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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260127019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-27
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1926
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' Nr.« Sette! t«D »or^tftele» beruse« »tn, ist «l» Ms»ßertze1tSr«nier»»g «,s Sie Mithiise nicht zur Regierung gehöriger Partelev grvud» läßlich angewiesen. Sie erbittet diese Mithilfe, damit st« in einer schwierige» anßenpolitischen Lage und einer WlrtschiftS- krise von größtem 2lnS»>aße die Geschäfte de- Reiches snch- gemäß und zum Ruhe» des Volkes führe» kann. In der -luhenpolittk <9 Ser Weg. de» di« NcichSregtcrung zu gehen hat, durch den um l. :Novcmber l92k> in London abgesclttossenen Stertrag von Locarno und durch die allgemeinen Richtlinien, die ich in meiner NeuhSlagSrede vom 23. November 1925 ausgesprochen habe, bestimmt. Tie wichtigste Entscheidung der ReichSregirrnna wird den Eintritt Deutschlands in den RSlkerdund betreisen. Die setzt iurüctgetretene geschästosülirende ReichSregierunn hat gemäß der Entschließung deS Reichstags vom 27. Nvv. 1925 unablässig an der weiteren Auswirkung der Abmachungen von Locarno gearbeitet, insonderheit zugunsten des besetzten Gebietes. Ich nehme an. daß die bevorstehende Veratnna deS Hauslmlt- vlanS deS AuSivartiaeu Amtes zu eingehender AnSspracke hierüber und über die Außenpolitik üderhanvt Geleaeiibeit geben wird, Eo erscheint der ReichSregiernng cmpscblenS. ivert. hierbei alle Einzelfragcn der Ankenpolitik im ssieichS- tag zu erörtern und dabet die vorliegenden Anträge. Inter pellationen und Ansragen einzubezieben. Meinerseits möchte ich nur ans eine Frage biniveisen. die zurzeit i-n Rüttelvnnkt der Erörterung steht: Vas isl die Fraqe der Desayungssiarke in der 2. und Z. Jone. Hierüber bat die dem Reichstag bekannte Note der Botschafter- sonserenc voin li. :Nov. 1925 vorgesehen, daß eine kühlbare Ermäßigung der Trupvenzglil einireten soll, und zwar so, daß die künftige VesatzungSitärte sich -er normalen Ziffer nähert. Der Begriff der normalen Ziffer kann nicht anders ausqefaßt werden als gleichbedeutend mit dem Ncarifs der deutschen FriedenSpräien «stärke in den in Betracht kommenden (Gebieten. wie seinerzeit in der amtlichen deutschen Veröffentlichung ohne Widerspruch der in der Bvtschgsterkoittcrcnz vertretenen Mächte bervorgchoben worden ist. Dem cntsvrechen die Schritte der deutschen Regierung in dieser Frage. Die Ver handlungen hieri,her mit den beteiligten fremden Regierungen sind in lebhaftem Gange. Die NeichSregieruna gibt sich der Erwartung hin. das; sie. ebenso wie dteS in einer Reibe be reits erledigter Fragen geschehen ist. zu dem von unS ge wünschten Ergebnis führen. Was die Ittnenpolilik betrifft, so verweise ich wegen der grundsätzlichen Stellung nahme der ReichSregiernng zu den Fragen der Verfassung und zu den Beziehungen zwischen 9!eich und Ländern aus die Er klärung, die ich am 19. Januar 1925 in diesem Hanse abgegeben habe. Ans diese Erklärung beritte ich mich auch wegen der grundsätzlichen RegiernngSeinslellnng zum Beamtentum und Beamkenrechk und zu den fragen unserer ans christlicher Grundlage beruhenden Kultur. Ans dem Gebiete der Schulpolitik wird die ReichSregiernng die Lösung ansireben unter Wahrung der in der Verfassung gewührlcttlelen Gewissensfreiheit und unter Berücksichtigung der Elternrechte. Die ReichSregiernng gedenkt, eine Verbesserung unserer Wahlgesetz gebnng ernsthast in Angriff zu nehmen. Tie Vermögensrecht!icbe Auöelnandcrsetznng mit früher regierenden fürstlichen Familien bedarf einer möalichst bal digen rcichsgcsetziichen Regelung, wöbet die ReichSregiernng dem deutschen Volke die Unruhe eines