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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261231010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926123101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926123101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-31
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1926
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ArrNag. ZI. Dezember 1S2S — ,vre»baer Nachrlchten" —. Nr. S13 Seite 15 Kreuz und quer durch die neuen Gothas. von Han»karl vehrenfeld. Dt« neuen Gotha» Nnd da. der Hofkalender und seine Trabanten, da» gräflich«, fretberrltche und adelige Taschen, duch. da« nur nach IMS nobilittert« Familien enthält, «l» Tttelbtld bringt e» da» Porträt de» Staatssekretär» im Au», mäkligen Amt Herrn von Schubert, dessen Vater 180» al« Generalmajor und Kommandeur. der Tisenbahnbrigade den preußischen Erbadel erhielt. Auch die übrigen Gothaschen Taschenbücher bringen vil. der deutscher Diplomaten, so da» gräsliche da» de» Grafen Johanne» W-c.ezcck. unsere» neuen Botschafter« in Madrid. Den Hofkalender aber schmückt ein Porträt de» Fürsten Her» mann von Hatzfeldt-Wtldcnburg. der dt» vor kurzem da» schwiertge Amt des RheinlandkommtssarS bekleidete. Allerlei Neue» und Interessante» bringen die Gotha» demjenigen, der in ihnen zu lesen meist. Do enthält der Hof. kalender 1027 zum erstenmal die im vorigen Jahrgangs ver- schwtegene Tatlache der im Juli 1024 geschlossenen Heirat de» Erbprinzen Ernst zu Ltppe-Detmolb. Getue Erwählte ist Fräulein Charlotte Ricken, ehemalige» Mitglied de» Det» molder LandcSthcaier». „Ehe ohne hnuSrechtliche Wirksam keit" vermerkt dazu der Gotha. Ach wie lange hat der Vater de» jungen vierundzwanzigjährigen Erbprinzen nnd sein Vater, der letzte regierende Fürst Leopold IV. zu Lippe-Det- mold, kämpfen müssen, ehe da» Reichsgericht tm Oktober 1008 entschied, datz die nicht sreiherrlich geborene Almsrau Modeste von Unruh kein Hindernis für die Thronbesteigung der Grafen Llppe-Bicsterfeld sei. Auch dle Großmutter de» Fürsten Leopold, eine geborene Bohlen-Halbach an» einer deutsch-amerikanischen, in Philadelphia angesessenen Kauf. mannSfamilie. konnte dem Fürsten da» Recht ans den Purpur nicht nehmen, denn seine Mutter war al» Gräfin Warten», leben gräflich geboren. Unter Anhalt ist die zweite Heirat der Prinzessin Mar- gussy von Anhalt, der Witwe de» 102» auf so tragische Weise au» dem Leben geschiebenen Prinzen Joachim von Preußen, mit dem Frethcrrn JolnmneS-Michael von Locn vermerkt, unter Preußen die Scheidung de» Prinzen und der Prinzessin Eitel-Friedrtch. von den einundzwanzig bi» zur GtaatSumwälzung in Deutschland regierenden Fürstenhäusern sind bekanntlich nur zwei katholisch gewcien, da» bäurische und da» sächsische Königshaus. Zu ihnen ist seit dem Ende Oktober i»2> er- folgten Tode de» letzten Königs von Württemberg die jetzt erbberechtigte katholische herzogliche Linie getreten. Ihr Chef ist der al» Heerführer tm Kriege bekanntgewordene Herzog Älbrecht von Württemberg. Von seinen fünf Kindern haben zwei der Welt entsagt: -Herzog Karl Alexander ist unter dem Namen „Pater Odo" Priester in der Benrdektiner-Erzabtci in Neuron, während seine Schwester, die sechsnndzwanziajährige Herzogin Maria