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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.10.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927101102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927101102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-11
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
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7kr. 47S Seite 2 vres-aer Nachrichten" Dienstag. 11. Oktober 1S27 Moskau verschiebt dle Entscheidung über Rakowski Beschlüsse erst am 14. Oktober. Paris. II. Okt. Der .Petit Parisien" will wissen, das! die russische Regierung zu der Abberufung Rakowski» erst in -er kommeiidon Sitzung des Rates der BvlkSkom- missare am Freitag dem 14. Oktober Stellung nehmen werde. Man könne aber annehmen. daß die Sowsetregierung ihren Standpunkt schon vorher bekanntgeben werde. Unter der Ueberschrisl „Unbegreifliche Rücksichtslosigkeit der Sowjets gegen Frankreich" nimmt der .M a t t n" Stellung zu den Moskauer Nachrichten, wonach der Rat der Volks kommissare erst am 14. Oktober Uber die Abberufung NakowskiS entscheiden wolle. Das Blatt gibt der Anschauung Ausdruck, da» die französische Note den Schlusipunkt unter die ganze Angelegenheit sehe und eS Dschitscherin ermöglichen sollt«, ohne jeden Aufschub mit Ja oder Net» zu antworten. Die Anlworl an Frankreich müsse zwei wichtige Gesichts punkte berücksichtigen: 1. Frankreich wünsche die guten Beziehungen zu Rußland aufrcchtznerhalten. habe also auch das Recht zu verlangen, daß man ihm einen, wen» schon nicht vertrancuswürdigen, so doch wenigstens korrekten Vertreter schicke. L. Die französische Regierung habe dreimal formell die Rbbernsnng Rakowskis gefordert nnd warte noch immer auf Antwort. Das sei eine nnbegreisliche Rücksichtslosigkeit. Der „I n t r a n s i g c a n t" arbeitet ans Abbruch der Be ziehungen zwischen Rußland nnd Frankreich hin. Die Sowjet- regiernng könne nach Frankreich keinen andere« Vertreter entsenden, als einen tätigen Apostel für die Mcltrevolution. Solange sie in Frankreich einen Vertreter besähe, wäre fiir sie Paris daS Zentrum für alle ihre Intrigen. Wenn der Ab bruch der Beziehungen fiir den sranzösischen Handel eine schwere Gefahr bedeute, so hätten die Engländer von ihrem Standpunkt aus nicht mit den Russen gebrochen. Auf alle Fälle innstle der neue russische Botschafter die Gewähr bieten, daft die russisch-französischen Schuldenverhandliingen zu einem Ergebnis führen, sonst wäre die Berufung eines Nachfolgers für Rakvwski überhaupt überflüssig. Warum Bakow'ki gehen soll. Paris veröffentlicht die Rakowski-Dokumeutc. Das französische Ministerinni des Ae»s;ercn läßt durch die Agentur Hacmö den Wortlaut -er drei den Fall Rakowski behandelnden Dokumente veröffentlichen. Infolge des Beschlusses des Minnlerrats vom 3 9. Sep tember ist. wie einleitend bemerkt wird, der französische Botschafter in Moskau beauftragt worden, der Sowjet- reaicrung daS Verlangen der sranzösischen Regierung nach Abberufung Rakowski mündlich m i k z u t c i l e n. In Abwesenheit des erkrankten Volkskommissars Tschitscherin wurde der französische Botschafter Herbcttc am 1. Oktober von Litwinow empfangen, dem er mittcilte: „Ich bin beauftragt, in dringlicher Weise daraus zn bestehen, das; dem Wunsche der französischen Regierung nnverzüglich entsprochen wirb. Ich halte cs für meine Pflicht, Ihre Aufmerksamkeit aus die Tat sache zu lenken, bah die französische Regierung, soweit eS von ihr abbängen wirb, an der Trennung zwischen dem persön lichen Fall Rakowski nnd der Frage der Beziehungen beider Länder sesthaltcn wird.s Die Ablösung Rakowskis kann der Förderung der Beziehungen