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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.04.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260402019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926040201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926040201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-02
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.04.1926
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Arettag. 2. April 1920 Nr. ISS Sette S — »Dresdner Nachrichten* — Aarfrettag 1S2«. Das Kreuz Jesu Christt auf Golgatha ei» VlegcSzeiche« — »der s« mehr wir e» als solche« erkenne», um so tiefer ver. pflichtet eS un». Blühende BSlker entstanden unter ihm. und unser eigene» Deutsches gehört dazu. Und der Christ will in seinem Schatte» einst auSruhen von des Lebens Not und Kamps und einer frohen Auferstehung entgeaengehcn. So müssen wir da» Kreuz in unser persönliche» Leben ßl«ein wirken lassen. Statt dessen ist heute die Zahl derer im Wachsen, di« seus. ß«»d oder leichtfertig erklären: »Ach, da» ist da» Kreuz von wetlanb, da» al» Kind ich schaute an: abgenvmmen ist der Hei» fand, nur die Dornen bliebe» dran!* Und die heilige Schrift redet von den »Feinden de» Kreuze»*, die «S. wenn sie nur könnten, von seber Kirche hernnterholen und kurz und klein schlagen würben. Der Herr selbst aber fordert: »Wermtrwtllnachsolgen.berverleugneslch flkbst und nehme sein Kreuz aus sich und folge »tri* (Mark. 6, »4.) Sein Kreuz — da» Bild ist von der Sitte entlehnt, nach der ein »um Lode Verurteilter sein Kreuz selbst zur Richtstätte tragen mußt«. So trägt tm Leben jeder sein Kreuz als die Lumm, der Leiden, die ihm zugemcsse» sind: denn »ein Christ kann ohne Kreuz nicht sein, Gott will'» nicht ander» haben". Es wird nie dahin kommen, daß die Dornen und. Disteln aus dem Acker wieder den Blumen de» Paradieses weichen. ES hat der Weisheit Gottes gemäß jeder sein Bündel, seine Last zu schleppen — wie e» der Dichter in der »Kreuzschau* darstcllt, dt« man dem heutigen Geschlecht nicht tief genug etnprägen kann: <ktn Pilger klagte Gott, er misse wohl, das, jeder Mensch sein Kreuz tragen müsse, doch das sctnlge sei allzu drückend. Da führte ihn Gott ln geräumige Hallen, wo zahlreiche Kreuze standen, und hieß er ihm sein Kreuz sich selbst auSwählen. Und er prüfte dav eine, aber cS war ihm zu schwer, daS andere, aber r» war ihm zu gross, das dritte, aber eö hatte zu scharfe Kanten, und eins von Golde glänzend, aber ed besah ein besonderes Gewicht. Bi» er ein lebte» sah, das, dem Maste seiner Kraft entsprach, und er anörief: »Herr, so du willst, sei die» Kreuz mein!" und wie er c» prüfend mit den Augen maß. war es dasselbe, da» er sonst getragen, wogegen er zu murren sich vermaß. Er lud es auf und „trug'S »un sonder Klagen". »Sonder Klagen" — da» aber jetzt Selbstverleugnung vor aus, und heute doppelt und dreifach, wo sich die Lebenslagen -er Menschen alle verschoben haben und uns manchmal der Zweifel beschleicht, ob darin denn noch Sinn und Gerechtig keit sei? Doch Gott macht daS Kreuz nie schwerer alv die Schultern, die e» auSzuhalten haben, stark. Wir kämen viel weiter und Leiser durch unsere Heimsuchung hindurch, wenn