Volksentscheides er sparen möchte. Tie gesamte NegicrungS, und VerwakinngStätigkeit. ganz gleichgültig, ob cS sich im weitere» Verfolg der allgemeinen Rewringedanken um große gesetzgeberische oder sonstige Pläne oder um die laufenden Arbeiten handelt, muß von dem Grundsatz beherrscht sein, daß die össcnt, lichcn Ausgaben ans ein Mindestmaß herabzusetzen sind. Ter scsie Wille zu solcher grundsätzlichen Sparsamkeit, der seine Wurzel im stärksten vaterländischen VcrantwvrtlichkcitF- gesühl findet, muh sich, wenn wir eine» AuSweg aus der Be drängnis der Gegenwart finden wollen, nicht nur in der Ver waltung des Reiches, sondern in gleicher Stärke auch bei den Ländern und Gemeinden ank-wirken. Tie Lage ist gekenn zeichnet durch eine Wirtschaftskrise von außerordentlichem AnSmaß, ihre Ueberwindnng ttt dringendste Aufgabe der Gegenwart. Es bedars dazu der Aufbietung aller geistigen und sittlichen Kräfte, der ganzen Arbeitsamkeit und Sparsamkeit unseres Volkes. Die Regierung ihrerseits wird mit allem Ernst und allem Nachdruck aus sinanz-, wirtschgsts- und nicht zu letzt sozialpolitischem Gebiete alles tun müssen, waS möglich ist. nm die Erstarkuna der Wirtschaft zu för dern und die Not breitester Bolkökreisc zn lindern. Alle Bemühungen nm Verminderung der ösientlichen Aus gaben finden auch bet gröhler Beschränkung der Ausgaben ihre Begrenzung in den durch die Verarmung unserer Wirtschaft geschaffenen Tatsachen und in den Belastungen, die wir infolge unserer politischen Gciamtlaac ans uns nehme» mußten. Ge rade aber dec-balb ist die Erhebung icdes NcbcrmaßcS an Stenern sorgfältig zn vermeiden und sind Härten nach aller Möglichkeit anszncttetchen. damit die gesamte Belastung wirt schaftlich traabar und sozial gerecht ist. Ilm auch in diesem Zusammenhang dl« eigene Verant wortung der Länder und Gemeinden zn stärken, soll für die Einkommensteuer am 1. April 1927 Li« tlebcrwcisung durch Znschläge abgelöst werden. Habet iit aus sinanziellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Auge zn behalten, daß die einzelnen steuerlichen Leistun gen in einem richtigen Verhältnis zueinander bleiben müssen. Daß ungedeckte 'Ausgaben nicht geleistet werden dürfen und Keinerlei Kinabqlerien in «nflalorische Maßnahmen in Frage kommen kann, ist selbstverständlich. Tic Bereitstellung von ofkenllichcn Geldern für die Be lebung der Wirtschaft ist naturgemäß sehr eng begrenzt und darf grundsätzlich den Rahmen einer produktiven Erwerbs- lo-cnsürsorge nicht überschreiten. Tie ReichSregieruna möchte mit Beschleunigung die bänerliclre nnd Arbeitersiedlung in den oolksarmen Teilen des Ostens fördern. Die allgemeinen SicdlungSpläne sollen hierdurch nicht berührt werde». Für dir Förderung des Wohnungsbaues sind der Reichs regierung Beratungen, die mit Vertretern der Landesregie rungen kürzlich im NcichSarbeitsmintsterium stattgesundcn haben, wertvoll. 'Namentlich müssen Wcgx gesunden werden, der nicht abzulengnctrden llcbertcuerung des Bauens zu be gegnen. Tie ReichSregiernng honst, von den Landesregie rungen bei der Verwendung der H a n s z i n S st c n e r in diesen Bestrebungen unterstützt zu werden, und bemüht sich ihrerseits besonders »m die Erleichterung erststelltgcr lang fristiger Hnpothekarkredite. Ueberhaupt wird die RcichS- regierung mit aller Energie auf eine Besserung der Kreditlage der Wirtschaft hinarbeiten. Unsere Wirtschaft brauch« billigere» und langfristigen Kredit. Tie ReichSregiernng denkt dabei auch a» die Landwirtschaft, deren Notlage sie mit großer Sorge verfolg«. Durch die be- reitS in der Durchführung begriffene Kreditaktion der Gold- di-kontbank wird der Landwirtschaft über die Rentenbarrk. — »Vrodaer -kachrlchtm* — kr adtt«, statt et» SetrSchtlicher Zwischen krebst alSbaw An