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71. Jahrgang. AK 671 Montag. 8. Dezember 1826 Gegründet 1856 Lradlanlchrig: N»ck«4ch>«> Dr>»t«>, Y»rn>pr»c»«r-Somm«>»umm»r L» S41 Nur Ur «achig^prach»^ SV V11. >- ittaitch guN.uuna>»> «,u, i.w wk ^"äUgS»VvevUyl V,M>«ua»v»»>» Nr wona> D»z«mbrr r Mord okn. Pon»uN«IIung„»düdr Ol»,»>,««»« i„ Pl»»»>,. oldmar» ^»rechne! «1, »impallio, w mm dr«N» Psq SamlUenl>„j«>a»n UN» SßUenge uch» »I>n» >h»rkald 20 Pin-- ob 00 ,nm dretie R»»lam«z»>I« ISO Via. a Vstev-nnedilkr IO Pia A»»w AuNritn» aea«, Dorau.d»,alil. Di. Anz«q«> « Anz-Igm-Preiiei -? ,uh»ri«>I» 200P SchrlMiNunq und AaupIaelchSN.fi.llM M.rl.nltr» » SS 4-! Druck u. PckNaq oon Utepick » »«Ichor»! in Dreidnu PoMck»ck-Aonlo 10SS Drr.de». Nackdruck nur m» aeu.Itcher SueUenan ad« »Drradn.r »lach« " mNNIia U> ae«>a„ ue SckriI»N1ck» werden n>ch 'lNdrwadrt. kirvrns vksn M W« Vor L>n»«ut «ln«. Oien» emp «die i«1> «iw Uv»ilt»i^uns meiner «aicd liaiilaen »n»«ieilun. In osusrdrsnNSßsn dvErlsr Fabrikate. klorisn Lroekvrt» Dßsrlik. 0«»»e.»r«-M., ck >». r»> -S.OH 8pielwaren - Ausskeüung D. S». an»««« V»»ack» SIvaD« S2 UInUSp-Nut«»», unarrolekl »ebün» unct groSo /Xuownßl IttvkkILK-MÄ Xunslspicklpisno» »slt 1S34 dsstdswLlir-tss cJosIltStsksdriksk dlslksn I. r»., dlsrtlnLtrsa« 12 Aresemanns Vorbesprechungen in Genf. Gleichzeitige Verhandlungen mil dem Dotschaflerral. — Eine Millelmeerkionserenz? Der hessische Volksentscheid. - Gilberts Jahresbericht über den Dawesptan. — Weitere Ausdehnung -es Schulstreiks in Dortmund. Stresemanns Ank 'nsk ln Gens. Gens, 8. Dez. NeichSminister Dr. Stresemann, Staatssekretär v. Schubert und Ministerialdirektor Dr. Gaus sind zur Teilnahme an der um Montag beginnenden Ratstagung gestern abend kurz nach 0 Uhr ln (Yens rin- geirosfcn und wieder im Hotel Metropole abgcstiegcn. Zu ihrem Empfange hatten sich der deutsche Untcrgcneralsekrctär Gesandter Dufour-Fsronce, der deutsche General konsul Aschmann, ferner Negtcrungsrat Werber als Vertreter -cs Darniger Scnatspräsidentcn Dr. Ta hm und eine größere Anzahl Pressevertreter ain Vahn-hvse eingcfuuden. — Mit -ein Mailänder Zuge ist kurz darauf auch das Italienische Natömitglied Gcialoja in Hfenf eingetroffett. Brtand und Chamber lat n werden Sonntag vormittag in Genf erwartet. Konferenzen mit L riand und Ehambertain. Gens, 8. Dez. Heute vormittag sin- -er französische und -er englische Außenminister in Genf etngctroffen, nn- zwar in Begleitung des belgischen uud des polnischen Außen ministers Am Laufe -eS Tages hatte Dr. Stresemann bereits die erste längere Unterredung mit Briand. Am Nach mittag hatte dann Dr. Stresemann eine Unterredung mit Chamdrrlain. Auch diese war von langer Dauer. Gleichzeitig halte der Staatssekretär v. Schubert vom Aus wärtigen Amt. der schon vorher bei der französischen Delega tion war, eine Unterhaltung mit -cm belgischen Minister präsidenten Vanderveldc. Nach den In Genf umlaufenden Ge- ritchten scheint die sranzSflschc Absicht dahin z» gehen, die sranzöllsche RcrschleppnngSpolitik in der Frage der Militär- kvntrolle wcitcrzufiihrrn. Von französischer Seite wir- be tont, das, die Einmütigkeit zwischen Frankreich und Belgien sehr wett gehe, insbesondere, was die Frage einer Sondcrkontrolle in der entmilitarisier ten Rheinlandzonc betreffe. Mit großer Spannung sieht man auch in Genf der Be sprechung entgegen, dte der General v. Pawels in Paris mit -er Botschasterkonscrenz haben wird. Man will wissen, daß -ic Berichte, die LegationSrat Dr, Förster, der dem