Therese wie der neue Hofkalender berichtet, al» Sora Maria Benedikta in die Benediktiner-Abtei Eibingen getreten ist. Im KönigShause Sachsen haben zwei Mitglieder die Priesterweihe erhalten. Der Kronprinz Georg von Sachsen ist als Pater Georg Mitglied de» Jesuitenorden» in Pollach bei München, während sein Onkel Prinz Max. der schon seit dreißig Jahren Priester ist, als Professor der Philosophie an der Universität Freiburg in der Schweiz doziert. Dagegen ist tm bäurischen Herrscherhaus nur ein Prinz katholischer Priester geworden, nämlich der Prinz Georg von Bauern, der älteste Enkel Kaiser Franz Josephs. Sr hat die Priester- weile l02l erhalten nnd lebt in Oberstdorf tm Allgäu. In den großen fürstlichen Familien Reust und Livpe wimmelt es natürlich von nnebcnbürtigen Ehen und Schei dungen. Im Jahrgang 1»27 führt der Gotha zum ersten Male beide Schwiegertöchter Ihrer Hoheit der Frau Schmidt auf Die ältere ist Berlinerin, eine geschiedene von Hoff ge borene Miiotki: auch die jüngere stammt ans der NeichS- hanptstadt, sie ist eine geborene Naivrath nnd war in erster Ehe mit einem Sohn des Banrats Lcnt. Geschäftsinhabers der DiScontogesellschaft, vermählt. Ihre Hoheit Fran Schmidt ist die verwitwete Prinzessin Charlotte von Renß geborene Herzogin von Mecklenburg, die 1»21 zwciundfünfzig- jährig den über zwei Jahrzehnten jüngeren Rittmeister a. D. Robert Schmidt heiratete. Ihre beiden Schwiegertöchter sind zwar vom Hause Reust nicht anerkannt worden, denn der Gotha vermerkt bei beiden Heiraten „in vom Hause nicht anerkannter Ehe": trotzdem spielen sie eine große Nolle in d-cr Berliner Gesellschaft, vor allem in dem eleganten Sport- und Landklnb. dem Klub am Rupenhorn. dessen im Hotel Adlon veranstalteten Feste zu den amüsantesten der Saison gehören. Eine große Nolle im Berliner Leben spielen auch ihre Gatten, die Prinzen Henry und Enzio oder, wie sie offiziell heißen, die Prinzen Hein rich XXXVII. und Heinrich XIII. Neuß jüngerer Linie. Sämtliche Prinzen der beiden Linien Neuß heißen nämlich Heinrich, nur mit dem Unterschied, daß die Heinriche der älteren Linie fortlaufend bis hundert numeriert werden, während ihre Namens- nnd Geschlechtsvettern der iünaeren Linie in jedem Jahrhundert mit I anfangen. So ist Prinz Heinrich l. von der iüngercn Ltnie ein 1010 geborener Sohn Le» Prinzen Heinrich XXXIV. auf Schloß Stonsdvrf im Riescngcbirge. Um die verschiedenen Heinriche, vor allem in derselben Familie, zu unterscheiden, hat man ihnen Abkürzungen oder Uebersetzungcn de» Namens Heinrich gegeben. So finden wir in der Familie Neuß die Prinzen Harry Enzio. Sicco, Henry, Henrien», Ico, Heini usw., oder aber sie heißen nach ihrer Nummer. So wurde Prinz Heinrich VN. Neuß. Schwieger sohn des GroßherzogS Karl Alexander von Sachsen-Weimar — er war jahrelang Botschafter in Petersburg, Konstanti- nopel und Wien — nie ander» al» „SepttmuS Neuß", tm ver. trauten Kreise sogar „Septi Neuß", genannt. Uebrtgen» sind die Prinzen Henri, und Enzio Neuß mit dem Schließen von Heiraten, die im Sinne de» alten Fürsten rechts uncbenbürnge sind, nicht nur dem Beispiel ihrer Mutter. Ihrer Hoheit der schon oben erwähnten Frau Schmidt, 'ondern auch dem ihres Onkel», de» Prinzen Hein rich XX. gefolgt. Er vermählte sich tm Anglist 187» in