geführt werden. Die Regierung ist sich darüber klar, daß mit den Krediten allein nickt geholfen werden kann, wenn nicht gleichzeitig auch mit andere» Mitteln die Landwirtschast ertraaSiäbiger ge macht wird. Maßnahmen zur Steuerung der allgemeinen Not der Landwirtschaft sind in Vorberetiutra und sollen in Verbindung mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Organisationen betrieben werden. Wenn r» auch hier, genau wie in anderen Wirischastbkreisen. ein Allheilmittel nicht gibt, so ist die ReichSregieruna doch davon durchdrunarn. baß die Erhaltung nnd soweit irgend möglich. Steigerung der Probuktioubsähtakeit der Landwirt schaft eine Lebenösraae deü dentlckeu Volkes ist. Neben -er wertvolle» Stärkung deS inneren Markte- tritt mit gleicher Bedentuna das Erfordernis einer Steiaernna der Ausfuhr. Die gesamte» Handelsvertragsverhandlungen. die ohne Unterbrechung sortzittetzen sind, müssen mit dem Ziel aelübrt werden, zur Besruchtnna deS allaemetnen WirtickaftS- lebens die Wiederherstellung eines lebhaften WarenauS- taittctis in der Welt zu ermöglichen. Hierbei muß in erster Linie daraus binnen,irkt werden, daß die leider noch teilweiie bestehende Schlechtrrstcllung deutscher Ware» i» Beraleich mit den Waren anderer Länder aus ausländische« Märkte» beseitigt wird. AnaesicktS der hohen Zölle, die im AnSlande vielfach gelten, müsien die deutsche» Zölle bei den Verhand lungen dazu verwendet werde». »liier Währung der deutschen Lebeilsnotivendigkeiten den Gcsamtstand der europäischen Zölle möglichst herabzudrücke» Auch außerhalb der Handels- vertrüge wird die ReichSregieruna jede ernsthaft« Absicht einer An Näherung der e i n z e l st a a t l i ck e u Wirt- s ch a s t e n durch allgemeine zwischenstaatliche Abmachungen zu verwirklichen, mit aller Kraft fördern. Die Reichs- rcateruna ist weiter bereit zu prüfen, ob und wie in Fort setzung schon ergriffener Maßnahmen die deutsche Ausfuhr ans „enartiaem Wege erleichtert werden kann. Die besonderen Verhältnisse, die sich aus außergewöhnlicher Entwicklung der Wirtschaftslage in anderen Ländern ergeben haben, und für einzelne deutsche Wirtschaftszweige, so besonders für Kohle und Eisen, sehr fühlbar geworden sind, erfordern die be sondere Aufmerksamkeit der ReichSregieruna. Soweit die schwere Wirtschaftskrise, die mir durchlaufen, eine allgemeine Krise ist. müssen die Hemmungen be seitigt werden, die der Lelbstheilinia durch die wtrtscbast- ljch'-n Eiacnkrctttc noch entnegenitchen. Dabei denkt die ReichSregieruna nickt etwa «u et» überspanntes Eingreifen der Behörde«. Sie ist aber davon überzeugt, -aß die schon vor längerer Zelt wirksam einaelcitetc PrcisscnkunaSaktion mit Nachdruck fort- aesctzt werden muß. um die Wirtschaft von übermäßigen Prcisbelastiinaeii z» befreien. Besonders wichtig ist die alsbaldige Verabschiedung eines Gesetzes über die Beseitigung der Geschäftsaussicht. Die ReichSregiernng erblickt in der Durchführung von Maß nahmen, die die Gesamtwtrtschast von allen Ursachen der Ueberücnernng befreit, eine unerläßlich« Voraussetzung für den Wiederaufstieg Deutschlands. Sie ist sich bewußt, das, der Erfolg ihrer vcnvaltiingSmäßigen und gesetzgeberischen Maß nahmen in vielen Hinsichten sehr wesentlich von der frei- willigen Mitarbeit der Erwerbsstände abhängt. In Erfüllung einer besonderen Aufgabe der Sozial politik wird die Reichöregieriliig ein Arbcitrrschntzgesctz ein- bringcn.das die Bestimmungen über Arbeiterschuh einheitlich znsammensaßt und die Arbeitszeit neu regeln wird. Tie ReichSregiernng hält die von den früheren Regierungen wegen der Ratifikation des Washingtoner Abkommens abgegebenen Erklärungen ansrccht. Das Inkrafttreten einer international geregelten Arbeitszeit in Deutschland muß von dem