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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031016026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903101602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903101602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-16
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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A>- kündiautiaen aul der Prwalictte Zeile 2b Pig,: die rivaltige Zeile als ..ttt» gesandt" oder aus Tertieitc bll Pig. In Nummern nach Sonn und Zeier tagen l- de,. Llpaltigc Grund,eiten so. »o de,. «> und «o Lig „och b> ionderem Tarif. Auswärligc Aui träge nur gegen Vorausbezalilung. Betegblätier werden mit wlLtg berechnet. NerntbreckanschluH: Amt l Rr. U und Rr. Rr.287. Smkl: Der König von Italien in Paris. Neueste Drahtberichte. Hosnachrichle». Geiiesniigshcini, Hauvlgeschwolciic, Gewllschaft für Literatur und Kunst. Liederabend Gießen-Strauß. Beiliiier Lebe». ! Freitag, I«. Oktober 1903. Der König von Italien in Paris. Das italienische Königspaar ist, wie bereits kur; gemeldet, pünktlich um 3'/» Uhr in Paris eiugctrvffe». wo es der Präsident der Republik mit Frau Loubet und sämtlichen Ministern an dem Kleinen Bahnhöfe an der Porte Dauphine vor dem Bois deBou- logne empfing. Bei der Einfahrt des Zuges spielte die Militär- muük die ttcmenischc Hymne. Der König, der ;uerst bei» Wagen entstieg, ergriff die Hand des Präsidenten L o u b e t. dann u»i- nrmke er ihn und küßte ihn aus die Wange. Unterdessen war die Königin nachgesulgt und begann sofort eine lebhafte Uuicrhai lung mit Frau Loubet. Bei der Vorstellung der Minister zc-igte sich der König besonders erireut, de» Blinisierpräsidentcii Combes und den Minister Delcasss kennen zu lernen, denen er den "Admiral Morin porstelltc. Präsident Loubet geleitete alsdann die Königin, der König Frau Loubet am "Arme zu den außenstehenden osienen Landauern. Jni ersten Wngen nahm Präsident Loubet neben dem König Platz, im zweite» Iran Loubet neben der Königin. Ter König trug GeneiaiSnniiorm und sah mit seinem wallenden Fcderhur. mit seinem gebräunten Gesicht recht stattlich ans. zumal der Präsident Loubet ihn an Körpcigröße nicht über ragt. Die Königin trug ein bclles elegantes Promenadcnkleid aus grauer Seide mit Spitzen, cliicn weihen Feverboiero und einen siacken Hut aus silbergraner Seide. Sobald der König und die Königin ihre Wagen bestiegen hatten, erbrausten stürmische Hoch rufe. welche sich ohne Unterbrechung durch die Avenue du Bois und die Ebamps Elyises über die Place de la Evncorde bis zu dem Ministerium deSAeußerc» sorlictzken. Ans dem ganzen Wege hatte die Menge hinter dem Truvpenwalier die Trottoirs, die An lagen, die Häuser und selbst die Bäume besetzt und brach uner müdlich in Hochrufe aus den König, ans den Präsidenten Loubet, besonders aber ans die Königin aus. welche durch ihr liebenswür diges. offenes Gesicht und ihr anmutig freundliches Grützen rasch die Gunst der Massen eroberte. "Ruch der König zeigte sich sehr angenehm berührt von dem nngem.'i» herzlichen Emvfaiige der Pariser. Ter Präsident Loubet verabschiedete sich im Ministerium des Aeutzeren von dem Kvnigspaare, das um 5 Uhr Besuch im Clyise abstattete. Die Begrützung des Königs durch den Präsidenten im E'lhsöe mar überaus herzlich: beide schüttelten sich die Hand und auch die Königin reichte Madame Loubet die .Hand. Die Unterhaltung der beiden Smatsoberhäiivter wahrte etwa M Minitten. nach welcher Zeit die hohen Gäste, von Loubet zum Wagen geleitet, das Einöe verliehen. Der König und die Königin kehrten von ihrem Besuche im Elysöe gegenUhr wieder in das Ministerium des Auswärtigen