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- SSt - fügte er flüsternd hinzu. «Dein Freund, der Oberst und Flügeladjutant Fürst SaSdanadsche ist tot. So nimm als Erinnerung an ihn seine Stelle und Würde entgegen. Oberst Segerberg >sl von heute an mein Flügeladjutant. Fürst D chingis-Khan, fugen Sie dicS in der Depejche httizu." Karl Alexander kühle die Hand des Zaren und befeuchtete sie mit Tränen. Der Kaiser kühle die feuchte Stirn des Verwundeten und verlieh ihn mit einem „Aus Wieder iehen morgen", um, von den Aerzien. Geistlichen und seinem Stabe gefolgt, seine via üvlvromi sortznjetzen. 15. D>e Großherzogin von Lüneburg hatte ihre alte Passion ansgcgeben und sich einer neuen zugelvandt. Die gesamte Lachs- und Forellenzucht halte sie m benachbarte Teiche verlegt. Die Esoldfische und javanischen Wundertiere hatte sie nach rechts und links ver schenkt. Der Staatsrat war nach Deutschland zurückgekehrt. Palme», Rhododendron, Magnoliabaunie waren in die Vorhalle hinausgebracht, wo sie aus Mangel an Licht, vor »alte und durch die Bcrnachlassigung zu gründe gingen. In den grossen Räumen waren zwei- hundert Belten mit leuchtenden, weihen Laken und warmen, welchen Decken untergebracht. Der Palast war in ein Lazarett umgewandelt. die grohen Säle mit ihren Stuckwänoen und gemalten Decken waren Krankenzimmer geworden, in de» kleineren Prachträumen wohnten letzt Aerzte, Apotheker »nd barmherzige Schwestern. Geistliche aller Konfessionen sollten für das Seelenheil der Kranken sorgen. Als alles »i Orchnnng war. erbat sich die Grvß- hcrzogin zweihundert Verwundete, die Tapfersten der Tapferen. Ihne» wollte sie lyre ganze steil opfern. Sie wollte ihr Lebe» damit beschliehcn. das; sie dem Vaterlande seine beste» Sohne rettete. Zu diesen rechnete sie „lyren Pflegesohn" Alexander Davidowiljch, Fürst SaSdanadsche, und „ihren Freund" Karl Alexander Segerberg. Sollten diese sich unter den Verwundeten befinden, so waren sie die Ersten, um wclck)e sie bäte. Und ihr Wunsch wurde höchsten Orts bewilligt. Der Zug der Grohherzogin hatte zur Mittagszeit Bukarest verlassen. Zwischen den Hunderten, die unter Schmerzensla-uten in die Wagen getragen und dort gebettet wurden, befand sich auch Alexander Segerberg. Sein Jugendfreund, der Fürst Sasda- uadiche, ruhte in einem der Laufgräben vor Plewna. Stöhnend und pustend rollte der Zug gen Norden. Es war ein Zug der Trauer und der O-uale». Trauben sauste der Nordwind und trieb scharfe Schneeflocken gegen die Fenster. Drinnen tobte das fieber heiße Blut in den Adern der Verwundeten und zwang ihre Muskeln, vor Schmerz zu ütiern. Draußen nahm das Dunkel zu. und die Sterne leuchteten hell und klar. Die »alte lieh daS Wasser gefrieren und tötete alles Leben der Natur. Drinnen flackerten die Nachllampen und warten ihre» zitternden Schein auf Wände und Decken. 'Die barm herzigen Schwestern gingen von Wagen zu Wagen, brachten Trost und Stärkung und trock neten den Angslschwcih von der Stirn der Leidenden. Die Aerzle mahnten zur Ruhe und Hoffnung, und seufzend, stöhnend rollte der Schmerzenszug dem Norden zu. Karl Alexander liegt still da und versucht zu schlafen. Die rhuihmischen Stütze und das Rasseln der Näder aber machten cs ihm unmöglich. Neben Karl Alexander liegt ein Schwerverwundetcr in weichen Kissen. Den ganzen Tag hat er kein Wort gesprochen, keine Frage beantwortet. Plan hätte glauben können, er sei tot. hätte man nicht von Zeit zu Zeit einen unterdrückten Seufzer von ihm gebürt, und hätten seine grohen, dunklen Augen nicht suchend und fragend rin Raume umhergeblickt. Ist cs c»> Rückblick auf sein bald beschlossenes Leben, weih er. dah er sterben soll? Sein seines, bis aufs äutzcrste augespannkes Nervenleben hat ihn hören lassen, wie der Arzt dem Geistlichen zuflüsierte: „Halten Sie sich zu Mitternacht bereit." Und die Stunden