gleich zeitigen Inkrafttreten in England, Frankreich und Belgien abhnngcn. Auch daö einheitliche Arbcilcrrecht bedarf der tat kräftigen Förderung durch die Reichsregierung, die zu diesem Zwecke das zurzeit dem Rcichsrat vorliegende ArbeitögerichtS- gcsctz weiter verfolgen wird. Tie gesetzliche Regelung der ErwerbSlosensürsorge ist an» gesichis der groben Zahl der Erwerbslosen mit Beschleunigung zn betreiben. Bor wenigen Wochen sind die Bedingungen für die Verzinsung und Tilgung der Reichsbarlehcn sür die Not standsarbeiten an die Kommunen uird an deren Verbände wesentlich erleichtert worden. Auch ist der Anteil des Reiches und der Länder an den Kosten dieser Arbeit erhöht worden. Ihre besondere Aufmerksamkeit wird die Regierung der Knrz- arbcitcrfrage alö dringendster Frage des TagcS zuwenden und scststellen, ob eine Linderung der Not der Kurzarbeiter möglich ist. unter gleichzeitiger Ausschaltung der wirtschaftlichen Nach teile, die von der Knrzarbeiterunterstützung befürchtet werden. Damit habe ich. schloß der Reichskanzler seine AuSsüh- riingen, in großen Zügen, ohne aus Einzelheiten ctnzugehen und ohne irgendwie erschöpfend zu sein, die Ausgaben umrissen, vor die das neue Kabinett gestellt ist und die es im Vertrauen auf die Unterstützung des Reichstags und des gesamten Volkes zu lösen sich bestreben wird. Das Gebot der Stunde ist, mit dem klaren Ziele der Wiederaufrichtung der deutschen Wirt schaft und des dcntschen Volkes nach innen und außen prak tische Maßnahmen in sachlicher Arbeit zu ergreifen. Lassen Sie n»ö an die gemeinsame Arbeit Im Dienste deS Vaterlandes gehen, »m die groben Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage zn überwinden. Je entschlossener und geschlossener alle Teile des Volkes diese Arbeit unterstützen, desto eher wird Deutschland die Stellung in der Welt wieder erreichen, die der Größe und Tüchtigkeit seines Volkes gebührt. AIS der Reichskanzler seine Red« beendet hatte und das Zischen der komunistischen und völkischen Abgeordneten sowie der Beifall der Regierungsparteien sein Ende gefunden hatte, beantragte der Lentschnationale Abg. Schul,. vrombcrg, daß ein dentschnationaler Antrag, der verschiedene Voraus setzungen sür den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund anfzählt, mit der Besprechung der Regie, rnngscrklärnng verbünde« «erde. Der Antrag «mrde an genommen. Abg. v. Graes« lD^völk.) erklärte daraus, daß bei der gänz- lichen Inhaltslosigkeit und Programmlosigkett der SliiSfüh- rnngen deS Reichskanzlers nicht etnzusehen sei, was die Fraktionen vor der Besprechung der Regierungserklärung noch untereinander verhandeln sollten. Wenn die Fraktionen gegen diese Kanzlererklärung ebensowenig sagen wollten, wie der Kanzler selbst überhaupt gesagt habe, dann brauche gar nicht» gesagt zu werben. Der Redner beantragte, daß die Be sprechung der Kanzlererklärung sofort vor-"'vmmen würde. Dieser Antrag wurde sedoch gegen Völkische und Kommunisten nbgelehnt, und gemäß dem Vorschlag des Präsidenten wurde beschloßen, die Besprechung der Regie rungserklärung am Mittwoch nachmittag nm 1 Uhr beginnen zn lasten. Präsident Löbc schloß dann die Sitzung. Die schwankende Slellung -er neuen Regierung. In einer GeschäftSordnungSdebatic bereits in der Minderheit. Berlin, 20. Januar. Die kurze programmatische Er. kläerung, die beute der Reichskanzler vor dem Reichstag abgab. war ursprünglich von de» Parteien alö eine rein formale An gelegenheit angesehen worden, da man schon vorher wußte, daß der Reichskanzler sich mit sehr allgemeinen Bemerkungen be- gnügen würde. Man glaubte tnsvlgebellen auch, daß die En t- schcidung der Fraktionen über die Stellnngnahme bei der Einbringung einer BilligkeitSsormcl relativ ein fach sein würde nnd daß sich insbesondere die Sozialdemo kraten znnächst sür eine Stimmenthaltung entschließen wür den, um damit daö Kabinett durchzubrtnge». Die Regierung batte vorher die Frage einer BtlltgungSformel mit den hinter ihr stehenden Minderheit-Parteien noch nicht erörtert. Sie Mittwoch. 