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71. Jahrgang. Zs S?0 Menö-Ausgade Freitag, 11. Juni t»r« Vegründe» ISS» «uchtauschr«, »»»richt«, D»«»»». .Samaudnon«»! SS 241. «ur M» «»ch^,Uich«, SO011. B-zugs-w-bühr tpv Mark. Schetwwimq «d pa»,Ig«ich»N»ß»g»: M«ri«,Ilr, j» cZS/42. Lnr» a. D«tao von » »«Gar»» » Vo*Ich»G-gonto tOSS »,«»«». vochdru^- nur mti «ul»ch«r Qu-U-n-nnad» Drradnrr 1ina>r »uliNi» Unnrrianol» S»riE<Ii» oorrdrn n»d uidnoad«. ßine Aussprache über den Fall Lesfing. Die Kannooerschen Slu-e«ten warlen -ie Entscheidung -es Knliusminislers ab. Der Aechlsausschuh beschliehk eine Streichung im Re-u-tikschuhgeseh. — Eine neue amerikanische Freigabebill. Ein Bericht an -ie -rutsche Stu-entenschast. Berlin. 11- Juni. Da» Nachrichtenamt der Deutschen Studentenschaft hatte für DonnerStaa abend zu einer A«S» spräche über den Fall Lessina eingeladen. Ein Delegierter au» Hannover faßte in kurzer und objektiver Weise noch ein- mal -ie Ereignisse zusammen, die zu der letzten nicht über- brückbaren Phase des Konflikte» geführt haben. Er berichtete, wie die Artikel über den Reichspräsidenten, die in einem au», ländischen Blatte erschienen auf die Studentensckmft gewirkt batten, sowie die Haarmann-Broschüre Lessina« nickt nur aus die Studentenschaft, sondern auch aus baS preußisch,- Kultns- Ministerium einen solchen Eindruck gemacht hätten, bas, da- mals auch im Ministerium die Meinung zum Ausdruck kam, ein solcher Mann könne nicht länger Lehrer der akademischen Jugend sein. ES wurde kurz erwähnt, daß sich in der aller- lebten Zeit Lesfing, obwohl er dem Kultusministerium ver sprochen batte, mehr auf die Würde des Tons bedacht zu sein, wieder neue Entgleisungen habe zuschulden kommen lasten: er habe in Dresden außerordentlich scharfe Worte gegen die deutschen Studenten tm allgemeinen gesund:«, habe ihnen vorgeworfen, daß sie unsozial dächten, und Hab« auch gegenüber feinen Kollegen etne Haltung etngenommeit. die es geradezu lächerlich erscheinen lasse, wenn er jetzt daS Wohlwollen dieser seiner Kollegen in Anspruch nehmen möchte, wleicknettig stellte der Vertreter de» hannoverschen Ausschußes ber Studentenschaft fest, daß die Berichte über Mißhandlung Lesslngs durchaus falsch und übertrieben seinen. Lessina habe ja für sich selbst daS Recht in Anspruch genommen, znm Zwecke der Wirkung einer Berichterstattung auch von ber Wahrheit «bzuweichcn. Von diesem Rechte habe er auch in der letzten Zeit recht ausgiebig Gebrauch gemacht. Besonders empört habe es die hannoversche Studenten, schaft, daß man wahllos einige Kommilitonen aus ber Zahl der Demonstranten heraus gegriffen habe. Ein solches Verfahren sei an einer deutschen Hochschule unerhört und noch nie dagewesen, zumal viele hundert andere, die an jenem Tage in der Hochschule gewesen seien gleichfalls die Absicht gehabt hätten. Ihre Karten abzuaeben. Der Rektor habe sie nicht einmal angenommen. Man Mülle also fcst- llellen, baß sich unter den zehn Relegierten in der Hauptsache Wildenten befinden, die auch nicht diegertnasteSchuld auf sich geladen hätten UebrigenS scheinen einige Väter der Relegierten den zivilrechtlichen Weg beschrekten zu wollen, um festzustellen, ob man die großen pekuniären Opfer für ein Stundenhalbsahr bringen müsse, ohne daS Aeauivalent der Vorlesungen zu haben, obwohl sich hcrauSstclle. daß die betr. Studenten keinerlei Verstoß gegen die akademischen Satzungen und Vorschriften begangen haben. Die Studentenschaft sowohl i« Hannover »ie iu Berlin steht aus dem Standpunkte daß nach der letzten Erklärung der Hochschullehrer Hannover» von ihrer Seite nichts weiter zu geschehen Kaste. Man werde jetzt die Ent« scheibuna des KnltuSminifteriumS astwarten und könne die» um so ruhiger tun, al» inzwischen die völlige llninöglichkeit eine» Verbleibens LesstngS an der Hochschule Hannover die Ueberzeuguna aller akademischen Kreise Deutsch- lau" geworden sei. die noch Achtung vor dem Geist und Wesen deutscher Hochschulen haben. Leipziger Protest zvm Lessing-Skan-al. Si»dr«ckS»oll« Kundgebung^iu^der Leipziger Haudels, Leipzig, 10. Juni. Die Vorgänge an der Technischen Hochschule Hannover haben den Allgemeinen Studentenausschuß an der Handel». Hochschule Leipzig zu einer großen Protestversammlung ver- anlaßt, zu der sich wett über VOO Studenten eingrfunben halten. Dipl.