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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280918010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928091801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-18
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1928
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Krankheit ist. sv muß man geradezu und offen heraus sagen: ES geht nicht, wie der Verleger behauptet, in dieser politische» Novelle „um die Rettung unseres klassischen Seelenerbes sondern vielmehr um eine widerliche literarische Verballhornung der Locarno, und Thoiry-Legende, vor der man, wie vor einem bösen Gist, warnen muß. Ungewollt symbolisch erhält denn auch der deutsche Staatsmann Lärmer in, Hafenviertel von Marseille in den Armen einer sran zösische» Dirne von einem ihrer Zuhälter den tödlichen Dolch, stoß in den Rucken. Dieser -erbstnnltch, schlüpfrig au-gemalt« Schluß Ist das einzig typisch Wahre an der »Politischen Novelle". Wie gesagt, man konnte diese ganze Groteske mit mit, leidigem Lächeln abtun, wenn nicht die Komödie des deutschen SoearnogeisteS, die auch in diesem Buch einen Nie-erichlag gefunden hat, so bitter nahe ans Tragische grenzen würde, wie die Krankheit an den Tob So ungeheuer verzeichnet wie das Bild des sranzösischcn Außenministers in diesem Buche ist, so treffend ist leider in vielen Zügen der TupuS des deutsche» Politikers und guten Europäers, den Frank entworfen hat. Unter der Ueberschrift »Der Roman von Locarno" hat der „Tempö" der „zeitgenössischen Legende" dieses BucheS, wie er eS nennt, eine ausführliche Besprechung gewidmet, und eö ist bezeichnend, daß das französische Regie rungsblatt in der Schilderung BriandS als eines begeisterten Europäers und srtedenShungrt- gen alten Mannes eher eine Beleidigung als eine Schmeichelei sieht, die er höchstens als mißratene „Karikatur" hiunehmen kann. „Die naive Treuherzigkeit", so liest man in dieser Besprechung, „in der Schilderung des fran zösischen StaatSmannues. wird mehr als einen Leser bei »nS zum Lachen bringen". Wieweit diese Karikatur von der Wirk lichkeit entfernt ist, hat Briand selbst jetzt wieder einmal ge zeigt, und er könnte damit, wenn man eS recht bei Licht be schaut. dem deutschen Volke, wenn es endlich begreifen wollte, den größten Dienst erwiesen haben. „Tic Rede BriandS", so schrieb der katholische „GauloiS", „ist in der Tat für Deutsch land eine Enttäuschung, weil sie d o-n ganzen kindlichen Traum des deutschen Volkes zerstört, als ob es in der Atmosphäre von Locarno und vom Kelloggpakt die Ab rüstung Europas erhalten könnte. Enttäuschend ist die Rede oirch darum für Deutschland, weil sie die Pläne der deutschen Politik, die im Schatten diese? schönen TraumeS ausgcarbeitet wurde, zunichte macht." Wichtiger aber als Reden sind Taten, und nur aus der ungeheuren politischen Unreife und Verblendung eines großen Teiles des deutschen Volkes kann man es zum Teil erklären, daß die Taten der führenden politischen Staatsmänner Frankreichs ihm nicht längst die Augen geöffnet haben. In BriandS Genfer Rede, so unverblümt sie größtenteils auch war. sind doch noch nicht alle Schleier gefallen, denn er hatte den traurigen Mut, darin zn behaupten. Frankreich habe die moralische Verpflichtung zur Abrüstung, die ihm der Versailler Vertrag auferlege, in weitestem Maße erfüllt. Man braucht nur bas Budget des K r i e g s m i n i st e r i u m s für 1928 in dem neuen, kürz lich veröffentlichten Buügcteutwurf Poincares anzusehcn, um zu erkennen, wiebedeutcndeö gegen das Vorjahr a n g e w a ch s c n i st. Und während die unselige