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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261231010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926123101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926123101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-31
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1926
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Aretta-. S1. Vezember 1S2S — ,D*e»d»-r Aachrichken" — Nr. SIL Das Rheinland gegen das Landauer Urteil. Seit« z "V— Die Vegnadigung ungenügend. Düsseldvrf. «. De». Die heutige Sitzung de» rheinl. schen Provinzial.Landtage« brschästtgte sich zuerst mit de» Vorlage über den Vau der Autostraße, die gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen wurde. Sodann wurde zu dem Landauer Urteil eine Entschließung ge» faßt, in der der Entrüstung über die Vorgänge in Landau Ausdruck gegeben wirb. Da« aller Gerechtigkeit hohn sprechende Urteil -es französischen Kriegsgericht« sei diktiert von engherziger nationalistischer Aussassnng und stelle das Prestige de» Militärs Uber das Recht der Be vtttkerung. Der Gnadcnakt der sranzSfische« Regierung ge» »ßge nicht, «m die berechtigte «icsgehendc Beunruhigung der Brnslkernng der besetzte« Gebiete z« beseitige». Die durch einen iranzSsischen Offizier an friedlichen deutschen Männern verübte Bluttat sei straflos geblieben. Solange die Besatzung weiter dauere, würden sich ähnliche Willkürakte wiederholen und die Kluft zwischen beiden Völkern vertiefen, welche die übergroße Mehrheit auf beiden Seiten ernsthaft zu über- brücken bestrebt sei. Der Provinzial-Landtag verlange daher dringend die schleunige Beseitigung eines ebenso ««würdigen wie gefahrvollen Zustandes. Er richte an die NeichSregierung die Bitte, diese einmütige Aussassnng der gesamten Bevölke rung der Rheinlande den im Völkerbund vereinigten Mächten bekanntzugebcn und mit allem Nachdruck die völlige Räumung der noch besetzten deutsche» Gebiete von fremder Besatzung zu verlangen. Der Vorsitzende Dr. JarreS und Oberpräsident Dr Fuchs wünschten zum Schluß der Sitzung, daß daS Jahr 1927 endlich die Befreiung der deutschen Rheinland! bringen möge. „Bitter enttiiuschl!" Der Landau-Protest im Koblenzer Gtadtparlamcnt. Koblenz, 80. Dez. In der Koblenzer Stadtverordneten versammlung wies der Oberbürgermeister Russell in seinem bereits kurz erwähnten Protest auf die schweren Sorgen und die drückende Not der Zeit hin, besonders ans die quälende Last der Besatzung, die sich, wenn auch in ihrer politischen Härte gemildert, infolge Vermehrung der BcsatzungStruppen und der nunmehr acht Jahre währenden Unfreiheit nicht minder schwer bei der Bürgerschaft bemerkbar mache. Der Oberbürgermeister fuhr dann fort: Bitter enttäuscht sehe« wir uns in dem wiederholt während dcS Jahres auf leuchtenden Hoffnungen aus Reinigung oder doch wesentliche Entlastung von der Besatzung. Solange noch eine die Zahl der deutschen Garnison weit übersteigende Bcsatzungsmacht in unseren Mauern gebietet, solange mehr als tausend deutsche Familien ihrer Wohnungen ganz oder teilweise be raubt sind, solange wir anch hier die Erfahrung machen müsse«, daß wahrheitsgemäße Zengenaussageu unserer Mit bürger über Ausschreitungen von Ncsatzungsangehörigen als Beleidigung der französischen Armee bestraft werden, können wir au eine wahre Befriedigung nicht glauben. Friede kann nur mit der Freiheit des Rhein- landeS von der Besatzung einziehcn. Die politische Freiheit und der Wicdcrgenuß der freien Bolköchre werden aber auch die Freude zu wirtschaftlichem Schassen und damit eine neue Blüte unserer Heimat zur Folge haben. Die Pariser Presse sür -ie Vertagung -er Ahelnlan-räumurrg. Paris. 