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Dresdner Nachrichten : 24.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190302240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-24
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.02.1903
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stand derelt. bet dem Großen Ausschuß Vorgehens betreffend erkläile sich der Bor- für die deutsche Städte- Lulstelluna zu beantragen, daß den betreffenden Städten empfohlen wird, di« sltr die Ausstellung m St. Louis geeigneten Gegenstände sür diese zur Bersügung ,u stellen unter der Voraussetzung. daß hindurch -oste» nicht erwachsen. In Hannover hatte man «ine Ausstellung der Mr die StädteanSslellung bestimmten Gegenstände zu veranstalten beabsichtigt. Hiergegen machten die Henen Ober bürgermeister Dr. Beck-Ädemnitz. Oberbürgermeister Dr. Belker- Köln und Oberbürgermeister Beutler Bedenken,geltend, und eS wurde beschlossen, diese Ausstellung dort erst zu veranstalten, wenn die StädirauSstellung vorüber sei. Damit wurde die Sitzung argen U Uhr geschlossen, da dt« Herren mittags sich zum Empfange bei Se. Majestät den König begaben. - ' — JmProzeßExnerin Leipzig wurde gestern der Ver- kauf von 882 OVO Mark galizischer Tochteraktirn von der Leidiger Bank für Rechnung der Trebergesellschast erörtert. Der Sach- verständigePlauEassel bezeichnete daS Geschäft als Schiebung, um die Bilanz der Leipziger Bank günstiger zu gestalten. Eine längere Erörterung veranlaßten verschiedene Berkäuse ungarischer Tochter- obligationen an Mmzmaier u. Co.-Hamburg. Die Obligationen, die die Leipziger Bank im Devot hatte, wurden durch Vermittelung de- Maklers Rotye in Hainburg mit der Trebergesellschast abge- schlossen. Da- Geschäft wurde perfekt, sobald die Leipziger Bank die Genehmigung erteilt und sich zum Rückkauf verpflichtet hatte. 'Der Sachverständige Plaut erklärte, das Geschäft wäre korrekt ge wesen, wenn di« Leipziger Bant am 28. März Minzmaier u. (5o. belastet und am 81. März die Trebergesellschast erkannt hätte; allein, aus dem Briefe Gentsch an die Trebergesellschast geht hervor, daß die Trebergesellschast erst am 8. April erkannt worden sei. Darau-entnehme er, daß das Geschäft erst am 8.April gemacht sei. Dos sei eine Bordatierung, die er für inkorrekt halte. Die Frage des Verteidigers Gordon, ob diese Bordatierung bewirken konnte, daß die Bücher der Leipziger Bank keine Uebersicht über den Stand der Bank gewährten, verneint Sachverständiger Plaut. Sachver ständiger SieSknid-SieSkind bezeichnete es als vollständig unzu lässig, wenn bei dem abgeschlossenen Monat noch Blätter sreiac- lassen worden sind. Ein derartiger Schlupfwinkel ist jedenfalls vollständig unzulässig. Zeuge Buchhalter Premßler bezeichnete die Rückdatierung, die in allen Bankgeschäften vorkomme, als zulässig. Aus Befragen des Vorsitzenden gab Zeuge zu, daß aus Anord- nung ErnerS oftmals mehrere Monate die Konten offen gelassen seien. Sachverständiger Plaut hält die Rückdatier»»« nur unzu lässig, wenn «in Abschluß erfolgt sei. Wetter kam der von der Trebergesellschast an Rudolf Ärach-Hamburg bewirkte Verkauf von karz oder 1. April der Konkurs der Leipziger , ausgebrochen wäre, hätten die Bücher eine Uebersicht über den Vermögensstand der Bank nicht gewährt. Justizrat Gordon fragte, ob die Buchungen für weitere Zeit eine Uebersicht über den Vcrinögensstand der Bank