Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 13.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192702136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-13
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.02.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 73 Leite 4 — Dresdner Nachrichten — Sonntag. 13. Februar ISN Vor -er Ernennung Dr. Külz' zum sächsischen Innenminister. Wie der dentschnattonale »Sächsische ZeltungSdieust* meldet, hat die demokratische Landtagssraktion der deutschnationale» Fraktion am Sonnabend schriftlich die Mitteilung zugchen lassen, dab der gegenwärtige Innenminister Dr. Dehne in diesen Tagen zurücktrete» werde «nd dab die demokratische Fraktion beschlossen habe, alt» seinen Nachsolgcr beim Minister» Präsidenten den Reichsinncnministcr a. D. Dr. Sülz in Bor schlag zn bringen. Nach den den Deutschnationalen vor der Ministerpräst- dentenwahl gemachten Zugeständnissen ist anzunehmen, dab nun auch Ministerpräsident Hel dt die Deutschnativiialen von seiner Absicht der Berusung Dr Külz' formell benachrichtigen wird, Cinc fraktioiisosfizivje Aeußerung der deutschnationalen Fraktion zu der beabsichtigten Neubesetzung des Jnnenmini. sleriumS liegt zurzeit noch nicht vor. CS ist jedoch nicht c»>- zunelimen. dab von dieser Leite ein Cinsvru ch kommen wird, weil cS sich nicht um eine neue Znsammensetznna der Negierung, sondern nur um die Umbesetzung eines einzelnen MinisterpostenS und dabei in erster Linie um eine Angelegen heit der Fraktion handelt, der bei der Regierungsbildung die- scS Ministerium zugeiprochen morden war. Allerdings hätte man in deutschnationalen Kreisen erwartet, dab die Neu besetzung des Jnnenminisleriums von de» anderen bürger lichen Fraktionen zum Aniah genommen worden wäre, die Frage des CinlritlS der Tculichnalionalcn in die Regierung erneut auszurollen. Der in den bekannten Zusicherungen ge nannte 1. Juni war ja doch nur der äuberste Termin, biö zu welchem die Umgestaltung der Regierung unter Cinbeziehnng der Dentschnativnalen criolgt sein sollte. Wie verlautet, hat die Fraktion der Deutschen BolkSpartei erklärt, keine Einwendungen gegen die Berufung Dr. K ü l z z u e r h e b e n, aber dabei zum Ausdruck gebracht, daß am1.JuniauchiibereineeventueIlerncuteUm- beseYung dcS I n n e n m i n i st e r i u m s in i t v e r ü a n - delt werden mühte. Bon der W t r t s ch a f t S p a r t e i ist bis zur Stunde eine endgültige MeinungSänbernng nicht be- kanntgcworden. doch ist anzunehmen, das! auch von dieser Leite ein Widerspruch nicht erhoben werde» wird. Weiter verlautet, dab auch die BolkSrechlSparici ihren Einspruch gegen die Be rusung Dr. Külz' vorlanng wieder zurückgezogen hat. Dem Borstob eines Leipziger linkSdemokratischcn Blattes gegen die Berufung Tr. Külz' ist nicht viel Bedeutung beizulegen, weil, wie aus dem Briete der demokratischen Fraktion hervorgeht, die maßgebenden Stellen in der sächsischen Demokratischen Partei anderer Meinung sind. Nach alledem ist nun bestimmt damit zn rechnen, dab Dr. Külz i n d e n e r st e n T a g