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Dresdner Nachrichten : 01.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189903013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-01
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.03.1899
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Mach ekn höchst lehr- und genußreicher ju weiden verspricht- Dl« Betheiligung an der Freien Bereinigung ist erfreulicherweise so stark, daß sur diesen ersten Abend ein vollbesetzter Saal mit Sicherheit um so mehr zu erwarten steht, als auch eine große Anzahl Ehrengäste auS den obersten Beamtenkreisen ihn durch ihren Besuch auSzeichnen werden. Fortsetzung de- örtlichen Melle- ans Gelte 4 und V. h daS !st doch durchaus versländ ch nicht, weshalb der .Bor- hung dieser Briese in Unkosten Tage-geschlchte. Deutsche- Reich. Der Reichskanzler, die Minister und Staatssekretäre waren am Sonntag der Einladung des Handels ministers Brefeld ..zu einem Glase Bier" gefolgt. In Bezug ans die Vorlage über die Errichtung eines bayerischen Senats beim Obersten MllitLraerlchtsiws glauben die „Münch. N. N." im Gegensätze zu der Nachricht der Münchener „Allg. Ztg.", wonach die Vorlage den Bundesrath und den Reichstag „schon in nächster Zeit beschäftigten ioll. versichern zu können, daß man irr unterrichteten Kreisen »och mit einem längeren A»s- bleiben des betreffenden Gesetzentwurf rechnet. Zunächst hat sich noch das preußische Staatsniinisterium mit demselben zu befassen, ehe er seinen Weg zum Bundesrath nimmt. Bekanntlich ist aber auch dieses vorläufig noch nicht in die Lage versetzt, lern Votum zur Suche abgeben zu können. Man hält cs sogar für möglich, daß der Reichstag in der laufenden Session überhaupt nicht mehr mit der Vorlage besaht wird. Ein zwingender Grund, vieiclbe noch in dieser Tagung zu erledigen, liegt in der Bestimmung über den Einführungstermin der »eucnMililnrgciichtSvidiinng nicht vor. In der Bndgctkoiimiissivn des Reichstags erklärte Staats sekretär v. Bülow bei dem Etat des Auswärtige» Amtes ans eine Anfrage Frcic's, die Regierung ici mit der kolimibischcn Regierung wegen der Unterhaltung der Leuchtfeuer in Unterhandlung getreten und hoffe auf eine» baldigen günstigen Erfolg. Auf eine weitere Anfrage erklärte v Bülow. im Februar 1898 stellte England uns einen umfangreichen Gesetzentwurf zu, den wir nach sorgfältiger Prüfung durch einen Gesetzentwurf beantworteten, aus den wir noch keine Antwort haben. Wir genießen gegenwärtig in Groß britannien und allen britischen Besitzungen außer Kanada die nie drigsten Zollsätze und gewähre» umgekehrt dem britischen Mutter land«: und den Besitzungen anßcr Kanada Meistbegünstigung aus Grund des bis zmu M. Juli lausenden Gesetzes von 1898. Vor der Beantwortung der Frage, was nach dem !D. Juli werden soll, werden wir zunächst abwartcn müssen, ob und welchen Fortgang die Vertragsverhandlnugen in der nächsten Zeit nehmen werden. Von den fiidamerikanischen Regierungen ist dein Reiche nicht bc- kannnt, daß eine den Handelsvertrag kündigen wolle: es liegen im Gegentbeile Anträge vor zur festeren Knüvfung der gegenseitige» Handelsbeziehungen. Betreffs des deutsch-englischen Abkommens bin ich zur Zeit nicht in der Lage, mich weiter zu äußern. Beide Regierungen sind überein gekommen, dieses Abkommen bis auf Weiteres und bis zum Eiutritt bestimmter ilinständc geheim zu halten. Wie England sich hieran gebunden erachtet, können auch wir nicht von einer Geheimhaltung abgeheu. und dies um so