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Dresdner Nachrichten : 27.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192708279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-27
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.08.1927
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Ae Berliner Hotels Scharfe Ablehnung -er Voykollbeschlüsfe. lDr«d«M»Id»n, unterer « rrltnr , « ch r t«, l r », « n - Verll», 26. August. Der Borstand und der Beirat des Verein» Berliner Hotels und verwandter Betriebe besaite sich heute nachmittag in vielsttindiger Sitzung mit dem vom Berliner Oberbürgermeister Boeß heraufbeschivorenen Flaggenkonfltkt. Nach eingehender Erörterung der Lage, in dt« die Hotel« durch das Vorgehen des Magistrat» und der preußischen Staatsregierung gebracht worden sind, wurde sol- gende Entschließung angenommen: Obwohl der Verein Berliner Hotels und verwandter Be» trieb« Wiederholt erklärt hat, daß er entgegen anderen Be hauptungen keinen Beschluß gefaßt habe, seinen Mit gliedern in irgendeiner Form auszuerlegen, am Versassungs- tage nicht zu flaggen oder die verfassungsmäßige Relchsfahne nicht zu zeigen, wird trotzdem jetzt dieselbe Behauptung in einem Teile der Presse wiederholt. ES wird daher nochmals folgende» festgestellt: Der Verein Berliner Hotels hat einen Beschluß vorgenannter Art weder gefaßt noch über einen sol chen Beschluß jemals verhandelt, znmal ein Antrag hierzu nicht Vorgelegen hat. Der Verein kann auch als rein wirt schaftliche Organisation einen solchen Beschluß nicht fasse» und muß «S ablehuen, irgendwie in politischen Dingen Stellung z« nehmen oder sich in solche hincinziehcn zu lassen. An diesem Standpunkt wird der Verein auch für die Znknnst sesthalten. Bet dieser Sachlage davon zu sprechen, daß der Verein versassungöfcindlich sei oder die RcichSsahne mißachte, ist durchaus abwegig. Den Beschluß, einzelne Hotels z» boykottieren, weil sie lediglich aus Gründen absoluter poli tischer Neutralität am Versassungstage nicht geflaggt habe», kann der Verein Berliner Hotels nur auss allerschärsste ver urteilen. Der Versuch de» Berliner Magistrats nnd des prenßischen Ministerpräsidenten, mit wirtschaftlichen Mitteln »olitisch« vtesinnungskundgebungen zu erzwingen, muß um so schärfer zursickgewiesen werden, als dieser versasinngswidrige Zwang sich nur gegen einzelne Hotels richte«, während gegen ander« wirtschaftliche Unternehmungen, wie Banken und Warenhäuser, die am Berfassungstage ebenfalls nicht geflaggt haben, nichts unternommen wird. Es ist daher völlig un begründet. einzelne Hotels der Berfassungsseindlichkeit zu be schuldigen. Sofern die Behörde» diesen Boykott tatsächlich durchfuhren sollten, wird der Verein seinen davon betroffenen Mitgliedern jede Unterstützung zur Abwehr der ihnen zu- gedachten wirtschaftlichen Schädigungen zuteil werden lassen. Den gleichen Standpunkt nimmt auch der Reichsverband der deutschen Hotels, Restaurants und verwandter Betriebe in Düsseldorf als rein wirtschaftliche Organisation ein. Ferner wurde eine Erklärung einstimmig angenom men, in der die durch die Berliner Hoteliers abgegebene Er klärung. sich unter keinen Umständen von ihrer rein wirt schaftlichen Einstellung abbringen zu lassen, ausdrücklich ge billigt wirb. Es heißt dann weiter: »Ausdrücklich wird hierdurch nochmals hervorgehoben, daß die Hotels und Gaststätten zu ihren Gästen alle Bevölke- rungSkrcise zählen, und bestrebt sind, es nach Möglichkeit allen recht zu machen. Deswegen wurde bei festlichen Gelegen- Helten, da die alte Rcichsslagge sowohl wie die neue leider zum Symbol politischer Richtungen geworden sind, nm dem Wtrtschaftsfricden zu dienen, die -Handelsflagge und die städtische Flagge gehißt, und