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Dresdner Nachrichten : 20.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191611206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19161120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19161120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-20
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.11.1916
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ch AL'tV srtrgs ^lofsv am Montag «orge». Trotz zähen Widerstandes der Rumänen ist von den verbündete» Truppen der Austritt in die walacht sche Ebene erkämpft worden. Starke rumänische Kräfte sind -wischen Iiul und Gilort durchbrochen und unter ungewöhnlich hohen binttgen Verlusten geschlagen worden. liniere Truppen haben die Bahn Orsova—Craiova erreicht und de» Weg Calimanesti—Guici überschritten. Tie bl esamtbeute in Rumänien vom 1. bis 18. Nov. beträgt 18,1 Offiziere. 16.-138 Mann. W Geschütze. 17 Muni- ttonsivagen und 72 Maschinengewehre. Ci» neuer englischer DurchbruchSversuch an der Ancre endete abgesehen non bedeutungslosem Geländegewinn. mit einer blutigen Schlappe für den Feind. Französische Ang risse am St. - Pierre - Vaast- Walde brachen verlustreich ,zusammen. Au der mazedonischen Krönt haben die deutsch-bulga rischen Truppen eine Stellung nördlich von M v n a st i r be zöge»: Monasrir ist damit ausgegeben worden. bleueralseldmarschall v. H i n d e n b n r g hat in einem zweiten Schreiben an den Reichskanzler nochmals seine Anncht über die ErnährnngSsrage zum Ausdruck gebracht. Rach einer Reuter-Meldung haben die Besitzer deS beim Ziisainmenstvtz mit der ..Deutschland" gesunkenen Schleppers Klage gegen die ..Deutschland" erhoben. Ein Londoner Berichterstatter eines schwedischen Blattes vervsfentlicht Mitteilungen über bemerkenswerte K rieö e n S b e st rebu n g e n i n E n g l a n d. Wetteransage der amtt. sächs. Landes Wetterwarte: Beitweise Aufklärer,, keine wesentliche Temperaturänderung. keine erheblichen Riederschläge. nur noch eine Krage der Zeit. England spürt immer mehr, Satz dieser Krieg auch an seinem Lebensmark frißt, und sieh, immer mehr die Rvtwcndigkeit zu verzweifelten An strengungen ein. Dcukschland ist nicht weniger tätig. Es hat scheinbar, um sur den Krübiahrsseldzug, ans den die Welt sich nun einmal gesagt macht, aufs höchste gerüstet zn sein, eine Or ganisation geplant, die a I l e s B i S h e r i g c in den Schatten stellt. Die systematische Bcrwenduiig der bisher brach liegenden Arbeitskräfte in Nvrdsrankreich, die Schaffung eines polnischen Heeres, die Mobilmachung der bürgerlichen Bevötterung, das sind die drei hauptsächlichsten Gradmesser für die gewaltige Kraftanspannung Deutsch lands für das kommende Frühjahr. Man gewinnt den Eindruck, als ob Deutschland sich hierdurch noch g r ö s, c r e H , l f s a u e i i e n erschlossen hätte, alS die jenigen, über welche England verfügt. In der Tat wird England, das mit seiner Arbeit und seiner Ausfuhr seinen Kredit Hochhalten mutz, und nur mit diesem ttredit den Krieg finanzieren kann, niemals seine bürger liche Bevölkerung für Kriegszwecke in so hohem Matze heranziehen können als Deutschland, das vom Weltmarkt vi abgesperrt ist und deshalb für eine Ansfuhrindustrie nicht ^ zn sorgen braucht. Rene grosse Gebiete zur Truppen- S beschassung wird England auch nicht mehr erschließen '«» tonnen. Deutschland dagegen wird aus Polen Hundert- A rauicnde von Soldaten gewinnen und durch die Mobil machung der bürgerlichen Bevölkerung zwei bis drei Mil lionen Mann neuer Arbeitskräfte erzielen. Ganz neue Ve- Z rcchiinngen müssen unter diesen Umständen für den Früh- , s» sahrSfeldzng aiifgestclli werden." « Der englische Heeresersatz. dL Ter ..Nieuwc Rotterdamsche Courant" meldet auS 'S s London: DaS