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«7. F«»-,«,«. «« Sonnabeu». 21. OlNober l«s Ll«dl-»lch«M> »«chrlchl» Dm,»«. E»rnl»r«ck»r-Lammeln>tmm«r SS S^I Rtur lür -lachlg»lprrchk: LO O11. Gegrllndek 18S8 Ui»U<-«r Zolrazung m Dr„dn> od«r durch di« Po» monalNch «. 210,—, Bezugs-wevuyr im. ,o.-. s°°°t-g.a°.o-b- im. ,r.-. Di« NpaUlll« rrMM dr«u« Zeit« v>. 2Z—. auh-rdal» Lochien» M. ZI,—. Familien. ÄllAtzlsitzile Z?kölI6. m«zeigen und Llellengejuch« unter Me/saU jede» rse>I«ren Rabatts W. ld.—. RorzugsplLi,, loul Tor«. AuswSr.ig, ÄuilrL,« gegen Bvrausdezodlung. Schrtwettunq und 21ou,I,elchrtt»»»»r: I>«rie»ftr»de Sv/ckv. Druck u. Reri», »oo «»Ich 0 R»tch«rdi >» Dr Pvstlcheck-IUmto 1OVS Lm»»«. 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Die einzigen sicheren Ernennungen scheinen die EurzonS zum Staatclekretär des Auswärtige» und Boldwins zum Schatzkanzler zu sein. Die Blät-cr vcr- -eichnea die Tatsache, dali sowohl Curzon als auch Lord Derby ihre Bereitschaft ausgedrückt haben. Bonar Laws Regierung Vrlznireten, als sehr bedeutungsvoll. «Pali Mall and Mode* schreibt: Tie Ansicht wird allgemein geäußert, daß dieser Entschlich verschiedene aicderc Minister be- «inslusscn werde, Lrrcu Ha'tnng seit der Entscheidung i» Earltonklnb zwciselhaft gewesen sei. I» hohe» poki- tischen Sreile» wird eS als sicher angenommen, das« Donar Law in der Lage sein werde, eine Negierung zu bilden. Die neue Negierung werde bestimmt weniger P.rsönlichkeitcn ««fassen, als die vorige, den» der lkmsaug des Lloyd Gcorgrschcu Kabinetts habe ständig zu Kritiken Aulas, ge geben. tW. T. B.) Auflösung des Parlamenks unmittelbar nach der ... Rcgierungsneubildung? Sopdffm. 2V. Okt. Dsc kqnscrvqtiveu Mitglieder beider fee beS Parlaments wurden zu einer Kon ferenz eiubrruse», die wahrscheinlich am Sonntag «drr Montag statt?!«den wird. Der «Times" zufolgo ist es sehr «ahrscheinllch, daß die kovsrrvatioc Partei Bonar Law zum Führer wählen wird. In uulonistischc» Kreis.» wird angenommen, daß die Regierung von Bonar Law innerhalb weniger Tage gebildet wird. Der genaue Zeit punkt der Anflösuug des Parlaments ist weniger sicher, da dies bis zv einem gewissen Grade von drr Zri, abhängt, die znr Ratisizicrung des Beitrages mit Irland »vlwensig ist. Man ist der Ansicht, daß sich kein ernster Widcri and gegen die Bill erheb:» wird und daß sie nach de» Neuwahlen angenommen werden kanir. In diesem Aaste wsirde drr Anflösuug unmittelbar die Bildung der «enen Regierung folge«. lW.T. V.) , DK Sampfbelrettschafr Lloyd Georges. London. 20. Okt. Um 4 Uhr nachmittags reiste Lloyd George tm Sondcrzug nach Leeds ab. Auf dem Bahn- Hofe erklärte er, er sei jetzt ein freier Mann. Die Last sei von seinen Schultern, aber sein Schwert sei in seiner Hand geblieben. «W. T. B.) DaS bedeutendste Ereignis seit Bismarcks Sturz lEigner Drahtbcricht der „Dreödn. Nachrichten.") Paris, 2V. Oktober Die französische Preise verbirgt in keiner Weise ihre Genugtuung über das Ber» schwinden Lloyd Georges, der in Frankreich in den legten Monaten recht unpopulär geworden nar. Alle Miß'rsolge drr sranzösischen Politik, alles Wicbercrnachc» irgendwelcher wirtschaftlichen Regsamkeit in Deutschland wurde Lloyd Grorge in die Schuhe ge schoben. drr anh.rdem in Frankreich als der Begünsti ger der angebliche» deutschen Nevanche- pläne dargestellt wurde. ES ist be«richncud. mit welcher! Gcnngtunug eine Anzahl Blätter die Tatsache ».rzeichurt.' daß d'.c Nachricht vom Sturz des englischen »labikcltS au der