weniger, als es sich nicht sowohl um aktuelle Fragen, als auch um Eventualitäten handelt, die zukünftig eiutretcn können. Zu den von« „Bcrl. Tagebl. veröffentlichten Briefen deS Grasen v. Caprivi schreiben die „Hamb. Nachr.": „Die Rede wendung. daß Eavrivi, schon ehe er Kanzler wurde, erkannt habe, wie schwere «schätzen die Kehrseite der glänzenden Medaille zeige, bildet eine Bestätigung der in den „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Bismarck auf das Zcuguiß des JeldmarschallS Man- teufsel gemachten Angabe, daß Eaprivi schon in der Zeit, als er Abtheilungschef und Brigadier in Berlin war. in Gemeinschaft mit dem Lebbiu'schcn Zirkel dem großen Kanzler die Stellung zu erschweren suchte. Es heißt darüber Band 2. S. 153 ff.: „Zu den betreffenden Kreisen gehörte auch Oberst von Eavrivi. damals Abtheilungschef im Kricgsminisleriuni. Ich will nicht entscheiden, zu welchen der S- 147 ansgesührten Kategorien meiner Gegner er damals gehörte: bekannt nt mir nur seine persönliche Beziehung zu Mitarbeitern an der „Rcichsglocke". wie dem Gcheimrath von Ledbin, Perionalrath im Ministerium des Inner», der auch in seinem Ressort einen mir feindlichen Einfluß ansübte. Der Feldmarschall vo» Manteussel hat mir gesagt, daß Eavrivi seinen, Mantenffel's, Einfluß bei dem Kaiser gegen mich anzuspanneu versucht und meine „Feindschaft gegen die Armee" als Grund zur Klage und als eine Gefahr bezeichnet habe. Es ist erstaunlich, daß Eavrivi sich dabei nicht erinnert hat. wie die Armee vor und zur Zeit niemes Eintritts in's Amt, 1862. civilfftilch bekämpst. kritisirt und stiefmütterlich verkürzt wurde, und wie sie unter meiner Amtssübrnng aus der Alltäglichkeit des Garnisonlebens iibcr Düppel, Sadova und Sedan von l86t bis 1871 -n». bar«. Aus «wem weiteren Briefe geht hervor, daß Freiherr von Stumm bemüht gewesen ist. zu verhindern, daß der „Post" Kuckucks- eler in's Nest gewgt würden. Auch lich. Wir begreifen sonach eigentlich Worts" sich durch di« Veröffentlichung gestürzt hat. Eine weitere Anerkennung denselben demnächst zu Thcil. versitäten gleichgestellt, indem Berechtigung zur Verleihung werden, d. h. es „Doktor" erworben ür die Technischen Hochschulen wird sie werden hierdurch mit den Uni- sie in allernächster Zeit mit der akademischer Wurden ansgestattet kann an ihnen die akademische Würde des werden. Dies bezieht sich nicht nur aus die , .. . , .1871 dreimal zum Einzüge in Berlin gelangte. Ich darf ohne Uebcrhebimg an- nehmen, daß König Wilhelm 1862 abdizirt hätte, daß die Politik, die de» Ruhm der Armee gründete, vielleicht nicht oder nicht io. wie geschah, in's Leben getreten wäre, wenn ich ihre Leitung nicht übernommen hätte. Würde die Armee zu ihre» Heldeuthaten und Gras Moltke auch nur den Degen zu ziehen Gelegenheit erhalten haben, wem, König Wilhelm l. anders und durch Andere berathen worden wäre ? Wohl sicher nicht, wenn er Niemand fand, der die Gefahren seiner Stellung zu thelie» und zu hesieheu bereit war." Gegenüber dem Cavrivi'schen Briefe mit seiner leeren Selbstbeweihräucherung bilde» diele wenige» Zeilen leiucs große» Vorgängers einen wahrhasl inonnmenialen Ausdruck seines gerechten SelmtbewußtseinS. der ihm durch seine Entrüstung und seine Sorge nur die Zukunft des Reiches eingegebe» wurde. Seine bescheidene und vornehme Natur erlaubte chm dergleichen, seine eigenen Leistungen betreffende Worte nur selten: es mußte Angst mn den Bestand des vo» ihm Geschaffenen hinzukvmmen, uni ihn zu bewegen, feinem verletzten