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Vachdru» nur mU d»ullich»r vu«ll»nang»d» .Dr»«t>n»r 7>°<dr " ,u>«M<>. Ilnorrinn», «<i>r>»M>N>» w«r!>»n ni»l nu^rwadr«. 70. Jahrgang. 42» Montag, IS. September 1I2S «redientchrl«, »ech^chm, S«Nl»r»ch»r.S-mm»N,ummn, SS S^l. «m IM «acht,„„Och,, »0 Oll. auMrdald 1VSS Dr»,d»n. Gegründet 18SS B-jugs-D-bühi «!S«AL.ÄrÄ »>,z«i>,»»«»» I« OI«u>I^ »»« ««mtam u^rde« nach Solvmar» »arach»»«! dt, «nchadM« « AnM>,m-PreIIe: K« » «eiche»»» tn Dreede» kirsrns vksn M W»« Vor RtnNou» «Ino» Ol«n» emplekl« Ict> di« Svilctillgung meiner relck- t>»I«I«en ^u»»I«IIung In 0»u«rdr»noSr«n bsALinlsr sssdnksts. klvrlsn Qeocksnt» kßsekk. LLn« VS^I«»«»». » es. 1,1. eseo». Neueste l^ocislls vom sin- facften dis rum elegantesten. LS Lnstss l,scj«rv/<2n«»n Spsrialgsscrtnsfd -».vvlli. ' pu»i«or l<un»1»pi«Ipisnos s«I1 1S34 bsstbswätintss tzusütstskLbi-lkeit D^GlKan I. Ls., »IsrNnrtrsK« 12 Verhandlungen über die Meinbesatzung. Besprechungen Slresemanns mit Brianö.—Dantervelte unt Chamberlain vermitteln. Drohre-e Mussolinis nach -em mihglücklen Ailenlak. - Die Volksabstimmung in Spanien. - Dr. Dell an -en Iurislenlag. Slresemanns Genfer Besprechungen. Genf, 12. Sept. Von gutunterrichteter englischer Sette verlautet, daß zwischen Neichsaußenmtnister Dr. Strese- mann und dem französischen Außenminister Briand alS Folge deS Eintritts Deutschlands in den Völkerbund bereit» Verhandlungen über die im Locarno-Pakt vorgesehenen Rückwirkungen eingcleitct worden sind. Der englische Außen- minister Chamberlain sowie der belgische Außenminister Bandervelde sollen die Vermittlung für diese Verhand lungen übernommen haben. Zur Behandlung stände vor» läufig die Krage der Herabsetzung der Besatznugstrnvve« t« Rheinland aus 88 606 Man«. Deutscherseits werde die Einbeziehung der Besatzung des Kehler Brückenkopfes in diese Zahl gewünscht, weiter die Räumung der Kurort« Langenschwalbach. KrelHnach und Neuenahr, sowie die Zusammenfassung der BesatzungS- truppen, die „Unsichtbarmachuna der Besatzungstruppen. Chamberlain soll sich bereit erklärt haben, die deutschen Forderungen zu unterstützen. " ...... Bon deutscher Seite liegt eine Bestätigung dieser Nach richt nicht vor; sie wird jedoch anderseits auch nicht tn Ab rede gestellt. Bandervelde über die Besprechungen. Brüssel, 12. September. Bandervelde, der heute aus Gens zurückkehrte, erklärte vor Pressevertretern, er habe sich mit dem Rctchsaußenmtntstcr Dr. Stresemann haupt sächlich über die Krage des Stahltrustes unterhalten, aber er wolle darüber nicht mehr sagen. Dte Auswirkungen der neuen Rheinland- abmachung. Koblenz, 12. Sept. Wie wir hören, werden infolge der neuen Abmachungen mit der Rheinlandkommtsston nach den bisherigen Ermittlungen 5 4 Personen fretgelassen und den deutschen Behörden übergeben werden. Von der Rückgängigmachung der noch bestehenden Ausweisungen und Amtsrntsernungen, die tn Aussicht gestellt ist, werden etwa 40 Beamte betroffen werden. Die nunmehr aufgehobenen Schutzorbonnan- »en sahen u. a. folgendes vor: Nr. 27 sicherte der Rhein- landkommission in verwaltungsmäßiger und rechtlicher Hin sicht weitgehende Kompetenzen; Nr. 70 verlangte die Zu- stimmung der Nhetnlandkommission »u Verhaftungen wegen Handlungen aus der Waffenstillstandszeit; Nr. ÜO sah die Einwirkung der Rheinlanbkommission sür den Fall vor, daß jemand von einer deutschen Behörde verfolgt wirb, weil er den Besatzungsbehörden Dienst« geleistet hat; Nr. 116 schaffte der Nhetnlandkommission die Möglichkeit, die Uebertragung der Zuständigkeit eines Gerichtes des besetzten Gebietes aus ein Gericht des unbesetzten Gebietes zu verhindern: Nx. 262 gab genaue Richtlinien des Verfahrens füO die «nwendung der Verordnungen Nr. SO