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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051216027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905121602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905121602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-16
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. EounabcnL, !«. Dezember »» stlr. S48 S 1K, tztffer 4 de» Sisrommensteuergesetze« llertchket Äbg . Sch lag. Amnitz skonsj. Um >va» es sich bei dieser Petition bandelt, bleibt aus der Journalistentribün« vollständig unverständlich, da Redner leise und nach der entgegen gesetzten <srite spricht. Die Kammer beschließt einstimmig und ohne Debatte, auch diese Petition auf sich beruhen zu lassen. — Nächste «Sitzung: Montag, vormittag 11 Uhr. vertllcheS und Sächsisches. Dresden. 1k Dezember. .. —* Ihre Majestät die K v n i g i n - W i t w e besuchte Emil R ich t e rs K u n st s a lo n. Prager Straße, um die neuen Ver kaufsräume eingehend in Augenschein zh nehmen. Dir Königin, >n deren Begleitung sich die Baronin v. Ovvell und die Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl befanden, machte zahlreiche Weih- nachtseinkäule. —* An Leipzig beschloß gestern abend eine Ver sammlung von 200« Studenten nach Ansprachen des Professor» Lamprecht und Generals Keim eine Eingabe an den Reichstag, worin eine Verstärkung der Flotte über die jetzige Vorlage hinaus für unbedingt notwendig bezeichnet wird. Die Leipziger Studentenschaft bat damit, gemein am mit ihren akademischen Lehrern, abermals ein schönes Beispiel wahrhaft vaterländischer Gesinnung, welche auf große »siele gerichtet ist, gegeben. — Dem Vernehmen nach find übrigens auch in den Eeisen der Studierenden der Dresdner Hoch schulen gleiche Veranstaltungen geplant. Man darf den selben den nämlichen glänzenden Verlaus prognostizieren. —* Wie uns vom Bureau des Landtags mitgeteilt wird, haben nur dieienige» Petitionen uin Erbannna vo n Eisenbahnen, Errichtung von Haltestellen nsw A»S»cht, in der gegenwärtigen Tagung des Landtags erledigt zu werden, die bis zum 15. Januar 1906 bei deinselben eingegangen sind. —* Das diesige italienische Konsulat ist von der italienischen Regierung zu einem Generalkonsulat erhoben worden. —* Die für das Bereich der Sächsischen Staatsbahnen be- stehenden zehntägigen R u n d r e i s c r a r t e n, die am >8. Dezember d. A. und an den folgenden Tagen gelöst werden, gelten bis zum 8. Januar 1906: die Gültigkeit erlischt um Mitternacht des letzien GeilungStageS. Eine gleiche Verlänge rung der Geltungsdauer tritt für die außerdeuischen Strecken im Verkehr aus Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmischen Nvrdbaün. der Friedländer Be- urksbahncn und der Französischen Nordbahn (Paris über Aachens ein. Die Rückfahrkarten nach der Schweiz und Paris über Hof behalten für drc außerdeutschen Strecken ihre tarif mäßige Benutzunysfrist, werden also von der Gültigkeitsoer- längcruna zu Weihnachten nicht berührt. —* Zur Stadtverordnete ii-Sitzung am Donners tag ist nachzntrageii, daß das Kollegium nicht allein der Rats vorlage betreffend Unnvaiidlung von 60 KanzleiliilfSarbeiterstellen in Exvedieiiteiistelle», sondern auch dem Antrag Sack, 10 weitere solche Stellen umznwandel». zustiininte. —* Dem technischen Leiter der städtischen Elektrizitätswerke Oberingenieur M eng ist der Titel „Direktor" verliehe» werden. —* Als fachmännisch im Bankwesen gebildete Mitglieder dcS aussichtsührenden Ausschusses der städtischen Grund- renIcii ° und H y p o t h c k e n a n st a l t wurden auf die Fahre 1906, 1907 und 1908 die bisherigen Mitglieder des Ausschusses: die Geheimen Kommerzienräte M e n z und Lüde r. sowie Bankdireklor Hegemeister wiedergewählt. —» Der Brauch, den Stadtverordneten etwa während der Sitzung a u s b r e ch c n d e S F e u e r; u melden, stammt schon ans der ersten Zeit des Bestehens der Stadtverordneten. Damals, also vor etwa 60 Jahren, gab eS allerdings noch keine Perufsfeuerwehr, sondern eine Pflichttcnerwchr. die jedoch auch eine ständige Wache unterhielt und bei Feuer Meldung an das Kollegium gab. In den letzien Jahren war die Einrichtung aller- din^ unbeachtet geblieben, ist jedoch seit einiger Zeit von Herrn Stiwtrat Leutemann, deni Ratsdezernenten für das Fciienvehr- wesen, wieder in Wirksamkeit gesetzt worden. Außerdem bestand bis Anfang der 80er Jahre die Einrichtung des Stürmens ans dem Turme der Kreuzlirche in der Altstadt und auf dem Turme der Dreikönigskirche in der Neustadt; wer eS hörte, hatte ja Ver anlassung, sich zu erkundigen, ob es etwa in seinem Hanse oder in dessen Nähe brenne. — Vom Vorstand des Deutschen Uhrmacher-Bundes wird folgende Warnung vor minderwertigen Uhren erlassen: Zur Weihnachtszeit werden dem Publikum in Anzeigen und Preislisten die verlockendsten Uhren-Angebole gemacht. Beim Einkäufe von Waren aber, wie Uhren, die der Laie nicht aus reichend selbst zu beurteilen im stände ist, sei ihm die größte Vorsicht angeraten. Er läßt sich dabei sehr leicht durch ein glänzendes Aeußcre bestechen, ohne befähigt zu sein, das Werk als schlecht oder gut zu beurteilen. Das machen sich um die Weio- uachlszeit in- und ausländische Versandhäuser in Anzeigen und Preislisten zunutze, in denen für wenig, aber immer noch zu viel Geld Wunderdinge von Uhren versprochen werden. Wer sich vor schweren Enttäuschungen bewahren will, der wende sich beim Kaufe von Uhren nur an einen ortsansässigen Fachmann, der im stände ist. seine Versprechungen zu oalteu, und mit seinem guten Ruse dafür bürgt. Nur ein Fachmann ist in der Lage, eine Garantie auch wirklich zu leisten, die sonst lediglich aus Sem Panier steht. Was die vielfach angebolenen sehr billigen Uhren anbelangt, so kann sie jeder Fachmann zum gleichen und zu noch niedrigerem Preise liefern. Garantieren aber kann er nur für Zeitmesser, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen. — In dem bescheidenen Soldatendcim des Ehristlichcn Vereins Junger Männer herrschte vorgestern abend ein lebhaftes Treiben Es galt, die Weihiiachtskiste» für die bei aus wärtigen Truppenteilen dienenden VereiiiSmitglieder zu packen. Diesmal sind es 16. die nach Berlin, Kiel, Bautzen, Döbel», Zittau. Ehemnitz, Straßburg. Leipzig und Langsuhr bei Danzig Hi« .«de tntiMt et» Paar Strümpfe, die eine Dame selbst für den Verein gestrickt hat. Gtrohsvhlen, einen Stollen, Pfefferkuchen, Aepsel und Nüsse. Zigarren, eine mächtige Wurst und einige Schriften. Oft waren schon über 30 Kisten zu vacken.tu, Jahr« 190t» gingen sogar 6 nach China, wo sie unendliche Freude bereiteten. Am 20. Dezember nachts findet eine Weihnachtsfeier für Kellner, am 7. Januar, abends ».',7 Uhr, rin« gleiche Feier für di« in Dresden dienenden Soldaten statt, bei welcher jeder aktive Soldat