vereitelten. Die Sachverständigen verneinten diese Frage. Bei dem Verkauf von 339 Obligationen ging eine Zahlung am 6. Juni ein, diese wurde im Äasfabuch unter dem 8. Juni, aus Kontokorrent unterm 31. März gebucht. Die Sachverständigen bezeichneten auch diese Buchung als unzulässig. Bankier Plaut bemerkte auf eine Anfrage Gordons, diese Buchung sei auch nicht geeignet, eine Uebersicht über den Vermögensstand der Gesellschaft zu vereiteln. Es kam ferner der Verkauf der ungari- scheu Obligationen zur Sprache. Dieses Geschäft sei in derselben Weise abgeschlossen. Plaut bemerkte, dieses Geschäft sei von vorn herein korrekt und für die Leipziger Bank von Vorteil gewesen, denn sie erhielt dadurch Bargeld und erhöhte somit die Sicherheit. Das Schlimme war, daß sic immer mehr Gelder lieh. Exner bemerkte, Schmidt bekam nur so viel Geld, als ihm Kredit ein geräumt war und zwar nur immer in der Höhe der geleisteten Sicherheit. Eine Erweiterung des Kredits mußte erst vom Auf- sichtsrat ausdrücklich beschlossen werden. Der Vorsitzende führte aus: Ihre Pflicht wäre es aber doch gewesen, mit allen Mitteln gegen eine Erhöhung des Kredits sich zu verwahren. Exner er widerte: Sobald Schmidt nachwics, daß er zur Weiterführung seines Unternehmens mehr Geld brauchte, und außerdem die Sicherheit erhöhte, konnte eine Erweiterung des Kredits nicht ver sagt werden. In der Nachmittagssitzung kam das Geschäft der „SociötS Anonyme Chc-mique Hemixfen" in Brüssel zur Sprache. Diese Gesellschaft verpflichtete sich, 5 Millionen Tochteraktien der Trebergesellschast zu 4 Millionen Francs käuflich zu erwerben und den Betrag an die Leipziger Bank zu zahlen. Dafür garantierte die Trebergesellschast der Brüsseler Gesellschaft 10 Prozent Divi- dende. Die Leipziger Bank entlastete auch die Trebergesellschast um 4 Millionen Francs, obwohl sie noch keine Valuta erhalten batte. Die Hemixscn-Gesellschast zog sich aber sofort um 2 Will. Francs Treuhandgeld ab und zahlte 2 Millionen an die Leipziger Bank. Die letztere wurde dadurch Schuldnerin der Hemixsen-Ge- sellschost. Als der Konkurs der Leipziger Bank ausbrach, machte die Hemixscn-Geiellschaft auch ihre Ansprüche geltend. Sie bandelte dabei, wie der Sachverständige Plaut bemerkte, nach belgischen Gesetzen vollständig legal. Es gelangte ein Brief Schmidts an Exner zur Verlesung, worin Schmidt mitteilt, er werde wieder ÄH Millionen zur Dividendenverteilung brauchen. Tie Trebergesellschast habe bei verschiedenen Banken Guthaben von annähernd 6 Millionen. Er habe außer bei der Leipziger Bank keinerlei Verbindlichkeiten. Es sei begründete Aussicht vor Händen, daß die Tochtergesellschaften nächstens in volle Tätigkeit treten. Alsdann werde die Trebergesellschast die Leipziger Bank nicht mehr in Anspruch nehmen, sondern ihr sehr bald beträchtliche Zahlungen machen. — Am 18. Febmar 1606 wurde von einigen edlen Männern in Dresden der Verein zu Rat und Tot gegründet. Am 1',. Febmar 1833 wurde der Dresdner Hauptverein der evangelischen Gustav Adolf-Stiftung ins Leben gerufen, der die südöstliche Hälfte Sachsens umfaßt, während der Leipziger Hauptverein den nord westlichen Teil umschließt. Vom Dresdner Hanvtvelei» hat sich im November 1862 der Dresdner Zweigverein abgelost. welcher in Dresden die Aufgabe hat. Gelder zur Unterstützung bedrängter Evangelischer einzutammein. Die Herren, welche ihn leiten, sowie die Einrichtungen