-Ksm. W. Schmidt hob in seinem Referat her- vor. daß die deutschen Studenten stet» stolz darauf gewesen seien, zu ihren Lehrern al» zu BerehrungSwürbigen und Führenden aussehen zu können, denen st« geistig Mitringende — Kommilitonen — waren. Zu Professor Lesstng könnten sie aber nicht aussehen. ihm wäre vielmehr das Wort aus seinem Offenen Briefe an den Reichspräsidenten ins Stamm- buch zu schreiben, da» Wort Friedrichs de» Großen: „Herr Professor, Ihr ehrt nicht. Ihr schädigt unser Land!* Der Redner legte weiterhin Verwahrung ein gegen die Aeutze- runa de» Obervräsidenten NoSke. der als Kommissar der Technischen Hochschule Hannover über die Aktion gegen Leissng im vergangenen Jahre gesagt haben soll, e» wäre ein Unternehme» junger, unreifer Männer. Der Referent wie» darauf hin. daß Herr NoSke diese jungen, un reifen Mänuer i« den Nvvrmbertage« v»u 1018 und in den Januarkämpfen von ISIS sehr wohl gebraucht habe, als sie au» den Schützengräben, au» den Hörsälen und von den Schulbänken kamen, «m in de« Fretwilligenformationen die Novemberregiernng zu schützen. Weiter verwahrte sich der Referent gegen ein Antastung der Rechte der Studentenschaft, die gesetzmäßige» Glied der Hochschule sei. — Am Schluß ber Protestversammlung wurde einstimmig folgend« Entschließung angenommen: „Die Studentenschaft der Handelshochschule Leipzig fühlt sich ein» mit der Studenteusthaft der Technischen Hochschule Hannover im Kampfe «m die gleichen Rechte, in dem dereinst deutsche Studeuten Isst» von Prag anSzoge». ,m i« Leipzig a» einer neuen Hochschule »ust Kulturstätte Heimat zu finde«. Die Studentenschaft der Handelshochschule Leipzig hat von den Vorgänge« an ber Technischen Hochschule Hannover mit Entrüstung und Empörung Kenntnis genommen und erhebt fchärsste« Protest gegen die Knestelnng studentischer Freiheit. Sie fordert vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft. Kunst und Volksbildung, daß die Erzi-Hnng der akademische« Jngeust Mäuuer» in di, Hand gegeste» wird, ,« denen die Studeuten als zu Vorbilder« mit Berehrnug anfs-h-n könne«. Die Studentenschaft der HaudelShochfchule Leipzig ver- steht e» daher nicht, wenn Studenten, die diese» Ideal mit Nachdruck vertreten, von den Behörden wahllos heraus- gegriffen und relegiert werben: sie erhebt auch da- aeaen schärssten Protest* Nach Beendigung dieser Protestversammlung wurde zu einer sreiwilligen Spende zur Unterstützung de» Kampfes der Studentenschaft der Technischen Hochschule Han- nover aukaesordert. die einen namhaften Betrag erbrachte, der dem Studentenausschuß -er Technischen Hochschule Han nover überwiese« wurde. Aendernng des Republikschutzgesetzes. Die Verhandlungen im Aechlsausfchutz. Berlin, 11. Juni. Der NeichstagSauSschuß für Recht» pflege biet heute u. a. den an den Ausschuß zurückverwiesenen völkischen Antrag auf Aufhebung des Gesetzes zum Schutze der Republik. Der volkparteiliche Abg. Dr. Wunderlich bemerkte, seine Freunde hätten für die Aurückverwctsung deö Antrages an den Ausschuß gestimmt, »veil sie über die bekannte Poltzetaktton in Preußen außerordentlich empört ge- wesen seien. Es habe sich aber hcrauSgcstcNt, daß diese Aktion tm wesentlichen nicht auf Grund des Republikschutzgesetzes erfolgt sei. sondern auf Grund deS Strafgesetzes und ähnlicher Borschristen. DaS Ncpnbltkschutzgesetz trete nun am 22. Juli nächsten Jahres tm wesentlichen außer Kraft. Wenigstens