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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001118029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900111802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900111802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-18
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
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VveOvrrev Nachrichten. Tonttta«, 18. ytovember 1V00 M» Nr. 318 - Am Tonnersicig Abend beging der Bezirks-Verein Dresden-Friedrichskadt in den Wettiner Sälen sein fimijähriges Beilehen. Das Fest war zahlreich besucht. In markiger Ansprache wies der Berschende. .«.zerr Stadtverordneter Kaumann, auf die am 14. November 1805 siattgehabtc Gründung des Vereins hin und entwarf ein Bild von der innerhalb der vcr- «lossenen fünf Jahre eingelretenen Kräftigung und de» ncnncns- werthen Erfolge», die durch freudiges Zusammenwirken von Borstand und Mitgliedern in reichem Mähe zum Borthcile des Stadttheiles erzielt wurden. Ter Ertrag des Herbstsestes ermög licht es, wiedcrunr 10 bedürftige Kinder der Friedrichstadt zu Weih nachten reichlich auszustatlen. Tie Ansprache klang aus rn einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Dresden und aus den sest- gebcnden Verein. Unterstützt wurde die Feier durch die gelunge nen vorwiegend heiteren Darbietungen des gut eingespielten Concert-Ensembles H. Kage. Unter ven Klängen der treffliche» Ballmusik, zu der 10 mächtige Akda-Trompeten ihre Fanfaren schmetterten, blieben Jung und Alt bis zum Morgen vereint. —* In heiterer Gesellschaft ist schon mancher Akt der Barm herzigkeit geübt worden, insbesondere von den Stammtisch-Gesell- 'chaften. Auch im Bürger-Kasino auf der Großen Brüderyasse sammelt s,ck eine Stammtisch-Runde, die als ihren vornehmsten Zweck die Unterstützung bedrängter Wittwen und Waisen pflegt. <n der letzten Sylvesternacht war es, als dort die Gründung eines WohlthätmkettSvereins vorgenommen wurde, dem man, wie dies so üblich ist. auch einen möglichst originellen Namen geben wollte, nnd da in dieser Hinsicht von anderer Seite eilt dem Wesen nach sehr nachahmnngSweithcs Beispiel gegeben schien, so verfiel man auf den Gedanken, da? neugeborene Kind „Latsche Nasen" zu nennen. Viel Gutes hat dieser jetzt über 200 Mitglieder zählende Stammtisch schon gethan in der kurzen Zeit seines Bestehens. Er hat vorige Oster» mit einem Aufwand von 360 Mr. 6 Konfir manden vollständig auSgestattct nnd daneben manche andere Noth gelindert. Auch im begonnenen Winter will er sein wohlthätiges Werk wieder aufnehmen und hofft, nächste Ostern eine noch größere Zahl Konfirmanden bekleiden zu können. Um auch einem größere» Kreise GclegcnheiOzu geben, das edle Streben fördern zu Helsen, veranstaltete der Stammtisch gestern im Saale der „Cenkalhallc" (Fischhosplatz) einen Samilienabcnd, der sich zahlreichen Besuches erfreute. Die Ausführung des Programms hatte das Mitglied. Herr Direktor Emil Winter („Ter schneidige Tvmian") über nommen, dessen Sängergesellichaft eS ausgezeichnet verstand, durch Gesang. Couplets. Duette und komische Gesmnmtspielc auf das Trefflichste zu unterhalten. Die Wintcr'schen Sänger bewährten ihren guten Ruf auss Beste. Der Vorsitzende, Herr Schmidt, nahm m einer Ansprache Veranlassung, nachdem er den Gästen ein herzliches Willkommen ziigerufcn. auf die Gründung des Stammtisches und dessen Erfolge und Hoffnungen näher cinzugehen. Er rühmte dadei namentlich das Wirken zweier