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Dresdner Nachrichten : 23.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187409234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740923
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-23
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.09.1874
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»»»»»»«l»»«». o«ro ». — Ilittvocli, ckon SS. »vptvmoor 1874. — Vorgestern Abend gegen 8 Uhr waren die Passagiere de« vom Leipziger Bahnhofe weg nach Leiünig abgehenden Bahnzugs nicht wenig erstaunt, daß der Zug. welcher sachte zu rollen angefan gen, nochmals zum Stehen gebracht wurde und eine kleine polizei lichen Revue passiren mußte. Die Gesuchten schien man auch alsbald gesunden zu haben, denn der revidirende Pvlizriinspector lud vier Herren auf S Höflichste ein, auSzusteigen, ihm nach dem dafigen Polizeibureau zu folgen und ihre Reise auf einen späteren Termin aufzuschieben. Obgleich es den eingeladenen Herren nicht recht zu paffen schien, mußten dieselben ausstcigen und wurden nebst mehreren.Nassem und Taschen nach dem Polizeibureau geschafft, worauf der Zug sich wieder etwas erleichtert vorwärts bewegte. Man sah spater diese, von der Abreise behinderten 4 jungen Men schen — Berliner mit verschmitzten Gesichtern — in GenSdarnieri'e- begleitung per Droschke nach der Hanptpolizei tranöporliren. Einer derselben halte einen Andern der Polizei als Dieb seiner Effeeten dennneirt und dadurch zunächst Veranlassung zu dessen Berhastnng gegeben, war aber endlich selbst nebst einem Begleiter und noch einem Dritten arretirt worden, weil sich ergab, daß alle 4 Burschen ohne genügenden Nachweis einer reellen Beschäftigung sich einige Wochen hier ausgehalten und zusammen gewohnt halten. Als das Gepäck der 4 Beschatteten untersucht wurde, fand man vollständiges Diebeü- liandwertazeug darin vor und machte daher dieser Fang dem sicheren Blicke nwerer BalnchosSpolizci alle Ehre. — lieber die schon früher berichtete, in der Leipziger Pflege besNßende Mänseealamität laßt sich jetzt, nach vollbrachter Ernte, erst ein annähernder lleberbl'.ck erlangen. So schätzt man in der einen Dorsflnr von ea. 1300 Acker Fe io den durch die Fcls mäuse erzeugten Schaden, mäßig angeschlagen, mindestens ans 30,000- l«000 Thlr. und waren in dieser und anderen Fluren einzelne Stell n, ans denen cS faetisch nichts mehr zu ernten gab, denn sämmtlicbe Halme waren nahe dem Boden durchbissen, um sie zn Falle zu bringen und die Aehren abzubeißen, zu zernagen oder iir die Löcher zu schleppen, von denen der Boden in der That siebartig bedeckt war. Der Boden war nur noch bedeckt mit etwas langem Häcker und zerbissenem, durch die Einwirkung von Thau und Lust verwittertem Stroh. Wo der Boden sehr bald mit dem Pfluge um gebrochen wurde, wurden auch die Aehren in Breiige, allerdings im verdorbenen Zustande, auSgeackert. Angesichts solchen, allen Rein ertrag aushebenden Naturereignisses kann es auch noch Jagdpachter geben, die für ihre 0—lo Ngr. Pacht pro Acker — den sic bloS zu ihrem Bergungen offerirt haben — obendrein in dreister Weise aufsordern, ein Reichsgesetz möge das Bergisten der Mäuse, das einzige Mittel, durch welches sich der Landwirth wenigstens die nächste Ernte einigermaßen schützen kann, — gänzlich verbieten?!! Im Leipziger Dorfanzeiger wurde von einem solchen Nimrod neulich angeführt, daß die Jagdhunde die vergifteten Brause fressen und hieran crepirten. Nun, nur ein Sonntagojäger weiß nicht, daß ein gut