30. Dez. Die Pariser Presse schenkt den Aus führungen des Präsidenten dcS rheinischen Provinzial-Land- tageS Dr. Fuchs große Beachtung und nimmt sie, wie zum Beispiel der nationale „Jntransigeant", zum Ausgangspunkte von Betrachtungen über das Rlieinlandproblcm. „Wir werden den Rhein vor dem im vertrage vorgesehenen Zeitpunkte nicht räumen," schreibt der „Jntrausigcant", und gibt der Hoff nung Ausdruck, daß ebenso wie die Ratifizierung des Washing toner Abkommens vertagt worden sei, auch daS Rheinland» nroblem vertagt werde. Zum Schluß macht das Blatt die Feststellung, baß bis zur Stunde der französische Ministerrat «ine Aendernng des gegenwärtigen Regimes im Rhetnlande erwogen habe. Die Veralungen -er Dolschaskerkonserenz. Pari», 80. Dez. Die Nvtschaftcrkonfcrenz hat sich im Gegensatz zu den Informationen aus französischer Quelle in ihrer letzten Sitzung mit der Frage der deutschen Entwaff nung, und insbesondere mit den beiden noch ungelösten Rest- punkten, der Ausfuhr von Kriegsmaterial und den Be festigungen von Königsberg, beschäftigt. Da der Botschakter- konferenz von deutscher Seite noch keinerlei positive Vor schläge vorliegen, haben sich ihre Beratungen im wesentlichen auf die Prozedurfrage sür die kommenden Ver handlungen beschränkt. Diesbezüalicbe Vorschläge wer den der NeichSregierung unterbreitet werden. Auch -ie Abrüstung hat ihre Grenzen. Erkenntnisse der „Germania". Berlin, S0. Dez. DaS Berliner ZentrumSorgan, die „Germania", hatte dem durch seinen alles vaterländische zer schlagenden Pazifismus berüchtigt geworbene» Professor Friedrich Wilhelm Förster Raum zu Ausführungen gegeben, in denen es dieser fertigbrachte, feslzustcllen. daß Deutschland wieder rüste und dergleichen mehr. Die „Germania" sieht sich nun veranlaßt, in einem langen Artikel Försters Argumente zu widerlegen. In diesen interessanten Ausführungen wird u. a. bemerkt: „Herr Förster möge eS nicht übelnehmcn, aber wer die wirkliche Lage bei uns kennt, kann cS nicht ernst nehmen, wenn man von „deutscher Auf rüstung". von „deutschen Krtcgsvorberettungen" als von politisch erheblichen Tatsachen spricht und wenn man einzelnen Vorkommnissen, die politisch und militärisch gleich lächerlich und gleich bedeutungslos sind, einen maßgeblichen Einfluß auf die Weiterentwicklung der deutsch-französischen Bczichun- gen einränmcn will. Es ist kein Zufall, daß der größte Teil der Tatsachen, die t» den letzten Wochen „enthüllt" wurden, im Jahre 1923, also unter längst überwundenen politischen und patriotischen Verhältnissen sich zngctragcn haben." Besonders eingehend besaßt sich die „Germania" noch mit Scheidcmauns Enthüllungen und mit der tatsäch lichen deutschen Abrüstung. „Soweit das von Schcidcmann unter höchst unglücklichen Umständen vorgcbrachtc Material die heutige Zeit betrifft und soweit cS richtig ist, muß und wird -Remcdur ctntrcten. Darüber sind sich alle maßgebenden Faktoren einig. Aber alles im menschlichen Leben hat seine Grenzen, auch die deutsche Abrüstung. DaS Gefühl für diese Grenzen, für die Scheidelinie zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen, kennzeichnet den Politiker. Jeder Mensch mit praktischem verstände muß sich sagen, daß es eine Ab« snrdität, eine Unhaltbarkcit. eine psychologische, ja eine physikalische Unmöglichkeit ist. mitten in Europa