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71. Jahrgang. As 492 Sonnabend, 27. August 1927 Gegründet 18SS Drabianickritt: Nackirickitra D»»«dr>, E»rnivr»ck»r»Damm«tnummer! 2S 2^1 Nur 6lr NaLI»«wrSch»l 20011 vom >6. b>, ZI. Auauft E bei iäalick »weimaliaer Rukelluna tr«i Äau» l.« Mb. Oö^UZ5'W6vUl)I Poltbeiuasvreis iur Mono! August i Mark odne voAuitellungsgebübr. »tn»»Inum««r 10 <vs«i»ai« Dir Anlelaen werden nach Boldmark berechnete die rlnwaliiae 10 nin, breite Reil» » Pia.. iür auswärts <0 via. ^amilienan,eigen und Ltellengeiuche obn« Änzelgen-Prene: Kai-all ,s 4;,-, aL-rk-rlb s -Via., bi, so mm breite -Reklame».,- Nd Big.. aukerkalb SVVra. Offertenaebübr «n-vig. Au sw Aufträge gegen Borausberaklg. Schristleiiung und Aauvigeschäitskielle! Marienktrake 3^/ck^ Druck u. Verlag von Uteviiti ck Netckiardt in Dresden Posticheck-Konto >QSL Dresden Nachdruck nur mit deutliche, Quellenangabe Dresdner Nach, '- »iliiifta Unverlanaie Lchriitstück» werden nicht nuibewabrt s-lolel Veüevue b4sOtlMi1t»g-DsS Mit kvlittsg- ucict /xdscict-Dsssi irr, Dsrrssssri-8ssi sri ctsr 8lbs. Ssksnnts vornsiirns Dsssirrieisii«. k«»r»1US »a Uvn»«r«nntmmvr. lVIittwocli /^bsncl Sie englische Antwortnote an Frankreich. Grundsätzliche Einigung in der Besahungssrage. — Deutschland hal nicht milzureden! Wettere Verhandlungen zwischen Briand und Chamberlain. Paris S6. Anglist. Die englische Antwort ans die französische Note zur Frage der Reduktion der alliierten Bcsatznngstrnppen vom IS. August ist heute vormittag durch den englischen Notschalter am Quai d'Orseq überreicht worden. Sie wurde von Nriand sofort den zu einem Minister rat versammelten Mitgliedern der sranziisischen Negierung mit geteilt. die darüber eingehend beraten haben. * Paris. 26. August. Der Londoner Berichterstatter der Havas-Agentur will den Inhalt der englischen Antwortnote zur Frage der Besatzungsverminderung wie folgt skizzieren können: Die englische und französische Negierung seien durch aus einer Ansicht darüber, daß man die Besetzung ansschliest- lich vom Standpunkt des DawcS-PlaneS aus ansehen müsse, dessen Garantie sic sei. während der Sicherheitsfaktor. waS man auch gesagt haben möge, nicht im Vordergründe gestanden habe. Die beiden Regierungen seien gleicherweise der An sicht. dast Deutschland keine Ziffern aufzustellen habe, sondern daß es Sache der englischen und französischen Regierung sei, hierüber zu entscheiden. Es sei jedoch klar, dast beide Regierungen an erkennten, daö Deutschland im Jahre 1SLS bc- tressend die BcsatznngSverringcruna gegebene Ver sprechen halten zu müsse«, ohne dast man sich jedoch ans die deutsche Anssassnng von der sogenannten normalen Besetzung scstlcgen könne. Die englische, belgische und französische Regierung würden also den Bestand ihrer Truppen festzusctzcn haben. Der Unterschied zwischen London und Paris in der Verringerung dieser Esscktivbeständc beziehe sich auf eine beschränkte Ziffer, da eS sich nur um eine Spanne zwischen 60 600 und 56066 handele. Vom englische» Gesichtspunkt aus sei die Ursache hierfür besonders in Gründen technischer Art zu suchen, und auch in einer Art Prestigefrage, in der militä rischen Würde, die den Wunsch rechtfertige, im Rheinland eine im Vergleich mit den französischen Truppen angemessene An- zahl englischer Truppen beizubehalten Es handele sich also darum, die These der Diplomaten und diejenige der Militärs in Einklang zu bringen, was übrigens nicht für unmöglich angesehen werde, da ja die Verständigung zwilchen den beiden Negierungen im Prinzip erfolgt sei. Dies sei der Inhalt der Antwortnote, die vom englischen KabinettSrat gestern formuliert worden sei. Diese Antwort, so erklärt der Londoner Berichterstatter der Havas-Agentur, regelt übrigens nicht die ganze Frage und beendet