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n. a»h»»«>A »»« «»»»««>. II. S»Ir»«r 1117 Gegründet 18S8 M Dradtanßdrtft: »«UMchl« »«,»«!. ' Srrnlpricher-Sammilnumm«! SV SV1 Bur sür VachtgstprSch«: 20 011 xaxao. zcfioxo^oc' ««n<e »Mining firm» gsgp. 1S3S. ^ SchriMaitimg und LaupIsrlchLftsftelle: »«rianNratz» 2« 42 Drmk u. Daria» von ütapfch « Aatchardl in Dresdan Pvfllch«lk-A»nlo I0S8 Drradr» - - <Zo,i,a«:aosiijkr >- »l, 1». grbruor I»27 d»t litplich »w»>inaN»r gustzllunp lr«i Mark. Pastbezugaprria iur Wonal tzrbruar Z Mark »kn» PokzuNrllungsgedUIir SIi>i«lu,«»»r IS PIraal,. Anzeigenpreise. ^ Ä K: aubrrdaid «0 Vlg. 0«eNeng«dUdr 10 Plg Au»wür>ig» Au»rLg« a»s-n Porau,d«»adiung. HIsctimittsg-Dss mit Xorirsrt. koltttsg- unck /Xdseicl-1's»si Dsrrssssri-Sssi »r> ctsr ^Ids. Ssksrints vornstirris Dstslrriusik. k«,t»klv INI tton»»r»n»Imm«p. ^s6ssi i^ittwocii ^der>6 l^SUsIIOII ßine deutsche Note an Polen. Vor Einstellung -er Deulschen-Ausweisungen keine Kandelsverlrags-Verhan-lungen. Scharfe sozialislische Angriffe gegen Marx. - Deutschland begrüß! die Nole Eoolidges. - Widerflände in Frankreich. Keine zwecklosen Wirlschaslsverhandlungen. ID l!> ü I m L > v u y a unsrer Berliner L Ä r i i»I e I i III. ,,.> B«r>i»r, Zellruar. In der Besprechnutz, die gestcni zwischen de» Vertretern der bxtcüligten Ressorts über die fragen der deutsch-polnischen Nezilehungen stattsanden, ist, wie wir erfahren, «ine N pte ausgearbeitet worden, die heute dem polnischen Bevollmächtigte», der t» Berlin die Handelsver- trage verhandln»,ien leitete, übergebe» worden ist. Diese Note wird am Sonntag früh verösfentlicht werden. Ihre frühere Berviseiitlichung ist nicht möglich, weil sie erst erfolge» soll, wenn die Note i» Warschau vorliegt. Der Nose wird bei ihrer Veröffentlichung noch e i u K o »i - mentar von amtlicher deutscher Seite angesngt werden, in dem die Reichsregiernng eine Erläuterung ihres Standpunktes, gibt. Die Note wird vor allem die Erklärung enthalten, bah die Niedcrlaflnngs, nnd Zollvcrhandlnngeu mit Pole« solange keinen Sinn haben, solange keine Einstellung und Zurück nahme der dnrch Polen vorgcnommencn Ausweisungen erfolgt ist. LS wird in der Nvte weiter erklärt werden, daß zunächst einmal, ehe weitere WirtschastSverhandlnngcn mit Polen ge führt werden könnten, der Ausgang der i» Warschau dnrch de» chesaudtc» Ulrich Rauscher geführten Verhandlungen über die Ausweisungen abgewartet werde» müsse. Die Note wird auch klar' mm Ausdruck bringen, daß Deutschland leben Abbruch der Verhandlungen vermeiden will und daß es ctnen vertrag- lose» Zustand oder gar de» Wirtschastshürg zwischen den beiden Staaten ans leinen Fall wünscht. Deutschland wünscht »»nächst einmal. Latz die bisher geführte» Verhandlungen aus de« Punkt der Ausweisungen konzentriert «erben, da dieser Punkt den Schlüsselpnnkt für alle weiteren Verhand lungen bildet. Die deutsche Note vermeidet jeden aggressiven Ton. Sic ist vielmehr in einem durchaus versöhnlichen Ton geMitcn. so daß Polen auch setzt noch die Möglichkeit einer Umkehr von dem bisher befolgten System der brutalen Aus- Weisungen hat. Vor dem Rücktritt des oberschlefischen Woiwvde« ID u r ch F u n k l p r u ch.l Kattowitz. 