vergingen, entsetzlich langsam für Len einen, grausig und qualvoll sür den andern. Auf einer kleinen Station, bei der ein Aufenthalt von nur einer halben Minute war, betritt eine junge, schöne Dame den Wagen. Man merkt ihr deutlich an. wie schwer es ihr wird, sich aufrecht zu halten. Leise sinkt sie neben dem Verwundeten auf die Kinee und küht die wachsgelbc Hand. Die Livpcn zittern, aber sie weint nickt, sagt kein Wort. Unverwandt, als läge ihre Seele in ihren Augen, betrachtet sie den Verwundeten. „Mein Herr," flüstert er lesie in französsicher Sprache, „wie spät ist es?" Karl Alexander ist sich nickt ganz klar, ob die Frage ihm g li. oder ob der Kranke phantasiert. Wieder hörte er dieselbe Frage. Indessen sieht er auf seine Uhr. „Mitternacht, mein Herr." „Wollen Sie die Güte haben und schellen — ich wünsche den Geistlichen. Die Stunde ist da", erklingt es leise, fast tonlos von seinem Belte. Aber noch bevor Karl Alexander aut den Knopf drückt, sieht der Geistliche da. ein großer, stattlicher, satt eleganter katholischer Prediger in schwarzem Ornat. Während der Zug rollt, stützt und rasselt, bereitet der Geistliche die letzte Oelung vor. „IR,- Islam saneiam nnokionom, et sunin niissirnam miserieorcliam", murmelt er in die Ohren des Sterbenden. Le.se, aber bitter lich weinend verbirgt die soeben Eingetretene ihr Antlitz. „Imlulxroat tibi Dominus, guiclquicl äeUguisti" . . . Und der Prediger tröpfelt das heilige Oel auf die Stirne des Sterbenden. „Osiriste, oxaucli^ nos", flüstert d» barmherzige Schwester. „Amen", sagt der Kranke mit sterbender Stimme. „Saneta äoi üe-uetrix." - 395 - Da ertönt «in lang andauernder Pfiff der Lokomotive. Die Wage» rasi6» ms» schütteln. Dann wird die Fahrt langsamer und langsamer, und schließlich steht der Zug still. „Wir sind zu Hause", rust die schwarzgekleidete 'Dame und wirst sich laut schluchzen» über den Tote». Der Prediger wlnkt einige Schwestern herbei. Die schwarzgekleidete Dame wird hmausgesührt, der Tote auf eme Bahre gelegt und hinausgetraaen. Am dem Bahnsteig hört man die polnische Sprache. Polnische Zeitungen, polnische Gebet bücher und das Testament werden ausgeboien. „Wer lvar der Tote'?", fragt Karl Alexander. «Der lebte Marquis Wiekopolski*. entgegnele der Geistliche, „und die Dame war seine Schwester.' > Wieder stöhnt der Zug, wieder stoßen die Wagen, und daS rollende Hospital, das so viele Schmerzen und Leiden mit sich führte slrebt dem Norden zu: es geht durch Polen über weite Felder und Steppen und durch tiefe Wälder, in denen der Wind in dem trockenen Laube rasselt, das noch aus den Bäumen zurückgeblieben ist. Karl Alexander wälzt sich unruhig aus seinem Bette, dann wird er müde und glaubt, endlich schlafen zu können. Er wird aber wieder aufgeweckt. Ein anderer Verwundeter wird zu ihm hrnerngebracht. Leise, beinahe demütig entschuldigt sich der Nenangekommcne wegen der Störung, welche er verursache. Sei» Schlasgenosse sei aber soeben verschiede», und es sei ihm unmöglich, »eben einer Leiche zu liegen. Gegen Morgen — cs ist ein schin»tzig-grauer, bleicher Wmtermorgen — macht der Arzt wieder secne Runde. Als er Karl Alexander noch wachend findet, gibt er ihm eine Morphium einspritzung, und Kiefer füllt daraus in eine» fegen Schlaf und träumt von seiner sriihesten Kindheit. Es sind häßliche Träume, die alle die Augenblicke der Gefahr in rdm wachrufen, welche er als Kind erlebt hat. Er träumt, dah er in den Mcrijoki salle und dem Ertrinken nahe sei, dah der Wasserfall ihn mit seinem ewigen Brausen mit sich sortreiße, oder dah er unier die große, klappernde Dreschmaschine aus Karttula gerate, bis er wieder auswacht und mehr bewußtlos als schlafend daliegt. Erst spät am Nachmittag wird er völlig wach. Er suhlt sich schwer uns unklar, wie nach einem Rausche von schlechtem Weine. Der Tag ist grau, schwermütig und so