und 116; Nr. 2SÜ sah Strafen m»r für Drohungen. Gewalttätigkeiten »s«. gegen Personen, di« Beziehungen zu BesahungSbehörden unterhielten oder deren Anordnungen nachkamen; Anweisung Nr. 26 vetraf Stnzel- heiten der genannten Verordnung Nr. 2S2. Derhaslung eines früheren -eukschen Offiziers am Rhein. Paris, 12. September. HavaS verbreitet folgend« offi- ztöse Mitteilung aus Kreuznach: Es ist eine Nachricht ver» breitet worben, daß ein ehemaliger Oberst der deutsche« Armee bei den Manövern der französische« Rheinarmee wegen Spionage verhaftet worden sei. Nach Erkundigungen an zuständiger Stelle kann dieses Gerücht in aller Form d e menttert werden. Es handelt sich tn dem vorliegenden Falle keineswegs »km Spionage, sondern lediglich um dte Uebertretung einer Verordnung des Hauptquartiers, wonach Deutsche ohne besondere Erlaubnis den Bewegungen französischer Truppen nicht folgen dürfen. Wohin geht -er Iung-eulsche Orden? Mahran« in Kamen» über seine Ziele. Wir wollen mit Herrn Mahraun nicht rechten. Seine hohen Verdienste um die nationale Sache stehen unbestreit- bar da, seit er nach den Stürmen der Revolution mit zünden dem Idealismus und glühender Vaterlandsliebe aus dem Nichts im Jungdeutschen Orden eine kraftvolle Organisation der nationalen Abwehr schuf und in der Zeit krassesten Mate rialismus für seine Anhänger das Gebot opferwilligsten Dienstes am Vatcrlande und der Allgemeinheit als oberstes sittliches Gebot aufstellte. All die Jahre hindurch war und ist -er Jungdeutsche Orden eins der mächtigsten Glieder der nationalen Bewegung, an das sich stärkste nationale Hoff- nungen knüpfen. Heute aber sind diese nationalen Hoff nungen aus den Jungdo mit ernster Sorge untermischt, da man im nationalen Lager Handlungen seines Hochmeister- Arthur Mahraun, wie die der Verdächtigung der Vaterländi schen Verbände alS Filiale des Großkapitals und der Ein reichung einer Denkschrift an das Wehrministcrium über an gebliche rechtsradikale Putschabsichtett schlechterdings nicht mehr »»erstehen konnte. Eine Diskreditierung der gesamte« nationalen Vewegung durch eine hohnvolle gegnerische Presse» die sich die fetten Bissen nicht entgehen ließ, war die Folg«. Und in letzter Zeit kam der Kampfruf Mahrauns gegen die Sammlungsbewegung sür die sächsische Landtagswahl, an der der Jungdo erfreulichen Anteil nahm, kam im Zusammen hang damit der offene Konflikt Mahrauns mit dem frühere« sächsischen Grotzkomtur v. Tschammer und Osten, der an dern Orden austrat, weil seine Arbeit an der überparteiliche« Sammlung von dem Hochmeister „dauernd zu stören ver sucht" werde. Dte große Ballet Lausitz hat sich infolgedessen bereits von der Berliner Ordensführung getrennt. Gründe genug, um die Sorge um die nationale Organisation deS Jungdo zu rechtfertigen. Und wenn nun der Hochmeister de» Ordens hart an der Grenze der Balle! Lausitz, in Kamen», am Sonnabend vor einer dichtgedrängten Zuhörermenge ba» Wort ergriff, um über die Ziele des Ordens zu sprechen, dann mußte man davon Antwort auf die ernste Frage er warten, ob der Jungdeutsche Orden noch bewußt ein Glie der großen nationalen Bewegung ist, oder ob er und vor allen Dingen sein Führer in Verfolg seiner ideellen Ziel setzung Wege einzuschlagen beginnt, die ihn aus seinen Zu sammenhänge« mit der nationalen schwarz-weiß-roten Sache allmählich lösen könnten und müßten. Der ganze Rahmen, tn dem sich die Kamcnzer Veran staltung abspielte, die schwarz-weiß-roten Fahnen, die Jungdo- banner, die Märsche und die Aeußerungen auS den Kreisen der Bruderschaften, die alle von tätigster Anteilnahme und Mitarbeit an den allgemeinen Zielen der nationalen Be wegung und, was im Augenblick bas wichtigste ist, an dem Sammlungswerk in Sachsen zeugten, wären