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Dresdner Nachrichten : 22.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190610224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19061022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19061022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-22
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.10.1906
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«Geschäft. Der „Korrespondent " versteift sich zu der Drohung, der ganzen Sozialdemokratie den Fehdehandftbuh Hinzuwersen. Er schreibt: ,.ES gibt in Deutschland keine Gewerkschaft, die sich «ine solche Beoormunduntz durch die sozialdemokratisch« Partei im Laut« der Iah;e hätte gefallen lassen, »sie die »er Buchdrucker Dir Beichivlpfungen. die seil 40 Jahren von Par- teiseite quf unseren Verband gehäuft worden sind, besonder« aber in den siebziger und achtziger Jahren und UN letzten Jahrzehnt, hätten mich menschlichem Ermessen schon längst dazu führen müsse», dieser Partei den ,Fehdehandschuh hinzutverfen. d e es nicht zu verhindern gewillt ist. daß eine der muster- gültigsten Gewerkichaft-orgaiiisationen fortgesetzt von jedem durch Gotte« Zorn in eine Parteiblattredaktion hinein-«, worsenen Phraseur an Ehre und Ansehen geschädigt wird.* — Bemerkendwert ist auch, da« in einer weiteren Polemik gegen den „Borwärt«"' und die „Leipziger Volktzzeitung" der ..Korrespondent" hervorbebt, daß im letzten Jahrzehnt alle großen Streik« für die Arbeiter verloren gegangen sind, wäh- rend der Buchdrucker-Slerband in dieser Zeit intakt blieb und von Erfolg zu Erfolg schritt. — Aus v«m LlaN« Veit Handelsregisters, verreisend di« Gesellschaft Diliner llsieeftuben „Zum vier st all-, Gesellschaft mit br- 'ckrüntter Haltung tu Dresden, «st an« 20 d M ««»getragen worden: Di« Gesellschaft «ft durch Beichlnsi der Geiellichasterveriammlu»«« vom >>». Oktober «SOS autgelüft. Der Kaufmann Georg Renner ist nicht mehr Seschästsfabrer. sondern Liquidator. — Eentral-Tbeater Herr Bernhard Morbid bringt an- „BanlchenS Werdegang" heute und morgen „Banlchcn al- Ztraßenkebrer" zum Vortrag. — Da »nr noch 2 Tage bi- zu den, einmalige» Gastspiel der T a », k ch ül er i n » e n von Mi« Isadora Du »ca». welche- Mittwoch de» 24 . uachinittagS '-?4 hlbr stattfindet. sind, dürite es ratsam fein. Eintrittskarte» im Vorverkauf zu entnehme». Die Kasse ist für Liesen Zweck täglich von 10—2 Ilhr geöffnet. — Am Sonnabend entgleiste kurz vor brm Bahnhöfe Vossen ein am Schlüsse des abend- 10 Uhr 20 Minuten van Bienenmüble eintrcfsenden Perionenznges lausender, mit Bier be ladener Güterwagen. Nennenswerte Betriebsstörungen sind dadurch nicht hervorgernsen worden. Weitere» Oertliches siebe Seite 1. Au» den amtlichen Bekanntmachungen. Koulursr. Zahliiiig-eiiiftellungrn u. s. w. Im Dresdner A m l s g « r r ch t s l, ez i rk: Der Holz- und Kobleiib^ndterin Thekla Elsa Lud ewig sei». Möbius in Bühlau iKörnernrasie l), die die Lroisnung des Konkurses zu «drei» vermögen deautragl, ist jede Peräußeruiiü desselben untersagt. Bcrcin»kalender für bente. t^ewerbeverein: Vortrag. Oieiverbeha-.ls. Uhr. M.-G.-V. „Genuania": Probe. Bereinslokäl, 9 Uhr. Nobel, Schnmannsche Singakademie: Probe, 6 und 4-9 Uhr. Schncidcr-Iunuug: Äersammiuitg, Webergasse 28. 