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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031003021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903100302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903100302
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-03
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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An- kiindiaungen ans der Privalieile Zeile 2S Psg.: die 2ivaltige Zeile als ..Sin- aeiandi" oder aus Terticiie so Pt». Jiipiunnncrn »ach Sonn und «leier- tagen l- bez. 2walüge Gnmdieile» so. 40 bez so und so Psg. nach b». soliderem Tarii. Auswärtige Aut» träge nur gegen Volaiisb^ahinn». Belegblätter werden mit lvPsg. berechnet. vernivrechanschlutz: Amt t Nr. U und Nr. Lava. rdolosrLpIlkedv Apparate kmil Wnzeiik »isciis.. 2ll. ! Somiabclid, 3. Oktober 1903 «r.Z7L. At,kl: Neueste Drahtberichte. Hosnachrichie». Schnleriverkstätten. Ce»tralthealer. Gelichtsverhandlunge». „Alpenkönig und Mriiichciiselnd". Neueste Drayrmelbnnge» vom 2 Mober. Berlin. Heute vormittag 11 Uhr fand anläßlich der Wagnerfeier das erste der drei historische» Konzerte im großen Saale des Philharmonie statt. Berlin. Gestern abend nach Schluß der Fabriken kam es zu Ausschreitungen ans dem Nettelbcckplatzc, wo an der Omnibusbaltestelle Kutscher und Jahrgäste belästigt wurdet» Die eingreifenden Schutzleute wurden verhöhnt und von allen Seiten bedrängt. Die Menge, die Anschlagsäulen in Brand setzte und Feuermelder beschädigte, mußte mit slachcr Klinge auseinander- getrieben werden. Ferner wird gemeldek, daß von den Unruhe- siistern die Schntzmannschast mit kleine», Flasche» und älmlichcn Gegenständen beworfen und mehrere Pvtizislen verletzt wurden, so daß der Platz mit blanker Waffe gesäubert werden mußte. Acht Personen wurden verhastcl. In der Nähe des Ncltelbcck- Platzes, wo der Volkshaufe den Umug sorisetzte und die Pferde der Schutzleute durch Feuerwerkskörper scheu zu machen suchte, wurde ein Kutscher beim mutwilligen Alarmieren der Feuerwehr abgefaßt. Gl et Witz. Wie der „Wanderer- meldet, hat die Firma Stein in Äleiwitz, Sägewerke und Hollhandlung, die Zahlun gen eingestellt. Ter Gcschäilsjührcr Alerander -Liein, ist geflüchtet. Die nicht gedeckte» Forderungen der Gläubiger be- lausen sich nach vorläufiger Schätzung ans mindestens 500000 Pit. Breslau. Die ,,Brest. Ztg." meldet aus Beuchen: In den Forsten des Grafen Ticlc-Wincklcr in Rockitnitz wütet ein großer Brand. Die Waldungen umfassen einen Flächenraum von 168 Hektar. Die Feuerwehren der Nachbarschaft sind sämtlich zur Stelle. Breslau. Tie „Schles. Ztg." meldet aus Laurahüttc: -Die Opfer des Brand Unglücks im Ficinus-Schachtc werden heute beerdigt werden. An der Beerdigung wird der Obcrbergrat Polenski teilnehmen. Ter Verwaltung der Laurahüttc wird cs gelingen, die durch das Grubenunglück zur Arbeitslosigkeit ver urteilten Arbeiter in anderen Betrieben zu beschäftigen, wodurch auch ein Ausfall in der Förderung verhindert werden wird. München. Der deutsche Kronprinz traf vormittags Itzt/. Uhr von Köln, kurz darauf Prinz Eitel Friedrich von Berlin kommend, hier ein. Die Prinzen, die von dem zahlreich angesammclten Publikum lebhaft begrüßt wurde», nahmen ans dem Zentralbahnhofe das Frühstück cur und reisten mittags nach Tegernsee weiter, um, einer Einladung des Herzogs Karl Theodor folgend, an den Jagden in Bad Kreuth teilzunehmen. Mürzsteg. Kaisetz Nikolaus und' Kaiser Franz Joseph begaben sich heule früh 8s4 Uhr zur Jagd. Die Rück- kehr