will kommen lst. — An der ChristuSkirche zu Dresden- Strebten findet Sonntag, den 17. Dezember, nachmittag» 3 Uhr für die Gehilfen und Arbeiter, die bei dem Bau tätig waren, ein Konzert statt. Alle diejenigen, die an der Kirche gearbeitet haben, aber nicht mehr bei den betreffenden Meistern sind, können Eintrittskarten für das Konzen der de» Architekten Schilling u. Gräbner, König Johannstraße — Ecke Klein« Frohngasse 1, 2.. abholen, und zwar Sonnabend nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr oder Sonntag vormittags zwischen 11 und 12 Uhr. —* Am Saale der S ch u b >na ch e r - I n » u » a schilderte am Montag Herr A. L i n g k e die Erlebnisse und Sehen-- Würdigkeiten seiner Reife nach dem Lande der Wenden, welche zur Zeit der Völkerwanderung sich in der Lausitz niedergelassen und sich besonders durch Sprache und Kleidung, welcher die Nachkommen bis jetzt treu geblieben sind, kennzeichnen. Vor- tragender besprach Land und Leute, deren Sitten und volkstüm liche Bräuche. M't reichem Beifall dankte ibm die Versamm lung für seine teils ernsten, teils humoristische» Auösüdrunaen. — Die ErgäiizunaSwahl z»m Kirchenvorstandc der Trini- tatisgemeinde sindet Sonntag, de» 17. Dezember, nach Schluß des VormittagsgotteSdiensleS bis >',2 Uhr im Pfarrhaus« der Trinitatiskirche statt. — Auf Acranlaffun« der Bürsteninacber-Krets-isswanaS-) Innung Dresden ,miede tm votel zur „ReiffiSposi" etne geineinsame Aersn»li»l»>ig abgeballen, wozu die ««bitten elnaelave» worden waren. Es waren etwa ZV Gehilfen uno ID zlnnuiigSmitglieber erschienen, um über .getiiiellnna »er Schüben, welche diesem Gewerbe durch dt« Konlurceii.i ver ^traf-, BesscnnigS- und Wobltütigke»«sa»«ialirn entliehe», und wie dieser swadiaenven Konkurrenz vurw aeme«nsi»nes Borgeben »u steuern sei", zu beraten. Der als Kalt anwesende Vertreter der Berliner »iiebiift», Lrrr gnmledi, legte in fachlicher Weile in längerer Red» dar, wte nonvendtg es sei. in dieser Sache gemeinsam mit den Mechern vorzugeden. da diese üderbanvnebmeiioe Konkurrenz nicht allein den Arbeitgeber, sondern auch den Arbeilnebmer in temer Existenz bevrobe Es sei nStig, die Oessentiich- keil varnder auszuklären. welchen gekundbei«Swldriaen Beschülttaungen bi« in iolchenAnftalien uniergedrachten Insassen auSgesetzt leien und daß«« gerade zu an «raiisamlett grenze, z. U. arme Blinde, welche in vielen Füllen nur schwer Augenleidrnde stien. den vielen mit giftigen Stoffen durchsetzten Staubeinwirlungen des Gewerbes prelszugeben. Noch längerer Debatte, wobei von den Kebtlsen auch «in Entgegenkommen der Meilter bet «ven- Niell geforderter Lobnerbübung als Aeqntvaleni verlangt wurde, einigte man sich dabin. auch von seiten ver Gebissen rin« breigliebllge Kommis- sion zu wnblen, um gemeinsam mii den Meistern vorzugeden. —* Am B i c t o r i a - S a l o n findet nächsten Sonntag in beiden Vorstellungen ein eintägiges, sehr interessantes Gast spiel von Miß Alice Norton statt, mit den allerneue- ten Experimenten und Errungenschaften in der höheren Chemie. Diese fensaliönellen Experimente, die im Hörsaale noch nicht ge zeigt worden sind, betiteln sich „Flüssiges Li ch t" und wer den von Miß Norton unter Assistenz von Herrn Tr. Phil. D Sauber von der Universität in Berlin, wie folgt, vorgeführi: Fabrikation eines GußslablblockeS in einem Zylinverhut: Lichtregen: «st selbstleuchtendes Wasser in allen Farben