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Dresdner Nachrichten : 17.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190507174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050717
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-17
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.07.1905
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Dresdner Nachrichten. Vir. 1VN. Seite S. 'M Montag. 17. Juli 1LV5 Ringe: Lieitzeustein-Mühlhausen 390 Ringe. — Pistole«, in e > st e r I cha s t: Reuner-Eisleben 344 Ringe: Zangrnmelster- Rottlof 342 Ringe: Ghricht-Eislebrn 34l Ringe. — Zum M ei st erschafls schützen de» 32. Mitteldeutschen Bundes- schiehens wurde Kaufmann Ad. Dorn er- Nürnberg ernannt; derselbe Hot 59 Ringe auf Jeldscheibe und 53 auf Siandschcibe. zusammen 113 Ringe, geschossen. — An dem ohne jeden Miß- ron oder Unfall verlaufenen Bundesschieben nahmen 530 S^ü^m teil, einige mehr als am letzten Bundesschießen in Ein vorzeitige» Ende fand der gestern abend von dem französischen Rennfahrer Louis Darragon auf der Radrennbahn am Birkenwäldchen unternommene Berfuch, den deutschen Zeitrekord über eine Stunde zu verbessern. Der zweifellos tüchtige und ein äußerst gleichmäßig schnelles Tempo ourchhaltende Fahrer kam infolge Weafpringen» deS linken Pedell» in der Zielkurve zum Sturze und zog sich außer ver schiedenen stark blutenden Fleiichwundei, einen Bruch des rechten Unterarmes zu. Die gestern von Darragon, der von Darioli ausgezeichnet geführt wurde, bis zum fünfzigste» Kilometer erzielten Zeiten stellen sich wie folgt: 5 Kilometer in t Min. Sek. ibeste deutfch« Zeit 3 Min. 48'/, Sek.s, 10 Kilo meter in 7 Min. 39^> Sek. s7 Mi». 13^ß Sek.s, 20 Kilometer in l4 Min. 30V» Sek. s14 Min. '/, Sek.). 30 Kilometer in 21 Min. 274^ Sek. l20 Min. 54'/» Sek I. 40 Kilometer in 29 Min. 24 Sek. ,23 Min. l-ich Sek.s. 50 Kilometer in 35 Min. 28-/° Sek. s34 Min. 55t>ch Sek.s. 42 Kilometer 330 Meter hatte er in der ersten halben Stunde zurückgelegt. — In der Nacht zum Sonntag ist Im Altstädter Logen- h ause an der Lstra Allee, in dem die beiden Freimaurerloge» „Zu de» drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute" und „Zum goldenen Apfel" arbeiten, ein raffinierter Einbruchs- diebstahl ausgesiibrt worden. Der Einbruch erfolgte in die Behausung des im Erdgeschoß wohnhafte» LogenhauS Sekvnomen. chvftraiteur Strohdach. Die Diebe stiegen durch ein ofscnstehendcs Fenster des Kinderschlafzimmers ein. uhliche» sich zunächst in die Küche, um sich mit einem großen Messer zu bewastnen. und be gaben sich da»» in das Schlafzimmer, rn dem Strohdach mit seiner Frau schlief. Liier entnahmen sie de» auf einem Stuhle liegenden Beinkleidern estrohbachS das Portemonnaie und einen Schlüssel- l'und, an dem sich die Schlüssel zu dem in demfclbe» Raume stehende» Geldschranke befanden. Das Messer legte» die Einbrecher in Bereitschaft für den Fall, daß Strohdach erwachen sollte. Sie öffneten den Geldschram. erbeuteten 500 Mark und verließen die Wohining aus demselben Wege. Eine unten im Geldschranke stehende eiserne Kassette, in der sich eine große Summe befand, hatten die Gauner glücklicherweise nicht bemerkt Im Morgen grauen erwachte Strohdach und sah, daß sein Geld ich rank offen stand. Er schlug sofort