27. Zam« 1I2S hatte wohl bi, Absicht, «» eventuell nur auf dt« Lblehunnß eine» Mißtrauensvotum« ankommen zu lasten. Durch die Rede deS Reichskanzlers ist die Situaltvu «nn etwas verschoben worden. Der Reichskanzler hat m seiner Rede gebeten, alle Anträge, einschließlich de« de u t s ch n at to- nalenAntragS über die Voraussetzungen für den Eintritt tn den Völkerbund, zurückzustellcn. Außerdem lehnte er tm tnnerpoMischen Dell mit lehr deutlichen Worten den Volksentscheid über di« Fürstenabfindung ab Da» erste da« nun aus die Deutschuatiouale«. da» letztere wie derum aus die Soztaldemokrate» verstimmeud eingewtrk«. Dar. auv erklärt sich auch die Tatsache, daß die erste Wirkung der Kanzlerred« eine GeschästSorduuugSbedatt« war, k» der die Dentschnationalen die Berat««, ihre» Anträge» trotz de« Widerspruches deS Reichskanzlers verlangten. Zur all gemeinen Nederraschung setzten sich sür diese« Antrag auch die Gozlaldemkkrate« ein. sv daß die Negierung ln der ersten Abstimmung nach der Kanzlerrcde in der Minder heit blieb. Natürlich ist damit, das, die Negierung in einer Geschäft». orbnungSdebatle eine Schlappe erlitt, durchaus nicht gesagt, daß sie nun auch In der Abstimmung Uber den Inhalt der NeglerungSerklärung eine Niederlage erleiden würde. Während tn kurzen Sitzungen der NeglerungSpartrten Einigung über die gemeinsame Erklärung bei der Anssprache über daö Programm der neuen Regierung erzielt wurde, be schäftigte sich die d e u t s ch » a t t o n a l c Reichstags- sraktion tn einer sUnsslUndigc» Sitzung mit der Lage, die durch die Regierungserklärung geschaffen worden ist. In der Fraktion letzte sich schließlich die Anschauung durch, daß ei« Wandel in der bisherigen Außenpolitik ohne Eingehen auf die unlängst veröffentlichten deutsch nationalen Voraussetzungen sür den Eintritt t« den Völkerbund anch vom neuen Reichskabinett nicht zu er warten sei- Angesichts dieses UmstandeS und be« weitere», daß auch innenpolitisch nach der Regieruugscrklärnng durchgreifende Maßnahmen nickt zu erwarten seien, daß sic bei der überaus starken Linksneignng, wie sic die Zu- sammensetznng bcS neuen Kabinetts darstell«. anch gar nicht erwartet werden könnten, bleibe der dcutschnatia- nalen ReichStagösraktion nichts weiter übrig, al» dieses Kabinett von Anfang an abzn lehnen. Die Fraktion lieschloh daher, am Mi lwoch im Reichstage ein Mißtrauensvotum xpegen die neue Regierung einzubringen. Dte parlamentarische Lage hat'damit eine vollständige Klärung erfahren. Man weiß setzt, wie stark dte Gegner des neuen Kabinetts sind »nd wie stark die Zahl der Stimmen ist. auf die sich daö Kabinett Luther zu stützen hofft. Es kommt jetzt auf dte Haltung der Sozialdemokraten an. Wie man hört, hat Reichskanzler Dr. Luther bereits Fühler zu den Sozialdemokraten auSgestrcckt, »m die sozial demokratische Fraktion nicht im Zweifel darüber zu lassen, daß der Bestand des neuen Kabinetts gefährdet sein würde, wenn auch die sozialdemokratische Fraktion zu ablehnender Haltung gegenüber dem Kabinett gelangen sollte. Man glaubt in parlamentarischen Kreisen, ganz bestimmt damit rechnen zu können, daß die sozialdemokratische Fraktion Stimm- enthaltung üben und auf diese Weise dem neuen Kabinett Luther über die erste parlamentarische Klippe hinweghclfcn wird. Inzwischen sind auch die Mißtrauensvoten der Völkischen und der Kommunisten clngegcmgen. ToS völkische lmt folgenden Wortlaut: »Der Reichstag wolle beschließen: Die ReichSregiernng