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Dresdner Nachrichten : 27.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192708279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-27
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.08.1927
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Nr. 402 Seite 2 — „Dresdner Nachrichten" — btlanzaktivltät kommen. die ein ebenso hohes Plus er. recht, wie wir jetzt ein Minus haben. Diese Summe von etwa 21- Milliarde» als Iahrcsaktivsvll ergib! sich aus dem DaweS-TranSser von 214 Milliarden abzüglich der Repara. tiviissachlicfcrungen in Höhe von 606 bis 600 -»en jähr lich und zuzüglich eines annähernd gleich groß«! Betrag»» für den passiven deutschen Zinstranoscr zur Abtragung der in der «»knrbeinngoperiode aufgrno,„menen «u»lands anleihen. Es ist voran Szusehen. das, «in» solche gewaltige AuSsuhrsteigerung über. Haupt nicht möglich ist. und das, au dieser Unmöglich, keil der ganze DaweS-Plan zusammenbrcchen wird. dieser Zusammenbruch wird aber von de» ReoaiaiiouSgläNbigern n»d ihrer Kommission erst dann anerkannt und mit einer Revision beanlworlet werde», wenn Deutschland den Ver- such zu äußerster Exportsteigerung gemacht hat und wenn dieser Versuch mißlungen ist. Es wird gut sein, wenn wir »ns darüber gar keinen Illusionen hingeben. Uebcr das Wie dieser geforderten Krastanstrengung aber zerbrechen sich die WirtschastSsiihrer bisher vergeblich die Köpfe. Zunächst ist die Erpvrtsahigkeil freilich überhaupt etwas beeinträchtigt durch die erhöhten Anforderungen des Binnengeschäftes. Und es wäre sicher verkehrt, wenn man. um die Ausftthrsteigerung zu erzwingen, etwa daran denken wollte, die Jnlandskonjunktur durch künstliche Maßnahme» zu drosseln. Aber auch sie wird einmal mit der fortschreiten den Bedarfsdeckung und der nachlassendcn Kaufkraft ab nehme», und außerdem sind schon jetzt in Deutschland viele wirtschaftliche Kräfte frei, die jede Möglichkeit einer AuS- landSkonjunktur mil Freuden ausgreisen würden. Es geht aber nicht, wie die Ziffern der Handelsbilanz eindring lich bezeugen. Die Gründe dafür sind mannigfach und zum grösuen Teil durchaus stichhaltig. Einmal ist es der die ganze Welt beherrschende Protektionismus, mit dem sich alle aufnahmefähigen Länder gegen fremde Waren absperren wie in den Zeilen des blühenden Merkantilismus. Alle die schönen Theorien, die man aus der WeltwirtschaftSkonserenz und anderswo über den notwendigen Abbau der Zollschranken gehört hat. haben an den Tatsachen noch nichts ändern können, ferner haben unsere Indiistrtestihrer zweifellos recht, wenn sie immer wieder aus die Ausfuhrhemmnissc Hin weisen, die in der BorbeIastung der deutschen In - dustrte infolge zu hoher Steuer», Tarife, sozialer Lasten usw. gegeben sind, und ebenso einleuchtend ist der Einwand, daß unserer Wirtschaft auch noch die nötige Kapital! rast fehlt, um notwendigenfalls auSländtsch« «u»d,n durch S«. Währung laugsrtstiger Kr«dit«, «rliichterte Zahlung-bebtngu«. gen u. dgl, heranzyholen. «b»k ein anderer exvorthtndrrnder Umstand wirb in den Kreisen der Wirtschaft fast nt« genannt, gerade der wichtigste, an dem der Hebel zuerst angesetzt wer- den muß. nämlich die Preispolitik. Die ganze Ratio, nalisierung hatte -och nur «inen Slun. wenn al» Folg« der großen Investierungen di« volkswirtschaftliche Wirkung ein- tritt, daß di« ErzeugungSkosten und im Verein mit ihnen da« Preisniveau fühlbar gesenkt wird. Dieser Preis abbau müßt« di« deutsche Exportfähigkeit verstärkt haben. Statt dessen erleben wir aber gerade jetzt, nach Durchführung