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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060815020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906081502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906081502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-15
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Diese» Vlatt wird ven Lesern von Dresden >nd Umgebung am Tage vorher bereit- als Abend-Ausgabe -»gestellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SerugzgedW: «In<»UI»rN« f»r »««»« bei «M» «wetmaltarr Zutra-u«, durch unter« Bot« >«»««»» und «»»««, an Sonn- und Monlaat» nur rtnmav » Mt. »v Vk . durch äudwartigr Nom - »üINouLn » Mk. »v Bf. v«t «inmatta« Sutnlluna durch dl« tvoit»Mk. <odneBrt,«lla«IdI. ,m Aus land mtt «Nvrcchcndtin Zutiiilaa«. Si achdru« aller Artikel u. vrtatnal- Mitteilunaen nur mit deutltcher Q u«l I« n a n, a b e <.Dre»d. Nachr") tulüift«. Nachträgliche Lonorar- anlvrüch« bleiben unberiicklichtigt: mwerlanate Manulkrivic werden nicht auidewab«. Ltlraramm-AdreN«: «»chrichten »««»de«. Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. /surresgen^aksf. Annakmie iw» AnkHudlaunge» bis imiittiniiagS s Ul,r. So,m> und Nrinians nur Marieiisliiwe 3« von n ins V»i M,r. Die i ivaliiae Anind- »ile ica. » Tilde,i> 20 Pia. An- ktiüdiannae» ani do> Privatikitc Zeile W Dtg.: die uirwilige Zeile ans Tcrt- icite so Big. als Tinge,andt Zeile ko Big In Stummer» „ach Sonn- und Aeiertagc» 1 waltige Grundreile 30 Pta., ans Pnvatieite uv Pf»., Lii'allige Zeile ans Teriieile und als Eingclandt so P,g. Auswärtige A»s- nägc »»r gegen Baransdc.aliluna. Bclcgdiätler tonen ro Psennige. Fernsprecher: Nr. 11 und 20W. Hauptaeschäfisstesls: Maeienstr.SS. <T-7^s^e/7.5c'//5' Zaren Dank. Kilnstgewerbeausstellniig. ÄH* Drahtberichte. Hosnachrichten, Sanllätsrnt Dr. Pierson 1, Die Fahrräder der lNeichSpost. Schneiderinmiiigstag, Nhniigchrlverbanvstaa. Bcchnhofswirte nnd BierplciSerhöhmig. DeS Z Neueste Drichtme1dilit,ieil vom 14. Anglist. Mittwoch, 15. AnM IW6. L Die Monarchen-Ansaunnenkttnft in Cronberg. London. Koni« Eduard ist heute vormittag nach dem Kontinent abgereist. London. König Eduard traf kurz nach 10 Uhr in Port Victoria ein und begab sich an Bord der Königlichen Jacht „Victoria and Albert". Ter KöniMalut wurde gefeuert, und begleitet von den Kreuzern „Roxdurgl," und „Devonshire" ging die Jacht nach VlWngen in See. London. „Standard" erklärt in einem Artikel über König Eduard und Kaiser Wilhelm, es sei für die Engländer unvernünftig, an dem maritimen Ehrgeiz des Kaisers und seiner Minister Anstoß zu nehmen. Wir sind stolz daraus, verständige und gutmütige Völker zu sein, und wir wollen darauf warten, uns zu streiten, bis wir etwas haben, um das wir streiten. Zur Lage in Nnsrland. Petersburg. Die auswärts verbreitete Nachricht, daß die Wahlen zur Duma zum September ausgeschrie ben werden würden, ist, wie die „Pet. Telcgr.-Agcnt." erfährt, völlig unbegründet. Kronstadt. Gestern haben hier die Sitzungen des Kri egs- erichts über die jüngsten Meutereien begonnen. Die »geklagten sind in verschiedene Gruppen geteilt worden. Li van. Die Polizei hat vorgestern in der Wohnung eines Arbeiters eine Bande von l7 Personen ausgehoben, welche einen Postzug beraubt batte. Kostroma. Die Verwaltung der Staatsgüter stellte den Bauern Wald im Gcscimtpreisc von 200 000 Rubeln zum Ankäufe zur Verfügung. London. Ministerpräsident Stolypin erklärte dem Petersburger Korrespondenten der „Tribüne", es sei nicht richtig, daß die Regierung eine Politik der allgemeinen Repression aufnehmen wolle, es sei aber ihre Pslicht gewesen, die Hauptstadt gegen jene zu verteidigen, die blutige Unruhen Hervorrufen wollten. Mehrere Heilungen hätten damit den Zaren angegriffen und das Militär aufgewiegelt. Es sei daher dringend notwendig gewesen, sie zum Schweigen zu bringen, aber das sei nur eine Ncbcrgangsmaßnahme gewesen. Wjl helmshöhe. Heule morgen unternahmen der Kaiser und die Kaiserin einen Spazierritt. Der Kaiser hörte später den Vortrag des Staatssekretärs des Aus wärtigen v. Tschirschky und den Vortrag des Chefs des Militär kabinetts Gencraleutnant o. Hülsen-Hnseler. Um 12 Uhr 30 Min. reiste der Kaiser mittels Sonderzuges nach Homburg v, d. H. ab, wo Automobile bestiegen wurden, um über die Saalburg nach Schloß Friedrichshot zu fahren. Den Kaiser begleitet der Staatsiekrctär v. Tjchirschkh nach Homburg. Schweidnitz. Auf die Einladung der Stadt an den Kaiser, nach Enthüllung des Denkmals in Bunzelwitz am 8. September einen Willkommcngrnß der Stadt entgegenzn- nehmen, ist beim Magistrate die Antwort «ingeganaen, daß der Kaiser dies tun werde. Auch wird der Kaiser, falls es auf der Durchfahrt durch die Stadt die Zeit erlaubt, der Einladung der kirchlichen Körperschaften Nachkommen und die 254 Jahre alte Jriedenskirche besichtigen. Plauen i. V. Gestern nacht Vr12 Uhr wurde in Brambach eine ziemlich heftige Erderschütternng ver- spürt. Magdeburg. In Schcnkenhorst wurde beim Brande eines Hauses «in F e u c r w ch r ma n n durch stürzende Dalken erschlagen, ein anderer verletzt. Frankfurt (Mains. Ein Kassierer der Nationalbank in Birmingham (Alabamas hat der „Franks. Ztg." zufolge 100 000 Dollars unterschlagen. Aachen. Das Hüttenwerk „Rote Erde" hat, wie das „Echo der Gegenwart" meldet, bekannt gegeben, daß aus seine Aufforderung hin nicht genügend Arbeiter ihre Kündi gung zurückgenommen haben, um das Walzwerk in Betrieb zu halten. Infolgedessen werden am 16. August das Thomosstahl- werk, Las Siemens-Martin-Stahlwerk, sowie die Schlackemnühle nebst Kesselanlagen und der Maschinenbetrieb stillgelegt werden. Wie weit die übrigen Arbeiter in den nächsten Wochen beschäftigt werden können, läßt sich noch nicht übersehen. In folgedessen hat das Werk auch diesen Arbeiter» zum 3l. d. Mts. ihre Kündigung zugestcllt. Wie». Tic Nachricht, daß König Eduard nach seinem Aufcnlhalte in Marienbad dem Kaiser Franz Joseph einen Be such Malten werde, ist, wie das „Jrcmdenbl. ersährt, un- richtig. Glotz. (Amtliche Meldung.! Gestern abend 9 Uhr 11 Min. entgleiste der Persvuenzug 569 in der Einsahrts- weiche auf dem Bahnhöfe Niederallwilnisdors mit vier Wagen infolge vorzeitiger Umstellung der Weiche. Zwei Personen wurden leicht vcrlctztz der Verkehr wurde durch Umsteigen auf recht erhalten. Tie Strecke ist seit 5 Uhr früh wieder fahrbar. Nom. (Priv.-Tel.s Hier will man wissen, daß das italienische Kö,nigspaar sich anläßlich der Taufe im Hause des deutschen Kronprinzen nach Berlin begeben werde. Paris. Dem „Matin" zufolge berichtet der Gouverneur von F ra n z ösi s ch-Ko n g o, Gentil, daß der ihm unter stehende Kapitän Ehattes zahlreiche Beamte der Hambura- Asrikci-Linic ans dem Gabongebiete auszuwcisen sich veranlaßt sehe. Gentil erklärt, dieses Vorgehen billigen zu müssen, weil im Mai dieses Jahres der Hauptagent einer französischen Koloniolgesellschast, namens Tumont. in dem ausschließlich französischen,Torfe Bissoma von Leuten des