Lärm, aber die Einbrecher wären längst über alle Berge. Ter entstandene Schaden ist durch Versicherung gedeckt. — Durch einen weithin sich bemerkbar machenden intensiven Gasgeruch wurden am Sonnabend Abend die Bewolmer der i» der Räke der Kreuzkirche gelegenen Straßenzüge in Aufregung ver letzt. Die Ursache hiervon war ein auf dem Bauplätze des neuen Rathauses an der Seite der F ci e d ri cd sa l l e e ciiigetretener umfänglicher E r drnt s cd. An dieser Stelle wird für die Vor lagen des Gebäudes auch ein Teil der Gangbahn der späteren Ringstraße mit in Anspruch genommen. Bei den erfolgten Ab- grahungcn hatte auch eine Freilegung der in diese cingelagerten Postkabel, die in den üblichen Zeiiiciitgußröhreii uiitergebracht sind, stattgefunden. Das stattliche Gewicht der sechsfachen Rohrleitung erforderte starke Gerüstbauten, um sie in der Schwebe zu halten. Ans irgend einem Grunde kam ledoch das Erdreich ins Rutschen, so daß die Gerüste unter der Last znfammenbrache» und auch daS ebenfalls in die Gangbahn eingebettete Gashauptrohr eine» Defekt erlitt. Durch Absperrung der Leitung wurde dem weiteren Ent weichen des GascS vorgebciigt. Ein eiserner Straßenbahn- M a st , der sich gleichfalls gesenkt hatte, wurde zur Vermeidung größeren Unheils nach der Baugrube zu umgelegt. Um Nachschübe durch Erschütterungen zu vermeiden, wurde der Haltepunkt der Wagen der Linie Güntzplatz—Grenadicrkasernen an die Gewand- hauSstraße verlegt. Leiter hatte man aber »»terlasfe», durch 'An bringung eines Plakats an der früheren Haltestelle die zahlreichen Svnntaäsansfingler auf diesen Umstand aufmerksam zu mache», was vielfach unliebsam cinpfundeu wurde. Beamte der Wohlfahrts- Polizei bewachten de» für den Gefauitverlehr gesperrten linksseiti ge» Trakt der Fricdrichsallee zwischen Schulgasse und Geivand- hausstraße. Ei» Glück ist es zu »eimen, daß der Zusammenbruch der Gerüste nicht ani Tage erfolgte, wo zahlreiche Arbeitsmailii- ichaften und Geschirre dort tätig sein müssen und daher leicht grö ßeres Unheil hätte entstehen könne». — In der Kirche zu K l o tz , ch e - K ö n i g s w a l d fand gestern während des Vormiltagsgotlesdieiistes die Ordination des neuernannten Hilfsgeistlichen Herrn Bund es mann aus Oberoderwitz und seine Einweisung in das geistliche Amt statt, der in das Pfarramt zu Klotzsche berufen worben ist, um den schwer erkrankten Ortsgeistlichen, Herrn Pastor Vogel, mährend der Dauer seiner Krankheit zu vertreten. Der feierliche Akt wurde im Aufträge des Landeskonsistoriums von Herrn Superintendent Kaiser aus Radeberg unter Assistenz der Herren Pastor, Kießling aus Oberodcrwitz. des künftigen Schwieger vaters des Neueingewieienen. und Pastor Bauer aus Wilsch- tors vollzogen, woraus Herr Vikar Bundesmann seine Antritts, predigt hielt. — Die D resdii er W a ch - nnd S ch l i e ß g es el ls cha ft beabsichtigt den Wachdienst in allernächster Zeit auch in Meißen zu eröffnen. — Von den 51 in das Krankenhaus in Leivzig ansge- nommeuen Personen, die am Mittwoch infolge des Genusses von Speisen aus der Ikantiue der Röderschen Offizin erkrankt waren, konnten am Sonnabend 12 Männer und II Frauen ent laden werden Da bereits 1 Persone» vorher entlassen waren, >o bleiben »och 27 in Behandlung. Im Hngieniichcn Institut ist das