zurück. An ihren Unterhaltungen mit Herrn und Frau Delcasss drückten sie wiederholt ihre hohe Befnedigirng über den ihnen von der Pariser Bevölkerung bereiteten Empfang ans. — Delcasss über- röchle dem Könige 50 Nachbildungen von seltenen Medaillen. Der König war über diese Aufmerksamkeit lehr erfreut. Später verlien dcr^ König das Ministerium des Auswärtigen, um sich nach dem Senatsvalast zu begeben. "Rach der Rückkehr ans dem Aeiiatspalast empfing der König Biktor Emanucl den Besuch des Königs der Belgier, den er alsbald erwiderte. Bei dem Diner im Elysse brachte Präsident Loubet solgen- een, von allen Anwesenden, stehend angchörten Trinkspruch >ms: „Sire! Frankreich ist sich der Bedeutung des Besuches, den Eure Majestät dem Präsidenten der Republik macht, bewußt; es acht in diesem Besuche eine glänzende Kundgebung des engen Einvernehmens, das zwischen den Rcgiernnnc» Italiens und Frankreichs hergcstellt ist und das in gleicher Weise den Gefühlen und den Interessen des italienischen wie des französischen Volkes entspricht. In der Gewißheit, daß beide Länder hinfort mit gegen seitigem Vertrauen und mit demselben guten Willen ihre nationale Ausgabe verfolgen können, begrüßt Frankreich mit aufrichtiger, dura, die huldreiche Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin noch verdoppelter Freude die Ankunft Eurer Majestät. Van ganzem Herzeil erhebe ich im Namen Frankreichs und seiner Regierung mein Glas zu Ehren Eurer Majestät und trinke ans den Ruhm Ihrer Regierung, aus Ihr Wohl wie auf das Wohl Ihrer Majestät der Königin. Ihrer Majestät der KöiiiglN-Muttcr und der ganzen königlichen Familie und auf die Gröye und die Wohlfahrt "Italiens." Ter König von Italien antwortete mit folgendem Toast, der von den Anwesenden gleichfalls stehend angehört wurde: „Herr Präsident! Die so liebenswürdigen Botte, die Sic soeben an mich gerichtet haben, erhöhen die leb- haste Genugtuung, die ich in diesem Augenblicke empfinde. Der enthusiastische Empfang, welchen die Stadt Paris und das gesamte Frankreich der Königin und mir bereitet haben, hat »ns tief ge rührt. Wie Sie, Herr Präsident, sehe ich in einem solchen Em pfange elwaS mehr als eine einsame Kundgebung dieser aus gesuchten Höflichkeit, die eine der traditionellen Eigenschaften der edlen sranzösischen Nation ist. Mit Recht sicht Frankreich meine Gegenwart in Paris als eur natürliches Ergebnis des zwischen unseren beiden Ländern glücklich vollendeten Werkes der Annäherung an. Die Interessen Italiens gehen dahin, daß cs mit allen seinen Kräften die Erhaltung des Friedens wünscht, und seine Stellung in Europa setzt cs in die Lage, durch seine Haltung zur Verwirklichung dieses in hohem Maße der Zivilisation dienenden Ergebnisses bcizntragen. "Nach diejem Zwecke richten sich meine heißesten Bestrebungen, ebenso wie hie beständigen Bemühungen meiner Regierung. Ich weiß, daß meine Gefühle von Frankreich und von der Negierung der "Republik ge teilt werde»: lch bin daher doppelt glücklich, mich heute ans fran zösischem Boden zu befinden, glücklich über die Herzlichkeit,^ die man der Königin und mir bezeigt, glücklich, mein Glas ans Ihre Gesundheit, Herr Präsident, und ans die Größe und Wohisayrt Frankreichs zu erheben." Nachdem das Tiner im Elysse um 9 Uhr beendet war, fand Cercle statt. Dabei unterhielt sich der König mit den beiden Kammerpräsidenten, mit Combcs, Delcasss und den übrigen Mi nistern. mit Waldcck-Rousseau. Mölme, Brijson, Freycinet u. a. Auch die Königin zog eine Reihe von Persönlichkeiten, die ihr oorgestellt wurden, ins Gespräch. Gegen 10 Uhr fand im Einste zu Ehren der italienischen Majestäten eine K onzcrtanssüh- rung statt. "Nach