und >1) die Sonne im Eisblock. Außer diesem Gastspiele werden in beiden Vorstellungen sämtliche Künstler und Spezialitäten des Weihnachtsvrvgrainms allstreten. Im Tunnel findet von nach mittags 5 Uhr an Konzen der schönen Neapolitaners»»?!, statt. —* P o l iz c i b c r i ch t. 15. Dezember. Vor einiger Zeit ist an mehreren Stellen hier ein unbekannter Betrüger ausgetreten, der Angehörige des Adelstandes, meist alleinstehende Damen, ausgesucht und sie durch unwahre Angaben über seine Verhältnisse zur Gewährung von Unterstützungen zu bewegen versucht hat. Er hat sich hierbei Freiherr v. Hornstein, v. Brandenstein. Freiherr v. Eynatten. v. Bienemann und v Wahl genannt. Bei mehreren Familien, die aus den rus- fischen Ostseeprovinzen stammen, hat er angegeben, er kvmme aus Livland oder Esthland, wo er sein Gut durch die gegen wärtigen Unruhen verloren habe. An fast allen Fällen ist er über die Lerwandtschasts-Verhältnisse der von ihm ausgesuchten Personen eingehend unterrichtet gewesen. Vor dem Betrüger wird gewarnt. Gleichzeitig wird gebeten, Fälle, in denen der Betrüger in ähnlicher Weise ausgetreten ist und die bis jetzt noch nicht zur Anzeige gebracht worden find, ungesäumt der Kriminalabteilung anzuzeigen. — Von einem hier wegen Dieb- stahls feslgenommenen 23 Jahre alten Kellner sind u. a. sechs Stück bavrijche Domen-Kostüme mit Schürzen und Hals tüchern. eine Kiste mit verschiedenen künstlichen Blumen Wieder, Stiefmütterchen, Weintrauben nsw.), sowie ein silbernes Zigarrcn-Etui gestohlen und vermutlich unter dem Werte ver äußert worden. Sachdienliche Mitteilungen über den Verbleib dieser Gegenstände werden an die Kriminalabteilung, Zimmer Nr. 29, erbeten. — Gestern vormittag wurde unterhalb des Pioiiier-Uebuilgsplatzes die Leiche eines 20 Jahre alten Hausmädchens aus der Elbe gezogen und polizeilich aufgehoben. Es bat den Selbstmord in der Verzweiflung über ein unglück liches Liebesverhältnis begangen. — Auf der Schiffswerft in Vorstadt llebigau erlitt am Dienstag beim Einsetzen eines un- gesähr 15 Zentner schweren Vorderbodens in einen Schiffs- kessel ein Kesselschmied nicht unerhebliche Verletzungen am Kovse, Rücken und Gesäß. Er wurde mittelst des Werftkraiiken- Wagens in das Friedrichstädtcr Krankenbaus überführt, ln dem er heute früh verschieden ist. Dritten ist ein Verschulden an diesem Unfälle nicht beizumessen. — Im Besitze eines hier wegen Diebstahls zur Anzeige gebrachten 15jährigen Mädchens sind u. a. ein braunmelierter M ä d ch e n m a n t e l mit Koller und sechs Perlmuttcrknöpfen, eine blaue Filzstoffmütze. aus dem «in, schw^zeSVand, «ft de« en gut« vrciegenyen zur nusuoung »rr» uneyriliyen We hes. Nicht minder groß ist während dr jetzigen Jahreszeit Zahl der Paletotdiebstähle. Straßsvassanten, Besucher Geschäfisläden. Restaurants, Cafkis. lanzsälen ustv. seien ^drucke «S^ar^ne' ausgenäht tovte «liiTurzr, braune, zier», lich abgetragene Beltboa. vorgefunden wrden. Eine Anzeige über den Verlust dieser Gegenständ« ist bitzer nicht eingegangen. Der betreffende Eigentümer wird deshal ersucht, sich t» cher Kriminalabteilung. Zimmer 2k. zu meldet -»Taschendiebe machen si»j«t bl«r 1« letzter Zeit viel bemerkbar. Ansammlungen vor Schlffenster», de, starke Verkehr in den Straßen und den größer» Geschäfte« bieten ihnen gute Gelegenheit zur Ausübung ikres unehrlichen G«. werbes., Nicht »linder grosi ist während