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Dresdner Nachrichten : 02.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192707026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-02
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.07.1927
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rouuabend. r. 3«n isrr — »vr«-ner Itachr^hlea' — Itr. ZOS Seile S Dr. Koch über einen deutschen Szeanslug. Deutschlands Sonderausgabe: Derkehrs- sltegeret. v«rN». 1. Jult. Der RetchSverkehrSmtnsster Dr. h. e. Koch als für die Luftfahrt zuständiger Retchsmtntster er. klärt« einem Vertreter he» W. T. B zur Frage eine» deutschen Fluge» mU deutschem Flugzeug nach Amerika, die im Au. sammenhange mit dem Abschtedvgruß der amerikanischen Slteaer neu in den Vordergrund de» Interesse« gerückt «st: Die deutsche Regierung interessiert sich lelbstver. Aündltch ftir sedeS ernsthaft vorbereitete Unternehmen, da« «in deutscher Flieger mit einem deutschen Flugzeug und deutschen Motoren unternimmt. Der Flug von Deutschland nach Amerika ist wegen der vorherrschenden Windrichtung schwieriger al« der in umgekehrter Richtung. Aber e« ist das Kennzeichen de« Verkehr«, im Gegensatz zum Rekord, flteaer. baß er sich von äußeren Einflüssen möglichst un- abhängig zu machen bestrebt ist. während der re korb, brechend« Flieger da« Recht hat. sich möglichst günstige Setterverhältnifs« au » zusuchen. Do ist denn der Fl,lg in Richtung Amerika—Europa aus der nördlichen Halbkugel mehrfach gelungen. Zum ersten Male dem Engländer Aleock acht Jahre vor vtnbbergh und Chamberli». während »i« entgegengesetzte Ueberauernag des Rordatlautik bisher ketue« Flieger gelnngeu ist. Da e« also unsere Aufgabe ist. nicht Leistungen anderer nach, «nahmen, sondern den Luftverkebrögrdanken Schritt für Schritt weiter zu fördern, scheint mir nicht da« einmotorige Räderslugzeu«. sondern zum mindesten ein mehr motorige« Landflugzeug oder ein einmotorige« Schwimmerflugzeug, und zwar in iedem Jolle mit FunkauSrllstung kür den Flug in Frage zu kommen. Das beste »Lre ein qroße« Wafferslngzcug. wobei nach den bisherigen Er fahrungen oberhalb eines gewissen Gesamtgewichtes die Klngboote höhere Seetüchtigkeit als die Schwimmer« Kngzeng, ,« habe« scheinen. Auf die Frage, ob und wie da« Reich eine deutsche Ozean- überauerung fördere, erwiderte Neicköverkehrömlntster Dr. Koch: Da« Reich fördert durch Industrieaufträge fort schrittliche Bau must er. Es ist daher Sache der Industrie, sich im Rohmen dieser Förderung den Tagesaufgaben anzupassen, und ich habe die Hoffnung, daß sie dem gerecht »erden wird, wenn nicht im Laufe de« Sommers, dann später »ach um so sorgfältigerer Vorbereitung. Der-sur-Mer. Die Landung BqrdS au der Sanalkstste. Eaen, l. Juli. Wie beim Ehamberlinflug die deutsche Stadt Kottbu« eine gewisse Berühmtheit erlangte, so ist es fetzt der kleine französische Ort an der Kanilkliste Äer-sur-Mer. Eine Völkerwanderung ergießt sich in den kleinen Ort. Len man außerhalb Frankreichs bisher kaum dem Namen nach gekannt hat. Der Nordpolflicgcr und Ozeanbezwinger Byrd wohnt mit seinen Begleitern im Hause des OrtSvorsteherS. Die Bewohner von Äer-sur-Mcr, in der Mehrzahl Schiffer oder Seeleute, erzählen voller Stolz den zahlreichen Presse vertretern von ihren Erlebnissen, nach der Laitdung der „America* am Meere. Bon der Landung selbst hat man in. folg« des dichten Nebels kaum etwas gemerkt. Dt« Schiffer waren nicht schlecht erstaunt, als aus einmal vier Männer von -er hohen See her an die Küste geschwommen kamen. Wir find die Ozeanflieger, helfen