dieser unterhielten sich die Majestäten mit jedem der bei der französischen Republik beglaubigten Botschafter. Später verabschiedeten sie sich, indem sic dem Präsidenten und Madame Loubet die Hand reichten. Ter König non Italien verlieh das Großkrcu^ des St. Mauritius- und Lazarnsvrdcns den Präsidenten des Senats und der Kammer, den Ministern Eombcs, Rvuvier, Balls und den Herren der Umgebung des Präsidenten. Loubet >erlich dem Minister Morm das Grotzkreuz der Ehrenlegion und ernannte den General Brusati zum Großossizier, die Herren des königlichen Gefolges zu Kommandeuren oczw. Offizieren und Rittern der Ehrenlegion. Alle republikanischen Blätter bringen herzliche Begrü- ßungsa rtikel für das italienische Königspaar. Der Ton ist der gleiche von den Sozialisten bis zu den Demokraten. So sagt Iaurss in der „Pctite Republiguc": „Es lebe Italien! Mit dieiem Schrei wird das Pariser Volk als Dolmetscher des Fran- zosenvolles das italienische Volk, die italienische Demokratie, bc- grüßen. Es waren sehr kurzsichtige Geister, die für Frankreich Italiens Einheit und Freiheit fürchteten, als ob das Frankreich der Umwälzung seine dauernde Größe auf der Unterdrückung und Zerstückung der anderen Völker gründen könnte."Elemcnceaii heißt in der „Aurorc" den König willkommen und sögt hinzu: „Er kommt uns besuchen, und Loubet, weniger in das Dogma cingc- knotet als Franz Joseph, wird ihm den Besuch in seiner Haupt stadt, dem befreiten Rom, erwidern. Diele Reise wird keinen Aufschub erleiden, wie die des Zaren. Das französische Volk wird es nicht gestatten." „Lanterne" schreibt: „Die französischen Kleri kalen werden ihren Acrger schwer verbergen können. Die be ginnenden Feste betonen ihre enogültige Niederlage, ein Grund mehr für die Republikaner, sich herzlich über die Annäherung zwischen beiden Völkern zu srcucn, die einen neue» Schritt zum dauernden und organisierten Frieden Europas bedeutet." Tie Klerikalen unterdrücke» ihren Aerger nicht. „Gaulois" schließt einen Auf satz: „König Viktor Emcmucls bester Bundesgenosse ist die Sek tierer-Republik, die ihn mit Geschenken überhäuft. Durch ihre Hilfe hat er seine Finanzen geheilt. Diesem großen Dienste hat Delcasss das nroßmütige Angebinde Tripolis liebenswürdig bin zugefügt, so datz Bizcrta eines Tages von minder harmlosen Sol daten als den türkischen umstellt sein wird. Italien laviert zwischen Deutschland und Frankreich, um zugleich über das ger manische Schwert und den gallischen Svarbentel zu verfügen. Darin sehen unsere Staatsmänner nichts Auffallendes. Sic sind ihm dafür dankbar, daß er ihre Wohltaten annimmt und palten sich durch seine Freundlichkeit für reichlich bezahlt. Er gewinnt auf allen Seiten. Es ist ein Vergnügen, den italienischen Natio nalismus auf der Freimaurerei unserer Minister ausrubaucn." In einem zweiten Artikel ruft „Gaulois" ans: „Wir haben Men tana nicht vergessen und erinnern uns mit schwermütigem Stolze, daß unsere päpstlichen Zuaven die letzten Verteidiger des heiligen Stuhles gegen Italien waren." Neueste Dralttmeldnngen vom 15 Oktober. Berlin. Prälat Wilpert-Nom ist heute hier eingetrosien. Er wird der „Germania" zufolge morgen sein Werk über die Malerei in den Katakomben mit einem Handschreiben de-- P a v st e s dem Kaiser überreichen. Leipzig. lPriv-Tel.s Die Eröffnung der 5. Inte. nationalen Ausstellung für Motorsahrzeuge uns Feinmechanik fand heut vormittag in der Albcrthallc in An Wesenheit des -Herrn Slaatsinrnipcrs v. Mctzsch als Vertreter des Königs statt. In seiner Begrüßungsrede wies der Gcneral- sekrciär und Leiter der Ausstellung, .Herr v. Slabinsky, aus de.: Zweck und die Ziele der Ausstellung hin. die sich