erst als das von einer Reibe von Zeitungen iibelgenommcn wurde, entschloß man sich, immer wieder des Friedens wegen, gar nicht zu flaggen. Im übrigen wurde auch in den Zeiten vor dem Kriege bei prominenten ausländischen Besuchen in den Hotels stets nur die Flagge des betreffenden Landes gehißt, ohne daß es je von irgend einer Seite beanstandet wurde. Wir wehren »ns mit aller Eneraic dagegen, baß wir von behördlicher Seite entgegen den'Bestimmungen der Neichsvcrfasfung gezwungen wer det) sollen, ein politisches Bekenntnis abzulegen. waS den übrigen wirtschaftlichen Unternehmungen nicht zugemntet wirb. Wir werden an unserem politischen Standpunkt, weder die alte noch die neue Neichsslagge zu hissen, so lange fest- halten, biS uns von berusener Seite ein Weg gezeigt wird, wie wir die Verärgerung eines erheblichen Teiles unserer Gäste vermeiden können." Unterzeichnet sind diese Erklärungen von folgenden Ho tels: Adlon, Bristol. Esplanade, .Kaiserhof, Continental, Cen tral, Fürstenhof, Palasthotel: von Rcstaurationsbetrieben u. a.: Hiller, Dressel, Huth. Tonndorf. Die SolelangelkeMen geqen die Kokeliers (Durch F u n k s p r » ch.j Berlin, 26. August. Der Verband der Hvtclangcstclltcn hat einen P rote st gegen de» Boykott der Reichs- slagge durch die Hotelbesitzer beschlossen, in dem cS beißt: »Der Zentralverband der Hotel-, Restaurant- und basS-Angcstellten protestiert namens der Berliner Hotcl angestellten aufs schärfste gegen jene Berliner Hotelbesitzer, die sich weigern, die Fahne der Republik zu zeigen. Er hält zum Flaaggenstreit. s es für sein« Pflicht, öffentlich zum Ausdruck zu bringen, daß die Masse der im Hotelgewerbe beschäftigten Angestellten sich durch da« Vorgehen der Hotelbesitzer in ihrer republikanischen Neberzeugung auf da« tiefste verletzt fühlt." Dt« Hotelbesitzer haben ausdrücklich betont, daß für sie lediglich geschäftliche Gründe maßgebend sind und daß irgend- eine anttrepublikanische Tendenz bet ihrem Verhalten gar nicht in Betracht kommt. Die Aeichsreglerung hüll sich neuirai. Berlin, 26. August. Der preußische Ministerpräsident hat sein Rundschreiben, wie gemeldet, auch dem Reichs kanzler zur Kenntnis gebracht und an ihn die Bitte ge- richtet, daß auch die Retchsregterung sich dem preußischen Vor gehen anschließen möge. Innerhalb der Reichsrcgierung steh« man auf dem Standpunkte, daß der Flaggenkouslikt zwischen dem Berliner Oberbürgermeister nnd den Berliner Hotels eine interne Angelegenheit der Stadt Berlin sei. Ob i» dieser Stellungnahme durch die Aufforderung des preußischen Ministerpräsidenten, daß die Retchsregterung sich dem preußischen Vorgehen anschließen soll, eine Aenderung erfolgen wird, kann erst erwogen werden, wenn das Kabinett wieder vollzählig in Berlin anwesend ist und sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat. Wahrscheinlich wird es aber bei der neutralen Einstellung auch weiterhin verbleiben. Die Dvlksparlet lehn! Brauns Dorqehen ab. Berlin, 26. August. Unter dieser Ueberschrist nimmt die Nativualliberale Korrespondenz, der Pressedienst der Deut sche Volkspartei, zu dem F l a g g e n st r e i t der Hoteliers Stellung. In dem Artikel wird zum Ausdruck gebracht, daß die Deutsche Volkspartei für die verfassungsmäßigen Farben des Reiches stets Achtung gefordert habe. Sie sei aber nach wie vor der Anschauung geblieben, daß, solange ein Ausgleich zwischen beiden Lagern im Flaggen- strcit nicht geschaffen ist, es jedem Privatmann überlasten bleiben müsse, sei« Haus nach seiner Herzensneigung zu beflaggen. Das gelte am Versassungstage, wie an anderen Tagen auch für Hotels und Bankhäuser, die ja noch keine amtlichen Gebäude seien. Etwas anderes sei es natürlich, wenn auf einem Hotel aus irgendeinem offiziellen