1. El..'8 Uhr. Wassrrstand der Elbe und Moldau. Budweis Praa chardabi« Me'ink v.innen» Auliia Dresden ?0. Oktober -t- la — -s- ln -i- «8 st- 22 -s- tv — Stz 2l. Okloder -t- t- — st- tu st- l7 st- ist st- «S — S8 Tageö,Geschichte. Der Pücklcrprozcß ha: m.« der Verurteilung de» Angeklagten zu 3 Monaten Gefängnis geendet. In der Begründung de- Urteils führte der Vorsilzende u. a. aus: Der Gerichtshof hat festge stellt. daß der Angeklagte Gras Pücktcr nr si-chs verschiedenen Redei! dezw. Flugblättern zu Gewalttätigkeiten gegen die Juden aukge'ordert hat. Es -vir- zugegeben, dag die Aufforderung keines Erfolg gelrabt habe. Wäre die» geschehen, dann hätte die Straft eine sehr hohe sein müssen. Der Gerichtshof ist der Ansicht, das auch eine Gefährdung de- öffentlichen Friedens vorliegt. Es lst möglich, das; die Reden de- Angeklagten von den Versammelten icherzhatt o.ufte'aßt lvordcn sind, und da« er vielleicht nicht Sen Willen gehabt Hai. seinen Reden sofort die Tat folgen zu lassen. Allein der Umstand, daß er aus russi sche Vorgänge hinwieS und sagte, er werde einige Russen nach Deutschland iinvvrtieren. damit sie den deutschen Antisemiten zeigten, wie man Iudenbnden demoliert, die Sarah zum Fenster hinausichmeißt uiw. beweist doch den gefährlichen Etzarakier der Reden bezw. Flugblätter Ich will noch bemerken, dag der Gerichtsho' von der Vernehmung des psychiatrischen Sachver ständigen Mediznialrats Dr. Ho'imann Abstand genommen !>at. weil er s-.e Ueberzengung erlangt Hai. das; GrasPückler ^ vollk^omuicn geittia zurechnung-fähig und sür " seine Taten oeraniworHich ist. Der Gerichtshof bat die sechs «4 Reden und Flugblätter als eine einheitliche sorlaesetzte Htins- ^ lang des Angeklagten eingeiehen. da her Angeklagte zweiftllos in allen 'euren Reden die Absicht hatte, die Juden zu be kämpfen. Der Angeklagte hat eS aber getan unter Außcrachk- ichsting aller gesetzlichen Bestimmungen. In den weiteren zur Anklage stehenden Reden und Flugblättern Hot der Gerichts hof nickt- Tireubares finden können, er hat deshalb wegen bitter c,f nicht-chuldig erkannt. Bei der Strafzumessung be- iglich der ersterwähnten sechs Reden bezw. Flugblätter hat der Gerichtshof mildernd in Betracht gezogen, da« der Angeklagte stch berufen glaubt, die Agitation gegen die Juden zu betreibet!. Strafschärfend ist erwogen worden, da« der Angeklagte die Grenzen des Erlaubten weit überschritten ha», da« er den Um stand außer acht liest, da« den Juden ditt'elbe Rechtssicherheit garantiert ist. wie allen anderen Traatsaugeyörigcn, und da« er offenbar die Iuoen'raae inchr mit loyalen, sondern mit Ge waltmitteln lö'en will. ES ist endlich in Betracht gezogen wor den, da« der Angeklagte am 12. Januar 191)5 wegen ähnlicher Vergehen zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden ist und diele Strafe anaenicheinüch keinen Eindruck aus ihn ge macht ha!. Es mutzte deshalb von einer Geldstrafe Abstand .'enom-mcn werden. In Berücksichtigung alles dessen Hot der Gerichtshof aus drei Monate Oftsänani", gegen Mitiching auf Mark, geaen Schmidt auf 20 Mark Gelostrme uns gegen Wigankow auf Fre.-Irecimiic erkannt. Tic .Kosten de: Ver- fagrens ftlftn, wweil Berurleilung crftlgt ist. den Angeklagten, .'weit Fresiprechinig geickeheu, der Staatskasse zur Last. Der „Haupttnann n->n Köpenick" >ll nach Zncr Beeidung der „Köln. VolkSztg." vom Sonnabend . u Wartttaal des Kreftldcr Bahnhofes verhaftet worden «ein. Er besah ein 1. Klasse-Billett Berlin-Krefeld. 