Sie uns, unser Flugzeug zu bergen, waren die ersten Worte Bnrds. Das Flugzeug trieb etiva 200 Meter entfernt auf dem Meere. Mehrere Versuche, sofort mit Rettungsbooten daS Flugzeug an Land zu ziehen, mißglückten. Es wurden aber französische Schlepp dampfer benachrichtigt, die sich augenblicklich um die Ber gung beS Flugzeuges bemühten. ES steht fetzt schon kost, daß baS Flugzeug sehr schwer« Beschädigungen erlitte» hat. Die vier Flieger waren natürlich todmüde, aber ihre erste Sorge galt doch der „America*, die sie so sicher über den Ozean geführt hat. Dyrd hat über seinen Flug einige vorläufige Angaben gemacht. Er «klärte, daß der Nebel über Frankreich derart dicht gewesen fei, baß er von den Lichtsignalen des Pariser Flugplatzes nicht da« mindeste gesehen habe. Auf dem letzten Teil des Fluges stieg die Gefahr aufs höchste. Benzinmangel inmitten «ine« unendlichen Nebelmeeres machte die Lage trostlos. ES gab sogar Augenblicke, wo sie nicht mehr an eine Rettung glaubten und verzweifelte 808-Ruse in die un- durchsichtige Nacht funkten. Der K»«»«ß fm»ktt,»iert« nicht «ehr. Jede anderweitige Orientierung mißlang. Veretts nach de« Passieren des Kanals flog da- Flugzeug in unsicheren Kurven über der französischen Küstenlandschaft. Den franzö. fische» Funkstationen, die dauernd RichtungSstgnale au», sandten, gelang e» nicht, ein« etnwandsrete Äerbindung mit der Empfangsstation de» Flugzeuge« herzustellen. Man war in grober Besorg»««, da man wußte, baß die Venztnvorrät« de» Flugzeugs nur noch kurze Zeit reichen würden. Schließlich scheint aber da« Flugzeug RichtungSrufe der Funkstation Le Havre erhalten zu haben, und Byrd scheint dann versucht zu haben, die Seinemündung zu erreichen, um dort gefahrlos zu landen. Aus dem Lande wollte er nicht landen, da ihn da« Beispiel Chamberlin« abschreckte, der bet seiner Notlandung bei Kottbu« einen schweren Propellerbruch erlitt. Byrds Irrfahrten über Frankrekch. Pari«, 1. Juli. Byrd gab heut« nachmittag in Ber.su. Mer französischen Journalisten genauere Mitteilungen über den letzten Teil seines FlugeS. Danach war bas Flugzeug neunzehn Stunden lang von dichtem Nebel umgeben. Von Kap Finistere an hatten die Flieger völlig die Richtung verloren und flogen zweimal rnnd «m Westfrankreich. wobei Ne vermutlich in die nächste Nähe von Pari« gekommen sind. Unter diesen Umständen konnte Byrd keine Landung wagen und zog eS vor, in der Nähe der Küste auf bas Wasser, ntedcrzugehcn. Der Aufprall auf den Wellen war ziemlich hart, doch kamen die Insassen des Flugzeuges mit einfachen Quetschungen und Hautabschürfungen davon. sWTB.) Die Bergungsarbeiten an -er „America". Paris, 1. Juli. Während die Mannschaft Byrd« in Ver-sur-Mer an der normannischen Küste der Ruhe pflegt, hat die französische Regierung heute der amerikanischen Bot- schast im Weißen Haus in Washington die Glückwünsche über das Gelingen deS Fluges ausdrücken lassen. Inzwischen find die Bergungsarbeiten in vollem Gange. Die be sonders wertvolle» Apparate konnten bereits in Sicherheit gebracht werden. Wie schwer die Beschädigungen sind, die das Flugzeug hat. läßt sich noch nicht feststellen, da erst bei Eintritt der Ebbe die eigentliche Bergung beginnen kann. Schon jetzt aber konnte man feststellen, daß der mittlere der drei Motoren nicht mehr funktioniert. das Fahrgestell ist zerbrochen und bei der Landung haben sich die Propeller in den weichen Sand eingebohrt. Die Flieger, die den letzten Tropfen Brennstoff verbraucht hatten, hatten die Ab- sicht, in der Seinemündung zu Wasser- zu gehen, konnten aber ihr Flugzeug