ganz dazu an getan gewesen, diese Frage von vornherein als überflüssig auSzuschalten und die letzten Bedenken an der ziclbewußten Eingliederung des Ordens in die nationale Sache zu zer- streuen. Worauf es aber besottders nnkommt, ist die Stellung deS Hochmeisters Mahraun, der nicht nur nach dem ganzen Führerprtnzlp des Jungdo eine beherrschende Stellung ein nimmt, sondern der eS noch stets verstanden hat, seine Zu hörer durch idealen Gedankcnslug und zündende Rednergabe mttzureißen. Und was er von Len ideellen Zielen und Strebungen des Bundes sagte, ließ einen Stürmer und Dränger im Ringen um die geistige Wiedergeburt des deutschen Volkes erkennen, der Staat und Volk in ein neues Verhältnis bringen und bas einzelne Glied der Volksgemein schaft in den Staatsgedanken hinctnwachscn lassen will. Er geht auS von dem alles andere überragenden Frontcrlcbnis d«S Einsetzens für die Allgemeinheit, das zur Grundlage des neuen deutschen Staates werden müsse. Sein Programm be ginnt mit dem Worte Bruder und endet mit dem Worte von der Gemeinschaft. In der Gemeinschaft darf es keine Standes- und Klassenunterschiede geben. Und zu diesem lebendigen Gemeinschaftsgeist gilt es alle Brüder zu erziehen. Nie mand kann den hohen Wert eines solchen praktisch betätigten BrubergebankenS verkennen, und baß cs dem Jungdcutschcn Orden mit diesem Ziel« ernst ist. hat die Betätigung des Ordens oft genug bereits gezeigt. Wie dieser Brudcrschafts- gebanke tn di« neue Staatsgemcinschaft hineinwachsen, wie er durch eine freiwillige Unterordnung unter gewählte, aber doch immer wieder auch von den höheren Führern zu b«. stätigende und im übrigen selbständige Führer zu einem staatlichen Ausbau ergänzt werden und wie hierdurch dte von Mahraun besonders heftig befehdeten Parteien ersetzt werden sollen, kann nur kurz gestreift werden. Man kann über die BerwirklichungSmöglichkeit dieser sür einen OrdenS- aufbau vorbildlichen Organisation in einem von tiefen Gegensätzen beherrschten Staatsorganismus skeptisch denke«, aber man kann den Idealismus nicht verkennen, mit dem ein großer Verband sich «inen positiven Inhalt schafft uns» die Anermeßllche» Erztehungswert«. die wertvolle Mensche» Das Dombenartenkak gegen Mussolini. Eine Verschwörung? Rom, 12. Sept. Der Verdacht, daß das Attentat der Aus fluß einer richtigen Verschwörung sei. gewinnt von Stunde zu Stunde an Wahrscheinlichkeit. T»e Empörung richtet sich nicht nur gegen öle faschistisch« Opposition tu Jtalieu, sonder« hauptsächlich gegen die Emigranten, nud macht auch vor der französischen Negierung nicht halt. Bo« Frankreich wird die Ansliescrnng sämtlicher italienischer Verbrecher gefordert. Die französische Negierung wird offen z. B. vom „Giornale d'Jtalia" für die faschistensetnbltche Ve wegung verantwortlich gemacht, und thre Politik als nicht mehr erträglich bezeichnet. Um Unruhen vorzubeugen, wurden alle faschistischen und ein Teil der regulären Truppen mobilisiert. Die Stadt wimmelt von Militär und auf» geregtem Volk. Die Einführung der Todesstrafe, hie Italien seit eine« Menschenalter nicht mehr kannte, steht ossenbar unmittelbar zu erwarten. Die sofort zusammcngctreten« Kammer hat sie einstimmig gefordert, und Mussolini hat sie in einer ungeheuer erregten Ansprache an das Volk angekündigt. In dieser Ansprache führte der Duce folgendes auS: „Römer! Schwarzhemdcnl In den begeisterten Rufen, mit welchem Ihr mich zum dritten Mal« auf diesem Balkon begrüßt, fühle ich Euren ganzen Glauben und Eure voll- ständige Ergebenheit. Bevor ich zu Euch von der Episode spreche, die mich betrifft, will ich vor Euch jenes hehre Bild eines faschistischen Kameraden heraufbcschwören, her an dem selben Tage vor zwei Jahren tn Rom durch eine