einer zahlreichen Beschickung durch die Industrie erfreue. Er stattete dem königlichen Protektor und den Behörden kür die dem Unternehmen erwiesene Unterstützung seinen Dank ab. Nach ihm ergriff Herr Ober bürgermeister Iustizrat Dr. Tröndlin das Wort, um den Wunsch aiisziisprechcn, daß die Automobilindusttic bestrebt sein möge. Mittel und Lege zu finden, bei der Entwicklung der Maschinen eine größere Sicherheit in der Steuerung zu erzielen, damit das Odium der Gefahr wegfalle: ebenso möchte der Kraftwagen mehr den wirtschaftlichen Zwecken, als wie bisher den sportlichen Vcr gnügungen dienstbar gemacht werden. Tie Stadt Leipzig ha! drei Ehrenpreise, bestehend aus Meißner Porzellanvasen, für die besten Leistungen in jeder Abteilung gestiftet. Bre m en. Das auf der Fahrt nach Honolulu befindliche Schul ich ist „Herzogin Sophie Charlotte" des Norddcutichcn Lloyd wurde nach einer telegraphischen Meldung aus Buenos Aprcs am 27. September unter 56 Grad 15 Minuten südlicher Breite und 79 Grad östlicher Länge angesprochen. An Lord alles wohl. München. Der ncuernanntc Armeebischos Volk mar leistete heute vormittag in der Kapelle der Nuntiatur den Huldigungseid vor dem Nuntius Macchi. Als Zeugen fun gierten der Pfarrer von der St. Michaeliskirche in Berlin, Faika, und der Domkapitular Ncudecker-Münchcn. Als päpstlicher Proto- notar fungierte Vassallo di Torregrossa. Stuttgart. Zu der am 18. d. M. stattfindenden Ent- h ü l l u n g s i e i e r l i ch k e i t der Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich hat der Kaiser dem „Schwab. Merkur" zu folge den Philosophen Eduard Zeller in Stuttgart, dessen Büste berm Standbild des Denkmals Kaiser Friedrichs als Nebenfigur anqebracht ist, und dessen Sohn Pros. Tr. Albert Zeller ein- geladen. Zeller kann seines hohen Alters wegen an der Feier lichkeit nicht teilnchmen und läßt sich durch seinen Sohn ver treten. Wien. Die Grafen Andrassy und Tisza find für mor gen zur Audienz beim Kaiser berufen worden. Wien. Der niederösterreichische Landtag ver handelte heute über den Antrag des Schuiausschusses, durch Vor stellungen bei der Regierung, sowie durch Petitionen beim Reichs- ratc cme Abänderung des Reichsvolksschulgcsetzes zu erwirken, dahingehend, daß an stelle der achtjährigen Schulpflicht unter Aus hebung aller Erleichterungen für den Schulbesuch eine siebenjährige Schulpflicht festgesetzt, in Landgemeinden der Halbtagsunterricht eingeführt und der weitere Ausbau landwirtschaftltcher Fort bildungsschulen gefordert wird. London. Der „Daily Telegraph" schreibt: Die Sachlage ist zu klar, als daß sie eine Ableugnung der Tatsache zuliebe, daß, wenn sonst nichts, die Gewalt der Umstände die großen M i t t e l m e e r m ä ch t e zu engerem Zusammenschlüsse bringe. Ter Verzicht des Kaisers von Rußland auf den Be such in Italien hat nicht im mindesten die Wärme des Empfanges bcciiiträchtigt, den Victor Emanucl in Paris gefunden hat.. Es sicht sehr danach aus, als wenn wir am Vorabend der Auslösung der offiziellen Bündnisse und ihrer Ersetzung durch Grupvcn ständen, die ohne äußere Form durch gemeinsame Intcrcsscn- sympathicn verbunden werden. London. Die ..Times" melden aus Tokio von gestern: Die Verhandlungen zwischen Rußland und Japan nehmen ihren Fortgang in Tokio. Es besteht gegenwärtig kein Grund, an einem friedlichen Ausgange zu zweifeln. Es wird jetzt erklärt, daß das angeblich russische Fort in "Zongampho nur eine Signcilstation zur Vermittlung der Verbindung mit Antung ist. London. „Daily Mail" meldet aus 6 obe unter dem gestri gen Tage, datz dort am 13. d. Mts. eine Konferenz alters rener Staatsmänner stattgefunden habe, an der auch tn erster Linie