dcut- schcn Botschafter v. Hoesch als Sachverständiger für die Kon trollfrage» bcigcgcbcn wurde, in Berlin überreicht habe, nicht gerade optimistisch gewesen sin-, un- man glaubt, daß General v. Pawels Versprechungen der dentschcn Negierung nach Paris mitbringcn würde, die eS dem Bor« fistenden der I. M. K. K.. General Walch, ersparen könnten, seinerseits nach Paris z« reisen. Grohcs Aufsehen erregte eine Information des italieni schen „Popolo di Noma", der von seinem Pariser Korrespon denten erfährt, -aß nach der Genfer Konferenz sofort eine Zusammenkunft -wischen einigen Ministern der Mille meermächie stgiifinden würde. „Popvlo di Noma" hatte dieser Nachricht hin,,»gefugt, daß man vielleicht sagen könne, es märe wahr scheinlich, daß die Information dementiert würde. DieS hindere aber nicht, daß die Znsammcnknnst trotz aller ossen- knndige» und geheimen Widerstände, die sich seit einigen Wochen bemerkbar machten, ftattsindcn würde. Wie übrigens ossizicll fcststcht, wird Mussolini nicht nach Genf gehen. Da gegen wird die Möglichkeit einer späteren Konferenz auf italienischem Boden nicht bestritten. Nach den Erklärungen, -ie Chamberlain, Vrland und Vandervelde in Paris ab gegeben haben, würde cs sich hierbei nicht um eine Vier- inächtekonferenz handeln, an der lediglich Deutschland, England, Frankreich und Italien beteilig! mären. Man glaubt, -aß Belgien noch hinzngezogen wird, so -aß es sich nm eine Art zweite Locarno-Konferenz handelte, an der Mussolini kein Interesse habe, oder aber man würde Deutschland und Belgien ausschaltc», was dann in der Tat eine Konferenz der Mittel meermächte wäre. Drtaud sür ein Aushandeln; KvnlroNkommisston- InvelNgaltonen. Genf. 8. Dez. Uober -ie Gesichtspunkt«, -te bet -en Unterredungen Dr. Stresemanns mit Bri^nL und Chamberlatn eine Nolle bespielt haben, bewahren die Staatsmänner vollkommenes Stillschweigen. Brtand ließ bet einem Prcsseempfang jedoch erkennen, daß nach seiner Auf» fassung für die Frage der Interalliierten Militär- kout rolle in Deutschland die morgen in Paris wieder zu- sammentrctcnde Botschasterkonscrenz zuständig fei. Ein« Verbindung der Frage der Interalliierten Militär- kontrolle mit dem vom BölkerbundSrat tm September lv24 genehmigten, aber von Deutschland inzwischen unter Be rufung auf Art. 213 des Versailler Vertrages angcsochtcnen Invcstigattottsprogramm scheint dem französischen Minister des Auswärtigen im Nahmen der Tagesordnung der morgen beginnenden Ratstagung nicht nur möglich, sondern erwünscht. Er glaubt, daß eine llcbercinkunst über diese bctden Punkte bet beiderseitigem guten Willen möglich wäre. Die Bol ekasierkvnseren- will noch 14Taqe beraien Paris, 5. Dez. Der „Mali,," will berichten können, das; dte Botschasterkonscrenz ihre Arbeiten über -ie Entwaffnung Deutschlands in etwa 14 Tagen beendet haben werde. iWTB.j Erneute Verschleppung der Saarsrage? Saarbrücken, 8. Dez. Wie verlautet, soll -ie Frage beS französischen Militärs auf der kommenden Tagung -es Völkerbundsrates wieder einen Aufschub erleiden. Hierzu schreibt die Saarbrücker Zeitung": Die Bevölkerung des Saargcbietes müsse gegen eine solche Absicht Verwahrung und Protest einlegcn, DaS säst reibungslose Aneinander- vorbeilcbcn der Saarbevölkcrung und des französischen Mili tärs beweise den ruhigen, guimttiigen Charakter des saar ländischen Menschenschlages. Größere Ausschreitungen und gar Unruhen seien im Saargcbictc nicht zu befürchten. Sollte aber dennoch einmal etwas Vorkommen, so würden die Polizei und das