dreisieler Hund keine todte Maus anrührt, cs sei denn, daß er selbst seinen Hund durch Hunger dazu zwingt. — An der Elbe mußte vorgestern Abend zu ziemlich später Stunde die Polizei zu Grinsten einer Frau intcrveniren, die von ihrem Manne, der sie dort mit eurem Ändern promcnirend gefunden hatte, in Ermangelung eines passenderen und geeigneteren Gegen standes mit einem Holzscheite gezüchtigt wurde und bereits ar:S mehreren Perletzungen stark blulele, als man sie ans den Händen des wülhenden Othello erlöste. Die Frau, welche vor gar nicht langer Zeit schon einmal von ihrem Manne in derselben Gegend, verinuthlich auch aus derselben Veranlassung, so stark gemißhandell worden war, daß sie nach dem Krankenhause geschafft und dort längere Zeit behandelt werden mußte, soll, wie wir hören, gleich ihrem Ehemanne eine gute Kundin der Sichcrheilsbehärde und des halb vorgestern auch trotz der erhaltenen Schlage ebensogut wie ihr -Herr Gemahl eingesteckt worden sein. — In einer Restauration zu Neustriesen begannen vorgestern Zlhend 3 Leute, welche erst spat dort erschienen waren, Streit mit den anderen Gasten, weil diese gelacht und sie dies auf sich bezogen hatten. Sie schlugen auf Jene los, gaben sogar einer Kellnerin, die Bezahlung für das verabreichte Bur verlangte, Ohrfeigen, rissen dem hinzuspringmden Wirthe den halben Kinnbart aus, räumten aber doch endlich das Feld und verließen das Gastlocal. An dem darin verübum Scandal hatten sie jedoch noch nicht genug, denn draußen ergriffen sie ein leeres Bierfaß und warfen dasselbe durch das Fenster, weiches dadurch total zertrümmert wurde, hinein in die Gaststube. Für diese Ercesse sollten sie aber doch nicht lesr aus gehen, denn einer der Gäste, welcher mit ihnen zugleich die Restan ration verlassen hatte, machte in der Stadt einen Nachtwächter aus sie aufmerksam und veraniaßte dadurch ihre Arrctur. Leider ent sprang einer der drei Ereedenten auf dem Transporte nach der Po lizeiwache, so daß zur Zeit nur zwei ihrer Bestrafung entgegen sehen. — Gestern Nachmittag in der 5. Stunde ist ein l3jährigcri Schulknabe, der Sohn des Schlossermcister Fritzsche, JohanniS- straße 20, in dem Haust Mathildenstraßc 30, wo er bei einem in der 4. Etage bei seinen Eltern wohnhaften Schulfreund auf Besuch gewesen ist, aus einem Fenster dieser Wohnung herab auf die Straße gesallenijund auf der Stelle todt geblieben. Man erzählt sich, daß die beiden Knaben Cigaretten geraucht hätten, daß es Beiden daraus sctzlimm geworden sei, der eine Knabe sich in Folge dessen auf das im Zimmer stehende Sopha, der andere, eben der verunglückte Fritzsche, aber ans dem offenstehenden Fenster hinausgebcugt, das Uebergewicht bekommen habe und hinuntcrgestürzt sei. Welchen Schreck und Jammer muß die Todesnachricht den nichts ahnenden Eltern verursacht haben! — Gestern früh ist ein anständig bekleideter männlicher Leich nam am D.nnvn hifflandeplatze unterhalb der Terrasse angeschwom men und polizeilich aufgehooen worden. Derselbe war ain Rad kasten eines der dort vor Anker liegenden Schiffe hängen geblieben und der eines Mannes in den vierziger Jahren. Später wurde in demselben und zwar von seinem eigenen Bruder, der mit dem Todten am Abend zuvor also vorgestern, noch zusammen gewesen war, ein unverheiralheter hiesiger Maurermeister recognoscirt. — In der Königsbrückerstraße ist vorgestern Mittag ein zehn jähriger Knabe durch eine Droschke überfahren und namentlich an dem einen Bein, über das eins der Wagenräder weggegangen ist, verletzt worden. Dem