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Dresdner Nachrichten : 13.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189005133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-13
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.05.1890
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die nüchWaiae «uinabm^ d«, n,«n wir« iilait iieard«!. ««»'/ ««-»ntilndigunisauslrüae »eaent herdezanlnng durch Brieimaae»' oder Plnirnizaiilnng. ^ . Vllr R,ick,ade cmscuindier S«ri stucke keine Beil»»i>l>chkeit.. . , klnküiidiaimak» nelmiri, uinimllitkth uaiulimic BrcmuirlunaSlttllen <m. aermprechliell« Nr. U. 35. Jahrgang, «ufl. 48,500 StüL IMHM 6. ?. I.ÄUÜSLL Lvll>8-3oI»»iM8tr. unck Sodvlkvlstr. 2« swpüoklt W^rM»Z»I»rl8 -M «ukVlt«» «U«r NLtv. AI«rIt» H»rN»i»ßs, ^Itmarkt 13 imä Uauptstrass«. «VN—». SLickkul»»«^ ^ W, 0r»«l,o»,US«.Lr1L,l. . s Lr ir^i k» Dresden, 1890. IllM-tüllM klMtzll, ILIcrlckLsr» - I^1»i»«1lV. V. lNotLlvr, s Lltmrlit s. L«« ans ^rol, 8vl»lou8-8tra88v 23,6. krvlroisii Itüäsii t-offi RFvkor. HI» 1 AS Der deutsche Reichstag, Die sozialdemokr. Anträge zum Arbeilerichild-Entwuri. Fernsprechberichte, Der Frühling, FrühlingSfest des > 1 s HIIa»» LSv» RadfahreweremS „Turner", Gerichtsverhandlungen, TageSgcschlchte. Lotterieliste. „Fra Diavolo . ! ^IkNr-SN^, LS ZVeNI» äO i.^Vellinei' 8lr.Z6i. Urolor Loävqjoppvn ran 8 M. NI. Mrolor Locksubüt« M 2 M. na Iiliit 8tek i« Kr«er 1u8ir»Ii> veraiN»orltI»«Ik»»aNt« kllr ipOlUtschkA »m»l viere» in »w»t«. ES ist «in Bortheil, daß die hohe Politik jetzt schlummert oder doch recht langweilig wird. Die Welt hat mit den inneren Fragen genug zu thun, namentlich Deutschland. Zwei Parlamente tagen zur Zelt; der preußische Landtag wird jedoch bald auSspannen. Der Arbeitsstoff, welcher dem Reichstag vorliegt, mehrt sich täglich. AIS Gegenstück zu dem Arbeiterschutzgesetz-Entwurf, den die Re gierung vorgelegt hat. brachten die Sozialdemokraten ebenfalls einen Entwurf ein. Die Zeitungen, welche beide Entwürfe wört lich mittheilen, sehen infolgedessen Gesetzsammlungen ähnlicher als TageSblättem. Der Leser gar, der den ernsten, löblichen Vorsatz hat, sich durch diese Berge von Paragraphen durchznarbeitea. sie mit einander zu vergleichen, dann den RcichStagSverhandlungen im Bollhanse und den Ansschiissen mit Aufmerksamkeit zu folgen, der mag nur darauf verzichten, an den Jltederblüthcn zu schwelgen, den Fruchtansatz der Obstbäume zu betrachten, sich der Bildung der Noggenähren zu freuen, dem Vogelfang zu lauschen, kurz den Mai zu genießen. Für die Gesetzgeber selbst, im BundeSrath wie Reichs tag, ist der Wonnemonat der Monat der anstrengendsten Arbeit geworden. Für sie giebt'S keiuen AchtstundenarbeltStag, selbst nicht ein stufenweise zu erreichender. Doch liegen die Zeichen dafür günstig, daß etwas Brauchbares und Tüchtiges zu Stande kommt. Wenn man in der ersten Zeit nach den Wahlen und noch bis vor Kurzem die Meinung hörte, „dieser" Reichstag könne Nichts schaffen, er sei zu Nichts als zur öden Oppositionömacherei zu gebrauchen und werde infolgedessen kein langes Leben hoben, so setzt sich jetzt gerade die entgegengesetzte Anschauung fest. Mit „diesem" Reichs tag wird recht gut auSzukommen sein. Der jetzige Kanzler wird keine Neigung verspüren, zu versuchen, was seinem AmtSvorgängcr mißlang: die Bedeutung der Volksvertretung herabzndrückcn- Hcrr v. Cavrivi empfindet das Bcdürfniß. sich friedlich mit ihr anS- einanderzusetzen. Daraus erwächst für die bisherige Opposition die naturgemäße Verpflichtung zu einer ebcnsallS veränderten Haltung. Sie wird die Vorlagen der NeichSregierung aus ihren sachlichen Inhalt hi» prüfen und sie nicht mehr cnrS persönlicher Gehässigkeit bekämpfen. Das unfruchtbare Gezänk, das sich bisher spreizend einen großen Raum in den Verhandlungen einnahin, wird Weg fällen ; warum soll man darauf ausgehen, sich gegenseitig Eins ansinwische» ? Dem allgemeinen Wohle wird besser gedient, wenn die Arbeiten lediglich nach sachlichen Gesichtspunkten besorgt werden. Die allgemeine parlamentarische Lage ist sonach für Herrn v. Caprivi bei Weitem günstiger, als bisher zu vermuthen war. Die Ansicht geht dahin, daß die NeichSregierung bei einiger Geschmeidigkeit voraussichtlich alles Wesentliche, auch betreffs der militärischen und kolonialen Vorlagen, durchsetzen und sich ans dem Gebiete der Sozialpolitik weitgehender sozialdemokratischer Forderungen leicht erwehren kan». Der Arbeiterschntz-Entwurf der Regierung ist von einem so aufrichtigen, arbeiterfreundlichen Geiste durchweht, daß die ewigen Klagen über Mißtrauen gegen die Arbeiter und daß der Entwurf das Werk von Bureaukraten sei, wohl verstummen werden. Man war darauf gefaßt, daß die Sozialdemokratie die Bestimmungen dieses Entwurfs überbieten würde. Das ist denn auch vermittelst des Gcgenentwurss geschehen. Viele seiner Vorschläge sind eigens dazu bestimmt, durch Erhebung unersüllbarcr Forderungen den Ar beiterschntz des Bundesraths in den Schatten zu stellen. Jemchr die Regierung gewährt, destomehr wird verlangt von den Herren, die sich als die Spezialvertreter der Arbeiterintcresscn aufspielen DaS gehört zum Geschäft. Der Reichstag wird sich jedoch hoffent lich dadurch nicht abhalten lassen, auch die sozialdemokratischen Gegenvorschläge genau zu prüfen und das, was in ihnen brauch bar und lebensfähig ist, anznnehmen, gleichviel von wem der Vor schlag uuSgeht. Aenßerlich betrachiet. bat der sozialdemokratische Entwurf vor dem dcS Bundesraths den Vorzug, daß er mit der Hälfte deS GcsetzcStextes an«kommt, aber dabei mehr regelt als letzterer. Auch DaS sei ihm anerkannt, daß er sich leidlich auf den Boden der gegebenen Thatsachcn stellt. Das sozialdemokra tische Programm der Zukunft wird man in ihm vergebens suchen. Der betr. Entwurf enthält sich des Versuchs, alle die Redensarten von der neuen, gründlichen Umgestaltung der CrwcrbSverhältnisse und der Aufrichtung einer neuen Gesellschaftsordnung in Vor schläge zu kleiden. Nichts von der andcrweiten Regelung der Pro duktion und Gütervertheiluna, von der kooperativen Ausnutzung von Grund und Bode», von der Asioziirung der Landwirlhe. Klcin- gewerbtreibcnden und Arbeiter u. deral. mehr. Die Antragsteller wissen mit diesen Forderungen ihres ZukunktSstaats für die Gesetz gebung Nichts anzufangen und hüte» sich, damit herauSzurllckcn. Sogar