Anlaß das Sternenbanner gehißt werde. Dann gebiete der Takt, daß auch die ver- fassungsmäßigen Farben des Reiches gezeigt werden. Aber auch hierin könne ein Zwang nicht auferlegt werden, denn gesetzliche Bestimmungen dieser Art gebe es nicht und habe cS auch nicht im alten Reiche gegeben. Die Frage der Reichsflagge sei keine Berliner und auch keine preußische Angelegenheit, ihre Regelung wüste vom Reich aus erfolge». Deshalb sei es überflüssig gewesen, daß Minister präsident Braun aufsordcrtc, seitens der preußischen Ministerien und ihrer offiziellen Vertreter, die nicht Schwarz- Rot-Gold flaggenden Hotels zu boykottieren. Herr Braun hätte besser getan, wenn er vor diesem Schritt den Reichs kanzler benachrichtigt hätte. Der Artikel schließt damit, daß keine Liebe, auch nicht die Liebe zu den neuen Farben, sich etnprügcln lasse. Die Klugheit sollte allen amtlichen Stellen sagen, daß es besser sei. den Streit im Lande ruhen zu lassen und einer langsamen gesunden Entwicklung zu vertrauen, die zu nationaler Disziplin und gegenseitiger Duldung führen müsse. Um die Selbstverwaltung -er S18-!e. Sine Rede des Franksurter Oberbürgermeisters. Frankfurt a. M., 26. August. Bei dem Festessen zu Ehren des preußischen Ministerpräsidenten Dr. Braun nahm Ober bürgermeister Dr.LanbmannVeranlassung, sich in scharferWeise für eine erweiterte Selbstverwaltung der Städte auszusprechen. Er sehe, sagte er, mit tiefem Bedauern, daß der Wert der Selbstverwaltung nicht in dem Maße geschäht werde, wie das im eigentlichen Wesen der Republik liege. Wer das Wesen der Republik verstehe, der wisse, baß die wertvollste Voraussetzung für den Aufbau des neuen Staates die Selbstverwaltung sei. Aufgabe der Republik sei es darum, alles überflüssige Regieren von oben, das die Städte in ihrer Entwicklung behindere, zu unterlassen. In seiner Erwiderung führte der Ministerpräsident aus, eS sei gesagt worden, daß in der Republik wenig Verständnis für die Selbstverwaltung der Gemeinwesen vorhanden sei. DaS sei bis zu einem gewissen Grade richtig. Heute aber, im Zeitalter der vollkommenen Demokratie, denken viele, daß die freie Selbstverwaltung der kommunalen Körperschaften nicht ihre frühere Bedeutung habe, weil ja der Wille des Volkes schon in der Zentrale hinreichend zum Ausdruck komme. Man werde jedoch bald zu der Auffassung kommen, daß ein gesundes Staatswcsen gesunde kommunale Körper schaften vvrauösetze. Karl Simrock. Z»m 1LS. Geburtstag dcS Dichters, geboren 28. August 18(12. Bon Geheimrat Prof. Dr. OSkar Walze l. In den „Annalen" zum Jahre 1»N7 erzählt Goethe von seiner Beschäftigung mit dem Nibelungenlied. Der Kreis von Damen, dem er am Mittwoch Vorträge zu halten pflegte, wollte vom Nibelungenlied Näheres hören. Goethe arbeitete daraufhin sich in die Urgestalt derart ein. daß er. den alten Text vor sich, Zeile für Zeile eine verständliche Ucbersetzung vorlesen konnte. ES blieb der Ton. der Gang, und vom Inhalt ging nichts verloren. Goethe bemerkt bei dieser Ge legenheit noch: „Am besten glückt ein solcher Vortrag ganz aus dem Stegreife, weil der Sinn sich beisammenhalten und der Geist lebendig wirken muß, indem cs eine Art von Improvi sieren ist." Eine Uebcrsehung des Nibelungenliedes, von Goethe be sorgt. Sie ist uns verloren. Ein schwerer Verlust. Wie mag wohl der alte Sang in Goethes Sprache geklungen haben? Andere Aeußcrungen Goethes bestärken die nahe liegende Annahme, daß er in ungebundener Rede übertragen bade. Den wohlgcschulten Germanisten beschleicht freilich Bangen, wenn er erwägt, wieweit Goethe den Wortsinn der Vorlage wirklich getroffen haben mag. Er weiß zu gut, wie leicht sich üble Täuschung einstellt, wenn man in raschem An lauf mittelhochdeutsche Texte verstehen zu können