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- ISO - Allerlei für die Frauenwelt. Da» Ein«. Bon H. Tränkner. (Fortsetzung.) Noch lag«» die lebten (spuren de» vorigen Herbste», welke Blätter auf den Wegen de» Gärtchens. Es lieh sich seltsam an, uunitten der kommenden Frühlingspracht die Stückchen welkes Leben. Lotte zog emen unwillkürlichen Bergleich mit sich. Dann aber lächelte sie. »Nicht sentimental werden, alte Lotte!" sagte sie sur sich hin und stand auf. um an dle Arbeit zu gehen. Aber es sollte nicht viel werden heule. St« mußte sich Farben besorgen, Leinwand und einen neuen Spachtel, die kleine Käte halt« ihr den alten verkramt. Die Kinder stürzten eben alles um: seit sie da waren, gab s immer etwas zu suchen. Aber diesmal lvar das Suchen erfolglos gewesen. Als sie dann nach erledigten Geschäften an der düstern Mietskaserne vorüverging, da ihre Lieblinge wohnten, schaute sie liebevoll zu den Fenstern empor. „Die schlafen wohl noch, dachte sie. Da sah sie eben eine dunkle Gestalt eilig die Straße entlang kommen. Bei schärferem Hinsehen gewahrte Lotte Wagners Hausdame. Sie sah erhitzt aus, die sonst spiegelglatten Gardinen über der Stint waren in Unordnung. Die Ende» flatterten, losgelöst von der Frisur, im Winde. Lotte konnte nicht eben sagen, daß sie beson dere Sympathien für dies Mädchen hegte, sie erschien ihr so unendlich ehrenwert und gerecht und hatte eine gewisse Nüchternheit ,n ihrer Erziehungsmethode, die Lotte vcr- letzte. Sie war nun einmal für das Volle, Lebendige, das sein Recht fordert. Aber im übrigen versorgte sie die Kinder gut, nur in ihrer Kleidung ließ sie jene entsetzliche Ge schmacklosigkeit walten, die eigentlich Lotte mächtig anzog. Es war doch malerisch, und das dankte sie ihr. Maria Sanitow kam ihr erregt entgegen. „Mein Gott, Fräulein Jordan, die Kleine ist plötzlich er- krankt, Fieber, starkes Fieber, ich fürchte etwas Schlimmes: der Herr ahnt noch gar nichts, er ist schon im Kontor, ich lief eben gleich zum Doktor." Sie war fast atemlos. Lotte fuhr zusammen, in dem Blick dieses Mädchens lag eine stille, verzweifelte Bitte um Beistand. Sie hatte oft in diesen Augen etwas anderes gelesen, wenn sie gekommen und die Kinder»ihr jubelnd entgegengcsprun- gen waren. Diese stillen Cäcilienaugen konnten voll Eifersucht lodern. Aber Lotte dachte nicht daran. Kurz^entschlossen, stieg sie an der Seite Maria Sanitows die Stufen zur Wagnerfchen Wohnung hinan. Sic fand das Kind in heftigen Fievcrphantasien und das Dienstmädchen beschäftigt, ihr Kompressen aufzulegen. Zuerst beseitigte sic Werner und ermahnte ihn, ja nicht wieder dies Zimmer zu betrete». Der Kleine flüchtete niit angtr- erfüllten Augen. Tann kam der Arzt. Er nannte den Namen der Krankheit, die Lotte befürchtet, und ordnete die sofortige Entfcr- nung des Jungen an. Lotte wußte, daß Wagner keine Verwandten in der Stadt be saß und ratlos diesem Dilemma gegenüber stehen Würde. Ein Gedanke durchzuckte ihr !Z! ^nnereS, ste schickte Werner, nachdem er auf die betreffenden Symptome der Krankheit hin untersucht und vollständig gesund befunden worden, mit einem Gruß von ihr zu Taute Lucie. Die würde ihn bei sich aufnehmen, und bei ihr war er am besten ausgehooen. Sie ließ ihr sagen, daß sie sobald nicht heimkehren wurde, da sie sich mit Marie Sanitow m die anstrengende Pflege der Kleinen teilen wollte. Es