'Anderweitige Bestätigung der Beeidung liegt bisher nicht vor. Deutjchro Reich. Zum heutigen Geburtstage der Kaiserin schreibt die „Rorod. Allst. Zta.": Stets ruhen die Blicke aller mit warmem und fre'nd.gem Aule:! auf dem hohen Vorbilds, das uns in Ikrer ONaieslär gegeben worden ist. Kaiserin 'Auguste Viktoria bat auch im abgeiauienen Lebens jahre die -Segnungen einer reichen G üeksfüüe genossen, die >-:» gerechtes und gütiges Tchicksal ihr bat. Die von einer er- rabenen Auffassung der Herrscheriümlichten ausgehende Teil- ahme Ihrer Majestät bei stiudcruug von Leiben »nd Not ständen erweist sich überall in zarrer und schöner Art: wo urinier cs gilt. Trost und Ermutigung zu gewähren, drückenden Leben-Verhältnissen wohltätig abzühelfen. zeigt sich das milde Herz und die hilfreiche Hand der .Kaiserin und Königin durch Werke der Mei-'chcnlftbe und Barmherzigke.t. So ha! aenn d'S göttliche Gnaiw der hingehende» Lebens-gefälltst in Seiner -Nojestät des Kaisers, der geliebte», weile bewrgten Mutter - ner blühenden Familie auch in diesem Jahre manche herrliche -stabe zu teil -werden lassen. Die Geburt des ersten Enkels und die Bermäblung des zweiten Sohnes, dazu die Ieier der eigenen Silberhochzeit waren Ireudentage. an denen die Ration jubelnd teilnahm und die sie gleich der gemülreichcn hohen Irav G treuer Erinnerung bewahrt. Auch die Zukunft möge un'erer Kaiserin die Gunkt immerdar erwidern, die sie selbst werktätig zu üben weis?, und der Herrscherin lange Jahre glücklichen Wirkens bescheren! Fürst Philip» zn Hvhenlohe wird nach der „Wescr- Zeitnng' gleichfalls, wie lein Bruder Alerander. dem Rcichs-- kanzlcr eine» Be»«ch abstatken. um seinem Bedauern über die von ihm gleichfalls lischt gebilligte allzu vorzeitige VcMentlichnng der Memoiren seines VateiS Ausdruck ru aeben. Die Sttafkamnirr de» Ländyerichl» Tübinste» hat nach srch»- tägillruVkrhandlunL d«» Baumroler Erasmus Rückgauer von Stuttgart wegen jahrtäliigek Tötung von »2 Brrsoue» und sah«, lästiger Kötvelperletznng bei lU mehr oder minder schwer verletzte» Personell zu k Mouairn Ärlänguis und Trag» yerurtailt. Der tzlastttauwalt hat». Es tzaudelt sich u« deu Etnfturz d Hirsch" i« Nagold. d,u Stuck, tvollt«. wodrl da» Gebäude, in wel desaude». «instürzt». » Lragutia lämtllchrr Kvu«t ->t«, « Monat« d«a«t,aa» Hum ^ »I»M zahlreich, Gä,t, ttnnft und Wissenschaft. s Königl. Hostdeat«r. Im Opernhaule deute „Salome": im Schauipielhanj« .Prinz Frledrirh vou Homburg". s Stefidenztheater. Puu ist sie — «vdlichk — auch bei unS tingezogen, Lehars „Luftige Wttwe": mit klingendem Spiel und flatternden Fahnen zo« die sieghafte Schöne au» dem Lande der schwarzen Berge vorgestern abend zum ersten Male über die Bühne der Eirkusstrake. Es >vor in jeder Hinsicht ein ouherordentlicher Erfolg, der von Akt zu Akt an zündender Zkraft zunahm. Am stärksten schlug der zweite Aufzug ei», in dem satt jede gröhere Nummer <i» o«po verlangt würbe, nach dem bereu» im ersten Akt sich das total ausverkauft« Haus sür Hanna Gtawari entschieden batte. Am Schlud de» Abend- kam es dann «roch zu einer stürmischen Beifallskundgebung sü»r Herrn Kapellmeister Detlinger, der mit Herrn grille, dem die