auch nicht die Erörterungen zwischen London und Paris. Diele würden vielmehr In einigen Tage» direkt zwischen dem englischen und dem französische» Außenminister fortgesührt werden, da Chamberlain am J>. August in Paris weile und bis zur Weitersalirt nach Gens, die am Abend des gleichen TageS er- folge, genug Zeit haben werde, um sich mit Briand zu be- sprechen. <WTB.j Der Pariser Minislerrak. Paris, 26. A»g. Heute vormittag wurde ein Minister- rat abgchaltcn. Das amtliche Kommunique besagt lediglich, dast die Sitzung von 6.66 Uhr bis l.16 Uhr gedauert und sich mit der Erledigung laufender Angelegenheiten beschäftigt habe. Der nächste Ministerrat werde Freitag, den 2. Sep tember stattfinden. -> Paris, 26. August. Die Havas-Agentur verbreitet am Abend folgende Auslassung: Die englische Note betreffend die Effckttvbestände im Rheinland ist heute vormittag dem Mtnisterrat unterbreitet und von diesem geprüft worden. Diese Note behandelt zwei Fragen, die noch unerledigt ge blieben waren, diejenige des G c s a m t e s f e k t i v b e st an - des der Besatzungstruppeu und diejenige ihrer Verteilung. Die erste Frage kann jetzt bereits als gelöst angesehen wer- den. Eine Gesamtztfser ist festgesetzt worden, die mit den von den militärischen Sachverständigen gegebene» Hinweisen übereinstimmt. WaS die Verteilung der Efsektivbestände betrifft, so bürste die französische Regierung sofort ihre Antwort nach London übermitteln und eventuell neue Vorschläge bekannt geben, die auf jeden Fall von den englischen Anregungen nicht sehr weit entfernt sein werben. Wir glauben zu wissen, bah die Ziffer, auf die sich zu einigen die beiden Regierungen im Begriffe stehen, eine Kompromißlösung zwischen dem ursprünglichen englischen und dem französischen Standpunkt darstellt. Man darf also auf eine Herabsetzung der französi- en BcsatzungStruppen gefaßt sein, die sich aus e t w a a ch t > äusenb Mann belaufen könnte. „Matin" berichtet unter anderem gleichfalls, es käme allein den Alliierten zu, die Höhe der Besatzungstruppen fest- zusetzen. Man sieht, daß tn diesem wichtigen Punkt vttand und sein britischer Kollege völlig üveretnstimmen. E» »vilre notwendig, daß vor der Genfer Zusammenkunft Chamberlain von sich aus Herrn Stresemann eine heilsame Warnung in dieser Richtung zukommen ließe. Der „Matin" fährt dann fort, Chamberlain scheine zu vergessen, dast der Pakt von Locarno keineswegs die Frage der französischen Sicherheit gelöst hätte und der Artikel 426 des Versailler Vertrages seine ganze Bedeutung beibehalten habe. Frankreich und England müstten sich früher oder später über diesen Punkt aussprechen. London mtt dem Rheinlandkompromitz zufrieden. London, 26. August. Die heute nachmittag von Briand nach Schlust des französischen Mtnistcrrates bekanntgegebene Einigung in der Frage der Verminderung der BesatzungS- truppen wurde in London erst tn de» späten Abendstunden bekannt. In politischen Kreisen hatte man noch nicht genug ausreichende Informationell, um zu der Angelegenheit Stellung nehmen zu können. Es scheint aber sicher, daß man tn London mit einiger Erleichterung von der bevorstehenden Einigung Kenntnis nimmt, da nunmehr die Gewähr dafür gegeben scheint, mit einer festen Abmachung nach Gens zu kommen. Was die materielle Basis anbelangt, so würbe man in London vielfach eine weitcrgehcnde Verminderung der RhcinlandbesatzungStruppe« vorgczogcn habe», ist aber der Anssassnng, dast mit einer Herabsetzung auf 8NVV6 Mann immerhin über den ursprünglichen französischen Plan hinaus- gegangcn wird. Diese Bcsatziingsziffcr von 60 666 Mann war verschiedentlich auch im Zusammenhang mtt Besprechungen über den Stand der deutschen Garnisonen in den betreffenden Gebieten genannt worden. lTll.j Die Kaoasüarjtellung eine französische