zwisckwn beiden Ländern nur dienlich sein." Der Direktor des Volkskommissariats fiir Auswärtige Angelegenheiten. Karachan. übergab am 4. Oktober dem fran zösischen Botschafter Herbctte ein Schreiben Tschi- tschcrtns. in -em eS heisit:„Das Verlangen nach Ab- bernjnng Rakowskis ist der Sowjctregiernnq wenig erwünscht, eS ist im Hinblick ans die dank der Tätigkeit Rakowskis in der Frage der Regelung der Schulden bereits erzielten Erfolge so unerklärlich nnd snr die Gesamtheit der Besprechungen zwischen den Negierungen so gefährlich, das! ich im Namen meiner Regierung Sie bitte, ein schriftliches ErposS des Beschlusses deö französischen Miniskerräts und der Gründe, die ihn zu dieser Enlscheiduna bestimmt haben, ab zufassen." In dem Antwortschreiben Hcrbcttcs vom 7. Oktober heißt es: „Die Tatsache, dag Rakowski am 9 August eine E r- klSrung unterzeichnet bat- der zufolge im Falle eines Krieges mit der Sowjetunion die Proletarier der kapitalisti schen Länder an der Niederlage ihrer Regierungen Mitarbei ten und die ausländischen Soldaten aus die Seite der Roten Armee übergehen müssen, stellte eine flagrante Verletzung der Verpflichtungen auf Nichteinmischung in die inneren An gelegenheiten Frankreichs dar, die die Sowjetregiernng am S. Oktober 1924 gelegentlich ihrer Anerkennuna durch die fran zösische Reatcruna eingegangen ist Diele Erklärung löste in Frankreich «ine sehr lebhaft« und ber«ht»gte Erregung aus. und die französisch« votfchast in Moskau ist alsbald auf. gefordert worden, eine Desavouierung dieser Doktrin durch, zusetzen. Auf Grund de» Schrille» der französischen Botschaft bat die Sowsetregierung auch am ». A»«ust di« geforderte Desavouierung gegeben Seit dieser Zeit glaubt« dt« sran. zöfische Regierung 6>rund zu der Annahme zu haben, daß die Sowjetregiernng die natürlichen Folgerungen au» dieser De», avouier»«« ziehen ivtird« dadurch, dab sie ihre» Vertreter in Paris abberiefe. Inzwischen hat Rakowski an di« Press« Iwer die Regelung der russischen Schulden bet Frankreich ungehörige Mit. tetlunaen ergeben lasse» zu dem ossenbarcn Zweck, privat« Interessenten in Gegensatz zu der französischen Regier»«« zu bringen. Diese Erklärungen, die ein formelles Dementi er. heischien, haben zwischen der sranzösischen Negierung und der Lvwjelboischast in Paris eine Polemik ausgelöst. die nicht dazu beitragen konnte. Rakowski weiter als die Persönlichkeit anznsehen, die auallsizicrt erschien, die wichtige» zwischen beide» Ländern schwebenden Angelegenheiten zu einem guten Ende zu führen. Unter diesen Umstünden kam die französisch« Negierung zu der Aufsasiung. bab sie nicht zulassen könne, daß Rakowski sein Amt in Paris beibehalte. Aus Höflichkeit aber und um die Aufgabe der Sowjeiregierung zu erleichtern, hat die französische Regierung dieser die Initiative Überlasien. Die Sowjetregieruna bat sich diesem Vorgehen nicht an. schliefien zu können geglaubt. Die französische Negierung erneuert daher durch diese» Schreiben die bereits mündlich am 1. Oktober zum AuSdrnck gebrachte Forderung auf Abberufung Rakowskis. Die sran- zöfische Regierung legt Wert darauf, neuerlich zu betonen, bab die Frage eines Abbruchs der Beziehungen zwischen beide» Ländern in keinem Augenblick gestellt ivar. Der Fall Rakowski ist und bleibt eine Personen frage, un-d die Regelung dieser Frage hat nur den Ziveck, den Erfolg der politischen und wirtschaftlichen Verhandlungen zu ermöglichen, die nur in einer Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens zwischen dein Ver treter der SowietS und der französischen Negierung zu einem guten Ende geführt werden können." Die Zolllarlf-Nole Amerikas in Paris eingeirossen. Paris, tl. Oktober. Offiziell