dr jetzig ' ' von . deshalb zur Vorsicht ermahnt. —* Bei der gestern mittag Vs13 Uhr im der VarentationS- Halle dies Friedhofes in Pirna au» nu trbbegrabnisse seiner Familie erfolgten Beisetzung deS in Dresdenverstorbenrn Fabrik- besitzers Friedrich 4lugust Greif, de» großn Wohltäters seiner Vaterstadt Pirna, legte Herr Bürgermeisfr Schneider «inen Lorbeerkranz mit Schleife in den stadlsalben am Grob« des Verewigten unter Ansprache nieder. — W« bereit» mitgeteilt, bat der Verstorbene, der alleiniger Anlmbr der Firma F. A. Greif, Leder- und Maschincntreioriemensabik in Dresden war, in seinem Testamente die Stadt Pirna, äs sein« Geburts- stadt, zur alleinigen Erbin seines Rachlajes eingesetzt. Der Wert beträgt 850000 Mk.. wovon 450 000 Mk. nicht im Ge- schüft angelegt sind, der übrige Teil aber aus dem Geschäfte und den Grundstücken des Verstorbenen beleht. Erstere» soll unter gewisse» Voraussetzungen bi» auf weitres fortgesetzt wer- den; sur die Grundstücke sind bereits frühir 400 000 Mk. ge boten worden. Unter verschiedenen von tun Erblasser auS- gesetzten Legaten befinden sich 6000 Mk. für lie Kirche zu Pirna, von deren Zinsen die Gruft und das Denkiml des Verstorbenen und seiner Familie auf dem dortigen Friedhise erhallen weiden sollen. Nach weiterer Bestimmung oes Erblassers soll die Stadt Pirna seinen Nachlaß ^ur Errichtuig einer Stiftung unter dem Namen „Greissche Stiftung" vervenden, deren Er trägnisse je zum dritten Teile dem städtisch« Männerhosvitale, dem städtischen Frauenhospitale und dem Stsdtkrankenhaus« zur Errichtung und Haltung von Freistellen zljließen sollen. — Einen bösen Hereinsall erlebten drei Geldmännel. die im Vogtland« bin und wieder von sich hören lassen. Z»m Felde ihrer Tätigkeit hatten sie sick, diesmal Marknejkirchen auSersehen, dort sollte am Sonnabend einem Mann a» eigm! entlegenen, ver schwicqcne» Orte gegen gutes Geld falsches Papiergeld ausgehänat werden. Die drei Gcidiabrlkanten verfuhren ,„ch der „Klingrnth Ztg." in der üblicben Weise, d. h. also der Wackere sollte gegen Zahlung einer bestimmten summe eine weit höhere in tadellos giisgesührle» falschen .Hiliidertniarkscheiiien erhn.ten, die aber von den echten nicht zu unterscheiden seien. Zur Probe hatte das Kleeblatt gleich einen (natürlich echten) mitgebriicht: die Geldleutc glaubten, ibr Geschäftsfreund würde nun schnell auf den Leim jehen, da ja der Schein ihn überzeugen mußte. Der Mann be- ann sich aber eines ander», denn als er den „blauen Lappen" eingehend betrachtet hatte, schien er an dem „Felsifikate" so großen Gefalle» zu finden, daß er damit schleunigst daS Weite suchte. Gemeiiisani rannten nnil die drei Geldniännel hinter dem Aus reißer her und erwischten ihn auch. Sie forderten unter Anwen dung von Geivaitinaßregelii die Rückgabe ihre- Scheines, zogen aber durch den dabei entstandenen Lärm d>e Aufmerksamkeit anderer, unbeteiligter Personell ans sich. Als diese herbeieilten, ergriffen die drei Geldniäimcl das Hasenpanier, ohne jedoch ihren schöne» Schein wicdererlangl zu haben, der min in die Hände der Polizei kam. Auch die Polizei erkannte den Schein als echten, so daß die drei Geldmännel diesmal die HeieiiigesaÜenen sind. — Landgericht. Nach geheimer Bewiisausnahme wird 1870 in Hirschfeldc geborene Bäcker Ernst Reuchold Sauer wegen SittlichkeitsverbrechcnS nach § 176,3 des Strenge' bucheS zu 8 Monaten Gefängnis