der Hauplvereine und des Zentral- Vorstandes bieten die Gewähr, daß hier alle Gaben gut verwertet werden. In steigendem Maße zeigt die evangelische Welt Deutsch lnndS durch Beiträge. Legate und Vermächtnisse. daß sie Vertrauen hat zur Leistung und Leitung des Gustav Ädoli-Vcrclns. Nur gerade der Dresdner Zweiaperein steht im Verhältnis zu anderen weniger leistungsfähigen Städten wert zurück, obgleich ihm durch das nahe Böhmen große Aufgaben erwachsen sind. Eine be deutende Steigerung seiner Einnahmen wird erhofft von der in dirsem Jahre neu eingeführten parochialen Sammlung unter der Mitwirkung des PfanamteS und des KirchenvorstaiiocS sür >ede Gemeinde besonders. Möchte die Neuerung den gewünschten Ersolg haben! — Im Pädagogischen Verein (Dresdner Lebrer- Vereins hielt am 20. Februar Herr Realschuloberlehrer Pöhler einen Vortrag über die Reform des Gcsangunterrichts nach der Forderung: „Kunst in der Schule". Nach dem der Redner in einem Rückblicke auf die Geschichte des Ge- songunterrichts u. a. bedauert hatte, daß der Unterricht im Singen m höheren Schulen bei Beurteilung der Schüler keine Berücksich- tigung finde, verbreitete er sich deS weiteren über die Ansprüche, die die Kunst der Musik an die Schule stellt, und zeigte, auf welchem Wege die Schule, besonders die höhere, diesen An sprüchen genügen kann. Die Schule soll nicht bloß die Kunst der Ausübung d«S Gesanges lehren, sondern auch die Kunst- betrachtuna. Sie soll den Schüler in das Verständnis einfacher Lieder und größerer musikalischer Werke cinführcn (was z. B. in Berlin und Hamburg auch durch Jugcndkonzcrte erstrebt wird), sie soll der vollendeten Gedankenlosigkeit im landläufigen Musit- vetnebe steuern und zum ernsten Dienste des Musikalisch- Schönen, im besonderen zu rechter Würdigung der deutschen Musik erziehen. Damit die vom Texte losgelöste Musik dem Schüler nicht eine Summe von unklaren Tonreihen sei, betrachte man da» Lied in Beziehung zu den Tonleitern, die Einteilung deS Liede» und seinen Aufbau (in den höheren Schulen gehe man ->»^ auf alte Tonarten ein und behandle alle noch bestehenden einige veraltete Hauptformen der Vokal- und Znstrumental- . Außerdem achte man auf daS Verhältnis »wischen T«t llelodi« und auf die Konsonanz und Dissonanz der Akkorde Uttel der musikalischen AusdruckfSähigkelt. Man erläutere Achilles die Hauptformen der Musikinstrumente an Modellen rache ihn mit den Hauptwerken unserer Tondichter und mit chrer zur Nacheiferung ««spornenden Lebensgeschichte bekannt. Soll der Gesangunterricht in dieser Weise erteilt werden, so müssen, ähnlich wie für das Turnen und Zeichnen, die nötigen Mittel, besonders ein Gcsangssaal und ein Klavier, sür jede Schule beschafft werden. — In der nachfolgenden lebhaften Be sprechung kam noch der Wunsch zum Ausdruck, cs möchte den Erwachsenen daS Hören guter Musik in Hallen gegen ein mäßiges Eintrittsgeld ermöglicht werden. — Daß auch zur jetzigen Zeit daS Wandem in die freie Natur seine Freuiive findet, konnte man am Sonntag an der vv» der Männer-Abteilung „P estalozzihalle" des Allgemeinen Turn- veiestis unternvnimene» Nachnnttagstninsahrt erkennen. Die zahl reichen. meist älteren Teilnehmer »>a»schierten über die Baumwieie, Boxdorfer Windmühle, Wahnsdorf nach Vuchholz-Fricdewald. dann weiter, immer schöne Waldwege benutzend, nach Ltndenau und Naundorf, wo fröhliche Einkehr gehalten wurde, lieber