wir ver trauten, das, sie nie über unsere Kraft gehe. Dann gewönne da» Kreuz erzieherische Bedeutung. Die Rose wird durch -ihre Dornen nur schöner, da» Licht durch seinen Schatten nur Heller, da« Leben durch Entbehrung, Prüfung, Entsagung nur inner» licher und tiefer. Und wenn wir eS fertig brächten, was der Apostel in ernster Sprache fordert: «Kreuziget euer Fleisch samt den Lüsten und Begierden!" bi» tief, ganz tief in unser Wesen hinein und in allem, wa» tm Gegensätze zum Kreuze steht, dann würden wir nn» zulebt dort finden, wo Luther seine seligste Erfahrung machte: «Ein Ehristenhcrz auf Rosen geht, wenn'S mitten unterm Kreuze steht'.* cck. Neues aus dem Grünen GewSlbe. Daö Grüne Gewölbe hat einige Neneriverbnngeit nnd Umgestaltungen zu verzeichnen, die seine Bestände wertvoll ergänzen und einige seiner Hauptwerke besser als bisher zur Geltung kommen lassen. Zu der Gruppe der goldenen sächsischen Medaillen, di« bisher durch drei der Kurfiirsttn Sophie und «ine des Kurfürsten Christian II. vertreten waren, ist die Medaille der Herzogin Sophie von Pommern. Tochter Christian» II.. gekommen. ES ist höchstwahrscheinlich eine Arbeit de» Dresdner SIbbcrschmiedS Daniel Keller- tüaler, eines der sührendcn Meister des 17. Jahrhunderts: die Fassung, in emailliertem Gold, kennzeichnet daS schöne Stück als einen Anhänger. Eine stbbervergoldete Dose dcS 18. Jahrhundert» mit emailliertem Deckel zeigt die Aus wirkung sächsischer, speziell Meißner Emaillemalerei (Hungers auf benachbarte Gebiete. DaS Email steht dem Berliner Lmaillcur Fremery nahe: die Dose selbst trägt Augsburger Beichan und den S-tempel I. E. HenglinS. Ein Slvckknopf Job. Christ. Neubcrs gehört zu den goldenen, mit Mosaik sächsischer Halbedelstein« eingelegten Galanteriewaren, welche die Tradition sächsischer Steinbcarbeitnng durch daS Gold- fchmicdehanbmerk noch einmal aiif die Höhe internationaler Beliebtheit brachten. Die Gruppe der Dosen, in denen die Aierkunst des Rokoko und des Zopfstils sich mit besonderer Grazie außlebte, wurde durch drei andere, charakteristische Exemplare vervollständigt: je ein« ans Heliotrop und Onyx, «11 goldeuer Montierung, ein« ander« mit LandschaftSszeue» in tranSluzidem Goldemail, von ungewöhnlicher Zartheit der Wirkung. AIS wertvollste» Stück kam aber durch Tausch der orientalische GlaSbecher zurück, der bet der Aus einandersetzung mit dem sächsische» Königshaus abgegeben werden mnßie. Er ist e'n Erzeugnis der syrischen GlaSmacherLunst mn ISOV in typischer Form, mit Mingsuß und ausladendem Rand. In Europa ist er dann zur gotischen Zeit sum >100) in Silber gefaßt worden. Die Schmelzmalerei des Glase» stellt in leuch- tcnben Farben zwei Männer ans der Jagd nach Wildgänscn dar. ES ist überaus zu begrüßen, baß der Verlust de» so seltenen und bekannten Stückes vermieden werden konnte. Die Neuordnung, deren Ziel eS ist, die künstlerisch be deutsamen Stücke dem Betrachter näher zu -ringen, hat vor allem di« Schätze des I u w e l e n z i m ,» e r » ttbersichllicher gegliedert, so daß jetzt ein geschlossenes Bild de« kostbaren goldenen Männer» und Fraucnschmucks der Hochrenaissance lKetten und Anhänger) neben den Furnituren AugustS de» Starken und den Arbeiten Dinglingerö zu sehen ist. Einige Kabinettstück« de» Meisters tm Juwelenzinnner sind wieder- hcrstellt und gereinigt worden. Die Beleuchtung sämtlicher Schränke wurde verstärkt, der Obelisk»» AngnstaliS tm Fnwelcnzimmer und daS Fest de» Großmogul erhielten eine Beleuchtung mit indirektem Licht. DaS letztere bildet nun seiner Bedeutung und Beliebtheit entsprechend den Mittel. SNovgernaesmgob« an» 3. 