12. Fe.br. Wie in hiesigen polnischen politischen KrBsen verlautet, wird mit dem Rücktritt des Woiwoden Grase uns kt in aller nächster Zeit gerechnet. Als sein Nachfolger wird der polnische sozialstisch« Sejmabgevrdnete Bi e n i c ck i w ie z genannt. iW. T. B.j Geqen die Verbannungen in Südlirol. München, 12, Fovt. V«i eintp Kundgebung der Ver einigten Vaterländischen Verbände BancrnS wurde eine Ent schließung gegen die ZwangS-verschickung der Sttdtiroler Dr. N o l d i'n und Riedl gefaßt und die Reichsregierung ausgcfordert, sich für Noldin ußd Riedl zu verwenden. (nid.) Riß zwischen Zentrum und Sozialisten. „Vorwiirls"-Kehe gegen v.Keudell und Marx. >L r k i,! m r l >I II a unterer Berliner Schrlsiletiung.l Ncrlin. 12. Febr. Tie Hctzosfcnsive der Sozialdemokraten Mcn den Rclchstnnenminister v. Kcudell ist gestern im Reichstage dnrch den Reichskanzler Dr. Marx endgültig ab geschlagen worden. Es läßt sich nicht verkennen, daß die sozialdemokratischen Angriffe die Sympothicgesühle. die man beim Zentrum trotz allem noch sür die Sozialdemokratie hegte, sehr wesentlich gemindert haben. ES kam das kehr deutlich gestern in den Ausführungen dcö Reichskanzlers Dr. Narr und in der Art. wie diese Ausführungen gemacht wurden, zum Ausdruck. Daß die sozialdemokratischen Ver leumdungen aber selbst weit linksstehende Zcntrnmskrcise wenig angenehm berührt haben, ergibt sich auch ans den Aus lassungen. mit- denen lxute die „Germania" den Abichlnß der llendcll-Hctzc begleitet. ES heißt hier: „Man kann wirklich nicht tagen, dab der Kampf der Ltiikö- prehe gegen den Innenminister immer sehr norncbm gewesen »«re. Man hak tu dem paltüichen Borlebcn des Herrn v. KendeU ml. einer Energie berumgewiiblt. die man sriihcr bet der Linken «crmisii Hai. Wäre io viel Elser von den Lvziaidemvlratcn sür da» Zustandekommen der Großen Koalition ansgewandt morden, wie Lei der Bekämpfung des neuco Jmieiiinliiisters, so sähe die ReichSregigrung vielleicht etwas anders aus." Fm Vergleich zu den Worten, mit denen hente das sozial demolralüche Zentralorgan, der „Vorwärts" zu der Niederlage der Sozialdemokraten sich äußert, sind diese Aus führungen freilich trotz ihrer Schärfe noch überaus höflich. Ter ..Vorwärts" scheint cS geradezu darauf anzulegen, mit wahren Faustichlägen alles das zu zertrümmern, was bisher Zentrum und Sozialdemokratie verband. Schon in den Ueber- sihiisten, die das sozialdemokratische Blatt seinen Auslassungen gibt beißt ed: „Das Zentrum steht zum Kapp - Minister", »Marx rechtfertigt den Hochverrat juristisch." Im Sinne dieser Uebcrschristen sind auch die Darlegungen des..Vorwärts" gehalten. Die Z c n t r u m S s r a k t i o n sei l»mppo m itt t«rt. stellt üaö sozialdemokratische Organ u a. seit, sowohl durch die ans politischen OpportunktalS- «rtinden getroffene Entscheidung für den deutschnationaleu Akichsinilliiter. als auch dnrchdie Begründung, die der Reichs kanzler Marx dieser Entscheidung gegeben habe. Um den Piirgerbiock nicht zu sprengen, habe da» Zentrum sein Ge mme» als VcrsasiungSpartci vergewaltigt. Der „Vorwärts" geh, dann aber noch viel weiter und erklärt, daß die „De duktion". mit der Dr. Marx den Innenminister v. Kendell vcrlcidigt hätte, geradezu „wahnwitzig" sei. S» lieg« hierin, »ie der Borwärt»" tn gesperrtem Druck erklärt, ei« Angriff tSs die Verfassung «nd die vüllfge Entwertung des Neamtcn- eides aus die Verfassung. Di« Erklärung de» Herrn Marx «iillc dem gefährlichsten Unsug Tür und Tor öffnen. Der Schutz der Verfassung siege nun tn erster Linie bet der Opposition. Diese Ausführungen des „Vorwärts" stellen eine geradezu unerhörte Heranssordcrung des Zentrums dar und darüber hinaus eine ganz unerhörte Beleidigung des Reichskanzlers Dr. Marx, dem doch wirklich zuzutrancn ist. daß er das von der Linken gegen Herrn v. Keudcll vorgebrachtc Material