betreffenden Droschkenkutscher dürfte kaum eine Schuld an dem Unfall beizumcssen sein, da sein Pferd durch eine gerade vorbeimarschirende Äbtheilung Militär mit Musik scheu gemacht worden, zur Seite geprellt ist und dadurch Veranlassung zu dem Unfälle gegeben hat. — Gestern ist mit der Umlegung des Pser'oebahngleises auf der Waisenhausstraße, vor dem städtischen Waisenhaus«, begonnen worden. — Das am Ausgange der Freibergerstraße gelegene vormalige Einnehmerhäuschul wird im nächsten Monat nicdergerissen. — Das frühere Einnehmerbäuschen am Trinitatiskirchhofe blcibt auf Grund der Einwilligung des GrundeigenthümerS Herrn Jllig erhalten und wurde Seiten der Stadt fii« 50 Thlr. jährlich an die Direktion der Pferdebahn vermiethet. Letztere erwirbt sich dadurch den Dank des dort verkehrenden Publikums. Spaßhaft ist der Umstand, daß das winzige Häuslein auf zweierlei Terrain (!) gebaut ist: auf städtischem und Jllig'schem. — Zur Erhaltung der neuerbauten Thiergartenstraße — bei deren schöner Lage e« nur Wunder nehmen muß, daß nicht schon längst mehr Villen dort errichtet worden sind — soll die Ge meinde Strehlen, die sich verpflichtet hat, der Stadt einen jährlichen Beitrag zu den Unterhaltungskosten dieser Straße zu zahlen, nach vom Stadtrath ausgestellter Berechnung einen jährlichen Beitrag von 800 Thlr. zahlen. — Gestern früh fiel auf der Pillnitzerstraße ein hoch mit Stroh beladener Leiterwagen auf das Trottoir und zerschmiß die Fenster des Hause«, an das er sich anlehnte. Leicht hätte großes Unglück geschehen können. Fünfzig Schritte weiter lag auf selber Straße ei» Erdwagen, der über den Bruch eines Rades betrübt zu sammengesunken war. — Aus einem etwa 12,000 Quadrat-Ellen großen, an der Trabantengasse und Ostraallee gelegenen Platze, wird gegenwärtig ein Eoncertsaal erbaut, der an Größe, Einrichtung und Eleganz sämmtliche in Dresden befindliche Säle wahrscheinlich überflügeln soll, da er, so viel wir hören, auch zu Schaustellungen u. s. w. ver wendet werden soll. Die Vollendung des Baues dürste nicht mehr lange auf sich warten Offen. — Der Major Blume t on königl. preußische» KrlegS- iiiinistcOwii, commaiibirt zur Tpciliiaimic au de» Hcrbstüblmgcn der königl. säch«. Armee Nr. IN ist »achvollständigerBeeudlguug derselben uacv Berlin zuriickgekchit. - lieber die Manöver deö >5». ArmeccorpS (Elsaß-Lothringen!, dem kao K. S. Iwankcric Regiment Nr. Ii>ä mit attacüirl ist, ist der ofstcicllc Bericht eo-ickenen und hat dadurch vcsoudcrctz Inlcrcise, daß cd darin beißt: „4lack' bcm übercinstimmenteu ll«decke siiib die Mauuiehaiten in die «cm Jahr mit wenigen Ausnahmen von der Bevölkerung gut uub srcundUeh ausgenom men werden und ist ihre Unterbringung und Verpflegung säst eine cbeuio gute gewesen, als im Hclmatösland." - Der ui kcn großen Königö-Manövcrn bei Hannover von seinem Souverän in's Hanpt-O.uarticr dcS Kauer Wilhelm commaudlrt gcwcicuc königl. Italienische General del Vccci'i ist mit seinem Adjutant, ans der Rückreise begriffen, hier angc- koinmcn und bat die sllr ihn bcsonbcrd wenhcn Sehenswürdig keiten Dresdens in Augenschein genommen. - Gemäß früherer Verhandlungen der Kirchenvorstänkc der cva>igcliic!'