Kötzschen broda, Radebrul wurde der Heimweg angetreten, froh, einige Stunden der Erholung verlebt zu habe». — In der Turnhalle des Fletcherschen Seminars fand am Freitag nachmittag ein Schauturnen sämtlicher Seminaristen statt. Ter Einladung des Direktoriums waren eure große Anzahl Gäste, Freunde und Gönner gefolgt. Unter den Erschienenen bemerkte man die Herren Gras Tr. Otto Vitz thum, Direktor Bier, Stadtverordneten Oberlehrer Dr. Netsch. Reicher Beifall wurde den schasscnssreudigen, mutigen und gut- geschulten Turnern gezollt. Die Leitung der Uebunaen lag in den Händen der Herren Oberlehrer Rich. Richter und Wäh- mann. — Der 1. Verein Dresdner Gast- und Schankwirte und der Verein Dresdner Gastwirte veranstalten am 25. d. M. nachmittags halb 4 Ubr im Tivoli eine Protest-Ver- sammlung. Die Referate haben übernommen: Herr Laiid» tagsabgeordneier Max Schulz-Berlin über: „Die Anträge deS Grafen Douglas und die Aostinenzbctvcgung"; ferner .Herr Redakteur Oswald Zimmcrinann über: „Die Wahrung der hauptstädtischen Interessen gegen die volksfeindlichen Bestrebungen der Gegenwart". — Der Bezirksvcrein Dresden-Süd veranstaltele seinen ersten diesjährigen Familienabcnd im „Zoologischen Garten" und beging damit zugleich sein erstes Stiftungsfest. Aus diesem Anlaß hatte der Verguügungsausschuß alles ausgeboten, um unter Mitwirkung hervorragender künstlerischer Kräfte gute Unter haltung zu bieten. Ter Saal vermochte die erschienenen Gäste, worunter auch Abordnungen der Brudervereine zahlreich vertreten waren, kaum zu fassen, und die Darbietungen der mitwirkendcn Künstler fanden wohlverdiente Anerkennung. Ein Ball bildete den Schluß. — In Zwickau beschloß am Sonntag eine stark besuchte Versammlung von Braucrciarbeitern aus Zwickau und Umgebung, un Frühjahre den Kampf mit den vogtländischen Brauereien wegen eines neuen Lohntarifs aufzunehmen. Amtliche Bekanntmachungen. Die bisher in dem Grundstücke Leipzigcrstraße 27/29 befind lich gewesene öffentliche Feucrmeldcstelle ist nach dem Grundstücke Leipzigerstraße Nr. 8 verlegt worden. und masii und dem und wache ihn Na LageSgeschichte. Deutsches Reich. Die Rcichstagswahlen sollen nach der „Köln. Volks-Ztg." für den 6. Juni fest in Aussicht genommen sein. Die Nachricht, daß sür die bevorstehenden Reichslagswahlen schon 16 Millionen Briefumschläge in Auftrag gegeben sind, beruht auf einem Irrtum: die Beschaffung der Umschläge ist nicht Sache des Reiches, sondern der Einzelstaaten. Der Reichstagsabgcordnetc Pfarrer Winterer, Vertreter des Elsässer Kreises Altkirch, hat nach der „Magd. Ztg." erklärt, wegen seines hohen Alters nicht mehr als Kandidat bei den nächsten Wahlen austrctcn zu wollen. Er gehörte seit über 20 Jahren dein Reichstage au. Mit ihm tritt eine der wenigen noch vorhandenen Persönlichkeiten, die noch mit voller Manncs- kraft in der Uebergangszeit nach 1870 politisch tätig waren, in das Privatleben zurück, lieber drei Jahrzehnte lang war Winterer einer der heftigsten Bekämpfen des Deutschtums, sowohl im Reichs tag und Landesausschuß, als auch in seiner Amtstätigkeit. In den letzten Jahren schluger etwas versöhnlichere Töne an, ohne sich wohl ohne Gegenkandidat»!: gewählt wird. Herzog Nikolaus von Württemberg ist am Sonntag auf seiner Besitzung in Karlsruh in Schlesien verschieden. Der Verstorbene wurde als Sohn des Herzogs Eugen von Württem berg und dessen zweiter Gemahlin