deutsche U n - einigkeitden Bau eines einzigen .Kreuzers unserer fast zur Unfähigkeit reduzierten Flotte zum We li tt esp räch macht, führt Frankreich seit drei Jahren ein ans lange Sicht angelegtes Flottenbauprvgramm großen Stiles gelassen durch. Auch hier sieht das neue Budget für 1929 ganz beträchtliche Ausgaben vor. Auf Stapel werden gelegt: Ein 10 OVO-Tonnen-Kreuzer, der fünfte einer Serie von insgesamt sechs Kreuzern, sechs Torpedoboot, zcrstörer, sieben Unterseeboote, zwei Kano nenboote und zwei P e t r o l e u m s ch i f f e. An Aus gaben für die großen Befestigungen der Ost grenze ist eine erste Rate von 200 Millionen Franken eingesetzt, und in dem gleichen Augenblick fast, in dem man den Pariser Kricgßächtungsvcrtrag unterzeichnet hat und in Genf wieder einmal über die allgemeine Abrüstung wertlose Reden aus tauscht, haben in ganz Frankreich, besonders aber im Rhein fand und im Elsaß, große kriegsmäßige Manöver stattgesunden. Im Süöosten von Paris werden die größten Luftmanöver, die man je in Frankreich sah, abgehaltcn, und sowohl im Rheinland wie bet den Pariser Luftmanövern war der befreundete englische Generalstnb eingcladcn. Der Kriegs minister Painlevö hat unmittelbar nach der Feier der Marneschlacht, bei der er eine seiner üblichen Fricdensrebcn hielt, ein« dreitägige Inspektionsreise zur Besichtigung der Oftbefestigungen angetreten und hat natürlich bei seiner Rück kehr nach Frankreich erklärt, eS handle sich um ein rein de fensives Vcrteidigungssystem. Gleichzeitig berichtete er, baß bei den Rheinlanbmanövern die intimste „Verständigung und Verbrüderung" zwischen Engländern und Franzosen statt- gefnnden habe, und daß sich bet den gegenwärtig abgehaltenen Reservistcnübungen bei den Reservisten trotz aller kommunistt- schen Verhetzungsversuche eine „wirkliche Wiederauf erstehung der Erkenntnis ihrer militärischen Pflicht" offenbart habe. „Ueberall," so schreibt ein sonst sehr lammfrommes sozialistisches Oppositionsblatt, „das Bild des Krieges und des schlimmsten Chauvints. m u s. Die Minister, die das alles billigen, sind mit ihren Diplomaten und Generalen die schlimmsten Betrüger, die man jemals gesehen hat." Aber so leicht es diese Tatsachen auch machen mögen, die Legende von dem Friedensvater und guten Europäer Briand, wie sie in Millionen deutscher Köpfe spukt, als ein reines Gebilde der Phantasie zu zerstören, so schwer scheint es immer noch, die deutschen Diplomaten ihrer falschen Methoden, die sich auf dieser Legende aufbauen, zu überführen. Zwei schmerzliche Todesfälle der letzten Zeit müßten aber hierin dem deutschen Volke zu Hilfe kommen. Baron M a l tz a n. deutscher Botschafter in Washington, und Graf von Brockdorff-Rantzau, deutscher Botschafter in Rußland, haben beide in entscheidenden Augenblicken bewiesen, daß auch ein im schärfsten Heldenkampfe gegen eine Welt von Feinden unterlegenes Volk durch eine Politik würdevoller Zurück- Haltung und berechtigten Nationalstolzes dem Ausland die Achtung einzuslößen rxrmag, ohne die keine positive Politik der Selbsterhaltung überhaupt möglich ist. Des zum Be weise braucht man nur die Nachrufe aufmerksam zu lesen, die die Pariser Presse dem verstorbenen Moskauer Botschaster gewidmet hat. Ein Politiker, der Brockdorff-Rantzau bei den unglückseligen Friedensverhandlungen des Jahres 1919 kennen gelernt hatte, erzählte im „Journal", niemand, der an den Frtedensverhandlungen teilgenommen habe, werde „die Er- innerung an diesen stolzen Mann" vergessen können. Einer der ersten Historiker des gegenwärtigen Frankreich er. wähnte in seinem Nachruf, ein Vorfahre des Grasen