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88. Jahrgang. As 333. Vei»g«-«ebüdr vt«r>«liiil>rl Ivr Dr»»> 8«n d«i iiiiiiich >w«>» malig«, Zuii>iann»<an San»- und Piinila»«» nur «inmast r,k>» M,, durch autwii riige nom- miiiioniti« bi» il.do M. B»i «imixiiigcr Zu- ilkiiiin« durch di« Post !i M <»>>»« B«Iic»l>«id>. liu»iand: O«i>er. »eich Ungarn L,4L ttr-, Echioeiz Frk»., Aiaiirn 7.17 Lire. — »!ach!>r»<7 NU, mit deutlich«, Quelle», onnabe <„D,«»dn«k Nachr.">zu>Wg. Un. vcriangic Manulkripie werd.nichlausboiiahrl. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Eammelnummer sür sämtl. Telephonanschlüssc: 25241 Nachianschluß: II. Dienstag» 2. Dezember 1V13. Ksirencko dtsulisit! ^mstvu«-ptio10Llspkis! illsins »mnti n Krolle liliilor Litte veiliingen Lle Lperiat - Lroscliüee, Osl«ai7 Vokr*, nebsn Lsfs KöniZ. HsgvüttSot 18S« Druck und Verlag von kiepsch Sc Reichardt in Dresden.. foncksntz- ttioco/ocks > ^ - e/iocolaäs « pre 7i>5el SV L Lstoeois«!, 1 Lsaso -ee t-L Itg. Lore 2,40 U. -er Lseton 2, 3 ^ skine gute Ulis>. riss beste besrlienl^ Anzeiaen-Tarif. Tinnahni« von «nllin. digungen di» nachm, ü Uhr, Lonniag» nur Marienltrahe .in van II di» l , Uhr. Di« einjpailige .teil« <eiwa d Liidkn» M Pi., di« zweiivaiiige .teil» out Iciifeile 7<I Pf., die zweijpaii. Rckiainezrile l.üti iv!,, Familien- Nochrichlen au» Der», den die einspaii. Zeile LS PI In Num mer» nach Sonn und Feiertagen erhöhter Tarn. Auswärtig« AusirSge nur gegen Vorausbegihlung. Jede»Beiegblaii1»Pi. Hauptgeschäftsstelle: Maricnstraire :tK 4L. lÄeniU« »«!«4>MI ve. 8 tieuneiterr ir> Mllli läoi0woer-n LUS7 S§/VV /iKoripLStnssssHI Kor, lick Urins S>sioIt L>,lislio sticken, ktopfeii, nÄtien l-laup1i,ivcjsf>L8v^ kepLrstm'vn sllvi' Systems itleiKlisr MiiMciiiiisiilslii'iit vfresO^s>i./>t lVisc>en8trrl88e 14. in « ik« n« ^ Vikisiiü nscli suEi üsisloo iuMöM /^LIVilL 28 PIMk SlkSWL 18. ALiv orticze Lefov am Dienstag morgen. Mutmaßliche W iiterung: Lebhafte "Nordwestwinde, Lempcraturrückgang, zeitweise "Niederschlag. Die Zweite Kammer vielt gestern nur eine kurze Üfsentliche Sitzung ab, in der Wallten crledistt wurden. Der Kaiser Vörie stesteru in Donaueschinsten die Vor träge des Kricgsininisters und des Chefs des Militär- kabineiis. Der !li e ! ch s i a g navm die Porigste über das Handels- vrovisorium mit England in erster und zweiter Lesung an: heute beginnt voraussichtlich die Eiatlesinig. Der Reichskanzler erklärte sich bereit, die Inter pellationen über die Zaberner Vorfälle möglichst bald, wahr scheinlich schon am Mittwoch, zu veantworten. In Berlin tagt gegenwärtig der dritte deutsche Arbeiterko» grell. Der Hauptvorstand des O st m a r k e» v e r e i n s er klärte, das; da» Bertrauen zu einer zielbewussten Ostmarkcn- pvlitik im Weiche» vcgrissen sei. In Württemberg wurde zwischen den Aerzten und Krankenkassen ein Vertrag auf fünf Jahre abgeschlossen. Kaiser Kranz Joseph von Oesterreich-Ungarn feiert heute sein M jähriges Regierungöjubiläum. Rullland war. nach einer Wiener Meldung, ebenfalls an der Miliiärkonuention mit Serbien, Bulgarien und Mon tenegro beteiligt. In der französischen Kammer gelangte die An leihe von IM» Millionen mit geringer Mehrheit zur Annahme. Die französische Kloitc wird infolge der Maß- nalnnen des Mariiiemiiiisters Banüiu im nächsten Jahre 14»»» Mann mehr zählen als bisher. Der amerikanische M a r i n e m i » i st e r schlug dem Kongres; vor, eigene Oelauellen und Raffinerie» für die Klo», zu erwerben. Wann kommt das Arbeitrwilligenschatzgesetz? Eine der dringendsten Kragen des Tages, die eines aus reichenden Schuhes der Arbeitswilligen, wird, wenn nicht alle Anzeichen trügen, endlich einer Lösung zngcsührt werden. Wenn cS richtig ist. das; das Reichsamt des Innern mit den zuständigen preullischcn Ressorts in Beratungen