittel biiit, der Tod, Richard der Dritte endlich lehrt: Ttzramici scl das einzige Eorrecriv gegen ein !n Fäulniß übergegangencs Bvlküthum. Jetzt zur Aufftlbrung am vorgestrigen Abend §xrr Den mrr, König Richard U„ eine Rirlenkolle, die alle Kratt in Anspruch nimmt und dem Darsteller eine Last aukdürtet, untrr welcher er zu erliegen drolff. nocb ebc der fünfte Akt beginnt. Wir scbcn den leichtsinnig schwankenden König, der in Mo »«cnten. wo ikm der Niutb verläßt, sich hinter seine Legitimität verbirgt, die ihm hier alv Bollwerk dient. Gloster'v Tot wirit zwar eine» Schatten i» seine Seele, verdüstert seinen Eharaktci, die Reue aber kommt nicht ans, sein Baue» auf königliche Machtvollkommenheit, sein Leichtsinn gewinnen die Oberhand, Mit der einen Hand reißt er ei», mit der andern baut er auj; bewußte Krait und Freundes Wort bereiten ihm eine stete Täuschung. Seiner Obmnacht wirb er sich erst in tri» Augen blick bewußt, als Bolingbroke mit der Frage an ibn tritt, ob er Willens sei. tcr Krone zu entsagen. Hier siebt er ein. baß dir Krone, wie ei» »euerer Dichter sagt, nichts Anderes sei, als der goldene Reif, de», der Mittelpunkt der Rübe scblt. Das Erlassen des Ebaraktcrö, das Eingehen in die Intentionen des DickfferS, überhaupt tic lebensvolle Gestaltung von Seite» des Herr» Dcktiiicr, verdient volle Anerkemilmg. Ganz bcloii tcrcS Gepräge empfing das Tragische des Eharaktcrs. Die bctcutcndc Rolle des Bolingbroke batte man i» die Hand des Herrn K obcrffcin gelegt. Das zu ibi» gcbcgte Vertrauen suchte der slrcbsamc Darsteller zu rechtfertige», ob gleich er zu vergesse» schic», daß ibu Pcrev in Heinrich IV. den „Fürst des Lächelns" nennt. Bedingung ist vom Aniang herein, taS bciichlcrischc nnd bewußte Streben nach dem vor gesteckte» Fiel »»d Gloiiers Tod ist die skärkffc Beschuldigung, die er indircci gegen Richard erbebt. Vielfach von Euola waren jedoch tic Stcllcn, wo er übcrmütbig werdend »ach der Krone ringt, die ibi» tan» wie eine Nolbweiidigkcit zuiälff, ciiigcteiik tcr Worte: — „der verdient zu habe»/— fgp,, und sicher zu crlangcn weiß." Werse» wir cine» Blick aui tic andern weniger bevorzugte» Partbic», so wurde die Königin durch Fräulein Langen i> a u » mit Würde, Hol'cit lind Innigkeit zur Darstellung gc Macht. Auf gleiche Anerkennung bat Herr Iasfö vollen An spruch als Gaum, dessen Sterbeffenc fick, im Reich der Lebens wabrbeit erging llnlcr de» vielfach kleinere» Partbic», die aber lbeilwcis schwer in s Gcwicbt fallen, zeichnete» sieb Herr Wiiigcr. Herzog von Bork nnd dessen Gemahlin, Fräulein Berg, besondrro ans. Die einheitliche Gestaltung, die In icciiilliiig. Alles war tadellos. Tritt aber die Frage hervor, bat ticß Trauerspiel das an ticicm Abend gar nicht reich ver sammelte Publikum erschüttert, bat cs eine Erregung i» den Seelen bcrvorgcbrack't e so muß mit einem öle in geantwortet werte». Götbr's ewig wahre Worte: „Gebt n»ö Alles, nur nicht Das, was Langeweile macht"' drängt sich »amcmiieh Denjenigen auf, denen li»veka»»t ist, daß unsere dramatnchc Knuff in Shakespeares Werken nicht nur um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, sondern auch »och beute „die starke» Wurzel» ihrer .ccraff ' bat. Für tic größere Menge bat Richard I>. weniger Ail'ichlnigskraff, weil sic »aincittlich das komische Element vermissen, das in den andern Dramen besonders durch Falstaff zur Geltung kommt. Das Publikum unserer Tage will vicliach i» solchen Dramen Anipikluiigen am lliiserc Feit. Dieie wird cs die Hülle und Fülle unbewußter Weise >» „Heinrich V." haben, wo die ruhmredigen Franzosen den Munt io übervoll nehmen und dafür dann den wohlvcrticntcn Lohn empfange». Sehen wir al,o den ferneren Darstellungen freudig entgegen, die cigenllich nur der Gebildete zu würdigen weiß: den ganzen Epclns, eine Idee Schillers, tic er schon im Iadrc i 7M gegen Gölte ansiprach nnd letzt erst ibre Verwirklichung findet. Gervinno Worte: „der teste Eoim»c,itar Shakespeares sei die 'Aufführung", möge Beherzigung finden. Laßt sie uns anichaueii, icnc romantische» Tragödien, wo sich die menschliche Natur in kaum wieder erreichten Fügen ausi'prichl. Lbake spcarco Werke, sagt ein neuerer Kritiker, gleichen trotz dem gronen 'Abstand