e n d e r nächsten Woche znm sächsischen Innenminister b c r n s e n wird. „GLn bißchen verrückt "?! Lin Zentrumsmann im Reichstag hat's erfaßt. Sin bißchen sei ein jeder heut' verrückt. Ls ging nicht an, wem seine Frau nicht paßt, Daß der sich ehescheidend schnurstracks drückt. In unsrer Parlamente Redekahl, In unsrer Herz- und Geistverwässerung Tut solche Selbsterkenntnis einmal wohl. Der Anfang ist's zu einer Besserung. Doch kann Ich dieses Mannes kleines Sätzchen Nicht gänzlich lasten ohne Widerspruch. Ich glaub', das kleine bißchen Piepemätzchen Ist -och im allgemeinen nicht genug. Mir scheint Las ganze jetzige Getriebe, Wohin man spähend auch und prüfend blickt — Kunst, Politik. Geschäft, Gesellschaft, Liebe — Kein „bißchen" nur, nein, ach total recrückt Luginsland in den ,,Dresdner Nachrichten" Vortrag un- Nach-ruck nur m»t Sieser Euellenangabe gestattet! Oertliches und Sächsisches. Neue Gesetzesvorlagen. DaS Gesamt»,intsterium hat in seiner Sitzung vom ll. Februar 1827 beschlossen, dem Landtage einen Gesetz- entwurs über die Emeritierung der Professoren an den wisse», schastlichcn Lchulcn, so»"» Entwurs eines Anlethegcsetzeö vorziilegcn. durch das daS Finanzministerium ermächtigt wer- den soll, eine oder niedrere verzinsliche Anleihen bis zum Ge- samtbetrage von 100 Millionen Reichsmark aufzunehmen. Weiterhin soll dem Landtage vorgelegt werden ein Gesetz- entwurs über eine Acnderung des StaatSschuldbu-'-ieletzeS. wonach auch verlosbare Lchuldver'^rcibungen von Staats- anletkien in daS Ltaat-''ch»ldbuch eingetragen werde» könne». Endlich hat daS Gesamtmiiiilteriilin bek^'"sten, für das Ge- biet des Freistaates Lachse» einen bestimmte» Tag deS Jahres 1827 für eine» allgemeinen B o l k S t r a u e r t a g nicht fest- zulegcn, solange nicht durch Rcichsgeseh ein allaenietuer Bolksirauertag für das gesamte Reichsgebiet einheitlich fest gesetzt ist. Die Prüfung der vandlagswahlen im I. und 2. Wahlkreise. Der P r ü f u n g S a u s s ch u h hat beschlossen, dem Land- tage vorzuschlagcn, die Wahlen der Abgeordneten des Land tags in dem l. Wahlkreise (Dresden-Bautzen) und in dem 2. Wahlkreise (Leipzigs für gultigzu erklären. Abg. Menke jLoz.s hat den Mindcrbeitsantrag gestellt, die Gesamtwahl zum Landtage für ungültig zu erklären. Erweiterung des Slrakenbahnverkehrs. Berlängcrung der Straßenbahnlinie 1. Am Dienstag wird die neuerbaute Berlängcrungsstrecke der Linie 1 vom Chemnitzer Platz über Alt-Plauen biö H a b S b n r g e r st r a b e in Betrieb genommen. An der Zwickauer Sir. jEisenbahnhaltepunkt Plauens wird eine neue Haltestelle errichtet. Außerdem machen sich folgende Halie- stellenveränderuiigen notwendig: die bisherige Endhaltestelle der Linie l und die Haltestelle „Bienertstraße" der Linie 1b werden »ach dem Chcinnitzer Platz für jede Fahrtrichtung vor die Straßenkreuzung verlegt. Die Wagen verkehre» in Ab- ständen von zehn Minuten bis Habsburgerstraße, die Füns- Minutcu-.Fwischenwagcn nur biö Bernhardstraße. Die biö Habsburgerstrabe durchfahrenden Wagen sind durch Borsteck» und Fensterjchilder