ersolgt nachmittags. Mürz st eg. Ter bisherige Verlauf des I a gd aus flu gcs befriedigt die Majestäten lebhaft Gras Golnchowski, der bereits im vorigen Jahre mit dem Grasen Lambsdorff in frenndschasttichen Verkehr getreten ist, fand auch jetzt bereits Gelegenheit, mit dem Grafen Lambsdorff einen srenndschanlichen Gedankenaustausch zu pflegen, der im Laufe des Herbstausslugcs noch seine Jorttctznng finden wird. London. „Daily Mail" erfährt aus zuverläisigcr O.uclle, daß in Port Arthur durch chinesische Arbeiter neue Baracken zur Aufnahme von 50000 Mann russischer Truppen, welche zur Verstärkung der dortigen Streitmacht abgesandt sind, er richtet werden sollen. London. Bei der Besprechung der Rede des Premier- ministers Balsour drücken „Daily Graphic". „Standard" nnd „Daily Chronicle" ihre Enttäuschung darüber aus, das; Bal sour noch keine bestimmte Erklärung über »eine Politik gegeben habe. „Daily Telegraph" schreibt. Balsour selbst habe klar gezeigt, daß er mit Chambertain vollkommen einverstanden sei. Seine Vorschläge seien die unvermeidliche» und unerläßlichen Prälimina rien für die Annahme der Ehamberlainlchen Politik. „Daily News" meinen. Balsonr habe die Maske nbgemorken und sich klar und deutlich für den Schutzzoll erklärt. Die „Mvrningposl" führt aus, Baisours Rede zeige ebenso wie seine Prowhüre den Mangel, daß die Bedingungen, welche einer erfolgreichen Politik für Groß britannien und das Reich zu gründe liegen müßten, nicht erfaßt seien. London. „Daily Mail" nieldet ans Kobe: Japanische Truppen haben Dary in der Nähe von Moii aus der Jniel Kinshin mit der Bestimmung nach Korea verlasse». Man erwartet, das; in einigen Tagen -priivpeu in Karats» eingeschisst werden. Eine eifrige Tätigkeit herrscht in Koknra, dem Hauplannrticr der 12. Division, and cbenlv aus den Eisenbahnen von Kinlhin. Tic Garnison Tsushima ist durch zwei Bataillone verstärkt worden. Sheffield. In der gestrigen Rede führte Premier minister Balsour aus: Wenn ich abfällige Urteile über die Politik höre, die in Deutschland und anderen großen Industrie staaten eine wunderbare Ausdehnung des Handels bei Schutz zöllen zur Folge hatte, so habe ich die Empfindung, daß diese Nationen uns gegenüber eine Entgegnung haben, auf die wir ihnen nicht antworten können. Sre können sagen, obgleich in dieser Hinsicht Schutzzöllner, -hätten sie doch in Wirklichkeit dau ernden Freihandel geschaffen, so dag in diesem Augenblick im Bereich des Deutschen Reiches und des amerikanischen Gemein wesens jede Zollbcschränkung des freien Handels und alles, was die Produktion hemmen oder die Erhöhung des Wohlstandes be schränken könnte, durch ihre Vaterlandsliebe und Fürsorge be seitigt sei. Sie könnten uns dann wobt fragen, ob wir ein ähnliches Bild aüiznwcisen haben. Balsour sagte ferner, die srcmdcu Länder gingen oft von überaus hohen Einsuhrzöllen auf alle Ware» aus, die sie dann gegebenenfalls heradsctztcn. Ein solches Vorgehen ist nicht nach meinem Sinne, weil cs eine zu große Störung unseres Handels in sich schließen würde. Ich meine aber, wie könnten, wenn das ohne Nachteil für uns selbst geschehen kann, jedes fremde Land, von dem wir glauben, daß es uns übermäßig ungerecht behandelt, in Kenntnis setzen, daß Ivir, wenn es seine Politik nicht ändern sollte, uns gezwungen sehen würden, Schritte gegen seine Ausfuhr zu unternehmen. -St. Petersburg. Das „Journal de St. Pötersbonrg" schreibt: Der Besuch des Zaren beim Kaiser Franz Joseph hat unter den gegenwärtigen Ulnständen eine ganz besondere Be