-lulhciisc>-ci> Kirchen Paroclckcen zu Dresden, hat der Kreuckir-l envoOlard dessen Parocickc ain I. Deccmber I87> gegen M,Mio Seelen zählte - neuerlich beschlossen: eine Paroclckc dcr Frauenkirche und cinc der im Bau begriffenen Kirche in dcr Plrnalicl cii Vorttatt Von ber Krcuzkirchcu-Parockckc abzutrcnncn und hat diesen Beschluß dem Stadtrath mitgohellt, welcher sei »crscitS demselben bcislimmt. In Betreff der Friedhöfe, bei Kancnvcrwaltung unk ber Ausbringung der Parockckallastcn sollen die beiden neuen Kircl-engemcinkcn i» Gemcinschait bleiben, ihn sonstigen 'Angelegen! eilen aber durch eigene Kirchenvorstäntc ordnen, et» «er F r a u c n v a r oeh i c sollen von der A ltstadI der Brülck'schc Garten, die Terrassen-, Fischer-, Münz- und zöv'crgasse, die Angustuöstrctte, taS Eanzleigäßchen, die Svorcr-, Rosmarin- und Schöncrganc, die Frauen- und Galerlcstraßc, dcr Iüdcnboi. kle Schuhmacher und kleine Kirchgasse, der Ncu- markk, Oe Moritzstraffe, die Friesengaiie, tatz Landhansgäßchkn, die Laiiddauc-strane, die große und kl.ine Sckckeffga'ie, die Ram- pcichcstraffe, die Salzganc, an dcr Frauenkirche, der Zeughaus platz und Zeugt anSstraßc: von dcr PIrnaische n V orstadt der Piiuaische Platz, die Amalienstraßc mit Moritzalice. bcrElb- h-wg, au der Elve, Elbgä« cben, die Stciinlratzc, die kleine Ziegcl- ganc, das Kohlaäßchcn, die große Zicgclslra e b!ö an die Ma- «lckiecnstraffe, und die Pillnitzerstraße cbenkallS viS an die Ma tickldcmtraße; zu ber Parocickc rer neuen Kirche sollen die Bialhildenslraße. die große Zicgclslraße jenseits dcr Mathildcn- straffc, die Lchulgnts , Bobrwcrks- und Blumeustraßc, dcr Tatz dcrg. die Elise»-, Blaicwitzcr-. Dürer-, Holdest«-. Kranach- unk ck'cststonillraffc, die Piiliiirerstraße jenseits der Mathiltcnstraße, icke Ellas- und Strieienerslraßc, ber Stricscner Platz und die Wüttcrgaricniliaffc, vorvehältiich einzelner, sich etwa noch als wünschenswenh nerausskellenter Abänderungen geschlagen werken. — Die Dresdner Tnrncrstckall hat zu Gunsten der Brand calamltoien in Glashütte beute. Mittwoch, im Saale des Ge wcrbcbau>eS ein Ednccrt veranstaltet, welches nach bei» ani- gcstcllten Programme allen Theilnehmcrn einen recht genuß reichen Abend verspricht. Besonderes Interesse dürste» dic Vorträge erwecken, welche von den beiden Turngcsangrcreincn in Gemcinschait ausgeführt werden, während die ebenfalls auf bcm Programm befindliche, nIS höchst komisch bekannte Ovcrcttc „Oaiididatns Iescicke" ihre erheiternde Wirkung gewiß nicht verielckcn wlrd. Vielleicht dürite cS auch Manchem erwünscht sein, die Leistungen unserer nur selten vor der Seffent lichtest erNi'cincuden Langer beiter hiesiger Turnvereine kennen ru lernen. Im Allgemeinen ist aber eine rege Bethclckguug an ticicm WcckckthätigtcltSwcrkc um io mehr ni wünschen, als in Folge des Brande,- in Meiningen die Milkthätigkcil auf eine um fangreichere llnglücksstätte sich gelenkt hat und dadurch dem ge wiß auch hart geprüften Glashütte manche freundliche Hilfe leistung entgangen ist. — In Herlasgrün widerfuhr einem Bauer das Unglück, daß, als er ans einen Hasen einen Schuß abgegeben hatte, der brennende Papierpsropsen im Walde einen Brand entzündete, infolge dessen dcr unglückliche Jäger dem Besitzer des Holzes eine Entschädigung von 23 Thalern zahlen mußte. UcberdicS hatte er bei dem Versuche, das Feuer zu unterdrücken, seine Stiefel vollständig ruinirt, während dcr Haie aber mit heiler Haut davongegangen war. — Im Torfe Güldengossa wurde am 17. September das Stallgebäude des Gutsbesitzers Dietzc ein Raub der Flammen. — Bei einer Kohlensendung, welche die Kohlcnhandlung von A. Dittrich in Pirna empfing, befand sich auch ein mächtiges Stück bester Braunkohle vom Austriaschachte im Gewicht von ca. 23 Etr. — In Großschönau ward in der Nacht vom 18. bis 19. d. M. bei dem Kürschnermeister Lehmann ein bedeutender Einbruchs diebstahl verübt und sind dabei 8 Stück große Herrenpelzc, einige Frauenpelzkutten, mehrere Dutzend Mützen undFelle, sowie größere Stücken Tuch gestohlen worden. - Versteigerungen: In den GerichtSämtern: Den 24. Sept. (Donncrnags Zwickau: Heinrich Eduard Iuvcit'ö Hand nnd Wiese» in Oberplauitz. 