0»t«vss«iavtag erbitten «otr un» bk« »pSkaatan» Sonnabanit naoken». kleine ^nreigen unck ffacnlllennackzrlcchten «verölen acuch a«n 2. Oster-felertag vorm, von II—iäl Uh» airgenommen. Vaviag ck«v ..Dvaackna» lNavkvIakrt««- Punkt deS PretloscnsaalcS. ES ist «ine Arbeit der Früh- zeit de» Dresdner Meisters. Seine letzte, der Apisiempcl, datiert 1731, wurde In mühevoller mvnatelangcr Arbeit ans- elnandcrgenvmmen, sachverständig gereinigt und wieder- hcrgcstcllt, so daß dieses Stück jetzt eigentlich zum erstenmal nach seiner Entstehung in seiner künstlerischen Eigenart und kulturhistorischen Bedeutung gewürdigt werden kann. Die Sclmukästen des P r c t i o s e n so a l e s, die «ine köstliche Sammlung meist sächsischer Kleinkunst bergen, wurden neu bezogen und geordnet. Bekanntlich Hai das Grüne Gewölbe eine kleine, aber gewählte Kollektion guter Bronzen, unter Venen sich zwei der Sansvwiiio - Schule, sowie Arbeiten von Giovanni da Bologna, Carlo de Cosarc, Cvysevox und anderer Meister befinden. Auch diese Abteilung wurde noch Gesichts punkten der plastischen Wirkung und dcö historischen Zusam menhangs neu geordnet. Der Bezirksausschuss Ses Kleinhandels von Dresden und Umgebung, e. V., beschäftigte sich in seiner unter dem Borsitz des Stadtverord neten Aß mann abgehat lenen M ä r z - Ve r sa-imn lnng be sonders mit den sächsischen Ltenergeseßcntwürse». Zur Neuregelung der Gewerbesteuer, die künstig einerseits nach dein Betriebsvermögen und anderseits von dem Ertrag erhoben iver-dcn soll, wurde nach einem Referat des Vorsitzenden gefordert, daß die Eriragsabga-be für ein gewisses Existcnzmtmmnm, mich bei hohen Erträgen, außer Ansatz bleiben müsse. Der Entwurf sehe einen steuerfreien Mindest- ertrag von 1300 Reichsmark vor, wolle aber bet höherem Ertrag die Steuer von dem Gesamtertrag, also auch von den ersten 1300 Reichsmark erheben. DIcS scheine unbillig. Abgesehen davon, daß das Eristcn.zminimum erhöht werden möchte, müsie dieser Be trag bei Berechnung der ErtragSabgabc allgemein stenersrcl bleiben. — Ferner erschienen die Steuersätze für den Ertrag eines mittleren und kleineren Geschäftes viel zu hoch, denn cs ergebe sich in de» meisten Fällen eine erhebliche Mehrbelastung gegenüber dem bisherigen Svstem. Bis zu 10 000 Mark Ertrag sollte deshalb nur ^ Prozent erhoben werden. lieber die Gesetze betr. GeldentwcrtungSauS- glctch bei bebauten Grundstücken berichtete der Syndikus. — Außerdem nahm -t« Versammlung u. a. von folg«»!»