Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 14.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188606147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-14
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.06.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
avte nmk i iteit. T-geökatt fiir Politik, »Iltt-MU. SeMsmW. McnöeM ArmMsjle. »0d. ff. ?8vktm8nn'8 N»»»^n Nir Lix-tlio»,- »»4 0»»»r«d>»»-0«v>>o»ll», ^»t- riM»»«», ladii»,»- auLLdrvu- V»»vi»itt»t: »«4«rser iwä »»ttllvr 21»»«r»ok»»vk. 8rll»»t» X»»v»ill io I^»<I»r- »»»»»», »I» SiloN., ^Ii»»w», S»»Sti>««lxu>ml sk-. k^x-tvtorsoLsr t)i»»»»» >Ivr >u»i r»a!Mg„«tsk In Lw»iilo, kM»i»»nc», kloooso »io. vs- o^»Unv»8»k»n.iLnäa. k-»c>isr. Xiri»»cl»«». »I» »»cd xr»llti»el>» lisiisssscdsnil» sic. 8»I»I«»»»«te »Ob. ß. vrosüon, 8v«8tra»8v 20, I. I. t»»»»ec»-I!»»«<I«la» Mr »l>« 2»i«un»s». ll. ri»»I«rdl»«t-V»>-k»>>s kür »Ir, vroiünsr 'riwiisr. m. ükk>«t«»-v»»ir»>. nntsr lr»r»ntis. IV. >l«r Nilri». l^»,<ic»>»tt«rle. Herr«« in killen Oröessn, von L»r«U L 3, 4, ü. v üllc., La»tr« unä Mlob»tr 4^/«, 6, 7, 8v» Lllc., »ra» 6, 8, 8'/» Lllc., Itaiu»»»«»'» 12. 1ü Llk., Zopp«», 8t»udii»»nl«I ä 7/» Lllc. 080. I-SkMLNN, 8okl»88-8li'kk«8o 21. UleI»nr«I LseNnnItv » a » ^ 2 Tnsvlivnbvrrx 2 vis-ä-vis ävm ILxl. 8ebla88. Usbrik von üornwnnrea n. Ltrolitasekenkioreint'nellstonliis ^ ru «len boebkvinston Artikeln. ^ 2nr Laäeskiison ollvrirs Ilvlsvlciirbv, per Ltüolr 4—SV Sl. ^ LvdvrUu'LN, de8ltzIlL! Ke von Uzer, 6di i8tiAniL.IiKl. UvtaMcktzvi tz8<!V. Nr. 16A. 31. Zalirgang. Auslage: 42,000 Lrpl. Wt1«eru»»«»>«ll»«n, für de» II. J»ni: vlcliwind vo» mittlerer Stiirle »ei »urchsitiniNNch mittlerer BewSlku»», mit zrlt- und ftrUe»n>cise» Niederschläge». Säiter. «cmerl»»g: Rci,«»g z« iirilichrr Gewitterbildmig. Dresden. 1886. Montag, 14. JUNI. Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Köln. Gegenüber de» unermüdliche» Versuchen ultrunwii- tancr Blöttcr, die vom Papste dnucrnd ziigestaudene Anzeigcpflicht jo aiiszillcgcn, daß sic nichts mehr nls emc brdeutliiiaslvse Höllich- keit der Kurie argen den Stunt wäre, betont ein Berliner Tele gramm der „Köln. Ztg.", daß die Anzeigrpslicht, die zur Zeit in Preußen ersüllt wird, keine andere isi. als die in den Maigesetzen borgeschricbene. Die meisten preußischen Bischöfe Huben die anzw stelleiiden 6>cisllichen auch genau in der durch die Maigrsctze vor geschriebenen Form den Rrgierniiaspräsidcnlril angczeigt. Die Ber- Nlche des einen oder andern Oberhirte» im Westen, statt die zn be sehende Stelle mit dem dafür erkorenen Kandidaten zugleich anzu- zrlgen, vielmehr nur eine lange Liste von Geistlichen enizureichen, wurden slaatlichcrscits zurückgewiescu. Dieser dreiste Versuch be weise allerdings, das; der eine oder andere Bischof oder sein Be- ralbcr in: Gegensatz zum Papste Alles ausbicte, um duS Werk des Ausgleichs noch in letzter Stunde zu stören. Bei der Ginsicht des Papstes ist dagegen nicht zu besorge», dass er. wenn die Entschei dung bis vor ihn getragen werden inüssc, die Störenfriede nicht von ihrer Eigcmnächtigleit in die Schranken ihrer Pflicht zurück- weiten sollte. P acrS. Cassagnac schreibt, kein Prinz, der sich achte, könne nach der Rede Jrehcinte's in der PrinzcnausweisungSdebatte in Frankreich