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Dresdner Nachrichten : 03.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188112035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 10 [i.e. S. 7]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-12
- Tag 1881-12-03
-
Monat
1881-12
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.12.1881
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— vr«>Si»vr Svlts L — SonnadonS. ck«n s; vocomdor 1881 schenken. Hieraus Hab nun Herr 39 in db- ^VEW«'« Volt" war. noch keine Stellung genommen, len Ät« marck wurde seltene des Lleretus deut- . folgende« Telegramm zugescndet: «Der Verein ... deutschen Gastwirthe, versammelt iin Hotel de Rome, sendet dem Schlossermrister, der e« verstanden liat, den Kvsthäuser «i öff nen, ein herzliches dreffackzeü Hoch." Daraus erhielt der Verein sol-endr Antwort: „Ich danke verbindlichst für die Meinung und Hesse, daß das Schloss nicht wiederum verdreht wird. v. Bismarck." Hm Reichs«,nt des Innern haben in der vorigen Mache Be sprechungen Uber di» zur Verhütung der Phosphor-Nekrose tKinndacken-Knochenfraß) vom Reiche zu treffenden Maßnahmen ftattncsunden. Zu denselben waren meiner» Zündholzsabrikantcn, die verren Buh (Augsburg), Beck (Kaffel), Kille ».Zange(Reichcn- strin), sowie die Gewerkschaft Frieß (BreSlau), v>. K«nd <Wicü- b«ide») und die Fabrikinspektoreil Ennert (München) und Mobrig (Zwickau) zugczogen. ES handelte sich daruni, den Umfang der zu treffenden Maßnahmen dergestalt zu begrenzen, daß eineStheils die mit weißem Phoiphor arbeitende Industrie nicht unmöglich gemacht und andererseits ein wirklich wirksamer Schuh für die betreffenden Arbeiter erzielt werde. Die Berathungen sollen zu eine», besrie vigenden Abschluß geführt haben. Der frühere, seiner Zeit ausgewiesene Redakteur der „Beel. Freien Presse", Herr Emmerich, ist seht wieder in Berlin, selbst verständlich mit behördlicher Genehmigung. Er giebt als Motiv seiner Rückkehr an, daß er „die Oberbonzen der socialdcmokratie genügend kennen gelernt habe, um zu wissen, daß ihre Demokratie Demagogie, ihre Politik eine Politik der Negation, ihre Parole „Arbeiter und Volkswohl" bloße Phrase sei. Voll Mitleids blicke er aus dir Pngmäe», welche mit Feuer spielten, nieder. Auf Grund deö Social istengese hes wurden bisher ausgewirsen: aus Berlin 104, au« Hamburg-Altona und Umgegend 215, aus Leipzig und Umgegend 69 Personen. Davon haben die Erlaubniß zur Rückkehr erhalten: nach Berlin 19, nach Hamburg 29, nach Leipzig I Perlon. Von den aus Berlin ausgewicsenen Per sonkn sind außerdem 2 verstorben. Eine entschliche That berichten bäurische Blätter: In Roten- b u r g wurde der Bürger Jakob von seinen, eigenen Solme Nachts mit einer Hacke erschlagen. Die That wurde unter Mitwisser, von dessen Fran und von anderen Hausbewohnern auLgeftthrt. Der Ermordete lebte seiner Familie zu lange, deshalb wurde er beseitigt, ^chon zweimal mischte der Unmensch vorher seinem Vater giftige Säuren in'ü Bier, was jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatte. Um glauben zu machen, sein Vater habe sich selbst getödtet, schoß er dem Todtcn mit einer Pistole in den Mund, so daß der ganze Schädel zersprang. Die Flucht sollte eben beginnen, als der Mörder verhaftet wurde, auch die Anderen wurden festgenommcn. Die lehten G c r il st theile an den Dointhü r m c n in Köln sollen nun auch beseitigt werden. Falls das Wetter günstig