mit entsprechender Aufschrift gekennzeichnet. Straßenbahn-Eillinie Hanptbahnhos—Frcltal. Bom Dienstag ab wird versuchsweise eine Straßenbahn- Eillinie vom Hanptbahnhos über Habsburgerstraße »ach Frcikal tLtraßenbahnhoss eingerichtet. Die Wagen dieser durch Fenster- und Borhängeschilder mit roter Aufschrift be sonders gekennzeichneten Eillinie fahren ab Hauptbahnhof aus dem Fahrtweg der verlängerten Linie 1 bis Habsburgerstrabe, dann weiter wie die Wagen der Linie 22 bis Straßenbahnhos Freital. Cs wird nur an den Haltestellen gehalten, die durch ein besonderes, über den gewöhnlichen Haltestellentafeln an gebrachtes Schild mit roter Schrift auf weißem Grund, ge kennzeichnet sind, und zwar: Hanptbahnhos. ReichSplatz, Münchner Platz, Bcrnhardstraße, Chemnitzer Platz, Habs- burgerstraße, Gittcnecbrücke, Bahnhof Freital-Nerd. Haupt-/ Bnrgker Straße und Straßenbahuhof Freital. Die Fahrzeit beträgt für die ganze Linie nur 28 Minuten. Ab Haupt» bahnhos verkehren die Eilwagen von 8,4 vorm, bis 11,34 nachm,, und ab Llraßcnbahnhos Freital von 5,öl vorm, bis 11.34 nach, mittags alle dreißig Minuten. Fahrpreise: 20 Pfg. Haupt, bahnhos — Habsburgerstraße, 20 Pfg. Habsburgerstrabe — Straßenbahuhof Freital, 40 Psg. Hauptbahnhof—Straßenbahn- hoi Freital. Kinder haben de» vollen Fahrpreis wie Er. wachsene zu bezahlen. Karten und Hefte sind auf der Eillinie ungültig. Fahrplanänderung der Linie L. Auf der Linie 2 Loschwitz-Friedrichstraße-Schlachthos ver kehrt vom 15. d. M. ab an Werktagen in der Zeit von Be- tricbsbcginn bis etwa .'^8 Uhr abends und an Sonntagen von 12,58 mittags bis Bctriebsschluß jeder planmäßige Wagen bis Schlachthof. — kreishauptmann Dr. Fransiadt ch. Der kretShaupt- mann Dr. Friedrich August Fraustadt ist am 11. d. M. nach schwerem Leiden im Alter von 71 Jahren in Dippoldis walde gestorben. Dr. Fraustadt war von 1807 bis 1818 Kreishauptmann ln Zwickau und trat dann in den Ruhestand. Er war bereits von 1880 bis 1885 Negierungsrat bei der Krcishauptmannschaft Zwickau, von 1885 bis 1801 Amtshaupt- manu in Borna, von 1801 bis 1807 Geheimer QberregierungS- rat und Vortragender Rat im Ministerium des Innern in Dresden, wo er bereits von 1881 bis 1883 als Nvgierungs- asscssor tätig war. — Verleihung von Shreuzcichen. Die Gewerbe, kammer Dresden verlieh in Anerkennung besonderer Verdienste um Handel und Gewerbe dem Molkeretprodnktcn. Händler Stadtverordneten Max Becher t» Dresden da» tragbare Ehrenzeichen in Silber am weiß-grünen Bande. — Wahlprüsungen für den KreiSauSschuß. Zur Prüfung der Wahlvvrichläge für die Wahl der Abgeordneten und deren Stellvertreter zum Krcisausichuß der Kretshanptmannschail Dresden i» den zusammengesetzten Wahlkreis'» der bezirls- freien Städte Freiberg. Freital. Meißen, Pirna und Nieia fand beute lSonnabend) unter Vorsitz des Oberregterungs. ratS Dr. Jlberg in der Kreihauptmannschast eine Sitzung statt. Es waren zwei Wahlvorschläge eingegange». und zwar ein Wahlvorichlag der bürgerlichen Stadtverordneten: Ober bürgermeister Dr. H a r t e n st e i n - Freiberg, Oberbitrger. meister