meint. Da gibt es Wörter, die »nS ganz geläufig sind. Auch ihre Ver- knüpfung zu Sätze» und Periode» bewegt sich in gewohnten Bahnen. Allein im langen Laus der Zeit haben diese Wörter ihren Sinn geändert. Vollends dienen einzelne syntaktische Verbindungen jetzt anderen Zwecken als einst. Wer da Wort sür Wort nur die neuhochdeutsche Form an die Stelle der alten setzt, die im mittelhochdeutsche» Text erscheint, wird viel- sach da« Gegenteil von dem herauSlcsen, was tatsächlich ge- meint M. Noch häufiger nehmen sittliche Begriffe eine Tönung, die im deutschen Mittelalter unmöglich wäre. Der Sinn »eS Texte» wirb dadurch zerstört. Auch DtmrockS Erneuerungen mittelalterlicher deutscher Dichtum, setzten sich dem Vorwurf ans, daß er. zu treu dem alten Wortlaut, den Sinn deS alten Textes vielfach »»kennt- lich macht. Er sah sich an den alte» Wortlaut um so mehr gebunden, als er doch auch dessen metrische Gestalt und Reim wtederarbrn wollte. Wer mit philologisch geschultem Auge fein« Erneuerungen nachprüft, möchte oft nach einem Er- lLuterer rufen, der sage, wa» diese Worte im Gegensatz zu ihrem Sinn von heute einst bedeutet haben. Gibt Simrock umgekehrt, meist um des Reimes willen, den Wortlaut der Vorlage aus, so trifft er in freierer Gestaltung vollends da neben. 1827 veröffentlichte Simrock die erste Auflage seines „Nibelungenliedes". Er verbesserte in der langen Abfolge neuer Auflagen den Text mehr und mehr. Er wußte von vornherein, daß er viel werde überarbeiten müssen. Füglich durfte er annchmen. daß vor ihm noch keiner Mittelhoch deutsches gleich gut ins Neuhochdeutsche übertragen habe. Den» andere, etwa Ticck. hatten sich noch viel enger und bis zur Unverständlichkeit an den Urtext gehalten. Tieck über trägt Ulrich von Lichtcnstcin, de» späten Minnesänger, so wortgetreu, daß die Verssolge entstehen kann: „Nu klagst du aber den Boten dein, ES soll ihm miiieboten sein Mit Schmähen also sehre. Daß er seit nimmcrmchre In keiner Stunde sidcr Gewagt zu kommen wieder." Ist da» Deutsch oder verballhorntes Mittelhochdeutsch? Doch geht Tieck hier zu weit, er verharrt doch in einer Rich tung, die seinem Zeitalter durchaus begreiflich, ja etwas Ge wohntes war. Nicht erst deutsche Romantiker, schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Schweizer mit Willen ans dem alten Schatz deutscher Sprache geschöpft, um die Aus- druckssülle deutscher Dichtung zu mehren. Viel wurde da ge wonnen, waS sich zu dauerndem Besitz gestaltete. Die Romantik brachte freilich in ihrem Streben nach einer alter- tümelnden Sprache auch manches, das sich nicht durchsetzte Sogar an Jugenbdichtung Uhlands, ja HetneS ist das zu beobachten. Simrock übertrug bas Nibelungenlied zu einer Zeit, in der dieser Vorgang noch im Flusse war. Wenn er zu weilen dem Urtext sich so enge anschloß, daß unser Sprach gefühl heute sich dagegen wehrt, er selbst durfte noch hvsscn, daß, waS heute fast wie Stümpern eines ungelenken Ucber- tragerS erscheint, sich noch durchsetzen und dem deutschen Aus druck dauernden Gewinn bringen könne. Und hat er nicht wirklich vielfach recht behalten? Manche Stelle seiner lieber- tragung wirkt gewiß heute, als sollte sie noch in rechtes Neu hochdeutsch umgewandelt werden. Allein mit glücklicher leichter Hand schafft er sich eine» Stil, der etwas Geschlossenes an sich hat, dem Leser allmählich wie etwas Notwendiges er- scheint und kaum ungewöhnlicher als das Deutsch, in das die homerische Dichtung von Joh. Heinrich Boß gebracht «vor- den ist. Unbedingt hat Simrock das eine Grobe erreicht, daß eine Erneuerung mittelhochdeutscher Dichtung, nicht bloß de« 100 Mtlllvnen Lei unterschlagen. Großer S»rr»ption«sk«udal in Rumänien. Bukarest, 26. August. sPrivattelegramm.j Ter