wurde gestern atzend »er. »erlautbart, dab die Pariser Botschaft der Vereinigten Staaten die Note deö Staatsdepartements über die Zoll- tariffrage zur Weiterleit»»« an die französische Regie- rung erhalten hat. Di« Ueberreichnng der amerikanischen Antwort dürfte somit tm Lause des heutigen Tages erfolgen. In Pariser amerikanischen Kreisen hasst man. dab die neue Haltung der Washingtoner Regierung di« Verhandlungen er leichtern wird. Die Note soll gleichfalls den Standpunkt des Präsidenten Coolidge bestätigen, nach dem der französische Zolltarif Mm Nachteile der Bereinigten Staaten Diskriminie rungen vornehme. Zum Schlub soll darauf verwiesen sein, dab die amerikanische Zolltariskommission eine Untersuchung Uber die Möglichkeit einer Senkung der amerikanischen Tarife ver- anstalten wird, falls keine gesetzlichen Hindernisse im Wege sichen. In Pariser politischen Kreisen Ist man einigermaben un- gehalten darüber, dab amerikanischen Informationen zufolge die Zollsrage mit derjenigen einer KonsolidierungSanleih« verguickt werden soll. Der Slreil um den Deukschunlerrichl im Elsaß. Die sranzöstscheu Lehrer gegen Vermehr»«« der Deutschstnndeu. Paris, 11. Oktober. Die Entscheidung des Rektors der Straßburger Universität, den deutschen Unterricht in den elsab-lothringischen VvlkSschnlen ans acht Stunden in der Wvche auözudchiien, stöbt i» den Kreisen der sranzösischen Lehrerschaft im Elsaß und Lothringen aus Widerspruch. So nahm die Moselgruppe des nationalen Lehrcrvcrbandes eine Entschließung an, in der das Vorgehen des Rektors als un gesetzlich und gefährlich bezeichnet wird, da es als ein neues Entgegenkommen der Schulbehörde gegenüber den Auto- nomisten aufgefaßt werden mutzte. <TU.s Bad Ems wir- nicht aeräumt! Wie setzt bekannt wird, trifft die Nachricht, daß bet der in der nächsten Zeit erfolgenden Zurückziehung von Be- satzungStruppen Bad Ems besatzungsfrei werde, nicht zu. Tie Bcsatzuiigstruppen in Bad EmS und Bad Kreuznach werden vermindert, aber nicht vollständig zurückgezogen. Oertliches und Sächsisches. Am -e« Zumtten LüraermeMerpvUen. Vorstand und Wahlausschuß der Stadtverordneten be- schästtgten sich Montag abend erneut mtt der Angelegenheit der vteserbesebung de» Posten« de» Zwetten Bürgermeisters Man ist auch diesmal zu keinem Ergebnis gekommen Am Donnerstag steht bekanntlich dt« Wahl aus der Tagesordnung der Gtabtverordnrtenfttzuna. und eS ist anzunehmen. daß auch die Wahl de» Dritten vürgermetster». dessen Amtszeit in Kürz« abläuft. mtt zur Verhandlung kommt. daß auch U«»a« «ichttger Dresdner Derkehrvknokenpunstle Rach v'eendtgung der Arbeiten am Postplatz plant die Stadtverwaltung «inen Umbau des Albertplatzes und de» Stübelplatzes. zioet der verkehrsreichste» und gefahr vollsten Knotenpunkte unserer Stadt, tn Angrtss z„ nehme,,. Mtt der Umgestaltung de« Stübelplatzes soll noch im No vember, mtt dem deS Albertplatzes zu Beginn des neuen Jahres begonnen roerden. Die jitchMchen Sltchier und Slaaksanwiitte zur Besoldungsreform. Am 8. und ».Oktober fand in Zwickau die Vertreter- tagung des Verein» Sächsischer Richter und Staatsanwälte statt. Unter den viele» Frage», die Gegenstand der Verhandlungen waren, stand naturgemäß an hervorragender Stelle die alle Beamtenkretse letzt stark be- schäftigenve vesoldungSreform. Zu dieser wurde folgende Entschließung gesoßt: »Die allgemein anerkannte Notlage der Beamtenschaft ha, die Reichsregierung bestimmt, eine Besoldungöresorm herbei- -usühren. Der Reichsfinanzminister hatte durchgreifende Mas, nahmen in Aussicht gestellt. Die dadurch hervorncruseiiei, Er- Wartungen sind durch den bisher vorgelcgtei, Entwurf schwer enttäuscht