und umringt von wassenstarrendcn Nationen, ein allein cntwasf- netcs Deutschland zu dauernder Ohnmacht verurteilt halten zu wollen, um so absurder, um so unhaltbarer, um so unmöglicher, ie größer die Willensstärke, das Ehrgefühl üud die Vitalität d.S deutschen Volkes sind! Die deutsche Abrüstung ist heute an einem derartigen Punkte angelangt, daß die obicktive Gerechtigkeit und die kluge Erkenntnis dcS eigenen subjektiven Vorteils, und zwar beide in gleich zwingender Weise, den Franzosen gebieten sollten, mit ihren Ansprüchen an unsere Entwaffnung nun endlich Halt zn machen und lieber auch einmal an den Abbau der französischen Rüstungen zu denken." — Weiter geht die „Germania" auf die Repu- bltktreue des Reichspräsidenten v. Hinden- burg ein und erklärt: „Tatsache ist, daß Gcncralfcldmarschall v. Hinbenburg als neugewählter Präsident der deutschen Republik unter der schwarz-rot-goldenen Flagge den Eid auf die republikanische Verfassung geleistet und daß er diesen Eid nach übereinstimmendem Urteil und unter ungeteilter An erkennung und Hochachtung dcS In- und Auslandes loyal ge halten hat." Diese zum Teil sehr kräftigen Worte, die die „Germania" namentlich in der Frage der deutschen Abrüstung gefunden hat, kann man nur begrüßen. Man möchte aber doch wünschen, daß sie in Zukunft einem solchen Mann, wie dem Professor Friedrich Wilhelm Förster, ihre Spalten nicht mehr zur Ver fügung stellt. Der Schaden, der durch solche Leute angcrichtct wird, kann dann auch durch noch so kräftige Entgegnungen kaum wieder gut gemacht werden. Tendenziöse Falschmeldung -es „Ternvs". Paris, 30. Dez. Der „TcmpS" sieht sich genötigt, zur Richtigstellung einer von ihm am 22. Dezember verbreiteten Falschmeldung seines Berliner Korrespondenten ein Dementi der deutschen Botschaft zu veröffentlichen. Der Korrespondent hatte berichtet, daß gewöhnlich gut unterrichtete Kreise — es handelt sich um diejenigen Personen, die zuerst die Teilnahme dcS Kroiiprinzensohncs an Neichswehrübniigen mittciltcn — ihm versichert hätten, der deutsche Außenminister habe vor seiner Abreise nach Genf eine Unterredung mit den Führern der vaterländischen verbände gehabt. Im Lanfe dieser Unterredung habe er bei den Verbänden dnrch- gcsctzt, daß diese sich von Hitler trennen und seine Außen politik stützen sollten. Dafür habe Dr. Strescmann den vater ländischen Verbänden finanzielle Unterstützungen zngcsichert. Außerdem sollten ihre militärischen Ratgeber als Offiziere oder Nnterosfizicre in die ans 209 009 Mann zu vermehrende Reichswehr cintretcn können, wenn Deutschland vom Völker bund die Abschaffung der Militärklauscl des Versailler Ver trags erlangt. DaS Dementi, das die deutsch« Botschaft diesem ebenso dummen wie unverschämten Gerücht entgegensetzt, hat folgen den Wortlaut: Ich habe die Ehre. Ihnen mitznl-ellen, daß ich nach ln Berlin eingeholten Erkundigungen in der Lage bin. diesen Angaben ein formelles Dementi entgegenzi,setzen. Der NcichSaußcnministcr hat vor seiner Abreife nach Gons keine Unterredung mit den Führern der vaterländischen Ver bände gehabt «nd mit ihnen auch keine Übereinkommen ge troffen, gez. v. Hoesch. Um -ie Vorherrschaft in Millelamerika. Das Duett -er Union mtt Mexiko. Washington, 39. Dez. Die Blätter berichten ausführlich «her die Lage in Nikaragua «nb »ersuchen im allgemeinen nicht, die Tatsache z» verheimlichen, daß die Lebensfrage, um die es sich handelt, die ist, ob die Bereinigten Staaten oder Mexiko in Mittelamcrika die Vorherrschaft besitzen sollen. Der