Fleisch untersucht worden, das bei der Bereitung des Mittag essens verwendet winde. Die Untersuchung bat keine» Anhalt dafür ergeben, dciß die Erkrankungen durch den Genuß des Fleisches entstanden sind. - Ter 'Neubau des gräflichen Schlosses Lichten- walde ist unniiiehr vergeben. Ter Bauherr, Herr Lberstmarfcball Graf Vitzthum v. Eckslädt. bat die Ausführung der Maurer- »»d Zimmererarbeitcn unter mehreren Bewerbern Herrn Baumeister Köhler i» Frankenberg übertragen. Die Oberleitung ruht in de» Hände» des Herrn Hofbaiirat Frölich-Dresden, nach dessen Pläne» der in der Nacht zn»l I Mai d. I. durch eine Feuersbrunst zerstörte Edclsitz der gräflich Vitzthnmiche» Majoratshenichast wieder errichkek wird. Illach seiner Fertigstellung — vermutlich Ende 1307 oder Anfang 1308 — wird sich Las Schloß im Aeußcren in seiner früheren Gestalt Präsentiere». - Ter 20 Jahre alle Schisser Sixdorf aus Breitcnhagen wollte seines Vaters Kalm von unterhalb Schönzeichen nach Nestowitz zu sacken: hierbei kam er in eine Drabtleine, die eine Schlinge gebildet hate, wodurch ihm das Bein ober halb des Fußes obgeschnitten wurde. Weiteres OertlickeS siede Seite 4. Wort« gesunden und teilest«« Mitzto» vermtel hat. «st nicht nur selbstverständlich, sondern auch begreiflich. Der Reichskanzler Fürst Bll low sandte an de« Kölner Obrrbiirgexnelster Becker zu dessen siebzigstem Geburtstag« solgeudeS Tel,gram«: -Herzlichste Glückwünsche zu dem seltenen Feste, daS Sie nach siebzig durch Arbeit w«e durch Erfolg auS- aezetchneten Lebensjahren feiern: dt, heutigen Tankesbewrile werden Sir mit berechtigter Genugtuung darüber erfüllen, wie Ihre unermüdliche Tätigkeit für vaS Vaterland und die Stadt Köln insbesondere allseitig geschätzt wird: möge Ihnen beschiel»«,, noch lange tu gleicher Frische und Tatkraft wie bisher VaS öffeut» aus Paris gemeldet wird, hat . , ^ mit dem Ministerpräsidenten „vier am 12 Juli ein Schreiben de» Fü rsten Äülow überdracht. i» dem dieser der Genugtuung über Verlauf und Er gebnis der bisherigen Verhandlungen Ausonick gibt. Diese Nach richt. schreibt man der -Münch. Allg. Z" aus Berlin. muß auf einem Irrtum beruhen: denn Fürst Bulow bat „ach zuverlässigster Information an de» französifchen Ministerpräsidenten ei» derartige- schreiben nicht gerichtet. Zur Frage der Einberufung de» preußischen Landtag» wird der-Deutschen TageSztg." mitgeteilt, daß man in den Ministerien keineswegs damit rechnet, die Kammern schon Ende Oktober oder Anfang November einznberufrn. Der Landtag dürfte erst Ansang 'auuar wieder znsamnienlretei,. wie eS bisher meist der Fall war. Rgearn heiße eS. daß der Reichstag i» der zweiten Hälfte des Oktober, vorauStichilich am 24.. einberufen wird. Nach sozialdemokratischen Meldungen a»S Mannheim soll das Redeverbot gegen die ausländischen Sozial demokraten in Konstanz auf ei» besonderes Schreiben deS Fürsten Bülvw au den badischen Staatsminister Dusch er- olgt sein. Die bekannte EntschädlguiigSNage des früheren demokratische» Reicbstagsabgcordiicteu Freiherr» von Münch gegen den FiskuS ans Zahlung von 10000 Mark wegen unbefugter Eiulperrung in eine Irrenanstalt wurde vom Landgericht Stuttgart kostenpflichtig abgewiesen. Ungarn. Der Regier» ngSerlaß, der mit der Annullierung der aus die passive Resistenz