war eine schwere Zeit sür sie. Reinhard Wagner war ratlos und verzweifelt. Er stand oft wie geistesabwesend vor dem Bette des Lieblings, und seine Augen suchten die Lottens, als wollten sie einen Hoffnungs strahl, einen Blick der Ermutigung darin finden. Endlich, nqck vierzehn Tage» uuab- lässiger Augst und Banguis, war die Krisis vorüber, die Kleine auf dem Wege der Besse- rung. Reinhard Wagner befand sich in einem Zustand glücklicher Ekstase. Er drückte Lotte die Hände und meinte immer und immer wieder, er habe das Kind von ihr zurückc» haltcn. Sie wehrte lächelnd seinen cmpha- tischen Freudcnausbrüchei' ab. Wie aus einem Traum erwachte sie selbst, ihr ganzes übriges Leben hatte sie in diesen vierzehn Tagen ver gessen. Arbeit und Pflicht hatte sie in ihrem großen Schmerze vernachlässigt. Was würde wohl die Jurn denken, daß sie auf ihr liebens würdiges Schreiben keine Antwort gegeben hatte? Sie hatte ja kommen wollen, um selbst den Platz ouszusuchen. Nun waren alle Pläne, alle Vorhaben zu nichte gemacht. Eilig schrieb sie noch aus der Krankenüube ein paar flüchtige Zeilen, daß sie sich über die Aus nahme des Bildes freue, daß sie aber ver hindert sei, selbst zu kommen, und daß sie cs der Beurteilung der Herren überließe, das Bild zu hängen. Dann ging sie, um sich bei Reinhard zu verabschieden. Der Boden brannte ihr unter den Füßen, es war ihr un- behaglich, noch länger in den Räumen zu ver- weilen, oa eine andere geschaltet hatte. Ihn traf es unerwartet und hart.. Er hatte ge dacht, sie würde noch dableiben, sein ödeS Dasein zu erhellen. Allein nach dem ersten Ucberlegen sagte er sich, daß dies nicht ginge, und daß er cs sich selbst sür ctvige Zeiten ver scherzt hatte. Und so legte er seine Hand in ic ihrige. Worte des Dankes fand er nicht. Aber sie verstand den warmen Blick, mit dem er sic ziehen ließ. Es war ihnen beiden selt sam ums Herz, sie fühlten, daß cs nie wieder so werden konnte. Lotte saß wieder in ihrem Atelier. Sie hatte einen Auftrag er halten und zu diesem Zwecke kopierte sie mit perspektivischer Genauigkeit eine Skizze, die 'ie entworfen. Es lvar ganz still um sie her, )er kleine Werner lvar längst wieder nach Hause zurückgckchrt. Er war Tante Lucie ein willkommener Gefährte in ihrer Einsam keit gewesen, aber dann batte auch der Vater seine Rechte wieder eingcfordcrt. Lotte fühlte nicht viel Lust zum Arbeiten, ihre Gedanken schweiften ab und ihre -Hände waren schwer. tScbtuii tötet.) MtriWe Gegründet 1856 Erscheint sH täglich IT o. 4L Dienstag, den 24. Februar. Der andere Tag. Roman von Philipp Wengerhofs. (Fortl-jung.) Nachdruck verbot»«.) Aber die Geduld der Frau von Berg wurde wirklich auf eine schwere Probe ge stellt. Daß Groß heute in der Mittagsstunde nicht oben gewesen, glaubte sie zu wissen. Also hatte er sein Heim seit jenem zufälligen Begegnen am Morgen, bei dem sie ihm leise und zögernd sagte, was ihr die Mutterpslicht gebot, noch nicht betrete». Was durfte sie daraus folgern? D>e ersten Worte, die sie mit ihm sprechen würde, ja, nur ein Blick in sein Antlitz, brachte ihr darüber Belehrung, wie der Trank, den sie ihm kredenzte, gewirkt hatte. Diese Ungewißheit lvar wirktich schwer zu ertragen. Sie fühlte immer ihren Puls, weil es ihr schien, sie fiebere, und schrie daun hell aus, als sie ihn die Straße entlang gerade auf das Haus zukommen iak. ßkm ließ sie sich auch nicht einmal die Zeit, ihn durch das Opernglas zu beobachten, sondern band eilig Hut und Mautille um und huschte unhörbar die obere Treppe hinab. Hier zögerte sic jo lange, bis sic den feste», elastischen Schritt aus der nächsten Treppe hörte und drehte dann um, als ob sie von einem Ausgange zurückkäme. In wenigen Augenblicke» stand Atbrcchl neben ihr und die Situation, die sie sich ausgeklügelt, ließ wirktich nichts an Natürlichkeit zu wünsche» übrig. Die Aufregung raubte ihr fast den Atem, und sie machte dadurch den Eindruck, atS wäre der Gang und die Treppen die Ursache der Erschöpfung. Sie nickte nur als Antwort auf scmeu ehrerbietigen Gruß, und wie er sie so ermattet sah, zog er schnell mit freundlicher Geberde ihren Arm durch den seinen, um sie zn stützen, „-schönen Dank, werter L r Groß," sagte sic, oben angc- langt, und trat ein wenig zurück, um ihn besser ansehen zu können. „Tas heiße ich zur rechten Zeit gekommen zu sein. Als ich Sie aus der Treppe plötzlich hinter nur erblickte, siel mir das Wort ein: „Freunde hinten im Rücken, das sind starke Brücken." Und so haben Sie sich auch gleich als Helfender gezeigt." „Auch ich," antwortete er mir mehr Lebhaftigkeit, als er je gezeigt, „empfand dieses Zniammentresfen wie eine liebe Ver heißung. Ich habe den ganzen Tag über an Sie, gnädige Iran, gedacht." Sie lachte und gab sich Mühe, unbefangen auszusehen. „Lieber Herr Groß — wenn jemand das gehört hätte! — Ich fürchte, meine grauen Haare könnten mich nicht vor dem,Vorwurf, eine Liebeserklärung im Tceppenhause poooziert zn haben, schützen." Er ergriff ihre -Hand und zog sie an seine Lippen. Nein, auch das hatte er noch nie getan! Der Ausdruck ihrer Augen wurde immer leuchtender, immer triumphierender. „Würden Sie mir, verehrte Frau Major, ein paar Minuten Gehör geben?" bat er jetzt, und da sie ihm statt der Antwort den Schlüssel zn ihrer Wohnung reicht, öffnet er schneit die Tür und folgt ihr, als sie schweigend vorausgeht. Zunächst dem Vorzimmer liegt der sogenannte Salon, ein mittelgroßer, mit schäbiger Eleganz ansgestatteter Raum. Aber die abacblaßtcn Stoffe der Möbel sind sehr üpvig durch Decken, Kissen und dergleichen verdeckt, und der fast über den ganzen Fußboden gebreitete Teppich zeigt sogar an mehreren Stetten eine Verbesserung durch Pinsel und Farbentops. Und dieser Quelle entstammt auch wvhl die goldgelbe Nuance der jetzt gerade von der neuesten Mode bevorzugten farbigen Gardinen. Uebcr dem Sofa hängt ein großes Oclbild, einen sehr distinguiert ausschendcn älteren Herrn in der Majorsnniform eines Infanterie-Regiments darstellend. Eine breite Lorbecrgirlande und ein Arrangement von Palmenzweigen und schwarzem Erepc, die cS umlränzen, verraten den Wert des Porträts sür die Bewohner. Was aber dem Zimmer ein wirklich freundliches Aussehen gibt, ist die Fülle von Blumen und schön ge pflegter Pslanzcngrnppen. Groß hat schon oft gemeint, daß eine ähnliche Behaglichkeit wie hier sich durch den größten Luxus nicht ersetzen läßt. Frau von Berg hat auf dem Sofa, gerade unter dem Bilde, Platz genommen, eine Bewegung ihrer Hand verweist ihn auf den Sessel an ihrer Seite. Dann sieht sie ihn mit so fragendem Ausdruck an, daß er beginnt: „Meine verehrte, gnädige Frau, Ihre Mitteilungen von heute früh haben Hoffnungen in mir erweckt, über welche ich mit Ihnen sprechen möchte. Sie bewiesen mir immer in so gütiger Weise Ihr Wohlwollen, darauf berufe ich mich, wenn Sie finden, daß ich zu kühn bin." Er sah vor sich nieder, als über legte er noch einmal, was er nun sagen wollte. „Habe ich Sie mißverstanden, als sich llimilleiMg M Settmeieli. 