bleibe». Der „Figaro" sagt, alle Verwandten des Grafen von Paris werden auf dessen Wunsch im Lande bleiben. Tic „Juslice" sagt, Freycinet habe in seiner Rede nicht sein Pro jekt, sondern die allgemeine Ausweisung vertheidigt. Der „Radikal" und die „Laterne" betrachten die Ausweisung der übrigen Prinzen nur als eine Frage der Zeit. — DaS „Jour», des Tebats" konsla- vtt, der BermalUingsralh in Tccazcvilte habe aus den schriftlichen Wunsch des Ministers Baihaut den Preis der Kohlenbenne erhöht. Pari s. Tie streikenden Bergarbeiter in Dccazcville beschlossen ciiisliinmig, Monlag die Arbeit wieder autzunehmeu. N»w»orr, 12. J„„i. Mclil 3.W. Roiker!W»ileru>cizeii »4, ver Juni II0IIÜ- rcii. >>cr Jnii ua'/». r»-> Äuuu>! 83'/.. Mais iNcw' 43",. NraLr <»>i.. Tcr »nmburacc Pvsidaiupfcr „Nliätia", Eapt. iij»»eliiesanil, ist an, lS. d. m. ^ i» ?!cw-?Ii>rk ki»i>c»'»ftcn. - Se. Dresden, den 14. Juni. kgl. Hoh. Prinz Friedri ch Ll uaust folgte in Wien, gleich dem japanischen Prinzen Fuschinu einer Einladung des kmscrl. Locrstbvimeistcrs Prnizen von Hohenlohe zu einer Soiree, die im Augarten staltfaud. — Se. Exc. Slaatsniinistcr von o st itz - Wall w i tz bringt die Psingstfcierlcige auf seine» Gutem zu Svhland an der Spree zu. — D>rs sächs. Bilndesrathömitalied, Geh. Finanzrath Golz, ist von Berlin hier wieder eiiigetlosseii. — DaS gesier» Vormittag cintreteilde, mil Gewitter verbundene Rege» wett e r durfte manche unangenehme Ueberraichiing ge bracht haben. Ter prächtige vorgestrige Abend und der ebenfalls ht ulichc folgende Morgen liegen cs nicht ahnen, das; so schnell ein „Tuich" ciittrcten Wille. Alle Bahnzüge, sowie die Daiupfschisfc walen von Ausslügleiii dicht besetzt: namentlich auf dem Böhmischen Bahnhof hcrrfchte in den Morgenstunden ein Leben wie in einem Bienenschwarm. Tie Wirlhe der auswärtigen Gasthäuser werden oernttillilich in ihrem Jciertagsgcschäst durch den Regen nicht zu ielu geschädigt sein, da bei leinein Debüt ein fchr grober Thcil der Reiicliistigeu schon ans der Tour war. — Am 1. Feiertag, Miltag halb 12 Uhr wurde das Pferd ciner Droschke, welche eben vom Böhmischen Bahnhof abge fahren war, am Restaurant Ecke Prager- und Wiencrstrabe scheu, sprang mit den Vorderbeine», nachdem cs das Trottoir überschritten Halle, in den das NcUanraut iimschlicbcnden ehernen Gartenzann, cm Feld desselben eindrückcnd. Rur der Geistesgegenwart des Kutschers war cs zn verdanken, dag die Droschke mit ihren Insassen (Herr und Dame) nicht uingcworscn wurde, wie es auch ein Glück zn nennen war, das; durch den eingetrelenen Regen die Gäste, welche kurz vorher au dem Tische, der durch das umfallende Eisen- gillcr in den Boden gebohrt wurde, ihren Platz verlassen hatten; mi zwcifelhast wäre diesen ein vielleicht schwerer Unglücksfall zu- gestosien. — Da sich fiir Hazardsvieler und Bauernfänger bei einem grogen Frcmdcnvcrkebr in der Regel eine gute Gelegen heit bietet, so hat die wachsame Behörde einige Hauptmatadoren dieser Kategorie während der Feiertage durch Sistirung unschädlich gemacht. — Der Bundesrath hat auf Grund dcL 8 1 Abs. 8 des U n - fall versicheruiigsgesetzes vom 6. Juli 1881 beschlossen: Arbeiter und Betriebsbeamle, welche vo» einem Gewerbetreibenden, dessen Ge werbebetrieb sichaufdieAusführung von