bezüglichen Muni zipalbeschlüsse droht, erregt in den Kreisen der Koalition leb- haste Aufmerksamkeit. In der Sitzung des leitenden Komitees der Koalition kam der Erlah ebenfalls zur Sprache. Karl Eoelvoes warnte vor Uebertreibungen, damit nicht die Nation in eine Revolution geführt werde, während Graf Eugen Zichy erklärte, sie sei schon mitten in der Revolution. Diese sei von Wien aufgedräiigt worden. Wer von den Habsburgern Ein sicht erwarte, sei im Irrtum, man müsse vielmehr aus alles vor bereitet sein und den Widerstand energisch organisieren. Graf Zichv erklärte sich bereit, für lene Beamten, welche die Regierung von ihren Stellen entheben wollte, materielle Opfer zu bringen. Eine ganze Reihe von Aristokraten soll sich ehrenwörtlich zu ähnlichen Opfern verpflichtet haben. Baron Wesselenyi zeich nete für diesen Zweck 120 000 Kronen. Frankreich. Däroulöde hat der Patriotenliga mitge- teilt, daß er die Begnadigung ablehne. „Echo de Paris" be richtet aus San Sebastian, Däroulöde werde nach Barcelona reiten, von wo er sich nach Venedig und Wien begeben wolle. ' n letzterer Stadt werde er solange bleiben, bis ein weiterer ieschliitz der -französischen Regierung ihm gestalten werde, im vollen Besitze der bürgerlichen Rechte nach Frankreich zurück zukehren. — Ein einflußreicher Abgeordneter erklärte, Präsident Loubet sei entschlossen, D^ronläde völlig zu amnestieren und zivar auf speziellen Wunsch des Königs Alfons von Spanien. Sollte diese Absicht verwirklicht werden, jo würde wahrscheinlich der Kriegsmmister Berteaux seinen Abschied nehmen. Dagegen soll Rouvier dem Amnestiegedankcn kein« Schwierigkeiten bereiten, selbst wenn daraus ein partielle Ministerkrisis resultieren sollte. England. Den englisch-französischen Festlich, eiten in Brest widmet der „Daily Telegraph" kincn Lc.lt- artikel, in dem folgende, keines Kommentars bedürfende Stellen Vorkommen: „Niemand in Frankreich und England oder sonstwo in Europa darf die politische Bedeutung dieser Kundgebungen mißverstehen, die teilweise ind. Das englisch-französr land gerichtet: weder Gro. Krieg mit Deutschland. Falls nicht letzteres der einen der bsiden 'Westmächte einen Streit aufdrängt, ist kein Anlaß zu einem Kriege oder auch nur zu einer Kriegsdrohung vorhanden. Wenn aber irgend eine dritte Macht einen frevelhaften unbegründe ten Angriff auf Frankreich oder England wagt, dann werden die Tinge sich nicht im Geiste der Diplomatie, sondern in dem der Szene in Brest, natürlich in größerem Maßstabe, aber zu weniger angenehmen Zwecken, entwickeln. Und wenn dann der Sieg den gemeinsamen Widerstand krönen wird, werden natür liche Grenzberichtigungen ist im Interesse der benachteiligten Parteien die Folgen lein. Aber weder Frankreich noch Eng land ist gewillt, ohne die unerträglichsten Provokationen zur Durchführung solcher Berichtigungen zu schreiten. leisesten Mißt»» vermieden ge st» gleich« liche Wohl zu fördern.' Wir der -Frankfurter Zeitung" ^ürst Radoli» bei seiner Konferenz Wasterstnnd ver «lste «nv Molvau. Budmeis Praa Pardubitz Me'nik Lcitmeritz Auliia Dresden tk. Juli — 4 — « — 20 — «I — 71 — so — 182 16. Juli — 10 -l- s — 19 — 80 — kl — 42 — 190 TaaeSneschichte. Deutsches Reich. Zu dem Beileidstelegramm des Kaisers an den Graf-Regenten Leopold zur