deutung. Die von der österreichischen und der russischen Regierung in Konstantinopel und in -Sofia geführte feste Sprache verhindert für den Augenblick den Ausbruch eines Konflikts zwischen der Türkei und Bulgarien. Oesterreich und Rußland sind sich wohl bewußt, daß eine weitere Entwicklung ihrer auf den Frieden gerichteten Bestrebungen notwendig werden könnte; die zu ergrci- scndÄt; Maßregeln bilden nnzweiselbast den Gegenstand der Be sprechungen der beiden von ihren Ministern des Acußcrcu be gleiteten Souveräne. Vertrauend artt die FricdcuSliehe beider Regierungen, erwartet aauz Europa von den jetzigen Besorechungen einen wohltätigen Einfluß auf die Lösung der Bnlkankrisis, Konstantinopel. Meldung des Wiener K. K. KorrDBur.: ,E!n amtliches^türkisches Tohgra:.hs dcM'Viltiset Ueskirb be riechet über cstrcn Zusammenstoß mit einer Bande in der Umgebung von Jstcritscdkowo, Distrikt Koutschana, in dessen Ver laus gegen 1«!0 Komitatschis getötet wurden. Im Lcseban-Gcbirge, Distrikt Octirida, wurden der Bandensührcr Petrols Vasil und sechs seiner Anhänger gelötet. Ein amtliches ttirkisches Telegramm ans dem Vilajet Saloniki meldet, daß im Perim-Gebirge, Sand- schak Scres. 17 Koiitttallchis getötet wurden. Nach Koittular- mcldungcn aus Ucsküb kam es bei Lukovo, acht Kilometer südlich "on Kratorv, zu einem Bandenkampie, in dem 80 Komitatschis sowie zwei Soldaten getötet und 11 Soldaten verwundet wurden. K o n st a n t i n o v c l. Tie T r i n k i p rü ch e der Kaiser Franz Joseph und Nikolaus haben im Aildiz und i» den Kreisen der Pforte einen großen Eindruck gemacht Tie Zusicherung der Er haltung des Friedens wirkte sehr befriedigend. Amtliche türkische Telegramme ans dem Vilaiet Saloniki melden, daß ans Bulgarien gekommene bulgarische Banden an mehreren Stellen ein siele» und an verschiedene» Punttcn die Telegraphendrälttc durch schnitten. De» Truppen gelang es, die Bande z» zerstreuen, wobei einzelne Komitatschis getötet wurden. Eine Bande ver lnsachte durch Bcuutzung von Bomben Brände und versuchte, wenn auch vergeblich, die Einwohner des makedonischen Tortes Balichaio niederznmetzelii. Tie Einwohner, welche sich der Bande angeichlossen hatte», unterwarfen sich den Lokalbehördcn. Tic Bande wurde von einem bulgarischen Lentnant befehligt, Washingto n. Tem Staatsdepartement ist die Nachricht ziigegaiigen, daß Prinz Tsching fest entschlossen sei. seine Zu stimmung zu venveigern zu jeder Bedingung, die Rußland iür einen Aufschub der Räumung der Mandschurei vorichlagcn sollte, und die sich als schädlich erweisen würde für die chinesischen Soliveränitälsrechte oder die Rechte anderer Nationen. Ehina bestehe daraus, das; Rußland, das die feste Versicherung gegeben habe, die Mandschurei bis zum 8. Oktober zu räumen, seinem Ver sprechen auch Nachkomme, ohne irgend welche weiteren Forderungen zu stellen. OertUcheS und LiichsischeS. Dresden. 2. Oktober. —* Ihre Mas. die K v n i g i n - W r t w e. die Prinzen Georg, Friedrich Christian nnd Ernst Heinrich wohnten gestern Nachmittag, begleitet von den Hofdamen Gräsin Renttner von Weyl und Fräulein von Naneiidoiss, sowie den Herren Kammerherrn von Metzich nnd Prinzlichen Gouverneur Haupt mann O'Byrn, der kinematographische» Vorstellung des Herrn Ingenieurs Kade im VereinShauie bei Von 5 bis 7 Uhr unter hielte» sich die hohen Herrschaften aitt das Angenehmste und sprachen Herrn Kade wiederholt ihre Anerkennung aus- — Morgen findet die letzte Vorstellung im Vereinshaltte statt. —* Tic Hofköche des Königs Wolf und Jäger sind