der frühere Vorschlag, einen MInimallobn gesetzlich zu be stimmen. wird letzt nicht wlederboit. Soweit diese .Mäßigung" Lob verdient, wird cs Niemand versagen; man wird aber darüber nicht vergessen, daß die parlamentarische Sozialdemokratie eben nicht anders Vorgehen kann. Immerhin liegt in dem sozialdemo kratischen Vorschläge das Ancrkcnntniß der Sozialdemokratie» daß auch im Rahmen der bestehenden Rechts- und Gesellschaftsordnung ganz erheblich die Lage der handarbeitenden Klassen zu bessern möglich ist. Ter sozialdemokratische Gegeneniwurf enthält jedoch neben diesen sog. „gemäßigten" Vorschläge» auch eine Anzahl Forderungen die geradezu als Herausforderungen klingen. So z. B. so> Arbeitsbuch auch für jugendliche Arbeiter abgeschafft i letzte» Mittel, die minderjährigen Arbeiter etwas zu zügeln, werden, während der BundeSrath auf Grund der gemachten fahrungen mit vollem Fug und Recht ein strafferes Anziehen vor- schlägt. Hierin werden namentlich die älterm Arbeiter, die Familienvater, ganz dem BundeSrathe beipflichten; leiden sie doch gerade am meisten unter dem Uebermuthe der unerfahrenen Arbeiter- lugend, die nur immermehr Rechte beansprucht und alle Pflichten in de» Wind schlagen möchte. und die da« Alter nicht ehrt und vor »areu kaum Respekt hat. In dem Niederretßen aller Schran- sich der sozialdemokratische Gegenvorschlag überhaupt ein äs und damit ein Gütliches. DaS stärkste Stück in dieser Richtung ist der Antrag, daß der so oft jetzt geübte Zwana, einem nicht-gewollten Streik beizn- treten, künftig straflos sein, die Arbeitgeber aber für ihre Abwehr- Maßregeln mit Gcfängniß bestraft werden sollen. Also alle Coa- lttionssieibeit für die Arbeiter »nd Straffreiheit selbst für die ge hässigste Vervchmung und die EhrloSerklärung arbeitswilliger Ar beiter, die nicht gegen ihren Willen bei einem Sireik niittlmn wollen, " tio ' ' " " nehmen, daß wir mit transozeanischen Völkern in Verbindung zu treten haben, die über ganz andere Schätze an Menschen und Geld verfüge», als wir. Auch für die Kohlenslatiouen unserer Marine sei die Kolonialpolitik von Wichtigkeit. Dieselbe werde deshalb io geführt werden müssen, daß der berechtigte Aufschwung deS deutschen Nationalgefühls mcbt verletzt werde (Beifall). — Gras v. Stoll- berg (kom.): Die Erfolge der Kolonialpolitik seien bei der kurzen Zeit schon ganz bedeutend, v. Vollmar (Sozdem.) ist gegen die Vorlage. Wir hätten bei uns genug zu kultiviren und brauchten unser Geld nicht nach Ostafrika zu tragen. Für Arbeitersachcu habe man nie Geld. Mit dem Apell an die nationale Ehre gc- rathe man nur in den Sumpf — jedenfalls sollte man versuchen, die aingewendeten Kosten von der ostafrikanischcn Gesellschaft zurück zu bekommen. — v. Kardorfs: Das werde sich noch erörtern lassen, ebenso die Frage der Ersatzpflicht des Sultans von Sansibar. Möge nur die oppositionelle Presse mit ihrer unwahren Berichl- ersiattung über Ostairika aushören, dann werde sich auch der deutsche Kapitalismus den Kolonial-Unternehmungen zuwendcn. Windthorsl: Die Heranziehung der ostafrlkanischen Gesellschaft zum Ersatz der in ihrem Interesse ansgewendeten Kosten erscheine ihm