Helgo land mit der Kunstreiterin Klothilde Loisset. die trotz ihrer -weiundzwanzig Jahre et» Star aller großen Zirkusse ivar. Damals war man noch strenger: der innge Ehemann Mußte einige Monate später ans Namen. Wappen und den Rang eine» Prinzen Neust verzichten. Er erhielt Titel und Namen eines Freiherr» von NeichcnfclS. Er starb schon 1884, unter Hinterlassung eines Sohnes und einer Tochter. Seine Witwe lebt heute »och. beinahe siebzigjährig, in Brüssel, und zwar Chaussee Waterloo 208. Die genaue Adresse ist ebenfalls dem neuen Gotha entnommen. Ich setze sie hierher, damit sie vielleicht einmal von einem meiner deutschen Kollegen in Brüssel interviewt wirb. Sie könnte viel und Interessantes au» ihrem Leben erzählen! Vermischtes. Deulschland und das europittsche Fernkabelnetz. Die Pläne des SteichSpostministerinmS. Die Bemühungen Deutschland», sein Fernkabelnetz syste- Matisch und weitreichend ausznbaucn, gehen bis auf da» Jahr 1«20 zurück. Mit der jetzigen Inbetriebnahme der neuen Fernkabel Wien—Berlin und B e r l i n—Holland- London beginnen diese Bemühungen ihre Früchte zu tragen. Deutschland lmt gleichzeitig mit England die große Bedeutung einer derartigen Anlage erkannt, und die deutschen Behörden haben unter Ausbietung aller Kräfte an ihrer Vervollständi gung gearbeitet. Dabet war die zentrale Lage Deutschlands in Europa naturgemäß von Nutzen. Die Folgen der deutschen Arbeit bestehe» darin, daß jetzt sämtliche Orte in Deutschland mit au»ländi>sch«n Städten telephonisch verbunden werden können. Weiterhin kann auch Deutschland sein Fernkabelnrtz fttx denDurchgang»verkehr zur Verfügung stellen. Da- durch wird die Rentabilität ber Anlage wesentlich gesteigert. Der telephonische Verkehr »wischen Schweben unb der Schweiz sowie »wischen Holland und der Schwel, geht bereit» über Deutschland. Die Verhandlungen über den Anschluß des fran- zösische« Kabelnehes an da» deutsche über Ttraßburg sowie di« weiteren Verhandlungen über de» Anschluß Belgien» und der Tschccho-Sloivakei an da» deutsche Kabelnetz sind zurzeit noch im Gang«. Der Anschluß Deutschöstcrrclch» wird, wie berichtet, am 4. Januar Wirklichkeit werden. Dieser Anschluß ist nicht nur alles« wegen der Verbindung mit Oesterreich von Bedeutung, sondern die Vorarbeiten für den Anschluß von Budapest an Wien und damit auch an Berlin sind abgeschlossen. Die Pläne sind bereit» fertig: es bestehen lediglich in Wien und Budapest noch etatSmäßige Schwierigkeiten, doch ist mit der Einrichtung des Kabel» W i e n—B » d a p e st in absehbarer Zeit zu rechnen. Gleichzeitig damit laufen die Bemühungen der verschiedenen Wirtschastskrctse. den gesamten Balkan scrntabelmäßig zu erfassen. Die zuständigen Berliner Stellen sind der Auffassung, daß auch dieser Plan in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden dürfte. Ta» in der Mitte de» Jahres 102» anSgelcgte englisch, holländische Fernsprcchkabel ist nunmehr mit seinen zwölf unmittelbaren Stromkreisen in Betrieb genom men worden. Da der gesamt« deutsch-englische Kabelverkehr über Holland geht, ist mit der Inbetriebnahme eines neuen, vierten Fernfprechkabcl» die Gewähr für einen un beschränkten Fernsprechverkehr zwischen Eng- land und allen größeren deutschen Städten, wie Berlin, Hamburg. Köln, Frankfurt