Dr. G a i tz s ch - Pirna, Stadtverordneter Ciüubain,- vberiuspektor H i ck m a n n - Freital, Stadtverordneter Trö ge r. Riesa. Der Wahlvorschlag der sozialdemokratischen Partei lautet: Akquisiteur FI e t s ch - Pirna. Buchhändler W e n k - Freital. Sämtliche Wahlvorschläge wurden als gültig anerkannt. — lvenehmigte Anleihen. Die Ministerien des Fnnern und -er Finanzen haben genehmigt, daß die Stadt gemeinde Plauen für eine Anleihe von 4 Millionen Reichsmark auf den Inhaber lautende, mit 8 v, H, jährlich verzinsliche Schuldverschreibungen und die Kreditanstalt Sachs. Gemeinden 5 Millionen Mark Pfandbriese, Reihe 5, verzinslich zu 8 Proz„ sowie 10 Millionen Muk Kreditbriefe, Reihe 12, verzinslich zu 8 Proz., nach Maßgabe der Anleihebedtngungen ausgebeii. — Dresdner Volksbühne. Für die nächsten Auksiibmngen in der Komödie am Mittwoch und Sonnabend nachm. 141 Ukr »nd Lonn- taa vorin. ll Ubr erhallen die Milnlieder i» der Gcichdiisstcllk, Schlobftratze 84'Sü, ab Montag Karten tm Vorverkanj siir 80 Ps, - Fiisoige Erkrankung von Hanns Fischer wird am Montaa abend an Stelle „Seitcnsprllnge" daS Pustsviel ..Als ich noch im Fliiaelkleide' von Albert Kehm und Martin Frehse gegeben. Die aufaeruseneil Nummern behalten ihre Gültigkeit. — Dresdner Philharmonie — GewerbehanS. Heute Sonntag kein Konzert. Nächstes Konzert Sonntag, den Ai. Februar, Einzel, karten l,50 Mark und Fllnferkartcn ll Mark bei F. Ries, Seestr. A. Ba-ekurunlerstüyungen (N.) Für bedürftige sächsische Lgndescinwobner können auch dieses Jahr in beschränktem Umfange Badckunmter- stützungen für Bad Elster. Teplitz und Karlsbad gewährt werden. Bet den geringen Mitteln, die zur Acr- sttgung stehen, können nur die dringlichsten Fälle Berück, sichligung finden. Die Unterstützungsgesuche sind spätestens j bis 28. Februar 1827 beim zuständigen Wohlfahrtsamt tDrcsden: Fünorgeamt: Leipzig: Stiftnngsamti ein,»reichen. Acrztltche Zeugnisse sind zunächst nicht betzufügen, sic werden nach Prüfung der Berbältnisie etngesordert. Nähere Aus kunft erteilen die Wohlfahrtsämter- /Ulbert -UTsaler Km 15., 16. unck !7. bedrusr 'sF Ukr IVIsx pallenberZ <t«r meklslkskts Vkskslttakäsk»1vllok iinit ttomiksk LUM ersten lAslv ln vrescken »>» Sckvank ln dre! Litten von a»«««v Axtstdue» 01« n«u«»k«n vsrllnsr pr«»»«»1Immen! N«r»n»e NS»»«n-e»ueI«r r . . da» Publikum raate vor gexclaterone mut dankte paNenbcrg mit nickt enden«o»eudem öeik» I1 H»n« pvnuatnatt» tev«un«t»iing r . . . eine bleisteracbakl in tuunorvoU« Lbsrakteri-teru gakunat. »«n« V«i-Itn«e Hk-UNe-SoI1ui»n» . . . Scbauaptelerlacbe, nein kanaNeMcdk dzeisteileistuneent V«rttn«e ... palienberx . . . Vas lat nickt r» llderdteten! vn- descbreibNcber ludet. v«»«t»at>» Lattung . , Die ttiteaten »dxedrabtealen paltenderz ptiNoioeea, peinacnmecker, sie da» Parkett bevölkerten, sotten vor ntederactimettmui neuem granaenlo» komiactiem poracnungamateital Seeinnni» S«e>In ! .. . «er eine Uacnkur biauck», nedme ltie cieleeenbeit «»iirl n VNe KN«nNt»I»N NevtlN! ... sie grottarilgste, komiscne Qeataii (tu ge«en«S,tigen "rnestera nickt geaeken ru baden, mllsse jeder »ia I-ilcke seine» vaaeina emptinden, 0»ut»ott« Lettung »aettn : . . . den KZann umtobt keilaii, veo Komiker umtudett man, L(n S,kend tür Pallenberg Lin tdbend von paiieoderg. llsvl ibn Luck geacnenkt sein voppeit und dreifach V«»v«vN»u» NN von 10 l»t» » uncl »d I Ubr. rotop,ont»«N« »««lotlnnnon In »totoNov Lot« S«t<r, »ovrto In so» t»«N»nn«»n Voworbouroolutton. j, Emil Nolöe. Jubiläumsausstellung. Neue Kunst FideS. I. Aus der sog. expressionistischen Bewegung, die sich noch keineswegs die Anerkennung oder gar die Zuneigung der breiteren Masse des Knnstpublikums erobert hat, sind nach nunicherlei Sturm und Drang, vielen Irrwegen und Sonder barkeiten doch ein paar starke, große Persönlichkeiten auch i» Deutschland hervorgegangen, die den Sinn dieser Bewegung durch die Einheit und Gcschlonciihci! ihres Werkes rechtferti gen. Heckes, Pcchstein, Kokoschka, um ein paar der Sieger zn nennen, können als starke Schöpfer auch von den Gegnern nicht mehr abgeleugnet werden. Und gcrwde gn ihnen zeigt sich, daß eS nicht die neue Theorie, sondern das neue Kunst gefühl ist. was die tatsächlich neuartige Malerei des 20. Jahr hunderts hervorgcrureil hat. NuS theoretiitst'» Erwägungen haben nur einige wenige kühlere Naturen, beionderS unter den Franzosen, neue Wege gesucht und beschritten. Bei den Stärksten entschied das neue.Zeitgefühl, die erlebte, mit ihnen erwachsene Geistes- und Gefühlslagc veränderter Zettbedin gungen. Emil Nolde, der Holsteiner, der Halb-Däne, in diesem Jahre ein Sechzigjähriger, hat am allerwenigsten aus Theorie geschaffen. Er ist reiner Maler, wurzelnd im angeborenen Instinkt der Farbe, schaffend aus malerischer Phantasie, die ihre Quellen im Naturgesühl und im poetischen td. h. eben sinnvollem und siiilideuteiidcmt Geiste hat. Wenn man ihn einmal unter die „Malcrpoeten" zählen wird so kann das nur in dem Sinuc geschehen, daß au ihm jede Sour literarischer Gestaltungsweise fehlt und sein Schassen aus dem Urerlebnis des Mnthischen in Natur und Menichenwelt abzulciten ist. Er ist einer der ganz wenige», zurzeit vielleicht in Deutschland der einzige, der völlig naturverbunden wirkt, wie eine Natur- krast, darum kindlich rein, primitiv, naiv, wenn man will auch barbarisch und »ngeichlifscn. Zugegeben, daß man hier »nd da, zumal bei den biblischen Bildern, die Primitivität gewollt nennen kann: sie ist es bann immer »nr, wo er aus der Natur ins Geistige gebt, das über seiner Ersannngskrast liegt und von ihm deshalb in kindlich einfache Formen herabgezivnnacn wird. Darum erscheinen mir. um cs gleich zu sagen, gerade seine religiösen Bilder tm Ganzen als die wenigst bezeichnen den Werke Noldes nicht, wie es fast Brauch geworden ist, zu sagen, als Beginn einer neuen religiösen Kunst. In ihnen liegt ein Mißverhältnis zwischen metaphnsischem Tiessinn des Inhaltes und nalurhaitcr Einfachheit des malerischen Aus druckes. Darüber wird noch bei der Einzelbetrachtniia zu sprechen sein. Mer wo Nolde sein Weien ans der Natur herausholt, entsteht eine neue Knnstivelt, die