tressliche Inizenleruo« der Novität zu danken war, immer wieder, aus das lebhästeste akklamiert, neben den Hauptdar stellern vor die Gardln« zitiert wurde. Ueder da» Werk selbst, da» «ln biftchea spät zu uns kommt, kann man sich kur, fassen. Die Operette ist ganz gewiß mch< das, was Ihre begeisterten Lobredner auS ihr machen wollen: man darf sie nicht mit einer ,.Fledermaus"', einem „Bettelstudent" oder einem „Dou Cejar" in einem Atem nennen. Aber sie ist nett und unter- hallend gemocht, erhebt sich jeho» wegen seines meist recht witzigen Dialog- — Text von Löon und Stein, den beiden gewiegten Wiener Textbuchfabrikanten, — erheblich über die Dutzendware ähnlichen Genres und bringt, wo- nicht unter- schätzt werden i»ll, wieder einmal ein neue- Milieu aus die Bühne, das zwar absolut keinen Anspruch aus kulturhistorische Echtheit erhebt, dafür aber einen bunten, ichimmernden Rahmen für das lockere Szenenaefüge abaibl, dessen Wirkung unbedingt etwas für sich hat. Ms das Wertvollste an der Novität hat die Musik Lehärs zu gelten. Sie ist ungemein sauber in der orchestralen Arbeit, flüssig und reizvoll in der Melodik, und bei aller Ohrenfälligkeit seiner Schlager, die ja bereits seit Monden auf allen Gassen und Plätzen gepfiffen, gedübelt und manchmal auch richtig gesungen werden, nie aufdringlich trivial. «Lehr oft überrascht Lehär sogar durch originelle musikalische Ein fälle, die überdies meist mit Geschmack und Geschick zu einem effektvollen Ganzen gefügt sind. Hierfür sind im ersten 'Akt das Ensemble sHanna uns Herrenchorj „O kommt, o kommt, ihr Ballsirenen" und das kurze einschmeichelnde, halb gesungene, lialb getanzte Duo zwischen 'Dauilo und der Glawari, im zweiten Aufzuge das Vilfa-Lied mit dem montenegrinischen Chor „mi voliuro cknss", das famose Marsch-Septett „Ja, das Studium der Weiber ist schloer" jNr. 9 der Partitur!, sowie das brillante Finale mit einer ganz unmotivierten, aber ungemein wirksamen Danznummcr und dem entzückenden Walzer „Ich gehe zu Maxim — Dort bin ich sehr intim", für den letzten Art der Eingangschor und das Duett „von der Häuslichkeit" (Nr. 15 der Partitur! hinreichcnde Beweisstücke. Eine gute Aufführung, wie man sie vorgestern abend ich Residenztlteater hörte und iah, vermag selbstverständlich die Wir kung dieser Hauptschlager noch beträchtlich zu erhöhe», ja erst in das rechte Licht zu setzen. Sicherlich gab man sich auf der Bühne am Sonnabend abend beträchtliche Mühe, — der Erfolg war, soweit die Darstellung in Frage kommt, ohne Zweifel redlich verdient. Den stärksten Änt-il daran hat neben den verantwortlichen Leitern der- Ausführung. den Herren Dellinger und Friese, die mit wenig Proben das Werk in einer gefälligen Abrundung berauszujtellen mit Erfolg be müht waren, Herr Aigner, der den Danilo mit über raschendem Elan sieghaft durchsührtc. Der iu»ge Künstler wurde, obwohl er eigentlich von Haus aus nicht für di« Rolle prädestiniert ist. geradezu der Träger des Erfolges, tanzte — das ist sür den Danilo nämlich sehr wichtig — ungemein graziös, war trefflich bei Humor und von bezwingender Liebenswürdigkeit, sodaß man das. waS ihm zum Jdsal-Danilo fehlte, kaum stärker vermißte. Neben ihm war Fräulein Haufen eine vortreffliche Glawari. die namentlich ihre großen Gesangsnnmmcrn ansgezeichnct zur Geltung zu bringen