und 2 Aahreä Ehrverlust der ver urteilt. Die 1851 in Hohenleivisch gebörci>e, vielfach, auch mit Zuchthaus, vorbestrafte Wäscherin Auguste Wilhelminc Bertha Zeibig gcb. Ullrich stahl am 19. Novenber aus einem Hofraume am Bischosswege eine Menge Tisch- und Leibwäsche Tie 6. Strafkammer erkennt gegen die rückMige Diebin aus 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, 2 Fahre Ehrverlust und Zulässig keit der Polizeiaufsicht. — Wegen Verbrechens gegen das keimende Leben haben sich var de»' 6. Strafkarnner zu verant worten: die 21jährige Verkäuferin Anna Wittmann und der praktische Arzt Dr. med. Konrad Hermann Leutsch, beide hier wohnhaft Das Gericht erkennt nach mehrstündiger geheimer Beweisaufnahme gegen die Angeklagten auf je 7 Monate Ge fängnis' 1 Monat gilt als verbüßt. — Unter Ausschluß der Oefsentlichkeit verhceidelt die 5. Strafkammer gegen den 1888 in Dresden geborenen Tapezier-Lehrling Richard Hermann Robert Lindner wegen Sittlichkcitsverbrechens nach 8 176,8 des Strafgesetzbuchs und Unterschlagung von 4 Mk. Das Urteil lautet auf 3 Monate 1 Tag Gefängnis' 1 Monat gilt als ver- büßt. — Um einer Freundin ein GeburtstagSS.elchcnk machen zu können, betrog die Dienstmagd Selma Pansine Michel in Podemus um Pfingsten dieses Jahres eine Handelsfrau in Leutewitz um eine Schürze un Werte von 1,60 Mk. Da die M. erst am 25. September zu 3 Monaten Aesängnis ver urteilt worden ist, erkennt das Gericht aus eine Zusabstrafe von 3 Wochen Gefängnis. — Der erheblich vorbestrafte Pro- visionSreisende und Agent Karl Eduard Marti" aus Treuen nahm im letzten halben Jahre in der Pirnaer Gcjend Bestellun gen auf Zeitungsannoncen entgegen, erhielt auch rund 80 Mk . Er erutei steller Adolf Meinusch ans Breslau bat auf der diesjährigen Bogeuviese unzüchtig« Bilder feil und unterließ kS, an seinen, Verkaufsstande Namen und Firma airzuschrekbcn. Er hat 30 Mk Geldstrafe zu zahlen oder 6 Tage Gefängnis zu verbüßen. — Die Fabrikarbeiter Max Rudolf Luther aus Dresden und Million, wie das erstaunliche Wachstum seiner nächsten Vor orte, namentlich im Westen, dartut. Unter diesen hat wohl Wilmersdorf, das da ansänat, wo Charlottenburg und Schöne- bera aufhören und das in seinen neuen Teilen langst ganz das Aus'ehen der vornehmsten Berliner Stadtteile besitzt, tzinsicht- iich der Bevölkerungszunabme den Vogel abgescholsen. Im Jahre 1900 zählte man in diesem damals noch vorwiegend länd lichen, villenartigen Vororte 32 800 Einwohner. Heute hat sich Diese Zahl nahezu verdoppelt und beträgt 63 500. Mit Cbar- lottenburg. das vor fünf Jahren bereils 189 OM Einwohner hatte, gehl es jetzt natürlich nicht mehr ganz so blitzschnell vor wärts, wie im vorigen Jahrzehnt. Immerhin hat cs mit seinen 266 600 Einwohnern einen höchst stattlichen Zuwachs zu verzeichnen. Betrübt läßt man dagegen in Schöneberg die Köpfe hängen. Dieses ehemalig« Milch- und Kartoffel-Dorf, in dem es noch im Kriegsjahre 1870 nur bescheidene Acker bürger, kaum 3000 an Zahl, gab, zählte vor fünf Jahren 96 000 Bewohner und war damit in Groß-Berlin an die dritte Stelle, unmittelbar hinter Charlottenburg, gerückt. Nun hat zwar auch Schöneberg um rund 45 OM Einwohner zugenommen und ist mit leinen 141 OM Seelen längst in die Reihe der deutschen Großstädte eingerückt. Aber Nixdors, mit 90 000 vor fünf Jahren noch an vierter Stelle, bat jetzt mit 153 OM Schöneberg überflügelt und rückt