besitzt uicht das Vertrauen des Reichstages". Für den Fall der Ab lehnung dieses Antrages: »Der RcichSministcr des Aue, wärtigcn, Dr. Strescmann, besitzt nicht das Vertrauen bcS Reichstages." — Die kommunistische Ncichstagssrakli»» hat folgenden MißtraucnSantrag eingebracht: „Die Regierung Luther—Stresemann besitzt nicht das Vertrauen des Reichs tages." » Berlin, 26. Januar. Von parlamentarischer Sette wird uns das Gerücht ntttgcteilt, daß heute zwischen dem Zen- trumSabgeorducten Fehrenbach und dem FraktionS- vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion Hermann Müller lFrankens eine streng vertrauliche Unter redung stattgesundcn hätte, die sich, daraus bezogen habe, ob cS möglich sei. daß sich die sozialdemokratische Fraktion bei der Abstimmung über die Mißtrauensvoten und über die BillignngSsormcl für daS neue Kabinett Lnther nicht nur der Stimme enthalten, sondern für positive Unterstützung eut, scheiden werde. Fehrenbach hätte daraus hingewiesen, daß angesichts der Stiinmenzahl der Opposition der Fall eintreicu könnte, daß die Koalitionspartcien t» der Minderheit blieben. Um nun das nach wochcnlangcn Bemühungen zustande- gekommene Kabinett nicht schon am Anbeginn wieder um- zustürzc», wäre es doch angebracht, wenn anch die sozialdemo kratische Fraktion es unterstützte, um so mehr, da doch Reichs kanzler Dr. Luther heute in seiner kurzen programmatischen Erklärung ein ziemlich großes Eingehen aus dte Wünsche gerade der Sozialdemokratischen Partei angezetgt habe. Der Abg. Müller lFrankens soll erklärt haben, diesen Wunsch tzt der am Mittwoch stattsindenden Fraktionssitzung der Sozi«» demolratcn vorzubringen. Heute abend ließ sich schwer feststellen, ob dieses Gerücht zutreffend ist oder nicht. Jedenfalls aber ist schon sein Aus kommen sehr bezeichnend flir die Schwierigkeiten, mit denen das neue Kabinett Luther zu ringen bat. 17S23V5 Erwerbslose! Berlin, 26. Januar. Vom 1. bis >d. b. M. ist die Za> der HauptuuterstütznngScmpsänger in der Erwerbslosensii» sorge von 1 4Ü7K16 ans 1 762 666 angewachlcn. Die Steigs rung beträgt 17,7 v. H. Die Zahl der männlichen Hanptunter- stützungScmpfängcr erhöhte sich von 1 88'» 648 auf 1 S66 766. die der weiblichen HanptnntcrstützungScmpfängcr von 161 5,73 aus 2115,98, die Zahl der ZnschlagScmpsängcr snnier- stvtzungSbcrcchtigtcn Angehörigen) von 1821S86 aus 2 692 988. Die Steigerung der Zahl der nntcrstützten Er werbslosen in der zweiten Dezembcrhälftc betrug rnpd 488 968 oder 49 v. H. sWTB.) Abendessen beim Reirbsprilkibensen. Berlin, 20. Jan. Beim Reichspräsidenten fand heute z» Ehren des diplomatischen Korpö ein Abendessen statt, an dem n. a. die hier anwesenden fremden Missionschefs, der Reichskanzler, der NcichötagSpräsident und der Reichs- minister des Auswärtigen mit ihren Damen tcilnnhmen. o. Trokha UN- -er Unkersuchungsausschlch« Berlin, 20. Jan. Der vierte Unterausschuß deS Unter- snchungSansschnsscS sür die KricgSiragen beschloß zn einem j Schreiben deS Abg. Henning tVölk.s an den Vorsitzenden des Unterausschusses: „Nach Einsicht in die stcnographtschl Niederschrift über dte Verhandlungen in der Sitzung vonl 23. Januar stellt der Unterausschuß fest, daß sür den Vor sitzenden keine Veranlassung vorlag den I» dem Schreibet! des Abg. Henning erwähnten Aiisschnßmitglicdern eine Nligi zu erteilen." Ferner beschloß der NnteranSschnß. den Vize« admlral v. Trotha zu den weiteren Verhandlungen über dit Marinemcutercien zur AuSknnstSertciluug herauzuzi'-hkn, Endlich wurde dem Abg. IooS lZ.l der Auftrag erteilt, das bisher vorliegende Material und daö noch eingehende Material durchzuarbetten. um zu erklären, «velchl weiteren Vernehmungen etwa noch in Betracht kommen.
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