Lippe- Biesterfeld, dessen Wortlaut wir mitteilten, schreibt die dortige halbamtliche Lippesche Landes-Zeitung: „Von den in herzlichstem Tone gehaltenen Telegrammen der deutschen Sou veräne berührt bewnders sympathisch das Sr. Majestät des Koilcrs. Leider sind aus ihm Schlüsse gezogen worden, die sachlich durchaus unrichtig und im übrigen recht taktlos sind. So ist z. B. gesagt worden, Se. Majestät habe mit dem Tele gramm gewissermaßen der Entscheidung des Schiedsgerichts vorgegristen. Diese Absicht dem Kaiser unterzuschieben und eine ähnliche Auffassung des Telegramms, als hier in maß gebenden Kreisen herrschend ist, zu verkünden, ist irnrichtia und entspricht nach keiner Richtung hin den Tatsachen. Ebenso wenig. wie man hier in Detmold es versucht, das Schieds- Kmist nn- Wissenschaft. f Im Nesidenztheatcr wird heute Abend Kadelburgs Lustspiel „Der Fa m i l i e n t a g " . im Centraltheater Heinz Gordons vicraktige Koinödie „M. d. R." gegeben. Beginn beider Vorstellungen halb 8 Uhr. s- Eine Trauerbotschaft, die viele schwer treffen wird: Eduard Lronhardi ist nicht meb hr. In der feierlichen Wcrktagsstille des vorgestrigen Abends hat der liebenswürdige Künstler, der letzte große Schüler Ludwig Richters, auf seiner prächtig gelegenen Be- ikiing im nachbarlichen Lvschwitz Abschied genommen von dieser Welt. 'Mit Eduard Leonhardi ist ein Meister der deutschen Land- schaftsnialerei dahingegangen, der sein Leben voll ausgelebt, der ' ' " " " "" ' N daß er angesichts de» Todes der aeliebten Mutter des Regenten das Letzte und Beste m seiner Kunst der Menschheit sagen durfte, ehe die dunkle Moira zu später Stunde ihn abricf. Mehr denn 7!) Jahre ist er alt geworden, der Treffliche, und ein Dasein voll reicher Erfolge läßt er hinter sich. Geboren am 19. Januar 1826 zu Freiberg, hat er säst ausschließlich in Dresden bez. in Lvschwitz gelebt. Nur kurze Zeit studierte er m Düsseldorf, sonst hat er seine ganze Ausbildung an der Dresdner Akademie genossen, wo er in Ludwig Richter einen Lehrer fand, der ihm als das köstlichste Erb teil die Liebe zur heimatlichen Landschaft mit auf den Weg in das Leben gab. Wie hat der Schüler dieses Palladium zu wahren ge wußt ! Seine Werke bezeugen cs, seine Bilder erzählen es. Es ist lein Zufall, daß der Künstler dann am stärksten aus uns wirkt, wenn er seine Motive der mitteldeutschen Wald- »nd Dorfnatur entnimmt und sie in stimmungsfeiner, poetischer Auffassung mit liebevoller Durchführung festhält. Aus seinen besten Arbeiten dieses Genres, die zeitlich ungefähr in die 60er und 70er Jahre allen, spricht namentlich der Zauber des deutschen Waldes mit so eindringlichen Stimmen zu uns, daß man sie getrost den Meister werken der Lnndschaftsmalerei im vorigen Jahrhundert zuzählen darf. Erfreulicherweise besitzt ancb unsere Königl. Gemäldegalerie ei» schönes Bild dieser Art von Leonhardi, eine „deutsche Wald landschaft" aus dem Jahre 1863, die ihren Schöpfer außerordent lich charakteristisch vertritt, alle Reize seines schlichten, gesunden, aller »ivderncn Künstelei ablivlden Farbenvortraas klar erkennen läßt und vor allem einen Reichtum poetischer Naturansfassung offenbart, der das Bild hoch über ähnliche Werke aus derselben Zeit erbebt. Technisch war Leonhardi überaus vielseitig. Sieben zahlreichen