«» Arbeiten de» Bezirksausschusses Kennint»: Sr hat da» Ge-weiLeamt aus da» Auftreten von Ausländern ans. merksam gemacht, di«, anscheinend ohne Ge-werbetegitima-dio» zu besitze«, mit Pelzen. Stoffen nsw. hausieren, dabet minderwertig« Ware an den Marin bringen und dadurch da» Publikum nicht minder wie di« ansässigen Geschäftsleute schädigen. Eine Gruppe von Geschäften halten um weitere Zu- lassung der sogenannten B c h e l f S r e k l a m « sd. h. Außen- rrklame durch Fahnen, Lichtreklame irsw. für SonderauSver- kLufe, Weiße Wochen nsw.) nachgesncht. Der Bezirksausschuß konnte die Ausdehnung von vier auf sechs Wochen nicht gnt- hcißen. Betr. der ReichSgesundhettSwoch« vom 18. -1» 2 ö. April Iv 2 ü wurden dt« Organisationen der einschlägige» Geschäfte ausgefovdert, ihren Mitgliedern die Förderung durch entsprechende Schausenstcrdckoratton nahezu legen. ANgemeiner Aandroerkerverein. Dl« letzte dtrSwtnterliche Versammlung nahm der Vor- sitzend« Goldschmiedobcrmetster Alfred Gäbler zum Anlaß, einen kurzen Rückblick aus das Winterhalbjahr der Vereins- tätigkcit zu werfen. Man pflichtete ihm bet. daß die Borträg« und die Lichtbilder allgemein befriedigt hätten: auch für den Sommer seien wieder interessante Besichtigungen nsw. vor gesehen, vor allem aber empfehle sich der wiederholte Besuch der JahreSsclmu mit Gartenbauausstellung, zu der tm JnnungsauSschuß Karten mit wesentlicher Preisermäßigung zu haben seien. — AlS Vortragender des Abends schilderte der tm Verein hochgeschätzte Dresdner Oberlehrer M. Frthschc in einem ausgezeichneten Lichtbildcrvortrag einen Besuch der Inseln Rügen und Htddensee. Tic Bilder waren alles etgcne Aufnahmen und vorzüglich bunt anSgcmalt. Die Reise unternahm der Vortragende zu Rad, und schon au» seinen Beschreibungen der Städte und Gegenden, die er unter wegs berührt halte — n. a. Großenhain, Sterlin, die mecklen- bnrgische Seenplatte mit dem Müntzsee, Stralsund — ersah man, daß eine solche Reite zu einem Erleben wird, von dem man reich an inneren Werten zurücklommt. Mancher stille Naturwinkcl bot ungeahnt« Schönl>citcn. Prächtig waren auch die Bilder einiger alter Stadttore lGrtmmcn. Neu- brandcnburg nsw.) mit ihren architektonischen Reizen. Rügen wurde von Stralsund ans, das nach dreitägiger Nadreise er reicht worden war. betreten. Glanzpunkte der Reis« ans der Insel, zn der ebenfalls das Rad fast immer benutzt wurde, waren der Besuch von Pnttbnö mit seinem weißen Märchen schloß. Binz. Bergen mit dem wuchtigen Arndt-Turm. Saßnitz, Stnbbenkammer mit dem Königstiihl. der Hertlmsce mit seinem unbeschreiblichem Nattirsrieden. lieber dir in ihrer großen Abgeschiedenheit tief packende Schabe ging'S nach Arkona und weiter über Attenkirchen nnd Wieck nach der kleinen Insel Hiddensee, einem Ideal für Rnlie, Einsamkeit und Anspruchslosigkeit. Die typischen nnd schönen Bilder zeigten, welchen Naturschatz wir auch in der Insel Rügen haben, so daß wir nicht genötigt sind, unser Geld nach dem Auslände zn tragen. — DaS ehemasige 1. lKgl. Sächs.s Feldarttllcrie-NegU ment Nr. 1L beabsichtigt, eine Denkschrift über die Ge- schichte deS Regiments im Weltkriege herauSzugcben. deren Drucklegung jedoch von einer genügenden Anzahl Vor bestellungen abhängig gemacht werden ninsi Da aber der artige Bestellungen in der erforderlichen Anzahl bisher noch nicht eiugegangen sind, so ergeht an alle ehemaligen An gehörigen des Regiments die Bitte, die Bestellung umgehend zu bewirken, soweit solches noch nicht geschehen ist. Diese ist zu richten an Hauptmann a. D. Hanse. TreSden-N. 