Mitglieder, des Herrn Clemens Fischer („Bürger-Kasino") und des Herrn Kauf mann Eurt Hertel, die unermüdlich thätta seien, die Zwecke des Stammtisches zu fördern Zum Schluß legte Redner allen An wesenden an'S Herr, auch in Zukunft wie bisher die Bestrebungen zu unterstützen. Daß dieser Appell kein fruchtloser war, bewies der rasche Absatz einer von Gönnern und Mitgliedern reich aus- gestatteten Gabenlottrire. deren Hanvtaewinn ein schöner Regulator bildete. Außer den Ä>0 Gewinnen dieser Lotterie konnte man auch bei edier Pfefserkuchen-AuSsvielung sein Glück versuchen, oder durch Entnahme von Ansichtskarten und Blumensträußchen die gute Sache unterstützen. Das wohlgelungeue Fest fand mit einem frohen Ball feine» Abschluß. —* Der Verein für sächsische V olkskundc hatte ge legentlich seiner diesjährigen Hauptversammlung in Bauchen an Se. Maiestät den König und Sc. Königs. Hoheit den Prinzen Georg HuIdigungStelegramme gesandt, worauf alsbald folgende Antworten einliefen: „Ich danke dem Verein für sächsische Volks kunde herzlichst für die Mir zugesandtcn sreundiichen Grüße. Albert." — „Ihnen und drn mit Ihnen Versammelten herzlichen Dank für Gruß und fröhliches Gedeihen Ihren Bemühungen. Georg." Beide Telegramme sind an den verdienstvollen Vorsitzenden des Vereins Herrn Generalmajor z.^D. Freiherr» v. Friesen adrejsirt. . —* Im Verein derBank beamten kn Dresden sprach am Donnerstag Abend der Direktor der Löbancr Bank, Herr Dr. inr. Aug- Weber, über „DaS Emissionswesen". Redner ver breitete sich zuerst über die Entstehung des deutschen Börsengesetzes, über dessen Bor- nnd Nachtheile aus privat- und volkswirtyschaft- lichem Gebiet. An der Hand des Gesetzes legte der Vortragende seinen Hörem die Verantwortung der Banken und Bankiers bei Gründungen von Aktiengesellschaften und Emissionen von Werth- papieren dar und beleuchtete dann das Wesen der Zulassungsstellcn an de» deutschen Börsen. Eine lebhafte Erörterung über das Thema berührende Fragen folgte dem mit lebhaftem Beifall nuf- gcnommcncn lehrreichen Vortrag. —* Ans den amtlichen Bekanntmachungen. Mit Allerhöchster Genehmigung hat der Rath^ beschlossen, dre von der Devrientstraßc elbabwärts abzweigende Straße Ostra-Ufer, die im Bebauungspläne Jriedrichstadt-Nnrd mit l? bezcichnete, von der Waltherstraßc nach der Hamburger Straße führende Straße Bremer Straße, die von der JriedenSstraße nach der Hansaitraße führende Straße A bez. 3l des Bebauungsplanes Mustadt-Nors- west Radebeuler Straße und die im Plangebiet der Vorstadt Striesen zwischen Barbarossa- und Franken-Straße befindliche Straße L 1. Sickinaen-Straße zu benennen. — Die bisher Stritten« Straße :'itz befindlich gewesene Feuer-Meldestelle ist nach Zäünerstraßc 12 verleg^ worden. —* Der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres ist für eine große Anzahl Kirchspiele der Tag des Kirchweihfestes. Ter Versuch, das Fest wegen des auf Mittwoch fallenden Bußtages aus den vor hergehenden Sonntag zu verlegen, hat ergeben, daß die Land bevölkerung mit Zähigkeit an dem Aithergevrachtcn seschält und nur Wenige sich mit der Verlegung befreunden konnten. Mehrere Jahre fand die Kirmesfeiec kn verschiedenen Parochien, so in Brießnik. Leubnitz re. aus diesem Grunde an zwei Sonntagen statt. Jetzt ist man allgemein zu der früheren Einrichtung zurück- gekehrt und so werden morgen die meisten Ortschaften in der Um gebung Dresdens ihre Kirmeß mit den üblichen Festlichkeiten begehen. —* Die Bevöllerungszahl von Dresden mit Albertstadt