unanfcchl bar. In Bezug auf die vorliegenden Forderungen müsse man sich auf die Negierungen verlassen. Wenn wir nicht schon m Ostafiila wären, so würde er sagen, gehen wir nicht binein. Jetzt, wo wir drin seien, müsse vor allen Dingen für Missionare gesorgt Werder.. Wolle man aber solche, da muffe auch die Möglichkeit gegeben werden, die Missionare ausznbliden. Wcitcrbcrathung morgen. Außerdem steht die Militär-Vorlage auf der Tagesordnung. Berlin. Der Kaiser traf gestern Abend, einer Jagdclnladnng deS Graten Hochberg folgend, in Wirschkowitz ein. DaS Ergebnis Revier sich der Kaiser zur Jagd noch dem Nesselwitzer Revier. — Die Kaiserin reist morgen Abend nach Königsberg ab. Auf der Reise dorthin trifft sie am Mittwoch früh mit dem Kaiser in Dirschan zusammen, mit dem sie dann ge meinsam die Reise fortsetzt. — Generalseldmarschall Prinz Georg von Sachsen, Generalinspcctenr der 1. Armeeinspcktion (5., 6. u. 12. Armeekorps), trifft am 27. Mai zu tägigem Aufenthalt zwecks Truppenbesichtigung in Posen ein. — Prinz Ruprecht von Bayern wohnte der heutigen Sitzung des Reichstages bei. Berlin. Die „Krzztg. bringt einen Brief aus Sansibar über Emin Pascha und die deutsche Seeen-E;pedition. Darnach ver anschlage Emin Pascha die Dauer der Expedition selbst auf etwa 2 Jahre. Die Expedition hat n. A. die Ausgabe, mit den großen arabische» Handeismittclpunkten im Innern in Perkchr zu treten, die arabischen Großhändler für die deutschen Interessen zu gewinnen. Emin ist nach seinem Sturz sofort und ausschließlich durch deutiche Aerzlc, besonders durch Dr. Biöiucr im deutschen Hospital zu Ba- gaiiioyo behandelt worden. Die Nachricht von der unausbleib lichen Erblindung Emin Paschas ist durchaus grundlos. Weiter beißt es in dem Briefe, daß Emin Pascha laut seiner eigenen Er klärung^ noch kurz ^voc seiner Abreise ciihlischc ^Anträge erhielt, »lachen, cha welche daraus abzicltcn, ihn den deutschen Interessen abwendig zu Sir Anderson, der Spezialgesandtc Englands für die hingegen Eoalitionöverbvte und Freiheitsstrafe» für die Arbeitgeber. Nimmt man noch den weitere» Antrag Hinz», auch das Vcreins- geietz nickt mehr auf die Streikoereiniguiiaen anwendcn zu lasse», sondem ihnen sogar noch die juristischen PersönllchkeitS! rechte zu verleihen, so hat man hierin cm Gegenstück zu der oben anerkannten Mäßigung. Dieser Tbeil läuft offenbar auf die Ver gewaltigung der Arbeitgeber und die unumschränkte Herrschaft der Arbeiter hinaus — von einer Gleichberechtigung beider Tbellc ist keine Spur vorhanden. So zeigt der Gegenantrag ein Doppel- gesicht. Hier Nechnungtragen gegen die gegebenen Verhältnisse und Maßhaltcn, dort Vorbereitung einer unerträglichen Klassen- hcrrschaft, deren letzte Ziele noch vorsichtig verhüll! werden. Der Gcgenentwurs enthält außerdem noch einen sehr complicirten Ausbau einer Organisation von Schiedsgerichte», Arbeiterkaminern, Arbeitsämtern und eines Reichsarbeitsamts. Dieser Oraanisativns- versuch ist total mißlungen und wäre praktisch unausführbar. Es wiid sich dies schon uns den Verhandlungen des Reichstags darüber (Ende dieser Woche» ergeben. Aernschretb- und Ferns-rech-Berichte vom 12. Mai. Chemnitz. Dem