Gefühl folchen Ausdruck zu geben." Ans Anlaß eines in Blättern außerhalb Hamburgs veröffent lichten Aufrufs zu Gcldiammlmigen für de» Führer der,.Bulgarin". Kapitän Schmidt, und leine Mannschaft macht die Direktion der Hamburg-Ämerika-Linic darauf aufmerksam, daß Kapitän Schmidt und ferne Offiziere es selbstredend ablehncn müssen, Geldspenden entgeaenzunehmeu. Ans Fnlda wird dem „Schwab Merkur" gemeidct. daß neuer dings der Plan anfgetancht fei, in Erfurt einen katholischen Bischofssitz zu errichten, dem alle katholischen Gemeinden in der preußischen Provinz Sachsen und in den thüringischen Staaten zu unterstellen waren. Jetzt gehören dieselben thcils zur Diözese Paderborn, thcils zu Fulda. Eine Kaiserliche Ordre vom 26. Februar setzt .chczüglich der durch das Flotteugcfetz bedingten und mit allen Mitteln dnrchzu- führenden Pcrsonalvcrmehriinge»" neue Bestimmungen für die Scekadetten und Schiffsjungen fest. Es kommen vo» den bis herigen Bestimmungen über die Ergänzung des SceoffizierkorpS die Altersgrenzen für die Aufnahme von Scekadetten in Wegfall: ferner ist «ne wesentliche Einschränkung in der Dauer der elterlichen Zulagen, eine Aenderuiig und Vereinfachung der Ausbildung und der Prüfungen vorgesehen. Die Fähnriche zur See (früher See- kadetteii, können liercits nach cuijährigciu Bvrdkomniando zum Leutnant zur See vorgeschlageu werden. Bei den Schiffsjunge»! ist zugelassen, daß eine Anzahl Jungen des älteren Jahrganges' linker Beförderung zu Leichtmatrosen auch auf andere Schiffe als Schulschiffe kommandirt wird : die Beförderung zum Matrosen soll nach zweijähriger Geiamintdicnstzcit eiutretcn. Auch in andere Zweige der Marine greift die Verordnung fördernd ein. Um die Geschützführer, Schnellfenerkanonen- und Mafchineiigewchrschützen der Murine länger zu erhalten, sollen für diele Kategorien sünf- und sechsjährige Freiwillige eingestellt werden, auch für die aus dem Heizcrpcrsvnal hervorgegangcnen Feuermcister «st eine Erweiter ung der Laufbahn vorgesehen. Das VcrbandSorgan der deutschen landwirthschastlichen Ge nossenschaften theilt mit. daß auf Befehl des Kaisers Hansministcr v. Wedel mehrere der Königlichen Faniiliengütcr in Pommern mit ihrer Buttererzeuaung dem Verkaufsverbanv norddeutscher Mol kereien angeschlofsen hat. um das ländliche Genossenschaftswesen zu unterstützen. Der Präsident des Reichstags Graf Ballestrem hat seinen Schwager von Saunna-Jeltsch durch den Tod verloren. Der „Vorwärts" ist wiedeuim durch Hehlerei in die Lage ge setzt worben, einige Briefe des Abg. Freiherrn von Stumm an «ine frühere Redaktion der „Post" zu veröffentlichen. Die Briefe betreffen die bekannte Angelegenheit des früheren Redakteurs Fink. A»S ihnen geht hervor, daß Freiherr von Stumm den Herrn Fink, obwohl er die Wahrheitsliebe des Letzteren nicht besonders hoch einschätzte. dennoch halten zu müssen glaubte, bis die Angelegen heit durch Gerichtsurtheil geklärt sei. Wir können, schreibt die Lettische Tagesztg." an diesem Standpunkt des Freiherr» von Stumm durchaus nichts Angreifbares finden^ stn Gcgeirtbeil, er mcheint wir loval und als derim damaligen Falle einzig denk- drei preußischen Hochschulen Charlottenburg. Hannover und Aachen, die seit vorigem Jahre durch die Professoren «Llabh. Leonhard und Jntze in> Herrenhaus vertrete» sind, sonder» nach den gepflogene» Unterhandlungen mit de» betreffenden Regierungen auch aus die übrigen deutschen Techniichcn Hochschulen m Dresden. München, Stuttgart. Karlsruhe, Tarnistabt und Braunschweig. Bon