wird für 1. November aus 411500 geschätzt. —* Einer hier in einer Fremden-Pension wohnhaften Amerikanerin wurde dieser Tage vom Vorsaale weg ein werth- voller Lamcnpeiz gestohlen. Infolge einer somit bei der Polizei erstatteter Anzeige wurden die hiesigen Leihäntter benach richtigt und durch die Umsicht des Herrn Taxators vom Altstädte» Leihhause wurvc der Bel; auch gestern früh, als er von einem Manne zum Versatz gebracht wurde, anaehalten und der Dame kostenlos zuriickgegebcn. Der betreffende Mann, der wahrscheinlich auch der Dieb ist. wurde der Polizei übergeben. —* Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde die Feuerwehr nach dcnr Grundstück Wedergassc 3 gerufen, wo in dem Hausflur gelegenes Packmaterial, vermnthllch durch ein achtlos zur Seite geworfenes noch glimmendes Streichhölzchen, in Brand geletzt worden war. Ter unbedeutende Brand konnte in kurzer Zeit unter drückt werden. — Mühlberg a. E-> 16. Nov. Bei der Jagd in Elb- Heger erlegte der Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher T. in Brottewitz durch eine Dublette zwei Rehböckc. — Gestern früh wurde in den Wobnräiimen der Bnbnhosswirlhin Br. in Falken berg ein schwerer Einbruchsdiebslahl verübt. Ter Einbrecher würgte die Mirthin am Halse und forderte unter Androhung des Todlschicßens Geld. Die halb Ohnmächtige zeigte aus den Geld- schrank. aus welchem der Räuber etwa 300 Mk. entnahm, den Schlüssel cinsteckte und sich schleunigst entfernte. —"Amtsgericht. Am 30. August entspann sich in Groß dobritz zwischen dem 17 Jahre alten Maurer Emil Oskar Münchmeyer und dem Zeugen Schuster eine Schlägerei, da M. durch Zwischen- perlonen eine von Schuster über ibn gethane beleidigende Aeußerung zu Ohren gekommen war. An diesem Angriff betheiligten sich die gleichaltrigen Maurer Max Paul Geißler und Bruno Max Jekchke. G. benutzte zu seinem Vorgehen eine von ihm eigens abgebrochene Zaunlatte. Sämmtlichen "Angeklagten werden mildernde Umstände zugebilligt. G. wird zu 20 Mk., M. zu 10 Mk. und I. zu 15 Mk Geldstrafe verurtheilt; im Unvermögensfalle treten an deren Stelle Gciängnißstrasen von 4, bezw. 2 und 3 Tagen. — Zu 3 Tagen Gefängniß wird der 1865 geborene Eiiendreher und Handarbeiter Ernst Paul Franz verurtheilt, der Mitte August von einem Neu bau«: Zinkblech im Werthe von 3 Mk. stahl. — Wegen Beamtcn- beileidigung wird die 1861 in Königsbrück geborene, mehrfach vor- beltrafte Zimmerpoliers-Ehesran Therese Fffcher geborene Jänke zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt: ferner wegen des gleichen De liktes der 1874 in Neudeck geborene Kaufmann Karl Rudolph Ulbrich nnd der 32 Jahre alte Zahntechniker Richard Theodor Günzcl aus Olbernhau zu 60 be;w. 40 Mk. Geldstrafe, oder 6 bezw. 4 Tagen Hast. — Der 20 Jabrc alte FSrbcrgehilse Max Emil Goldmann ans Niederyvibitz erhält wegen Widerstands 3 Wochen Gefängniß. - Wegen Unterschlagung erhält der 12 Jahre alte Schulknabe Louis Hähnel in Löbtau einen Verweis. — Der Gasmotoren-Fabrikant Friedrich Moritz Hille in Löbtau hat sich wegen Beleidigung der Koffert. Oberpostdirektion zu verantworten. Am 15. August fand die bei dein Angeklagten in Stellung befindliche Korrespondentin bei der genannten Behörde Anstellung, was sie veranlaßtc, ohne Kündigung aus dem Hillc'schcn Gelchäst aus zutreten, während ihr der Anskitt nur im Falle der Beschaffung eines Ersatzes gestattet wurde. Da aber keine geeignete Person an ihre Stelle gefunden ward, machte Hille am 15. August eine Eingabe an die Oberpostdirektion