mit der Hamburg- Afrika-Gesellschaft in Verbindung stehenden tzanplagcnten in Edudu angegriffen wurde. Paris. Die Blätter veröffentlichen den Text der Adresse, welche vor einigen Wochen aus Anlaß der Er öffnung der Pariser Konferenz der französischen Bischöfe an den Papst gerichtet wurde. Die Adresse gipfelt in dem Wunsche der Erhaltung der Vorrechte Frankreichs, insbesondere des Protektorates im Orient, sowie in der Bitte, daß im römischen Kardinal-Kollegium nach wie vor die französischen Kardinälc Platz finden möchten. London. Tie „Times" melden aus Peking vom 12. d. M., daß die Angelegenheit der englischen Eisen bahnen in China eine sehr unbefriedigende Entwicklung nehme, da die chinesische Regierung hinsichtlich der drei im September 1808 gewährtes Konzessionen eine ausweichende und Hindernisse bereitende Haltung an den Tag lege. Petersburg. In Dicharkent und Kapal (Gouvernement Semisctschensks wurden i» der vergangenen Nacht heftige Erdstöße verspürt. Rio de Janeiro. Die Panamerikanische Kon ferenz nahm eine Resolution an, in der eine Reorganisation des internationalen Bureaus der amerikanischen Republiken beschlossen wurde. Ferner wurde festgesetzt, daß naturali sierte Staatsangehörige, die in ihre Heimat zurückkehrcn und dort länger als zwei Jahre sich aushalten, ihrer durch Naturali sation im Aufnahmestaat erworbenen Rechte verlustig gehen. Endlich wurde noch ein Beschluß gefaßt, der die Geltungsdauer des über die Geldsorderungen zwischen den amerikanischen Republiken bestehenden Vertrages verlängert. vertliches nnv Sächsisches. Dresden. 14 August. —* Se. Maiestät der König begab sich gestern abend, einer Einladung des König!. Kvmmerkerrn Freiherrn v. Burgk auf Schönfeld Folge leistend, zur Birsche auf Ebersbacher Revier und kehrte von dort heute vormittag nach Moritzburg zurück. Zur heutigen Königlichen Mittagstafel im Schlosse Moritzburg sind mit Einladungen beehrt worden: die König!. Kammcrherren Freiherr v. Burgk und Oberförster v. Minckwitz, der Kommandeur des 18. Husaren-Regiments Oberst Freiherr v. Lindemann, der König!. LanMallmeister Graf zu Münster und die Gräfinnen Marie und Mathilde zu Münster. —* In der Dr. Haenelschen Privatllinik, hier, ist Herr Sanitätsrat D r. Pierson, 60 Jahre alt, heute früh >/°5 Uhr nach einer Operation gestorben. Der Entschlafene ist weit über die Grenzen deS Vaterlandes bekannt geworden durch seine Viivat-Jneiianstalt, die er zuerst in Pirna und dann bis jetzt in Coswig bei Meißen besaß. Er hatte sieb nun von der Leitung zurückgezogen und seit einem Jahre die Direktion dem Sohne de§ frühere» Besitzers der Anstalt, Herrn Tr. Friedrich Lehmann, übergeben. Der Entschlafene lebte zuletzt in Dresden und zeichnete sich durch große Wobltätigkeit ans. Die Beisekung erfolgt Freitag nachinillag 5 Uhr ans dem Trinitatisstiebhofe. —* In der „Franks. Ztg." wird gerügt, daß in der Reichsposlvci Wallung eine einzelne Firma ein Monopol ans die Lieferung v"n Fahrräder» habe. Es heißt dort: ,Pon der Zeit des Amtsantritts Podbielstis an hat die Firma Seide! u. Naumann in Dresden das Monopol der Fahrradiicsernng jür das Rcichsnosiamt erhalten, und alle Vcr- inche anderer Firmen, bei ocr Licicrnng in Konkurrenz treten zu dürfen, wurden oft in nicht sehr höflicher Form znrückgewicsen. Dabei war es bekannt geworden, daß Herr v. Podbielski zu dem nunmehr verstorbenen Geheimen Kommerzienrat Bruno Naumann, dem alleinigen Leiter der Firma Seide! u. Nau mann, in einem engen Freundschafts-Verhältnis