bleibt, werden die beiden Tbürme in Monatsfrist von allem Balkenwerk, mit Ausnahme der Brücke, befreit sein. Die Wegnahme der vor handene» Gettisttlicile erfordert die größte Vorsicht, da die Balken vielfach mit Moos und Pilzen bewachsen sind und bei feuchter Witterung schlüpfrig werden. Einen erschütternden Ausgang nahm eine Jagd bei Grünau-Bolmödorf an der Gürliver Balm. Auf Einladung hatte sich der Rentier und HauSeigcnthürner Boddin aus Berlin mit mehreren Freunden dorthin zur Jagd begeben. Boddin, ein Mann in den besten Jahren, Anfang der 40er, eine stattliche Gestalt, war ei» eifriger Jäger, ja, man kann sagen, die Jagd war seine einzige Passion. Mittags dampfte er mit der Görliher Balm frisch und gesund ab und am Abend meldete eine Depesche seiner Frau, daß Boddin erschossen sei. Das Unglück soll sich folgendermaßen er eignet haben: Boddin lag im Anschlag bereit, um das hcrangetrie bene Wild zu erwarten. Er soll jedoch seinen Stand verändert haben. Eine cigenthümliche Kopfbedeckung, welche er trug, soll nun einen der Jäger — einen Bolmsdorfer Grundbesitzer — zu dem Frrthum verleitet haben, daß er ein «stück Wild vor sich habe. Er legte an und traf Boddin gerade vor die Stirn. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach der Unglückliche zusammen und ver starb aus der stelle. Die im Frühjahr dieses Jahres von dem ehemaligen sozialisti schen Abg. F riI, sche und dem Referendar n. D. D i e r e ct nach den Vereinigten Staaten von Amerika unternommene Agitation,' reise, um Gelder für die sozialistischen Wahlen zu sammeln, hat, wie verlautet, einen nicht unbedeutenden Erfolg gehabt. Die be treffenden Agitatoren haben 12,000 Mark Reinertrag durch ihre Wahlreden eingenommen. Für den Wahlsond der Sozialdemokra ten bat ein Ungenannter 5000 Mark beigestcuert. Oefterreieft. Die Kronprinzessin Stephanie bctheiligte sich in Smecna in Böhmen persönlich an den dortigen großen Jagden. Sie machte die Jagden zu Fuße mit und erlegte einiges Wild. Der Streik der Bergleute in Mährisch-Ostrau ist zu Ende. Da die Grubenverwnltungen von auswärts Arbeitskräfte herbciboltcn. io erschienen die Streikenden beinahe vollzählig bei der Fmhschicht und uahmrn die Arbeit wieder zu den alten Lohnsätzen ans. Ungarn. Am 23. November wurde in Magyar-Kercßtes i Eisenburger Komitat) den, bekannten Wucherer Joseph Gabriel eine Diinamitpatrone durch das Fenster in das Zimmer ge schleudert. Tie Patrone entlud sich sofort mit solch' zerstörender »rast, daß die Mauern des Hauses theils aus den Fugen geworfen wurden, theils geborsten sind und das Erdreich der Gaffe aus IO Bieter Länge autgerissen wurde. Zu Tode getanzt. Der Reisende der Kosmanoser Kattun- sabrik, Franz Hübner, ein leidenschaftlicher Tänzer, gab sich in einem Kränzchen in Pest seiner Passion für das Tanzen ,n überinüthigster Weise bi». Nach dem Kränzchen begleitete er eine befreundete Familie heim und als er vor die Wohnung derselben gelangte, ffürzle er plötzlich todt zusammen. Der Leichnam wurde in das Aochusipitnl überführt. Frankreich. Herr Castagnarn, der ehemalige Kunstkritiker des . Zivcle", der vor einigen Jahren zum Staatsrath ernannt wurde, ist zum Generaldirektor im Kultusdepartcment ernannt worden. Eastagnary ist, wie sein Ressortchef Paul Bert, Freidenker. Italien. Der Attentäter P assanante ist von Rom nach Venedig geschafft worden und scheint jetzt wirklich geisteskrank. Er dürste im Jrrenhause von S. Scrvolo