mit der Bitte, das be treffende Fräulein von ihrer TbStigkeit bei der Reichsvost wenig stens so lange zu dispenfiren, bis es chm gelungen sei, für ne Erlatz zu finden und die Verfügung raschmöglichst zu treffen. Nach Erledigung der Angelegenheit innerhalb der verschiedenen Ressorts ging dem Angeklagten am 23. August Antwort zu. Hieraus sprach H. der Oberpostdirektion „sein Erstaunen und Mißfallen darüber aus. in welch' saumseliger Weise sic seine Interessen erledigen ließ". Der Angeklagte behauptet, es habe ihm fern gelegen, die Behörde zu beleidigen, in Folge des durch das Liegenbleiben der Korre- ipondenz verursachten geschäftlichen Schadens sei er in Erregung gerathen und habe sich die Ausdrücke nicht überlegt. Dos Gericht erachtet die Aeußerung Hille'S der Form nach alleünngs als be leidigend, schenkt jckoch seüien Angaben Glauben und erkennt dem gemäß auf Freisprechung. — Der Holzwaarenhändler Max Schu mann auf dem Weißen Hirsch erhob gegen das dort wohnhafte Hausmädchen Emilie gcsch. Kovilski geb. Stamm« die Privat- ktagc, weil die K. durch Schimpfwortc seine Kinder beleidigt habe. Die Beweisaufnahme ergicbt. daß die von der Beklagten oethancn Aeußerungen nicht auf die Kinder des Privatklägers, sonderu auf die in der Nähe befindlichen — Spatzen gemünzt waren. Die Beklagte wird infolgedessen sreigesprochcn. Der Klüger hat die Kosten zu tragen und der Beklagten die nothwendigen Auslagen zu erstatten. —' Wetterbericht der Hamburger Leewaric vom 17. November. Während «nie Depression über Continenloleurova sich auoacbreltet hat, be findet sich das Maximum des Lustdrucks mit über 766 Mm. über dem Oecon im Nordwesten. In Deutschland herrscht ruhiges, trübes, mildes, im Süden regnerisches Wetter, im Norden ist Abkühlung eingctreten. — Wahrschein, lieh ist ein Nachlassen der Niederschläge. Hauptgewinne der 138. Kgl. Sachs. LandeSlotteric. Fünfte Klaffe. Ziehung am 17. November 1999. (Ohne Gewähr.) 5000 M. aus Nr. ,2575 <6361 95832. »000 M. aus Nr. 1535 6587 76il 8733 17372 21871 22985 23204 23871 24569 24679 25292 26499 2S8S5 28444 28594 28629 '29664 35985 37197 39162 43949 44722 47487 48961 59486 51539 51885 52774 54941 57547 57839 58983 59187 75653 79793 S93S4 82585 84959 81492 87293 91923 97936. 1000 M. auf Nr. 57 2925 4817 5498 5567 11294 13711 14282 18629 24324 24853 25193 25754 26579 28465 29939 39517 39685 44368 59936 54822 58521 69384 65867 66939 69978 71732 71923 72219 72836 13883 74944 75819 81914 93721 97127 97777 98798 98866 99149. Tagesgeschichte. x Deutsches Reich Tic Verhandlung über die 12000 Ml. - "Angelegenheit im Reichstage wird voraussichtlich, wiewohl die Interpellation als erster Gegenstand auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung steht, am Montag noch nicht erfolgen. Sicherem Vernehmen der „Nat.-lib. Korr." nach gedenkt die Regierung die Antwort auf die Interpellation an einem späteren Tage zu geben. Daher wird der Montag und Dienstag dem An- theil Deutschlands an der Chinaslagc gehören.' Am Mittwoch fallen des Bußtags und des katholischen Feiertags wegen die Be- rathilngcn des Reichstags aus. so daß die 12000Mk.