bekannten Beschlüsse des Fabrlkvereins Neicbcnbach, Mylau. Netzschkau gegenüber, wurde in einer in Netschkau abaehaltenen Arbeitervelsammlung beschlossen, bei den gestellten Forderungen (zchiistündtgc Arbeitszeit »nd 25 Proz. Lohnerhöhung) stehen zu bleiben. In Meerane haben viele Ar beiter aller Färbereien die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem verschiedene Firmen eine Lohnerhöbuiig gewährt haben. — Zwischen Wnlkenstein »nd den, Wielischihal wurde durch ein Schloßenwctter der Eisenbahnverkehr zeitweise gestört. Tort, wie i» der Gegend von Scheibenberg und Schleltau, boten die Fluren den Anblick einer vollen Winterlandschait. Die Strecke Dresden-Chemnitz war bei Oederan durch Schlamm und Gerolle, welches von dem Damm bruch eines Teiches hcrrührte, eine Zeit laug vollständig gesperrt. Berlin. Ter Reichstag iimun die Novelle zur Gebühren ordnung für Zeugen und Sachverständige in 3. Bcmthuiig debatte- los an lind trat dann i» die 1. Lesung deü NachlragsetalS ein. Staatssekretär v. Marichall begründete den lolvnialpolitischen Tbeil derselbe», dcc das Ettscbuip eingchendslcr Prüfung sei, die unter Mitwirkung des Major Liebect staltacsuudcn habe. Was die ostafrlkanische Aktion bisher erreicht habe, gehe aus de» vcr- theilten Berichten hervor. Der Norde» sei vollständig pacisieirt und der Sklavenhandel nicht nur au der Küste, sonder» auch im Innern vollständig unterdrückt. Ter Handel blühe aus. Tic deutsche Kolonialpolitik in Ostafrika sei bisher stets Hand in Hand mit der englischen Regierung gegangen. Das werde auch ferner geschehen, da sich die englische Regierung überall entgegenkommend gezeigt habe. Wir wolle» das, was wir in Ostafrika errungen, fcsthnltcn »nd ausnützcii im Interesse christlicher Gesittung und Eivliisalio». Bambergcr (fri.): Seine Freunde seien keine grundsätzlichen Gegner jeder Kolonialpolitik, wohl aber Gegner der Kolonialpolitik in Ost- asrika. Wir konnten Kolonicen gründen, um unsere Auswanderer dorthin zu lenken. Dafür eigne sich aber Ostafrika nicht. DaS deutsche Volk habe von der ostasrlkaiiischcn Kolonisation nichts zu erwarte», denn jene Gegenden eigneten sich höchstens zum Plantagen- bau, den man mit deutschen Arbeitern nicht betreiben könne. Dazu bringe »ns die Kolonialpolitik leicht tu nuswärligr Verwickelungen, wie wir das bei Samoa und bei de» Karolincnmsclii gesehen haben. Welches Interesse könnten wir daran haben, ausgedehnte Terrains fern von der Küste z» besitzen ? Man solle sicb mcbt lauschen. Wir stünden vor einem Feldzüge in Ostafrika, dessen Ende noch nicht abzuschen sei. DaS Reich sei dabei am Glück oder Unglück an gewiesen, wie ein Spieler. Tic denlschostnsrikanischc Gcicllschaft sei für Deiitscbland verhängnißvoll geworden. DaS Eentrum trage zunächst die Verantwortung dafür, daß wir in diese Politik hinciii- gerathen. Von der Beseitigung der Sklaverei als Institution seien wir noch weit entfernt. Die Kolonialpolitik sei ein kostspieliges Projekt einer Augenblicksschwärmerei. Die für die Kolonialpolitik geforderten Summen stiegen in'S Riesenhafte. Jetzt fordere man wieder Millionen, um «n Heer von Zulus nebst Weibern und Kindern zu