Helene geb. Prinzessin zu Hoyenlohe-Langenburg am 1. März 1833 geboren. Die Gemahlin des Verewigten, Herzogin Wilhelmine, die ihm 1868 angetraut worden war, ist 1892 verstorben: die Che blieb kinderlos. Herzog Nikolaus war als Mitglied der dritten, herzoglichen Linie des Hauses Württemberg der dem Königsthrone zunächststehende Agnat. An seine Stelle als dieser tritt jetzt das Mitglied der fünften, herzoglichen (katholischen! Linie des Hauses Württem berg, Herzog Philipp von Württemberg, dessen Tochter Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg von Sachsen ist. Der Dahingeschiedene war württcmbergischer General der Infanterie und österreichischer Feldzengmeistcr: er stand L la «uit« des Infanterie-Regiments Alt-Württemberg (3. württembergisches) Nr. 121. Die Beerdigung findet am Freitag in Karlsruh statt, wohin der König und Herzog Mbrecht von Württemberg am Donnerstag reise» werden. Ein beachtenswertes Zeichen für die Stimmung an höchster Stelle in München gegenüber den politischen Ereignissen in der letzten Zeit ist die Tatsache, daß der Prinz-Regent mit einem Hofsonderzua über Murnau nach Ober-Ammergau und Schloß Linderhof abgereist ist, und zwar zu einem mehrtägigen Auf enthalt im Hochgebirge. Heute ist aber der Schluß des vierzig, ständigen Gebets mit der kirchlichen Feier, welcher seit seinem Antritt der Regentschaft der Prinz-Regent mit den übrigen Mit- aimwhitt«:. Diesmal gliedern des köniktzichen Hauses alljährlich verzichtet der Prinz-Regent auf die Teilnahme. Zu seinem Stell vertreter bei der kirchlichen Feier bestellte der Prinz-Regent den Prinzen Ludwig. Diese Tatlache dürste den Uebermut' und die allzu hochgespannten Erwartungen der Klerikalen dämpfen. Die „Bcrl. di. N." weisen ebenfalls, wie cs bereits in den „Drcsdn. Nachr." geschehen ist, aus die Möglichkeit einer lieber- stimmung Preußens im Bundcsrat in der Frage des Jesuiten- gesetzes hin und führen dazu aus ^.Jedenfalls bleibt dasVerbot der Ordcnstätigkeit bestehen, und der Bundcsrat bleibt verpflichtet, die zur Ausführung und zur Sicherstellung dieses Verbotes erfordcr- lichen Anordnungen zu erlassen. Wird diese Verpflichtung auf die Lcrndespolizcibchördcn übertragen, so sind diese für die wirksame Durchführung des Verbotes verantwortlich. Da liegt doch die Möglichkeit sehr nahe, daß diejenigen Patres, welche sich über das Jesuitengesetz hinwegzusetzen versuchen, nach der Aufhebung des 8 2 aus dem Regen in die Traufe kommen. Für die Angehörigen der Gesellschaft Jesu und weiterhin für das die Sache derselben führende Zentrum erscheint unter diesem Gesichtspunkte die Auf hebung des 8 2 als ein Geschenk von sehr zweifelhaftem Werte. Andererseits würde auch der Polizei durch die Aussiebung eine wenig beneidenswerte Situation bereitet werden. Und vor allem war- zu befürchten, daß die künftigen Mittel zur Sicherung des Vollzuges des Jesuitcngesetzes, wie immer man sie sich vorstellen mag, für den öffentlichen Frieden bedenklicher sein würden, als die bloße Aufenthaltsbeschränkung. Erwägt man das alles, so kann man nur fragen: Wie kommt das Zentrum dazu, dem Grafen Bülow einen so warmen Dank zu votieren, wie es dies durch den Mund des Herrn Spahn getan hat? Es gibt dafür nur die eine Erklärung, daß cs Grund zu der Ueberzcugung zu haben glaubt, die Aufhebung des 8 2 werde nur der Anfang der Aushebung des ganzen Jesuitengcsetzes sein. In der Tat hat