müssen dann seine materiellen Bestimmungen tm wesentlichen sortsallen. Bet einzelnen Bestimmungen des Gesetzes würbe er die Aufhebung bedauern. Seine Fraktion halte wegen der «och zu erledigenden dann notwendigen Uebergangöbestim- mungen die sofortige Aufhebung nicht gerade für etne absolute Notwendigkeit. Einzelne Mitglieder seiner Partei seien frei- sich anderer Meinung. Ast«. Dr. Roscnberg (Komm.) erklärt« -ab seine Freunde für den völkischen Antrag stimmen Erden. — Astg. Dr. Rosen« selb (Goz.s führt aus, daß seine Partei nicht für die Auf hebung des Republikschutzgesetzes set. — Staatssekretär Joel vom Reichsjusttzministerium vcrwahrte sich und die Regierung gegen den vom Abg. Rosenfrld ausgesprochenen Vorwurf über die Möglichkeit gesetzwidriger Entfernung von Richter». — Abg. Barth sD.-N.j bemerkte, daß bi« Darstellung Rosen- selbs die Notwendigkeit erweise, die Unabhängigkeit der vertchte jetzt besser zu schütze«, damit sie nicht aus politischen Gründen, wie e- Rosenseld während seiner Tätigkeit als Justizmintster getan habe, angetastet werden können. Sei»:« Freunde würden für den völkischen Antrag und alle Milde- rungen stimmen. I« der Abstimmung wurste ster völkische Antrag abgelchnt. — Angenomme« wurde ein Antrag de» Aba. Dr. Rosen- seid «Soz.j, wonach tm Artikel 1 des Republikschntzgescstes die Abschnitt« 1 und ö i« Zusammenhang mit 8 7 gestrichen werde» jTcilnahme au geheime« Berbiustunge« «ub Massen» besitzt, so daß bei diese» vergehe« »ich« mehr auf Zuchthaus erkannt werben muß. Berlin. 11. Juni. Im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags wurde heute anläßlich der Behandlung einer sozialdemokratischen Entschließung folgende R e s o l u t i o n an- genommen: Die RetchSregterung wird ersucht, iw Hinblick auf die Auswüchse, die in -er Kartell, und MonvpolLtldung seit langer Zeit beobachtet werden, dem Reichstag möglichst bald eine Vorlage zu unterbreiten, die diese Materie unter geeigneter Verwertung der bisherigen Beschlüsse de» Volks wirtschaftlichen Ausschusses und d«S Reichstag» regelt. Der kommuniMsche Mitztrauensantrag im Reichstag abgelehal. «Durch ft-uktpruch.» Berli«. 11. Juul. I» ster heutige» Sitzung de» Reichs te ' wurste ster kommuutftische MtßtranenSautrag gegen die Stimme» ster Kommuuiste» astgelehut. Die -^j»al» dcmokrate« hatte» ftch ster Sit««« euthalte». (WTB.j Die verschobene Saarenlschei-ung. Der VölkerbundSrat hat wieder einmal glänzend versagt, Er hat tn seiner Mittwochsitzung mitgeteilt, daß di« Tut- scheibuna über die Frage ber französischen Truppen i« Saar» gebiet verschoben set bi» zur Septembertagung, weil da»» Deutschland dem Völkerbünde angehören werde und über diese Angelegenheit, die eS direkt betreffe, mit verhandel« könne — ein« sehr liebenswürdig klingende Begründ««L hinter der nur leider alle» andere zu suchen ist al» Freund lichkeit gegen Deutschland ober der Will«, den berechtigten Forderungen der Saarbewohner entgegenzukommen. I« Wirklichkeit ist man tn Gens wieder einmal um die Schwierig- keiten herumgegangen, hat man wieder einmal zugunsten -er Franzosen ein Kompromiß geschloffen — ans Kosten deutscher Interessen. Herr Morize, der Neste d«S üdelberüchtigten Saarprä'sidenten Raoult und dessen Nachfolger als französische» Mitglied der Saarkommission, hat seine Reise an den Genfer See nicht umsonst getan. Vorläiistg bleiben trotz der Be stimmungen des Versailler Vertrage» und entgegen der Er klärungen der RrgierungSkommifsivu die französische« Bataillone im Saargebiei! Von den beiden Saarberichien. die am 18. März diese» Jahre» tm VölkerbundSrat behandelt wurden, betraf der zweite dte OrtSpoltzei und die Daartruppen. Dieser damals einstimmig angenommene Bericht fordert« dt« Einsetzung eines Ansschnffe». der dem Rat für seine Sommertagung Vorschläge über dieSscherstellungdeSDurchgangSverkehr» aus den Saarbahnen machen