der ersten und teuersten Ratioualtsierungsetappe eiäe Unter, brechuug der zunächst etngetretenen Preisabbaubewegung und eine allmähliche Umkehr zum PretSaus stieg. Diese Steigerung mag an und für sich gering sein: sie wirkt sich aber um so schwerer auS, als gleichzeitig in den größten Industrieländern eine entgegengesetzte Tendenz zur Preis senkung wahrnehmbar ist. Aus die Dauer müßte die deutsche Preisentwicklung unter diesen Umständen zur Ausschließung vom Weltmarkt führen. Hier muß etwas nicht in Ordnung sein, denn unmöglich können die Einsparungen der Rationalisierung ganz ln Unternehmergewinnen und Lohnerhöhungen ausgegangen sein. Line vernünftige Preispolitik ist zweifellos die erste Voraus- setzung für die Wiedereroberung der Weltmärkte. Dazu müssen noch andere Anstrengungen kommen, vor allem in bezug aus Lieferung von Qualitätsarbeit. ES läßt sich nicht verkennen, daß der gute Ruf der tbeutschen Ware draußen gelitten hat durch allerlei üble Gewohnheiten, die mit der Inflation nicht abgestrcift worden sind. Es mag eine Binsen wahrheit sein, aber es muß immer wiederholt werden, daß Rückkehr z» der Qualitätsarbeit von früher notwendig ist, weil in vielen Fälle» auch höhere Preise in Kaus genommen werden, wen» man von der Güte einer Ware überzeugt ist Nur wenn wir besser und trotzdem preiswert liefern, können wir in der Welt verkaufen, die alten Absatzmärkte zurück- gewinnen und vielleicht neue erobern. Die große An strengung muß gemacht werden aus nationalen Gründen, damit sobald als möglich die Aussichtslosigkeit der Dawes- Regeinng nicht mit Worten, sondern durch Taten erwiesen wird, und aus wirtschastspvlitisch - sozialen Gründen, damit der vorauszusehende Abstieg der Jnlandskonjunktur einen gesunden Ausgleich findet in konsolidierten Verhältnissen der Anslandökonjunktur. Ein neuer Vor,.tH gegen Deutschlanü. Die Tagung -er Inlerparlamenlarischen Union. Paris, 26, August Die Sitzung der Interparlamentari schen Union am Freikagvvrmittag brachte erneut scharfe An griffe gegen Deutschland, diesmal von belgischer Seite. Der belgische Senator Magncttc stellte sich auf dem Boden der Ausführungen de Iouvcncls, ging aber im Ton seiner Rede und in den Angriffen gegen die deutsche Kriegsführnng noch über de Iouvencl hinaus. Am Schlüsse seiner Rede brachte Magnette eine Entschließung ein, in der es », a. heißt: Die Interparlamentarische Union bezeichnet als höchstes Ideal den Frieden unter den Völkern, Sie verurteilt jeden kriegerischen Angiisf. jeden Rcvanche- krteg, jede Anwendung von brutaler Gewalt. Die Inter parlamentarische Union betrachtet als wichtigstes Element der Annäherung und jeder Verständigung die moralische Entwaffnung der Völker und die loyale An erkennung der von ihnen begangenen Fehler. Ohne diele Anerkennung würde die Welt in Unsicherheit weiter- lcben müssen, und jede Versiändtguug würde oberflächlicher Natur bleiben. Da die Belgien während de« Weltkrieges zngesügtcn materiellen Schäden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wieder gutgemacht würden, hätte Belgien da« Recht, wenigstens eine moralische Genugtuung zn verlangen, die dem Frieden im hohen Maße nützlich lein würde. Tie Inter parlamentarische Union erklärt daher, daß die Verlenung der belgischen Ncntrnliät im August 1914 ein höchst beklagenS- werter und tadelnswerter Akt sel und spreche die Hoffnung auS, daß die Achtung vor de» Verträgen t» Zukunft die Völker leiten möge. Der Engländer Edwards suchte zur Versöhnung bcizu- tragen. Er hob hervor, daß der deutsch-französische Gegensatz wie ein Alpdruck auf