das Zentrum dieser Auffassung auf der ganzen Linie rückhaltlos Ausdruck gegeben, und man muß auch zugestehen, daß. wenn man nicht im Grunde bereits zur PrelSaebung des ganzen Gesetzes entschlossen wäre, die Auf- iebung des 8 2 gar kernen Sinn haben würde. Der Sachverhalt liegt so tlar auf der Hand, daß diejenigen Bundesregierungen, welche ihre Entschließungen noch nicht gefaßt haben, unmöglich über die Bedeutung dessen, was sie zu tun im Begriff stehen, in Zweifel sein können. Noch ist der Masse der protestantischen Be völkerung die Situation nicht zum Bewußtsein gekommen. Begreift sie aber erst, daß eS sich um nicht mehr und nicht weniger handelt, als den Orden, dessen eigentlicher Daseinszweck, wie geschickt er immer verhüllt werden mag, die Vernichtung deS Protestantismus um jeden Preis ist, wieder vollkommen freie Bewegung ln Deutsch land zu gewähren, so wird sie mit der schärfsten Verurteilung der angeblich so harmlosen Aushebung des 8 2 nicht zurückhalten. Einst- Wellen kann der einstimmige Beschluß des Braunschweigcr Land tages als Vorspiel diene» Die verbündeten Regierungen können sich also nicht darüber täusche», daß statt des konfessionellen Friedens, der nach der Versicherung des Herrn Spahn durch die Maßregel gefördert und befestigt werden soll, neue und unabsehbare Zwietracht zwischen den Konfessionen die verhängnisvolle Folge sein würde. An die preußische Regierung speziell aber richtet sich die Frage, ob es politisch richtig ist, dem Ultramontanismus ein so großes Zugeständnis in demsclven Augenblicke zu machen, da dem preußischen Staate von einem katholischen Bischose eine Heraus- forderung ins Gesicht geschleudert wird, wie sie selbst zur Zeit des Kulturkampfes nicht ärger zu verzeichnen gewesen ist" Beachtung verdienen folgende Ausführungen über denTrierer Fall, die der „Natio»al-Ztg." von katholischer Seite zn- aehen: „Ist es Wahrheit, was der Bischof von Trier behauptet, so ergeben sich mit unabweisbarer Notwendigkeit folgende Konsequenzen: 1. Der Bischof von Trier darf seinen Erlaß nicht auf Trier und die dortige höhere Töchterschule beschränken, son dern hat die Pflicht, ihn aus die ganze Diözese und auf alle paritätischen höheren Bildungsanstalten, insbesondere Gymnasien, auszudehnen. 2. In der katholischen Kirche kann es keine Ver schiedenheit der Lehre geben. Was katholische Lehre in Trier ist, muß es in der ganzen Welt sein. Was in Trier eine „schwere Sünde" ist, muß auch in allen anderen preußischen Diözese» «ine schwere Sünde sein. Darum haben alle Bischöfe die Pflicht, dem Beispiele ihres Trierer Mitbruders folgend, den katholischen Eltern den Besuch aller paritätischen Lebrnnstalte» (Mittel schulen, Gymnasien, Realschulen, Universitäten! durch ihre Kinder bei Strafe der kleineren Exkommunikation zu verbieten. Was bleibt übrig? Entweder, daß die katholische Jugend auf jede höhere Bildung verzichten muß, oder daß die Katholiken, gestützt aus die Lehre ihrer Kirche, vom Staate verlangen, daß er für die katholische Bevölkerung, ihrem Bedarf entsprechend, allent halben konfessionelle katholische höhere Bildungsanstalten lGdm- nasien wie Universitäten! cinrichtet. Daß letzteres das Ziel des Ultramontanismus ist, dessen Beherrschung der Geister damit eine vollkommene wäre, kann nicht zweifelhaft sein. Es liegt die An nahme nahe, daß der für große Ideen sehr zugängliche frühere Jesuitenschüter Korum