6, Anton- straße 1v. Krankheitserreger» die durch Mund- und Rachenhöhle in den Körper eindringcn wollen, werden durch Panflavin-Dastillen abgefangen und unschädlich gemacht. Die Pansiavin-Pastillen sind daher ein wirksames Schuhmiliel gegen Erkältung und Ansteckung, sind onge- nehm von Geschmack und greisen den Magen nicht an. Von ersten Forschern warm empfohlen. Erhälii. in allen Apotheken u. Drogerien. k*anN»v1n-p»5lil>en: Z.O Olnmino», 10 ^etli^l-^criüinlumcdlorlä 0.003 mit XLkso un6 als paslillemnrrrsE. h Segen idlsklenvürmse nur Wurmkur «clr>c»«un, vnN »«»»mmllet, Neeltollee: »m Srorgenlo- Verrsa-tnscdousvaei». g «WMIlMMIWIÜINWIIl'IIWÜtllltiüIlilügiWliiUie NIMtltlWIilllWIIOWIÜIMtWliV dekorativen Arbeiten im BundeSrats - Sitzungszimmer de» Berliner NeichStagSgebäudcS. die in den Repräsentation-; räumen des StändchauscS »nd des Finanzministeriums, in den Festränmcn der LandcS-AiiSstellung und des NathanscS, letztere alle in Dresden, legen davon Zeugnis ab. Von seiner Berliner Firma und deren hochaiiselinlicher Zwetg- nicberlasiung in Leipzig sGoethcstraßc 7) hatte sich Earl Müller ans familiären Gründen vor etwa zwei Jahrzehnten geschieben, um mit seinem Schwager die Firma Rud. Bagier L Comp, in Dresden zu begründen. Jetzt lebt er tn Elb-Florenz im unrulicvollen Ruhestand, wie Millionen andere «in Opfer der Inflation. Aber geblieben ist ihm eins, was Ihm von se durchs Leben geholfen hat: sein wetterfester rheinischer Humor, die Treue zu seinen Idealen und zn seinen Freunden und der tröstende Blick — weg von den Gassen, auf nach den Sternen. f- vortragtmelster FohanneS Paul Mürbe iv Dresden begeht «in 1. April sein «siährigeS BeriisSsiibiläum als Obertekrcr. Eine statt liche Schar ehemaliger Schüler erinnert sich dcr anregcndcn lllera- rischen Lektionen dost Weitgereisten, der während de» Weltkriege» be sonder» in Skandinavien für das deutsche Ansehen mit geistigen Waffen kämpfte. Unvcrgegcn ist anch seine Inszenierung de» „Pesdalozzt tn Stanz" im Dresdner Opernhaus« am 20. März lkM, worin Mürbe den Pestalozzi selbst spielte. s* Verluste deutscher Sinai-Forschung durch Krieg»« Psychose. In der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Berliner Akademie dcr Wissenschaften legte der Vor sitzende, Sekretär Geh. Rat LüderS, den Bericht der deutsche» Sinat-Expedition vor, den Prof. Dr. Bernhard Moritz und Prof. Dr. Carl Schmidt in Berlin erstatteten. Diese Expedi tion wurde nach der „Anttguitüteii-Nundschau" seinerzeit vom AuSbruch deS Krieges überrascht und mußte ihr ganzes ExpediiionSgut in Suez zurücklasscn. Jetzt habe» die Nach- forschungcn nach diesem Erpedtttonsmatertal ein außerordent lich bedauernswertes Ergebnis gehabt. Dcr L'auidator hat die Expeditionsausrüstung verkauft, und die englische Militärbehörde in Kairo hat daö wisscnschastltche Material als Konterbande vernichtet. Dcr Bericht non Moritz nnd Schmidt gab «inen Ueberbllck über die wisiciischastlichen Ar beiten, die von diesem unersetzlichen Verlust betroffen worden sind. Es handelt sich »m mittelalterliche Haiidschristen »nd Urkunden in arabischer, koptischer und griechischer Sprache, die von den deutschen Gelehrten in dem Sinai-Kloster Sa. Catha- rina studiert worden