der in Kinutschou seit Kurzem erscheinenden „Dsutsch- Ostasialifcheii Warte" wurde der Schriftsetzer Alfred Frehhosi aus Schwedt a. O- auf drei Jahre bei einem Monatsgehalt von 209 Doll, und voller Reisevergütimg angeslellt. Zum Drucken der Zeitung ist gegenwärtig ein Matrose der Kiautschou-Bcsatzung kommandirt. Der Schriftsteller Maximilian Harden wird sich in den nächsten Tagen nach der Festung Weichselnründe begeben, um dort seine Strafe — 6 Monate Festung wegen Maiestätsbeleidigung — zu verbüßen. Als in der Sonnnbeiidiiacht eine Abthcilung Festungssträflinge in Rastatt nach der Kaserne zuriickkchrten. ergriff einer derselben vom 25. Jnsanlerie-Negiment die Flucht. Trotz dreimaligen Anrufens des Unteroffiziers setzte der Sträfling seine Flucht fort, woraus der Unteroffizier Fener gab. Ter Flüchtling brach zu sammen lind starb alsbald. Tie Nachrichten über die Verhaftung einer größeren Zahl von Arbeitern wegen Untcrichlaaung größerer Suimnen auf de» Stumm'icheir Werken sind übertrieben. Es sind im Ganzen nur 3 Ncunkirchencr Arbeiter wegen Entwendung von Zinn verhaftet worden. Oesterreich. Kaiser Franz Joses empfing die neuen unga rische» Minister, nachdem dieselben vorher in der Hofburg vereidigt worden waren. Baron Banff» wird nächste». Montag seine Ai>- ichiedsaudrenz beim Kaiser haben. — Bei den bevorstehenden Aus gleichs-Verhandlungen zwischen Oesterreich »nd Ungarn sollen, wie Regierungsblätter versichern, die von Szcll ausgecirbeileteir Ans- glcichssvrmeln. welche vorläufig noch geheim gehalten werden, als Grundlage dienen. In einer Wählerversammüliig zu Jglau erklärte der deutsch- fortschrittliche mährische Abgeordnete Tr. Groß, er wolle den Glauben an die Möglichkeit einer Verständigung von Volk zu Volk nicht ansgebcn. aber solange die gegenwärtige Regierung am Ruder sei, solange der czechische Größenwahn nicht verschwunden sei Mid die Sprcicheii-Vewrdinuigcn sortbcslchc», könne von einer Verständigung keine Rede sei», den» Niemand könne den Deutschen zuiuuthen. nationalen Selbstmord zu begehe». Die Versammlung sprach ihren Abgeordnete» ihr Vertraue» aus und forderte sie aus. Alles auszubieteu, um ein enges, dauerndes Ancinauderschließeu aller Oppositionsparteien und der deutschen Abgeordnete» zu er wirken. damit eine weitere Slavisimiig verhindert und das ictzige abwliitistisrhe, dem Staate und dem deutschen Volke verderbliche, die Staatsgnindgcsetzc mißachtende, das mirthschastliche Wohl an Ungarn preisgebende Snstcin endlich beseitigt werde. Ungarn. Nachrichten aus Pest besagen, daß die Fusion der Nntioiialpartei mit der liberalen Partei bereits eine feststehende Sache ici. Wie verlautet, werde die Natioualpartei ihre Auslösung ciusivrecheu und noch im Laufe der nächsten Woche i» den Klub der liberale» Partei eiutretcn. In ungarischen politischen Kreisen verlautet ferner, daß in absehbarer Zeit die Portefeuilles des Innern und der Finanzen an zwei hervorragende Mitglieder der Nationalpartei übertragen werden sollen. Der Fackclzug der Studenten in Pest aus Anlaß des Rücktritts Banffh'S wurde verboten. Ter Opposition cuigehörigc Bürger und Studenten in Pest veranstaltete» aus Anlaß der Beendigung der Krisis einen Fackel- zng sämmtlicher oppositioneller Parieillnbs. Der Zug bewegte sich in voller Ordnung und unter wiederholte» .Hochrufen aus den König und auf den Ministerpräsidenten Szell. Frankreich. Im Senat begann die Beratlnmg des Gesetz entwurfs betreffend die Abänderung des Nevisionsversahren-s. Auf