immer näher an Charlotten burg heran. Freilich, wenn man die Einwohner nicht nur zählt, sondern auch wägt, dann kommt Rixdorf, das über wiegend eine Arbeiterbevölkerung beherbergt und der Sitz großer Fabriken ist, noch lange nicht. Dieser ursprüng lich von deutsch-böhmischen Emigranten bevölkerte und dann lange in der Entwicklung zurückgebliebene Vorort kann sich überhaupt in keiner Hinsicht mit den prächtigen, musterhaft ver- walteten westlichen Vororten messen, nne fa überhaupt auch in Groß-Berlin zwischen Vorort und Vorort ost ein himmel weiter Unter'chied ivaltet. So nimmt die Kolonie Grunewald mit ihren allerdings vorwiegend sehr reichen und leistungs- fähigen 4574 Einwohnern viel mehr ein und gibt viel mehr aus, als Rixdorf mit seiner mehr als drcißigfachen Ein wohnerzahl- Noch krasser ist daS Mißverhältnis zwischen den westlichen und den ebenfalls stark anwachsenden östlichen und nördlichen Vororten, von denen einige geradezu als „not- leidend" zu bezeichnen sind und denen nur die Einverleibung in Berlin gründlich und dauernd helfen könnte. Unter den letz teren gibt es allerdings auch Ausnahmen. Hierzu gehört ,n erster Linie Lichtenberg, vor wenigen Jahren noch ein Leine», unscheinbares Don vor den Toren Berlins, nach der jüngsten Volkszählung bereits ein stattlicher Ort von 55 300 Ein» wohnern, unter denen sich viele „schwere" Exemplare mit wohl- gesüllten Geldbeuteln befinden. DaS macht die Nähe des Zentralviehhofes, die viele reiche Großschlächter veranlaßt, sich in Lichtcnberg niederznlassen. Berlin kann man also nunmehr, je nachdem, als Zwei- Millionen- oder Trcimillionen-Stadt ansprechen. DaS ist für eine Stadt, die vor IM Jahren knapp 163 OM Einwohner hatte, immerhin ein ganz anschnlicheS Ergebnis. Auch sonst hat ja, wie allgemein anerkannt wird, ihre Entwicklung mit dem äußeren Wachstume Schritt gehalten. Hat doch kürzlich erst ein Pariser Gelehrter in einem wissenschaftlichen Werke den Nachweis geführt, wie außerordentlich die innge deuffche Reichs- Hauptstadt die weit ältere und weit früher kultivierte französische Hauptstadt nunw.ehr aus hygienischem und sozialem Gebiete über- flügelt hat. Indessen zeigt sich auch an Berlin die Wahicheit des Wortes, daß da, wo viel Licht, auch viel Schatten ist. Man wird als Berliner ordentlich wehmütig gestimmt, wenn in einem vor nahezu 140 Jahren veröffentlichten Buche, dessen Verfasser der bekannte Friedrich Nicolai ist, über die damaligen Berliner S i ch e rh e it sz u st a nd e folgendes liest: „Die öffentliche Sicherheit ist so vollkommen, wie man es in einer so großen und volkreichen Stadt kaum vermuten sollte. Es gehen viele Jahre vorbei, che man von einem Straßenraub höret, und fast niemals bleibt der Täter unentdeckt: von Diebesbanden höret man selten, von Morden aus den Straßen gar nicht, von gewaltsamen Einbrüchen und anderen beträchtlichen Diebstählen, vergleichungsweise gegen andere Großstädte, nicht viel." Berlin war ja damals freilich nur eine kleine Stadt von kaum 60 500 Einwohnern. Dafür gab es andererseits auch nur verschwindend wcnige Hüter der Ord nung. Die gesamte Berliner „Polizeimacht^ bestand zu jener Zeit aus elf alten, ausgedienten Invaliden. Erst im Jahre 1767 wurde die Zahl der „Polizeidiener", wie man damals sagte, auf ganze — 20 erhöht, zu denen dann einige Jahre darauf noch vier berittene Polizeiveamte kamen. Heute sorgt für die Sicher