Außenminister der Regierung Dia» habe erklärt, daß Mexiko den nntcr Führung von Sacaza stehende« Libe rale» Waffen und Geld liefere. DaS bedeute eine Heraus forderung der Bereinigte« Staaten. lW. T. B.) Erfolge der liberalen Truppen. Washington, 80. Dez. Die liberalen Truppen SacazaS dringen weiter in das Innere Nikaraguas ein und bedrohen strategisch wichtige Stellungen der konservativen Partei. Gegen über der Flut von Protesten und weit auSeinandergehcndcr Meinungen hält daS hiesige Staatsdepartement an seiner er- klärte» Politik dcS Schlitze» von Lebe» und Eigentum ameri kanischer Staatsangehöriger fest. Inzwischen hat der Ver treter der liberale» Partei von Nikaragua in Mexiko eine Erklärung veröffentlicht, die besagt, Sacaza sei tatsächlich ei» Gefangener in der Hand des amerikanische» Admirals Latimcr in Puerto EabczaS, wo die ameri kanischen Marinebchörde» eine strenge Zensur eingerichtet haben sollen. Amerika bleibt in Nikaragua. Washington, 80. Dez. Staatssekretär Kellogg erklärte vor Pressevertretern, das, er nicht beabsichtige, di« amerikanischen Landungstruppen ans Nikcnagua abzubernsen. Die amcri- kanl'chc Regierung Ix»be keine» Protest irgendeiner fremden Negierung gegen die Besetzung erhalten. — Tatsächlich liegen aber zahllose Einsprüche »nd Kundgebungen gegen die nord- amerikanische Nikaragua-Politik aus allen Teilen des latei- utschen Amerika vor. Der ehemalige Präsident von Mexiko, Obregon, hat ein Protesttelegramm an den Senator Borah gesandt. In der chilenische» Kammer kam es gestern zu einer lebhaften Kundgebung gegen die Landung amerika nischer Marinetruppen. Die argentinische Presse er örtert mißbilligend die Intervention der Bereinigten Staaten. In Kostarika mußten größere Straßenkinidgebiingen vor dem amerikanischen Geiandtschastsgebäude in San Jos« ver boten werden. Englische Abwehr -es Bolschewismus. Londo«, 29. Dez. „Daily Mail" zufolge soll der Premier minister zu der Auffassung gelangt sein, daß die Negierung den kommunistischen Umtrieben gegenüber eine energischere Politik verfolgen müsse. Bei einem KabincttSrat am i3. De zember soll ein Bcschlnß, die Sowfcivertrrtcr ans England auSznwciscn. nur durch die Haltung des Staatssekretärs des Aenßercn, Sir Austen Chamberlain. verhindert worden sein, der in diesem Falle die Unterstützung Lord BnlfonrS gesunden habe. iW. T. B.s Der beulfch.finnlsche Dergleichsra». Berlin, 29. Dez. Der im dcntsch - finnische» Schieds gerichts. und Verglcichsvcrtragc vom 11. März l92Z vor gesehene ständige Berglcichörat Ist setzt gebildet worden. Bon den fünf Mitgliedern ernenne» Deutschland »nd Finnland je eins, während die drei übrigen Mitglieder »nd ans ihrer Mitte der Vorsitzende in gemeinsamem Ein verständnis ans Nichtangchörigcn der vertragSstaatcn z» berufen sind. Die deutsche Regierung hat den Vorsitzende» der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, Professor Dr. Ni cm eye r in Kiel, ernannt. lW. T. B.) Madrid. 39. Dez. DaS vom Ministerrate angenommene Budget für Auswärtige Angelegenheiten sicht die Schaf, fung neuer Konsulate,«, a. in Düsseldorf, Stuttgart, Dublin und Prag, vor. tW. T. B.) Verona un- Lan-au tvon unserem r »mische» Korr«fpon»ente,.s R«», den 28. Dezember. Drei Wochen a»Seinander haben junge Deutsche wegen Gefährdung einer fremden Staatsgewalt vor einem fremden Gericht gestanden,- in beiden Fällen erwies die Verhandlung ihre Unschuld und Harmlosigkeit, aber mährend die italieni schen Geschworene» zu einem fast restlosen Freispruch