erprobte Staatsmänner teilgenommen haben, die dem Kunst und Wissenschaft. l* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof- : he ater. Im Königl. Opernhause wird Sonnabend, den l7. Oktober, Richard Wagners „Lohengrin" mit Frau Witlich als Elsa, Frau Reuß-Belce als Ortrud la. G.s, Herrn v. Rary als Lohengrin und Herrn Plaschke als Telramuud gegeben. i* Liederabend Hans Gieflen — Tr. Richard Straus; ES war ein interessanter Abend, fesselnd in den Vorträgen, reich an Beifall und Ebren für die Veranstalter, aber nur recht mätzia m. Besuche — ein »euer Beitrag zu der alten Ecfayrung: Verlaß Pich nicht auf die Gunst der Menge' Interessant wurde das Konzert zunächst in der Disvositivn des Programms, das nur zwei Komponisten austvies: Franz Schubert, den Liedersürtten dem das Lied in der edelsten und vollendetsten Form wie eine elementare Triebkraft ans der Seele quillt, der sich dieser Kraft unbedenklich und ohne kritische Skrupel vertrauensvoll hingibt. um il» wie ein gläubiges Kind zu folge», der uns das Schönste, oas Hvheitsvollste fchns. was wir Dculschen an Liedern und Ge länge» besitzen, und vielem gegenüber gestellt: Richard Straub, der Neueste der Neuen, der sich bemüht, die Brücken feiner Musik und der Musik, wie wir sie bis beute kannten, hinter sich obzubrechen: Harmonie. Takt. Tonart, »nt einem Worte ,gc- beiligtc Regel" selbstherrlich über Bord zu werfen und aus dem stürmischen Meere seiner ungebändigten Pbantaste das Schilflem ..Musik" steucr- und führerlos treiben ;u lassen — zwei Extreme der schärfsten Art! In Kunstsrngen zu provkczeicn ist iebr mißlich. Möglich, datz Straub einstens Europa beberrscht — seine Propheten sind wenigstens dieler Meinung — möglich aber auch, dab später kein Mensch mehr nach ihm fragt, wayreiid Schubert weiter leben wird, bis das letzte Lied mit dem letzte» Menschen stirbt. Merk würdigerweise sprachen beide in gleichem Maße an. ja stellenweise wollte es — dem Beifall nach zu uuclle» — sogar scheinen, als ob man Straub den Vorzug vor Schubert gäbe. Wohl ehrte man den toten Meister, der mit achl Gesänge», darunter einige der in der großen Oessentlichkeit weniger bekannten, vertreten war, durch warme und herzliche Anteilnahme, aber man begrünte dennoch mit einem Schub von merklich lauterer Zustimmung das dar- gebotenc volle Dutzend der SllMiblchrn Lieder »nd von dieien nderlich die, die sich an Bizarrerie der Form und des Inhalts auSzeichneten. Allerdings hat man die einen, wie die andere» der Lieder auch nur leiten in !o hoher Vollendung der Wiedergabe gehört, wie durch Herrn Kammersänger Gießens reife Porlrogs- klinst und in der Meisterschaft der Begleitung durch Tr. Richard Straub. Beide Künstler waren hier im Vottrage in der Tal zu einem tadellosen Ganzen verschmolzen. Mehr des Lobes über die Konzertneder zu iagen, ist völlig überflüssig, denn sowohl über Herrn Gießen, wie über Herrn Strauß ist an dieser Stelle so oft und ausführlich geschrieben worden, daß man lästiges Wiederhole» am besten unterläßt. Der künstlerische Erfolg war. wie gesagt, außerordentlich, und wenn Herr Gießen cs noch nötig hätte, sich neben seiner Eigenschaft als Opernkünstler auch als Konzerliänger rühmen zu lassen, so hätte er gestern dazu die beste Gelegenheit geboten. ü. 8t. Berliner Leben. ^ . .., . D- Berlin, 14. Oktober. Ter entsetzliche Fall Di PP old, der weithin Aussehen und Entrüstung erregt hat. beschäftigt natürlich hier die Gemüter ganz besonders. Wir sind ja auch die „Nächsten dazu", da er eine Berliner Familie so schwer betroffen hat. Mit Recht hat sich auch die Presse dieses Vorganges bemächtigt und ihn von allen Seiten beleuchtet. Aber uns will