Vrock- dorsf-Rantzau, nämlich der Graf Josias von Rantzau, sei einst vor Jahrhunderten französischer Marschall gewesen und habe im Dienste Frankreichs unzählige Wunden bavongetragcn und ein Auge, ein Bein und eine Hand verloren. „Der Nach komme dieses eisenfcsten Mannes", der Moskauer Botschafter, habe Deutschland ebenso gute Dienste geleistet, wie «inst sein Vorfahre Frankreich. Und das deutschfeindlichste Blatt von ganz Frankreich, die „A c t t o n franyaise", erinnerte ebenfalls an die Friedensverhandlungcn von Versailles und schrieb: „Von Vrockdorss-Rantzau machte auf uns alle den Eindruck, daß er ein Mann war". Die diplomatischen Akten, die in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurden, ebenso wie die Erinnerungen Brockborffs, haben inzwischen längst gezeigt, daß die deutsche Diplomatie, wenn sie der Mahnung des Verstorbenen, die Unterzeichnung des Vertrages von Versailles zu verweigern, gefolgt hätte, für unser Volk viel erträglichere Lebenöbedingungen hätte erzielen können, als sie der schließlich von Müller und Bell unter- wichnete Schandvertrag uns und unseren Kindern gebracht bat. Gerade In Paris aber, und bas wurde von demselben französischen Politiker, der des Verstorbenen Nativnalstolz rühmend anerkannt«, alö für Frankreich höchst „erfreulich" hervorgehoben. beliebt die deutsche Diplomatie „bieg, saniere Methoden*!, mit denen aber leider, wie die Er. eignisse der letzten Fahre deutlich beivetsen, nur höchst frag, würdige Erfolge erztelt wurden. Da» liegt daran, daß die Deutschen und auch dt« Mehrzahl der deutsche« Dipl», malen schlechte Psychologen sind und, wenn sie «» mit Frankreich zu tun haben, offenbar nicht wissen, daß dem Franzosen, auch dem französischen Politiker, nicht der Gegner und Partner imponiert, der ihm mit biegsamem Rücken nnd mit de« Hut« in der Hand, sondern nur der. der ihm bei aller Hiiflichkeit in brr Form furchtlos und mannhaft gegen- Übertritt. DerFranzosekenntnuretneReligton. und da» ist die Ehre. Wer sie verteidigt, und mag er auch der Gegner und auch der Schwächer« sein, vor dem Hat er Achtung; wer, wenn es um die Ehre geht, den Mut g»4 eS auch einmal auf ritten Bruch ankvmmen zu laste», »or ihm und nur vor ihm wird der Franzose »urückwelchen. Nur »« oft erinnert leider di« deutsch« DIplo. matte, wie st« tm Westen beliebt ist. an ein« nicht von Künstlern, sondern von Dilettanten geschrieben, politische Novelle, die di« un, lengbaren L-.arakterzüge schwächlicher No« mgnttk trägt. kel...« DeiitWmr soll Frankreichs Schul»«« Wchlea Brian» über »lr kommenden Berbanblungen - Englische Morten klmsterdam, 17. Sept. Der „Telegraf" veröffentlicht ein« Unterredung, die Jules Sauerwein kurz »ach den Räuinungs. Besprechungen mit Briand hatte und worin dieser sich sehr zu- versichtltch über die kommenden Verhandlungen äußerte. Man Hab« nun mit der Liquidierung des Kriege» be gonnen. so führt« er aus. Man habe fürchten müssen, daß Deutschland eines TageS unter dem Vorwand seiner Olm- macht die Zahlungen etnstelien und die Alliierten in eine schwierige Lage versetze» würde. Die Entschädigungssumme, die die Sachverständige» scstznsetzcn hätten, müsse so groß sein, daß sie zur Befriedigung der Gläubiger Frankreichs und zum Aufbau der verwüstete» Gebiete hiuretche. Die JahreSzahlungen würben sich nach dem Abkommen mit den Vereinigten Staaten richten, die viel leichter erledigt werden würden, wenn ein Gleichgewicht zwischen den Schul- den und den Forderungen Frankreichs geschaffen worden sei. In der Nheinlandsfrage habe er dem deutschen Reichskanzler auSeinandergesetzt, daß die Einsetzung einer Äer- söhn nngskom