wußte. Ehr gilt auSsah und wenn auch nicht hinreißend oder sonderlich pirant. so doch mit Geschmack spielte. Recht nett für eine Soubrette war Frl. Hobler in der ziemlich undank baren Partie der Valencienne, die vor allem eine beträchtliche musikalische Sicherheit und liebenswürdige Repräsentation ver langt. weim sie einem nicht aus die Nerven gehe» soll. Emp findlich tat dos übrigens vorgestern Herr Reinhart als Eanillle. Schauspielerisch war er ganz unmöglich und stimm lich auch nicht besonders. In der kleinen Rolle des Kanzlisten Nzegus fiel Herr Knaack durch diskrete Chargierung ange nehm ans, Mährens einige andere Herren von der monlenegrini- scheu Gesandtschaft oiel zu stark auftrugen. Dekorativ war das Werk recht hübsch ausgestattet: in kosrnmcller Hinsicht blieben dagegen, namentlick» was die Aufmachung der Pariser Kavaliere betritt!, inanche Wünsche offen. — Alles il^ ollem: ein großer, and ia außerordentlicher Erjo-g. der Herrn Direktor Witt aus Monate hinaus, mindestens bis Weihnachten, aller Novitäten- Sorgen überhebt. XV. ft Lauiau'.'eux-Konzen im -Verein-Hauie. Das berühmte Pariser Lainoureux-Orchester ist uns Dresdnern nichts Neues. Wir haben cs mit großem Vergnügen vor Jahresfrist hier ge- hört und auch vorge-lern ist es — wie der ausoerkausre Saal bewies — wieder aus das chmvathsichste begrüßt worden. Unter der Leitung Camille Cyevillards. des Schwiegersohnes Lamourcu brachte es in der Hauptsache ein Programm deutscher^ Meister, als -Schivervunit des Ganzen: Beethovens Omoll-tSittsonie. Vergleiche sind nicht am Platze. Was wir von den Franzwen anders ausgesaßt hören, als wir cs gewohnt sind uns versieben, entspringt rein nationalem Empfinden. Es kann sich nur darum ha"deln. ob die Auffassung dem Kern der Tradition enifpricht, ob sie sich in ihren Abweichungen von unseren deu-Benen 'Beariisen rechtfertigen läßt. 'Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, kann man Herrn Chevillard und -einen oortresslichen Künstlern die volle Anerkennung nicht per- sa^en. Das Werk wurde durchaus verständnisvoll und etfcktvoll gchpielt. Effektvoll wollen wir Beethoven aller dings nicht Horen, sondern lediglich in der ichlackenrenien Schöne seiner titanischen Größe. Die überscharscn rhpth- mi'chen Betonungen, die übertriebenen Akzente, der untrer- niitteltc Ucbergang vom Eiskalten znm Liedcndheißen sind Iarben und Lichter der Modernen. Bei Beethoven muten sie c siremdend an. Uno so völlig, wie er in -seiner „Ö-inoll" der hochfticgenden Miau taste auch die Zügel schießen läßt, mit dem Effekt bat ditte Offenbarung leincr eigensten geheimen Schmerzen, der Ausbrüche seines lang verhaltenen Zornes, seiner iranriaen "Träumereien, des Aufsch'wunges seiner böchsten Deqcisteruna nichts zu 'chanen. Abgesehen von dieser Eigenart der Auffassung, ist die Ausführung nur au loben. Vor allem in ihrer bestechende» Klanchchi nMit und dem voll endeten Künstlertum des einzelnen und des Ensembles. Die Geiger sind ohne Ausnahme erste Orchestcrkünsller, desglcichn die Holzbläser. Weniger vollbesriedigend behagen dem deutschen Ohr die trockenen,Horner und die im Fortissimo blätternden Trompeten und Posaunen. Tuest Eigentümlichkeiten sind aber keine Ausnalmiericheiniingen. sonder» das üblich Rationale des sranzösi'chen Orchesters. Und nattonal, wie diese