stand. Allge meine Mißstimmung erregte cS, daß statt Zulassung der freien Konkurrenz die eine Firma tatsächlich monopolisiert wurde. Selbst amtliche Gcgenänßcrungen fanden keine Berücksichtigung. So wandte sich z. B. die Odcrpostdirektion Breslau eindring lich und mit erschöpfender Motivierung an das Neichspostamt in Berlin, man möge ihr gestatten, die notwendigen Fahrräder am Platze selbst zu besorgen, um die stets notwendigen Ersatz- und Reparalurstncke gleich zur Hand zu haben, da der Bezug über Berlin-Dresden große Schwierigkeiten bereite. Das Reichsposlaiiit lehnte glatt ab. Auch die leistungsfähigsten andc- reu Firmen, deren Fabrikate bei anderen Behörden bewährt waren, blieben mit ihren Bewerbungen unberücksichtigt. Wenn sür die Oberposldircktion Dresden oder für das Königreich Sachsen die Dresdner Firma dauernd bevorzugt worden war«, so könnte man immerbin sagen, das Neichspostamt handle inso fern nicht unrichtig, als es für diesen Bezirk die Vorteile aus- nützt, welche mit der Nähe der fabrizierenden Fabrik verknüpft sind. Ganz unverständlich aber ist es, daß man z. B. die Ober- postdircklionen in Baden, in den Ncichslanden, in Oldenburg, Ostpreußen usw. zwingt, ihre Fahrräder von Dresden zu be ziehen, und damit eine Organisation schafft, die an Schwerfällig- reit der Lieferung, sowohl des ganzen Rades, als dessen Zu behörteile und später notwendig werdender Ersatzstücke, wohl auf der ganzen Welt ihres Gleichen sucht. So gut die Firma Seidel u. Naumann sür sich beanspruchen mag, die zunächst liegende Oberpostdirektion mit ihren Fabrikaten zu versehen, können^ andere deutsche Fahrradwerke fordern, daß ihnen örtlichen Lage nach entsprechender Lieferungs- ebenfäLs.ein, der ^ bezirk angewiesen wird, da irgend welche technisch« oder wirt schaftliche Bedenken hiergegen nicht existieren. Für Len Staat aber würde das Prinzip der freien Konkurrenz unstreitig eine Ersparung bedeuten, selbst wenn die Konkurrenz nicht billiger liefern würde, da die Frachtkosten der Räder und Bestandteile wegen der Nähe der Fabriken wesentlich herabgemindert würden. Die deutsche Fahrradindnstrie verlangt also nicht mit Unrecht, daß die bisherigen Zurücksetzungen von ein paar Dutzend großer Fahrradwerke zu gunstcn der «inen Firma aushören, und daß auch hier mit einem ungerechten Monopolspstem gebrochen wird." — Hierzu können wir folgen de s Mitteilen: Vor etwa länger als 10 Jahren ist von ver Reichspostverwaltung, als man an die Einführung von Fahrrädern herantrat, zwischen 6 bis 8 bestrcnoinmierten Fahrradfabriken ein Wettbewerb veranstaltet worbe», und aus dieser sind die Fahrräder von Seidel u. Nau mann als geeignetste hervorgegangen. Seit dieser Zeit sind nun zwar der Ncichsposwerwaltung von verschiedenen Firmen Offerten zur Lieferung von Fahrrädern gemacht worden. Diese sind indessen »»berücksichtigt geblieben, weit sich einmal daS Seidel u. Naumannsche Fabrikat ausgezeichnet bewährt hat. andererseits aber die Beamten der Reichspostverwaltung sich mit diesen Fahr rädern in ihrerKonslrnkti'on und Unterhaltung vertraut gemachthaben. Tatsächlich bedeutet es eine Erleichterung des Betriebs, Ivenii ein Beamter, der nach einem anderen Oberpostdirektionsbezirke versetzt wird, dort genau mit denselben Maschinen z» tun hat, wie in seinem früheren Wirkungskreise. Dabei ist die Firma Seidel u. Naumann bei Neubestellungen von Fahrrädern kemesweas von der Konkurrenz verschont geblieben; im Gegenteil sind inr die Preise nicht unerheblich