nicht mehr so lange in der Luft halte« Die Notlandung erfolgte nachts gegen )43Uhr. Da der Bürgermeister des Ortes erst gegen Uhr die Nachricht nach Paris telephonieren konnte, ergaben sich ge- wisse Verwechslungen in der Zeitangabe, zumal man in Paris auf dem Flugplatz Le Bourget gegen AS Uhr die drahtlosen Notrufe des Flugzeuges gehört haben soll. Stn -eulfches SachoerftSn-tgenurkeU. Berlin, 1. Juli. Kapitän Boykow, der bekannte deut. sche Sachverständige für Fltegernavtgation, erklärt tn einer Auslastung über den Schlutzteil des Byrdschen FlugeS: Comander Byrd hat in der Morgenfrühe sein Flugzeug bei Le Havre unmittelbar an der Küste zu Wasser gebracht. Er hatte schon gegen 0 Uhr abends die Küste der Bretagne über- flogen. Die Entfernung bis zu seinem Ziel betrug weniger als 4M Kilometer. Er muß also längere Zeit Über Frank, reich herumgetrrt sein und schließlich aus Benzin. Mangel eine Landung bet Le Havre unternommen haben. Dieses Umherirrcn an der letzten Flugetappe scheint für die Ozeanslüge typisch zu werden. Der Grund hierzu ist in der luigenitgendcn navigatorischen Ausrüstung zu suchen. Wen« das Flugzeug, von Amerika kommend, nachts anf die Küste trifft, fangen erst die NavigatiouSschwierigkeiten an. Ein Zeppelin bei -en italienischen Marinemanövern. Rom, 1. Juli. Heute nacht wurden die Marinemanöver beendet. Mehrere Blätter heben die großen Bertienste her vor, die der frühere Zeppelin »Bodensee*, jetzt »Esperia* dabei geleistet hat. DaS Luftschiff sei selbst unbemerkt ge, bliebe«, habe aber t»vtz schlechten Wetters seiner Partei die Ankunft «nd die Zahl sämtlicher feindlichen Schiffe gemeldet. Rach den Fausttömpsen im Preußen-Landtag. Eia Aadau- und Mpelparlamenl. lLrahtmel-ung unsrer Berliner Lchriftleitungi Berlin, 1. Juli. Bon parlamentarischer Sette des Preußischen Landtages gehen uns folgende Ausführungen zur Wieder einmal mutz man mit Bitterkeit feststellcn, daß »er Preußische Landtag den Namen eines »Radau- und Rüpelparlaments* den er seit langem im Volk trägt, nicht zu Unrecht führt. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter hielt e« für angebracht, die Kenntnisse, die er tn einem Srbeiterboxkursus erworben hatte, einmal praktisch an seinen politischen Gegnern zu erproben. Es paßte ihm nicht, daß Darlegungen eines Fraktionskollegen zur Arensdorfer Blut- tat, die nichts weiter waren als «ine wüste Hetze gegen die Rechte, von dieser nicht ohne Widerspruch ausgenommen wurden. Da «r die Fertigkeit des Knock-out-GchlageS erlernt hatte, hielt er «» für das richtigste, den Gegner auf diese Weise zu schlagen. Es ist nicht verwunderlich, daß seine Freunde mit dabei sein wollten. Den Kommunisten gegenüber, die selbst verständlich einer Prügelei nicht fernbleiben dürfen, wollten sie natürlich nicht zurückstehen. Im Nu war eine Einheits front hergestellt, und so hatte man das unwürdige Schau- spiel, daß der Sitzungssaal, der eigentlich die Stätte gemeinsamer abwägender Arbeit für des Volkes Wohl sein sollte. zur Arena für Boxhelben wurde. ES entbehrt nicht der Komik, baß dabei diese Ritter von der harten Faust trotz der tn scchswöchentlichem Kursus erworbenen Boxkenntnisse Prügel abbckamen. Der Schieds- richter eines Faustkampfes hätte sie auf keinen Fall als die Sieger erklärt. Aber diese Borfälle sind doch, , mögen sie den Zuschauer auch unweigerlich zum Lachen reizen, von sehr ernster Bedeutung. Ist der Parlamentarismus doch erledigt, wenn es dahlnkommt, baß der Kampf der Geister »um Kampf der Fäuste wird. Gibt eS noch Möglichkeiten, die aus den Niederungen, tn die