gestrigen Pariser Börse eine» Sturz ocSeng- lischcu PsnudcS nnd einen Ausstieg des Frauken mit sich gebracht hat. Die internationalen Finanzkreis.', so schreibt ein Morgenblatt, betrachten die Ercignisic in London als eine« gewissen Borteil sür Frank reich. Fm „Fourual" schreibt der gewöhnlich ans offiziöser Lnellc gut unterrichtete Saint Brice: Man muß bis aus de» Sturz Bismarcks zuriickgcl, en. um ein internationales Ereignis zu finden, daS mit dem Zu sammenbruch Lloyd Georges ver glichen werden könnte. Die beiden Staatsmänner seien im übrige« dem zu könne». Hier höre aber auch der Bcrgleich zwischen beiden Staatsmännern aus. Bismarck sei als alter ver brauchter Mc un der Heißblütigkeit eines schlechten SchiilcrS zum Opfer gefalle», der Boilsführcr von Wales fällt da gegen in voller Mauneskraft. Um daS Interesse Frank reichs in dieser Angelegenheit zu bel- nchten. so heißt es in dem Artikel weiter, gcniigl es. darans hinznweisen. daß der Sinsakdeooou Llon d George getriebenen Spieles die Zukunft Frankreichs war. Fm übrigen rät Samt Brice zur Borsicht. Rkan müsse zunächst die Stabilisierung einer nonsn Negierung in England ab- nmrten. Die englische Politik werd- wohl keine voll kommene Erncicernng erlebe». Die Probleme, die Eng land gegenwärtig interessieren, bleiben nach wie vor be stehen; man könne nur wünsch-«, daß die neuen Männer in England sich bemühe», diese Probleme in einem versöhn lichen Geiste z» lösen, statt andonercid Trcnnnngsmomcnte in ihnen zn suchen. Ae Sachleistungen in der französischen Kammer. Elne Auseinandersetzung zwischen Poineare und Äeynaud. Paris, Okt. In der heutigen Sitzung der sranzö fischen Kammer begründete der Abg. Paul Rcynand seine Interpellation über die ReparatlsnspoUlik. Er erinnerte daran, das? in dem Augenblicke, in dem man hätte erwarten können, daß die Neparationspolitil endlich in eine ousbancnde Periode cintreie, die Pläne Brak- burys und nachher die Demission Lloyd Georges gekommen seien. Er bedauerte, daß der Ministerpräsident die Frage der interalliierten Schulden mit der Reparation vermengt habe. Der Abgeordnete sagte weiter, er sei ein Gegner der Sachlieferuugspolitik. Wen» dos deutsche Volk Frankreich anch nur sür 1SV Millionen Sachlicscrungen leisten «olle, müsse es sür USl) Milliarden Papiermark drucken, und wenn Deutschland den Verpflichtungen des Abkommens von Cannes Nachkommen wolle, d. h. wenn cs für SS0 Millionen Gold- «ark Sachlieferunge« anSsühre» wolle, daun handle es sich sogar um 1800 bis 2000 Milliarden Papierrnark. Begreifen Sic denn nicht, so ries der Redner ans, . daß das unmöglich ist? lLevyaster Beifall.) Es sei ein Abkommen Stioaeo-Lnvcrsac zugfianbe gekommen, von dem inan viel gesprochc» lnrbe. Diese- Abkommen biete aber keinen anderen Vorteil, als daß Stinneö eine Provision von 6 Prozent etnstretche. iLeüh. Beifall auf der äußersten Linken.) Durch Unterzeichnen dieses Abkommens habe Stinneö auf Frankpeich und aus Deutschland Einfluß erlange» wollen. Dieses Abkommen werde ihm gestatten, in Deutsch land die innere Politik zu treiben, die er wünsche. Poinearö rust dazwischen: Sie selbst haben verlangt, daß inan Sie großen deutschen Industrien,agnaicn zum Zahlen zwingt! , Drr Aba.