objektiv untersucht hat. Dr. Marx hat ja auch in seinen gestrigen Ausführungen im Reichstage ausdrücklich fcstgestellt. daß er auf Grund dieser eingehender, nüchternen und ob jektiven Prüfung zu der Ucberzeugung gelangen mußte, daß die sozialdemokratischen Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren. Man wird nun daraus gespannt sein können, wie das .'feiitrnm unkt vo: allen Dingen auch die Zentriimsprcsse sich zu dieser Beleidigung ihres Parteiführers stellen iverden. Diese Auslassungen des „Vorwärts" sind danach angetan, einen Bruch zwischen .'Zentrum und Sozialdemokratie her- beizniithren. Da» sozialdemokratische Organ scheint es aber allerdings auf ctnen solchen Bruch von Anfang an abgesehen zu babcn. Die Berliner Müller zur v. Keubell-Deballe Berlin, 12. Febr.' Zu der gestrigen Debatte über den Fall Keudcll, der mit der Ablehnung des Mißtrauens votums endete, nehmen die Blätter ausführlich Stellung. Die „Deutsche Tageszeitung" nennt den gestrigen Tag einen schivarzcn Tag der Hetze." da die Untersuchung die völlige Haltlosigkeit aller Anschuldigungen und Vcrleum- düngen ergeben habe. — Die „Kreuz-Zeitung" sagt, das große politische .Kesseltreiben der Linken gegen den neuen Innenminister habe den AnSgang genommen, der »ach der tatsächlichen vage der Dinge zu erwarten gewesen sei, und begrüßt die sympathische Art, in der Reichskanzler Dr. Marx seiner aus Grund sachlicher Prüfung gewonnenen Ueber- zcugung Ausdxuck gegeben habe. Die Mörsen-Zettlft,-" uttktlt: Der al-chneinr Ein. druck des gestrigen Tages mar der, einer nicht nur zahlen mäßig, fandet« ganz besonder» «eüdiNsch »«ästrophalen Niederlage der Li»k«n, deren ossensichtliche Taktik es ist, durch Mittel, deren Anweiroung sie des Beifalls der Straße ver sichert. die neu« NcgierungSkoqlitson -u sprengen, bevor sie durch sachliches Zufammtnarbetten zu einer Festigung gelangt. Die „TH gliche Rundschau" hehl hervor, daß der Reichskanzler -um Schluß betont?. Hätz er in d«m neuen Innenminister eine» treuen Helfer gLsuuden habe: das sei aus dem Munde des Herrn Marx di« beste Rechtferti gung gegen die Vorwürfe der Linken, die man sich je habe denken können. Das berliner Tageblatt^ wellet, die Neichs- regicrung habe jetzt lhr vollständiges sind unbedingtes Ver. l raue ns votum; daß sie gestern au Vertrauen gewonnen habe, werde aber gewiß keines ihrer Mitglieder behaupten können. Dt« Untersuchung sei uvit der Absicht geführt worden, eine Freisprechung des Herrn v. Kendel! zu erzielen. Konkordat und staatliche Schulhohest. In protestantischen Kreisen und überall dort in der Politik, wo man ohne Unterschied der Partei das kostbare moderne Kulturgut der Gewissens- »nd Geistcsfrciheit, ins besondere auch der akademischen Lehrfreiheit, gebührend zu schätzen weiß, offenbart sich ein Gefühl der Beunruhigung In folge der Erörterungen, die seit einiger Zeit über di« Mög lichkeit eines Rcickskönkordatö mit der römischen Kurie und über den gleichzeitigen Abschluß eines preußischen Konkordats im Gange sind. Neuerdings sind zur Sache auch zwei amt liche Erklärungen erlaßen worden, die eine vom Reich, die andere von der preußischen Regierung, die beide überein stimmend bekunden, daß die Konkordatssrage zurzeit sowohl im Reich« wie in Preußen den Gegenstand ministerieller Er Wägungen bildet. Auffällig ist an der -Kundgebung der ReichS- rcg-icrung, daß st« eine wichtige Tatsache verschivcigt. Sic ver weist nämlich darauf. Laß bereits unter einem früheren Kabinett Marx die Vorarbeiten sür ein Konkordat „in An griff genommen worden seien", vergibt aber hinzuziifügen. daß aus den Vorarbeiten ein beim Reichsinnenministerium fertig vorliegender Entwurf geworden ist. Diese wichtige der Ocssentlichkeit vorenthaltene Tatsache ist von maßgebender volksparteilicher Seite alsbald festgestellt worden. Da ergibt sich mit Notwendigkeit die Frage: „Warum geht die Negie rung nicht offen mit der Sprache heraus?" Jedenfalls ist dieses heimliche Verfahren nicht geeignet, die heraufgezogenen Wolken des Mißtrauens zu verscheuchen. Verschärft oder nicht erleichtert wird die Lage dadurch, daß die Zcntrums- presse der konfessionellen Gegenseite ziemlich schroff gcgenübor- tritt und „Kullurkampfstimmung" zu wittern vorgibt. Das ist .zweifellos barer Unsinn. Man zeig« der Ocssentlichkeit auch nur einen einzigen ernst zu nehmenden staatsbejahcndeu Politiker außerhalb des Zentrums, der die Verantwortung auf sich nehmen möchte, abermals unser innerpolitisches Leben durch Entfesselung einer konfessionellen Hetze zu verseuchen. Man weise mit Fingern aus einen solchen Schädling und brandmarke ihn, wie er es verdientl Man wird vergeblich suchen: cö gibt einfach keinen. Was zur Konkordatssrage und über ihr Verhältnis zum Rcichsschnlgesetz vom Nicht- Zentrumsstaudpunkte aus zu sagen ist, läßt sich alles in sach licher Ruhe und Gelassenheit, ohne Zorn und Leidenschaft er ledigen. Die Pflicht der Wächter auf hoher Zinne, welche die Geistcsfrcihctt und die staatlichen HohcttSrechtc gegenüber der Kirche verteidigen, zur ungeschmälerten Wahrung des staat lichen Standpunktes ist unbestreitbar, und nur darum handelt es sich. DaS muß von vornherein klar und unzweideutig betont werden. Um so sicherer werden dann spätere Irrungen vermieden. In konfessionelle »der parteipolitische Hitze aber braucht aus diesem Anlaß keiner der Beteiligten zu geraten. Zunächst ist grundsätzlich zuzugcbcn, daß der Weg der ver tragsmäßigen Verständigung zwischen Staat und Kirche, wie er der Kurie gegenüber durch ein Konkordat bezeichnet wird, durchaus offensteht, soweit davon Verhältnisse berührt werden, die nicht bereits durch die Rcichsgesetzgebung geregelt sind. Wie kommt cs dann aber, daß der Gedanke eines RcichS- kvnkordats iiSerhanvt in so weiten Kreisen Unbehagen er regt? Der Grund ist vor allem ein stimmnngsmäßigcr. näm lich das Mißtrauen, das durch die geschichtliche Erfahrung ge nährt wird, daß bet dem Abschluß von Konkordaten, der Regel nach der Staat gegenüber der Kirche mehr verliert als geivinnt. Hierzu gesellt sich eine Bceinflussnnq der protestan tischen öffentlichen Meinung durch die in der französischen Rechtspresse mit Hartnäckigkeit fortgesetzten und auch bei »ns nicht unbeachtet gebliebenen Versuche, dem Zentrum geheime, angeblich tn Ncbcreinstimmung mit dem Vatikan verfolgte allkatbolifche Pläne irnterzuschicbcn. mit dem Ziel«, eine Art „Heiliges Römisches Reich" in Verbindung mit Italien wtederauszurichten: das soll auch die tiefere Llriache der Rechtsschwenkung dctz .Zentrums sein. Kein besonnener Real politiker wird natürlich solchen Plmntasmagorien Glauben schenken, aber die Stimmung gegenüber den Konkordats- gerüchlcn beeinflussen sie in gewissem Sinne doch, ebenso wie di« Beobachtung, daß dt« Errichtung von Klöstern und OrdenSnicSrrlasiungen in Preußen sich in der Stille weitaus reichlicher vollzieht, als es der protestantischen Auffassung wünschenswert erscheint. Soweit eS sich »m konkrete Tatsachen handelt, fallen ge wisse Bestimmungen des bereits in Geltung befindlichen