-Angelegenheit frühestens Donnerstag im Reichstage verhandelt werden wird. x Neber den Breslauer ÄttentatLvcrsuch aus Kaiser Wiidelm sind noch folgende Einzelheiten zu berichten: Die geisteskranke Schnapka ist 41 Jahre alt. m,verehelicht u,w lewer zweiielloS an Verfolgungswahn Sie wohnt erst seit einigen Wochen in Breslau tn einer kleinen ärmlichen Wohnung in der Gartenskaße und konnte dte Miethe nicht zahlen. DerHauswiüh strengte die Exmissionsklage an. Freitag Mittag war Termin, zu dem sic schon das Bell mitbrachte. Da der Termin vertagt wurde, kani die Schnapka gerade auf die Straße, als der Kaiser vorbei- suhr. Von Berus ist die Schnavka Hausirerin: sie pflegte draußen aus dem Lande namentlich Wollwaarrn und Strümpfe zu ver treiben. Ihren Hausgenoffen ist sie durch ihr merkwürdiges Wesen lästig geworden; man glaubte schon lange, daß cs ihr nicht recht richtig im Kopse sei. Vor einiger Zeit war sie wegen einer Ge werbekontravention in eine Geldstrafe genommen worden, die sie nicht erlegt hat; sic hat deshalb einen Tag Haft verbüßt. Aus dem Polireibureau aber, wohin man sie zwecks Antritts ihm Strafe holte, hatte sie sich vorher so unaeberdig benommen, vak sie einer Anklage wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Beamtenbeleidigung entgegensetzen mußte. In ihrer Wohnung pflegte sie sich, wenn sie zu Hause war, stets eingeschioffcn zu halten. Klopfte Jemand bei ihr. so wurden von drinnen wir« Redensarten vernehmbar. Zum Beispiel: „Macht, daß Ihr weiter kommt, Ihr wollt mich Alle Heimchen "Me Männer lausen mir nach, aber ich will von nichts etwas wissen." Dem Hauswüth bat sie für de» Fall, daß er sie exmittirte. den Tod ongedroht. Am Freitag, machte sie zunächst des Morgens den Versuch, von einem Straßenreiniger Pflast«steinc zu erhallen, ohne anzugebev. wozu sic diese wolle. Ter Mann wies sie lachend ab. Dann hat sie das Beil gelaust. — Ein Augenzeuge berichtet über den Vor gang: Als der kaiserliche Wagen etwa die Gegend am „Hotel Imperial" passirte, trat aus der Spalier bildenden Menge eine bürgerlich gekleidete Frau hervor und schleuderte ein Beil, das sie unter einem wie zufällig mitgeführten Packet mit irgend welchen Sachen verborgen gehalten hatte, nach dem kaiserlichen Wagen. Es flog im Bogen bis an die Räder, schien eines zu streifen und siel dann zu Boden. Ter Wurf war so schnell erfolgt, daß Niemand der Frau hatte in den Arm fallen können. Dann aber wurde sic sofort von einem neben ihr stehenden Herr» G. gevacll, der sic fragte, wie sic sich habe unterstehen können, nach unicrcw Kaiser und König zu werfen. Die Frau gab zur Antwort, sie sc! in Berlin gewesen und dort habe ihr ver Kaiser gesagt, sie solle sich nm's Leben bringen. "Auf eine weitere Frage des Herrn G. erwiderte sic jedoch: „Das geht Sic gar nichts an, Sic sind ja Jude!" Die Attcntätcrin wurde, nachdem die Polizcibcantten die Namen der Augenzeugen notirt hatten, zuerst nach der nächsten Polizeiwache und dann nach dem Polizeipräsidium gebracht Dar Beil war, wie man sehen konnte, ganz neu. Ein zweiter Augen zeuge theilt mit: „Ich stand aus der Skaßc in der wallenden Menge nnd sah eine Frau aus dem Arbciterstnnde auf nnd ab gehen. die sich dann, als der Zug ankam, ebenfalls hinstelltc. In dem Augenblick, als der kaiserliche Wagen vorbeifuhr, drängte sich die Frau durch die Menge hindurch, zog aus einem Korbe ein neues Bell mit Hellem Holzgriff hervor und schleuderte cs. einen Drohmf ausstoßend und mit einem Gcsichtsansdruck. dessen tückische Wildheit ich nicht zu schildern vermag, gegen den kaiserlichen Wagen. Es schlug an die Speichen des einen Hinterrades an Der Erbprinz, der neben dem Kaiser saß. hatte wie zur Abwehr den einen Arm erhoben: der Kaiser mußte den Vorfall ebenfalls beobachtet haben, verharrte aber in vollkommener Ruhe. Ich drängte mich sofort zu der Frau durch und nahm sic fest." — Ein