ernähren. Emin Pascha sei zunächst Reisender, dessen Anschauungen für die Kolonialpolitik nicht immer vortheilhaft zu sein brauchte». Die Ehre 'Deutschlands sei nicht mebr geschädigt. ES sei gebrannt und gesengt genug worden. Man könne sich jetzt allmählich auf die ostafrikanische Posilion zurückziehen. — Reichs kanzler v. Caprivi erklärt zunächst, daß er genau auf demselben Standpunkt wie sein Vorgänger siche, namentlich auf dem, daß das Reich Kolonialpolitik nur io weit treiben solle, als diese von dem Empfinden der Nation getragen werde. Er habe früher Bedenken gegen die Kolonialpolilik gehabt, sei aber zu der Ueberzeugung ge kommen, daß wir heute ohne Einbuße an Ehre und Geld nicht zurück könnten, daß uns also nichts weiter zu thun übrig bleibe, als vorwärts zu schreiten. Er hoffe, der Vorredner und dessen Partei werde dabei nicht die Rolle eines Hanibal Fischer über nehmen »vollen. Bei der Lage der Dinge in den Kolonicen sei es ganz unmöglich, ans 12 Monate hinaus sickere Vorauschläge für die Kosten zu machen. Er sei kein Kolonialschwärmer, aber er sei entschlösse», soweit in der Kolonialpolitik zu gehen, ivic es die Ehre und die Interessen Deutschlands erforderten. Es möchten ja viel fach übertriebene Hoffnungen ans die Kolonialpolitik gesetzt worden sein. Biele mögen geglaubt babc», in den Kolomcen Klumpen Goldes und fertige Cigarren zu finden. Die Gründe, wcsbnlb sich daö deutsche Kapital den deutschen Kolonialmitclnehmnugeu nicht zuwende, kenne Herr Bambergcr besser als er. Unsere Kapitalisten legten nun einmal lbr Geld lieber in nnsichcrcn auswärtigen Papieren an, als in unseren Kolonialuntcrnchmunaen. Trotzdem sei zu hoffen, daß wir mit der Kolonialvolltik ohne materiellen Schaden vorwärts kommen, wie wir da« schon in Kamerun sehen. Die Pflicht der Niederwerfung der Sklaverei sei Deutschland durch die Kongo-Akte aufgelegt worden. In die Kolonialpoltnk seien wir durch den nationalen Enthusiasmus getrieben worden. Es gebe solche Brennpunkte der nationalen Empfindung, welche man be achten müsse. Obne solche Empfindnngcn in der Nation wäre» Die Königs. Hoheiten richteten wiederholt herzliche und begeisterte wir nicht hier. In klingende Münze sei dieser Enthusiasmus Worte an die festlich Versammelten: und inmitten der Hcimath- reilich schwer umzusetzcn. Noch fehle cs uns in der Kolonialvolltik stättc studentischen Frohsinns entsprang dem Geiste Sr. König!, ehr an sachkundigen Männern. Es könne wohl für unser Batcr- Hoheit des Prinzen Iohnnn Georg ein frisch fröhliches Gedicht, and eine Zeit kommen, wo wir jeden Mann, der beute nach Afrika das unter donnerndem Beifall von ihm selbst üorgclese» wurde, ehe. lieber in der . Front und jede Mark lieber in unserer Kasse stude»li,chen Frohsinn und die Alma Mater Lipsicnsis verherr- aben. Aber für die Entscheidungen im Kriege seien die Kolonieen lichcnd. Auf besonderen Wunsch bethäiigtc sich der „Arion" ganz von nur geringem Einfluß. Wir miißten auch darauf Bedacht' besonders im Quartcttgesang, für den sie ihr größtes Interesse bei Verhandlungen wegen Abgrenzung der Interessensphäre im ost- asrikanischcn Scecngebiete ist nach London zurückgereist, um