Antrag des Justizminisiers Lehret wird die Dringlichkeit der Berathiing beschlösse». Maxime Leevmte bekämpft den Gesetz entwurf : derselbe sei verfassungswidrig und greife die Unabhängig keit der Richter an Lccomte spricht über die Beschuldigungen Beanrcpaire's und erklärt, daß die Ergebnisse der Untersuchung Mazrau's für die beschuldigten und verleumdeten Richter durchaus ehrenvoll seien. Ter Redner macht Mazeau de» Vorwurf, er habe sich dazu hinreißen lassen, einen Rath au, politischem Gebiete zu eltheilen und dies sei eine Vermischung der Gewalten. Lecvmte fügt hinzu, die Untersuchung sei einer der schimpflichsten Vor gänge der Gegenwart. Am Schluffe seiner Rede sagt Lecvmle, der bevorstehende Beschluß werde nicht die erhoffte Beruhigung herbeiführen. (Bestall.) Berichterstatter Bisscnil tritt für die Vorlage ein. Er erklärt, die Vorlage sei durchaus kein Gelegeu- heitsgesetz, sie bezwecke einen mit Recht verdächtigten Gerichtshof durch einen solche» zu ersetzen, der geachtet werde. (Beifall.) Girault bekämpft die Vorlage. Lamarzelle sagt, angesichts der Schlußfolgerungen Mazeau's müsse mau für das Gesetz stimme». Borenger erklärt, er werde niemals für ei» Gesetz stimme», welches eine Verletzung der Prinzipien von 1789 bedeute. Er habe über die Drehfusangclegenheit durchaus keine Ansicht, wenn aber eine Revision nöthig sei. so müsse dieselbe aus Grund der bestehenden Gesetze erfolgen. Redner tadelt die Regierung, weil sie die Unter suchung durch Mazeau ungeordnet habe und unterzieht das Vor gehen Beaucepaire's einer scharfen Kritik. Er siebe die Armee, immerhin aber hätten, io fügt er hinzu, einige Führer derselben sich schwere Vergehen zu Schulden kommen lassen und die Armee müsse sich von den inneren Wirren semhalten. Frehcinet pwtestirt gegen die Worte BLrmger's und erklärt, er finde, daß die Armee ihre Pilichtcn voll erfülle, dieselbe sei hem Gesetze und der Dis ziplin ergeben, ihr Pflichtgejuhl kenne leine Grenzen und habe zu keiner Zeit nachgelassen. (Beifall.) Porenger erwidert, es habe ihm durchaus fern gelegen, die Armee zu beleidigen. Mehrere» radikalen Blättern infolge geht aus den beim Senator Buffet beschlagnahmten Papieren unzweideutig das Be stehen eines orleanistischen Komplotts hervor. Gewisse auswärtige Souveräne hatten Geld für das Kvmplvtt hergegeben. Dieses sollte von einem aktiven General ausgcführt werden, von dem es hieß, daß er demnächst Kricgsmiiiister würde. Die Orleanislcn wollten nur die Ernennung des Generals zm» Kriegsmmistcr ab- warten, um zu handeln. Däronläde hatte den ganzen Plan zer stört. Senator Buffet erklärte einem Mitarbeiter des „Figaro" gegenüber, daß die Royalisten weder mit Dörvulede noch mit irgend welchem General tvnspirirtcn. — Dem „Echo de Paris" zu folge würde General Gallun abbcrnfen und General Bailloud znm Gouverneur vo» Madagaskar ernannt werden. Die englischen Forderungen, betreffend die madagassische Zolltarissrage, würden erfüllt werden. „La Petitc Republigiic" veröffentlicht eine Rede mit dem Senator Buffet, kn der dieser das Verlangen äußerte, vor einen StaatSgerichtshof gestellt zu werden, wenn man glaube, daß er an einer Konspiration theilgcnvmmcn habe. Das Blatt glaubt zu wissen, daß i» den beschlagnahmten Papieren die Namen der Prä fekten und sonstigen Beamten enthalten sind, die nach dem Gelingen des Staatsstreiches sogleich an die Stelle der gegenwärtigen gesetzt werden sollten. Der „Figaro" meidet, er habe ebenfalls erfahre», daß die beschlagnahmten Schriftstücke