Europa laste und iedc Friedens, und VcrständigunaSarbcit verhindere. Er mahnte die beiden Völker, den Versuch zu machen, die gegenseitigen Schwierigkeiten zu verstehen, ES folgte dann die im Abendblatt gemeldete Tchücking-- Nede. Nach der Rede Pros. Schiickings antwortete de Iouvenel mit einigen Worten- Er begrüßte den Umstand, daß keine eigenen AuSiührungen die Srllarnng Pros, SehückingS vcr- anlaßten. Man dürfe aus der Interparlamentarischen Kon ferenz keine reine deutsch-französische Disknskion machen. Die Politik von Locarno erscheine den Franzosen ebenso gut wie den Deutschen. Der französische Standpunkt sei von ihm. ße Iouvencl. in seiner Rede völlig loyal entwickelt worden. Der Frieden müsse ans Realitäten nnd nicht aus Wolken aus- aebaiit werden. Auf den Antrag des Belgiers Magnette antwortete im Namen der deutschen Delegation noch einmal Professor Schücking. Er betonte, daß man eine Initiative, wie die VanderveldeS. eine internativnalc unparteiische Enquetekommission arbeiten zu lassen, nur begrüßen könne, daß die deutsche Delegation es aber ablehnen müsse, die Interparlameutarische Union durch die Annahme einer Entschließung, wie die der belgischen Delegation, znm Schiedsrichter zu machen über Dinge, die sich aus die Vergangenheit beziehen. — Im Lause der Debatte wies ferner Mr. Smith, Mitglied de» englischen Unterhauses, darauf hin. daß in der Krage der Verantwortung am Kriegsausbruch« sämtliche ernsten Historiker anerkennen, daß diese Verantwortung nicht einem einzelnen Lande aus« gebürdet werden diirse. In der Nachmittagssitzung wurde die Frage der R a u s ch g i f t e behandelt. Nach längerer Diskussion wurde eine vom Berichterstatter, dem tschecho- slowakischen Senator Brabcc, vorgeschlagene Resolution an- genommen. Diese Resolution fordert: eine Verringerung der Zahl der Personen, die von Rauschgiften Gebrauch machen,- ein« Bekämpfung des Vertriebes von Rauschgiften durch Kausleule: die Organisierung eines Nachrichtendienstes über die Entwicklung des Nauschgiftkvnsums, und den Abschluß von internationalen Abkommen zur Einschränkung der Produktion von Rauschgiften. Der „Soir" lehn! Iouvenel» Rede ab. Paris, 26, August. Zu der gestrigen Rede JouvenelS auf der Interparlamentarischen Frtedensunton schreibt der „Soir": „Solange ein Teil Deutschlands beseht bleibt, wird die Pazifierung Deutschlands nur eine Chimäre sein. Wollen die französischen Generalstäbler und die französischen Politiker den deutschen konservativen Nationalisten Waffen in die Hände geben? Suchen sie den Kriegsgcist zu verewigen, und suchen sie ihre Revanche, nachdem sie die Ruhr ansgegeben haben, weiter südlich zn nehmen'? — Die Rede JouvenelS wird denjenigen die Binde von den Augen reißen, die sich bisher mit Worten haben abspeiicn lassen. Nichts rechtfertigt die Nhcinbesctzung. wenn nicht das Fortbestehen einer imperialistischen Mentalität und der Wille, brutal ans de» Bevölkerungen zu lasten, wie der Wunsch, die Zwietracht z« verewigen und damit eine Erneuerung des Militarismus zu rechtfertigen." Das Blatt lehnt die Zurückziehung einiger hundert Mann ab: man müsse die gesamte Politik vom linken Nheinuser bis auf die letzte Spur beseitigen. Die Volksmassen, beunruhigt um den wahren Frieden, würden die Generalstäbler und die Politiker schon zwingen, diese notwendige Handlung zu vollziehen. Reichsparteitag des Deutschen Mittelstandes. Eine Rede -es sächsischen Finanzministers. Hamburg, 26. August. Auf der heutigen Tagung der Reichspartet des Deutsche» Mittelstandes hielt nach Er öffnung durch den Parteivorsitzcndcn