Local Government Board hat eine neue Liste d 8 über die Befreiung vom M i l i t ä r d i e n st in den « verschiedenen bisher sreigestellten Berufen herausgegcbeu. Außer in den wichtigsten Prvdnktivnszweigen, wie beim 8 .Landbau, in den Maschinenfabriken und auf den Schiffs- «Z mersten. wurde die Altersgrenze für die Befreiung A^vom Militärdienst erhöht. Die Angehörigen mehrerer 2 »Industriezweige werden in Zukunft überhaupt auf keine ^ « Befreiung vom Militärdienst mehr rechnen können. Zu «»Neujahr wird die Liste neuerdings revidiert und werben ^ die Befreiungen noch mehr eingeschränkt wer- N den. Deshalb wird den Arbeitgebern empfohlen, rechtzeitig Matzregcln zur Reorganisation ihres Personals zu treffen. A Die Leute in den Bäckercibctricbcn, mit Ausnahme der Lln nsbäckereien, bleiben vom Militärdienst befreit. lWTB.l Flugzeugangrisf gegen FurneS. r» In der Nacht vom 16. zum 17. November belegte» A denische Marineslmrzeuge die Stadt Furncs und den ,'vlugplatz E o x n d e mit zum grötzten Teil schiver-kalibrigen Bomben im Gesamtgewicht von über 1160 Kilogramm mit gutem Erfolg. In Furnes wurden mehrere Brände be obachtet: eines der Kingzengc setzte bei Eoxnde zwei Schein werfer durch Maschincngcwehrfcucr außer Betrieb. lAmt- lick. W. T. B.» Eine französische Fabrik durch eine Explosion vernichtet. Wie ..Petit Journal" meldet, ist die Oelsabrik in S a i n t e-I n l i e durch Explosion vollkommen zerstört worden. Menschen sollen nicht umgekommcn sein, doch ist der Materialschaden ungeheuer, da auch die »inliegenden Gebäude in Mitleidenschaft gezogen sind. lWTB.j Eine Aufstandobewegung in Indien. Der Staatssekretär für Indien teilt mit, datz die indische Regierung am 11. November die Ansammlung großer, aus 6600 Mann geschätzter Streit- ! raste der Mvhmands an der Grenze gegenüber von Ehnblaör bekannt gab. Die englischen Truppen griffen sie am 16. November an. Ter Feind war zu zerstreut, um ein gutes Biel für die Kanonen abzugeben. Zum ersten Male in den indischen Kriegen wurden Flugzeuge mit sehr großem Nutzen angewandt. Die feindlichen Verluste sollen IW Tote oder Schwerverletzte betragen. Die Ver luste der Engländer sind: ein Mann tot. zehn verwundet. Die Ttreilträste der Mohmands scheinen zurückgezogen worden zn sein, denn am nächsten Morgen fand man bei der Erlnndnng nur noch eine sehr kleine Truppe. lWTB.) Ter Unterseeboot - Krerrzerkrieg. Lloyds meidet, datz der portugiesische Segler ., E m i- lig" und die dänische Bark „Jen ja" versenkt wor den sind. (W.T. B.j Feindliche Schisssverlustc. Wie „Petik Parisicu" auS Havre meldet, ist der eng lische Tamvier „Saint Leonards" 12860 Br.-R.-T.l ovr dem Hasen g e st r a n d e t. Tie Besatzung konnte sich ictten, doch sind die SchissSschüden äntzcrst schwer. Nach einer Meldung desselben 'Blattes aus Brest ist der eng lische Dampfer „Lake Michigan" auf eine Mine ge laufen und im Schlepptau nach Brest gebracht worden. Wie „Petit Parisicn" aus Lissabon meldet, hat der schwe dische Dampser „Varing" dem portugiesischen Patronillcn- Vampser „Maibar" 61 Gerettete von den Besatzungen der versenkten Dampfer „Ttnliaui Vcbiö" und „Gio vanni (!." übergeben. tW.T.BI Der versenkte 12 666-Tonnen-Dampser. 6. Zn der deutschen amtlichen Meldung vom 15. No vember. nach der eins unserer Unterseeboote am 5. 