uittcr dem gestrigen Tage zu Hosküchenmeistern ernannt worden. —* Herr Oberschulrat Pros. Dr. Erter, hier, und Ge- mahlin feiern heute ihre goldene Hochzeit. Der Jubilar war vor seiner Berufung nach Dresden Leiter des Gymnasiums zu Zwickau. —^ Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat beschlossen, Osten» 100t im Nebenseniinar zu Annaberg uns im Seminar znRoehlitz je eine t. Klasse von Realichul- abittiricitteii, die noch weiteren Unterricht in Französisch und Eng lisch erhalten sollen, in den Seminaren zu Pirna. Waldenburg nnd Annaberg je zwei 6. Klassen zu errichte». Tie Aiifnahiiieprüsnngen werden den 8.. 0. und I»». Februar 1901 stattfinden. Wünschens wert ist es, das; die Schüler auch eine gute musikalische Vorbildung und einige sremdiprachliche Vorkenittnisse mitbringen. — In dem Lchrcriiincntcminar zu Dresden werden zwei 5. Klassen gebildet. —* Ansang Oktober beginnen in den 3 Schülerwerk, statten des Gemeinnützigen Vereins die Winterkurse in Handfertigkeit. Im Jahre 1002 wurde dieser Unterricht in 01 Abteilungen igegen 75 im vorhergehenden Jahre! erteilt. Von Ellern und Erziehern wird derselbe eben immer mehr als hoch- zuichätzendcs Bildungswittel anerkannt; bezweckt er doch, die Knaben zu geschickten Menschen zu erziehen, sie zu nützlicher Selbstbeichästignug anzurcgen, Hand und Auge und den Foruien- und Schönheitssinn zu bilden. Knaben vom 6. Jahre ab bilden die Abteilungen der Vorstufe, welche Papier-, Ton-, Weidenruten- mid leichte ö^olznrbeitcn umfaßt. Vom 4. Schuljahre ab können die Schüler an der Papvarbeit nnd vom 5. ab an der Hobelbank- arbcit teilnehmcn. Dieser schließt sich der Unterricht im Kerb- schnitt und Ausgriinden und in Metallarbeit an. Jeder Teil nehmer arbeitet wöchentlich einmal und zwar zwei Stunden hinter einander. Das Material wird unentgeltlich geliefert, die Arbeiten sind Eigentum des Veneriigers. Der Monatsbeitrag beträgt 2 Mk., jedoch kann bedürftigen Schülern Ermäßigung gewährt werden. Auch für Erwachsene IDaüicn und Herren! stnv Kurse in allen Fächern eingerichtet, in der 6, Werkstatt auch im Ledcr- sckmilt. Außerdem soll in dieser für Erwachsene setzt noch eine Abteilung im Modellieren in Ton lBlätter, Blüten, Früchte iisw.! gegründet werden. Dieselbe wird von einem Bildhauer ge leitet. Anmeldungen nehmen entgegen für die 1. Werkstatt, Frciberger Platz 27, l2. Bezirksschule! Herr Oberlehrer Liebezeit, für die 2., T'eckstraßc 14. >4. Bürgerschule! Herr Lehrer Meyer, für die 3., Gutzkowstraße 30, s8, Bürgerschule! Herr Lehrer Fickenwirth,, für die 4., Ammonstras;e 19, 17. Bürgerschule! Herr Lehrer Augustin, für die 5„ Pohlandstraße 42. l25, Bezirksschulc! Herr Lehrer Gathcmann. für die 6., Siloermannstraße 5, 19, Bürgerschule! Herr Lebrer Engelhardt, für die 7., Marienhos- slraße 39, 128. Bezirksschule! Herr Lehrer Grove, und für die 8. sJiedlcrpIatz 5, i!2. Büracrschulei^Herr Lehrer Hiiblcr, sowie die Hausmänner der betreffenden Schulen. —* lieber zwei Jahrzehnte übt Las Reichsgericht in Leipzig die Gepflogenheit, dcu Tug, au welchem das Reichs gericht eröffnet wurde, zu einem festlichen Abschnitt in der Jahrcs- geschichte des Reichsgerichts zu stempeln und seiner Bedeutung in einer icstlichen Zusammenkunft gerecht zu werden. An fünf großen LängLietteln hatten gestern die Mitglieder des obersten Gerichts hofes Platz genommen, in ihrer Mitte die Senatspräsidentcn Herren Dr. Freieslebcn, Tr. Locwcnstein, Dr. Bolze, Treplin, Knust und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Koni gl. Hok- theater. Zum