sollte. Dte Mehrheit der Saar- regterungökommtssion — der Franzose, der Belgier und der Tscheche — hat nun beantragt, einen rein Militär ts che« EtsenbahnauSschuß zu schassen und zu seiner Unter stützung zwei Bataillone tm Saargebiei zu belassen: eins tn Saarbrücken, ei» halbes tn SaarlouiS, ein halbes an der Linie Sulzbach—Neunkirchen—Homburg — angeblich um den Durch gangsverkehr im Falle eines Generalstreik» genügend schütze» zu können. In Wahrheit kommt eS aber den Franzosen darauf an. diese Bataillone für immer im Saargebtet zu halte«, um dte Herren zu bleiben und thrr Autorität an die Stelle -er Saarkommission setzen zu können — was kein geringerer offen ausgesprochen hat als der Präsident der Saarkommission selber, der Kanadier Stephens. Dieter hat nämlich dem fran- zösisch-belgssch-tschrchischen Bericht eine Erklärung betgcfügt, die zwar die Berufung eines militärischen EisenbahnauSschuff«» billigt, im übrigen jedoch sich strikt« dagegen wendet, daß Truppen im Saargebiet stationiert bleiben. ES genüge, sie iwte eS schon im März-Bericht zum Ausdruck gebracht worbe» war) an der Grenze zu halten, um sie tm Fall« bringender Not herberrufenzu können. Ein Aufenthalt im Lande selber sei unvereinbar mit dem Geist und dem Buchstasten de» Versailler Vertrags, und bann set die Ausrechterhaltung von Ruh« und Ordnung Sache der ReglerungSkommisston, der hierzu ge« genügend OrtSpolizet (insgesamt 100S Mann) zur Der- fügung stehe. Außer der Erklärung von Stephen» lag dem Bericht noch eine Erklärung KoßmannS, de» saarländischen Mit gliedes der Saarkommtfsion. bei. die zur Sicherung de» Durch- maische» einen au» nicht militärischen Sachverständigen zu sammengesetzten EtsenbahnauSschuß vorsieht, der sich nicht auf Truppen, sondern etne Organisation nach Art der Technischen Rothtlse stützen soll, und dt« ebenfalls die Beibehaltung von Militär im Saargebiet al» überslüssia und vertragswidrig ablebnt. Den Franzosen kommt eS lediglich darauf an, ihr Militär im Saargebiei zu behalten, und zu diesem Zweck« sind ihnen alle Mittel recht. Als im März die Saarfrage vorm Völker- bundSrat behandelt wurde, haben sie sich nicht einmal vor her dummen Ausrede geschämt, es sei schwierig, für die zurück gezogenen Truppen tn Frankreich Quartiere zu finden! I» Wahrheit ist es überhaupt nicht erforderlich, die französischen Truppentransport« nach dem besetzten Gebiete, zu deren an geblicher Sicherung dieses Militär bienen soll, durchs Saar gebiet zu lettenl Hieraus hat mt: größtem Nachdruck eine dieser Tage in Gens überreichte Denkschrift de» Saar-Lan-eS- rat» aufmerksam gemacht. ES heißt hier: „Dte strategischen Verbindungen »wischen dem besetzten Gebiet und Frankreich bleiben erhalten und gesichert, ohne baß daS Saargediet be rührt »u werden braucht. ES gibt in hinreichender Anzahl Eisenbahnlinien, die nicht durch das Saargebiet laufe», dte aber ein« schnelle und ungestörte Verbindung -wischen Frank reich und dem besetzten Gebiet gewährleisten . . .* Und dennoch sind nach dem Bericht der Saarkommission in dem Berichts jahre lg2b/36: 17g Züge mit Truppen und Heeresmaterial, 65 VerpflegungSzüge. >700 Einzelwagen, 150 Postwagen. 2000 vorbehaltene Abteile, etwa 140000 EinzeltranSporte von Milttärpersonen aus Frankreich durch da» Saargebtet ge- gangen, wozu noch der englische Verkehr kommt, der »um Toll auch durch baS Saargeblct geleitet wird. Der VölkerbundSrat hat am Mittwoch wieder einmal ge zeigt. daß er sich gegen die französischen Machtbestrebungen nicht durchsetzen will oder nicht durchsetzen kann. Er hat so und so oft zum Ausdruck gebracht baß -er Aufenthalt fran zösischer Truppen im Daaraebie» nicht zu einer bauernden Ein- rtchtung werden soll, daß sie tm Gegenteil so bald al» möglich entfernt werben müssen. In der Tat aber Hai er dem Dränge» MsrizeA nachgegedeu »ud de» uugesetzltche« Zustand um drei