a. M., Düsseldorf, Bremen. Königs berg. Leipzig, Kassel und Dresden gegeben. Für den Fall einer Verständigung, die sowohl von englischer wie von deutscher Seite bei der Herstellung der verlangten Verbindung geprüft wird, sind auch alle übrigen deutschen Städte und Orte zum Eiiglandvcrkohr zugelassen. Die finanzielle Auseinander setzung mit Holland wegen d-eS Durchgangsverkehrs ist tm Augenblick noch nicht abgeschlossen. Die Gebühren für ein TagcS-Tclephongespräch zwischen London und Berlin von drei Minuten Dauer belaufen sich auf 15,80 Mark, die Gebühren für ein Gespräch Düsseldorf-London betragen 12 00 Mark, Frankfurt a. M.—London 14 20 Mark. Annähernd gleiche Be träge erfordern auch die übrigen Verbindungen. Wie weiter mltgetcllt wird, wird zurzeit auch die Einrich- tung nnd Auslegung eines besonderen, nur für den deutsch-englischen Fernsprechverkehr vorgesehenen Kabels er wogen. Hier sind indessen noch erheblich? technisch? Schwierig keiten zu überwinden, und dieses Fernfprechkabcl wird des- halb auch einen erhöhten Kostenaufwand beanspruchen. Ander seits werden durch dieses Fernsprechkabel die Kosten für d?n Verkehr über Holland erspart werden. Mit dem Monat Januar 1027 beginnt eine neue Acra des kontinentalen Fern sprechverkehrs. Neues Leben auf der Zeppelin - Werft. Au» Friedrichshafen schreibt man nnS: In der FriedrichS- hafener Werft, die seit der Ablieferung des 2. II. ill verödet lag, herrscht gegenwärtig wieder reges Leben, da in den Laboratorien und in den Konstruktionsbureaus die Vor arbeiten für die Erbauung ber transatlantischen Luftschisse für den Verkehr Spanien—Südamerika abgeschlossen sind. Augenblicklich beginnt man in der großen Halle mit der Montage eines Probetcils des Gerippes, bas nach seiner Fertigstellung aus acht Abteilungen bestehen wirb. Man hat sich dazu entschlossen, jetzt erst den Unterteil zu montieren, weil das neue Schiss wichtige konstruktive Neuheiten ausweist, die man für jede sorgfältiacrcn Messungen nachprttfcn muß. DaS Gerippe besteht nach wie vor aus einer erprobten AInminiumlcgicrung, und man hat sich in Fricdricl'Shasen nicht dazu entschließen können, nach neuem englischen Vorbild Stahl als Material zu verwende». Das Vcrsuchsstück erhält im Gegensatz zu anderen Bauten zwei untereinander ge lagerte Gaszellen, von denen die obere, größere, mit dem üb lichen Traggas gefüllt wird, während i» den unteren Zellen sich das Triebgas befindet, mit dem in Zukunft die Motoren an Stelle des VcnztnS gcsvcist werden. Gerade dieser Um stand ermöglicht eS dem Schiss in Zukunft, seine Tragfähig keit für Nutzlasten sehr wesentlich zu erhöhen, da bisher ein großer Teil der Tragfähigkeit des WasserstosGascs durch die tote Last des Benzins absorbiert wurde. Inzwischen sind auch bet den Maybach-Motoren die Versuche, die Motoren mit dem Brenngas zu betreiben, abgeschlossen morden» und die Resultate sind außerordentlich zufriedenstellend ausgefallen. ES hat sich gezeigt, daß die Maschinen auch bei den längsten Beanspruchungen einwandfrei laufen, nnd daß die früher a»f- gctauchte Befürchtung, die Motoren könnten sich überhitzen, grundlos gewesen ist. Infolgedessen wird schon dieses erste VcrsnchSschisf seine Fahrten mit dem neuen Brenngas an- treten, von dem man außerdem noch