untergebracht werden. Schweiz. Das Bombardement des Nisikopfes, dessen Absturz das Elmthal bedroht, ist nahe bevorstehend. Tie Schwierigkeiten der Vorbereitung werden bald behoben sein. Die gefährdeten Anwohner gaben ihre Einwilligung. Da der Berg in Folge Rcgenwetters in Bewegung ist, wird das Bombardement beschleunigt. Man hofft, den Berg znm Abstürze aufs alte Elmer Trümmerfeld zu bringen. AuS Göichencn wird gemeldet, daß nunmehr fast auf der ganzen nördlichen Zusahrtslinie zum Gotthardtunncl das definitive Schienengeleis gelegt ist; seit etlichen Tagen stellen auf dem dortigen Balmhofe die 2 Maschinen, welche von Neujahr an den regelmäßigen Verkehr durch den Tunnel vermitteln sollen. Vom l. Januar an werden täglich nach beiden Richtungen 3 Züge den Tunnel passircn. Die Fahrt wird 2. Klasse 2,45 Frcs., 3. Klasse 1,75 Frcs. für einfache und 3,95 Ares. resp. 2,80 Frcs. für Hi»- und Rückfahrt kosten. Nutzland. Die „St. Petersburger medizinische Wochenschrift" schreibt: „AuS den aiif der Klinik von Professor Monnsscin in P eteröbnrg an 222 Sängern im Alter von 9—53 Jahren u»- lelnoniiiieneii Untersuchungen, bei welchen hauptsächlich aus Wuchs, absoluten Brustumfang, auf die Differenz der letzteren und der Körper länge »nd auf den pneumatometrischen und spiromctrischen Befund Gewicht gelegt wurde, ergab sich Folgendes: Der relative und auch der absolute B r u st n in s a n g ist bei Sängern großer, als bei Nichtsniigein »nd nimmt mit dem Wuchs, dem Alter »nd mit den Jahren des Sängers zu. Trunksucht hemmt die Entwickelung der Brust. Die Ervansion der Brust, sowie die vitale Kapazität der Lungen ist bei Sängern größer und nimmt ebcuPttls in oben genannter Weise entsprechend zu. so bänfig bei sängern Kehl kopfkatarrhe Vorkommen, ebenso selten sind Bionchialkatanbe. Die Mortalität der Sänger ist, namentlich an Plstbisiü (Schwindsucht» gering. Nicht selten ist bri ihm» worb. IlriBbH, in sognr bei! Nichttrinkern. Dns singen ist ein ansgezeichneleö Proplmlntti 1 kmn für Phthisiker, ist das beste Mittel zur Entwickelung »nd Siär « knng der Brust und muß in dieser Beziehung der Gmnnnstik vor-, gezojien werden. . » Türkei. Ein Hai. Am 19. November wurde in der Kon l tiantinopler Vorstadt Beylerbey am Bosporus ein riesiger Hai-i Sonnabend Nachmittag gesucht, liegen setzt ausführliche, ist, daß derselbe von furchtbarer fast unberechenbaren Schaden a DaS lingethüm wog gegen 3000 Kg-, war 5 Meter .... . N. breit, die Farbe des Rückens war schwärzlich, die «ich»« blendend weiß. Ein kleiner Schraubenvampfer schlepp» den Meerriesen von Beylerbey bis zur Galatabtticke, von dort be förderte ihn ein Kalk mit seckS Ruderern zum Fischmarkte, wo er mittelst eines Wellenbauines ans Land geschafft wurde. Zwei Fisch- händler kauften den Hat für 368 Man und ließen ihn durch 48 Lastträger in ihren Laden tragen. England, lieber den orkanartigen Sturm, welcher vom - - - n- - jgg Sonntag AbendS ganz England beim übrlichere Berichte vor, ans denen ersichtlich r Wirkung gewesen und allenthalben augerichtet hat. In London wurden Hunderte von Häusern gänzlich oder theilweise cntdacht und sehr viele Personen erlitten durch herabsallende Schornsteine oder Dach ziegel mein oder weniger erhebliche Verletzungen. In den öffent lichen Hospitälern allein wurden über 4<> Verletzte verbunden. Stellenweilc wurden die Tclegrapbcndrähte niedergeweht. In Dover ward der zur Ausnahme der 84 Tonü schweren