die vollständigen Einzelheiten über die zukünftige Einrichtung der monarchistischen Regierung und das Verzcichniß der von dem Herzoge von Orleans nach seinem Erscheinen in Frankreich zu eriicuuende» Beamten enthalten. Gleichwohl glaubt der „Figaro", daß man das Bestehen eines Komplotts nicht werde Nachweisen können, obschon sehr belastende Briefe gefunden worden wären, vo» denen z. B. einer lautet: „Sehen Sie doch zn. ob General L. würde marschiren wollen: wenn ja, antworten Sie mir sofort, und ich werde die Antwort weiter schicken: dann würde Alles gut gehen. Der „Figaro" nennt den Briefschreiber zwar nicht, bemerkt jedoch, derselbe werde dem Untersuchungsrichter Fabre Aufklärungen zu liefern haben. Bei den Haussuchungen in den Rä unien des orleanistischen Komitees wurden Bildnisse des Herzogs von Orleans, ferner mit den Provinzialkomiiees gewechselte Briefe und eine von Lilien ge krönte Trikolore beschlagnahmt. Italien. Die .Tribuns" will wissen, daß, die Ueberrelchung de- Beglaubigungsschreibens drS neuen französischen Botschafter» beim Vatikan anfgcschoben lei, well di« französische Regierung ihre Unzufriedenheit mit dem Benehmen Ramvolla's gegenüber dem Minister Eancvaro bei der Trauerfeier für Faure ausdrücken wollte. Wahrscheinlich aber erfolgte diese Aufschiebung lediglich, well die Uirterschrift Jaure's unter dem Beglaubigungsschreiben durch die jenige Loubet's ersetzt werden mußte. Hingegen erhielt die ita lienische Regierung die Erklärung des Bedauerns durch den Bot- ichafter Niinrd. dem Canevaro bemerkte, daß Ramvolla's Unhöslich- keit ihn als Urheber der Einladungen zur Trauerseier in der fran- zösiichen Nationalkirche mittreffe. Der Czar hat. wie verlautet, dem Papst sein tiefstes Bedauern darüber auSivrcche» lasse», daß er eS nicht durchsetzen konnte, den Vatikan an den Verhandlungen der Abrüstungs-Konferenz theil- nehmen zu lassen. Aus Befehl seiner Regierung blieb der französische Gesandte diesmal deni Enwfcing bei dem Papste anläßlich des Jahrestages seiner Thronbesteigung fern. Die französische Regierung soll über den Zwischenfall in der französischen Küche anläßlich des Reauiems für Fanre sehr iingchalteii sein. „Popolo Romano" erklärt, die Meldung, der Pacht werde gegen die Ausschließung des Heiligen Stuhles von der Abrüstungs konferenz Einspruch erhebe», sei nicht nur verfrüht, soirderu entbehre überhaupt jeder ernsten Begründung. Belgien. Tie Körstain ist wegen Unwohlseins genothigt. das Zimmer zu hüten. (Wiederholt.) Spanien. Im Senat sprach sich Almenas gegen eine von Martine; EampoS vorgeschlagene varlameiitoriiche Unteriuchung ans. wobei er erklärte, eine derartige Unteriuchung wäre nur e'w schlechter Scherz. (Redner wird zur Ordnung gerufen.) Campos hielt seinen Anirag aufrecht und vertbeidigt die Armee gegen die Angriffe, welche gegen dieselbe gerichtet werden. Die Ehre de> Armee sei fleckenlos. Ter Justizminister Grojzard erklartc. Niemand habe das Recht, die Armee zu kritisiren. deren Ehef der König sei, und fügte lffnzu, die Regierung sei mit einer Untersuch ung einverstanden Der Antrag Eamvos wurde zur Abstimmung gebracht. Almenas verlangte namentliche Abstimmung. Der -senat beschloß, de» Antrag in Erwägung zu ziehen und den Burea»s^>ehnss Einsetznng einer Kommission zu überweisen. In Senat brachte General Barges einen Zniatzantrog zu dem Gesetzentwurf über die Abtretung der Philippinen ei», nach welchem die Regierung ermächiigt sein toll, alle Inseln, welche Spanien noch ii» äußersten