scheinen, daß man da vielfach in den Fehler verfallen ist, einen Emzclfall in allzu weitgehender Weise zu verallgemeinern. Es ist nicht wahr, daß die meisten oder gar alle Berliner Eltern, die den gesellschaftlichen.Kreisen der Familie Koch angehören, die Erziehung ihrer Kinder fremden Leuten anvertrauen und sich um das leibliche und geistige Wohl und Wehe ihrer Lieblinge wenig oder gar nicht kümmern. Wir wollen nicht in den entgegengesetzten Fehler verfallen und be haupten, daß die erstaunliche Sorchosiakeit, die der Vater und die Mutter des in so scheußlicher Weile langsam hinaemordeten Knaben an den Tag gelegt haben, in der Welt der oberen Zehn tausend Berlins eine einzig dastehende Ausnahme b-ldc. Wir möchten nur der Anschauung ciitaeaentrcten. als ob sic etwa die Nagel sei. Gewiß nimmt in diesen Kreisen die Jagd nach dem Glück und »ach dem Vergnügen einen »»verhällnismäßig breiten Raum ein, der für die Erfüllung der bä»sl:cyen Pilichien nicht mehr jo viel übrig läßt, wie aller girier Gewohnheit cntipricht. Das ist in Berlin mit de» großen Emsernnngen und den viel fach weitverzweigten beruflichen Interessen natürlich noch mehr der Fall, als in anderen deutschen Großstädten. Die Familie wohnt draußen im Westen oder in einem Vorort, der Vater ist von früh bis spät im Herzen der Stadt tätig und findet vielleicht nicht einmal immer Zeit, die Mahlzeiten gemeinsam mit seinen Angehörigen einzunehmen. Tie Kinder bekommen ihn oft nur an den Sonn- und Feiertagen zu sehen, und er kann sich ihrer Er ziehung nur selten näher widmen. Nur bei besonderen Anlässen wird er als yöchste Instanz angerufen. Dafür wird es aber jede einigermaßen gewissenhafte Mutter auch in diesen Kreisen für ihre Pflicht und Schuldigkeit halten, sich uni so mehr ihrer Kinder anzunchmen und, wenn sie auch gezwungen ist, zu ihrer Unter- stützung fremde Personen mit heranzuziehcn, diese desto aufmerk, jamer zu überwachen. Das ist nicht graue Theorie, sondern das Ergebnis zahlreicher Beobachtungen. Wir könnten sogar Beispiele aus der allernächsten Umgebung des Kommerzienrats Koch an- führen, von außerordentlich pflichttreuen Müttern erzählen, deren Gatten ebenfalls Direktoren der größten deutsche» Privatbank sind und die ihre Kinder mit größter Sorgfalt erziehen Aber lelbst Mütter, die minder gewissenhaft sind und die Pflichten der Repräsentation höher stellen, mitunter wohl auch stellen müssen, als ihre häuslichen Verpflichtungen, werden doch nur in ganz vcr- einzcltci, Fällen ihre Lieblinge gemieteten Erziehern au, Gnade und Ungnade ausliesern. Wo dies, wie im Falle Dippold, leider geschehen ist. müssen ganz eigenartige Verhältnisse vorlicacn. Es ist ja geradezu unbegreiflich, daß Eltern, denen von verschiedenen Seiten Warnungen und bestimmte Mitteilungen zugehcn, nicht alles daran setzen, um sich persönlich davon zu überzeugen, wie- viel von diesen Angaben tatsächlich begründet ist, daß sie sich damit begnügen, andere mit der Untersuchung zu bcaustragcn. Es ge hört ein ganz besonderes Temperament »u einer derartigen „Ge nügsamkeit". Wie Dippold selbst glücklicherweise ein seltenes Scheusal ist. das unzweifelhaft eine krankhafte Abnormität bildet, so stellen auch die Elter», die ihre beiden Lieblinge einem fremden Menschen sorglos überantworten, auch für Bcrltncr Verhältnisse noch immer Ausnahmc-Ersclwinunacn dar. TicS fcstziislellen, er schien uns denn doch gegenüber vielfachen Ucbcrtreibnngcn er forderlich, die weit über das Ziel liiiiausschießcn. Im übrigen alanbc» wir auch, daß die mcüiziniichen Sachverständigen über Dippold selbst noch nicht das letzte Wort gesprochen haben.
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