man geraten ist, wieder hinauSsühren? Diese Frage kann bejaht werben. Wenn das Präsidium des Landtages mit energischer Strenge gegen solche Rüpel vorginge, die sich nicht scheuen, andere Abgeordnete tätlich anzugretsen, so würde ihnen die Lust ver- gehen, »Handfertigkeiten*, die sie vielleicht an anderer Stelle gebrauchen können, im Sitzungssaal beS Parlaments anz». wenden. Im Grunde genommen weisen aber auch diese Vor kommnisse mit allem Ernst auf baS Führerproblem hin. Wa» die Sozialdemokratie im Preußischen Landtag an Abgeordneten hat, sind, abgesehen vielleicht von den durch , die Barmatprozesse zu rühmlicher Bekanntschaft gelangten I »Geschäftsleuten", Männer, die keinen Anspruch darauf er- heben können, für irgendeine Führertätigkeit in Betracht zu kommen. DaS liegt hauptsächlich an dem ganz und gar ver fehlten Wahlsystem, das diese Abgeordneten inS Parlament bringt. Wären die Parteien gezwungen, vor ihre Anhänger Kandidaten zu stellen, die sich als Persönlichkeiten behaupten können, so wäre von ihnen mancher seinem Beruf treu geblieben, statt sich im Parlament aufzusptelen. Ein anderes Wahlsystem, insbesondere auch eine Heraufsetzung des Wahlalters, könnte viel von dem Unerfreulichen be seitigen, was heute Preußens Parlament so sehr diskreditiert. DaS LandtagSprästdtum begibt sich aber selbst aller Waffen, die es gegen dicWieberholung solcher Vorfälle hat, wenn eS, wie aus dem nachfolgenden Bericht hervorgeht, seine Disziplinargewalt in so nachlässiger und ungerechter Weise handhabt, wie nach den heutigen Radauszenen. Ordnungsrufe nach rechts! Di« Dentschnatlonale» verlasse« de« Saal. Berlin. 1. Juli. Nach zweistündiger Unterbrechung wurde die Sitzung des Preußischen Landtages wieder eröffnet. Prä sident Bartels erklärte: Ich muß dem ttefen Bedauern darüber Ausdruck geben, daß das Ansehen des Parlaments durch solche Zwischenfälle herabgesetzt wird. Bet -er eingehen den Behandlung des Vorganges im Aeltestenrat hat sich nicht feststellen lasten, wer sich Tätlichkeiten hat zuschulden kommen lasten. Für solche Ordnungswidrigketten gibt eS nur ein Mittel nach unserer Geschäftsordnung, den Ausschluß. Infolge der Unklarhest über die Einzelvorgänge muh davon abgesehen werden. Der Abg. Wiedemann hat durch seine beleidigen- den Zwischenrufe den Anstoß zu den Vorgängen gegeben. sUn- ruhe rechts.) Ich habe seine Beleidigungen zweimal gerügt. Cr hat sie trotzdem wiederholt. Ich rufe de» Abg. Wicdemanu deshalb nachträglich zur Ordnnng. (Rufe: Unerhört» ES ist festgestcllt. daß der Mg. Meyer (Berlin) sich auf die rechte Sette des Hause» begeben hat. Er bestreitet, daß er dabet An- griffsabstchten gehabt hat. Ob er geschlagen hat. hat sich nicht feststellen lasten. (Unruhe und Lachen rechts.) Wäre baS fest gestellt worden, so wäre der Ausschluß verfügt worben. Er erhält einen Ordnungsruf. Unter großer Unruhe der Rechten schließt der Präsident mit der Mahnung an die Abgeordnete«. Ordnnng und Selbst, zucht z« wahren. Darauf verlassen die Abgeordnete« der Rechten de« Saal. währeirb Abg. Krüger (Soz.) seine Rebe sortsetzt. Er behauptet, tn AreuSdors sei vor -er Bluttat von Stahlhelmsmttglicdern die Parole «»»gegeben wyrbe«: »Alle Retchsbannerleute müßten totgeschlage» «erden* Nach der Bluttat habe in «rensdorf ein« Sitzung de» örtlichen Stahlhelm« stattgefun- Le», um die verduukeluna de« Tatbestände« zu versuchen. An- gesicht» der Gewalttaten der RcchtSputschtften wünschten seine Freunde bi« Ausdehnung de» sür Berlin bestehenden Stvck- verbote« au/ganz Preußen. Bon deutschnattonaler Sette wurde dann die