Tischler-, Einsetzer-, Schlosscr- vder Anschlägerarbeiten bei Bauten erstreckt, in diesem Betriebe be schäftigt werden, mit der Wirkling vom 1. Januar 1887 an für versicheriiiigspslichtia zu erklären. Das ReichSversicherungsamt hat veriicherniigspslichua zn erklären. Das NelchSver>,cherunasamt hat genial; 8 11 des UiifallversichcrungsaesetzeS bestimmt, vak jeder Unternehmer der obengenannten Betriebe denselben unter Angabe des Gegenstandes n»d der Art des Betriebes, sowie der Zahl durchichnitllich darin beschäftigten versichcruiigspslichtiacn Perfo bis zmn 1. September d. I. bei der unteren Vcrivaltlingsbehö Angabe ahl der Personen i §»„> r. September d. I. bei der unteren Verwaltungsbehörde tm Sachsen bei der Amtshauptmannschaft beziehentlich in Städten mit rcvid. Städteordnung beim Stadtrath) ainumelden hat. — Gegenwärtig wird in Pirna das Königschieben der dor tigen Schutzcnaildc abgchaltcn. Es begann gestern, Sonntag. Abend mit Zapfciistrcich. Heute Morgen warReveille, Vormittags findet Konzert aut der Schlobrestanration und Nachm. 2 Uhr Parade der Schützen statt. Um 4 Uhr beginnt dnS Schieben, welches nioigcn fortgesetzt wird. Mittwoch Abend schließt das altherge brachte Fest erst ab. — Vorgestern ward die sogenannte Mittelmühle in Ober- bobritzsch vollständig durch Feuer zerstört. — Am Donnerstag ward der 46 Jahre alte Tagearbeitcr F. W Schlicke aus der nach Kleinschirma führenden Straße von seinem mii Steinen beladenen Wagen überfahren und derart ver letzt, daß der Bedaucrnswcrth^ der eine zahlreiche Familie hintcr- läßt, in einer halben Stunde verstarb. — Vergangene Woche wurde in dem Hohndorf bei Elster- bcrg naheliegenden Teiche der im 77. Lebensjah»: stehende Gnts- anszüglcr Friedrich ertrunken ausgesnndcn. — Wieder ist durch unvorsichtiges Gebähten mit einem ge ladenen Gewehre eine aiiaeschenc Familie in Meißen in timte Trauer versetzt worden. Der 23 Jahre alte Sohn dieser Fainilie konditionirtc in einer Mühle bei Pliborn i. Schlei, und halte ihm sein Chef ein geladenes Gewehr mit der Weisung übergeben, dasselbe in seinem Zinnner auszubewahren und bei etwa wieder dem Geivehr spielte und scherzweise aus den im Bette Liegenden mit den Worten anlegte: „Steh' auf oder ich schieße." Da krachte auch schon der Schuß und der hofinmigsvolle junge Odermüllcr war eine Leiche. Ter unglückselige Thäter wurde in Gewahrsam genommen. — Beim Fcnstcrputzen stürzte am Donnerstage von der 1. Etage des Restaurants zum „Deutschen Adler" in N o > sen ei» 16fähriges Mädchen hcrad in den Hof. Nach kurzer Zeit starb die Aecmste. Sic war wenige Augenblicke vor dein Hcrauslretcn aus den Fenster sims von emeni Herrn davor gewarnt worden, halte leider aber nicht der Einsicht gefolgt. — Morgen und übermorgen hat der Kantoren- niid Orgailistcn- verei» der KreiSlia»ptuiaiiii>chast Z w i cka n in N etzfchka n feine Jahresversammlung. Man schreibt uns von dort darüber: „Zu dem am Dienstag staltfiiidcndeii Kirchenkonzert, zu welchem vom hiesigen Kirchciivvrstande bereitwilligst die Kirche zur Verfügung gestellt worden ist, wurde schon seit Wochen tüchtig geprobt nnb sollte Freitag die Hauptprobe in der Kirche stallsinden, aber der Herr Pastor verbot, ohne bis jetzt bekannten Grund, die Herausgabe der Kirchenschlüssel, und