heit der Zweimillionenstadt ein stattliches Heer von über 6000 Schutzleuten zu Fuß und zu Pferde, aber man kann das Nicolai- sche Loblied von der Vollkommenheit der öffentlichen Sicherbeit im modernen Berlin mit gutem Gewissen nicht wiederholen. Gewiß sind wir in dieser Hinsicht allgemein nicht schlimmer daran, als die Bewohner anderer Millionenstädte der Gegenwart. Aber das ist doch nur ein schwacher Trost. Erst vor wenigen Tagen wurde wieder von 2 schweren Uebcrjällen im Tiergarten berichtet, dessen SicherheitSverhaltnisse neuerdings viel zu wünschen übrig lassen. In frühen Morgenstunden wurde ein aon einer Festlich keit heimrehrender Herr in der Nähe des Großen Sterns von einem Unbekannten, den er nach dem Wege gefragt hatte, offenbar in räuberischer Absicht überfallen und durch einen geftn Messer- stich ins Gesicht schwer verwundet. Nur vermöge seiner unge wöhnlichen Körperkräfte gelang cs ihm, den gefohrliihen Bursä-eu in die Flucht zu jagen. „Von dem Täter fehlt jede Spur", heißt es, wie so oft, in dem Polizcibericht. So auch in dem zweiten Falle, wo drei jugendliche Burschen in der achten Stunde aus einer Hauptallee deS Tiergartens ein junges Mädchen zu ver gewaltigen suchten und daran durch einen aus die Hilferufe der Ueberfallenen ycrbcigeeilten Schutzmann verhindert vurden. Ge wiß kann man in einer Zwelunllionenstadt nicht jedem Be wohner einen eigenen Schutzmann zur Bewachunl beigeben. Wenn man aber sieht, von einem wie zahlreichen Polizeiaufgebot die Denkmäler der Sicgesallee Tag und Nacht bewscht werden, dann erscheint der Wunsch nicht ganz unberechtigt, da? im Inter esse der allgemeinen Sicherheit auch die anderen Teie des Tier gartens sich ähnlicher polizeilicher Fürsorge erfreuen u^Aen. Auch sonst sind mit dem riesigen und erstaunlich schnellen Anwachsen der Bevölkerung tiefe Schattenseiten verlunden. Hai doch die jüngste Volkszählung ergeben, daß es im eigentlichen Berlin ohne die nächsten Vororte zurzeit über 100 )00 Schlas- gänger gibt, also Personen, die, ohne ein eigenes Zimmer zu haben, bei anderen Mietern nur eine Schlafstelle n ahrend der Nachtstunden sich gesichert haben. Die schweren gesui dheülichen, sozialen und sittlichen Nachteile des Schlafftellenum >eseiis sind langst erkannt und gewürdigt worden. Was jene.ungeheure Zahl für Berlin zu bedeuten hat, braucht daher nicht er < bepmders gesagt zu werden. Dabei ergibt sich noch die erschre "ende Tat sache, daß viele, die Schlafstellen abvermieten, selbst nur em einziges Zimmer besitzen, sodaß also in diesem alle> bunt zu- ^mmengewürselt Hansen, darunter halb oder ganz erwachsene Mädchen mit fremden Männern. Da entstehen danA mitunter furchtbare Tragödien, wie deren eine soeben Berliner Blatter erzählten, daß ein 14jährigeS Mädchen, das die Folgen eines Fehltritts nicht länger vor den Augen der strengen Eltern ver bergen konnte, sich mit Lysol vergiftet hat! Nicht imn>er freuicy herrscht in diesen Kreisen solche Sittenstrenge; namentlich die Mütter drücken da gern ein Äuge z», und so komm- manches jugendliche Geschöpf, zuerst verfuhrt von einem jener schlaf- ganger, nur zu häufig aus die Bahn deS Lasters. Da» Wort des Staatssekretärs Grafen PosadowSky, daß di« Dohn.unas- fra^e den Kern der sozialen Frage bildet, wird einew^e^Bc- trachtung dieser Zustände so reckt einle»^^ 62 <,schiebt ja
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