kamen, verurteilte das französische Kriegsgericht die Opfer des Mörders. Daß dieser selbst frei anSgtng, ist wieder ein ver wandter Zug mit dem Bvzencr „Hochverrat",- hier wie dort läßt der Sicgerslaat scinen acwnt provocateur lausen! Hier wie dort war die ursprüngliche Absicht, einen „Fall" zu k o n st r u l e r e » . nm Deutsche hcrcinzulcge»,- tu Verona — so wurde hier bereits kürzlich nachgewlesen — war eS die Staatsräson, die Erwägung, daß man heute nicht mehr wte bisher dem Deutschen Reiche alles bieten kann, die nach drei zehn Monaten wider alles Erwarten den zweiundzwanzig Burschen die Freiheit brachte. — in Landau ging der Hieb weniger gegen Müller und Fechter, wie gegen Brian d! Ergebnis tu beiden Fällen: i» einem politischen Falle ent scheidet nicht die Gerechtigkeit, sondern die politische Lage. Das Landauer Urteil, so wird man weiter folgern müssen, kommt Italien lehr gelegen, weil es die „Generosität" dcS Urteils von Verona in ein ver stärktes Licht stellt und somit ganz in die heutige Linie der römischen Politik paßt: demgemäß sind die italienischen Presse- stimincu sdic zu Verona auf Befehl schweigen mnßteni kon- seguent darauf eingestellt, die sofortige Räumung des besetzten Gebietes und die baldige Festsetzung der Endziffer der Reparationen zu verlangen. Man tränt kaum seinen Ohren! Der Hintergrund: Mussolini hat — endlich — Frank reich als Hanptgcgncr des italienischen Auf stiegs erkannt »nd greift begierig nach allem, was die Kräfte dieses Gegners bindet: in diesem Spiel raubt ihm eine deutsch- französische Aussöhnung die beste Karte, und die neuen Kartelle drohen gar unsere ohnehin hier gefürchtete Wirt schaftskraft in den Dienst Frankreichs zu stellen! Der Duce reißt das Steuer herum: seine eigenen Leute, seine Presse be greifen cs anfangs gar nicht und fahren noch in dem hämischen Lüstcrgesang gegen uns fort, zu dem er selbst im vorigen Winter den Ton angegeben hatte,- erst, als sie sehen, daß cS ihm ernst ist, daß Dino Grandi im September in Genf Strescmann den SchicdsgcrichtSvcrtrag vorschlägt süer hier jetzt geflissentlich als „Frenndschastövertrag" hingcstellt wird, weil das die Gallier ärgert), erst, als eine Reihe kleinerer Freundlichkeiten erfolgt: Interviews sür deutsche Jour nalisten. -Herausgabe deS größten Teils des deutschen Privat eigentums in Sndtirol, Waffenruhe im Tarifkampfe zwischen Triest und Hamburg, das Urteil von Verona, —, erst da ziehe» auch s i e andere Saiten auf, erinnern sich auf einmal der alten Bundesgenossen von 1«6ü, rühmen die deutsche Zähigkeit lvor zwei Monaten nannte man cs Schwcrsälligkeiti und verachten den Angeber Schcidcmann. Ja, der „Lavoro d'Jtalia", das Blatt des Gcwerkschaftsgründers Rossoni, sicht den Augenblick gekommen, wo Italien als Garant des Rheinpaktes für die Räumung der Rheinland«: eintrctcn soll! Nompora mutantur. Da es aber in Frankreich die Kartcllpartcien kaum zu einem völligen Bruch des Einvernehmens mit uns kommen laßen werden, so müßte man schon mir Blindheit geschlagen sein, um nicht zu sehen, daß alle unsere bis an die Zähne bewaffneten Nachbarn und „Besieger" auf einmal einen aus fallenden Wert auf unsere Freundschaft legen, die wir sozusagen im Hemd dastehcn: erst d'Abernon und Tschitscherin, Briten und Russen, und nun die stolzen Lateiner! Es ist aber nicht so. wie Herr Scheidemann meint, daß StrescmannS Erfolge auf dem Wohlwollen der Sozialdemokratie berühren: die Achtung, die wir heute wieder in der Welt erworbe« haben, gilt ganz gewiß nicht den Leuten, die