über die Notwendigkeit eines erhöhten Schuhes der Arbeits willigen cingetretcn ist, dann ist dieser bntschlull mit groster Genugtuung zu begrüben. Das liebe darauf schlicben, das; tatsächlich in den mabgebcndcn Kreisen ein erheblicher M c i n u n g s u in s ch iv u n g cingetretcn ist. Es wäre anberordcntlich erfreulich, wenn die Mehrheit der Verbündeten Regierungen geneigt wäre, die Regelung der Angelegenheit mit aller Entschiedenheit in die Hand zn nehmen und auf die Ausarbeitung einer entsprechenden Vorlage baldigst, d. h. noch vor dem Inkrafttreten dcS neuen LtrafgeschbnchcS, das erst nach einer ganzen Reihe von Jahren zu erwarten ist, hinznwirkcn. An Material zu dem neuen Geich kann cS wahr haftig nicht fehlen. Es hat sich in lchter Zeit in so er drückender Kicllc angehäicst, das; nur ein politisch Gleich gültiger noch a» dieser Tatsachensüllc vorübergehen kann. Alle Gewerbe und produktiven Berufe können vvn den un haltbaren Zuständen ein Lied singen und der Ncichsrcgie- rung aus dem Schahc ihrer Erfahrungen berichten. Der Landwirt, der Industrielle, der Handwerker, der Kaufmann »nd Kleingewerbetreibende, sic alle haben täglich unter dem Terrorismus und den Ausschreitungen der Sozial demokratie gegen die Arbeitswilligen zu leiden, sie werden alle gleichmäbig betroffen von den Auswüchsen einer Koa litionsfreiheit, die unsere Volkswirtschaft zu ruinieren drohen, vvn den Exzessen einer schrankenlosen Krciheit, die dem Arbeiter, der arbeiten will, das Recht ans Arbeit verwehrt und damit die Grundlagen seiner Existenz unter gräbt. Tic Erkenntnis vvn der Notwendigkeit einer Ncndc- rnng des bestehenden Zustandes hat zahlreiche Kundgebun gen der offiziellen Organe der betroffenen Bcrnsskrclsc aus- gelöst. Die Landivirtschaftskammcr» und -er Deutsche LandwirtschastSrat sind vorangegängcn, zahlreiche Han delskammern und Indnstricllcn-Bertretungcn folgten, der Deutsche Handels tag forderte fast einmütig „einen ausgiebigeren und schnelleren Schutz der Arbeitswilligen ans gcietzlichem Wege", und der Handwerks- und Ge- w c rb e k a m m e r ta g erhob in Halle ebenfalls seine mah nende Stimme. Es konnte nicht ausblciben, das; die Be wegung auch die politischen Parteien, die ans Er haltung der staatscrhaltcndcn nationalen Kräfte hin arbeiten, in ihren Bann zog. Die konservativen Par teien haben seit langem sich zum Kür in rech er der not leidenden Berusskrciie gemacht und ihre Wünsche im Reichs tage vertreten. Leider ist es ihnen weder in; Vorjahre, noch in diesem Kriihja.hr gelungen, mit ihrem Antrag ans Verbot des Streiipostensiehens und besseren Schuhes der Arbeitswilligen durchziidringen. Die Ncichsregicrinig hatte immer den Einwand, das; die bestehenden Gesetze vollkom men auSrcichten, um einen Schuh gegen den Mistbrouch des Koolitivnsrcchtes zu schassen, dem Terrorismus gegenüber arbeitswilligen Arbeitern cntgegenzutreten. ES hat sich in dessen immer mehr herausgcstellt, das; der bestehende Schuh tatsächlich nicht genügt und dnsi auch ans dem Wege der Selbsthilfe keine ausreichende Abhilfe geschaffen wer den kann. Die Konservativen haben daher ihren Antrag auch diesmal wieder eingcbracht, und sic hoffen nun die Unterstützung der N a t i o n a l l i b c r a l c n zu finden. Die Parteiorganisation für das Reich hat sich allerdings noch nicht für einen besseren Arbeitsivilligenschnh aus gesprochen, sic hat einstweilen die Prüfung der Krage auf Antrag des Abgeordneten Schisser einem Ausschuß über tragen, aber eine ganze Anzahl von Landes- und Lokal- organisaiionen, denen die Krage auf den Nägeln brennt, weil ihre Mitglieder die Unhaltbarkcit des bestehenden Zu standes täglich am eigenen Leibe erfahren, hat sich bereits in günstigem Sinne ausgesprochen, und die Kundgebungen aus dem Lande mehren sich, die dem