Kanonen be stimmte Tlmnn schwer beschädigt. Die Zahl der gemeldeten schiffs- unsälie ist sekr groß und dürste sich mit jeder ankoinmendcn Post vermehren. Der Leuchtthurin auf dem Eals-Fclscn bei Castletown, Berehaven, etwa 10 Meilen von der Bantr» Bai, wurde durch den Sturm zerstört, wobei angeblich 6 Personen ibr Leben verloren. Der vor wenigen Wochen wegen der Ermordung des Herrn Gold auf der nach Brigbton führenden Eisenbahn zum Tode vcr- urthcilte Pcrcy Lesrop Mapleton wurde unter Beisein der Gesängniß- beamten und einiger Vertreter der Presse durch den Strang hin- gericbtet. Alle Bemühungen seiner Verwandten, eine Umwandlung der Todesstrafe wegen angeblicher Uuzurechuuugssnhigkcit des Ver brechers zu erlangen, scheiterten an der festen Haltung des Ministers des Innern. Auch konnte die Angabe des Lesron, daß er den vor längerer Zeit an Lieutenant Paper in der Jngcnicnrkaserne zu Woolwich begangenen Mord verübt habe, eine Hinausschiebung der Hinrichtung nicht bewerkstelligen, weshalb Lesron auch dieses „Ge- ständntß" wieder zurückzog. Feuilleton. f Die Ausnahme, welche V. Neßlcr's „Der Ratten fänger von H a mein " (nach I. Wols'S prächtiger Aventiure nur mäßig gcschicll von Fr. Hosmann drainaüsitt» am l.Deeember im Dresdner Hostbeatcr gesunden, war eine durchschnittlich sehr wohlwollende, stcllenweis sekr warme. Nur tritt das Werk für seinen bescheidenen mnsitalischcn Werth und seine mehr voikslhiun- lich-lnrische, als dramatisch steigernde Art und Weise viel zu ge dehnt auf. Eine Over diesen Genres von 3'Stunden Dauer ist in Dresden unmöglich und man wird Herrn l>r. Wüllner den Rothslist um so wärmer empseblcn dürfen, als sich eine Menge Striche anbringen lassen, die nirgends ein organisches Ganze zer stören, sondern nur ermüdende strophische Wiederholungen beseitigen. Eine stunde Dauer kann getrost gestrichen weiden, so daß das Werk von 7 bis '/BO, anstatt von 6',2 bis lO Uhr spielt. Alsdann werden die Reize der Scene und Musik einander näher gerückt und der doch sehr anspruchslose Grnndcharatter gewahrt, schon aus der Bemerkung, daß man Strophen streichen könne, gebt hervor, daß der „Rattenfänger" auf der Basis des früheren Eoupletgcsnnges tvinponirt ist und etwa ans Lortzing znrückgreist, so dag andere lyrische Opern, wie I. Brüli's reizendes „Goldenes Kreuz", oder gar H. Hosmann's feiiigestimintes „Aennchen von Tharnu", musila- lisch-stilistisch den „Rattensängcr" weit überflügeln. Aber auch in der eigentlichen melodischen Erfindung ist Neßier's Oper nicht sehr nuSgiebig; ivobi verräth sie überall eine fast nie intermiltirende, sreundlich-volksthüniiiche Melodik; aber dicie hat einen etwas kurzen Äthcm, es gebt ihr der letzte Schwung ab, sic erfreut, ohne hinznrcißcn. Indes« ist viel zu viel Hübsches in der Oper, nin Hieraus einen Vorwurf sorinnliren zu wollen. Nur hätte das ge schickte, praktische Talent des Icichtschassenden Autors etwas inehr Geist in die Instrumentation bringen sollen, die wirklich gar oft in den Licdcrtafelton verfällt. Dabei hat V. Ncßler eine kuriose Vorliebe für zwei sonst nur vorsichtig benützte Orchesterfolitäre, für das Eontrcsagolt oder die Baßktarinette. Diese aus schachttiefen hcranstönenden Noten entbehren gar zu sehr der Pausen. Sehr Iililu'el, ist das luacittliclie Rnttentbema. Unter den Einzeln« hübsch ist das eigentliche Rattenthema. Unter den Einzelnummern ragen hervor: Singns's Lied „Weiß nickt, wo ich geboren"; dann