sich als Werkzeug heraegcbcn hat. um den Stein ins Rollen zu bringen, der unaufhaltsam zu diesem Ziele hinführt. Das bisherige Verhalten der preußischen Bischöfe, welche in Kirchenrecht und Moral ebenso gut bewandert sein müsse», wie Herr Korum, zur Frage des Besuchs paritätischer Bildungs- anstalten spricht nun nicht für die Möglichkeit einer Bejahung der gestellten Frage. Ist es aber unwahr, was Bischof Korum i» seinem Erlasse behauptet hat, so gäbe es kein Wort in der mensch lichen Sprache, um die Schwere des von ihm geübten Mißbrauchs kirchlicher Strafmittel und die Größe seiner Verantwortung vor Gott gebührend zu bezeichnen. Tie österliche Zeit steht unmittel bar bevor. Die Eltern, welche sich dem Unrecht nicht beugen wollen und deshalb, da sie vom Empfang des Dußsakramentes ausgeschlossen sind, ihrer österlichen Pflicht nicht genügen können, sehen sich exkommuniziert und haben zu gewärtigen, daß sie im Falle tödlicher Erkrankung ohne die Tröstungen der Religion sterben müssen und ihnen das kirchliche Begräbnis verweigert wird. Welch' unerhörte Gcwissensbedrängnis! Welche Zurück setzung der Aufgaben der Seelsorge hinter andere Interessen! Diejenigen Katholiken, welch« über die Unterscheidung zwischen Ultramontanismus und Katholizismus lächeln, haben hier ein flagrantes Beispiel. Ultramontanismus ist der Miß brauch der Religion zu Herrschastszwecken, die Erniedrigung der Religion zur Dienerin politischer Interessen. In den Kreisen der gebildeten Katholiken herrscht eine weit verbreitete wachsende Erbitterung über die Art und Weise, wie mit Duldung der Bischöfe der niedere Klerus die politische Bearbeitung der Massen als Hauptsache, die Seelsorge als Nebensache behandelt, wie man durch Mißbrauch des Beichtstuhls und der Kanzel zur politischen Beeinflussung der Katholiken und zur GeschästSrellcime für die ultramontane Presse Tausende und Abertausende Katholiken zurückstößt, und — um im katbolischen Sinne zu spreche» — Tausende von Seelen verloren gehen läßt, nur um politischer Herr- schaftsintcressen willen. Wann werden endlich charaktervolle Bischöfe kommen, die sich chrer Verantwortung für die Seelen bewußt sind und diesem Treiben ein Ende machen? Die Trierer Katholiken sind es sich schuldig und werden sich ein großes Ver- dienst erwerben, wenn sie sich gegen den Erlaß des Bischofs beschwerdeführend nach Rom wenden. Die offizielle Kirche muß Farbe bekennen, was kirchliches Recht ist und was nicht." Der stiibere Vorsitzende der konservativen Reichstagssraktion und jetzige Vizepräsident des preußischen Herrenhauses, Freiherr v. Mantcusfel-Krossen. der Landesdirckwr der Provinz Brandenburg, soll z»m Nachfolger des Oberpräsidenten von Bitter in Posen ernannt werden. Die konservative Reichstagsfraktion hat sich mit dem Post- etat beschäftigt und sich u. a. dazu bereit erklärt, die berechtigten Interessen der Postassistenten wahrzunehmen und die im Etat vorgeschlagene Vermehrung der etatsmäßigen Postassistentenstcllcn um über 200 Stellen zu bewilligen. Der 34. Deutsche Nautische Vereinstag wurde in Berlin in Anwesenheit der Vertreter von Reichs- und Staats behörden durch Geh. Kommerzienrat Sartori-Kiel mit einem Hach aus den Kaiser eröffnet. Nachdem dem Vorsitzenden Sariori anläßlich der 20jährigen Amtsführung eine kunstvolle Adresse über- reicht worden war, referierten Rechtsanwalt Ehlers-Hamburg und Vizeadmiral