Orient gebsiebe», auSzutauschcn, zu verkaufen oder überhaupt auszugcben. Correo-Gerona versicherte, Don Jaime sei au. 23. Februar incognito nach Gervua gekommen, nachdem NI iii «mk lipMt'spn Miir KÄ iei tili LU sicher. vorher in Valencia und Barcelona gewesen war. Es ser daß eine karlistische Verschwörung bestehe. Ter Kreuzer „Meteor»" begann, wie aus Ferro! gemeldet wird. Montag Nachmittag infolge eines Lecks zu sinken. England. In der Uutcrhausdebatte über den Nachtrags- krcdit für Uganda beantragte Dille die Abstrerchnng von lOO Pfund . Sterling und forderte Ausknnst über die Zustände in Uganda und ! die Expedition Marthr. Der Parlainentsuntersekretär des Aus- ! wärtigen erklärte, Maedonald befinde sich nach beendeter Expedition ans dem Rückweg nach Uganda. Marthr solle das rechte Nilufer erforschen, dort womöglich einen Posten errichten und schließlich Kitckeuer die Hand reichen und das Uganda und die Nilyuellen mit dem Nilthal verbindende Gebiet besetzen. Nach Telegrammen vom 31. Januar befand er sich 25 Meilen von Lado und hatte freundliche Beziehungen heracstellt mit dem aus dem linken Nil nser bcsindlichcn belgischen Posten. Die Regierung beabsichtige übrigens nicht, überall Posten zu errichlen, solider» wolle nur die britische Steilung befestigen. Der Antrag Dille wurde mit 185 gegen 66 Stimmen abgelehnt Dänemark. Bei dem Trauergottesdienst für den Präsidenten Faure in der dänischen .Hauptstadt wurde die Abwesenheit der Prinzessin 'Waldemar von Dänemark, geborenen Prinzessin Marie von Orleans, und ihres am dänischen Hofe lebenden Bruders, des Prinzen Jean von Chartres, bemerkt. Riisclaiid. Zn dem sensationellen Artikel der „Politiken" i« Kopenhagen über den Czaren wird der „Voss. Ztg." des Näheren belichtet: „Der Umstand, daß Kaffer Nikolaus das Manifest, worin die neuen Bestimmnngen für Finnland angckündigt wurden, eigenhändig unterzeichnet hat. während die Bekanntmachung, worin die Bestimmungen selbst enthalten sind, vom Großfürsten Michael unterzeichnet worden ist. giebt der Zeitung „Politiken" Anlaß, die schon seit Monate» über die Gesundheits-Verhältnisse des Kaisers gehenden Gerüchte zu erwähnen. Die Nnmcnsnnterschriften, die der Kaffer unter die Erlasse setzt, bildeten, wie „Politiken" besagt, die einzige Regieinngshandlung. die der Kaiser vornimmt. Alle Beschlüsse ivnrden ohne Mitwirkung und Wissen des Kaisers ge faßt : Gro'ffürst Michael, sein Onkel, habe die ganze ausübende Macht in seiner Hand. Dem Kaiser Nikolaus verbiete seine Krank heit jede geistige Beschäftigung, lieber die Krankheit, die nach dem Erlaß der Fiirdeusbotschast entstanden sei, mären zwei Les arten im Umlauf. Shells werde behauptet, der Kaiser sei langsam von einer Krankheit überwältigt morden, die ihn seit Langem be drohe. theils werde aus Petersburg berichtet, daß das langsame Fortschreiten dieser Krankheit und andere begleitende Umstände den Gedanken aus eine Ursache geleitet hätten, die ihren Ursprung außerhalb der Person des Kaisers habe und nicht zufällig, sondern im Gegcntheil planmäßiger Natur wäre. Jedenfalls bedeutet es keine Abschwächnng dieser Gerüchte, daß Kaiser Mitolaus die finnische Deputation, die in Sachen des Manifestes nach Petersbur, gereist war, nicht empfangen hat." In Uehereinstimmnng hier mit erfährt, der „Boss. Ztg." zufolge, die „Dail» Mail" aus Kopen hagen. Kaiser Nikolaus von Rußland sei an einem Leiden erkrank!, das >ede geistige Anstrengung ausschließe. Die Shmptvme zeigten sich kurz nach Veröffentlichung des Abrüstungsvorschloges. Der Ezar sei außer Stande, denRegierungsgeschästen vbzulieaen. Groß, fürst Michael erledige sie. Großfürst Michael ist der Bruder des 1882 ecmordeten Ezaren Alexander tl. Großfürst Michael ist ge boren 1832. Er ist der Präsident des Reichsraths. Llinerika. 