Landjägerkorps zweifellos vollständig ausreichen. Auch der Nebengrund, die Sicherheit der Eisenbahnen, sei nicht stichhaltig. Präsident Slcpheus und das saarländische Negirrungsmitglicd Koßmann hätten in getrennten Gntachtc« die Notwendigkeit nnd die Zulässigkeit einer Eisenbahnschutz- trnppc verneint. Der Hauptgrund des Proteste- gegen eine nochmalige Verschiebung -er Militärsrage nnd des Rufes nach sofortiger Entsclieidnng ist vor allem: Wir wollen nicht, -as, auch die Militärsrage zu einem HandelSobiekt zwischen Deutschland und Frankreich wird. Dafür ist hier -ie Sach- un- Rechtslage zu klar." Ablehnender Volksentscheid in Hessen. Ge^riae Mehrheit -er Weimarer Koalition Frankfurt. 8. Dez. Im Frcistaate Hessen wurde am Esiintag ein Volksentscheid über die Frage durch- ileuihtt, ob der hessische Landtag, dessen Mehrheit sich seit Januar l»l» ununterbrochen aus Zentrum, Demo kraten und Sozialdemokraten zusammensetzt, auf - gelöst werden soll oder nicht. Das Verlangen ans Ans- lösung war von den im Wsrlschastöblvck und Ordnungs- blvck zusammcngcschlvsscnen Oppositionsparteien, nämlich -er T c n t s ch n a t i v n a l e n PolkSpartet, der Deut schen B v l k spa r t e t un- -em Hessischen Bauern bund gestellt worden. Da der Wahlseldzug sich in erster Linie gegen den unerträglichen Steuerdruck in Hessen richtet, stand auch der Finanzminister Henrich im Mittelpunkt -cs üamp'es. Auch die Kommunisten halten sich in ihren Wahl- vcrlammlnngcn für die Auflösung des Landtages ansge- spreche». Tic Wahl ist im allgemeinen ruhig verlausen. Die Beteiligung betrug 4N bis 8» Prozent. Nach vorläufiger Zusammenstellung wnrden bei der heu tigen Abstimmung abgegeben 202 484 Ja-Stimmen nnd 21V 4Ü4 Nein-Stimmen. Es fehlt nnr noch eine kleine Landgemeinde. Das Volksbegehren ist damit abgelehnt worden. In -en ein zelnen größeren Bezirken und Städten wurden abgegeben: KreiS Gießen: 18 408 Ja. >4048 Nein; Stadt Darm, stadt: 18 804 Ja. 18048 Nein: Stadt Offen bach: 1170« Ja. 18 728 Nein: Main kreiS: 12VÜ8 Ja. 88 4SI Nein: Stadt WormS: 1800 Ja, 8882 Nein: Kreis Lauterbach: «385 Ja. 1828 Nein: Kreis AlSfel-: 7781 Ja. 2080 Nein. Theodor Wolfi verlühl -ie Demokralen? Berlin, 8. Dez. Wie -er »Montag-Morgen" erfahren haben will, ist Theodor Wolfs, der Chefredakteur des »Bert. Tageblattes", aus der Demokraiischc« Partei ausgetreten. Der Austritt sei wegen beS VcrkmltcnS der Demokratischen Partei in Sachen des Gesetzes gegen Schund nnd Schmutz erfolgt. Das „Verl. Tagsblatt" hatte schon im Verlaufe des Kampfes um das Anttschundgcsetz, das von ihm scharf abge lehnt wurde, mit einer Abwendung von der Partei gedroht. Vor -em General-Schulslreik in Westfalen. Dortmund, 8. Dez. Di« evangelische Elternschaft von Dortmund.Stadt hat beschlossen, am Montag, -em S. Dezember, in den Sympathiestreik etnzutreten. Nachdem bereits die Kreise Dortmund Land I un- II sich im Schubstretk gegen den dtsstdentischcn Schulrat Michaile be finden, greift damit -te Bewegung aus einen -rit-en Bezirk über. Bom Mittwoch, dem 8. Dezember, ab -ft der General, streik der evangelifche« Elternschaft der gesamte» Provinz Westfale« erklärt. RechtjerNgungsoersuch -es preußischen Aullu»- mtnislers. Berlin, «. Dez. Im preußischen Larrdtage begründet« Abg. Meyer-Herfor- iBp.) -te volksparteiliche Anfrage zum Schulstreik in Dortmund. der Lurch -te Ernennung -«S -tfstdenttstifihe« Schulrate- Michaile »nm Aufsichisbeamten über -ie nichtkatholische« Schulen -es Bezirkes Dortmund hcrvorgerufen worden ist. Dte endgültige