verbreche, rtiche -Hand gefallen ist: A r m a n d o C a s a l i n t. Ich werde Euch wenig, aber Wichtiges sagen. Zunächst wünsch« ich, daß nach der Beendigung der ««»dgcbung die öffentliche Ord« nung nicht gestört «erde. Ein großes Volk wie bas italie nische hält seine Nerven allen Ereignissen gegenüber voll kommen in seiner Gewalt. Eine große Partei, wie cs zweifel- loS die faschistische Partei ist, gibt sich vollkommen davon Rechenschaft, daß in keiner Hinsicht gegen die oberste Disziplin der Nation verstoßen werden darf. (Lebhafter Beifall.) Aber ich will von diesem Balkon einige ernste Worte sprechen, welche von denjenigen genau ausgelegt werden sollen, an die sie gerichtet sind. Man muß Schluß mache« mit einer ge wissen strafbaren und »»«erhörten Duldsamkeit jenseits der Grenze lbct diesen Worten wird der Beifall so stark, daß Mussolini gezwungen ist. einige Minuten zu warten, bevor er sonsahren kann), wenn man wirklich aus die Freundschaft des italienischen Volkes Wert legt, eine Freundschaft, welche Ereignisse dieser Art verhängnisvoll gefährden könnte. Nach reiflicher Ueberlegung bin ich zu der Ueberzeuguug ge- t-mmen, daß man «über« Maßnahmen ergreifen muß. (Zurufe: Den Galgen!) Dies sage ich nicht um meinetwillen, denn ich lebe wirklich gern in Gefahr, sondern um des italie nischen Volkes willen, bas mit Anstrengung sich empor- arbeitet; denn da- ist seine Pflicht, sein Vorrecht, seine Hoff nung und sein Ruhm. DaS italienische Volk darf nicht immer wieder aufgestört werden durch einige wentg« Verbrecher. Wie mir daS System der andauernde« «nd immer «teder» kehrenden Geucralftreiks unterdrückt habe«, so «olle» mir Schluß mache« mit der Reihe oo» Attentate«, selbst wen« wir zur Todesstrafe greifen müßte». (Stürmischer Betfall.) Auf diese Weise wird eS immer schwieriger werden, daS faschistische Regime und di« Ruhe des italienischen Volkes in Gefahr zu bringen. Ihr wißt, daß ich, wenn ich unmittelbar zum Volke spreche, keine leeren Worte mache. Aber ich kün- dtge hier nur Maßnahmen an, die ich zäh« und systematisch durchführen werde. Maßnahmen, die tief begründet sind im Charakter des neuen faschistischen Italiens. Mussolini zieht sich darauf unter stürmischen Beifalls- rufen, Tttcherwinke« und Hüteschwenken der Menge zurück. Dte Musik spielt das Faschistenlied „Gtovinezza". Die Entschließung der Kammermehrheit hetrisft i, h«r Tat nicht «nr vollzogene Attentate, sonder« fordert hie Tode-, strafe, «m Attentate« gegen da- Lebe« de- Regiernngs» barrvteA vvrLitbertttert. Der König richtete ein ungemein herzliche- Glück wunschtelegramm an Mussolini, und auch der Kommentar de» päpstlichen .^Vsservator« Romano" ist wärmer gehalten denn je. Der AlkenrLIer. Rom, 12. Sept. Bet dem Attentäter, handelt «» sich um einen 2Sjährtgen italienischen Arbeiter, der tn Pari» ge- arbeitet hat und dort in Verbindung mit antt, faschisttschen Italienischen und französischen Politikern, be sonders mit Freimaurern, stand. Der Attentäter soll gestan den haben, daß er zur Ausführung deS Attentats am Sonn, abend früh von Paris über Pisa tn Rom etnaetroffen sei. Man glaubt in amtlichen italienischen Kreisen, daß er auch mit italienischen Anttfaschtsten in enger Verbindung gestanden haben müsse, denn er sei genau über dte Zeit unterrichtet ge wesen, tn der Mussolini regelmäßig von seiner Wohnung nach dem Auswärtigen Amt sährt. Der Attentäter hat bis zum verannahcn des Autos Mussolinis tn einem CafS gesessen. AlS der Wagen sichtbar wurde, hat sich der Attentäter an den Fahrbamm gestellt und die Bombe geworfen, die gegen das rechte Hinterrad prallte, jedoch zurücksprang und erst später auf der Straß« explodierte, als das Auto Mussolini» schon mehrere Meter weiter gefahren war.