'Novem ber 86 S c c in e i l c n westlich von Malta einen etwa 12 WO Tonnen geotzen. von Zerstörern und Fischdampfcrn geleiteten Transportdampfer versenkt hat. verbreitet die englische Admiralität folgende Erwiderung: „Diese amt liche üculichc Kundgebung ist ein osseukundiger Versuch, .die verbrecherische, unmenschliche Tat der Versenkung eines Postdainv 1 crs ohne Warnung zu vertusche». Das einzige am 6. November gesunkene Schi»? mar der Post- dampser -ArHbta" <7683 rönnen), der ohne Warnung ungefähr «o Mellen östlich von Malta versenkt wurde. Dieser Verlust ist am 8. November amtlich bekanntgegebcn wurden." Damit versucht di« «ngltsche Admiralität eine bewußte Irreführung der öffentlichen Meinung. ES handelt sich um zwei - e i t l i ch u » d ö r t l t ch v ü kl i a g e t r e n nt e Eälle: 1. Wie durch W. T. B. am 15. November bekannt» gegeben, wurde am 5. November 80 Seemeilen westlich von Malta ein 1'2ooo Tonnen großer bewaffneter Trans- pvrtdampfer durch ll n t e r w a s s e r an g r i fs versenkt. '2. Der LranSportdampser ..Arabia" wurde am 0. November 800 Seemeilen östlich von Malta eb«n. falls durch Unter wasser an griff versenkt. „Arabia" hatte 15-Z r n t i m e t e r - G e sch ü tz- Armicrung und beförderte einen RcgierungSlraiispvrt von vielen Hunderten K riegsarbeite r n für F r a n f- reich lCbinesen sowie schwarze und farbige Engländer). — Wenn die englische Regierung cs zugelassen hat. datz auf dem bewaffneten Transportdampfer „Arabia" auch Passa giere mitgenommen wurde», so hat sie. wie in früheren Hüllen, in leichtfertiger Welse das Leben von 'N i ch t k ä m p s e r n ausSSpiel gesetzt. Eine Rede des russischen Krieg-minister-. (Petersburger Telegraphen-Agoutur.) I» der NeichS- duma gaben der Kriegsmiiiisler und der Marine- minister außerhalb der Tagesordnung Erklärungen ab. die von der gesamten Duma mit lebhafter Be geisterung ausgenommen wurden. Der K r i e g s m i n i st e r sagte: '27 Monate dauert der blutige und grausame Welt krieg. Unser vielgeliebter Herrscher hat diesen Krieg nicht gewünscht »nd seinen Ausbruch nicht gewollt. Wir wissen aber, daß weder der Kaiser, noch unsere tapferen Verbün deten bei ihren Bemühungen, diesen Weltbrand zu ver meiden, im Lager des Gegners Unterstützung fanden. Im feindlichen Lager ist etwa während zehn Jahren der Ge danke gepflegt worden, datz man sich mit Gemalt der Bor- Herrschaft und des ersten Platzes unter allen Bulkern be mächtigen müsse. lBeisall.) In diesem feindlichen Lager sind etwa zehn Jahre lang die Schwerter geschlissen und die Waffen bereitet worden. Man wartete nur ans die fest gesetzte Stunde, um die Nachbarn zu überfallen, anzu greisen und mit einem zermalmenden Schlage zn Boden zu strecken nnd sie zu zwinge», sich seinem Willen zu unter werfen. lBeifall.) Diese zermalmenden Schläge sind ver schwunden wie der Rauch. 27 Monate dauert der Krieg. Gott allein weih, wie lange er noch dauern wird. Als alter, Soldat bi» ich im Innersten davon überzeugt, das, jeder Tag uns dem Siege uäherbringt. lBeisall.) Jeder Tag bringt unseren bösen und frechen Feind der Niederlage näher. lBeisall.) Welches ist die Wandlung, die sich in der Welt vollzogen hat? Was ist denn geschehen? Es ist gerade das geschehen, waS gewisse Persönlichkeiten im August 1611 vorauSiahcn und was nicht nur in Nutzland, sondern in allen Ländern der Alliierten einen Akt der Treue darstellt, datz nicht daS Heer allein den Krieg führt, sondern der ganze Staat. lBeifall.) lW. T. N.) Herr Schurajew bemüht sich vergeblich, das erdrückende Bcweismaterial, das der Reichskanzler in seiner letzten Rede für Rußlands und Englands Schuld am Kriege bci- gebracht hat. hinwegzudiskutieren. Im übrigen bedarf der Phrasenschivail keiner Widerlegung. Gestrichene Dumcrredeu. d. Die- „Times" meldet aus Petersburg: Die russische Zensur hat die Berichte Uber die Dumasitzung stark zensiert. Tie Reden von S ch u l g i n, M a k l a k v w und Markow wurden fa st vollstündig gcstrichen, ebenso die Er klärung der Fortschrittler Wer ihren Austritt aus dem Block. Als Schulgin und Maklakow redeten, herrschte große Begeisterung. Das ganze Haus und die Tribünen spendeten Beifall. Alle Abgeordneten im Hinter teil des Sitzungssaales drängten nach vor», um kein