ganz und ohne Vorbild sein Eigentum, seine Schöpfung ist. Pslanze, Tier und Mcnich sind für ihn eine heilige Dreiheit organischer Wesen im Gesamt- gemeb« pulsierender K rüste »nd Säst« der Natur. Er emp findet. wie alle zu Len Quellen zurückkehrenden schöpferischen Menschen, die Welt vegetativ und animalisch. Der Geist ist für sie der wahre „Sündenfall" der Natur. Aus Vegetation, d, h. pflanzlichem Wuchern, und Animalttät, ü. h. tierischem Lebenötrieb, erwächst im Wehen und Weben der physikalischen Mächte des Wassers, der Luft, der Wärme jenes unerschöpf liche Wunder des Seins. Nolde erlebt und gestaltet es im tropischen Glühen der Blumen und Blüten, im Rhythmus des freien Tieres in der Natur, in der Verbundenheit des ./Naturmenschen" mit Sand und Wald und Meer und Wolke, lind all das sagt er aus durch die Farbe. Mir erscheint es zweifelhaft, ob man für Noldes Farbe die ncubeachtete Wirkung der Glasfenstermalerei als An regung nennen soll, wie manche meinen. Das trifft für Pech stein und andere zu. Noldes Farbe ist gar nicht „diaphantich". durchscheinend und durchleuchtet, sondern ganz sinnlich, floss- lich, in pflanzlichen oder tierischen Zellen verstaut, gar nicht transzendent und übersinnlich. Sie ist auch nicht toder nur bei bewußter Absicht gelegentlich» symbolisch, denn sie deutet die Natur nicht um, sondern erhöht nur deren Farbwillen, der erst in tropischen Klimalen zur letzten Bollsättigung ge langt. Nolde gibt die Lokalsarbe der Dinge twic der im ur sprünglichen Naturcmpsinden ihm seelenverwandte Henri Nousseauj in gesättigter Fülle und Reinheit überall dort, wo er die Tinge selbst malt, und nur, wo seine Phantasie ent fesselt ist, erklingen freie Symphonien des Farbigen, Dann schwelgt er in reinen Tönen, malt einen Körper blau, ein Mcnichenantlitz gelb, rotes Haar wirklich krapprot oder ziegel rot und malt die Welt, wie sie aussähe, wenn sie der Märchen- tranm eines Malers märe. Und das ist cs, ivas zunächst die mit solchen Küiistlerwillkürlichkettcn unvertranten Men schen abschrcckt. Tie Losrcißung vom Naturalismus ist für sie schmerzhaft, die Kluft vom .Wirklichen" zur Maler- vhaiuhasic oft unüberbrückbar. Wer aber an Nolde heran will twie an verwandte Meister der Farbe), muß hinüber mit dem Willen zum malerischen Sehen, mit der kind lichen Hingabe an die Märchenwelt dieses Malcrpoeten. Bor seinen Blumengärten wird das niemandem schwer fallen. Die warme Glut dieser großen Blüten nmsängt jeden Betrachter mit sinnlicher Wärme »nd Schönheit. Der Rausch, ans dem der Maler, mitten unter den strotzenden Pflanzen stehend, ihre lohende Farbigkeit nachgescbassen hat, ergreift d>iS betrachtende Auge ohne Widerspruch, Von dg schweift es ans Landschaften, die in den Farben dieser Blumen weiterglühe», wo Bäume in „unnatürlichem" Gelb, Blau, Not brennen und dicke Wolken wie Fnrbenspiegel der Landsrhgst schimmern, DaS ist nicht die Sonne des Südens, die diese Farbenpracht pris matisch auseinanderleg«: cS ist die dniistgeschwänaerte Lust deS 'Nordens, In der die Sonne farbige Nebel und tiessatte