Tendenzmeldung? Berlin, 26. August. Die T. U. erfährt von bestunter- richtctcr Seite: Die französische Agentur Havas hat in einem Telegramm aus London den angeblichen Wortlaut der englischen Antwortnote aus die französische Note in der Frage der Herabsetzung der Rhcinlandbcsatzung wicdergcgcben. Es ist demgegenüber angebracht, darauf hinznweisen, dast diese englische Note tatsächlich einen wesentlich anderen Inhalt als den von Havas gemeldeten zn haben scheint. In unterrichteten Kreisen hält man cs siir unwahrscheinlich, daß die englische und französische Regierung darin übercinftimmen sollen, daß die Rheinlandbesatzung die Garantie für die Erfüllung des DaweS-PlaneS darstelle, da diese von Havas verbreitete an gebliche Ansicht der englischen Negierung weder politisch noch rechtlich irgendeine Stütze in den bestehenden Verträgen findet. Der Dawcs-Plan stellt ausschließlich eine Garantie für die dentschcn Ncparationsvcrpslichtungen dar und steht mit den Bestimmungen bezüglich der Rhcinlandbcsatzung in keinerlei Zusammenhang. tT.U.j Ehamberlaln.Ehrung in Paris. London. 26. August. Wie „Exchange Telegraph" erklärt, wird Chamberlain am kommenden Dienstag auf dem Wege nach Genf in Paris Aufenthalt nehmen. Er wird dort am Dienstagabend eiutreffen und am Mittwochvormittag im Pariser Rathaus namens Großbritanniens ein Exemplar des „Buches von Frankreich" entgcgennehmcn. DaS Buch ist eine Verherrlichung der französischen Geschichte. Berliner Kablnettssitzung am Diensiaa. Berlin. 26. August. Wie die TN. erfährt, tritt am kommende» Dienstag das N c i chS k a b t n c t t zu einer Sitzung zusammen. Da daS Kabinett über die die bevor- stehende Genfer Tagung betreffende» Fragen bereits in einer früheren Sitzung beraten hat, wird eS sich in der Hauptsache um die Erledigung laufender Geschäfte handeln, um so mehr, als die Mehrzahl der Minister sich noch im Urlaub befindet. « * Gens, 26. August. Der Schl » stbericht der Botschafter- konscrcnz über den Abschluß der deutschen Entwaff- nung, ist, wie die TN. erfährt, dem Bölkerbundssekretariat zugegangen. Er umfaßt dem Umfange nach etwa dreißig Foliobände. Die polnische Regierung -es Mordes an gagorski beschuldigt. Warschau, 26. August. Die „RzcczpoSpolita" gab hente abend ein Extrablatt heraus, das die polnische Regie rung beschuldigt, den verschollenen General Zagorski i« geheimen beiseite gebracht ,» haben. Nach dieser ve» schuldig«»« soll der General bei seiner Anknnst in Warschau von Pilsudski-Adjutanten in einem zweiten Auto entführt worden sein, während in dem anderen Auto, ans dem angeblich der General später in der Stadt auSgestiegen sein soll, sich eine dem General ähnliche Person befunden habe. DaS Extra blatt, daS in Warschau die größte Sensation heroorgernfen! hat, ist knr, »ach Erscheinen beschlagnahmt worbend sT.U.) Konjunktur. Die seit Monaten ständig wiederkehrenden Berichte über weitere Rückgänge der Arbeitslosigkeit werden in allen Kreisen unseres Volkes mit Freude ausgenommen. Mit Recht, denn diese Entwicklung ans dem Arbcitsmarkt beweist, daß die seit Jahren im Gange befindliche Umstellung der deutschen Volkswirtschaft durch Rationalisierungsmast nahmen nach schweren Opfern die ersten Früchte trägt, daß es wieder aufwärts geht mit der deutschen Wirtschaft. Ebenso willkommen find die finanziellen Folgen durch die gerade bei der jetzigen gespannten Lage fühlbare Entlastung des Reichssäckels, und auch vom politischen Standpunkte aus kann man sich nur freuen, daß in demselben Maste, wie die Zahl der Erwerbslosen sich verkleinert, der ewige Herd innerer Unruhen eingeschränkt wird, den jedes Arbeitslosenheer er. sahrungsgemüst bildet. Es ist leicht möglich, ja sogar wahr scheinlich, daß wir das Fieber des Anarchismus, das als Wirkung des Falles Sacco-Vanzctti die