Wort zu verlieren. Eine ganze weiße Spalte nimmt in den Zei tungen die Stelle der Reden mebrerer Abgeordneten ein. Ein Abgeordneter sagte, man befinde sich vor einer neuen und dringlichen Gefahr, nämlich einem W a n d c l i n d e r S t i m- m ung i n N utzland. In einzelnen Kreisen wage man vom Frieden nicht zu reden, i» anderen stehe man auf dem Standpunkt, es müsse noch schlimmer kommen, damit eS besser werde. Das Erscheinen der russischen Rundnotc. die den Gerüchten von einem Sonderfrieden widerspricht, wird als eine Antwort ans die Rede dieses Abgeordneten an gesehen. Die Explosion in Archangelsk. Nach privaten Meldungen von „Nya Dagligt Alle- handa" soll der Schaden infolge der Explosion in Archangelsk viel größer sei», als amtlich zugegeben wurde. Danach wird die Zahl der Schwerverletzten auf 736 angegeben. — Das norwegische Postamt teilt mit. datz keine Paketpost über Archangelsk gesandt werden darf, da der dortige Lagerraum abgebrannt ist. lW. T. B.) Gin weiterer Protest gegen die Errichtung des Königreichs Polen. Nach einer Havas-Meldung haben die italienische, bri tische und französische Regierung tm Anschlüsse an die in Paris abgchaltcne Konferenz beschlossen, ihre Vertreter bei den neutralen Regierungen zu beauftragen, diesen einen Einspruch gegen die Erklärung Deutschlands und Oesterreich-Ungarns bctr. Polen zu über reichen. Der Einspruch entspricht inhaltlich dem von der russischen Regierung veröffentlichten. <W. T. B.) Eine Lüge über Polen. b. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt unter dem Titel: ,Llon Anfang bis zu Ende erfunden": Der Luoner Funk spruch verbreitet eine angebliche Meldung ans Bern, wonach der Reichskanzler im Reichstag bei den Beratungen Uber das polnische Manifest erklärt Hütte, wenn die freiwillige Rekrutierung in Polen nicht genüge, werde zur Zwangs- rekrutiernng gegriffen werden, nnd wenn daS polnische Heer nicht befriedige, würde die Verpflichtung zur Gründung des Königreichs Polen znrückgenvmmen werden. Wir stellen fest, daß der Reichskanzler keinerlei Acutzerung dieser Art getan hat. Die Lyoner Meldung ist von An fang biszu Ende erfunden. Der Reichskanzler und Belgien. Aus Berlin wird der amtlichen „Leipziger Zeitung" geschrieben: „Vor einigen Tagen wurde aus dem Haag be richtet, aus eine Anfrage des niederländischen „Rundes gegen den Krieg", welche Beweise er für seine Acutzerung besitze, Frankreich und Belgien könnten jetzt schvu ohne Blutvergießen die Räumung ihres Landes haben, wenn sie wollten, habe der Ncichstagsaogeordnctc Scheide manu geantwortet, neun Zehntel aller Deutschen teilten diese Ansicht, aber auch das Schweigen des Reichskanzlers, der in der Sitzung vom ll. Oktober anwesend gewesen sei, könnte er nicht anders auslegen. Ter Rcichslanzler hätte ihm widersprechen müssen, wenn er ihm nicht innerlich zu- stimmtc. An diese Schlußfolgerung haben sich in vielen Blättern Erörterungen geknüpft. Es erscheint deshalb an- gczeigt, die Sache an der Hand des wirklichen Ta:- b e st a n d c s llarzustelle». Zuletzt hat der Reichskanzler die belgische Frage in der Sitzung des Hauptausschusses vom 6. November d. I. gestreift, indem er nach Darlegung der gegnerischen Vereinbarung über Konstantinopel, die Dardanellen und Kleinasirn bemerkte: „So sehen die Annexionsabsichtcn unserer Gegner au», wozu auch noch Elsaß-Lothringen kommt, während ich bei der Besprechung unserer Kriegsziele die Annexion Belgiens niemals als unsere Absicht bezeichnet habe." Wäre diese AcWernng Herrn Scheiden,ann bei Abfassung seiner am 30. Oktober nach dem Haaa abgesandte» Antwort bekannt gewesen, so hätte er vermutlich auch sie in seinem Tinue auSaelegt, und zwar mit ebensowenig Recht, wie das Schweigen deS leiten, den Staatsmannes am 11. Oktober. Obwohl