worden, zumal da die i» Aussicht genommenen Aufbesserungen in manchen Gruppe» kaum einen Ausgleich bieten für die seit Beginn der Debatten um die Bcsvlduiigs- resorm eingetretenr Preissteigerung. Entgegen dem Wunsch« großer NcichStagSparteien solle» die höheren Beamten auch nach dem jetzigen RctchSeiitwiirs zur Besoldungöresorm in ihren Bezügen „och erheblich hinter de», FrtedcnSrealgehalt zurückbleiben. Dabei wird von de» zu ständigen Stellen offenbar nicht berücksichtigt, daß der akade misch gebildete Beamte erhebliche Mittel für seine AuSbilduna hat aufwendrn müssen und daß auch das Friedcnsgehalt allein di« tn der Oefsentlichkeit von ihm erwartete Lebeusl>altu»g noch nicht ermöglichte. Kaum tn einem anderen Berufe ist die Arbeitslast im Vergleich zur Vorkriegs zeit für den einzelnen derart gestiegen, wie tn dem des Richters und StaatSanwalteS. Dadurch werden diese zum Raubbau an ihrer Gesundheit gezwungen. Dieser und der ständige wirt schaftliche Druck zermürben die Lelstiiiigssähigkeit. zerstören die ArbettSfreudigkett, Datz dadurch die Rechtspflege Schaden erleiden muß. bedarf keiner weiteren Ausführung, Die Tat sache, daß diese Beamten nicht wie andere Bernsskrctse zur Selbsthilfe greisen, darf ihnen nicht zum Nachteil gereichen. Richter und Staatsanwälte sprechen noch einmal in letzter Stunde die Erwartung aus, daß von den berufenen Stellen tm Interesse der Allgemeinheit ihren berechtigten Wünschen mehr Rechnung getragen wird als bisher. Wird der jetzige Zustand nicht durchgreifend gebessert, muß vor dem juristischen Studium mit dem Endziele des JustizdlensteS mit allem Nach druck gewarnt werden." Die WiederherslellungsarbeUen auf der Mitgliylalbahn sind so weit fortgeschritten, daß der Betrieb Donnerstag, den lS. Oktober, bis Oberschlottmitz ausgedehnt wird, ES verkehren die im Fahrplan vom 2. Oktober 1927 vor gesehenen Züge, mit Ausnahme des Wochcncndzngeö 2910 an Werktagen vor Sonn, und Festtagen ab Heidenau 15,93 und deS SonntagSzuge» 2997 an Heidenau 22,39 Uhr. reinigt uns färbt Z Nvrrvn-IVIünlsI Franz-Marc-Ausjlellung in -er Fi-es. Nicht die groben Gemälde sind eS, die in der Neuen Kunst Fides das Gedächtnis an den „Blauen Reiter", den großen und reinen Maler der Freiieelc. Franz Marc, erneuern, sondern Werke aus dem Nachlaß, kleine und liebliche Aaua- rellc. Zeichnungen, die Postkarten an Else LaSker-Schttler, Skizzen und Entwürfe Es ist ein Blick tn das Werden dieser starkpersönlichen Kunst, de» wir hier tun dürfen, und der Veranstalter Nudols Probst hat mit seinem Sinn dafür gesorgt, daß dietcS Werden a» verschiedenen Sinsen der Ent wicklung studiert werden kann. Der Streit um die Be- rechtiauna der knbistische» Wcltscha» ist ja längst erledigt: was darin Bleibendes geschossen wurde, ist ansgesiebt: das Vorurteil daß hier eine Willkür vorlaa, ist widerlegt und daß diese Form bei de» paar großen Könnern a»S innerer Notwendigkeit entsprang siebt fest. Gerade weil sic viel ge lernt hatten, die Natnrnachhildiing mit leichtester Hand voll brachten. kamen sie zur Abstraktion. Bet Franz Marc ist dieser Weg deutlich. In der schönen Stndiensammlung der FideS sind erstaunlich wesentliche Zeichnungen der Tiere tn ihrer Anatomie, Statik und Geste, tm Animalischen des Leib lichen Ein geklärter Naluralismus tral hier schon alles Kennzeichnende mit sicherster Hand. A»S der Lintenrhnthmtk dreier Pfcrdeleiber sieht man förmlich die ..Stilisierung" ent stehen, jene Verklärung der Formen ins seelische Sinnbild, z» dem die vom Gegenstand gelöste Farbe erst den sinnlichen Vollklang gibt. Wie eine schlafend gestreckte Katze das pflanz liche Grün idnllilchen Friedens eine gekrümmt erregte das flammende