Stadium des Beratend und Erwägcns ein Ende machen und die Partei zu einer entschlossenen .Kundgebung veranlassen möchten. Tie säch sischen Nativnalliberalen sind erfreulicherweise in dieser Krage rwrangegaiigen. In der kürzlich erfolgten Kund gebung des Vorstandes und gefchästssnhrendcn Aus schusses des Nativnalliberalen LandesvcreinS ist mit aller wünschenswerten Deutlichkeit darauf hiiigewic'en worden, das; eine Verstärkung des Schutzes der Arbeitswilligen dringend notig sei. Ucber die Krage, wie dieser Schutz der Arbeitsivilli gen zu gestalten sei, gehen die Ansichten allerdings noch etwas auseinander, doch ist mit Genugtuung zu kon statieren, das; die Auffassungen in wesentlichen Punkten sich ganz erheblich genähert haben, zum Teil sogar schon übercinstimmen. Der Weg der Selbsthilfe, den die Natio- nallibcralen in den Vordergrund stellen, dürfte sich all gemach als ungangbar erwiesen haben. Was in dem Aus bau der bestehenden Arbeitgeber- und nationalen Arbeit- nchmcrverbände geschehen konnte, ist gewiß geschehen. Der planmäßige Kortbau bat die Ausschreitungen gegen Arbcits willige nicht vermindert, sondern gesteigert. Eine tat kräftige Anwendung der bestehenden Macht mittel und gesetzlichen Vorschriften, die weiter gefordert wird, kann gewiß manche Ucbckständc bessern und vielleicht die schwersten Vergehen ahnden, namentlich, wenn die Polizciorgane über die Handhaben, die ihnen das Gesetz gibt, genügend informiert werden, aber verhindern kann sie nicht viel und abschrccken können die augenblick lichen gesetzlichen Vorschriften noch weniger, da sic den Ucbclständen unserer Zeit nicht genügend angcpaßt sind und in ihrer allgemeinen Kassnng zu viel Maschen und Lücken lassen. Wenn man das Ucbcl an der Wurzel packen will, kann dies nur geschehen durch eine Aendcrung des be st eh enden Ncichsrcchts, worauf ja auch die national- liberale Resolution in letzter Linie znkommt. Das muß namentlich erfolgen durch Ausbau der Vorschriften des Strafgesetzbuches über Nötigung und Bedrohung, der 88 24» und 241 Str. G. B. im Sinne einer schärferen Er fassung der strafbaren Bedrohung und Nötigung. Dabei kann besonders auf die gewerblichen Kümpfe und Arbcitcr- streiks Bezug genommen werden. Besondere Bestimmun gen über die Verhinderung und Bestrafung von Nonkoti und Absahsperre werden in diesem Rahmen dienlich sein. Dabei muß immer wieder betont werden, daß das Koa- litionsrecht als solches durch diese und ähnliche Be stimmungen nicht angetastct wird und auch nicht angetastet werden soll. Dieses Recht soll gerade gesichert werden gegen Auswüchse und Ausschreitungen, die cs für den Arbeiter illusorisch zu machen droben und ihm die Krelhcit selbständigen Handelns, die Freiheit der Ent schließung nehmen. Nicht diejenigen begehen einen „Raub" am Koalitionörcchi, die ein in der Ver fassung gewährleistetes, aber durch die Praxis gegenstands los gewordenes Recht micdcrherstcllcn wollen, sondern die Leute, die dem Arbeiter verschreiben wollen, wann und wo er arbeiten soll, die ihn z»m Beitritt zu einer be stimmten Organisation zwingen wollen und jeden, der den Arbeiter oder Angestellten schützen will, bedrohen. Eine notwendige Ergänzung zu den geforderten Schutzmitteln stellt die Erweiterung des 8 >'» des Bürgerlichen Gesetz buches, die Verleihung der Rechtsfähigkeit auch an nicht eingetragene Gewerkschaften und Berussvercinc, also du Beseitigung der Ausnahmestellung dieser Korporationen, dar, denn sic eröffnet die Möglichte», die genannten Ge werkschastcn und Vereine für den von Ihnen eingerichteten wirtschaftlichen Schaden verantwortlich zn machen. Nur durch solche Bestimmungen kann die Ausgabe, wenn man sie einmal lösen will, ganz gelöst werden, und cs in nur zu hoffen, das; der konservative Antrag, wenn er in der endlosen