4V l'spiei'- linrj Lillm-KMb u»1t L1o»8vl»e1>ieu ckuuriae lult, 1olliill»i — 1rip:ii«t n. Fiat November. Anmeldungen nehmen wir spesenfrei entgegen und bitten gleichzeitig um Ein reichung der Stücke zur Abstempelung auf 4 A Verzinsung. Den nicht in die Kon version willigenden Inhabern solcher Nenlcn wird das Kapital ul pari zurückgczahlt. fofcm sie dies bis zum 87. Februar 1606 beantragen. LIdvrt Limtav L Vo.» An der Kreozkirche 1, I. 0 Vosvllckvrs KtmsOZe ksIvLvllksit rur bietet der Hurmlrsuk clo viHkrlagm üer 66V6rb6-LiiM3Mini§ Lrvst 8oWr maim, Walsenhausstratze 14, Ecke Prnger Strotze. Das große, aut gcwäblte Lager geraliinter und »«gerahmter Kunstblätter, moderne und klassische Sujets», soll bi- iNitt« Uüi« geräumt werde», da die Kunstabtciluug ausgegcbeu und die Q!v«e> bv - U«eNIian«lI>i»cr am >6. März »ach 8vH»vKeIstr«88v Lv» L V> verlegt wird — tlliwtrlo tei ILutnIo^ 8» ult«. MU" «UI-KV «LLÄSL »>8 L«i»Kin,atio„8-K>e8«!lieiiltv, I al, LrsäuLiiiis 0v8 U a»08vkiiiiielt8 Llovl»etts- un«t tb v8»8vsvt»enltv. s det Imrü-xon. zu SSvUviNvuKvi'xx Donnerstag den 88. Febrnar und Freitag den 27. Februar d. I. Zum Besuche ladet ein n Das Direktorium des Landwirtschastlichen KrciSvereins im Erzgebirge zu Chemnitz. Wenhlii-K.». Welmed. Donnerstag de» 20. Februar stelle» wir einen großen Transport bester ,Kirhe, Kolben und jnnge, fprungfäisige Zuchtbullen W»iu Nicsa, „Sächsischer Hof" zum Verkauf. Poppitz und Fichtcnbcra (Elbe). MIvdvLkd Verdank. Mx HelMllei' Je «den. Bezirk Dresden LxöLial- ösLekatt für LelimMli- A», Freitag den 27. und Sonnabend de» 28. d. M. stellen wir abermals einen großen Transport prima Rafss-Mhe, ganz hochtragend und ueumelkeud. in Trcöden-N., Milchvieh hof, Scheuncnhöfe» zu soliden Preisen zum Verkauf. krml?!vkus L Lo. aus Ncnstadt-EhclMlitz. Verpgcdiiuiß- Ein an hiesigem Platze im Stadtinncrn gelegenes UM" ttirt "W8 soll «vrort verpachtet werden. — Die Lokalitäten sind der Neuzeit entsprechend eingerichtet und mit reichlichem Inventar versehen. — Reflektanten, die in der Lage sind, eine größere Uaatlan »u stellen, wolle» sich nähere Auskunft hierüber eiuholen bei L. l»vvI»tvIOvr, Drebgasse 1. LA? und kimmWe«. Ueparatarsi» als: Erhöhen, Ein- biuden re. mittels Kunstgernstcs. Abbruche alter Schornsteine. Prospekte und Kostenanschläge gratis. n Besuche kostenfrei u unverbindlich. Mittwoch de» 2s. Februar steht wieder ein frischer grostcr Transport junger starker bilMelm riWclmli im Gasthof „Stadt Brüx" in Frcibcrg i. Sa. zum Verkauf kivbtvr L kritrsvbv. Dresden, Fräucnstrastc O (gegr. 1707) kauf! nachweislich nur die beste Qualität von DoMMtrail, daher kann ein günft. Erfolg bei dem Gebrauch desselben nicht aus bleibe». Erhalttich in Flaschen zu tt>. m und l.btt Pfennige». I rum 8oII»8tviuIl>»uei». Blcigittcr tauch formiert), dazu passende Prestglastästc» mit Deckel aus eigenen Maschine» »ud Formen. Konkurrenzlose Fabrikpreise, 'S««, k. Lbdllvr, !rksk>>-Mnß<«j«lmLüi>sM Die kl'lMtllllllg einer wenn auch gebraucht, jedoch in tadellosem Zustande, wird /n Knut«»II x:«8N0l»t. Oss u l P, 1802 an die Exp. d. Bl.