Direktor des rumänischen Amtsblattes »Monitor»! Ojfizial", To- mescu, hat in seinen Amtsräumlichkeilen mit einem 8te- voloer Selbstmord verübt. Aus seinem Tische wurde ein an die Polizei gerichteter Brief gesunden, in dem Enthüllungen über große Unterschlagungen enthalten waren. To- meScp teilte mit. baß in der rumänischen Staatsdruckerei seit ahren Unterschlagungen größten Stiles vorkamcn, die von rneraldirektor Falcoianu persönlich geleitet wur- den. Er batte die Beamten durch die verschiedensten Drohun gen zur Teilnahme an den Dcsrandationen bewogen. To- mescu teilt mit, daß er sein Gewissen nicht länger beschwich tigen könne und init seinen, Tode diese Enthüllung bezahlen müsse. Aus Grund dieser Mitteilungen wurden »och am glei chen Abend der Generaldirektor und der Sekretär verhaftet. Elfterer versuchte zuerst zu leugnen, doch legte der Sekretär ein umfassendes Geständnis ab. Schließlich gab der General direktor zu, daß er in den letzten Jahren 22 Millionen Lei Staatsgeldcr unterschlagen habe nnd das, er durch andere De« sraudationen ungefähr 7V Millionen Lei an sich gebracht habe. Indessen dürste die unterschlagene Summe 1ül> Millionen Lei übersteigen, da auch andere Beamte daran beteiligt waren. Der Generaldirektor und sein Sekretär ivurde» in derselben Nacht in das Gefängnis der Staalsanwaltschast cingcliescrt. Ein polnisches Flugzeug über Weslpreuhen. Marienwerder, 26. August. Wie die „Weichsel-Zeitung" meldet, erschien am Donnerstag, nachmittags 5 Uhr, ein pol nisches Flugzeug Uber Riesenburg in Wcstprenßcn. Es kreiste mehrere Male in geringer Höhe über der Stadt und flog dann an der Bahnstrecke entlang über Riesenburg weiter nnd landete gegen 8,89 Uhr dicht bei dem Bahnhof L i t t s ch e n. Der Flugzeugführer, ein polnischer Oberleutnant, gab an, daß er sich bei dem Flug Thorn—Grandcnz bei dem unsichtigen Wetter verflogen habe. Grenzzwischenfall am Brenner. Italienische Maschinengcwchrschiiffe aus österreichisches Gebiet Innsbruck, 26. August. Von den »Innsbrucker Nach richten" wird vom Brenner gemeldet: Zwei italienische Maschincngewchrkompagnicn brachten ihre Maschinengewehre bei der Landshutcr Hütte in Stellung und hielten Schießübungen mit scharfer Munition ab. Die Schliffe fielen zum größten Teil auf österreichischen Boden und gefährdeten ! rcichsdcutschc Touristen, die sich auf dem Ausstieg zur Hütte befanden. sWTB.j Schwerer Sturm über -er Ostsee. Berlin, 26. August, lieber der Ostsee wütet seit gestern schweres Unwetter. Die Secbrücke von Herings dorf ist durch die hochgchendcn Wogen stark beschädigt worden. Der offizielle Dampserverkehr wurde eingestellt, die Schisse ver kehren auch heute nicht. Die Rügen-Dampfer wurden in de» Häfen zurückgchallen. Ter Sturm hat eine Reihe von Telephon- und Telegraphcnanlagen beschädigt, so daß die Nachrichten aus den Seebädern bisher nur spärlich nach Ber lin gelangen konnten und über den Umsang des am Strande angerichteten Schadens bis zur Stunde noch nähere Angaben fehlen. Infolge des Nvrd-Nvrd-Ost-SturmcS, der in die Zoppvtcr Bucht gewaltige Wassermassen getrieben hatte, kenterte das Motorschiff „Hela", das die Verbindung zwischen Zoppot und Gdingen unterhält. Das Motorschiff „Diana", das am Zoppoter Scesteg festgcmacht hatte, wurde mit solcher Wucht gegen das Bollwerk geschleudert, daß es binnen wenigen Minuten sank. Drei Jachten, die hinter den Wellenbrechern Schutz gesucht hatten, wurden kieloben an Land getrieben. Die Ostprenßen-Seedienst-Dampfcr konnten jedoch ungestört verkehren. 