Ernennung durch Minister Becker ist erfolgt, obivohl der Evangelische Oberkirchenrat als -er berech tigte Hüter -er evangelischen Interessen mehrfach -e« Minister ersuchte, Michaile nicht mehr als Schnlrat in Bartenstetn zu verwenden. Der Obcrkirchenrat hatte Michaile auch für andere evangelische Schulen als völlig untragbar be zeichnet. Der Minister hatte Michaile zunächst nach Ham born gesandt, nw ihm evangelische und katholisch« Schule« unterstellt waren. Hier aber genügte ein einfacher Ein spruch, daß -er Minister ihn sofort abbericf. Bon dort ist er nach Dortmund versetzt worden, um als Dissident rei« evangelische» Schulen vorznstchen. Das mußte als ungleich« Behandlung, als Imparität und Intoleranz emp funden werden. Eingaben, Deputationen, Bitten, -ie Er nennung rückgängig zu machen, halfen nicht. Der Minister empfing sogar niemanden. AlS alles nichts half, griff -i« Bevölkerung schweren Herzens zum Schulstreik. Abg. Oelzc sDnatl.) begründete dann die Jnterpcllatto» seiner Partei und fordcrke schleunige Abbernfunig -eS -issi-eu- tisttschen Schulrates. Kultusminister Dr. Decker führt« in Beantwortung der beiden Anfragen auS: Die beiden Großen Anfragen gehen in bezug auf -te Darstellung -eS Tatbestandes von unrichtigen Voraussetzungen aus, außer dem von einer überraschenden Unkenntnis -er Rechtslage. ES sei durchaus tragbar, wenn unter -en 34 Schulräten -eS Regierungsbezirkes ein Verirrter der weltlichen Schulen sich befinde. Eine Aufteilung nach Konfessionen hat nicht statt- gefunden. DaS ist ein barer Unstnnl lGroße Entrüstung rechts und Rufe: Unverschämtheit! Das ist Knltnrl) Dem gegenüber ist festzustellen, -aß -ie konfessionelle Einteilung des Aufsichtskreises Dortmund-Land nickst erst jetzt un- etwa zu dem Zweck erfolgt ist, Michaile unterzubringen, wie eS nach -sm Wortlaut der Anfrage scheinen muß. Ich glaubt^ gerade in Michaile kitten guten Griff zu tun. Der Minister behandelt« dann die Rechtslage -er An gelegenheit und verwies u. a. auf -aS Schulaufsichtsgssctz vom 11. März 1872, nach dessen 8 2 die Ernennung der Lokal- und Ktteisschnlinspektoren un- die Abgrenzung ihrer Anf- sichtSbsfugnifse dem Staate allein gebühre. Mit Rücksicht ans dte gemischt konfessionelle Lage unserer Bevölkerung müsse alles geschehen, um die Schulaufsichtsbeamten aus -er religi ösen Sphäre herauszichalten. Es sei aicherordentlich be dauerlich, daß -te Eltern sich zu einem Schulstreik entschlossen haben. Gerade von den evangelischen Kreisen sei mit einer außerordentlichen Hetze vorgsgangcn morden. Solange der Streik danre, sei er als Minister nicht in der Lage, zu ver» Handel». Eine Bcrsctzuna MichalkcS könne nicht in Frage kommen. Der eigentliche Kernpunkt des ganzen Kampfes sei sine Vorwsgnahme -cs Reichsschnlgesctzes. Weiter sagte Dr. Becker, -aß er sich dagegen wshrcn müsse, daß seine Ver waltung gegenüber -em evangelischen Volksteil in ei» schlechtes Licht gesetzt werde. Daß -te Schulverwaltung mit dem Eltcrnwillcn rechnen müsse, sei selbstverständlich. I» Dortmund feien am Streik aber noch nicht einmal 6« Prozent der Elternschaft interessiert. So etwas zu organisieren, sei daher frevelhaft. Ael« Einspruch Preußens gegen das An«» kedundae'eß? Berlin, 8. Dez. Wie die „Bosstsche Zeitung" aus sicherer Quelle erfährt, wird das preußische Staatsmtnistertnm gegen das Schmutz- und Schundgesctz keinen Einspruch bean- tragen. Maßgebend für diese« Entschluß sei dte Erivagung. -ah ein solcher Antrag im Retchsrat keine Aussicht Hab«. -4« Mehrheit zu gewinnen.