Besten des Pcnsionssvnds des Hofopcrnchores findet Montag, den 5. Oktober, im Opernhause eine Auf führung der vieraktigen Oper „Ter Troubadour" von G. Verdi statt. Die Partie der Azuccna hat für diese Vorstellung die Großherzogl. Sächsische Kammersängerin Frau Ernestine S chil ma nn-H ei n k übernommen, oie vor 25 Jahren, am 15. Oktrcher 1878, in derselben Partie, als Frl. Rocßler, an gleicher Stätte ihre Bühnenlaufbahn begonnen hat. Tic Partie der Leonore wird Frau Abcndroth, die Partie des Grafen Luna Herr Perron und die Partie des Manrico Herr Petter singen. ß* Könial. Hofopcr. Zum ersten Male: „Alvenkönig und Menschenfeind", Oper in drei Auszügen nach Raimund von R. Batka. Musik von Leo Blech. Zu einer Volksoper, wie cs Blechs „Mpcnkönig und Menschenfeind" eine sein soll, hätte kaum ein volkstümlicheres Textbuch gefunden werden können, als das gleichnamige romantisch-komische Märchen Ferdinand Raimunds, wenn nur nicht in einer Zelt lebten, in der die Musiker dem Volkstümlichen diametral gegenüberstehen und die Operntcxtschreibcr zu klug und zu nüchtern geworden sind, einem Raimund dichterisch nach zuempfinden. So geht auch in diesem Falle dem einen wie dem anderen die Naivität des Humors, die Harmlosigkeit des Herzens, ab und statt ins volle Menschenleben hineinzugreifen, die Tinge zu nehmen, wie sic sind — wie ein Raimund es getan — ziehen sie der Volksmuse aus der Wiener Medermannszcit das Kostüm des modernen Musikdramas an, und umkleiden sie, um sie nur ja recht unnahbar zu machen, mit dem Stachelzaune der ausoetnsielsten Polyphonie und dem ausgesprochenen Charakte ristikum der modernen Jnstrumcntierungskunst. Statt eines scharf ausgeprägten, leicht faßlichen und ansprechenden Genres, wie cs die Volksopcr sein sollte und müßte, entsteht somit ein Zwitter, der weder Volksopcr sein kann, noch Musikkomvdie im neueren Sinne des Wortes, sondern nur Gerippe des Volkstümlichen, aus dem man die Seele heransgedichtet. Wohl hat Batka in semem Tertbuchc geschickt den Kern der Sacke berausgeschält und dabei so ziemlich alles zu sammcngefaßt. was Raimunds „Alpenkönig" in der Haupliachc enthält, aber gerade dadurch, daß er Raimund auf den Zeit geschmack zuzuschneiden sich bemüht, mußte die Eigenart dieses Dichters mehr oder weniger verloren gehen: die glückliche Ver einigung der alten Wiener Volksposse mit dem phantastischen Märchendrama, der märchenhaften Joealdichtnng mit dem lokalen Realismus der alten Wiener Komik, das originale Gemisch von wehmütigem Ernste und frischestem Humor, bei dein auch der Dialekt eine ganz bedeutende Rolle spielt. Wie aber Raimund gerade hierin keinen ebenbürtigen Nachfolger gesunden, wie seine Gattung wieder in ihre ursprünglichen Bestandteile, in die ge wöhnliche Posse und in das Ausstattungsstück zuriickfiel, so mußte auch Batkas Libretto naturgemätz in das Genre der landläufigen Operntcxte. die ihr Heil in den Maschincngöltern suchen, aus- lauscn. Daß Batka im heißen Bemühen dieser Ucbertragung auf gute Diktion gehalten und dem Ganzen doch wenigstens etwas von seinem ursprünglichen Tust und Zauber gelassen, daß er in der Vereinfachung der Handlung geschickt verfahren, ist sein haupt sächlichstes Verdienst, Mehr erreichen hätte nur ein D'chter von Raimundscher Kongenialität können. So haben wir es mit einer Kompression der Raimundschen Muse zu tun, mit einer verflachten Abkürzung der Vorgänge, die zwar immer noch eine annehmbare Handlung bedeutet, mit Raimund selbst aber kaum mehr als die Konturen der Aeußcrlichkeiten