Mission keine Last für Deutsch land bedeute und für die Erledigung kleinerer Zwischen fälle viel besser sei als peinliche Erörterungen vor dem Völkerbund. Eine solche Kommission sei auch im Sinne der Lvcarnvverträge. Berlin, 17. Sept. Die „Bvssische Zeitung" glaubt in einer Meldung aus London zu wissen, daß in englischen poli tischen und finanziellen Kreisen mit einer Räumungoverein- barung aus der Grundlage der Mobilisierung der Dawes- bons gerechnet werde. Als Emissionsbetrag, der mobilisiert werden soll, nenne man als erste Tranche 100 Mil lionen Pfund bei 5 v. H. verzinslich zu einem A»s- gabekurs von nicht über 73 v. H. England werde dabei auf seinen bisherigen Stnwand verzichten, wonach die Dawes- bons erst mobilisiert werden könnten, wenn der deutsche Staatskredit eine Demission zu annähernd Pari ermögliche. England berechnet seinen Anteil — rund ein Viertel — in Bonsemisstonen nicht vom Nennwert, sondern vom Realwert, also von 71, statt von 100 Millionen Psund. Das Blatt glaubt diese angebliche Bereitschaft der englischen Finanzkreise hier, zu mit dem Fehlbetrag in dem Ehurchillschen Budget von etwa 1ö bis 18 Millionen Psund in Berbin. düng bringen zu können, da die rechtzeitige Verhüllung diese» Defizit» im Hinblick aus die Wahlen im Mai 1929 besonder» wichtig wäre. England wolle ferner in den deutsch-englische« Haiidelsvertragsverhandliingen, die bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen werde» könnten, das Zugeständnis erlangen, daß eö seinen Jndustriezollschutz aubdchnen kann wle cs will. Uni« mi» Warschau wolle» milver-Meln Gens, 17. Sept. Der tschecho-slowäkische Außenminister Dr. Benesch erklärte Vertretern der tschecho-slvwaktschen Presse» er hoffe, daß die Tschecho-Dlowaket zu den komm'enben diplomatische» R ä u in n n g S v er - Handlungen htnzugezogcn würde. Die Tscheche- Slowakei sei an der Frage der Räumung des RheinlandcS unmittelbar interessiert, und zwar in gleicher Weise wie dse übriacn alliierten und assoziierten Mächte. Gens, 17. Sept. Der polnische Außenminister Zaleski erklärte beute einigen polnischen Pressevertretern, er habe alle Veranlassung, anzunehmen, daß in den kommenden diplo matischen Verhandlungen über die Räumung de» Rhein- lanüeS nnd über die Einsetzung der Feststellungs- und Bcr- gletchskommistivn auch die Belange Polens mit berücksichtigt werden. Zu diesen Erklärungen wird von polnischer Sette liinzugefiigt, daß gegenwärtig bi« Absicht bestehe, die Vergleichs- nnd Feststellung», kommission in der Richtung auszubaue«, daß sie ««ch siir Streitfälle zwischen Deutschland und Polen, sowie in allen Fragen, die die deutschen Oftgrenzen betreffen, zuständig sein würde. ES erübrigt sich, zu dieser Auffassung von polnischer Seite Steilung zu nehmen. Es scheint aber erforderlich zu sein, daß jetzt nachgcprüst wird, inwiefern die Erklärungen des pol- uticben Außenministers über die Einbeziehung Polens in die Rheinlandövcrhandlungcn eine Berechtigung haben. Sia»«lb«rS'A>g in Sderschlesiea Benthe«, 17. Sept. Von Hindenburg fuhr der Reichs präsident weiter nach der Grenzstadt Beuthen, wo er gegen 112 Uhr eintraf. Unterwegs fuhr er an der Grenze bei Nndahammer vorbei, wo die Ehaussee unmittelbar an der polnischen Grenze entlang führt. 