- Reyugnd antwortet: Ja, aber nickt durch dieses Mittel! StluncS habe ans seinem Abkommen mit Lvbersac pplitischsn Nutzen ziehen wollen. Der Redner ent wirft «in sehr büstetcs Bild von dem. was Franlrelch von Dsntschkand an EachUesernngcu verlangen könne. Sr bc. merkt. Poincarä habe es unternommen. Deutschland wieder äu^nrlchtrtiN Poinearä rust dazwischen: großen Ehrgeiz besessen! Ich habe niemals einen so Rcynand führt fort: Warüm dann die großen Anstren gungen mit der Kontrolle der deutschen Finanzen? ,>ck kann nichts von der Wahrheit verbergen. DaS Land muß die Wahrheit kennen. Der Abgeordnete stellt fest, daß der Zusammeubrnch der Wechselkurse eine wahre Blockade der Staaten herbeigesiihrt habe, von der besonders England und Deutschland bctrosscn seien. Die Handelsbilanz Deutschlands habe im lebten Jahre ein Defizit von etwa 1 Milliarde Gold mark gehabt. Die Zittern, die man über die großen össontlicheu Arbeiten verbreitet habe, seien stark übertrieben, denn es handele sich ia nur nm Papiermark. Der Abgeordnete be weist das d u r ch Z i f s c r n. Pvincar^: Ick macke jeden Vorbehalt hinsichtlich der Richtigkeit dieser Zahlen! Rcynand: Wrlche Ziffern sind die richtigen? Poincarü: Das Programm der großen öffentlichen Arbeiten umfaßt die Summe von 3 Milliarden G o l d m a r k. Reynand: Das ist nur ein Programm! Nevnaud fährt fort, indem er die wirtschaftliche Lage Deutschlands als d i e schwierigste bezeichnet, weil die Spekulation mit der Mark zum Nni« führe. Der ehemalige deutsche Mittelstand, nämlich die Aerztc. Rechtsanwälte nsw.. bcsändcn sich im Elend. Jede neue Forderung Frankreichs betrachteten sic als eine neue B ela st uw« ihres Elends. Das seien die Tatsache». iW. T. B.) Orknk-Sonserenz am 13. November in Lausanne. Paris. 21). Okt. Poincarü sandte au Lord Curzon die Antwort auf delseu gestern eiugrlanseucs Schreiben über d!e Organisation der Friedenskonferenz mit der Türkei. Poincarü sagt darin, daß die Einbcrusung dieser Konferenz dringlich sei nnd daß er den in London vorgeschlagenen 1». November als Datum annehMc, wenn die britische Regierung mit Rücksicht auf die englische Krise nicht vor diesem Datum bereit sein könne. Er sei gleichfalls s ü r Lausanne alsKonferenz ort. sW. T. B.s Arafsins neurfke Auslandsreise. Maskan. 20. Okt. Krassin hat einen dreimonatigen Urlaub erhalten nnd eine Anstands reise an getreten. sW. T. B.) vollsf (Hmlttett): 3S60 Im prolvorkcklir »donck» s Ukr: 3SS0 Fechenbach zu 11 Fuhren Zuchthaus verurteilt. (Bon unserem T o n d c r b e r i ch t c r,'t a t t e r.) München, LN. Okt. Das Volksgcricht München trat heute nachmittag ü Uhr zur Verkündung des Urteils i« Laudcsorrratsprozcß Fechenbach, Dr. Gargas nnd Lembke zusammen. Der Andrang war außerordentlich stark. Es waren nur solche zngelasseu, die Eintrittskarte» vor» znzrigen hatten. Die Eintretendrn wurden ans Waffe» untersucht. Die Verlesung des Urteils dauerte Stunde». Die Verkündung des Urteils, die abends Uhr stattsanb, fand bis ans den Bericht über das Vorleben und die Persön lichkeit der Angeklagten unter Ausschluß der Oesseutlichlelt statt. Den Anwesenden blieb zwar das Verbleiben im Ge» richtssaale gestatte!, cs wurde ihnen aber Schweigepflicht anscrlcgt. Es wurde erkannt gegen Fechenbach wegen Verbrechens des vollendeten Landes verrates nnd des Verbrechens des versuchten Landes verrates ans eine Gesamtstrafe von 11 Jahren Zucht haus unter Anrechnung von 2 Monate« Untcrsuchungs- hast; gegen Lemdke wegen versuchten Landesverrates aus 10 Jahre Zucht haus unter Anrechnung von 1 Monat Untcrsuchungshast; gegen Dr. Gargas wegen vcrsnchle» Landesverrates aus 12 Jahre Zucht haus unter Anrechnung von Ä Monaten Untersuchungs- Hast. Alle» drei Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf fe 10 Jahre