sind, die kein Gelehrter vor ihnen ge sehen hat und die vteietcht niemals wieder scmand wird ein- tehen können. Daß ihre wisseiiscbttlsiche Bearbeitung ans diese Weise zerstört worden ist, gehört zu den vielen bedauer. ttchen vegletterscheinungen der Kriegspsychose für die ge- kehrte Forschung. i* Kle»«« Mnsik—qrichte«. Da» zwciaktige Mustkdrania „Draumttebe" von Hubert PatLky errang bei seiner vrstaussühriitig «m Ostpreupilchen kanbeelhcatcr in Königsberg einen neuen, groge» Ersolg, der sich am Schluß der Premiere zu begeisterten Ovationen seitens de» Publikum« nnd de« Orchester» sür den anwesenden Kom- prntsten anSwnch». DaS Werk wirb noch t« dieser Spielzeit am StaatStheater tn Wiesbaden znr Ausführung gelangen. Der Oilergedarike in -er Kunst. Von Walter Prc ußer. . Der Sinn für die tiefe Symbolik dcS Osterfestes schwindet immer mehr. Daö „Christ ist erstanden" verhallt im Hell dunkel der Kirchen. Wir hören die Osterglocken »nd grüßen sie: aüor das Tempo »nd die Hochspannung unseres Lebens und Erlebens dulden kaum einen Augenblick des Verwetlens und der Besinnung. Für viele hat Ostern nur noch Bedeutung als Schluß deö Schuljahres, als die Zeit der Konsirmation, als die Tage kurzen Ausalmcnö nach arbeitSschwcrcn Winter- monalen, alS dcr Beginn einer „neuen Saison". Hier nnd da werden noch alle Sitten und Gebräuche geübt. AuS stumpfer Gewohnheit. Ihr Ursprung bleibt dunkel und die Tenlung verflacht. Und doch kreisen gerade mn das Osterfest die hehrsten Ge- Sanken dcr abcndländischrn Seele. ES ist ummobcn von Wissen und Hoffen nm Leben und Sterben, um Vergehen und Werden. Um seiner Tenlnug willen haben Weltanschauungen und Weltgesühle dcr Jahrhnndcltc einander gegcnübergcstan. den und sich gegenseitig Geltung zu verschaffen gesucht. Und sic haben zuletzt eine Form geprägt, die nicht viel mehr ist als eln Koiiipromiß. Die Gegensätze waren: das römisch- kirchliche Dogma und das vom Ngturerlcben bestimmte nor dische Weltbild. Wir kennen heute diese Gegensätze kaum mehr. Die ttcbnng langer Jahrhunderte hat sic ilbcrbrückt. Und doch bestehen sic weiter, unb auch die kommende Zeit wird sie kaum aiiSgleichcn. Die bildende Kunst, die immer ein treues Spiegelbild der Zcitseele war, bat auch diese Entwicklung oiisgezcichnet. Ein Blick auf die Werke der Künstler der anseinandersolgenden Jahrhunderte zeigt den Wechsel und den Kampf dcr An schauungen und Ideen, die nie allein eine kniisttheorctischc An gelegenheit waren, sondern die tief aus der VolkSpsychc cm- porstiegcn. Der dascinSbcjaheiiden Lebensauffassung der Griechen und Römer lagen Erlösung?- und AnferstchungSgedankcn fern. Wir kenne» wohl Grabsteine ans dcr Zeit des Skopas »nd Praxiteles, die durch Schilderungen hänSlichcr Szenen die Bitterkeit des TodesgedankenS zn milder» suchen. Be ziehung auf ei» JcnscitS finden wir nirgends. Die zeigt erst die Kunst, die sich in de» Dienst dcr christlichen Religio» stellt. Frühzeitig schon, ans Sarkophage» I» Ravenna, wagt man die Darstellung dcr Kreuzigung. Biel später erst glaubt man die Menschheit reif für die bildliche Gestaltung des Mnsteriumö der Auferstehung. Zuerst versuchen cs die Miniaturmaler, die JNnstratore» kirchlicher Bücher. Immer eindringlicher