30 Meter von der Land, straße entfernt standenpolntsche Grenzzollbeamte mit demKara- biner tn der Hand. Auf dem Ringe in Beuthen wurde der Reichspräsident von einer ungeheure» Menschenmenge lobhaft begrüßt. Dort wurde ihm auch die NettungSkolonne der Grubenrettungszentrale für Oberschlesien vorgestellt. Nach Ueberreichung eines Blumenstraußes durch ein kleines Mädchen brachten die vereinigten Mannergesangvereine dem Reichspräsidenten den oberschlesischeu Sängergruß entgegen. Oberbürgermei st er Tr. K n a k r t ck entbot dem Reichs präsidenten den Wtllkommensgrnß. Dem Reichspräsidenten wurde der Ehrentrunk der Stadt dargercicht und ihm zur Er innerung an den Besuch das bekannte Bollmerkbuch der Stabt Beuthen in Lederband überreicht. In dem Htndenburg-Gym- nasium, in dem der Reichspräsident als Befehlshaber der Ost armee im Jahre 1914 sein Hauptguartier aufgcschlagen hatte, wurde zur Erinnerung an den zweimaligen Besuch von da. mals und heute ««ne Gedenktafel angebracht. Nach einer Rundfahrt durch die Straßen der Stadt fuhr der Reichsprä sident von Beuthen nach Gleiwitz weiter. Hier machte der Reichspräsident zunächst eine Rundfahrt durch die Stadt. Darauf schrieb sich der Reichspräsident >n die Goldenen Bücher der Städte Gletwttz und Beuthen ein. Bet dem darauf folgenden Frühstück richtete Oberbürgermeister Dr. Geister, Gleiwitz, namens brr drei Industriestädte Beuthen. Gleiwitz nnd Hindenburg an ihren Ehrenbürger, den Reichspräsidenten, Worte herzlicher Begrüßung und gab eine Schilderung der Folgen der unglückseligen Grenzziehung auf Grund des Olenser Spruches. Vor dem Kriege, sv betonte der Ober bürgermeister zum Schluß, hatte der Oberschlesische Jndustrie- bezirk viel« Garnisonen, und Gleiwitz war die stärkste. Das brachte auch große wirtschaftliche Vorteile für Handwerker und Kaufleute. Hente hat der ganze Jnduftriebezirk nicht mehr einen einzigen Soldaten, und wir bitten den Herrn Ncichsvräfidenten, „ns im Rahmen des Versailler Vertrages eine Garnison wieder znrtickzugedeu. Darauf spielte die Kapelle bas Deutschlandlied, das von der Festversammlung begeistert gesungen wurde. — Auf der Fahrt von Gleiwitz nach Oppeln wurde der Reichspräsident auf dem Bahnhof von Kanbrzin vom Landrat des Landkreises Cosel begrüßt. In Oppeln traf der Reichspräsident gegen 6 Uhr mit dem fahr- planmäßigen Schnellzug ein. Er fuhr mit dem Auto nach dem Ring, wo er von der Menge begeistert begrüßt wurde. Ein Chor von Schulkindern trug zur Begrüßung ein Lied vor. Oberbürgermeister Dr. Verger, Oppeln, hieß den Reichspräsidenten in der Regierungshauptstadt herz lich willkommen. Mir wissen, daß Sie, Herr Reichspräsident, als Sohn des deutschen Ostens mit uns und unserem harten Schicksal eng verbunden sind, daß mir bei Ihnen auch stets liebevolles Verständnis, stets bereiten Schutz und Hilf« gefunden haben. Da» «nglsickliche Schicksal Oberschlesten» dnrch seine Zerreißung hat nicht zum wenigste« gerade auch der Stadt Oppeln seine« Charakter anfqeprägt. Ir stehen auf schwerem Posten in Treue zum Reich, was auch die Stadt Oppeln tn jenen schweren Abstim- mnngSkämpfen bewiesen hat. Wo ein Glied leidet, da leibet auch das Ganze. Treue um Treue erhoffen wir darum auch sür nnsere Stadt. Daß wir wieder ruhiger in die Zukunft blicke» dürfen, dazu möge uns auch der heutige Besuch unseres hochverehrten Ehrenbürgers Symbol sein. Nach einer Rundfahrt durch die geschmückten Straßen der Stadt fuhr der Reichspräsident nach dem Oberpräsidtnm, wo er mit seiner Begleitung Wohnung genommen hat. Der Reichspräsident nahm dort im Kreise der Familie des Ober präsidenten den Tee ein. Am Montag abend brachte die obcrschlcsische Bevölkerung dem Reichspräsidenten eine Fackelhuldignng bar. Der Reichspräsident hatte auf der Freitreppe des Obcr- präsidiums Platz genommen. Alle Berufsständc, Innungen, Sportler, Turner, Jugenbverbänbe, Militärvcretne, Stahl, Helm und Reichsbanncrlcnte beteiligten sich an -er großen Kundgebung. Seit den Tage» der Abstimmung und