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2 einem Rundgange zwischen Armenhaus, Gefängniß, Ar beitshaus und Zuchthaus besteht. Der Ang., ein ver schnitt auösehender Kerl, heißt Träger, seines Zeichens ur sprünglich Schuhmacher, aber, obgleich erst 38 Jahre alt, chon durch die Bestrafung von 13 verschiedenen Eigen- lhuniSverbrechen — darunter schon mit Arbeits- u. Zucht haus — seiner ehrbaren Profession entzogen. Nachdem er am 3t. Aug. d. I. aus dem Arbeitshause entlassen worden ist, hat er sofort wieder seine alte Lebensweise an gefangen und 6 verschiedene Diebstähle begangen, zum Theil mittels Einsteigens in die Häuser - also ausge zeichnete Diebstahle. Er hat dabei genommen, was ihm vor Augen kam, Geld, Kleidungsstücke, Victualien, Geschirr und andere leicht transportable Hausgeräthe. Er stahl Geld bis zum Betrage von 9 Lhlrn., verschmähte aber auch gelegentlich nicht eine alte Kaffeekanne oder eine Klei derbürste? Der Verbrecher, welcher übrigens geständig war und dem die gestohlenen Sachen zum Theil, wenn auch in sehr verschlechtertem Zustande, wieder abgenommen sind, wurde zu 1 Jahr 6 Monat Zuchthaus verurtheilt. — Nachdem nunmehr die Wiederherstellung des 1849 abgebrannten Zwingerpavillons vollendet ist, ist nun auch der Breterverschlag innerhalb des Zwingers entfernt wor den und Fußgängern wie früher wieder der Durchgang gestattet. — Der Tag der Weihnachts-Ausstellung und des Verkaufs derselben Seiten des hies. Frauenvereins ist in dem gütigst überlassenen Saale des Hotel de Taxe auf Sonntag den 14. Dec. von Nachm, halb 4 Uhr bis Ab. 8 Uhr festgesetzt worden. Mögen die Gaben auch dieses Jahr recht reichlich fließen. — Der Bau der neuen Brücke über die Weißeritz zwischen dem Albertsbahnhofe und dem Löbtauer Schlage, an welcher die Wölbung des zweiten Bogens fast voll endet war, hat gestern der ungünstigen Witterung wegen eingestellt werden müssen. Der dicht daneben führende hölzerne Steg war wegen allzu starker Fluth der Weiße ritz zu Vermeidung möglicher Gefahr ebenfalls gesperrt worden. — Die diesjähr. ordentliche General-Versammlung des Actien-Vereins der Societäts-Brauerei zu Dresden wird den 27. Dec. d. I. Nachm. 3 Uhr auf dem Wald- schloßchen stattsinden — Die Mitglieder der Bogenschützengesellschaft wer den im Vereins-Interesse auf heute Ab. 6 Uhr zu einer außerordentlichen Besprechung im Nebenzimmer der Brühl- schen Terrasse eingeladen. — Die Flora, Gesellschaft für Botanik und Garten bau, versammelt sich morgen Ab. 6 Uhr in der K. poln- techn. Schule. Gegenstand: Vorträge und Mittheilungen — Freitag den 28. Nvv. d I. sollen 1942^ Klftr. Hell, harter u. weicher Scheit-, so wie Klippelhölzer aus Dresdner Amtswaldung und zwar mit 1542H Klftr. für den Neustädter, 400 Klftr. für den Rampeschen Holzhvf zur Anfuhre an den Mindestfordernden verdungen werden. Die fraglichen Verhandlungen finden am gedachten Tage früh um halb 10 Uhr im Reußischen Garten statt. — Sub hastati onen: den 3. Jan. 1857 das Haus Nr. 39 auf hies. Palmftraße (Versteigerungslocal an der Frauenkirche Nr 13), den 3. Febr. das Haus Nr. 28/522 in der Zahnsgasse (auf 7300 Thlr. gew.) im K. Bezirksgericht. In Neukirch am Hochwalde lzwischen Bischofs werda und Sohland) wird vom 1. Dec ab eine Postex- pedition eröffnet. — Da die am Montag anberaumt gewesene. Ber- steigerung Herrschaft!. Pferde, Wagen und Equipagenstücke nicht stattsinden konnte, so soll dieselbe Freitag d. 28 Nov. früh 11 Uhr abgehalten werden. Tagesgeschichte. Man schreibt aus Koblenz: Eine auffallende Erscheinung