hofft, daß es dem Ozcan- krcuzer einen erhöhten Aktionsradius geben wird. Ende Januar wird bann mit der Montage des gesamten Gerippes begonnen werden, »nd man glaubt in Fricdri^bafen, bis Ende März mit diesen Arbeiten fertig zn werden. Dan» b'egtnnt der Einbau der Motoren, der Gaszellen, der anderen Einrichtungen usw., die Umkleibung beS ganzen Luftschiffes, so daß voraussichtlich im September das Schiss bis ins kleinste vollendet sein kan». Ob man noch im Herbst des kommenden JahrcS mit den ersten Probefabrten innerhalb Europas be ginnen kann, wird im mesentli^en von der Witterung ab- hüngen. Für das Frühjahr 1028 sind jedenfalls ausgedehnte Flüge über den Atlantik vorgesehen, wobei noch nicht frsisteht. ob diese Fahrten noch von der Friedrt-üSbafeiier Werft aus angetreten werden oder bereits von der spanischen Küste. Diese Frage wird vor allem davon abhängen, ob man in Spanien noch im kommenden Jahre mit dem Ban der großen Halle bei Sevilla beginnen kann oder nicht. Äunslsel-e und Sprengstoff aus MVN Wie ans Berit- berichtet wird, ist es dem Diplom-In- genieur Gcrson gelungen, nachdem mechanische Abtren nung der Zcllstofsmenaen ans dem Müll bereits längere Zeit betrieben wird, den neugewonnenen Rohstoff, >dte so genannte „M tt l l w o l l e" in brauchbare Kunstseide »nd Sprengstoff umznwandeln. Wie das „B. T." berichtet, spielt sich der Gersonsche Müll- verwertungSprozeß folgendermaßen ab: Das Müll kommt auf seinem Wege durch die Anlage zunächst durch ein Siebsystem, das daS Fcininüll und die Asche vom Grvbmüll trennt. Ein Elektromagnet fährt darüber hinweg und zieht ans der Masse die Eiscnteile heraus. Dann wird alles auf ein großes Trans portband geschüttet, an dem Arbeitskräfte postiert sind, die ans dem Müll größere Sperrstückc, wie Knochen nnd Glas, ent fernen, die eine selbständige Verarbeitung gestatten. Darauf passiert das Müll eine pnemnatlsche Separation, die daS für die Müllwolle geeignete Material hcraussucht und sie anto- matlsch in eine Maschincnanlage befördert, in der dle Müll- wollc hergcstcllt, entkeimt und gereinigt wird, während die nicht dazu paffende Stoffe auSgeschtcden werden. Alle tm Hans- müll enthaltenen Celluloscbcstandteile werden so nutzbar ge macht und präsentieren sich am Ausgang der maschinellen Be arbeitung als Müll wolle, die eine unbegrenzte Vcr- ivendungsmöglichkeit bietet. Aus der Müüwolle erfolgt dann die naheliegende Verarbeitung zu Pappen und Schrenzpapicr lPackpapier). Mit Zement vermischt kann man Lelchtstclnc Herstellen, ferner billige Jsolierplatlen, ebenso Dachbclag. Durch Verbrennen der Müüwoll« kann man auf billige Weise kostbare Heizwerte schaffen, denn der Heizwert der Mliüwollc entspricht etwa demjenigen der Braunkohle. 'Nach einem nur kurzen Bchandlungsprozeß erzielt man weiterhin durch Nitrierung Schießbaumwolle, ebenso durch entsprechende Behandlung Biscose oder Kunstseide. Dt« Erfolge, die auf diesem Gebiete In der letzten Zeit erzielt worben sind, lassen sich in ihrer wirtschaftlichen Tragweite noch l nicht ahsehcn, zumal wir bei dem Veredelungsprozeß der Müüwolle wahrscheinlich noch ander« Ueberraschungen erleben werden. Besondere Bedeutung kommt d«r Müüwoll« noch bet der Schaffung eine» hochwertigen Kunstgnano» zu. Fetnmüll und Asche werden