Welt schüttelt, auch innerhalb der deutschen Grenzen viel stärker zu spüren be kommen hätten, wenn wir noch die Millionenzisfern von Arbeitslosen hätten, wie im letztvcrgangcnen Winter. Die berechtigte Genugtuung über diese Zeichen allmählichen Auf stiegs darf uns aber nicht zn der übertriebenen Hoffnung ver leiten, daß wir nun endgültig über den Berg sind. Die Ent täuschung eines Rückschlages würde uns dann um so härter treffen. Ein solcher ist aber unvermeidlich im Verlauf jeder Konjunktur, die die Wirtschaftsgeschichte kennt. Zunächst ver gißt man zu leicht, dast wir in den Sommermonaten, wo die Zahl der Arbeitslosen auf weniger als 566 606 hcrunter- gedrückt ist, im Zeichen der alljährlich wicderkchrendcn wirt schaftlichen Saison stehen. Sobald diese vorüber ist, wird die Zahl der Hauptunterstützungscmpfängcr und auch der Ausgesteuerten wieder steigen, wenn nicht der Saisonrttckschlag durch größere Notstandsarbeitcn oder durch weitere Fort schritte der Konjunktur ausgeglichen wird. Aber auch dann werden wir mit einem konstanten Arbeitslosenheer, wenig- stens im jetzigen Umfange, für lange Zeit zu rechnen haben. Unentivegte Optimisten bekämpfen zwar solche Gedanken gänge und sprechen von Konjunktur-Defaitismus, wenn von anderer Seite daraus hingcwiescn wird, dast der jetzige wirt schaftliche Auftrieb auf einer recht schwankenden Grundlage vor sich geht. Es wäre aber falsch, wenn man den Stand des Arbcitsmarktes allein bei der Beurteilung der wirt schaftlichen Entwicklung berücksichtigen wollte. Wir haben ein nicht minder wichtiges Wirtschastsbarometcr in Len Ziffern der Handelsbilanz, und diese sprechen leider eine ganz andere Sprache. Man kann die Statistiken darüber wenden und drehen, wie man will, man wird trotzdem über die Fest stellung der Tatsache nicht hinauskvmmen, daß, unbekümmert um die größere Arbeitcrzahl und die wachsende Produktion, die deutsche Handelsbilanz steigend passiv ist. Die not wendige Folgerung ist, daß die vermehrte Produktion, soweit sie nicht aufs Lager kommt, vom I n l a n d s k o n s u m a»f- gezehrt wird. Das wäre, wenn wir die von unserer Land- Wirtschaft angestrebte deutsche wirtschaftliche Autarkie hätten, also in nichts vom Auslände abhängig wären, keineswegs beunrnhigend, sondern im Gegenteil der Jdealzustand, der uns vor Augen schwebt. Aber in der wirklichen Lage Deutschlands, daS nun einmal auf den internationalen Güter austausch angewiesen und noch dazu mit immer noch steigen den. unabgegrenztc» NcparativnSverpslichtungen belastet ist, bedeutet diese Stagnation des Außenhandels das Gegenteil des Wünschenswerten und Notwendige». Denn es ist klar, daß wir Reparationen nur zahlen können, wenn wir Geld verdienen. Das können wir bei der heutigen Wirtschafts, struktur wiederum nicht anders, als durch die Verarbeitung größtenteils eingcführter Rohstoffe und deren Absatz auf dem Weltmarkt. Wir können dabei wohl von uns a»S nachhelfen. Indem wir durch Intensivierung der Landwirtschaft den Be zug von ausländischen Nahrungsmitteln und damit die Ein- fuhrseite der Handelsbilanz aus ein möglichst geringes Maß herabdrllcken: um aber unsere Verpflichtungen erfüllen zu können, bleiben wir aus die gleichzeitige Steigerung der Aus- fuhr angewiesen. In welchem ungeheuerlichen Ausmaße, das erkennt man erst, wenn man sich das Ziel, dem wir zu- strebcn müssen, tn nackten Zahlen vor Augen hält. Im Durch, schnitt der Zeit vom Januar 1625 bis zum Juni 1627 wie- der deutsche Außenhandel ein Mittel der Passivität von jährlich etwa 2366 Millionen auf. Von dieser Minnsbasis müssen wir, wenn die DaweS-Zahlungcn planmäßig geleistet werden sollen, nach Ablauf unserer RationalisierungS- nnd Kapital, einfuyrperiobe, und »war in nächster Zeit, zu einer Handel». . '. ^ (> '! Ali . . U'-'s U Si MM