Drewitz der sächsische Finanzministcr Weber einen Bortrag Uber das Thema: „Probleme des Steuerrechts und des Finanzausgleichs zwischen Reich und Ländern." Oberste Ausgabe müsse cö sein, so betonte der Redner, die unmöglichen Lasten für das deutsche Volk und die deutsche Wirtschaft aus ein tragbares Maß hcrabzusetzen. Ein weiteres Steigen der Haushalte von Reich, Ländern und Gemeinden sei angesichts der Höhe der Gesamisteuerlast und der Schwere der Zukunft nicht zn verantworten. Die Kosten für Besol dungsregelung könnten nicht beliebig ausgesetzt. sondern müßten durch anderweitige Sparmaßnahmen zum Teil wieder «ingcspart werden. Ob die Zentralisierung unseres gesamten Steuerwescns im Interesse der bezirklich interessierten Wirt« schast liege, müsse stark bezweifelt werden. Das vorgelegte Steuervereinheitlichungsgcsctz habe verfasiungsändernden Charakter und müsse mit Zweidrittelmehrheit im Reichstag verabschiedet werden, In ihrer finanziellen Auswirkung brächte» die neuen Steucrgesctze neue Unübersichtlichkeit in dl« Einnahme» der Länder, die kaum zu verantworten seien. Das SteuervereinheltlichnngSgesetz gehe auch weit über daS hinaus, was der Reichstag nach 8 4» des vorläufigen Finanz- auSgletchsgesetzeS gefordert habe. Letzten Endes trage der Gesetzentwurf eine stark« politische Tendenz tn sich, indem er bewußt auf den Einheitsstaat hinsteuere. Das Steuer- veretnheitlichungSgesetz stehe tn ursächlichem Zusammenhang mit der Regelung des vorläufigen Finanzausgleiche». Lehr bedauerlich sei. daß der endgültige Finanzausgleich auf weitere zwei Jahre hinauögcschoben worden sei, anstatt end lich einmal klare Begriffe darüber zu schassen, mit welchen Einnahmen Länder und Gemeinden endgültig rechnen könnten. Ter jetzige Finanzausgleich könne auch in anderer Beziehung nicht als gerecht angesehen werden. Der jetzige Finanzausgleich müsse daher den tatsächlichen Aufkommen». Verhältnissen entsprechend abgeändert werden. Zum Schluß betonte der Redner, daß die Finanzlage des Reiches, der Länder und Gemeinden namentlich bet den stei genden Neparationslasten durchaus nicht als erfreulich an- zulchcn sei und daß der Kamps um die Lastcnvcrteilung weiter« gcheu werde. Bei aller Würdigung der Staatsnotwendig, keilen sorge der Mittelstand durch einheitliche kraftvolle Be wegung dafür, daß auch für ihn die Last eine tragbare werde und seine Kräfte freiblieben zu ernster Arbeit, kulturellem Schassen und nationalem Wirken. Nach dem sächsischen Finanzminister Weber sprach NeichStagsabgcordneter Mollath über „Mittelstand und Weltwirtschaft". Nach einem Hinweis auf dt« große Bedeutung der Weltwirtschaft sowohl für den einzelnen als auch für das Leben jeder Nation kritisierte der Redner die Nichthtnzuziehung des Handwerks zur Genfer WeltwirtschaftSkonserenz, was er auf die Dauer als unmöglich bezeichnet. Die selbständige Mittelschicht aller Völker in Handwerk und Gelverb erhöbe auf der Weltivirtschasts- konscrenz nicht die geringste Erwähnung gefunden, sie wünsche aber ebenso wie die andere» Wirtschaftszweige eine be friedigende Lebenshaltung und eine normale Entschädigung für Arbeit und Kapitalien. Sine Utopie sei «S, von der Notwendigkeit weltwirtschaft licher Freiheit zu sprechen, so lange die höchst-intelligente Ration, da» deutsche Volk, durch ungeheure Reparation»« lasten tn seiner wirtschaftlichen Betätigung ans da» schwerste gehemmt werde, ja unter diesen Lasten zu» sammcnvrechen müsse. Von einer scheinbaren Hochkonjnnktnr im Inlande dürfe man sich nicht täuschen lasten. Die Sprache der Handelsbilanz sei ,« benilich. Die