au» nahe, liegenden Gründen der Reichskanzler sich bisher über die belgische Angelegenheit össentlich nicht erschöpfend hat äußern können, so liege» doch mehrere Erklärungen aus seinem Munde vor. die nicht übergangen werden dürfe». In der Reichstagssttzung vom ü. September 1615 sprach sich Herr v. Bethmann-Hollweg über FriedcnSbedtngungen. die Deutschland stellen müsse, u. a. aus: „Ich kann auch heule nicht auf Einzelheiten eingehen. Ich kann nicht lagen, welche Garantien die Kaiserliche Regierung -. B. in der belgische,, Frage fordern wird, welche M a ch t g r u u d l a g e n sie für diese Osarantien für notwendig erachtet." lind weiterhin: „Weber im Osten noch im Westen dürfen unsere Feinde vo» heute über E i n f a l l s t o r e verfügen, durch die sie uns von morgen ab auss neue und schärfer als bisher bedrohen." Es sei bekannt, daß England und Frankreich Belgien als ihr Aufmarschgebiet gegen uns betrachteten. „Dagegen müssen wir »»S politisch und militärisch, und w,r müssen auch wirtschasilich die Möglichkeit unserer Entfaltung sicher»." Am 5. April d. I. kam Herr vv» Bcthman» Hvlliveg wiederum aus Belgien zurück und führte aus: „Wird jemand glauben, daß wir die im Westen be setzte» Länder, aus denen das Blut unseres Volkes geflossen ist. ohne völlige Sicherung für unsere Zukunft preisgebe» werden? Wir werde» uns reale Garantie» dasiir schaffen, das; Belgien nicht ein englisch-französischer Vasalle» staat, nicht militärisch und wirtschaftlich als Vorwerk gegen Deutschland a„»gebaut wird. Auch hier gibt es keinen 8 tnt»8 >1 u »> 2 nt e. Auch hier macht das Schick sal keinen Schritt zurück. Auch hier kan» Deutschland den lange niedergehaltenen flämischen Volksstamm nicht wieder der Verwelschung prcisgebcii, sondern wird ihm eine ge sunde, seine» reichen Anlagen entsprechende Entwicklung auf der Grundlage seiner niederländischen Sprache und Eigenheit sichern." Ans diesen Erklärungen ist ersichtlich, daß eS nicht an- gängig ist, sie zugunsten abweichender Auffassungen beiseite znschiebcn und sich ans das Schweigen zu berufen, mit denen der Reichskanzler die eingangs verzeichnet«: Aeutze rung des Abgeordneten Schcidemann vvrübergehen ließ. Zudem sieht fest, das, der Reichskanzler im Hauptausschusie ausdrücklich Verwahrung dagegen eingelegt bat. daß sein Schweigen als Billigung -er Reden des Herrn Scheide mann ausgelegt würde. Im Reichstage sind mancherlei Aeutzcrungen ganz entgegengesetzter Art vvrgcbracht wvr- den, ohne daß sich der Reichskanzler dazu Stellung zu nehmen veranlaßt gesehen hatte. Ter Satz „gui racel, cokmentire vicke»,ur" ist gm allerwenigsten auf einen Staats mann anzuwendcn. der entscheidende Gründe haben kann, Ausführungen unwidersprochen zu lassen, mit denen er keineswegs übcreinstimmt. Andernfalls konnte man >>» Wege der „sokratischcn Methode" ihn dazu bringe», seine Absichten osfenznlcgcn, deren Geheimhaltung das Interesse des Staates erheischt. Wir wissen aber auch, datz Herr von Bethmann-Hollweg im Hauplausschusse mit Besiiuimthctl sestgestellt hat, das; er alles, was er früher über die Notwendigkeit realer Garantien er klärt hat, ohne jede Einschränkung aufrecht, erhalte. Behält man die oben angeführten programma tischen Darlegungen des Reichskanzlers im Auge, so er scheint eü völlig klar, datz Herr Scheidemann das Problem vsse»sichtlich einfacher ausgcfatzt hat, als in dessen Wese», wie der gegenwärtige Krieg es aufgeworfen hat, begründet ist. lieber den Hinweis deS Reichskanzlers aus die Tat sache, datz er die Annexion Belgiens niemals als unsere Absicht bezeichnet habe, und über die Art, wie diese Tatsache mit den früher als deutsche Forderung vertretenen Not wendigkeiten zur Sicherung unserer Zukunft in Verbin dung zu bringen sei, mag sich jeder seine Gedanken machen. Vorerst