Klang farben. ist znm Teil auch die Auffassung. Den von ichwer- mütigem Ernst und tieicr Trauer crsülllen, getragenen Satz lAdggiv! sp.clen die Pariser nach inistrcm Empfinden zu an- mutig und graziös. Wir Deutschen folgen Beethoven hier in echter, tiefernster Trauer, während die Pariser es vorziehen, böslich und elegant zu kondolieren. -Im Finale, diesem von höchster Begeisterung in'pirierten Triumobmarstb. greifen unstre deui-chcv Geiger ein b:5 Platzen der Instrumente. Was an Klanaiüll:. an Kraft und Wucht des Ausdrucks aus den Sailen herauszubolen ist, wird berausgebolt. um diesem hin reißenden SiegeSjubcl den bedingten Ausdruck zu geben. Die Franzosen begnügen sich mit dem Konventionell^Schonen. mit dem Jubel im Frack uns der weißen Krawatte. Diese wenigen, aber markanten Be.ipiele stellen L:n Unterschied zwischen dem deutschen und dem franzSsifchen O-rchestermttsiker fest, und nsir verweisen um jo nachdrücklicher darauf, alt et uns Wicht er scheint. unseren deulichen Orchestern zu «eben, wat ihnen a«. buhrt, und den Fraiuojen zu lasten, was sie beanfprnchen dürfen- In gleichem Sann« zu brnrleilr», such hie Autzsührgn-«» "MauftedKe r ^ ^ " von Schumanns Mar LL-'ÄWüM« «ve Pochaaftung den Part und .. ne der .Mallüre" Uwe Hochächtuna den Parisern ür den Portraa dider tztück«. Es >»«r dnwundern»»»«?«. »ft welcher Htnaebpna und ,on» hervorragendem verstäntzni« V,, aejpleft wurde, und wie verkLllni-inätzig vortrMltch Herr LvU)< d« ln Sruz.firölich da» Barttonsolv zu stnaen »«rstntzd. zwar etwa- trocken ,n der jnanaiarbe des Oraau«, etwas «in. lönig im slrlen Otfenftngen. aber durchaus künstlerisch »orueh« und distinguiert. V«hr -ul gelangen auch die „Dräuldetz" d«< internationalen Franz 2>tzt und aan, autzaezeichnet Saint. Sasn» ..Totentanz" und Berlioz' „Römischer Karneval". Hier waren die Pariser und ihr temperamentvoller Diria«« in ihrem Element. >Ml den «nitzückenden, flimmernde glitzernden Schattierungen, dem virtuose» Herautzsteche» Rhythmus, dem plötzlichen Licht, und tSchattengeben — speziell hier durchaus gerechtfertigt und geboten ist — hatten sie hie Hörer ganz in ihrem Bann. Unter solchen Eindrücken und Stimmungen ist der Abend denn auch auSaelluaae». alS ein unter allen Umständen interessanter und in manch» B«. sind zur Zeit ln Vrnft Urnaltz« Kunfttalaa. ' cm . ^ ^ vorkä« alten Helm der Firma an der hisivrische» Altmaekd-Ecka. M sehen. Im aroken Eckzimmer hat sich Prvsestor Huftutz v«rg» mann rtnaefnndeu. «ln Künstler von Rana und Renonime«, der sich hauptsächltch al» kundiger Schtlderer d« Twrivelt ein» Namen gemacht Besonder» sind e« der Rinder breitgeftim» glatte Scharen, die seine» Pinsel« reise »nd abgeklärte Kunst M melslern versteht. In einrni soliden Realismus setzt er sei« Farben in verhältnismäßig stachen, aber doch reichen und kräftige« Ptnselstitchen auf die Leinwand, leder Zug mit Saqzftrlt. «ch ohne kleinllche Künstelei nuSgcsüdrt. Al« grötzie« und bede». lendstrs Bild muß man die .Rtnverherde am Wassertüuwel" ln- mitten einer Waldblöße betrachten. Hier sind Landschaft«, und Tirrdarstellung in geschlvssrner Weise ,u einem harmonilchen Akko«d zutammeiigesriinml. Da- gleiche gilt von dem klein««» Bilde „Auf der Weide", auf dem dir Decenz i» der Jardengrb»»» vielleicht noch beineikbarer ist. Bisweilen läßt per Künstlet <m« a -ch ein paar Töne aus dem Gesamtkolont der Koulpvsition stärker hervortrete», um so dem Bilde eine bestimmte prononciert« Nuance zu geben. So ans dem Bild« „Kuh im Wald«", das «ft seinem dm,Ne», fast lichtlosen Kolorit in dem hellere» Herbflbilde ein treffliche- Gegenstück findet. An der „Schafherde im Mond« schein", die im Detail farbig sehr reizvoll ausgefallen, ist daS Studium Segantinischer Werke nicht ganz spurlos vorübrrgegangrn. Gleich vortrefflich, wennschon aus anderem Darstell»ngSk«Ise gewählt, erscheint da- Bild mit der Gänsehüttliii, wie denn Berg» mann auch da. wo er sich an bloß menschltcher Staffage oder reiner LandschastSdarslelluna genügen läßt, ebenfalls unsere reichsten Sümpakhien erweckt. Arbeiten wie der kräftig au», geführte „Scisilsmäher". der an festein Stab« durch- sumpfig« „MooS" schreitende Alte und der „Angler", an dem nickt nur d« unglückliche, recht nüchtern gemalte Mauer d«S Hintergrundes stört, sind dazu willkommener Anlaß. Da« der Künstler in «ft» landschaftlichen Schilderungen daS Ebarakteristiiche mit f«i««r Kunst hernliSzubeden versteht, dafür sind die Bilder, di« uuS a« das bmchlge Ufer der Jll oder in da- hochstämmig« Dunkel tz«S „RhcinwnldeS" führen, vollwertige Beweisstücke. Auch die Weidrnbüsche mit Len zart htneingesetzte» weißlichen Blüten zeigen sich liebevoller Beachtung wert. — Hat man es in Professor Julius Bergmann niit emer ausgereiften Künstrrperföntlchkeft zu tun, so tritt uns in Hugo Gugg, einem Schüler von Schnitze« Naumbmg, ein weidendes, ein noch suchende- Talent entgetzm. Nur tu einem scheint Gugg schon eine beachtenswerte Stufe küiisllerischcr Abklärung erreicht zu hoben, im Landschaftlichen, dein er znnicist eine stark dekorative Note beifügt. Auf diesem Gcbiele zeigt er entschieden beachlenSwerle Leistlingen, sei eS. daß er mit dunklen, schwere», wuchtigen Tönen arbeitet, wie in der .Mondwaiiderniig". den, „Herbstabrnd", der „Landstraße mit Brücke", an der vornehmlich der stimmunggcbende düste« Wolken. Himmel gegluckt ist, sei es. daß er tn vollem PleinairiSmuS di« bergan führende „Straße mit Mauer" auf die Leinwand wirft. Daneben finden sich Arbeiten, die ohne weitgehend« Zusammen« legniig von Einzelheiten der natürlichen Umwelt aerecht weide« und so recht annehmbare Landschaften ergeben. Wir nennen hi«« nur die „Frauen am See", die „Buchen" mit drin verschlnngen»» Liebe-Paar und den „Frühling-Morgen". Aus diese» Bildern «i« noch in einige» ähnlichen Arbeiten ist auch die Staffage mit Glück und Geschick hineinkompvniert. Weniger sympathisch tritt nns dafür Gugg entgegen, wenn er aus den Pfaden der Prä-Rasaelite« wandelt, von denen es ihm, nicht zu sriuein Vorteil, einige Größen ganz besonder- angetan zu haben scheine». Es braucht gar nicht einmal von der recht verunglückten Fraucnfignr auf dem zweiten „Frühling-morgen" geredet zu werden: schon da- Mäd« ehe», das sich aus dem Pa,köllde über den Steinpfciker beugt, und der kiitbliche Halbakt des „Traumlebens" lassen uns den weiten -Abstand von seinen Vorbildern recht schuierzlich empfinde». Mehr Gugg, weniger Burnc Jones. — und der Künstler würde anch in diesen Bildern besser abschneide». Nicht übel, wenn auch vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack erscheinen die aicSgesteüten Porträts, das Rnnddlld von Mutter