das Duett Regina's mit Dorothea „Sv war es nicht zu »leincr Zeit", das (von Fräul. Rößler mit stürmischem Applaus gesungene) „Lied vom Ohrenttingen", während das Schluß-Sextett dieses ersten AeteS, wie alle Ensembles der Oper, eine» energisch höheren Aui- schwnng nicht hat, und bleiben auch in der Form nur verdickte Lyrik, ohne drainaliichen Organismus. Aber sic tlingeii^slit und singe» sich angenehm. Im zweiten Act würbe man siiigus'ü tcrtlich prächtiges Lied „Wenn ich von meinem schätzet sprech'" gern schwungvoller, kecker, originaler tomponirt wünschen; aber auch so erzielt es einen hübschen Eindruck, wenn schon mehr bürgerlicher Art. Wenig bedeuten die stücke des Schmieds mit Gertrud, und Herr Gutschbach muß zusehen, sie freier »och herauszuarhcite»; das Schlußduett dcS zweiten Actes ist sehr schön (Singuf und Gertrud) und wurde von Herrn Bulß und Fräul. Matten gerade so warm und hinreißend gesungen, wie wir's aus Gounod's Faust Schwül- Scene gewohnt sind, denn da wächst der Stammbaum dieser Neßlcr'schen Mondschciniiielodie. Im dritten Act verlor scenisch die Zechscene, weil der Klosterbruder beanstandet (!) und in einen Schreiber verwandelt war. Aber Herr Eichbcrger schlug der Eensur ein Schnippchen, trotz der nicht-mönchischen Kleidung gab er den Bruder prachtvoll im Stil, das trunkene „aeeu ^oens" mit vollen detem Humor singend und spielend. (Nur hier darf nichts gestrichen werden!) Die dann kommende Beschwörung der Ratten ist auch musikalisch ungemein hübsch, lebendig, spukhaft und dabei doch sehr dcccnt. Der vierte Act gebt bergab und derselbe läßt einiges in Hamburg und Berlin Wirksamste (Frauenvreis) weg. Aber der Schluß hebt sich wieder und das Haupt Versührungülicd (Bulß) riß allgemein hin, und auch Fräul. sigler, die recht vortkcilhast aussah und angenehm spielte wie sie sang, tbeille mit Reckt die Ehren dieser Szene. In dem Ebor entreffietS dieses Aktes ist be quem zu streichen. Ter 5. Akt ist dramatisch recht schwierig, die Verwandlung umnotivirt (die Verwandlungen gerechnet bat dir Oper 10 Akte!) und der Schluß besser gedacht wie gemacht. Sieben Hunold und die Kinderchen zu lange jenfeit der Weser ehe die Brücke stürzt — warum eilen die Eltern nicht rettend hinüber) — Kürzen! Der malerische Einzug der Kleinen in den Berg bricht der Tragik des Stoffes wohl umnotivirt aber doch recht aigzenehi» die scharfe Spitze ab. Die sage kennen die Leser. So ist also nur der Austühren- den noch rettlinirend zu gedenken. Die Oper ging unter Herrn Wüllner ermatt und erfreulich und ist auch nirgend schwierig. Hr. Bulß als Singuf-Rattenfünger faßte den Frauenbezauberer etwas weniger gewinnend ritterlich, als düster slovakisch ans, in Kleid und Gesten zu wenige heiterer Spiclmann. Aber seine Leistung zählt zu dem schönsten, was er je geboten. Tie Stiminc klang ungemein beseelt, sein Vortrag ivar künst lerisch vollendet, und ivo er noch etwas an Märchen-Humor zu wünschen ließ, wird sich diese mebrere Leichtheit in den Wiederholungen schon zufinden. In der großen Rolle mißglückte nichts, das Duett gerieth wundervoll und der Schluß, wo unser inipouirender Herzensfängcr mit der Schalmei die Kinder lockt, wird die weiblichen Theaterbesucher sehr glaubhaft bewegt haben. Man darf dreist nnscrn stiminbegnadcten Barnton neben Gum in Hamburg als den besten Rattenfänger proklainiren. Alle niidere» Rolle» satten zurück gegen diese. Am meisten tritt die Gerirud des