'Nach Privatmcldilngen aus Granada und Nicaragua ist das ganze Land in völliger Zerrüttung. Der Kaffee fault auf den Bäumen, da die Arbeitskräfte zum Heere ausgehoben werden Den Einwohnern von Granada ist eine Kriegskontrlbutirm von 260.006 Toll, auserlegt worden. Die Kaffeeabgabe wurde aiisLDoll für lOOKilogrnmm erhöht. DieRegiernngstrnvven nahmen die gegenüber Haefield's liegende Stadt Bluff ein. General Rehes, der Führer der Aufständischen, hat sich in's britische Kon siffcit in Nicaragua geflüchtet und sich bereit erklärt, die Waffen zu strecken. Die Revolution ist demnach als beendet anznsehen. Der New-Aorker..Times"-Kvrrewoiident telegraphirt: Wenn hier eingegangene Depeschen znticffen. scheint die Washingtoner Regierung geneigt zn sein, Deutschland in der Samoafroqc min bestens auf halbem Wege entgegen zu kommen Wenn Deutsch land seinen Konsul abbcruft, dürsten die Vereinigten Staaten sich der Ernennung eines neuen Obenichlers an Ehambcr's Stella nicht widersetzen. Sollte Deutschland die Entfernung Chamber s verlangen und England der Forderung zustimmen. so dürfte ibi auch Amerika zustimmen: nicht wegen Chamber's Vorgehen au! Samoa, sondern wegen des Brieses an seinen Bruder. Es de stehen Gründe, daran zu zweifeln, daß diese Darstellung eine osstzielle Grundlage besitze: darunter sei die Ungewißheit, ob EhamberS die Ermächtigung zur Veröffentlichung des Briefes gegeben hat. Es besteht aber kein Grund, zu zweifeln, daß im Staatsdepartement und im Weißen Hanse cm versöhnlicher Geist herrscht und daß das amerikanische Volk mit der Erledigung jedes Streitfalles mit Deutschland auf billiger Grundlage zufrieden sein werde. Asien. Die „Times" melden aus Hongkong: Die Besitz nahme des England zugestaiidenc» erweiterten Gebiets von Kanlung verzögert sich, da die Feststellung der Nordgrcnze noch nicht er ledigt ist. Nach der erfolgten Besitznahme werden die chinesischen Zollslatioiicn ans dem britischen Gebiet entfernt werden. Ter russische Gesandte in Peking richtete einen formellen Protest all das Tinngli-Namcii gegen die Bestimmungen des Vertrags bezüglich der neuerdings in London aufgelegteil Anleihe zum Zwecke der Fortführung der Nilitschwana-Elscnoahii. Unter anderen Gründen führt er an, daß der Artikel 6. der bestimmt, daß der Oberingenieur der Eisenbahn ein Engländer sein soll und daß ein europäischer Eifeildahnrechnungsfnhrer angcjteüt werden soll, um den Generaldirektor und den Ingenieur bei der Revision der Einnahmen und Ausgaben zu unterstützen, mit den Bestimm ungen des rnssisch-chinesrschen Abkommens in Widerspruch stehe. Der russische Gesandte beschuldigt deshalb das Tstnigli-Aamen de« Bertranensbrnches. — In einem Artikel der „Times", in dem die obige Pekinger Meldung besprochen wird, heißt cs. cS sei das Vorgehen Rußlands in dieser 'Angelegenheit schwer vereinbar mit dem in St. Petersburg ausgesprochenen Wunsche, mit England bezüglich, der Angelegenheiten rm änßersten Orient eine freundschatt - ltche Verständigung herbeizuführen. Man hoffe, es werde s»ck> Herausstellen, daß sowohl der ledige russische Gesandte in Peking Dvesdnev Nachrichten. «u». Seite «. W» Btittwoch, 1. März L88V
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