z. D. v. Aschenborn über die Nebelsigiialc. Nach- dem Kontreadmiral Schmidt. Geheimrat Donner und der Bor- sitzende der Seeberussgenossenschaft, Kroamann, gegen die Ncu- einführung von Nebetsicmalen gesprochen hatten, wurde beschlossen, die Seeberussgenossenschaft zu ersuchen, ihr Augenmerk aus die Vervollkommnung der Nebelsignale zu richten. Handelskammcr- syndikus Dr Bogson unterbreitete darauf einen Antrag des Kieler Nautischen Vereins, daß der wachthabende Offizier seinen Posten nicht verlassen dürfe und dem avlosenden Offizier wichtige Tatsachen Mitteilen müsse. Aus dem Ruhrrevier wird gemeldet: Die unter den Rnhr- bergleuten herrschende Wnrmkrankheit nimmt noch fort- während weitere Ausdehnung an »nd droht, den verseuchten Zechen geradezu verhängnisvoll zu werden. Sind doch z. B. auf einer zwischen Bochum und Kastrov gelegenen Zeche außer einem Drittel der gesamten Belegschaft sogar der Betriebssichrer nnd zwei Steiger an der Wurmseuche erkrankt. Auch auf den dieser Zeche benachbarten Gruben hat die Wnrmkrankheit eine sehr be denkliche Hobe erreicht. Die Bergaufsichtsbchörde bietet alles Mögliche auf, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu ver hindern und droht sogar mit dem Verbot des Weiterbctricbcs der infizierten Gruben, wenn den von ihr erlassenen scharfen Desinstzierungsvorschriftcn nicht streng nachgekommcn werden sollte. Arbeiter, welche nach ärztlichem Befund bereits infiziert worden sind, dürsen vor ihrer vollständigen Gesundung nicht weiter beschäftigt werden. Fremde Arbeiter müssen, bevor sie in die Belegschaften eingereiht werden, sich einer Quarantäne unter- zachen. Wnrmkranke befinden sich fast auf allen Zechen des Emschcrgebietcs, nur ist ihre Zabl sehr verschieden. Im süd lichen Teile des Ruhrbczirks sind die Zechen noch scnchensrei, weil hier nur wenig ausländische Arbeiter beschäftigt werden und die Fluktuation unter den Bergleuten nicht so groß ist, wie im Norden. Die fiskalische Zeche Ver. Gladbeck sucht die Einschlepp ung der Wurmkrankheit in ihre Belegschaft dadurch zu Verbinder», daß sie nur einheimische und polnische Arbeiter beschäftigt. Gelegentlich eines Brandes in der Vorstadt Jersitz in Posen kam cs nachmittags zu groben Ausschreitungen, die ein zahlreiches Aufgebot von Schutzmännern und eine starke Militär patrouille notwendig machten. Die Beamten wurden tätlich an gegriffen und mehrere verletzt, so daß sie gezwungen waren, von der Waffe Gebrauch zu machen. Einer der Ruhestörer wurde sehr schwer verletzt. Nachdem zahlreiche Verhaftungen vor genommen worden waren, gelang es, die Menge zu zerstreuen. Oesterreich. Der Krakauer Rechtsanwalt Dr. Gunkiewicz ver klagte die russische Negierung auf Bezahlung eines Honorars von 1482 Kronen für Vertretung des russischen Staatsschatzes in einem Prozesse. Das Lanbesgcricht Krakau hat mit Erkenntnis vom 10. Dezember 1902 den russischen Staats- schätz zur Zahlung verurteilt und dem Kläger binnen 14 Togen, nachdem daS Urteil Rechtskraft erlangt hätte, das Recht der Exekution zuerkannt. Dos Urteil ist bereits dem Prokurator in Warschau eingehändiar worden und nunmehr rechtskräftig ge worden. Zur Durchführung des Erkenntnisses hat sich jetzt Dr. Gunkiewicz an das Krakauer Landesgericht um Bewilligung der exekutiven Pfändung des russischen Konsulat» in Lemberg, vor- A «S §L. rs << a»« « L» 2. ^
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