2550 Thlr.; 2.3. Scpt. «Freitags: Dresden: Anna Brendcl's Villa In Serkcwltz 14.'><>«> Tlckr.. Theolinda Blumenau S HauS, Garten und Feld in Nicdcrlößnitz 7ii!>2 Thlr., 5k)tt Tbl«, 4!!» Thlr.; Ehcmnitz: Caroline Opper- manii'S HauS und Garten in Grüna, 100N Thlr.: Ebcrsbach: Ernst Wilhelm Kretzscbmar'ö HauS »nd Windmühle In Eiban. 20W Thlr.; Kanienz: Amalle Heinze'ö Grundstück In Großgrabe, 1224 Thlr. taxirt. — Verlautbarungen im Handelsregister: AnS der Firma: „Sceger und Maeser" Ist Herr August Wilhelm Albert Sceger auSgcsckckeben. — Oenentliche SchwurgerkchtSsltzung am 22. Seht. Ein mlt holcrr Strake belegtes Verbrechen, bas der Brandstiftung, unterlag beute der Cognition ber Geschworenen. Der sonst nickK schlecht beleumundete Maurer Carl Heinrich Hcnckclt auü Scrko- j wltz befand sich am Abend des 2. Sept. v. I. in der Sckffblich» ! schen Wirthschast seines weingesegneten HetmatbkorkcS. Anwesend war noch ber AuSzügler Hetnze, welcher i« Schieler wohl etwa» gar zu viel teS (Luten gctban batte; sein Zustand war derart, daß man ihn nach Hause tranSporllren mußt« und dabei leistete Henckelt freuntschaktlichst Dienste. Man brachte den alten Herrn bi» an dtr Hetnze's»e Scheune, welche gleich dem Gute bereits dem Soknw HS. gehörte und für ca. 800 Thlr. Getreide barg, kort wurde er niedergelegt. Henckelt ging wieder in die betreffende Restauration zurück, blieb noch längere Zeit daselbst und verließ, so ziemlich der Letzte, ange- beitert. in Bealettnng eines gewissen Mumvk. das Local. Von diesem trennte er sich miterwegS; statt aber das Bett zu suche», machte er eine» großen Umweg, schlug so zu sagen einen Hake» nnd kam wieder a» Hcliizc'S Scheune vorüber. Nun mag der Himmel wissen, waö den Mann dazu gebracht hat. sich in den Kops zu setze», da ein Acucrcl'cn an.zulege». Er sab au» einem Loche dcr sehr baiisäliiaen Scheune Stroh bcrauSgucken unb wars ein brennendes Streichhölzchen daraus; natürlich brach taS Feuer rasch aus und zerstörte die Scheune. H. war kaum zu Hause, alü gcuerlärm gcblaicn wurde, er sprang sofort zur Stelle und Vals mit löschen. Untersuchung über die Entstehung deö Feuer« wurde eingeleitet, aber nichts ermittelt, vib sich H. entlich selbst verriet!'. Nach der Tbat batte er sich stark dem Trünke ergeben und In angcrauschtem Zustande !>» Wirtbshame Geständnisse gemacht. Aus riese hin wurde er in Anklagestand versetzt. H. gestand Alles ein und erklärte seine Tbat damit, daß er geglaubt» er würde dem jungen Hcinze einen Gefallen lhu», wenn er die alte Scheune anbreiiute; dcr habe selbst vorher gewünscht, das löchrige Gebäude los zu sei» und spärcr sich geäußert, daß es ihm um die Scheune nicht leib sei, wohl aber nm'ö schöne Gc- irelbc. Hciiizczuii.gicbt blc Möglichkeit der letztere» Aeußerung zu. Dic Bewcioausual'inc ergab nichts Ncucö und sprach der Schwur» gcriclckSbol, »ach Vernehmung bcö WavrspruchS bcr Gcschworiicn. Anhörung dcS Herrn St.