Frl. Malte» hervor. Daß sie etwas leidend war, gab dem herzhaften Fischerinädcheii satt zu viel vornehme Elegit; aber ihr tief empfundener, durch Heiserkeit kam» gehemmter Gesang, ibr schönes Temperament errangen ihr wie dem Partner Bulß den vallste» Erfolg des Abends. Hr. Decarli «Bürgermeister», Hr. Fischer «Schultheiß», Hr. A. Erl (als äußerst glücklich gespielter und gul- singender Rnthsschreiber), Hr. Nolhmül»!, eine (neue) Frau Balte (als gewandte und slimmhegabtc Patriziern, > wäre» ziiineist zu lobe»; noch »lachten sich verdient die Hr». Richter, Eichberger, Marchian. Tempesla, Gntzschbach, Weiß, Dittrich, und wie schon bemerkt unsere ! glücklich wiedergewonnene Frl. Rößler, die seiner wie je sang, und, Frl. Sigler, die nun endlich in's rechte Fahrwaffcr öfterer Ve> « Wendung kommt und diesmal gänzlich zu loben ist. Die Regie Hin. Ileberlwrst's bat sich völlig gcschickl bewährt. Hr. Oher»mychinem»eister Wille und Hr. Eleiiriter Bähr habe» « dein Dresdner Rattenfänger eine ,Vm"v«a»> der Szenen gegeben,! die bisher nirgends nngetrossen ward. Vielleicht die We»er»»atzc« und die etwas langsam ruckende» Ratten ivären Z. B. da« Mübiennikbr in Hainbur« «»nd Berlin «inen logischeren Hnim " ' " ' . Rieck) der 8 jedoch «ne» von Hrn verbe^era n Hintergrund. Aber wie schön iss (atte^ genial ^. ) der Bürger,neiftergarten, das WiriManS zum Hirtch und der Rath«kettcr. Allem voran jedoch »»iß, die drille neue Dekoration „Fischerhaus" bewundert werden. Wie ist das stimmungsvoll getroffen, der bleich gelbe To» des langsam schlei chenden Wassers, die dicke Lust der Weserniederung, und wie poesie schön acht über diese Szene rin Ntond aus, der dem Himniewlicht selbst keck Konkurrenz macht. Da« verdienst vollste Bewunderung, denn cS ist Unsinn, wenn inan der Dekoration im Theater nur eine nebensächliche Bedeutung zugestehen will. Hier wird die Illusion wirklich aufs Höchste gesteigert durch die Malerei und Beleuchtung; weit mehr als in dem etwas verschrobenen Schlußtableau, das nur durch die Bergöffnung wett gemacht wird. Die liebliche» zahl reichen Kinderchen haben ihre Sache sekr brav gemacht, sie liefen mit Hrn. Bulß gar zu reizend in's Blaue — wir wir Alle seiner schönen Stimme schon einmal fraglos gefolgt sind. Daß dem doch recht bescheidenen Werk ein breitspuriger Prolog vorausgeht tvon Frl. Ulrich mehr als tragische Mule denn als Märchen reritirt) ist unerfindlich. Hier ertlätt sich bester als bei Dutzenden anderer Opern Alles von selbst. Soll er durchaus bleiben, so streiche mau die ganz vagur, dehnende Musik weg und gebe ihn rasch als Tableau. In Leipzig und Hamburg ist die Oper eine reguläre Geldquelle der Direktionen geworden. Niemand wird was dagegen habe», wenn sic es auch hier werden sollte, ganz wahrscheinlich ist das aber für hier nicht. Ludwig Hartmnnn. v In der heutigen Lperetten-Novitüt im Residenztheater „D i e Reise nach Ehin a" (Text von Grünbaum, Musik von Bazi») befinden sich die Hauptrollen in Händen von Frl. Seifert, Frl. Lffenay, Frl. Hansel, Herren Rüdinger, Körlchen, Wilhelm», Ros« und Einicke. Jnscenirt ist die Operette von Direktor Karl. Lustige .Handlung, komische Situationen und reizende Musik sollen die selbe auszeichnen. v In der um 2 Uhr heute in der Kienzkirche stattstndendcn Vesper kommt zur Ausführung: 1. Fuge <(!