ist die Stunde noch nicht gekommen, auf etwaige Zweifelsfragen öffentlich Anstunjt zu erteilen. Jedenfalls aber craibt sich aus obiqen Ausführungen von selbst, datz eine Lösung der belgischen Frage, die de» Interessen d c-s deutschen Volkes nicht voll gerecht würde, nicht in den Plänen des Reichskanzlers lieg t." Diese amtlichen Feststellungen sind um so wertvoller und notwendiger, als Herr Scheidemann bekanntlich fori- sährt, den Reichskanzler für sich und seine nebelhaften und für die Zukunft des deutschen Volkes gefährlichen „Vec- ständigungs plane" in Anspruch zu nehmen. Schonung der Familienväter. Man schreibt uns: Das preußische Kriegsministcrium hat Anordnung getroffen, datz bei der Verwendung der Mannschaften ans die F a in i l i e n v e r hä lt n i s s e der oft schon durch schwere Blutvpser hart geprüften Fa milien Rücksicht zu nehme» ist und datz Familien väter mit vielen Kindern möglichst nicht da » ernd in v o r d c r st c r L i n i c Verwendung finden. Eine Klage gegen die „Deutschland". Aus Newhaven lEonnccticut) meldet Reuter vom 18. Rov.: Die Eigentümer des Schleppdampfers, mit dem die „Deutschland" zusammengestosten war. haben Klage gegen die.„Deutschland" erhoben, die sic für den Untergang des Schleppdampfers und das Ertrinken der Mannschaften verantwortlich machen. lW. T. V.) Das Befinden Kaiser Franz Josephs. lieber das Befinden des Kaisers Franz Joseph wurde am Sonnabend folgendes Bulletin ausgegeben: Beim Kaiser seit heute morgen trotz alcichbleibcirdcu Katarrhs leichte fieberhafte Temperatursteigerung bis zur Höhe 38 Grad abends eingctretcn. Herztätigkeit gin, Atmung ruhig. Trotzdem hat sich der Kaiser den ganzen Tag der Arbeit gewidmet und außerdem den Grasen und die Gräfin Waldburg, Obcrsthofmcister Montenuovo und die Gencrnladtutanten Grasen Paar und Bolsras. svwic den Minister des Aentzern Baron Burian in cknstündiger Audienz empfangen. Gez.: Leibarzt Kerzk. Professor Ortncr. Zusammenschluß der Tschechen. In einer Versammlung vo» Vertretern aller tschechischen Parteien Böhmens und Mährens ist die Vilduna eines alle tschechischen Retchsrats-Abgcordnetcn vereinigende» Böhmischen Verbandes und eines National- a » s s ch i, s s c s beschlossen wurden. Vorsitzender des Bei- baiidcs ist Stanek, Vorsitzender des Nativnalausschiisscs Mattus. Der Rationalausschutz soll der gesamten poli tischen Tätigkeit des Verbandes als Stütze diene». In einer Kundgebinig wird erklärt, in den heutigen bewegien Zeiten könne keine Partei allein die Verantivortuna ine die Sicherheit der politischen Rechte der ganzen Nativ», „och auch für die nach Beendigung des Krieges folgende weitere Entwicklung tragen. Die Gründung erfolge im Interesse der altbcrtthmten Dynastie "".d der großen ge schichtlichen Mission des Reiches, die vor allem in dem In sammcnschlutz und der Erhaltung der Unteilbarkeit seiner Königreiche und Länder und der völligen Gleichberechtigung aller Völker bestehe. lW. T. V.) Da- norwegische UntcrseebootS-Vrrbot. >Vom Vertreter des W. T. B.) Die halbamtlichen Ehristiantacr „Jntclligcnsscdler" schreiben unter der ttcber- jchrist: „Das norwegische UntcrscebootSnerbot und die ausländisch» Presse": Die Behauptung der deutschen Preise, die norwegische Untcrscebvotsvcrfttgung sei ausschließlich oder besonders gegen Deutschland gerichtet und deshalb als unncutralc Handlung nusziisassc», sei unrichtig. Das gehe mittelbar auch aus dem soeben veröffentlichte» Protest der norwegischen Regierung gegen die Neutralitätövcr- letzuu durch englische Unterseeboote hervor. Wenn d>e norwegische Verfügung erst im Oktober erlassen wo, den lei, obwohl tzer letzte Fall von Neutralitätsve,- letzung sich bereits im Juli <!) zngetragen habe, so sinde
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