immer „Unterzeichnen!" gcschricn haben. Man braucht hier in Italien nur auf den Unterschied zn achten, mit dem die faschistische Presse die Reden von Löbe und diejenigen von Stresemann verfolgt: sowie der rote Präsident des Reichstages zu seinen Heerscharen redet, zu mal vom Anschluß Oesterreichs, erhebt sich in den Blättern südlich der Alpen, die hierauf ein sehr scharfes Auge haben, sofort ein -Hohngelächtcr über den „nationalistischen Marx- Jünger", — die bissigen Kommentare und saftigen Karika turen auf Stresemann dagegen haben mit einem Schlage auf- gehört und einer sichtlich achtungsvolleren Würdigung Platz gemacht. Absolut kein Verständnis hat man aber hier für die jetzige, an den Haaren herbeigezogeiie Neichs-krise: zu sehr stand man unter dem Eindruck des Genfer Erfolges S t r e s e m a n n s, -er sich als Erfolg Deutschlands auS- mirkte. Bezeichnend ist, was die „Tribuna" am 23. Dezember schrieb: „Wenn es Hiiidcnburg nicht gelingt, über die alten Parteien hinweg eine Einigung zwischen Arbeit und Kapital zn erreichen, bann werden wir Mitte Januar in Berlin eben wieder eine Kompromißregieruna sehen, die jederzeit von der nächsten Abstimmung weggefcgt werden kann." GS ist die höchste Zeit, daß wir unser mühsam wiedererkämpftes An sehen in der Welt nicht immer wieder durch das erbärmliche Schauspiel unserer inneren Zerrissenheit in Frage stellen, und die berufenen Hüter der Deutschen Republik müßten wissen, daß sie hier einen Hcitcrkeitserfola halten, als sie sich darüber beklagten, daß die Franzosen in Germcrsheim keinen Utttcr- schied zwischen ReichSbannerlcuten und anderen Deutschen gemacht haben. U. 8r. Flleg-n-e Speisewagen. Berlin, 30. Dez. Die Deutsche Lufthansa hat für daS kommende Frühjahr eine Reihe von Neuerungen vor. gesehen, die der Bequemlichkeit der Flugrcisenden dienen sollen. Die Bewirtung des Fluggastes im Flugzeug soll eine grundlegende Aendernng erfahren. Zurzeit schweben Ver handlungen zwischen der Mitropa und der Lufthansa, auf Grund deren diese Gesellschaft die gesamte Verpflegung auf der Reise im Flugzeug übernimmt, von besonderer Be deutung ist die geplante Neuerung sür die großen internatio nalen Strecken. Für diese sind Automaten im Flugzeug vorgesehen, die zu einem Einheitspreis Lebensmittel und Er frischungen hcrauögcbcn. Ferner ist geplant bei den Flug zeugen, die in ihrer Größe die bisherigen üblichen Typen nbcrtrcsfcn, elektrische Anlagen anzuvringcn, die schnell warme Getränke bereiten. Ein Perfonenzug in Spanien eingeschnett Madrid, 30. Dez. Ans der Strecke Madrid—Aibacete ist ein Persoiiekizug in dem 1!--Meter hohen Sch",-e steckcngcblicveii. Die abgesaudten HilfSzüge mußten umkchren, da cs unmög lich war, die Strecke srcizumachcn. Die Negierung hat anae- ordnet, daß ein F l n g z e n g g e s ch w a b e r über der Nn- fallstestc Lebens- und StärknngSmitlcl abwerscn soll, nm die Lage der Reisenden und Angestellten bis zur Befreiung des Zngeö zu erleichtern. Der Schnccfall ist immer noch schi- stark. wollen 8ie rle» 8onn1,cs in einer vomckmen ung veNezlicken c,g5lr«lltte »pel»en? vesuttien 5le ÄS8 IVestminster Note! vorn!:ar«l«trave l unü 3 r: am Nauptdakntzci S««SNl«o u. UperlalqeilvN«« bei llmclnu- mtviren preirr! p»»n«r Urquell - «eine »on «I- r.c», «oNoopo»»,»!»» lnn 0.7t. Lnn«i0ixte penilonioielse vLlirenä Ser winlermonile tz 8«lle 1«Ir peslllckliolten ung «onkeieneen So»»«»», -r,k«I-«»»»l — ^d«»a,i v», vor»«!»»» ?»»iNI«» - Ne»t»»r»»«
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