-A. Richter und bcS Vcrthcibigers Herrn Adv. Ur. Schaffrath, sein aus 8 Monate Geiangniß lau- lenbeS Erkcnntulß. Dem durch icin Leumunbozcugniß gut unter« stützten Angeklagten würben mllkcrnte Umstänbe gebilligt. — O ci i e >i t l ich e Sitzung ber Stabtvcrorbnc- tcn. Mittwoch kcn 2!l. Sept., AbenbS <» Uhr. Tagcö- Ordnung. Bericht bcS VerwaltungSauvsck'uiscS über tic Be- irclnng bcö Area IS ber russisch-griechische» Kirche von Eemciubc- aiiiageu; über tic Elnfiuruiig einer von der Flctcl-crckchcn Lchullchrcrseminarstistung erworbenen Waldpaiccllc; des Ver- waitungS- und RcchtöaiischiisscS über die Straßcnrciiiiauug der Stabt: des Rcclckoausichuffcs über dic Vollziehung des KaiuS betreffs bcö Tborhauses am Frcivcrgcr Schlage; über Abtretung vonKommunareal a» dcrFabiiksttaßc an FabrikbcsltzcrSicmcno; über Volliiclning deö Kains betreffs dcS an Herrn Raßncr über lassenen co»im»nlicbcn Straßeiuucalo an derSckckilcrstraßc; über dic ckiechtsvcrhältnisse deö Stadtkrankcnhauscv; über einen wegen Berguartlcruna von Truppen abgeschloiiciien Vertrag; über das in dcr Pioceßlacbe Göpicrt contra Stattaemeinde auszuiicllende Actorium; über kicKindcrpslcganstait und taö bermalige Grunk- itück deö SisvIS iür Lieche; des FlnaiwausschusseS über einen «weiten ckkachtrag zu kein G Finaiizauofchußdcricht über den Hauv- haltplan. das Schulwesen bctr. — WUtrrungS-lBcovartitlin« am 22.Septbr., Abendöff U. Barsmetcriland nach Otto >L Bösoidt Icker: 28 Paris. Zoll I L. ttcit gestern l'< L. gcsticgcnl. - rvermometer nach Rcaumur: ?«> Grab über 'Null. — Die Schloßthuriiuahne zeigte Sütosl- Wint. Himmcl heil. — GldliLhe in Dresden. 22.Sept., Mitt.: 144 Cent. untcrO. Tliliessteschtchte. Deutsches Reich. Wahrend dev Aufenthalts deS deutschen Gesandte» t» Italien, deö Herrn v. Keuteii, inBcrliii wird über die Reise deö Kaisers nach Italien cudgiltigcr Beschluß geiaht werden. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit werden die Rente zu sprechen haben, und cS scheint bei bcm jetzigen ganz vortreffliche» Gesundheitszustand deö Kaisers die Aussicht vor handen, daß dieselben keinen Widerstand entgegensetzen werten. Die Reise dürite eventuell in der ersten HäUtc deö nächsten Mo. uats und zwar möglicherweise direct von Baden-Baden erfolgen, wohin dcr Kaiser wie alliährlich zur Geburtstagsfeier dcr Kaise rin sich begeben wirb. Während seines AuienthaltcS in Baken- Baten wirb der Kaffer auch die Kaiserin von Oesterreich daselbst begrüßen, welche auf dcr Rückkehr von der Juki Wight mit ihrer listigsten Tochter, dcr Erzherzogin Valerie, einige Tage zum Besuche uuiercr Kaiserin zu verweile» gedenkt. Der preußische Minister deS Innern hat die Bezlrköregicrnn- gen veranlaßt, die Landräthc anznweiscn, solche Verballungen und Transporte katholischer Geistliche», bei welchen Erzcjsc zu befürchten stehe», entweder selbst an Ort nnd Stelle zu leiten oder zur Ausführung derselben dem bon dem Landrath beauf tragten Bürgermeister eine genügende Anzahl von GenSkarmcn belzugcben, um jeden Wiberstaiiv von vorne herein zurückweiien zu können. Dcr Minister hak sick' auch damit einverstanden er klärt, daß die Bürgermeister daraus aufmerksam zu wachen sind, daß bei dreimaliger fruchtloser Aufforderung zum Auöcinaiibcr- gchen von der Waffe energischer Gebrauch zn machen sei und daß nölhigknsallö von ber nächsten Militärdchörte telegraphisch mili tärische Hilfe rcgulrirt werten könne. Am 18. b. wurde dcr 'Attentäter Kullmann in taS Geststig- nlß des Schwurgerichts von Würzbnrg gebracht, nachdem der selbe durch Beschluß des königlichen ApvellativnSgciichtS zu Bamberg wegen Mordversuchs vor bas Schwurgericht von Ilntcrfrankcn nnd Aschaffenburg zur Abuoheilung in die am ist. Oktober d. I. beginnende Aistsciivcrhaiidlung vcurckcicn würbe. Die llcbcrwachnng KullmanistS criolgt in