und Kind in etwas unver mittelter Farbenflebuiig »»d das anscheinend tn Tempera a»S« geführte Selbstbildnis. Am einwanbfreisten ist wohl die Porträt» stndie zu Judith H., über der ein derber, aber nicht unschöner Reiz liegt. Mehrere Blumenstücke, sowie zahlreiche landschaftlich« Lristudien und Bildnis-Bleistiftskizzen vervollständigen diese numerisch fast allzu starke Kolicklln-Ausstellung deS Künstlers, dem mau hoffentlich nicht zum letzten Male an dieser Stelle begegnet ist. da sein Talent ohne Frage für die Zukunft etn-aS verspricht — Im „Weißen Kabinett" haben zur Zeit zahlreiche Agmttelle unlerer geschützten Dresdner Landsmännin Gertrud v. Se>, blitz Platz gefunden. Die ungemein fleißige Künnlertu. deren sicheres Gefühl sür reizvolle Natiilan-Kchnitte von lieben-« würdigem Eharakter immer aufs »e»e interessiert, hat ihre Motiv« diesmal sowohl in Alt-Dresden (Rainpnche Straße. Salzgäßcheu), in den Schlössern und Parks von Albrcchtsberg und Moritzbura. a» der italienischen Riviera und in den Lagunen Venedigs, wie an der nordischen Meeresküste und in de» holländischen Marsche» mit gleich fein empsindeudeni Blick auHejogen. Die zahlreichen Blätter zeigen ausS neue nicht nur die «rsicherheit ihrer ansprechen den Technik, sondern mehr noch eine künstlerische Vertiefung, die das Tulchmustern dieser Kollektion zu einer ungetrübten Freude macht. —ff. Sport-Nachrichten. Nenne» zu Köln am 2l. Oktober. I u g e n d - H a n d i c a p. 4009 Mark. Distanz 1400 Mclcr. I. Herrn M. TillementS „Pcirucchio" ftlorb!, 2. 's „Nogt". 2. i ..Kava". Tot.: 92 : 10» Platz: 21. 16, 56 : 10. — E ho in a n t - N e n n e ». 5000 Mark. Distanz 24») Meter. 1. H Mr. G. Johnsons „Ealabash" lCleminsonI, 1. s Herrn Rudolphs „Utopie" lShnrgold>, 3. „Pas de Oiiatrc". Tot. 13 <„CalnNish"!, 11 l„l1topie"j : 10, Platz 14, 14 : 10. — Poeis des Winterfavoriten. 30 000 Mark. Distanz 1600 Mclcr. 1. Herren C. v. Lang-PuchhofS und A. v. Sch Mieders Hochzeit" iBoardman!, 2. „Rojest- wensky", 3. „Calvello". Tot.: 11 : 10, Platz 14, 14 : 10. — B erlös ilngs-Rennen. 4000 Mark. Distanz 1600 Meter, l. Herrn W. Thiedes „Phöbus" sBoardmanj, 2. „Ca- citia", 3. „RvcaS". Tot.: 71 : 10. Platz t)4, 24 : 10. — Fronde»r-Stceplc-Chase. 3000 Mark. Distanz 3200 Meter. 1. Graf Frankenbergs „Funke" sCharvat), 2. -f „Aslaug". 2. 4- „Kialar'ü Tot.: 34 :10. Platz 17. 89. 17 :10. — A a r i p p j n a-I a gd-R c nn c n. 4000 Mark. Distanz 5200 Me:cr. I. Lim. v. Lübbeckes „B"road Saiictuarv"" iLtnt. Braune!, 2. ..Speraie". 3. „Kourgan". Tot.: 76 : 10. Platz 31, 17 : 10. Das Steglitzer Herausforoernngs-Nennci! am 21. Oktober bildete e:ne unnn.erbrochene Kette von Zwischenfällen, die di« Reihcnfulge der Fahrer ständig durcheinander warf und auf den Ansgana von größtem. Einfluß war. Dickentmann beendet die 100 Kilometer in 1 : 11 : 46, Robl ist 2100 Meter zurück, während Dcmke nach Ablauf einer Stund« aufgeoeben hat. Vorher hatte ein Nennen über eine halbe Stunde statt- cesundcn, daS von Schipkc-Berlin in schönem Stil mit 41,950 Kilometer gewonnen wurde. Mauß-Köln brachte eS infolge von Motordejekt nur auf 38,790 Kilometer, der recht mäßra -ährende Rosciisöcher-Dresden auf 36,380 Kilometer. Ryser» Motor versagte schon in der 5. Runde, sodaß der Fahrer aufgai».
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