unter Hinzusetzung von Müüwolle mit Fäkalien gemischt und g«bcn einen Kunstdünger von langer Wirksam, keil. Die bei dem Gersonsche» Verfahren übrlgbleibrndrn Neste, wie säuerliche Abfälle, GenMowste. Sartoffelschalen. Holzstückc, Gummi usw. werden trocke»destilliert. Auf dies« Weis« gewinnt man Teer, Holzkohle, Essigsäure, einige Orl« und brennbare Gase. Kochwasterkalaskrophe in den malaiisch«« Staaten Nach Meldungen aus Stngapore sind in den malaiisch-i» Staaten durch anhaltenden Regen große Ucberschwemmnngen verursacht worden. Der Eisenbahnverkehr ist eingestellt worden, mährend der Telephon, und Telcgraphenrerkchr starken Störungen auSgesetzt ist. Aus den Gummiplantagen und in den Zinnbergwerken in Kersk ist die Arbeit eingestellt worden. Der ungerichtete Sachschaden Ist bedeutend. Der Verlust an Menschenleben ist «och nicht bekannt, soll aber sehr be trächtlich sein. ** Eigenartiger Sisenbahnnnfall bei Berlin. Auf der Wannseebahn ereignete sich am Mittwochabend unweit Zehlen- dorf ein eigenartiger Unglückssall. Als der Kölner D-Zug einen aus Berlin kommenden Borortzug passierte, wurden an einem Wagen des I>-Znges sämtliche Fenster scheiben an der dem Vorortzug zugewandtcn Seite zer trümmert. Vom Vorortzug wurden ein Trittbrett und eine Tür abge.jssen und die Scheiben eines Wagens zer schlagen. Einige Reisende erlitten leichte Verletzungen. Tie Frage, ob ein Unfall vorlicgt oder ein Verbrechen, ist zur Stunde »och vollkommen ungelöst. Die beide» b schädigten Züge hatten beide recht erhebliche Geschwindigkeit. Der Kölner D-Zng brauste mit 00 Kilometer dahin, während der beschleunigte VorortSzug eine Geschwindigkeit von 78 btS 80 Kilometer entwickelte. An der Unfallstelle ist die Strecke wegen der mehrere Meter hohen Böschung für die mit der Strcckenkontrolle beauftragten Beamten nicht ganz leicht über sichtlich. Tie Untersuchung hat ergeben, daß an der Unfall- steile zwischen den Gleisen ein sogenannter Schienentransport- Wagen lag, ein kleiner zweirädriger ganz aus Eisen gefertigter Wagen, an dem unten Eisenbahnschienen mit Ketten scstgehakt werden, und der selbst ans den Schienen läuft, um die Lasten leicht transportieren zu können. Es fragt sich nun. wie dieser Schtenenwagen an die Unfallstclle gekommen ist. Der Schaffner deS D-ZugeS gab bei der Vernehmung an, er habe beobachtet, daß der Schicnenwagen auer über dem Gleise lag, das der VorortSzug passieren mußte. Sollte sich diese Angabe bestätigen, so erscheint ein Anschlag nicht ausgeschlossen. ES ist aber ebensogut möglich, daß der Magen durch Nachlässig keit dort stchengcbliebcn ist. «"!> Neuer Unfall des preußische« Ministerpräsidenten. Der preußische Ministerpräsident Braun, der von einem vor kurzem erlittenen Unfall noch nicht völlig wieder her- gestellt war. hat sich erneut durch einen Fall eine schmerz hafte Quetschung der linken Hüste zugezogen und muß infolged-'ssen das Nett hüten. 