bilden in der Criininal-Rechtspflege die in neuester Zeit so häufig verkommenden Vergiftungen und Vergiftungöversuche mit den Phosphor-Zündhölzchen, so daß es wohl Aufgabe der TageS- Presse ist, hierauf besonders aufmerksam zu machen. Schon wie der befindet sich eine Frau auf der Anklagebank wegen Vergif tung mit Phosphorhölzche». Der Sohn der Angekl. hatte Um gang mit einer Wittwe, welche in Folge davon außerehelich mit Zwillingen niederkam. Die Angekl. ließ die Wöchnerin bitten, nichts von dem Verhältnisse mit ihrem Sohne verlauten zu las sen, und würoe sie selbige auch bisweilen besuchen. So erschien sic eines Morgens um 4 Uhr, sich entschuldigend, daß sie so früh komme, damit die Leute sie nicht sehen sollten. Da die Wöchne rin eines der Kinder an der Brust stillte und das andere weinte, sagte die Besucherin, sie solle ihr doch das Kind einmal überlas sen. Inzwischen, während sie nun das Kind schaukelt auf den Armen, geht das Licht aus, woneben eine Schachtel mit Streich hölzchen steht. Das Kind weint nun heftiger in den Armen ver Besucherin, so daß die Wöchnerin nach demselben sieht und be merkt , daß es um das Mündchen leuchtet. Mit den Worten: „„WaS habt ihr mit meinem Kinde gemacht?-" fordert sie es zu rück, legt es um es zu beruhige» an die Brust, aber das Kind trinkt nicht mehr und nimmt überhaupt nichts mehr zu sich, son dern stirbt nach zwei oder drei Tagen. Bei der Besichtigung der Leiche stellte sich heraus, daß Zunge und Mund voller Blasen waren. Die Anklage gegen die Alte geht dahin, das kleine Kind mittels Phosphorhölzchen vergiftet zu haben. Aus Triest wird gemeldet, daß der Kaiser von Oestreich am 2l. dort Revue über die Truppen gehalten, mehrere Spitä ler, Arrestlokale, Aemter und die Arbeiten am Eismbahnhofe be sichtigt hat, während die Kaiserin einer Messe beiwohnte und die Schulen und Kleinkinderbcwahranstalten besuchte. Triest hat alles Mögliche aufgebvtcn, um den Aufenthalt des kaiserlichen Paares zu verherrlichen. Um demselben eine gut« Aussicht auf Triest und seinen Golf zu gewähren, wurde bei Opczina ein Pa villon gebaut, welcher l ü.imO Gulden kosten soll. Die Artillerie arrangirt von der Leuchtthurm-Battcric ein Scheibenschießen und wird durch den Centrumschuß eine ganze zu diesen, Zweck herge stellte Fregatte in die Luft sprengen. 26 junge Mädchen, die Elite der jüngsten Generation Triests, zarte Blüthen aus jedem Stamm, jeder Abkunft und jeden Religionsbekenntnisses, Typen der verschiedenen Raccn, die in Triest eine neucHciinath gefunden haben, empfingen das Kaiserpaar. Aus Neapel schreibt man einem englischen Blatte: „Un sere Lage ist die lächerlichste, die man sich nur denken kann. Nach langem Drohen, Hin- und Herschreiben, Flotten-Ausrüsten und dergl. sind die Gesandten Frankreichs und Englands (Ersterer allerdings mit einem gewissen Anlauf, Aufsehen zu erregen) von hier abgercisti und dann kommt eine englische und eine franzö sische Fregatte angedampft, gerade nur um „guten Morgen, wie geht's?" zu sagen. So wenig Aufhebens wird hier aus dem ganzen Vorgang gemacht, daß die Namen der Gesandten gerade so wie gewöhnliche Smiths und Jones (Müllers und Schulze») in der Liste der Abgereisten figuriren. Die öffentliche Ruhe wird nicht im allergeringsten gestört, und liebevolle italienische Freunde bemerken schnippisch: „Wir befinden uns viel erträglicher ohne Ihre Gesandten. Ist das nicht auch Ihre Meinung?" — Der König schlägt uns wohlwollend auf die Schulter, und verspricht für unsere Sicherheit Sorge zu tragen, erläßt auch wirklich dem