-«>nr» für Orgel von Ad. E. Künzen; 2. „Das ist je gewißlich wahr." Motette kür sechs- stiinmigcn Ehor und 6 Solostimmen (z. I. Nt.» von Heinrich Schütz; >. Pastorale aus dem „Messias" von Georg Friedrich Händel; I. „Ich lag in tiefer Todesnacht," sünfstimimger WeilmachtSrbor lz. 1. M.) von Johannes Eccard. Wie verlautet, hätte die begabte Solotänzen» unserer Hos- bühne, Fräul. Zink, um einen sechSmouatlichen Urlaub angciucht und bereits erhalten. Ob das nicht leicht verständliche Gerücht sich bewahrheitet, wird der Theaterzettel ja mitthellen müssen. Wie im vorigen Jahr beim Herannahcn des Weihnachts- scstcs die Dcttagshandlung von Georg Stifte, so tritt auch gegen ivärtig deren Nachfolger, die Kunst-Verlaashandlung von M. Lubarsch 11. Eo., mit einem neuen Prachtwcrre von hohem künst lerischen Werth und von ganz eigenartigem Reiz vor das deutsche Publikum. Die in diesem Verlage zuletzt erschienene „Neue Folge" E. H i ld e brn nd t' scher Aquarellen 1. Serie, Facsimüc- Kopicn europäischer und afrikanischer Landschafts- und Städte bilder aus dem Besitz Sr. Mai. des Kaisers und Königs und des Herzogs von Ratitzor haben sich einer nicht weniger günstigen Aufnahme zu erfreuen gehabt, als die vordem herausgcgebcnen Ehroinosaesinille's der beiden Blldcr-Cyclcn „Ans Europa" und „Reise »m die Erde". Ucber die Schönheit und über die Wirkung der Kchopftingcn dieses großen Meisters baden die Jahre keine Macht gehabt. Die heutige Generation widmet ihnen die gleiche Bewunderung und zeigt für ihre Eindrücke dieselbe Empsänglichkeit, wie das Geschlecht der vierziger und fünfziger Jahre, welchem Hildebrandt's Landschaften wie neue künstlerische Offenbarungen erschienen, die mit der ganzen Macht von solchen wirkten. Die diesmat ausgewählten Gemälde des Meisters entlehnen ihre Motive der Schweiz, Italien, Egypten und Palästina. Eines der groß artigsten Nattirbildcr des ÄlpenlandeS veranschaulicht das erste: Der Luzerncr Sec. Das zweite Blatt zeugt den römischen Tiber, von den tühncn Bogen der Engelsbrücke überwölbt: das dritte Bild die Natur des italischen Südens in noch leuchtenderem und lachenderem, sonnigem Glanz. Vor uns liegt der kaum bewegte, blau und goldig schimmernde Wasserspiegel der Bucht von Neapel, nmrainnt von den Gebäuden der herrlichen Stadt. Jerusalem, die heilige Stadt, zeigt das fünfte Bild, wie die Kreuzfahrer sie erblicken und mit Entzücken begrüßten. Das Original ist eins jener Bilder ans dem heiligen Lande, ;u deren Ausnahme Hildcbrandt 1852 im Aufträge König Friedrich Wilhelms IV. Palästina bereiste, sie sind mit Recht immer zu seine» eminentesten Schöpfungen gezählt worden, so bildet durch künstlerische Schönheit und Be deulung der Originale, wie durch die Treue und Meisterschaft ihrer Facsimilctopicn auch diese neue Sammlung Hildebranvt'scher Aquarellen zweifellos eine der köstlichsten und willkommensten Publikationen, welche der deutsche Knnstverlag angesichts des nahenden Festes de», Publikum bieten konnte. O. ?. -- Neue Prachtbildcrbüchcr bringt dieselbe Verlagshaudlung und zwar: „Kinberlieder und Reime, Auswahl und Zeichnungen von V. P. Molm". Der Zeichner ist ein gcistvcrwandtcr Schüler Lud wig Richters. An dielen deutschen Meister erinnert die ganze poetisch-malerische EmpsindnngS- und Anschauungsweise, aus welcher heraus die Bilder entworfen sind, in jedem Augenblick und zwar das Landschaftliche, die Sceneric, wie das Figürliche, die Kinder, die sungen Mütter, die Engel und die Thiere. Der Farbendruck von Mühlmeislcr und Jobler in Hamburg ist eine meisterhafte Leistung. Die