großen Oclaemälden kennt man ungezählte duftige AguareUe von seiner Hand, reizende Bleistift- und Federzeich nungen. die bisweilen eine innige Verschmelzung von Genre und Landschaft zeigen, auch sehr aparte Gouachen, die mit feinem koloristischen Geschmack die leuchtenden Farben dcsFrühlings fest- bnlten oder dem deutschen Sommer in Wald und Flur ein immer neues Loblied singen Von der stauiienswcrten Fruchtbarkeit Leon- hnrdis bekommt man eine ungefähre Ahnung, wenn man die Bildcrräume der „Noten Ainlel" durchwandest, seines originellen ländliche» Besitztums im Loschwitzgrund. das reiche Schätze seiner künstlerische» Schaffenskraft birgt, die weiteren Kreisen lewer viel zu wenig bekannt sind. Hier im Garten der „Roten Amsel" steht auch das Denkmal Ludwig Richters, das der dankbare Schüler im Jahre 1885 dem über alles verehrten Lehrer auf seinem Grund und Boden — eine schöne Huldigung! — errichten ließ. Als Künstler wie al» Mensch von gleich großer Bescheidenheit, war Eduard Leon- hardi auch ein anSgczeichncter Charakter, den man um der lauteren Eigenschaften seine- Herzen», nm seiner ehrlichen, treuen Gcsi»> n»ng willen lieb gewinne» mußte. In den letzten Jahren ist er säst gar nicht mehr mit neuen Arbeiten auf den großen AuSs " Oesscntlichkeit getreten, obwohl er no und bi» vor kurzem aetreulich an dem I null» äi«, «io» lio«,. Der modernen Malerei gegen: nur da» Lächeln de» große» VrÄtebenS. dg» «uS ' gütigen Herzen» kam. di« jo viele.Richtungen" jchon gehen sah. Dabet verkanote er d«n technischen Jüngsten nicht und hielt für ehrlich»» Können auch m ter jederzeit reiche Anerkennung bereit. An «»Herrn es ihm und seinem Wirken nicht gefehlt. So ließ st Akademie der bildenden Künste zu Dresden ihre hv nuna zu teil werden: sie verlieh ihm. ebenso Kunstgenossrnschaft. dteEhrenmitgttedschast. en und der wie die an die immer fleißig malte AlGmich» Dresdner ^«»Mitgliedschaft, königlich« Huld schmückte idn mit dem Brofessortitel und dem AldrechtSorden 1. Klasse,, gar nicht zu rede» von den zahlreichen goldenen Medaillen und Eb«n» diploinen, dir ihm die großen Ausstellungen de» In- und Aus landes für seine Arbeiten zusvrachen. All dies« äußere« Würden machten den liebenswürdigen Meister nicht stolz, noch eitel. Er fühlte sich am glücklichsten daheim, im Kreise seiner Familie, betreut von der Liebe seiner Gattin und seiner Kinder, von denen ein Sohn der treffliche Landschafter August Leonhardi, eine Tochter mit dem Hoskaprllmeiftrr Hagen verheiratet ist. Vinn ist er nicht mehr, der liebe alte Herr „nt den freundlich blickenden Augenz feiner sind Pinsel und Palette entsallen. — er hat-beimgefundcn". Wort Ludwig Richters, daS der Schüler in schöner Pietät ausl. Denkmal deS Lehrer- und Meisters schrieb, eS war das Motto auch seines LebenS: „Groß denken. Im Herzen rein, Halte Dich gering und sein, Irene Dich in Gott allein." V«l« vi» »oiw». V. Die Beisetzung des Verewigten findet morgen, DienStaa. nachmittags 5 Unr von seiner Villa in Lvschwitz, Leonhardisttaße auS, auf dem Loschwitzer Friedhofe statt. s- DaS Centr«l-The«ter hat seine Sensation: ,M. d. N.". eine „Abgeordneten-Komödie" in vier Akten von Hein« Gprdon, erzielte vorgestern abend vor sehr gut besuchtem Haus« einen starken und lauten Erfolg, der der