der nämlich ängstlich sorgfältigen Weise wie in Schweins»«. Für kle Becrbigung eines Altkatholikcn i» Königsberg i. Pr. batte der katholische Propst Tinder daö Grab aus ungeweihlcm Boden Herrichten lassen. Dic Wittwe dcSVcrstoibcncn proteststte jedoch gegen die Beisckung der Leiche an migcwcihtcr Stelle und Ist die Beerdigung deshalb vorläufig unterblieben. Lestrrreikst. I» feierlicher Privatanticn« empfing in Pest dcr Kaiser von Oesterreich de» spanischen Gcianktcii del Mazo, um anö dessen Händen sein Beglaubigungsschreiben cntgegenzu- iichmc». Abends wcw der Gesandte znrHoitascl geladen. — Tic Kaiserin von Oesterreich wird in den ersten Tagen deö October von England znrückkchrcn. Spanien. Der General Garcia Rcina, der von dem Ear- llstcnführer Villalain geschlagen war, ist anö Veranlassung seines, unwahre Angaben über kies Gest-ckt enthaltenden Berichts abge lebt worden. - Dem Vernehmen der „Epoca" zniolge hätte Don AlphoiiS von Bourdon die Statt Lira «Provinz Valcmias besetzt. Die amtliche „Gaceta" veröffentlicht eine Verfügung der Regierung, betreffend die Ncu-Orggnisirniig der Armee unb die Erhöhung ter Löhnung für die im Feite stehenden Soldaten. DaS Journal „Politsta" dringt einen 'Artikel, welcher anSiührt, bah ein gemeinsames Vorgehen der auswärtigen Mächte gegen die Karlisten geboten erscheine, iallö tic Grenzsperre von der «ranzösischcn Regierung nicht m-t größerer Strenge gchandhabt werde. Die deutschen Kanonenboote, an deren Bord sich der deutsche Constil in Banonne. Richard Lindau, befindet, sind durch das stürmische Meer bisher am Auslaufen ans dem Halen von Bilbao verhindert. England. Eine» guten Fang hat taö an dcr Nordwcstküsle MadagaScars kreuzende englische Kriegsschiff „Vuliure" am I I. 'August gemacht. ES wurde nämlich auf ein Sklavenschiff Jagd gemacht, dasselbe geentert und bann daö ErlösnngSwcrk voll zogen. Nicht weniger als 4l Männer, Frauenzimmer und i:n Kinder wurden bettelt. Die Sklave» litten ungemein von Schwäche und Krampt, da sie seit langer Zeit Ihre Stellung nicht hatten wechseln können. Drei und vier Tage dauerte eS bei vielen Kindern, ehe sie nach ihrer Betretung ihre Gliedmaßen frei wieder bewegen konnten. Dcr Kapitän dcs britischen Schis se», Herr A. T. Brookc nahm die »Besitzer der Slavcnladnng, 33 Araber »ach Zanzibar, um sie dort verurthcilen zu lassen. Während der Ucberiah« sind sicbcnzetm von den bettelten Skla ven in Folge von Schwäche und an Disscnteric gestorben. Daö Ist der vetcutendstc Fang, dcr seit langer Zeit gemacht wor den Ist. Amerika. Der „Philadelphia Ledger" fragt, ob eS denn durchaus unmöglich sei, die seefahrende Bevölkerung ganz ebenso wie die übrige zivillsiric Menschheit mit ledern Hasen in telegra phische Verbindung zu setzen. ES sind zwei Pläne für solch ein Unternehmen vorgeschlagcn worden. Nach dem einen soll jeder Dampfer ein kleines und billiges Kabel aut seiner Reise abwln- den unb so mtt dem Hasen, den er verlassen, in Verbindung blei ben. Die NachtheNe dleseS Planes siebt Zeder sofort ein. Ein mal geht bei Icdcr Reise ein ganzes Kabel verloren, dann Ist solch ein Kabel eine iebr unsichere Verbindung. Ein solideres, aber immer noch fantastisches Projekt ist, daß aus der hoben See die an den unterseeischen Telegraphcnkabeln zu befestigenden Boven zu Telegrapheiistatloiien benutzt werden sollen. Ein in N»th be findlicher Dampfer könnte dann von solch einer Station au« jedesmal nach dem nächsten Halen um Hilfe bepeschtren.
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