2* Zusammenstoß zwischen Güterzng und Kraftwagen. Am Dtenstagnachmittag kurz vor 3 Uhr ereignete sich bei dem Bahnübergang der Pcitzer Chaussee in KottbuS ein folgenschwerer Unfall. Ein von Willmersdorf kom mender Mietskraftwagen durchfuhr infolge der Glätte die Schranke und kam auf den Gleisen zum Stehen. Im gleichen Augenblick kam ein von Frankfurt nach KottbnS fahrender Güterzng. der das Auto vor die Böschung schleuderte. Wäh rend der Kraftmagensührer und ein Insasse unverletzt blieben, trug der zweite Insasse, Pastor Riese ans Kottbus, so schwere Verletzungen davon, daß er sin Krankenhanse verstarb. ** Halleneinstnrz auf dem Hauptgüterbahnhos Stetti«. Am Mittwoch früh ist die Dachkonstruktion der auf dein Hauptgüterbahnhos in Stettin errichteten Umlabcstelle in einer Breite von 68 Meter cingcstürzt. Opfer an Menschen leben sind nicht zu beklagen. ** Beim Eisläufen erschossen. Nach einer Meldung au« Stettin gerieten ln Viereck im Kreise Ucckcrmünde beim Eis läufen zwei 18 nnd 16 Jahre alte Burschen in Streit, in dessen Verlaufe ein 16jäbrigcr BesitzcrSsohn aus Wo-"-. de» l'üäbrigcn Leo Gilbert aus Viereck durch einen Schuß n i c d c r st r c ck t e. Gilbert wurde in bedenklichem Zustande in das Krankenhaus in Stettin gebracht. ** Tod ans der Jagd. Ans einer Saujagd bet Eisenschmttt im Kreise Wittlich wurde ein Förster von einem Keiler an gegriffen und so schwer verletzt, datz er starb. " * Antoznsammcnstoß bei Adlcrshof. DvnncrStag vor mittag hat sich zwischen Berlin—Niederschöneweibe und Adlershof auf dem „Adlergcstell" ein schweres Autounglück er eignet. Ein Lastkraftwagen nnd ein Privatauto stießen zusam men. Das Privatanto wurde vollkommen zertrümmert, der Lastkraftwagen schwer beschädigt. Die Insassen des Per- soncnwagcns, zwei Damen »nd drei Kinder, haben schwere Verletzungen davongetragen. Das Ehrcngrab eines Betrügers. In Pinneberg starb der Burcaudircktor Wollendank. Der Tote wurde hoch ge ehrt nnd auf Kosten des Kreises unter größter Beteiligung be. crdigt. Nnn hat sich herausgcstcllt, daß er große Unter schlagungen an amtlichen Geldern verübt und etwa 18 000 Mk. veruntreut hatte. Gemeinsam in den Tod gegangen. Ans dem Ankerplatz der Süddeutschen Donan-Dampsschisfahrtsges-ellschaft wurden einer Wiener Meldung zufolge zwei mit einem Scidenschal zusammcngebundene Mädchenlclchen aus dem Wasser ge zogen. Es wurde fcstgcstellt, daß die Toten zwei Freundinnen sind, die aus unbekannten Gründen gemeinsam in den Tod gingen. Wettere Opfer der Kälte in Frankreich. Die Witterung ist in Frankreich fast allgemein nmgcschlagcn. Tie große Kälte hat bis auf wenige Bezirke besonders in Sttdfrankreich nachgelassen. Trotzdem sind am Mittwoch noch fünf Todesfälle infolge Erfrierens zu verzeichnen gewesen. Politischer Selbstmord in Rußland. Nach Meldungen ans Moskau hat das Mitglied des Allrussischen Zcntral- vollzngskomitees, Markowitfch, Selbstmord verübt. Auf dem letzten Kongreß der Gewerkschaften in Moskau vertrat Markowitsch Ansichten, die denen der Opposition nahe käme». Wegen der ihm deswegen gemachten Vorhaltungen ging Markowitick nunmehr in den Tod. ** Unwetter in Süd-Italien. 'Nach der „Tribnna" herrscht in ganz Süd-Italien schweres Unwetter. In Kalabrien liegt der Schnee ans den Bergen mehrere Meter hoch. In Toscana sind durch die Schnceschmelzc mehrere Flüsse über die Ufer getreten und haben die Felder überschwemmt. ** Schweres Eisenbahnunglück in Chile. Wie a»S San tiago de Chjlc gemeldet wird, entgleiste am Mittwoch bet Lota ein Schnellzug. 1l Reisende wnrben getötet und 20 schwer verletzt.
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