Ausfuhr gehe von Monat zu Monat zurück, während die Einfuhr immer mehr steig«. Di« »atastrophe müsse kommen, wenn nicht endlich reiner Tisch gemacht werde. Alle schönem Reden auf internationalen Kongresse» nützten nicht», solange Deutschland nicht als gleichberechtigt«» Hand, lungspartner am Tisch sitze. Erst dann werbe der wahre VölGrfrieden und der Wiederaufbau beginnen können. In lener Stunde werde Deutschlands selbständig erwerbstätiger Mittelstand nicht abseits stehen, sondern gemetnsam mit allen auswärtSft,ebenden Polttschichten Deutschland» sein redliches Teil Arbeit leisten am wirtschaftliche» Aufstieg ber Nation und damit auch am kulturellen Ausbau der ganzen Welt. Hierauf wurde ein« Entschließung zur deutschen AnßenpoNtU angenommen, in der die RelchSregterung unter Hinweis aus die Absicht Frankreichs, sein« Stellung am deutschen Rhein nur um den höchsterrcichbaren Preis auszugeben, ausgeforoert wird, in der Außenpolitik eine größere Zurückhaltung zu üben als bisher, und keine «eiteren Versuche zu unteenehmen, durch neue Opfer bei den Gegnern etwas zu erreiche«. Eine wirkliche Verständigung wurde erst dann erreicht werden, wenn aus der Gegenseite das Verlangen des deutschen Volke» nach voller Freiheit des besetzten Gebietes, nach Befreiung von den unerträglichen wirtschaftlichen Lasten anerkannt würde. Ueber „Landwirtschaft und Mittelstand" sprach sodann das Mitglied des StaatSrateS v. Detten, der u. a erklärte, daß -er deutsche ländliche Mittelstand auf Grund seiner Leistungen für das Bolksganzc mit dem städtischen Mittelstände eine ihm gebührende Position im GtaatSleven verlange. Der ländliche Mittelstand fordere die längst »er« sprochene Bcreinsachung der Staatsverwaltung. Ohne Rück- sicht aus die Ausgaben müsse der Kampf um weitgehende Herabsetzung der Steuerlasten geführt werden. Für di« bäuerliche Bevölkerung müsse ein modernes Kreditsystem Platz greifen. Auch moderne Bildung, Wissenschaft und Technik müßte» mehr al» bisher dem ländlichen Mittelstand zugängig gemacht werden. Mit einem Schlußwort des Parteivorsitzenden Drewitz fand die offizielle Tagung ihr Ende. Der Elan- -er Arbeitslosigkeit. Berlin, 26, August. Die Zahl der Hauptunterstützung«, empfänger in der Erwerbslosenfürsorge betrug am. 18. August 1927 rund »20060 smännliche 882006, weibliche 88000) gegen- über 452 000 tmännliche 857 000, weiblich« 05 006) am 1. August 1627 und 498 606 jinännliche 889 606. weibliche 104 006) am 15. Juli 1927. Die Gesamtzahl der unterstützte» Arbeits losen hat sich in der Zeit vom 15. Juli bis znm 15. August 1927 von «74 666 auf 576600. also um rund 98 000 gleich l4,5 v. H. verringert. sW.T.B.) Die Elektrifizierung -er Reichsbahn. Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn, ge seil schast erhält fast täglich aus allen Teile» des Reiches von Kommunal- und Wirtschastsverbänden Anträge aus möglichst baldige Umstellung weiterer Hauptstrecken von Damps aus elektrischen Betrieb. Unter anderem hat auch die Leipziger Handelskammer die Einrichtuns eines elektrische» SchnellvahnverkchrS zwischen und Berlin gefordert. Auf alle diese Anträge wirb seiten» der Reich», bahnverwaltung immer wieder nur darauf hingewicsen, daß das Endziel der Reichsbahn die Elektrifizier»»» beS ge samten deutsche» Eisenbahnnetzes sei, daß aber die Er reichung dieses Zieles auü begreiflichen Gründen, die tn erster Linie finanzieller Natur sind, vorläufig noch in weitet Ferne liege. Die Umstellung von Dampf, in elektrischen ve- trieb kostet gegenwärtig vrv Kilometer Bahnlänge etwa 200000 Mark, so daß die Elektrifizierung