Ballun gen von Licht und Schatten erzeugt. Das ergibt auch jene Bilder, aus denen weiße Windmühlen an moorig stehenden Gewässern aus farbigen Schleiern hcranSleiichlen, Oder jene Bilder Noldes. iva P?crde. diese scheuesten Geschönte der Ebene, vor drohende» Ries der grauen Wolle slnchlbereil die Ohren recken. Es ist die Erfüllung der nordischen Land- schaftskunst, wie sie einst von den Worpsmodern angebahnt, von Nolde aus der reinen Farbe geholt wurde. In diese Welt kann sich jeder ernstliche Betrachter hinein- iehen. Schwerer wird es mit der Erkenntnis des Noldelchen Menschen. Ihn sieht man zumeist als Fratzengebilde an, als Auslösung des <Renaissance->Schönheitsidcals von Menichen- antlitz und Menschengestalt. Da muß man sich wieder daran erinnern, daß Nolde Märchendtchter und Traumgcsichts- gestalter ist. Seine „Verzerrung" ist nicht die der eigentlichen Expressionisten, sondern die des Phantasiemenschen, der die Masken des Lebens schaut. Wörtlich mit Maske» hat er sich eine Zeitlang beschäftigt und tn ihnen die charakteristischen Merkmale gesteigerten Seelenansdrucks gemalt. Man denke hier an das antike und erotische Theater bis zn de» wunder, baren No-Masken der Japaner. So gewann Nolde das Mcnschcngesicht als Form ganz bestimmter Scetciihaltiliig »nd erreichte, ein Btldcrbuchmalcr für große Kinder, die noch den Ttessinn der Märchenphantasie habe», lene gros,äugigen, über- lebensgroßen Köpfe, die ihr eigenes Leben innerhalb einer künstlerischen Wcltdeutung besitze». Nicht zufällig, sondern ans der allgemein gewordene» Sehnsucht der iungen Maler zur Natur zurück, ging auch Nolde „unter die Wilden" und entdeckte in de» PapuaS letzte Reste »aturhastcr Wildheit und rcinmciischliclier Güte tn ihren Gesichtern und Leibern, und auch das verband sich mlt der nordischen, von der Kultur, traditio» abgelöstcn Sehmeise Noldes tn seinen maleriichcn Formungen des Menschen als Tctlwcscn der große», ciiihcit- lichcn Natur. Man muß zuerst dieses besondere Erlebnis der Farbe und Form NoldeS als Summe von nordischem Naturgesühl und mythisch-märchenhastcr Phantasiekrast nachsühlciid dnrchmache», ehe man zur genießerischen Würdigung seines Geiamtwcrkcs kommt, das in dieser gewaltigen Ausstellung sich verlockend darbtetet. Dr. F e l i x Z t m in e r m a n n. Kunst und Wissenschaft. I- Dresdner Theater-Spielplan für heute. Over » ha u s: Qessentliche Hauptprobe zum 4. Bcetlivvcn-Konzert t^I2), „Der fliegende Holländer" l^8>: Schauspielhaus: „Triil- trall und seine Brüder" <^3), „Dover—Ealais" l!4A: N l b e r t»T h c a t c r: Tanzgastsptel Pawlowa t-'l und Residenz-Theater: „Schneeweißchen und Rvicnrot" l^4), „Die Zirkusprtnzessin" 1^8); Die Komödie: „Das nengtertgc Stcrnlcin" sll »nd ^4>: „DaS Kamel geht durch das Nadelöhr" s>48>.' C e n t r a l - T h c a t e r: „Der Lebens- künstler" t^8). ch Mitteilungen der Sächsischen Staatstheatcr. Opern haus: In der Aufführung des „Fliegenden Hol länder" am Sonntag, dem >3 Februar, singt Claire Bor» z„m ersten Male die Senta-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)