Breslauer Kaufmann hat zufällig gerade ini Augenblicke des Attentats mit lewem Apparat eine Aufnahme des kaiserlichen Wagens gemacht. Auf dem Bilde sieht man deutlich die hart an den kaiserlichen Wagen herangeiprungenc Schnapka, wie sie hoch erhobenen Armes im Begriff ist. ihr Beil nach dem Kaffer zu schleudern. Es dürfte wohl bisher noch nicht vorgekommen sein, daß ein Attentat photogrnphirt worden ist. x Der „Birmingham Post" zufolge glaubt man in deutschen offiziellen Kreffen. Ehambcrlain werbe aus seiner Rückreise aus Italien Berlin besuchen und mit dem Kaiser eine Unterredung haben. x Frankreich. In Fontainebleau ereignete sich ein Bor fall, welcher kaum ohne Folgen bleiben wird. Zu allen Jagden un großen Waldrevier von Fontainebleau sind die Offiziere der nahcgelegenen Garnisonen offiziell geladen, ohne einer besonderen Einladung zu bedürfen. Der lüdiiche Hauplmann Eoblentz. welcher kürzlich dem Reillehrinststut zugetheilt worden, machte von dieser Gepflogenheit Gebrauch und erschien zu der von Lebaudy als Pächter dieser Staatswaidung arrnngirten Parforcejagd. Hauvi mann Eoblentz war noch nickt zu Pferd gestiegen, als Lebaudy den Befehl gab. die Hunde nicht abzukoppcln und die Meute in den Zwinger zurückzubringcn: es fände keine Jagd statt. Lebaudy ließ den .Hauptmann Eoblentz verständigen, daß seine Anweienbeit die Absage der Jagd verursache. Es wurden Visitkartcn auSgetauschi. Lebaudy gehört der monrachistischen Partei der Kammer an Eoblentz hat den Schwager Lebaudn's, Roger Luzarches d'Azav. welcher ihm mittheiltc. daß wegen seiner (Eoblentz') Anwesenheit die Jagd abgebrochen wurde, zum Duell gefordert. ^ x Gerüchtweise verlautet, daß demnächst wieder 'ein Skandal ausbrechen wird, in den mehrere politische Persönlichkeiten vci wickelt sind. Es soll fick um einen Ordens Handel und Ent wendung wichtiger Dokumente handeln. Zwei Personen sollen Auszeichnungen erhalten haben durch Vermittelung des Sohnes eines Ministers. Ein Pariser Kaufmann wll 20000 FrrS- ver ausgabt haben, da er aber keine Auszeichnung erhielt, die An gelegenheit beim Gericht angezeigt haben: kotz hohen Einflusses soll die Anklage nicht zurückgezogen worden sein. x Rumänien. In dem Bukarestcr Prozeß wegen Ermord ung des Professors Michaileanu erklärte Bogdanow noch, er habe vor dem Untersuchungsrichter nur. weil er von diesem geschlagen wurde, zugegeben, etwas von einer Verschwörung gegen König Carol gewußt zu haben. Karambulow widerspricht dem ent schieden. Auch der Präsident erklärt, Bogdanow habe eingestandcn. daß König Carol am 18. Dezember 1890 von zwei Verschwören, verfolgt worden sei- Alsdann beginnt das Zeugenverhör. — Die Geschworenen haben Drohbriefe erhalten, ln welchen ihnen mit ^ dem Tode gedroht wird, falls sie ein verurtheilendes Verdikt fällen sollten. Man glaubt, daß diese Drohbriefe ein Werk des inacedomschen CentrolkomiteeS in Sofia sind. Die bulgarische ! Regierung hat mehere höhere Beamte, darunter den Generalsekretär des Ministeriums des Aeußcrn Theodoroff, nach Bukarest entsendet, damit sie dem Prozesse beiwohnen. Wie arm an eigenen künstlerischen Ideen müssen z. B. die deutschen Architekten dem Fremden erschienen sein, der von ihren Arbeiten nur das deutsche Haus und die Ausstattung der deutschen Kunst- ausstellungsrüume leimen gelernt! Daß Gabriel Seidl geschmack voller kopirt und odaptirt als der Architekt Radkc, ist eine Sache nir sich. An der Thaffachc, daß Lenk in einem Geiste gearbeitet haben, der mit unserer Zeit und