weitere Instruktionen einzuholen. — Es haben Verhandlungen stattaefun- den, die darauf adzielcn, die Schließung deS preußischen Landtages noch vor Pfingsten zu ermöglichen, um dem Reichstage für seine Berathnngcn freie Bahn zu verschaffen. Für den Schluß des Landtages ist der 22. d. M. in Aussicht genommen. — Das hiesige Schöffengericht verurtheilte heute den Schutzmann Krahle wegen Mißhandlung eines Verhafteten zu 10 Monaten Gefängniß. Köln. Der „Köln. Zig." zufolge herrscht in maßgebenden Kreisen die Ansicht, daß die Verwirklichung deS Kaiserlichen Befehls, aus den Staatsbergwerken Mnsteranstalten zu machen, cisrigst au- geslrcbt wird. Außer den Steigern werden noch alle Wcrkbeamte», selbst die niedrigsten, aus dem bisherigen Lohnverhältniß heraus- trctcn und zu Staatsbeamten ernannt. Die Ausführung dieses Planes erfolgt bei Feststellung deS nächstjährigen Etats. Wien. Das liberale Herrcichausmitglied Fürst und Altgras Salm-Rciffcncheidt ist heute früh im Alter von 58 Jahren gestorben. Derselbe war in Mähren ein besonders eifriger Förderer des deutschen Schulvcreins. C l> u r. Das im Albulathale gelegene. 200 Einwohner zäh lende Dorf Tiefcnkasten, ist gestern Abend fast vollständig ab gebrannt. nur die beiden Hotels und einzelne abgesonderte Häuser stehen noch. Mcmchenlebe» sind nicht zu beklagen. Die Berliner Börse verlies in rcservirter und schwacher Haltung. Bergwerke setzten ausnahmslos niedriger ein. Ter Rück gang der Coursc auf diesem Gebiete verstimmte auch im klebrige» und veranlaßtc allenthalben Blanco-Abgaben. Banken durchweg niedriger, auch Eisenbahnen meist schwächer. Im Kassaverkeluc waren Banken schwächer, Dresdner Bank 1,10 Proz. niedriger, Eisen bahnen ruhig, österr. gut behauptet, Bergwerke und andere Indilstrie- paviere matt, österr- Prioritäten fest. Privatdiskont!?/» Proz. Nnchbörsc schwach. — Wetter: Vorwiegend hell, sehr warm. O,-S.-O.-Wmd. N » » n » f « rt ». «. Mbkild«.« art»i, L',7.1». lNg.k». «um«. 1IÜ.IU. «alizirr —. «»»vier!>7.7». «»roe. Na«. »ii»r. ««,8». ri«,80. Lrr»»«. vk. l«7,M. La»r» 138,30. SelsenNrchrn —. Still. s , k « ». iSchiotz.! Rtiiik 98,30. »»lew« 105,90. Italiener 95.25. «t,,t>- balln 178,75. ll»«»,rde» 297,5», »,. Vrioritiite» —. Spanier 7b. s»»»tee «85,31. Ottomanen 578.75. ESromvte S07H0. Ruhig. Sari». Vrodnkten ISihlug.l Selzen »er Mai 25.30, »er 8e»lbr..Dccl>r. 23.9», still. Spiritus »er Mai 30.0», »er Scplcmbcr-Deccmbcr 38.00, ruhig. Riidill »rr Mai «9,50, »er Srvirmhrr-reccmhcr 09,00, ruSig. Suitter»,«. »ro»utte» iSihlnhl. Weizen »er Mai 207. »er «aii»r. 20«. Roaae« »er Mat >:I5, »er octohrr 121. London <Prod»ttkn-vc,ich»>. Englisihrr Weizen halben bis rin» theurer, jedoch ruhiger, frcmdrr fest, weiniger animirt, Mehl stramm stciaend, Stahl- mehl 2«:>/»—30>/„ sremde« 20—3«, Haler ra. theurer, Mais anziehend, Gerste stetig, vohnen, Erbsen unveriindert. — Wetter: Bewölk». Oertliches und Sächsisches. — Am Sonnabend beehrten Ihre Könial. Hoheiten, die Prinzen Johann Georg und Max in Leipzig die Arioncn kneipe mit IresSiler Molkerei Geör. ?sM IilOlerffr.4M WW" Butter täglich 3 Mol frisch. "WU
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