dem Ein- zng der deutschen Truppen tn Oberschlesien nach Beendigung der Besetzung hat Oberschlesten nicht solche Fest tage erlebt. Dem Reichspräsidenten wurden bei dem Fackelzug unaufhörliche Ovationen dargebracht. Oppeln prangt tn festlicher Beleuchtung. Vor dem Ober- Präsidium brachte der Schnbertbund einige Chöre zu Ge» hör. In den festlich geschmückten Empfangsräumen des Ober« Präsidiums versammelten sich die Vertreter der oberschlesischen Reichs-, Staats-, Provinzial- und Kommunalbehörden und die der Wirtschaft, Kultur, Politik und Prcffe. Oberpräsidcnt Tr. ProSke hielt die Begrüßungsansprache, die vom Reichspräsidenten erwidert wurde. Er führte u. a. aus, baß eS ihm ein aufrich. tiges Bedürfnis sei, der Provinz Oberschlesien für die freund- liche Einladung zu danken. In den Kundgebungen sehe er mehr als eine Ehrung seiner Person, er fasse sie auf als das kraftvolle Bekenntnis treuer Anhänglichkeit. Oberschlesten habe noch lange nach dem Kriege tn der Un gewißheit um sein staatliches Schicksal gestanden. Aufstände, vom Anölande her geschürt nnd in da» friedliche Land hincingctragc«, hätten die »««tsch« Bevölkerung «n Leib und Leben, «n Hab «nb Gut geschädigt. „ES wird uns Deutschen immer unbegreiflich bleiben, daß dem Abstimmungsergebnis znm Trotz durch die Entscheidung des Völkerbnnüöratcs vom 20. Oktober 1921 Oberschlesien zu einem großen Teil Polen zugesprochen und jeder wirtschaft lichen Vernunft entgegen ein einheitliches, in seiner Bevölke- rung wie in seinen Anlagen fest zusammengewachsenes In dustriegebiet in zwei ungleiche Teile zerrissen werden konnte. Mit lebhafter Befriedigung darf ich aber nach allem, waS ich heute hier gesehen und gehört habe, seststellen, daß trotz der so verspätet erfolgten Rückgabe des uus zugesprochenen Ge bietes an Deutschland, trotz der ungeheuren wirtschaftlichen Schwächung in wenigen Jahren eine gewaltig« Neu. aufbauarbett geschaffen worden ist. Ich freue mich, daß der Polnischsprechende Teil der Bevölkerung, auch soweit er während der AbstimmungSzett fremden Einflüssen folgte, sich innerlich mit der überwiegenden Mehrheit der vberschlesischen Bevölkerung auch national wieder vereinigt hat. Die polnischsprecheude BcvSlkernng kann versichert sein, -aß die deutsche Negierung «» als ihr« Pflicht betrachtet, nicht nur die gesetzlich garantierten Minder, heitsrecht«, sondern alles, was die heutig« Knlturwelt al» allgemeine Menschheitsrechte anerkennt, stet» zu achten und zu schützen und die Minderheit mit allen anderen Staatsbürgern gleichberechtigt zu behandeln." Der Reichspräsident forderte zu einigem Wollen und einmütigem Zusammenarbeiten aller auf. Diesen Zusammenschluß aller Schichten der Bevölkerung über alles Persönliche und alles Trennende hinweg zu er» reichen, wüste unser aller Aufgabe sein. Stn-enburs gibt 3««o RM. zum Kln-erhelmbau Hindenburg. 17. Sept. Nach der Grundsteinlegung zum neuen Kinderheim in Hindenburg dankte der Reichspräsident dem Oberbürgermeister seiner Patenstadt für die ihm zuteil gewordenen Huldigungen nnd machte ihm davon Mitteilung, baß er zum Neubau des Kinderheims aus eigenen Mit« teln 8000 Mark bei st euere. Oberbürgermeister Dr. Lukaschek nahm die Spende im Namen der Stadt mit herzlichen Dankesworten an. MandatSniederlegung eine» deutschnational«» Landtag»« abgeordneten. Der Landesverband SchleSwia-Holstetn der Dentschnativnalcn Bvlkspartei teilt mit. daß der Landtags» abgeordneto M ilberg aus wirtschaftlichen Gründen sich ver anlaßt sieht, sein Landtagsmandat niederznlegen. Nach, fvlgerin wird Fräulein Th. Mehlis.
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