Große Anfrage Uber die planmäßigen Uebersälle von Mit gliedern de» Roten FrontkämpferbundeS aus rechtsgerichtete Organisationen begründet und mitgetetlt, daß daS Reichs, banner a« nächste« Sonntag in AreuSdors eine große Demo«, stration veranstalte« wolle. Man müsse die Regierung darauf aufmerksam machen, daß sie sich sür die Folgen verantwortlich mache, die sich ergeben, wenn sie daS zulätzt. — Nachdem noch ein kommunistischer Redner eine Interpellation wegen an geblichen Terrors gegen die Roten Frontkämpfer begründet hatte, schritt der Jnsti,minister Dr. Schmidt zur Beantwortung der Interpellationen: Die Nachricht von der schweren ArcnSdorser Tat habe er mit peinlichen Gefühlen ausgenommen. Er sei entsetzt und empört über die Gefühlsroheit, die sich dort gezeigt habe. Wenn von einem Teil der Presse behauptet worden sei, daß die Tat eine Folge der politischen Justiz sei, so sei dieser Vorwurf tn seiner Ver allgemeinerung ebenso bedauerlich wie unberechtigt. Staats anwaltschaft und Gericht gingen mit voller Objektivität vor ohne Ansehen der Person und der politischen Gesinnung. Der Minister teilte dann mit, daß am morgigen Sonnabend in Arensdors an Ort und Stelle eine Vernehmung der Be- schuldigten und Zeugen stattfinde. Darauf nahm der preußische Innenminister Grzcstnski da» Wort, der erklärte, auf der Reichsbannertagung tn Frank furt hätte die Nachricht von der Bluttat ungeheure Erregung auSgelöst. ES sei den Führern des Reichsbanners, vor allem Hörsing und WelS, zu danken, daß sie durch ihren Einfluß eine sofortige Retchsbannerdcmonstration tn ArenSdorf ver- hindert hätten. Der Minister betonte dann, daß e» auf keinen Fall angehe, daß die Staatsbürger zum Selbst schutz schritten. Er habe strenge Anweisung gegeben, daß dort, wo die Angehörigen von Verbänden gewaltsame Aus schreitungen begehen, die betreffenden Ortsgruppen aufgelöst werden. Die immer wieder vorkommenben Zusammenstöße be- wiesen, daß die politischen Richtungen nicht sämtlich die hinter ihnen stehenden Massen tn der Hand hätten. Keine Macht der Erbe könne es verhindern, daß es zu Ausschreitungen komme. Man müsse immer wieder an die Führer der Organi sationen den Appell richten, nicht zu provozieren, sich nicht provozieren zu lassen und auch keine Selbsthilfe zu üben. Vor allem müßten die Parteien zusammenarbeiten, um Zwischen fälle unter den einzelnen Organisationen zu vermeiden. Der Minister erklärte weiter, er decke das Verbot beS Roten Frontkämoserbundes in Dortmnnd dur>*-aus «ud er «erde auch die Auslösung der verschiedenen Ortsgruppe« der Nationalsozialistische« Arbeiterpartei sortsetze«. Er denke nicht daran, das bewährte Stockvcrbot auszuheben, lehne es aber ab, das Verbot allgemein anzuwcnden. Die Vorgänge in Arensdors hätten ihm einen Erlaß zur Sicherung der Zufahrt, und Abfahrtstraben bet Demonstrationen außerhalb Berlins durch polizeiliche Kräfte nahegclegt. Er persönlich wünsche, baß Zivilpersonen überhaupt das Führen von Waffen untersagt werde. Nach den Vorfällen seien bei Haus suchungen in Arensdors Massen gefunden worden, u. a. Jnfanteriegewehre. Zu den Interpellationen könne er im Augenblick noch nicht Stellung nehmen, weil ihm das Material noch nicht vorliege. Die Behauptungen über die Ausschreitungen des Rote» FrontkämpferbundeS in Rathenow hätten sich als ,«- treffend erwiesen. Mit Entschiedenheit müsse die Behauptung znrückgewiescn werden, alS habe Ministerpräsident Braun die Bevölkerung in einer Rede ausgehetzt. Der Minister schloß, daß er sich durch die »«objektive Kritik der Rechten in der Ausführung