infolge dessen mußte unser Herr Kantor mit seinen Sängern die Probe in einem Saale abhalten. Die Ge- mülher find darüber znin Thcil sehr erbittert, und dürste unser kirchliches Leben bez. dessen von gewisser Seite nicht genug betont werden kann, daß es zn wünschen übrig läßt, durch solche Vor kommnisse keinesfalls gehoben werde». — Am Sonnabend brach in der Lackirslnbe des Tischlermeisters Schwarz in Zwickau dadurch Feuer aus, daß sich ciiie in der Nähe drs Otcns angebrachte Stellage, auf der sich mehrere Flaschen Lack befände», löste und die Flaschen herabfielen. Ter umher« spritzende Lack entzündete sich an dem geheizten Oien. Im Nu stand die ganze Stube in Hellen Flamme». Frau Schwarz, mit dem Reinigen der Fenster dieses Raumes beschäftigt, vermochte nicht mehr die Thür zu erlangen. Aus ihren Hilferuf erschien der Gatte, dann der erwachsene Sohn, welche die Bedrohte ans der brennenden Stube retteten und die brennenden Kleider der Frau Schwarz ablöfchten. Leider ist Letztere an den Beinen und Arme», Herr Schwarz aber an beiden Händen schwer, leichter dagegen im Gesicht verletzt. Auch der erwachsene Sohn hat an beiden Armen Brandwunden. Die Werkstelle brannte, vermöge der vorhandenen leicht entzündlichen Masse ziemlich ans. Der Schaden ist nicht nnbeträchtlick. — InNoßwcin fand der Exerzierplatz der früheren Reiter- garnison eint Verwendung, die unter tzer Bevölkerung des Städtchens viel Humor und Interesse zugleich erregt. Am 12. d. M. zognäm- lich cnie große Zigtunergrselklchait, 22 Kopse stark, > auf 4 Wagen in Roßwein ein und crivählte den alten Ercrzierplatz als Lager stätte für ihren die Feiertage währcndrn Anscntbalt. Die Wagen kolonne wurde von 8 Gäulen bewegt, die in ihrer Jainineraestalt a» Rvcinanle des Don Quijote, deS edlen Ritters von la Äancha eriniicrlen. Ein äußerst buntes »nd sicindartiges Bild hat sich auf dem Platze entwickelt und eine zahlreiche Menge Neugieriger widmet ihnen sein Interesse. K ur; nach der Ankunft gab eine der Zigeune rinnen einem kleinen Weltbürger daS Leben. — Am Freitag fiel der 2'/r Jahre alte Knabe des Schuh- machcis Haute in Burkau i» einem unbewachten Augenblicke in den am Wohiihaui'e vorbclstiekenden Mühlgraben und ertrank darin. — Landgerich t. Ter 37 Jahre alte Schuhmacher Ernst Emil Hugo Schumann war von Golha, woselbst er bis zuin 27. Mai d. I. wegen Körvcrbertetziüig eine dreimonatige Gefängniß- strafe verbüßte, nach hier überführt worden, »m wegen einer Eigen- thlliiiSsiinde Rechenschaft abzulcgei!, die er gelegentlich seiner einsti gen Anweieiilwit in Dresden seinem Arbcits- und Ouartierkollegcn Frcv gegenüber begangen hatte. Als sich der Angeklagte am 29. April 1881 von hier entfernte, nahm er ein Stvfsjackct und ein Paar Hosen, die dem erwähnten Frei, gehörte», mit fort. Die An nahme. das; Schumann in diebischer Absicht gehandelt habe, lag sehr nahe und nach dieser Richtung war auch der Fußbekleidiings- künstlcr vor das Landgericht verwiesen: allein ans Grund emcs bei den Akten befindlichen Brieses und ans den Erklärungen des An geklagten gewann der Gerichtshof di: Uebcrzeuguiig, daß es sich nur uni eine Unterschlagung handle rcsp. Schumann die von ihm mit genommenen Kleidungsstücke zuvor von dem Eigenthiiiner geliehen nabe. Die Strafe laulelc aut 3 Monate Gefängnis; und 1 Jahr Ehrenrcclitsverlust. — Amtsgericht. Zwei Individuen, mit dem Strafgericht schon mehrfach in Konflikt gcrcithen, der 1860 zu Oberlößnitz gebo rene Cigarrenarbeiter Karl Rudolf Schulze und sein getreuer Freund, der um 2 Jahre jüngere Schmiedegesellc Arthur Georg Fevdor Wagner, betreten die Anklagebank, »m sich ivegcn Ruhe störung bez. Widerstandes gegen die Staatsgewalt z» verantworten. In der Abendstunde des 23. Mai verkehrten die Genannten mit zwei niigeblichcn Rittergutsbesitzern ans der Umgebung Berlins in einem Lokale der Fricienstraße. Nachdem ihre körperlichen Befrie digungen in lukullischer Weise erledigt, entfernte sich das Quartett. "lltniarkte begeben. , indem die Angeklagten mit ihre» fremden Gästen cinesthcils nach dem Bahnhof, andernthcils in eine Restauration eiiizukehren beschlossen. Tie Äeiißerunaen entwickelten sich Io laut, daß Exekutivorganc zur Herstellung der Ordnung cinschrittcn. Den Anordnungen derielben leisteten Schulze und Wagner nicht Folge, während die „Berliner", Ordre parirend, sich nach dem Dampfroß begaben. Es kam zn einer Ruhestörung, die den Kriminalgendarm Pflug nnter Assistenz ander weitiger polizeilicher Hilfe veranlaßt, Sicherheit und Ordnung her- zustcllen. Beide Jnknlpaten, ohne Zweifel in aigrirter Stimmung darüber, empfanden keine Veranlassung, der vorichriftlichen Ordre nachzukommen und widersetzten sich, namentlich Schulze, den Be stimmnngen der hl. Justitia dadurch, daß er die Jünger derselben außer mit rohen Bezeichnungen auch noch mit handgreiflichen Thnt- lichkcitcn bedachte. Die beiden braven Grdenpilger iverden und zwar Schulze wegen Widerstandes und Ruhestörung zu 10 Wochen Gesängniß und 10 Tagen Hafk, sein getreuer Gefährte Wagner wegen Ruhestörung zu 10 Tagen Haft verurthcilt. Während sich Erstcrcr der Strafe unterwirft, sucht Zweiter noch die Beweise seiner Unschuld herbeizusühren, wonach die Berufungskammer sich später hin noch mit der Sache zu beschäftigen haben dürfte. W>ctt-r»,na »OM 13. Jmil. »aromrlcr »Ich O»k«r 0öf»lt, «allstr.Nr.1». «Nttai« 1 Mir: 7dl Milli«., «»»kriinLerl. rdtrm»»»tro,r»»d »ach «,»»«»». rrm»«rak>r: bSchsle: 17 «rod wiirnir, niedrigste: S Srad witrme. — Heiter. Mittag» Scwltter. — SlidolVwbi». <kld«astcr»llr«r am 13. Juni: 17 Grad -tcaumirr. TaaeSneschichte. Deutsches Reich. Nachträglich wird über die räthselhaften Vorgänge in Neilschwansteil« Näheres bekannt. Dian hatte cs für nöthig gehalten, den König durch eine an ihn abgesandte StantS- kommisM von der Einsetzung der Regentschaft zu unterrichten. Die Anordnung der Äezirksregieruiia zu L daß die Lehrer jede im Untcmchtc sich oarb ciiutzen sollen, um die Schulkinder über die.1 Ovvelii in Schlesien, artnetcnde Gelegenheit t des Eidi Heiliakcit cs öenutze ^ ... , zu belehren, dieselbe dem Gewissen mit besonderem Nachdrucke cin- znschärsen und zugleich die Kinder vor der Sünde des Meineides ernstlich zu warnen", dürste dadurch veranlaßt worden sei», daß der vrenbische Justizministel wegen der Znnahmc der Meineide sich mit dem Knltus-Minister in Verbindung gesetzt und bei diesem a»gc- Ticses Vorhaben ist nicht geglückt und zwar durch unvorsichtiges Vorgehen des Grasen Holnstein. Die Kommission kam Abends 10 Uhr aus Hohenschwangau