gedrückt worden. Aus gleichen Gründen der Betriebseinhelt hat die Reichspostverwaltung seit lange» Jahren z. B. auch die bei ihr in Gebrauch befindlichen Schreib maschinen stets von der Firma Fristcr u Roßmann i» Berlin bezogen und hierbei dieselben Grundsätze beobachtet. Kunst nnd Wissenschaft. s* Die für das Winter-Abonnement im Residenz theater bereits gezeichneten Plätze müssen bis zum 26. August abgeholt sei». Jür Neueinzcichnungen liegen die Listen »och täglich Wochentags von 10 bis 2 Uhr a» der Kasse deS Theaters auS. Bier Tage vor Beginn jeder einzelnen Serie werden die Abonnements geschlossen. ff* Aus Bayreuth wird den ,M. N. N." gemeldet: Der deutsche Kronprinz und Prinz August Wilhelm wohnten der „Parsifal"-Vorstellung am Sonnabend abend bei. Obschon die beiden Prinzen im strengsten Inkognito nach Bayreuth gekommen waren, hatte sich doch bald die Kunde von ibrer Ankunft verbreitet, so daß die beiden Prinzen während der Pausen im Festspiclhause der Gegenstand allgemeiner Auf merksamkeit waren Sic wohnten der Vorstellung nicht in der Fürstenloge, sondern unter dem Publikum bei. Am Dirigenten pulte saß Hofkapellmeister Beidler, der Schwiegersohn -er Frau Cosima Wagner. Den Gurnemanz sang Dr. Felix v. Kraus, den Parsifal Erik Schmedes, die Kunory Frau Lefflcr-Burckard. Dritte Deutsche Kunstgewerve-Ansstellnug Dresden 1W6. IV. Profane Raumkunst (3). DaS Berliner Kunstgcwerbe ist in der Ausstellung mit zwölf stattlichen Räumen vertreten, die eng miteinander Zusammen hängen und als die Wohnung eines reichen Mannes aufgefaßt werven könne». Als Aussteller fungieren die Mitglieder des Werkringes. Sie sind von einer Anzahl leistungsfähiger Firmen auf daS kräftigste unterstützt worden, während die Stadt Berlin nicht zu bewegen war, daS Unternehmen pekuniär z» fördern Dagegen hat die Stadt Charlotteiibnrg und die preußische StaatSregieruiig für die gute Sache je 3000 Mk. beigesteuert. Bedenkt man, daß gerade Berlin lange Zelt hindurch diejenige dcuffche Stadt war, m der eine blühende Möbelfabrikation den abscheulichsten Schund zu Schleuderpreisen herstellte« und wie . .die Zimmereinrichtungen noch auf der Berliner Gewerbe Ausstellung von 1896 waren, so »mß allein der Umstand, daß die modernen kunstgewerblichen Bestrebungen heute auch in der dent- ichen Neichshcmpistadt Wurzel geschlagen haben, als ein erfreu licher Fortschritt bezeichnet werden. Indessen steht auch der künst lerische Wert der vorgefühlten Leistungen, so viel man im einzel nen an ihnen aiiszusetzen haben mag, außer allem Zweifel. Das ist in erster Linie das Verdienst des Leiters dieser Gruppe, des Architekten Professors Alfred Grenander. der als ehemaliger Wallot-Schüler eine gründliche historische Ausbildung genossen hat und gegenwärtig als Nachfolger deS zu früh verstorbenen Otto Eckmann einer Architekturklasse an der König!. Kunstaewcrbe- schule im Sinne der Moderne vorsteht. Sein Name wurde zuerst in weiteren Kreisen bekannt, als er, sichtlich durch das Beispiel Bruno Möhrigs beeinflußt, ganz neue Lösungen für die eiser nen Träger, Gitter und Tore der Berliner Hochbahn erfand. Dann wurde ihm die Leitung der im November 1902 ervffneten Jubkläums-Ansstellung des Vereins für das deutsche Knnstgcwerbe in Berlin anvertraut. Bei Gelegenheit der Weltausstellung in St. Louis, bei der ihm die Inszenierung der Berliner Räume übertragen war, war cs ihm vergönnt, eine glänzend aelnngciie Probe seines Organisationstalents und seines aparten Geschmacks abziilcaen, und