seines Amtes nicht beeinflussen lassen werde. Der Landtag vertagte sich darauf auf den 11. Oktober, nachmittags 1 Uhr. Neue Slaaksfekreläre in Preußen. Berlin, 1. Juli. Der amtliche „Preußische Pressedienst* meldet: Der Ministerialdirektor Dr. v. Seefeld ist zum Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe er nannt worden. Der bisherige Staatssekretär Dönhoff hat die Altersgrenze erreicht und tritt am 1. Oktober zurück. Der Regierungspräsident Krüger in Lüneburg ist zum Staats sekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten an Stelle des ebenfalls wegen Erreichung der Alters grenze zurücktretenden Staatssekretärs Prof. Dr. Ramm ernannt worden. Ferner ist an Stelle des zurückgetretenen Staatssekretärs Dr. Fritze der Vizepräsident des Juristischen Landesprüfungsamtes. Hölscher, zum Staats- sekretär im Justizministerium ernannt worden. Nächst -en KrlegsbeschS-tglen die Fronlsoldalen! Berlin, 1. Juli. Im Preußischen Landtag hat die deutsch- nationale Fraktion einen Antrag etngebracht, der das Staats ministerium ersucht, bei Besetzung aller Stellen für Beamte, Lehrer, Angestellte und Staatsarbeiter, bet Behörden un- in Betrieben, die seinem Einfluß unterstehen, dafür zu sorgen, baß nächst den Kriegsbeschädigten und VersorgungSanwär» tern in erster Linie Frontsoldaten berücksichtigt werden. Frontsoldaten sind, wie der Antrag erklärt, solche, die einem kämpfenden Truppenteil angehört haben. Gegen die Gesandtschaften der Länder. Berlin. 1. Juli. Die demokratische Reichstagsfraktion hat einen Antrag etngebracht, der die Neichsregierung ersucht, auf die Länder dahin einzuwirken, daß die überflüssigen und kostspieligen Gesandtschaften der Länder unter- einander aufgehoben werden. Ueber das Ergebnis soll Bericht erstattet werden. WahlrechlsSn-erungen in Bade«. Karlsruhe, 1. Juli. Der Landtag nahm in seiner heutigen Vormittagssitzung in zweiter Lesung das Landtagswahlgesetz mit einige» von -en Regierungsparteien vorgeschlagenen Aenderungen tn namentlicher Abstimmung mit 42 gegen 28 Stimmen bei drei Stimmenthaltungen an. Dafür stimmten das Zentrum und die Sozialdemokraten, dagegen die Deutsche Volkspartei, der größte Teil der Bürgerlichen Vereinigung, die Demokraten und die Kommunisten. Auskrist Seidelbergs aus dem -eustchen Koch- fchulring Heidelberg, 1. Juli. Tie im Heidelberger Hvchschulring vereinigten Studierenden der Universität Heidelberg haben ihren Austritt aus dem Deutschen Hvchschulring erklärt, da sich diese Bereinigung mehr und mehr von ihren ursprüng lichen Zielen entfernt und in letzter Zeit sogar begonnen habe, sich parteipolitisch festzulegen. (WTB.) Festsitzung -es Aeichspaleniamkes. Berlin, 1. Juli. Aus Anlaß seines 50jährigen Bestehens veranstaltete das RetchSpatentamt heute vormittag im Langen- bcck-Vtrchow-Hausc eine Festsitzung, an der u. a. Neichsjnstiz. minister Dr. Hergt. ReichSwtrtfchastSmtntster Dr. Cnr. ttuS. Minister a. D. Schtffer und Tr. B e l l neben Ver tretern der Reichs- und Staatsbehörden. Mitgliedern des Reichsrates, den Präsidenten der Patentämter von England, Holland. Oesterreich, Spanien und der Tichecho-Slowakei so wie Abgeordnete zahlreicher Verbände und Verein» tetl- nahmen. — Der Präsident des Neichspatentamtes v. Specht gab einen Ueberblick über die Entwicklung und die Tätigkeit seines Amtes und teilte u. a. mit, baß bis heute fast eine Mil, lion Gebrauchsmuster gesetzliche» Schutz erhalte« hätten. NcichSinsttzminister Dr. Hergt überürachte -te Glückwünsche der Reichs- und StaatSregierung.
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