eigenthümliche Zartheit und andererseits wieder die prächtige, lustige Frische und Krast der Tongebung Molm'S ist gleich glücklich getroffen. Für die Kleinen wird das Besehen und Leien dieses Buches „nd das Singen daraus eine Wonne sein; aber auch die Großen und Alten werde» lanm geringere Freude daran haben als an dem zweite» dieser neuen Kinderbücher: „Biellicbchen" von Marie v. Öfters lFalbendrnck derselben Anstalt). Die Zeichnerin ist auch die Dichterin dieses durchaus originelle» und wundersamen, sinnbolischen Naturmürchcns in Reimen. Längst bekannt und hochgeschätzt in ihrer Doppeleigenscbnft als Künstler n»d Poet, erzählt sie ans fünfzehn Blättern iu Versen und leicht kolorirten Zeichnungen von ganz individueller Naivctät und Lieb lichkeit die Geschichte zweier Zwittingsblütbchen, die am Mandel baum erwachsen, von der lieben Frau sonne gesegnet und größer gezogen, vom Winde und von der Kälte schlimm verfolgt und endlich nach so vielen Fälnlichieite» von ihrer gütigen, »inchtigeir Beschützerin in einem Belieben »»iichlosseil werden, dem zwei Kerne enprießen solle», das Vulliebchen. „Zwei Leben, und das Mein und Dein sott in der Liebe nicht inehr sein". -j- Wer sich dieser Tage mit musikalischem Rattensang, am Klavier vier- oder zweibändig, mit oder ohne Gesang, Violine:c. betasten will, dem bietet I » I. sckudert' ü Verlag inLeipzig alle erdenklichen Arrangements der populären Rattenfänger Oper V. Ncssler's. Alle Musitbandlungen haben die Stücke vorrätbig. -h Die Emil Weiße'sche Buchbandlung im Giitenbcrg- Palais (Eingang Jobannesallce) versendet soeben ibren Weibnachts katalog und bat ihr immer reiches Lager noch durch die neuesten für Einistgeschenke besonders geeigneten Pracbtwerte, Kinderbildrr- bückicr n»d namentlich Schulbücher tompletirt. Für alte bnckbänd- lerischen Bestellungen re. ist die bäckst exakte und reelle Handlung zu empfehlen. Hiiigewiesen sei auch aus den „Lager Katalog" R. v. Z ahn' s, schloßstrnße 22, der eine reiche Auswahl der empfehleiisweilliesicn Werte ans de» verschiedenen Zweigen der deutschen und nilslniidischen Literatur bringt und zugleich eine große Anzahl im v. Zabn'schen Antiquariat vorhandener, tbeilweise be deutend herabgesetzter Werke aller Gattungen empfiehlt, was letzteres Vielen speziell für Weihnachlüeinkäuse lieb sein dürste. Abends elnactroftene Börsen. Franks»«« ». AI., Tcccmerc. Äi'cnd:. l!r>d>I Ti.i.iM'.il«» 2!>2«Som- tard,'» ia:».. «i>»cc voose . Lilderreiu« - . PaPlknciiic — . «sUNtr rasa», cestirr. 0»->ldrc««tc . 4",« Ungar. «Äoldrcnic —. 77cr Rnl,'ci> —. »«0cr Russe» . 2. Orikttlaiilkwc . Neueste Ungar. Noidaulellie . «». cUeniauleNie —. Uu- garllchc Pavlrrrcnlc —. gri». «Pari», U. De/cua-er. cZchluü.l Reine sa.pa. »inleilse 1I0.,7. glaUener St,00. Ltaatrbai»! 7«>L.ea. pinnbarden UL,.',««, i-a. PnarNaieu 281. Sa»i>«er !!«». ceüerr. Noldreutc 8c«.',. ge«,. Wie». ?ecl«r. Mend-, Sred!« U>'.a,uc>. i-«.lal,l«alui : Uugll« '.'«usiriapaul , Naurlrrued'ar - . Mailyer l>»oik«:>ii!r , N»>i. c>«aldr>'»I> r««,, Nug. Stoldrcuie Nulau'.«'NN . S'I«cil'.N«aUu , .«aulaereiu . '«iarSur«: Pari« «Pc odu! «cu>, :>vrml«er. « -»'»>»,> Ür«>'n, ^auaar i'rlr'.uun:. ^rn nua xrcriutt", «u '.>« - Riil'i'l rrcrim.tr «Via« «»aus, 77,au. Uci >: : «mslcrsam uvradukici». rcccu»>ci. »u-, !,s,.. Rag»«» M.n.i vui.uu. «Via, Iva. behau» i>« :u.2«'. Sambardeu I.'.S.ao, PaiUcirenke—. 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