Reihe der in; Reichstage bereits cingegange- nen Anträge schließlich zur Beratung gelangt, aus mehr Beachtung stößt als das letzte- und vvrletztcmal, diesem Anträge durch einen Gesetzentwurf Rechnung getragen wird, Beachtung verdient In diesem Zusammenhänge, das; auch der Hnnsabund nach langem Hangen und Bangen zu der Krgge des Schutzes der Arbeitswilligen Stellung genommen hat, und zwar, wie durchaus anzucrkcnncn ist, in den; Sinne, daß er einen ausgiebigeren Schutz für nötig erklärte. Leider aber ist er dennoch wieder ans halbem Wege stehen geblieben und hat die eigentlich dnrchgreiscn den Kordcrungcn der Erweiterung der 88 24» und 241 des Strafgesetzbuches und der Ergänzung des 8 "1 des Nürgcr- lichen Gesetzbuches durch Tirektoriglbeschluß einem Aus schuß und den Ortsvereincn zur Prüfung und Er mägnng überwiesen. Damit hat er die wichtige An gelcgenheit auf die lange Bant geschoben und er hat außerdem seinen I n d u si r i e r a t, der für die weiter- gehcndcn Forderungen cingetretcn war, desavouiert. Ungeteilte Zustimmung hat der Hansabund mit diesem halben Beschluß nirgends gesunden. Am meisten Wider spruch erfährt er bezeichnenderweise von den Blättern der Linken, die den Beschluß in ihrem Sinne einen halben nennen, das Direktorium als reaktionär bezcich ncn und die Orisnereinc gegen die Geschäftsführung mobil machen. Man erfährt jetzt auch, das; der genannte Beschluß hauvtsächlich aus Betreiben des Bundes der Kest- bcsoldctcn und der demokratischen Augeßelltenvcrbäude hin gefaßt worden ist, die sich von der radikalen Presse aus rein politischen Beweggründen zu Gegcndenivustrativueii gegen die Forderungen des IndnstrieratcS mißbrauchen ließen, Die Drohung mit einer Austrittsbcivegung bnt prompt ge wirkt und veranlaßt, das; die Augestellkeuverbäude im NuS schuß eine Vertretung erhalten haben, waS gleichbedeutend ist mit einem Begräbnis der zur Prüfung stehenden Krage. Die Regelung des Schutzes der Arbeitswilligen läßt sich aber, das muß zum Schluß nach ausgesprochen werden, nicht bis zur allgemeinen Revision des Strafgesetzbuches mehr nufschicben, sie ist so dringend, daß sie noch in diesem Winter durch eine Novelle zum gellenden Strasgcsctz- buchc erledigt werden sollte, und diese D r i n g l i ch l e i t der Materie muß unter allen Umstanden bei der bevorstehen den Beratung zum Ausdruck gebracht werden. Drahtmeldungen von; 1. Dezember. Deutscher Reichstag. Berlin. lPriv.-Tel.s Der Schriftführer verliest das "Beschwerde - Telegramm des G cmcindcrats von Zabcrn über die dortigen Vorkommnisse. — Präsident Dr. Kaempf teilt dazu mit, daß er dem Reichskanzler vvn dem Inhalte der Depesche Kenntnis gegeben habe. — Aus der Taacsordiiung steht zunächst die Interpellation der Elsässer über die Vorgänge in Zabcrn, Sie lautet: „WaS gedenkt der Reichskanzler z» tun, nm die elsaß-lothringischen Soldaten und die Bevölkerung Elsaß- Lothringens vvr Beleidigung zn schützen, wie sie sich ein Offizier des Infanterie-Regiments Nr, »» ihnen gegenüber hat zuschulden ton,men lassen. Hält der Reiclchlanzler die Strafe, die über diesen Offizier verhängt worden ist, für eine Sühne, die geeignet ist, der Wiederholung solcher Fälle vvrznbcugcn?" Reichskanzler v. Bcthmann-Hollwcg: Ich bin bereit, die Interpellation zu beantworten. Sie betrifft denselben Gegenstand, wie die Interpellation der Fortschrittlichen Volkspartei, von der bisher zu erwarten war, daß sie nach Beendigung der ersten Etatslcsuug behandelt werden würde. lZuruf der Sozialdemokraten: Wir haben auch intcrvclliertU Inzwischen haben sich in Zabcrn Vorgänge ereignet von so bedauerlicher Art. daß ich selbst den größten Wert darauf lege, baldmöglichst dem Reichstage und dem Lande darüber Auskunft zn geben sBravv.'j und jeden Zweifel z» beseitigen, daß die Autorität