und überschwenglicher wird die Schilderung des Leidensweges und dcS ErlüsungSivcrkcS. bis sic tn Botticelli. Tintorctto, Rassacl Tizian und Michelangelo im kirchlich dogmatischen Sinuc ihre höchste Entfaltung erreicht. AlS aber die christlichen Missionar« nach dem Norden -ogen, um de» blonden Völkern ihr« HeilSIehre »u bringen. mußten sie erfahren, daß das Weltgcsühl dcr Germanen sich gegen das Dogma vom Gekreuzigten ousbänmtc. lieber 300 Jahre hat cs gedauert, bis dcr Norden lernte, sich vor dem Kreuze zu demütigen, lind cS gelang dcr Kirche allein dadurch, daß sie die Symbole germanisch-heidnischer Helden- und Götterverehrung ausuahm und ihnen ihre Tenlung unter schob. Die Bildersprache der Runensteine zeigt diese Kom bination heidnischer und christlicher Symbolik. Di« Kirche übernimmt den Name» Ostara gleich die Götti» des aus- steigenden Lichtes und des Frühlings. D-as Radkreuz, das Sinnbild dcr Sonriengottheit wird zum Heiligenschein. EhristuS, alö heldischer Ucbcrwlndcr der O.nalcn, thront als Wotangestalt hoch droben im Kirchcnranm. Dcr Heiland trägt die Züge dcS Heliand. Der Ort dcr Verehrung ist nicht mehr der Hain, sondern dcr Dom, der aber die Illusion dcS Waldes gestaltet (Gotik). Erst als sich daS Kirchenregiment sicher fühlt (Untergang der Hohcilstauscnmacht), bricht cs den letzten Stolz und fordert Furcht und Erniedrigung. Das Sonnenlrcuz wird zum Marterpfahl, vor dem der Mensch in seelischer Zerknirschung sich beugen muß. Der „Triumph dcS TvdcS" wird zum Lieb« kingStheina. Den Niederschlag solcher Anschauungen und Gedanken finde» mir schon bet den Vorgängern von Schonganer unb Dürer. Am deutlichsten ausgeprägt ist er bei Matthias Grüncwald. Sein« Golgathabilder sind tiefste Erniedrigung. Und doch bricht gerade bet Griinewald, tn der Aus- crstchungStascl seines Jscnheimcr Altarcs, auch mit elemen tarer Kraft seine germanische Seele durch, sein Sehnen nach Licht nnd Erleuchtung. Er fügt das, ivaS er zn gestalten sich bemüht, organisch ein in sein persönliches Erleben der Natur. Er matt mit seiner Auferstehung den Frühlhig. Damit ringt sich der Ostergedanse in seiner typisch germanischen Fassung zum ersten Male wieder durch. Und er bleibt durch die Jahr hunderte hin lebendig bis in unsere Zeit. Dem nordischen Menschen i» seiner Abhängigkeit von der Natur, bedeutet der Frühling die Erlösung von den finsteren Mächten des Win ters. Ihm ist Ostern das Fest, an dem er als Christ der Auf erstehung des Heilands gedenkt, an dem er vor allem aber in heißem LebenSdrange und faustischem Sehnen die ans- stcigcnde Sonne begrüßt. Wenn immer nordische Künstler das Mnstcrium der Auscrstehung gestatteten, wurde ihr Werk ein HlimnuS auf den Frühling, aus den Steg des LichlcS über die Tunkclhett. In den AnserstehungSbildcrn eines Rubens triumphieren Krall nn- Schönheit und Glorie. Die Naza rener und Romantiker ossenbaren ihr inbrünstiges Natur- cinpsiiiden. Man mag die Osterbildcr der Maler dcS ver gangenen Jahrhunderts betrachten, die Stciiihau!cnS. Tho- mas und anderer. Immer wieder siegt das Verlangen, da» Frühlingswundcr der Natur zu begreifen und darzustcllcn, über die dogmatische Gebundenheit.
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