Novität, di« bei un» ihre erste theatralische Feuerprobe bestand, hier eine ganze Reche von Wiederholungen sichert und ihr den Weg über alle größeren Bühnen sreigeben wird. Auf die künstlerischen Qualitäten hin «prüft bedeutet „M. d. R." ein handfeste» Theaterstück, da» im ductus zwischen Philippi und Otto Ernst so ziemlich die Mitte hält, hier und da wohl auch einmal in» Sudermannsche s.E» lebe das Leben"! hinübcrscbillert. ein Werk, dessen Autor trcffsicher starke Bühnenwirkungen in äußerlich spannender Szenenfuhrung auszulöjen versteht und mit erprobtem Kulissenvermögen vor- nehmlich durch da» Anekdotische, d. h. eine ui der Hauptsache slrasfgesübrte effektvolle Handlung da» breite Publikum rasch ge- winnt. Die Charakteristik der Situationen und Figuren halt sich durchaus an der Oberfläche; ein« Vertiefung der Fabel ist nie versucht und rin feinere» Eingehen auf di« großen Fragen unserer Zeit, von denen das Interesse an der Komödie lebt,, hat der Autor, der West und Bühne kennt, scheinbar absichtlich ver mieden. Denn etwas mehr hätte sich schließlich auch im bemal- ten Reiche der Leinwand dem Ernste des Konfliktes, der Be deutung der Idee, die das Ganze trägt, gerecht werdcn lassen. Vorübergehend wird die Herrschaft der wortreiches» Phrase direkt in Permanenz erklärt. Tavei gilt natürlich das Prinzip: allen den Pelz zu waschen und keinen naß zu machen, bis endlich di« Tugend in der bekannten himmelblauen Schleppe über die Szene rauscht. Denn im Grunde genommen ist der Geheime Kommerzienrat Körner, der das Unglück bat. einen waschechten Sozioldemokrate« zum Sohne zu haben, der, wie zum Hohne auf alle Traditionen des großindustriellen Hauses, „M. D. R" aus der äußersten Linken wird, während sein Herr Vater selbstverstäiidlich bei den Hochkonservalioen sitzt, ein ebenso braver und ebrcnwerter Mann wie der biedere, gesinnungstüchtige August Behlert snicht Bebellj, sein politischer Gegner, der Führer der Sozis, dessen Tochter nach dem pünktlich vor Schluß de» letzten Aufzuge» erfolgten Ausgleich aller Gegensätze den Helden deS Tages, das neu- ebackene „M. d. R.", hcimführen darf. Wenn die Träger der Handlung, in deren geschickter Führung — die Längen im dritten Akte, der eine Kommissionssihung im Reichstagsgebäude auf die Bühne bringt, lassen sich leicht beseitigen — man den stärk- irzug der Komödie zu sehen hat, nur nicht alle so vor Edel- rmlich triefen wollten! Das sieht dem sonst so lustigen Heinz Gordon, über dessen Schwanktollheiten man — wie so oft schon ? — gelacht, eigentlich gar nicht ähnlich und verträgt unbedingt eine leichte Abschwäckung. Manches Unlogische und Absichtliche nimmt man dafür dann gern in den Kauf, da das Werk ja ohne literarische Prätension auftritt und Heinz Gordon gewiß nicht GerhartHauptmann Konkurrenz machen Wenn freilich der Geh. Kommerzienrat Friedrich Körner, doch als Großindustrieller tirnt dass gedacht ist, nicht wissen loll, daß sich unter seinen Arbeitern „einige" Sozial demokraten befinden, so ist das, wie manches andere National ökonomische dieser Art ein — mit Verlaub — etwas starker Toback. Aber der Bühnenwirkung tut das alle» keinen Ab bruch, die stellt sich an den gut vorbereiteten Aktschlüssen und an den Höhepunkten der Hauptszenen todsicher ein, gar nicht zu reden