aberkannt. Bei Fechenbach, Gargas und Lembke wurde sestgcstellt. daß sie ihre Berichte sür wahr gehalten haben, vnd daß sie gchcimznhaltcnde Berichte weitcrgcgi-ben haben, die dem Wähle des Vaterlandes und einzelnen Teile» des Reiches schaden mußte». Die Aera Lloyd George. Selten hat ein Staatsmann an der Svitze eines Welt reiches so viel Erfolge errungen wie Llond George, selten aber auch so viel Fehlschläge zu verzeichnen gehabt wie er. Und als der Mann, der auf der Höhe der englischen Macht seinen Namen unter das Versailler Dokument gesetzt und als einziger Staatsleiter die Stürme der Nachkriegszeit bis jetzt überdauert hat, am Donnerstag den Bergarbeiter- führer Hodge mit den Worten empfing: „Ich bin nicht der Premierminister!", so war das der Ausdruck der Resignation sincs ber geschicktesten und begabtesten Politiker nicht nur unserer Zeit, der sich in seinem kühnen Laus gehemmt sieht» aber zweifellos nicht gewillt ist, seine politische Laufbahn abznschlicßcn. Selten hat auch ein Staatsmann seiner Zeit so viel Rätsel aufgegebrn wie Lloyd George. Er war in gewissem Sinne der Clemenceau Englands, nämlich der Organisator des Entenlesieges und der Anspeltscher der am Siege verzweifelnden und ermüdenden Nationen, denn er hat durch seine erstaunliche Tatkraft in der Kricgszeit Eng land über die schwersten Gefahren hinwrggcbrachl, wozu seine Redekunst und sein rücksichtsloser Kanwf, seine Meisterschaft in der Demagogie und sein fast dämonischer Einfluß auf die Massen ihm die besten Werkzeuge lieferten. Aber er war ebensosehr ein Mann von bedenklichem Um- stellilngsvcrmögen, listig und verschlagen, oft klein, wenn es sich um große Entscheidungen handelte, und seiner Politik fehlte die eigene führende Idee, der ein Staatsmann trotz aller Vorteile einer enormen Elastizität nicht entraicn kann, wenn seine Politik auf die Tauer Erfolg haben soll. Lloyd George war kein konstruktiver Geist. Nnd wenn seine er staunlichen Fähigkeiten anch Großes hervorbrinacn konnten, als er sic im Kriege einem großen Ziel unterordnete, io mußte der Mangel an eigenen großen und bei aller Wandel barkeit im einzelnen doch immer festznhaltenden großen Ideen Lloyd George an der Ausgabe scheitern lassen, auch zum Organisator des Friedens zu werden. Ter erfahrene englische Politiker Kcyncö hat das Ge heimnis der Erfolge Lloyd Georges und seiner llnznläng- lichkcit mit seiner unbedingten Einstellung aus die Psycho- logie und die Instinkte der Masse» erklärt. Stets machte sich nach Keynes Lloyd George zum Vollstrecker des Mafsen- willens, den er geschickt zu bearbeiten verstand, den er aber auch dann ausführte, wenn er seinen eigenen An sichten in einzelnen Fragen nicht entsprach. Er führte die nach seiner Ansicht nicht richtige Politik durch, bis sie sich totlief, nm dann mit seiner geradezu verbküssende« Wandlungsfähigkeit einen neuen Weg zu beschreiten. Sicher kommt diese Charakteristik Keynes' der Wirklichkeit sehr nahe: denn sonst wäre es nicht zu erklären, wie Lloyd George die Bolksgunst in allen seinen Wandlungen von seinen ersten sozialpolitischen Verstiegenheiten bis zur kvno servativen Machtpvlitjk und wieder zurück zum gemäßigten Liberalismus treubleibcn konnte. Als der junge Waliser aus recht kleinbürgerlichen Verhältnissen vor mehr als zwanzig Jahren seine Laufbahn auf dem eArcmstcn Flügel der Liberalen mit maßlos scharfen Angriffen gegen di« Negierung begann und das neugebackene und unbekanntp zlntcrbauSnittglted David Lloyd George mit setnem dam»Ü I I I