Not ihrer glühenden Raubticrinstinkte auSstrahlt, das ist die neue Sprache dcS Ausdrucks, der nach außen ge wendeten „Seele" des Tieres. Aber nicht diese Aenßerltchkeit bestimmt die Kunst Franz Marcs, ländern die kosmische Ein belt seines Naturgesübls. Ihm ist daS Tier »nd die Pflanze die wahre Natur, tn die der Mensch als Geistwesen gar nicht htneingebürt Menschengestalten mißglückten ihm auch meist.j DaS Tier ist Landlchalt Gegenpol der Pllanze, eingclebt in den Schwung der Hügel, mit seinem Körper den Rhnth- muS des Bodens in Bewegung uwietzend, pslanzltchen Formen verwandt oder Ne ergänzend zu der beglückenden Einheit deS paradiesischen Lebens ohne den Geist. 'Natur ist wirklich jenseits von Gut nnd Böse. Marc malt, wie „das Reh fühlt", er malt den s-bwellenden Stolz des Pferde», da» gierige Glühen des Tiaer», das suschltae Behagen der Katze, den er beutenden Sprung des Wolfes. Tierschicklale! WesenSnot- wcndigkcit! Unverstörte Einheit mit der Natur, in die der Mensch als Iäaer und Tyrann noch nicht etngcbrochen ist. Daher der Wohllaut dieser durchscheinenden, grünenden nnd wir ein Strauß blühenden Farbenbindnngen, der juwelen- haste Schimmer, die geminciihaite Geschlossenheit der Bild- sorm. All daS tritt gerade an den Aauarcllcn in voller Schön heit zutage, anillt wie Musik der Dinge hervor, zeigt innere Größe in der äußeren Kleinheit. Darum wird alle», die 2 ranz Marc» Bilder lieben, aber auch allen, die an die para diesische Reinheit feiner Kunst näher hrranwollen, gerade ein« solche Bereinigung kleiner Arbeiten Weg und Brück« zum Ganzen sein können. Welche Fülle von Laune und Poesie aus den aus unmittelbarster innerer Anschauung HIngcworfenen Postkarten an die LaSker-Schülerl Eine Märchenwelt tut sich da auf: ein Malerdtchter grüßt die Dichterin. Zu diesen kleinen Kostbarkeiten gehören die drei sarbigen Entwürfe aus dem Sktzzenbuche, Visionen von frischester Intuition, tn deren kubtstilchcm Rbntbmus und symbolhaltigem KolorismuS sich bereits die große Tragödie des RiesengemäldrS „Tter- ichicksalc" ankiindigt. Reinheit und Helle, Entdeckung neuer Gesetzmäßigkeiten, das sind Merkmale der liefen Kunst dieses Frühverlorenen, dessen Bedeutung gerade auch aus solchem Blick in die Werkstatt erhellt. Tr. Felix Ztmmermann. Kunst und Wissenschaft. Neue Musik. Paul Arons Abende mit „Neuer Musik" haben wieder begonnen. Sie sind im Laufe der Jahre zu einem festen Be- standteil des Dresdner Konzertlebens geworben. Ihr Ver- schwinden würde eine Lücke zurücklassen. DaS Publikum, daS sie finden, wird sich ja immer sehr verschieben zu ihnen ein- stellen. Die einen werden mehr oder weniger überzeugt wirk lich glauben, baß hier der Fortschritt der Musik z» finden sei, die anderen werden skeptischer lediglich das rein historische Interesse aufbringcn, das jede Zetterscheinung als solche for dern kann, die dritten endlich werden tn entrüstete ober lachende Opposition gegen Verfallserscheinungen geraten. Eine gewisse Anregung aber, eine gewisse Festigung ober Er- gä'nzung der eigenen Musikanschauung, wird jeder mitnehm«». Und darum haben diese Konzerte doch ihre individuelle Be- beutiing. Außerdem stellen sie sa auch immer wieder neue fesselnde Erscheinungen ausübender Künstlerschaft heraus. So lernte man diesmal das „Wiener Streichquartett" s.Kolisch —Khuner —Lehner —Hetfetzs kennen, von dessen Erfolgen schon allerhand Kunde hlerhergelangt war. Es sind das vier junge Künstler, In denen das böhmlsch.slawlsche Musikanten» »nd Gelgerblnt recht kräftig zu pulsieren schelni. Ihr Ensemble ist ausgezeichnet rhythmisch zusammengespirlt. auch voll nnd rassig im Klang: dabel musizieren sie mit ur- wüchsigem Temperament