ihren Bestrebungen auch nicht das Geringste wehr zu thun hat, läßt sich nicht rühren. Nun soll nicht geleugnet werden, daß die von Seidl hergerichtekn "Räume, abgesehen von dem Anachronismus der Dekoration nnd der thörichkn künstlichen Verdunkelung einen inunerhin würdigen Eindruck machen, ober sic passen in keiner Weise zu ihrem Inhalt, wenn man nicht annchmen will, sie seien z» dem besonderen Gebrauche Lenbach's vorgeiehen. Und nun wäre allerdings die Frage auszuwerfen: Welche Rolle hat Lenbach bei der Ans gestattung diemr Räume gespielt? Sie ist nicht mit einen, Satze M beantworten. Wie diese Räume dem Besucher ein Zeitalter Vortäuschen, das hinter unS liegt, io gicbt auch ihr Inhalt ein falsches Bild von den wichtigsten Vertretern nnd den eigentlichen Zielen der deutschen Kunst, nicht einmal, weil hier ein Paar Dutzend Künstler gefunden werden, die für die deutsche Kunst absolut bedeutungslos sind und bleiben werden, wildern weil der Anschein erweckt wird, als gäbe cs außer Lenbach eigentlich keinen großen Künstler in Deutschland. Böcklin fehlt ganz. Leibl ist mit einen, handgroßen unbedeutenden Bilde. Menzel mit je zwei kleinen Gouachen und Zeichnungen, Thoma mit einem mindcrwertkigen Lelbstporträt, Lenbach dagegen, dem Katalog nach mit fünf, in Wirklichkeit aber mit elf umfangreichen Bildern verketen. Auf den Ton Lenbach'icher Bildnisse sind drei der Räume gestimmt: während in dem einen Saal, in dem kein solches vorhanden, die Bilder in geradezu haarsträubender Art auf die Wände gepflastert sind, hängen sie in den übrigen Räumen bis auf diejenigen Lenbach's zwar nicht immer gut, aber doch so locker, daß der Ton der Wandbelpannung — astnold, goldgrün und dunkeloli» — mitspricht und die einzelnen Werke von ihrer Nachbarschaft ijolitt. ES wird durchaus der Anschein erweckt, als sei die Ausstellung nicht der deutschen Kunst wegen da. sondern eigens a<1 msiorem I.eudsaln xflormm veranstaltet. Jedenfalls bat der Künstler damit erreicht, daß sich die Aufmerkiamkit der Besucher in besonderem Maße ans ihn richtet, der Besucher, die freilich nicht wissen» daß , Lenbach mehr als die Hälfte seiner Bilder gegen den Willen der ' Aufnahme-Kommission, ohne vorherige Anmeldung in die Aus stellung praktizirt hat, die nicht wissen, daß wichtigere deutsche Künstler hier fehlen, weil angeblich „kein Platz" für ihre Werke vorhanden war. Tic Rolle, die Lenbach in Paris spielt, ist, von dieser Seite gesehen, ein Erfosg seiner Ellenbogen, nicht seiner Kunst. Die Ehrenmedntllc, die ihm für diese zu Theil geworden ist. hätte mit derselben tödtlichen Sicherheit Anton v. Werner erhalten, wenn er Präsident der Kommiisivn nnd der Jury an Stelle Lenbach's gcweicn wäre. Sic beweist mr dessen künstlerische Be deutung zunächst gar nichts; denn sic ist nicht etwa das Zeichen, daß das internationale Preisgericht van dieser überzeugt ist, sondern daß die deutschen Juroren aus vielen Erwägungen heraus, die mit Kunst häufig gar nichts zu thun haben, sich darüber ge einigt haben, sic Lenbach zu gebe». Die Geiammtheit der Preis richter bestätigt lediglich diese Beschlüsse. Wie man danach über den Wettl) dieser Medaille denken will, mag Jeder mit sich ab machen : die ganze Sache aber fordert förmlich dazu auf, einmal sestzustellcn, was Lenbach in der That für die deutsche Kunst be deutet und wie danach über sein Verhalten in Paris zu ur- flheilen ist. Der Ruhm Lenback'S daiirt aus der Zeit, da die Kunst des MalcnkönnenS noch nicht so allgemein verbreitet