an. übernachicte und wollte Morgens vor fünf Uhr, ehe der König anSsnhr, denselben überraschen. Tie Slallleiiie erhielten den Auftrag, die Eguipage bereit zn Hallen zur Fahrt nach Linderhof; ein uiitgebrachter Wagen war zum At-sperren eingerichtet. Aus die Weigerung dieser, daß sie keinen Betel)! hatten, fuhr sie der Gras Holnstein an, der König habe nichts mehr zn be fehlen, sondern Prinz Luitpold. Ans dies lief der Kutscher, welcher den König gewöhnlich fährt, Osterholzcr, in s neue Schloß direkt zum König, theilte ihm mit, eS sei etwas gegen ihn im Werke, er möge sich Vorleben. Der König gab dem wachthabenden Gendarm Heinz den Befehl, nndedingt Niemand einzulassen, der zweite Gendarm Niggl ward reqiünrt, den Schloßdiener nach Schwangau zn schicken, »in die Feuerwehr zn alarmireii, welche schleunigst er schien. Em Telegramm an de» Adjutanten, Gras Türckheim. dielen hcrbeiruscnd, welcher auch kam, ging noch fort; ein zweites, das eine Kompagiiie Jäger von Kemten schaffen sollte, ward wohl cxpe- dirt, aber in München sistirt. Bon da an durste kein Telegramm des Königs niehr cxpcdirt werden. Als die Herren in's neue Schloß kamen, wehrte sie die Gendarmerie ab mit der Drohung, zn lener», beim Ziirnckdräiigen toll einem derselben eine Flasche entfallen sein, welche angeblich Chloroform enthielt. Später ward die ganze Ge sellschaft von Feuerwehrleuten in's neue Schloß begleitet und »n Tlivrban aus Befehl des Königs internirt. Auf Regnisitioil des Ministers kam der Füssener Bczirksciintinaii» mit Gendarmen, dieser setzte die Kommission in Freiheit, welche Vormittags über Stein gaden abiiihr. Die Feuerwehren der Umgegend pslanztcn sich im Schloßhole auf, die Mitglieder der Konnniisivn mußten unver richteter Sache abziehen, und zwar in eiliger Flucht vor den Be drohungen der Bergbevölkerung, und der König blieb anscheinend Herr und Gebictcr in seinem Schlosse Schwanstein. Die Schwierig keiten, ans welche die Kommission stieß, sind offenbar zum großen Thcil auf die Thatsache -nrückzusühren, daß die Proklamation der Regentschaft bei der Ankiuist der Kommission in Hohenschwangau noch mcht bekannt war. So erklärt es sich, daß nicht nur das Personal im Schlosse und die Bevölkerung, sondern auch die Be hörden der Gegend die Befehle ihres Königs zunächst mehr rcjpek- tiren zu müssen glaubte», als die einer ihnen unbekannten Negent- schast. In der Nacht vorder zog die ganze Arbeitcrichait der großen Seilcrwaareniabrik in Füssen, gegen 800 Menschen, mit Musik an der Spitze vor das Schloß Schwanstein, um dem Könige eine Ovation darzubringen. Die Treue des Volkes ist rührend! In zwischen ist cs allerdings gelungen, den König von Hohenschwangau zu entfernen. Der König Ludwig traf in Schloß Berg am Starn berger Se« am Svilimbend 12 Uhr 12 Minuten ein. In seiner Begleitung befanden sich der Irrenarzt Dr. Gudden und der As»sten;arzt Müller nebst einigen Wärtern. Das Aussehen des nnd Andere. Im Schloß waren alle Vorbereitungen getroffen ge wesen. Der König crkaiinle und grüßte ans dem Wege einzelne ihm bekannte Perionen. Das „Vtl." berichtet, daß der Klima früh in aller Stille nnt Adjutant Gras Dürkheim von Hohenschwangau nach Schloß Berg abgcreist ist. Der König habe den Schutz des Kaisers aiigeruscn. der ihm gewährt