21 Tste bei Chamonix. Gens, 26. August. Nach den letzten nach 8 Uhr nachmittags in Chamonix cingezogenen Erkundigungen ist der größte Teil der 21 Todesopfer des Vergbahnunglücks fran zösischer Nationalität. Die Identifizierung der Toten ge staltet sich schwierig, da die meisten nicht als Hotelgäste, son dern als Tagcsausslügler nach Chamonix gekommen waren. Wie die „Voss. Ztg." aus Chamonix berichtet, werden die AufräiimungSarbeiten an der Stätte des Eisenbahnunglücks durch sintflutartige Regengüsse sehr erschwert. Man befürchtet, daß außer den 21 geborgenen Toten und 29 Schwerverletzten noch weitere Opfer gefunden werden. Unter den Opfern be finden sich folgende deutsche: Eine Frau Braun (totj, ein Ehepaar Seibert sverletztj, eine Frau Wassermann iverletztj, ei» Herr und ein Fräulein Bolle sverletztj, ein Herr Nisser und eine Frau van Oven sbcide verletzt». Die Nachricht, daß bei dem Unglück in Chamonix eine deutsche Familie ums Leben gekommen ist, hat sich bei den wetteren Nachforschungen leider bewahrheitet. Es handelt sich um Herrn und Frau Josephy ans Werderau (Kreis Bol- kenhaini i. Schl, und deren Tochter. Der deutsche Konsul Eckel aus Lyon hat sich nach Chamonix begeben. Nibelungenliedes, auch der Kudrun, des .Heldenbuches, da»» Wolframs von Eschenbach und Walthers von der Vvgelweidc und mancher anderer ihrer Zeitgenossen, den Deutsche» das alles eigentlich bekannt gemacht haben. In der Gestalt, die er dieser Welt altdeutscher Dichtuna gab, ist sie der großen Mehrheit geläufig geworden, geläufiger nicht bloß als durch die Urtexte, auch durch die Uebcrtraguiigcn anderer. Mit der stauueilswcrten Leichtigkeit des begabten Rheinländers bczwiingt er die meitschichtigc Arbeit, ein gewandter Former von Versen, aber auch ein wohlgcschnltcr Gelehrter, der aus eigener Kraft ln die Geheimnisse mittelhochdeutscher Vers- kunst tiefe Einblicke z» tun vermochte. Ja, der Gelehrte konnte in Simrock derart das Ucbcrgewicht gewinnen, daß er sich bte gewaltige Aufgabe stellte, in einer großen Dichtung de» ganzen Bestand der alten deutschen Heldensage, im An schluß an die Ueberlieferung, aber auch in mutigem Weiter- dichten, zu einem einzigen große» Werk zu verbinden. DaS „Amelungenlied" erschien von 1813 bis 1819, gewiß in einer Zeit, die dem Versuch wenig Verständnis entgegenbrachtc. Neben den machtvollen Schöpfungen Hebbels »nd Richard Wagners, ja sogar neben Wilhelm Jordans einst viel bewundertem Werk, ist das „Amelungenlied" nie zu rechtem Erfolg gelangt. Nur Kurzsichtige können es das beste Helden epos des 19, Jahrhunderts nennen. Es ist Arbeit eines Ge lehrten. der sich andächtig in einen weitläufigen, ihm heiligen Stoff versenkt. Gleiche Stimmung setzt er bei anderen voraus. Während ihm glückte, Nibelungenlied oder Kudrun seinem Volke wirklich mundgerecht zu machen, Andacht für solche alt helmische Kunst zu wecke», dieses alte Gut zn neuem Leben zu bringen, spricht daö „Amelungenlied" nur zu den ganz wenige» vernehmlich, die solche Andacht von vornherein ln sich tragen. Heute ist das noch seltener der Fall als sonst. Nicht wo er die mächtigen Ausmaße eines Epos wahrte, vielmehr in Ballade» und Liedern schuf er Wirkungsretches. „Drusus Tod", „Die Schlacht bei Zülpich", „Der Schelm von Bergen", „Der Rattenfänger", „Habsburgs Mauern" sind uns von der Schule her immer noch lieb. Im Umkreis der Rheinromantik, allerdings zu einer Zeit, in der sie schon in» Konventionelle geriet, hat der Sohn Bonns gern sich bewegt, als unermüdlicher Sammler heimischer Ueberlieferung, bann in vielen Strophen des „Amelungenliedes", aber auch als Sänger der „Warnung vor dem Rhein". Froher Stolz ans eine rcichgescgnete Heimat, volle Freude an ihren schönen Menschen, a» ihrem landschaftliche» Reiz, an ihrem Märchen- Haft lockenden Zauber ein« sich tu dem Lieb mit rheinischem Humor, nicht ,u tief «mswühlender, aber »u ltebeuSwür-tg »eckender Poesie.
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