des Raumes und der Feit, beinahe den Schöpfungen der ewigen Natur, sic haben Etwas von ihrer Unendlichkeit-, Shakespeare - „er bleibt der Mann aus bobein Ftl>e»gip'ei. zu seinen Füßen die wandelbaren Wogen, aberiein Haupt i» den Strahlen des Himmels." - Von dem Lagcrleben bei Metz gicbr der nachffcl'cntc Briei eines Eimabrjg Freiwilligen an die Spcncr'schc Festung ei» traffiscbkS Bild; der gutgelaunte Krieger schreibt: „Wu liegen bicr trotz der Nabe des Feindes, als wenn wir ln Ga; niloii wären, crcreiren fast täglich und müsse» selbst imuiti gul putzen. Als ich tics schrieb, tam der Unteroffizier, um Ncgi »icitts-'Appcll in geputzten Ortonnaiiz Anzüge» anzilsagc» Das Putzen ging aliv wieder los. - Berlcibung von leche eisernen Kreuzen bekannt gemacht. Nimm eine kleine Bcschrci vung unserer Lebensweise: Unser Boudoir, ein Boden üb« einem Pscrteffalle, ffir testen Lnitung hinreichend gesorgt is> durch Löcher im Fußboden, Löcher im Dache, Luken an allcn Seiten, die nicht bcrichlosscn werten können, nnd den Fug, tn die Treppe hcraliikommt. 'Abends 7 Ul'r wird Toilette ff» die 'Naäff gcmacht. kenn da wir nur bei Tage frei Lickst babc», ii> cs recht rar. Vielleicht könnt Ihr i» einer Buckste eine 'Anzahl Wachslickstc an mich icndc» 'Z llm'er 'Negligee ist: Drei Paai Hose» über einander, Strninpsc und Stiefel, Rock, Mantel mst darnbergeichiialtteni Lcrcrzcng, 'Brotbeutel. Flasche nnd Feld mutze. Hcli» siebt rcchtö neben dem Tornister, der als Kopf kiffen dient. Morgens, wenn Eine»» die Stiefel reckst «insgc Goren sind, sielst man au>, koclst am Feuer Kaffee und nKrmi sich etwas. Dann Frübconeclt ben den französischen Sä'anzcn bcr; tic Rebcillc tauert imnier zwei Stimdcn; Jeder bl ästunt tremmclt aui eigene Faust trau» los, bis dann >chiießiich Alst tic Marseillaise anstiiiiinc»; dann wird geputzt, crercirt !e. u Bei Tages- n»d Nachtzeiten Gewebrsalveii und KanoiicndonnkZ — stört gar nicht mehr! Nach jedem Soldaten, den die Frau zogen sehe». geben »ie ganze Salben ab, obne aber Schaden anznricksten. Unsere Kochkunst ist groß, wir kochen alleö Eßbare. >oas wir erhalten; mittelst „höherer" Kochkunst wird cs sogai genießbar gemackst. Der Zwieback schmeckt, in Speck gebraten, famos, wenn man nämlich nichts Besseres hat. Ein Tainbom aus K. bei F., ein sehr netter Mensch, koclst jetzt ffir uns mit. und haben wir also da nicht allzuviel Arbeit. Eben wird» Eonferenz über das Mittagessen gehalst; Unterbrechungen Gl man hinreichend. Man wird übrigens sehr praktisch hier; iel> habe eiiie Kleiderbürste mit. tic außerdem noch alö Stiesel-, Fahn-, Gewehr-, Nagel und Knopstbürste dient; die Schnupf tücher dienen als Handtücher,Kaffeetriclstcr, Verbandzena, Putz lappen und Halstuch, tic Leibbinden als Sbawl, die Mantel als Tisch beim Kartenspielen. Kochgeschilr als Wasckstoilktte. Säbelklinge als Beesstcakhacker. Griff zur» Kaffcemablcn und Fwicbackklopfc», kurz, unzäbl. und uniicnnbar sind die ver schietciien Benützungen vieler unserer Lachen. Dieses Thema kann nickst erschöpft werten, denn erfinderische Köpfe komme» iinincr wieder mit neuen Ideen, die dann sofort benutzt werden Eben kommt wieder ein Trupp von l4<» Mann Gefangenen aus Metz, die vo» dort entlasten sind; ick, babc keinen davon ge sprochen. Das Wetter ist ausgezeichnet schön, nur In der Nach! ist es schon reckst »ngcmütbiich kalt. Wir sehnen uns schon weiter vorwärts i» die Ebene. Die Einwobner fangen an, zu rückzukcbren, da sic seben, daß die „Preußen" nicht so schlimm sind." - - Standrechtlich erschossen. In Ingolstadt wiwdc am 2ä. Scpt. tcr ki iegsgeiangene Soldat Jean Pierre Auguste Hamei von» Französischen G Iägcrbataillon wegen Mtlichc» Insubordinatioii gegen eine» Bavelisehcn Oststcier standrechtlich zum Tode vcrurtheilt und das Unheil sofort mittelst Erschießens in Vollzug geletzt. Der Dellngilcnt benahm sich mit einer seltenen Herzhaftigkeit. Schon auf der Richtstätte stehend, schwang er die Mütze und nahm laut Abschied von seinen Eaincraten, ries dann „vivo la Orano '" und conimandirte selbst „ckaims?. clll iöu!" Die Salve krachte »nmittelbar und der PeruNhelltr hatte augenblickllch den iertci,Lilbem.zng getha».
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