gemein bat. In ähnlichem Grade, wie Batka den dichterischen Inhalt zu vereinfachen, „zeitgemäßer" zu gestalten und zu modernisieren ucht, ohne zu bedenken, daß er damit der Dichtung den Blüten- taub, de- Handlung die Lokalfarbe nimmt, erdrückt Leo Blech >as Volkstümliche mit dem Raffinement der technischen Kunst, und mit einem Pathos, da-s sich vielleicht sehr gut für ein modernes Musikdrama eignet, weniger aber für eine Handlung, deren Figuren im Mussclinkleidchen aus Großmütterchcns Zeiten, nn Bicdcrmeierirack und Nankingbeinklcidcrn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts agieren. Was an Musik zu diesen schlichten Menschen und der einfachen, oft burlesken Handlung nötig und erforderlich war, hat bereits der alle Wenzel M üller redlich und im Sinne Raimunds gelieiert. Wenn aber trotz- dem bas Bedürfnis fühlbar geworden wäre, aus dem Märchen- spiele eine Volksopcr zu machen, so wäre Lortzing der Mann gewesen, der den rechten Ton getroffen hätte, nicht aber einer von unseren Modernen, die niit Kanonen auf Spatzen schießen und den Spießbürger samt dem Wiener Lokalkomikcr im Pathos der neuesten Richtung singen lassen, noch dazu un bekümmert, ob sieh das, waS sie der Singstimme zumuten, von dieser auch aussüliren läßt. Wie weit sich in diesem Sinne der Geschmack der Modernen verwirren kann, lehren neben vielen, anderem namentlich der Auftritt Rappelkopfs und die Szene des Alpcnkönigs, in der dieser als Rappclkops erscheint. Das, was den Sängern hier an rhythmischen und modulatorischen Schwierig ketten ziigeimitet wird, was sich dazu das Orchester an polyphonen Schwülstigkeilen leistet, was sich mit diesen der freien Bewegung des Sängers hemmend und hindernd entgegenstellt, mag. wie ge sagt, in einer Musiklragödie am Platze sein, wo es auf einen Mord, auf ein Verbrechen mehr oder weniger nicht ankommt, nicht aber in einer Handlung, die nichts anderes als ein schlichtes Märchen- und Possenspiel un Volkstone sein soll. Nicht viel besser, wie mit dieser und mancher anderen ernsten Seite der Partitur stellt es uni die Komik der Musik. Etwas ähnlich Ge suchtes, im Zcitmaye und in der Modulation Unruhigeres und Unsicheres, wie Habakuks Auftritislicd. ist noch von keinem Be dienten der Welt gesungen worden, am wenigsten von einem, der „zwei Jabre in Paris gewesen". Don hätte er cs besser gelernt! ztau'.u echter, als in diesem Vorgänge, ist die Komik der Famiilien- szcne in der Vcitschcn Hütte. Hier mmmt die Musik nach der humoristischen Seite hin zwar einen ganz guten Anlauf — sonder lich trefflich gelungen ist das Polka-Vorspiel —, bald aber wird der Humor gekünstelt, rein theatralisch, und schließlich verfällt der Witz so stark in die Groteske, daß der Scherz der Handlung wie gewaltsam aiifgcklebt erscheint. Wie anders kann man da in Raimunds Kvhlcrhäuschcn lachen! Und nun sehe man sich, um das Ernste der Sache noch einmal zu streifen, die letzten Seiten der Partitur an. wo den Sängern und Sängerinnen zu guterletzt in einer Stimmlage nnd -Führung zu singen zuaemutet wird, die sich bis in die Sckinccregionen der Soprane und Tenöre ver stecht. Das ist zweifellos sehr effektvoll, aber doch wohl das direkte Gegenteil von dem. was man aus der Mitte einer kleinbürger lichen Familie heraus zu erwarten hat. Hier gab es für einen kühnen und entichlossencn Führer, wie v. Schuch, allerdings nur einen einzigen Ausweg, zur stimmlichen Ehrenrettung seiner Sänger: die Transootttwn um einen baSen T«, tiefer. Mer
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