war. wie heute. Krast seines Talentes, Bildnisse im Geschmack Tizian's nnd van Dyck'S zu malen, lenkte der junge Künstler Mitte der sechziger Jahre die Aufmerksamkeit der gesammtcn deutschen Künstlerichast aus die großen klassischen Meister des Porträts und hat io wohl am allermeisten dazu beigetragen, daß man zu ihnen wieder in die Schule ging. Er machte sie auch für das große Publikum lebendig, indem er Bildnisse berühmter Zeitgenossen in der Art jener Großen maste, was von dem Publikum, da er gleichzeitig die Patina der Jahrhunderte mit darstellte, nicht immer ohne Wiederlpruch hin- genomnien wurde. Aber da er sich in einer erheblichen Zahl von Äildnijicn als ein Charakkrichilderer von hervorragender Begabung erwies, der von seinen Vorbildern gelernt hatte, den Targesteüten ein repräsentatives Etwas im Bilde zu verleihen, besiegte er allmählich auch den Widerstand der Menge und galt bald als der größte Porträtmaler Deutschlands am Ende des Jahrhunderts. In dem Maße jedoch wie sein Ruhm wuchs und man ihn mit Aufträgen überhäufte, verloren seine Leistungen an Qualität. Die ständige Benutzung der Photographie, die manlrirtc, schablon artige Malweise, der psychologische Vertiefung ersetzen sollende vutrirte bis zur Grimasse gesteigerte Ausdruck, lassen schon seit einer Reihe von Jahren die Bildnisse Lenbach's alS höchst minder werthige künstlerische Leistungen erscheinen. Nur hin und wieder giebt es eine Ausnahme. Aber noch ein Anderes ist hinzugeketen. was die einstmalige Bewunderung für den Künstler stark obaekühlt hat: Die alten Meister, zu denen er unS einst führk. sind seine Feinde geworden. Denn sc besser wir sic kennen lernten, um so lauter sagten sic uns, daß Lenbach's Verhältniß zu ihnen das aller oberflächlichste tei, daß er von jedem von ihnen nur daS Aeußerliche genommen habe, von Rembrandt das goldene durchsichtige Braun, von Tizian das königliche Roth zwilchen schwerem Gelb, von Van Duck den nonchalanten Seitenblick und den Akkord von Grau, Weix und Blau, von Belasgucz den Tupfen Rosa zwischen Schwarz und Grau, von Reynolds die stumpfe Scharlachfarbe und die vornehm steife Haltung und von Aainsborough die reizend kokette Schulkrn- tinie und das wchmüthige Lächeln des scheidenden Rococo. In Lenbach's Bildern finden wir nur die Manier der allen Meister, nicht ihren Geist. Er hat nie aus der Tiefe ihrer Auffassung heraus ein Porträt gemalt, sondern nur ihren Strich. >yre offen daliegenden Nüancen kopirt: sein Verhältniß zu ihnen ist das eines rcprovuzirendcn Künstlers zu den schaffenden Meistern. Es liegt kein Grund vor, die Nermiltlcrdicnstc. die Lenbach als solcher ge leistet hat. zu unterschätzen — im Gegentbeil: Lenbach hat in dieser Richtung vollen Anspruch auf unsere Achtung, nur wird man ihm aus der besseren Erkenntniß seiner besonderen Fähigkeit heraus einen anderen Platz in der kunstgeschichtlichcn Werthichätzung geben müssen, als er ihn vor allen Dingen sich leibst giebt und als er ihn bisher eingenommen. Vermischtes- * Die eigene Mutter wegen Giftmordes demmzkrt bat in Saarbrücken ein lbiähriger Bursche, der sich wegen einer erhaltenen, wohlverdienten Züchtigung rächen wollte. Die von der Staccks- anwatlschaft eingeleitete Untersuchung ergab, daß an der An- fckmldigung kein wabres Wort ist. Der „dankbare Sohn" wurde daraufhin wegen wissentlich falscher Beschuldigung unter Anklage gestellt und zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt.
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