Le» ae. samten deutschen Bahnnetzes, das zurzeit etwa 68 000 Kilo- Meter umsaht, über zehn Milliarde» erfordern würbe. In Anbetracht der verhältnismäßig geringen zur Bejk»^ fügung stehenden Mittel kann, wie man von seiten der Reichsbahn erklärt, also die Durchführung des Elektrik« zicrungsprogramms nur schrittweise erfolgen» und zwar geht man dabei planmäßig in der Weise vor, daß zu-, nächst auf denientgcn Strecken der Betrieb umgcstaltet wird, auf dem die Elektrifizierung ber Reichsbahn sosort w i r t s cha st l i che Vorteile bringt. Dazu gehören zunächst diejenigen Linien, die starke Steigungen aufzuweisen haben, deren Ueberwindung mittels Dampfbetrieb sich sehr teuer stellt. Aus diesem Grunde wird zurzeit an der Elektrifizierung der Streck« M ü n ch e n — U l m — S t u t tg a r t und München—Salz, bürg gearbeitet, deren Umgestaltung auf elektrischen Betrieb auch aus Konkurrenzgründen gegen die elektrisch betriebene österreichische Arlbergbahn notwendig erscheint. Daneben ist es durchaus nötig, daß man nach Erledigung dieser Arbeiten und nach Durchführung der sehr dringlichen Elektri fizierung deS Berliner Vorortverkehrs vielleicht au» Brr- kehrSrücksichten an eine Elektrifizierung des ReichSbahnnrtzcS im Ruhrgebtet geht, wo der elektrische Betrieb eine be- deutend kürzere Zugfolge als bisher ermöglichen und damit den Wünschen ber Industrie und ber zahlreichen Anlieger gerecht werde» würde. Die Einrichtung des elektrischen Zug betriebs aus der völlig flachen nnd ohne Steigerung ver- lausenden Strecke B e r l i n — L e i p z i g, die nach Ansicht der Reichsbahn ausreichend mit guten Schnellzügen besetzt ist, kann zunächst nicht erfolgen. Amerikanischer Besuch bei der Berliner Feuerwehr. Berlin, 26. August. Gleichzeitig mit Oberbürgermeister Walker ist in Berlin eine Abordnung amerikanischer Feuer- wehroffiztcre eingetrofsen, die sich aus einer Rundreise durch die europäischen Hauptstädte zum Studium des Feuerlüsch- Wesens befindet. Die amerikanische Kommission wurde heute vormittag von Oberbranbdirektor Gempp auf der Hauptwache in der Ltndenstraße empfangen, wo den Besuchern die neuesten Einrichtungen der Berliner Feuerwehr gezeigt wurden. Dersammlungsoerbot für -ie Kamburger A.P.D. Hamburg, 26. August. Der Senat hat auf Grund de» Artikels 48 Absatz 4 der Rcichsvcrsassung das Erscheinen der „Hamburger Bolkszeitung" bis auf weiteres verboten. Nach dem die Polizeibehörde bereits gestern die Kundgebungen der Kommunistischen Partei untersagt hat, hat der Senat nun- mehr a»ch alle Versammlungen und Auszüge der Kom- mnnlsttschen Partei, des Roten FrontkämpserbunbeS und ver- wanbter Organisationen bis auf weiteres verboten. MTB.) Der Genfer Rädelsführer verhaftet. Basel, 26, August. Der Genfer Polizei ist eS gelungen, dev Haupträdclssührer der Demonstratio» vor dem Bölker- bunbvgcbände und der Zerstvrnngsaktionen tn anderen Teilen der Stadt zu verhafte». Es handelt sich um «inen 17H>siihrig«n schweizerischen Stndenien. Das Genfer Polizei- gericht hat bereits eine Reihe ber verhafteten Manifestanten die sich geringerer Vergehen, die Beschimpfung von Beamten Widersetzlichkeiten usw,. zuschulden kommen ließen, zu Strascr von 24 Stunden Arrest bi» 12 Tagen Gefängnis verurteilt, Aujbahrung Saccos un- DanzeMs. Boston, 26. August. Tie Leichen TaccoS und Vanzetti» wurden gestern abend tn eine Kapelle im Zentrum de» Jtaliencrvtertels von Boston übcrgeführt. wo sie bis Sonn tag aufgrbahrt werden sollen. 80 Poltzetbeamte überwachten den Transport. MTB )
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