und zugleich doch mit technisch be. herrschter Kultur. Musikanten und Musiker tn einem, Künstler von Begabung und Können tn allem. Ihre Bekanntschaft be deutet füL diesmal den eigentlichen Gewinn des Abends. Denn die Neuheiten des Abends waren, ganz abgesehen von ihrem Stil, recht mäßig. Ein bekanntes Regrr-Qiiintett — wir konnten eS wegen anderweitiger Verpflichtung nicht mehr abwarten — scheibet dabei natürlich a»S. Aber zum Beispiel dle vier Sätzchen, die Leos Ianacek als VIolIn- sonat« herauSgegebcn hat. sind recht magere Kost. Sie leben von etwa» impressionistischer slawischer Ganzton-Melancholie, haben aber weder Atem zur slawischen Melodie, noch Meinung ftir thematische Arbeit, noch rhythmisches Rückgrat. In der Beziehung ist die .Klaviersonate von Be l a Barlok zielbewußter. Sie ist ganz auf Rhythmus und Klang gestellt, wenn es auch rhythmische und klingende Barbarei ist, von deren dröhnendem Dissonanzengewirr einem der Kops brummen kan». Paul Aron hat sie mtt verblüffender Ge- dächtntskraft auswendig, ganz mit der elementaren Rück sichtslosigkeit, die das Wesen dieser Musik ist. blendend virtuos und temperamentvoll hingelegt. In der lyrischen Suite für Streichquartett von Alban Berg fand sich »nicr sechs Sätzen wenigsten« ein Treffer: das war ein Flstgco misterioso, eine ganz auf Sordino-, Pizztkato- und Col-Legno. Ton gestellte, gespenstisch vorüberhuschende Vision, die als wirklicher Einfall zu bewerten ist. Was sonst in dieser Suite an Musik vorttberzieht, hat die Kultur, aber auch die Gc- bankenblässe eines zngespltzt epigonenhaften Debussysmns. An dt« GtlmmungSkraft des Wozzek-Kompontsten gemahnt nur wenig. Der starke Beifall, den da» Werk trotzdem fand, märe wohl kaum znstande gekommen, wenn das Wiener Stretch, quartett nicht wirklich so vollendet gespielt hätte. Es bleibt also schon dabei, daß die AuSftthrcnden für diesmal den Schaffenden den Rang abltesen. Dr. Eugen Schmitz. s* Mitteilungen der Sächsischen Staatstheater. Opern- ha»S. Donnerstag den 18. Oktaber, Anrcchtsreihe F: „Der fliegende Holländer" mit Robert Burg, Meta Sctncmevcr, Lurt Taucher, Adolph Schoepsltn, Helene Jung. Heinrich Teßmer. Musikalische Leitung: Hermann Kutzschbach. Spiel leitung: Otto Erhardt. Anfang >48 Uhr. Für die Sinfonte-Konzerte der Spielzeit 1927/28 sind noch einige Anrechtskarte» für da» Parkett, die Orchestcrabictlung, den ersten und zweiten Rang an der OpernhauSkasse erhältlich. Schauspielhaus. DaS Schauspiel „Legende" von Franz Jung, mit dessen Nransführung am Donnerstag den 18. Oktober die „Aktuelle Bühne" eröffnet wird, wird ohne Pause burchgesplelt. Pünktliches Erscheinen ist also dringend notwendig, da Zuspätkommende keinen Einlaß mehr linde» können. DaS Stück ist tn den Hauptrollen folgendermaßen Vesetzt: Der Gelähmte (Friedrich Richters: Bruno Decarlt: die Mutter: Stella David: Fritz Richter: Erwin Kllctsch: Paul Richter: Paul Hofsmann-Ravoth: Frida Richter: Jenny Schaffer: Emil Gruhne: Adolf Wohlbrück: Erna: Lotte Grüner: Schmidt: Alfred Mcner: Vorsitzender des Gerichts: Walther Kottenkamp: Verteidiger: Willi Klclnoschegg: An kläger: Adolf Müller: der Vorleser: Wilhelm Malten. Spiel leitung: Josef Gielen. Musik: Arthur Chitz. Bühnenbild: Entwurf Adolf Mahnte, Elnr.Ichtung: Georg Brandt. Film- photo; Georg Mnschner, Berlin. KinovorfttyriingS- und Pro jektionsapparate: Eriiemann-Wcrkc, Dresden. Anfang >48 Uhr. Die Ausgabe von Anrechtskarten für die lausende Spiel- zeit im Schauspielhaus erfolgt, soweit dieselben nicht bereits vergriffen sind, an der Tageskasse be» Schauspielhauses ln der Zelt von vormittags 10 bi» mittag» 1 Uhr.
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