von der Rührung, die jedermann ergreifen muß, wenn am Schlüsse sich Vater und Sohn im Angesicht der dem Tode ent rissenen Muster endlich versöhnen und sich gegenseitig an ver zeihender Güte zu überbieten suchen. Keine Höhenkunst, aber zutcs, solides Handwerk, das auch auf der Bühne goldene» Boden hat und noch immer seine Schuldigkeit tut. Gespielt wurde die Komödie, die der Autor mit Geschmack und Geschick elbst inszeniert haste, sehr gut, teilweise sogar vortrefflich. Äon >en darstellerischen Einzellcistungen ist an erster Stelle der in Ton und Haltung wunderbar echte Bchlert des Herrn Odemar zu nennen, der nach jedem seiner allerdings vom Autor mit zündenden Schlagworten reich bedachten Abgänge Applaus bei offener Gardine einheimscn konnte und unausgesetzt »n Mittel- ,unkte der Teilnahme an den Szenen stand, in denen er aus >er Bühne zu tun hatte. Neben ihm war eS selbst Herrn Schroth als Tr. Fritz Körner nicht leicht, sich zu behaupten; vornehmlich seinen Gcfüylsausbriichcn fehlte die rechte Warme, die sogar seiner großen Rede im dritten Aufzuge die effekt vollste Steigerung benahm. Zwei Typen von wirksamster Char gierung gaben die Herren Treptow lGras von Tschirners und Adalbert sÄuido von Finkenstein), währcrch Herr Hofmann lGeh. Kommerzienrat Körner) weniger daS rheto rische Element seiner an und für sich zu redseligen Rolle, dafür aber energischer hätte charakterisieren sollen. Von den weib lichen Rollen der Komödie ist nicht viel sie sind fast gänzlich in der Sö Damen Margot, Konrad und 1 . nichts und ergaben mit den Herren SeniuS, Sick und Holz, die in kleineren Rollen beträchtlicher auffielen, ein durchaus zu friedenstellendes Etzsemble. — Die Aufnahme, die daS Stuck fand, war überaus ireundlich, so daß nach jedem Aktschluß die Hauptdarsteller, nach dem dritten Aufzuge auch der Verfasser, zu wiederholten Malen, lebhaft akklcmuert, vor oer Gardine er scheinen konnten. ' Vk. Vermischtes. ** In dem Prozeß gegen den Oldenburger Kellner Meyer wegen Meineids wurde, wie bereits in einem Teile der gestrigen Nummer gemeldet, der Angeklagte, nachdem die Gc- >chwore»en die Schuldsragc verneint hatten, frei che sprachen. Zuschauerralim. Die Mutter des Angeklagten umarmte ihren Sohn. Frendentränen weinend. Als blitzschnell das freisprechcnde Urteil der draußen harrenden Menge bekannt wurde, brach ein un beschreiblicher Jubel auS. HttgerS die Rede ist, nicht auch die Generale von Benecktnoorf und Hinncnburg, von Lindequist und von Oppen betroffen sind und ob nicht 6 186 R.-St-G.-B. Platz zu greisett habe, «in Zwischenfall. Der Angeklagte Oberst Hüger erklärte plötzlich, nicht mehr verhandlungSfähia zu sein. Di« Anstrengungen der fünftägigen Verhandlungen hatten ihn derart angegriffen, daß an eine Fortsetzung der Verhandlungen vorläufig nicht zu denken sei. — Der Vorsitzende fragte, ob Oberst Hüger alauoe, am Montag früh der Verhandlung wieder folgen zu können. Oberst Hüger erklärte, daß ihm da» kaum möglich sein dürft«. Ter Vorsitzende wie« darauf hin, daß dann nicht» übrig bleiben würbe, als die Sache auf unbestimmte Zeit »u vertagen «nd den ganzen Prozeß von neuem zu verhandeln. Der Vorsikend« v«r. tagte darauf die Sitzung auf vorläufig Möntag früh S Uhr.
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