als im Frühjahr deS vorigen Jahres die große Mobelfirma A. S. Ball in ihrem Hause auf der Potsdamer Straße in Berlin eine ganze Etage mit 15 Zimmern im modernen Geschmack einrichten ließ, stellte sie dieses für die Einbürgerung desselben in Berlin so wichtige Unternehmen gleichfalls unter die Obhut GrenanderS. Nach dselen Erfolgen war es nur natürlich, daß Grenander auch in Dresden an die Spitze der Berliner Ab teilung trat. Ihm gebührt zunächst daS Verdienst, den zur Ver fügung stehenden Platz, der sich um einen Garten oder Hof mit einem etwa? seltsam aufgebcmten, aber doch sür den gegebenen Zweck höchst wirksamen Brunnen auS poliertem Granit mit Metall-Aufsatz von Bruno Mvhring herumkegt, geschickt aiiSgcnützt nnd durch Einbauten und Verwendung des Seitenlichtes so »m- gestaltet zu haben, daß er sich nicht als AiiSstellnngs-. sondern als wirklicher Wolmraum präsentiert. Am wenigsten glücklich sind die beiden langgestreckten Vorzimmer Nr. 29 und 36 disponiert. DaS ersten hat der Architekt Sepp Kaiselr in Halcnsee zu einem Herren- und Bibliothckzimmer ansgestaltet, mit dem man rasch fertig wird, da eS weder iin Guten, noch im Bösen besonders auffallende Einzelheiten aufweist. Mehr Bedenken erregt der daran anstoßende, von dem Maler und Bildhauer Curt Stoeving zusammengestellte Salon. Man weiß, daß Stoevinaals Maler mit seinen meist von schönen Fraucngestalten in griechischen Jdealkostümen belebten südlichen Landschaften mehr zu blenden, als zu über zeugen versteht. Einen ähnlichen blendenden, aber im Grunde wenig gediegenen Eindruck hintcrläßt auch dieser sein Salon, dessen Möbel sämtlich Eigentum der Firma A. Wertheim in Berlin sind. Schon seine Vorliebe sür vergoldete Möbel beweist, daß er sich die moderne Forderung der Materialecht heit nicht zu eigen gemacht hat. In den Formen lehnt er sich an Empiremuslcr an: man glaubt, in einen Salon der Frau v. Necamier ciiizntreten, und ist versucht, sich nach der schönen Frau umzuschcn, die sich, ans einer der niedrigen Ruhebänke liegend, von ihren Verehrern bewundern läßt. Diese sich von selbst ausdränciciide historische Erinnerung schadet aber dem Raum am meisten. In unserer «rnstcn, der Arbeit und dem Kampf gewidmeten Zeit einpfindcn wir solche zierliche Niedlich keiten, wie sie hier z» sehen sind, als Spielerei, da Ivir auch von einer vornehmen Frau, die ein sorgenfreies Dasein führen kann, einen größeren Lcbcnscriist verlangen. Auch die Wahl ganz Heller, höchst empfindlicher Farben für die Möbelstoff«, die Wandbespannung mit hellgrünem Leinen und die von der Berliner Gesellschaft für plastische Malerei ansgeführte Dekora tion der Wände und Decken verstärken das Gefühl, daß in diösem Salon im besten Falle nur Leute Hausen könnten, die ihr Leben mit schöngeistigem Nichtstun verbringen. Aus dem Stoevingschcn Salon gelangt man in den Aus. stcllungssacil der Kömgl. Porzcllanmanufaktnr in Charlotten burg. Er ist die Schöpfung des vor einigen Jahren von München nach Berlin berufciicn Professors Tbco Schmuz- Bauoiß. Durch die ausgiebigste Verwendung des Porzellans hat er ein ganz besonderes Gepräge erhalten. Die matten Wandfliesen und sogar die glasierten Fcnstereinlagcn sind aus Porzellan hcrgcstclll. Eine angenehme Abwechslung, die uns hier zum ersten Male begegnet, bilden die anmutigen Be leuchtungskörper aus ganz weißem, durchscheinenden Porzellan. Es ist schade, daß man sie nicht auf ihre Lichtimrchläßlichkeit
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