lang, daß man sich vor der Nacht fürchtet. Ach, diese Nacht. Wohl niemano, der in vielem Zuge des Elends und der Schmerzen war, wird sie je in seinem Leben vergesse». Am nächsten Abend, als alle vor Schmerzen, Fieber, von dem ewigen 'Rasseln und Stoßen der Wagen ermattet waren, gewahrte man am Horizont einen Lichtschein. Er glich dem Nordlichte. Es war der Schein von den Millionen Laternen Petersburgs, welche die 'Nacht erhellten und sich in den Wolken widerspiegelten. Endlich wohltätige Ruhe, endlich ans diesem Zuge des Todes, endlich frei von jchmerzerregcnbem Pollern, dem nerverpeimgenden Getöse der rasselnden Wagen. Und der Zug eilt dem winkenden Lichte cnaegen, das einer Glorie gleich sich aus der Kalser- stadt erhebt. Und das qualvolle Stampfen des Zuges, dieses entsetzliche Schütteln und Stoßen wird zu einer Inbelonverliire, denn es verkündigt allen den Unglücklichen, daß die Slunde der Besrcinng sich näherl. Zehn Minuten spälcr hält der Zug bei Zarskoje Sjelo. Verwandte und Freunde, Aerzte, Geistliche, Hofwiirdenträgcr, Tausende von Neu gierigen sind ans der Station. Alan begrüßt sich, weint, schüttelt einander die Hände, dankt Gott und bekreuzigt sich andächtig. Hoch über dem Schluchzen und Wehklagen erschallt der Gesang von zwanzig Knabenstimmen, welche mit Chorälen die tapferen Lei denden empfangen. In Hoswagen werden die Kranken in dm Palast der Großherzoain befördert. Sie selbst stecht m der Boriialle und cmpsängt ihre Gäste. Nie vorher haben diele leuchtenden Säle eine solche Gesellschaft beherbergt. Sie kommen aus Bahren und in Rollstühlen, sie komme» aus Krücken und am Arme von barmherzigen Schwestern und Krankenpflegern. Tic Türen werden weit aufgerisscn, jeder Gast erhält sein Bett, und nach so vielen Stunden entsetzlicher Pein und Unruhe überkommt die Verwundeten trotz ihrer Schmerzen ein Gefühl der Sicherheit, der Ruhe, ein nur zu erklärliches Wohl befinden. Tie Großherzogin batte Karl Alexander sofort entdeckt. Sie führte ihn selbst an sein Bett, deckte ihn selbst zu, küßte seine Stirn, bekreuzte sich und ging weiter. Zum erstenmal seit langer Zeit schlief Karl Alexander ohne Morphium, schlief mit dem gleichen Gefühl der angenehmen Ermattung, welches er als Knabe von der Entenjagd an den Ufern des Meri- joki mit nach Haute brachte. Am Morgen weckte ihn ein eifriges, aber gedämpftes Gespräch. „Meine Ver wundeten," körte er eine Stimme, „sind alle schwer und ernstlich verletzt. Von den hundert, welche aus Bukarest kamen, sind zwanzig auf dem Transport gestorben, und das wiH noch nicht das Ende sein. Ter dort, Karl Alerandrowitsch Segerberg, ist auch sehr b» deutlich verwundet. Wir fürchten kalten Brand." Jetzt wurde Karl Alexander wach. Er sah sich um. In dem vnnklen Wintermorgen erblickte er die Großherzogin, die, umgeben von Generalen und Aerzten, sich über ihre Kranken ausjprach. Der Zug ging von Bettzp Bett, und die Aerzte besprachen jeden einzelnen Fall. 'Sortier»», WIM viLZonLl. klatt lult I4aoto, 8l1vkeret el«^ moilvvuei' VsrSmv» iv TxZMsl. UA.ärZ.3 sie. oels», oromo, baut, rrpsite 8111*88 in Dicken alle elT-Iasea. VitrLLKN, ereme, «elrm, i»Itxol«l, Olive, not ete«, oaträekeael«; Elaste». k. kmliiilr «M.. ^ItllLALlLt LS. ffrsnlelichltt für Mas und elektr. Licht. Gr. Lager von Nettheiten. Ausführung von Mas., Wasser-, elektr. Licht« und Krast-Nnlagen. Ovnlral-Hoisinnzxvi». ILvririrriiiR LLvboliI- Fabrik: Grosie Kirchgasse 3—5 mor/srns ^qos/s/7. Ssnilm 6l6Armt6 üiillllSlWg öbei' kliclnbziiMSiisl'als vom hyisien.-kr'Sllict Spez. M!i Svbo'rs. ÜldernIiLii. kclilsr Mn SticludsMamsliil ist taiiuchlich Itani o u« I»« 1o,,l,in«> und Rlaai t,«,le» kräftigend v«-i I»l«,l«'> l «la» 4u*I»Iloi» «lei Ilnaiv, beteiligt die Io lästige» I4o,»l«eI»u>»l»«'ii, macht die Haare seidenweich, glänzend n. üppig. 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