worden fein soll. Sonnabend Mittag fand in München eine Staatsrathssitzuna statt, an welcher der Prinz-Regent, sämmtliche Staatsminister und die Staatsrälhe v. Pfisterincister, v. Dillis, v. Eisenhart nnd v. Hocß theilnahinen. Lein Vernehmen nach erstattete der Minister des kgl. Hauscs'v. Crailsheim Vortrag und wurden die nöthigcil Vorlagen für den Landtag fcstgestcllt. lieber die Ankunft des Königs Ludwig ans Schloß Berg am Starnberger See meldet die Fr. Ztg. vom Sonnabend Mittag 1 Uhr: Der König saß allein im offenen Wagen, der mit vier Pferden be spannt >var, der übliche Vorreiter voran. Wie schnell gefahren worden, bewies der mit Schmiltz über und über bedeckte Wagen. Er hat seinen Weg über Peis'senbcra-Staltach genommen. In seiner Begleitung waren die Aerzte von Gudden nnd Müller und mehrere Wärter. Im Schloß Berg waren kurz zuvor die Herren Graf Holnsici», Oberst v. Washington und einige Beamte eingetroffc». Der König ist in Haltung und Benehmen unverändert. Nur das Auge hat einen auffällig stieren Blick, seine Gesichtsfarbe ist gelb. Er begrüßte in Seeshaupt die ihm bekannte Posthalterin und zeigt gegen Lr. Gudden eine Liebenswürdigkeit, wie sie ihm stets in Mihcren Tagen eigen war. In der Begleitung des Königs, der vorläufig für längere Zeit in Schloß Berg Aufenthalt nimmt, bleibt außer den Aerzten bestimmt Oberst Washington. Die Vorberei tungen sind erst im letzten Augenblick aetroffen. Proviant und Mobiliar kam in größerer Menge von München an. Der König ist jetzt offenbar mit den, getroffenen Arrangement einverstanden. Sein Zustand bietet augenblicklich zn irgend welcher Besorgniß keine Veranlassung. Die inzwischen in München tagende Stnatsraths- sitzung wird in allen Beschlüssen unbehindert sein. — Grak Dürckhcim ist vcchastet worden, weil er vom Kriegsministcr den Befehl halte, sich nicht in des Königs Angelegenheit zn milchen, und diesen Befehl nicht rcipcktirte. DieFcsscInngderDcleaationsmitglicdcr in Holicii- schwanaau wird von de» Behelligten bestritten, dagegen eine äußerst rohe Behandlung zugegeben. Näheres über die schon telegraphisch gemeldete Explosion in den Pulverfabriken zu Hamm an der Sieg: Etwa um II Uhr Nachts fand die Explosion statt und zwar in einem Theile, welcher nls Sichtcwcrk bezeichnet wird (in demselben wird das Pulver nach seiner Körnergröße sortirt). Zwei in diesem Raume bcsindlichc Ar beiter wurden nur noch als verkohlte Massen nufgesunde». Sic sind vermuthlich schon durch die Explosion getödtet und dann von der aiisbrechcndcn Flamme verzehrt worden. Vor dem Gebäude waren noch mehrere Arbeiter beschäftigt, von denen sieben Ärand- wnnden erlitten nnd zwar zwei so erhebliche, daß sie schon denselben erlegen sind. Die klebrigen werden wobl an, Leben erhallen werden können. Die Bevölkeruna Hainms griff so thatkräfsig ein. daß der weiteren Ausbreitung des Feuers ans die Nebengebäude, in welchen sich die „Mcngtviinen" und somit auch nicht nnerl)cl'Iiche Piilvcc- mcngcn befinden, glücklicherweise Einhalt gethan werden konnte. Der Betrieb der Pulverfabrik geht weiter. Die in dem Kowolski'schcn Mvrdprozeß, welcher vor dem Ber liner Schwurgericht stattf'and. von dem Vertheidiger des Bcrnr- thcilten eingelegte Revision ist vom Reichsgericht verworfen, worden. W -c-'lA -'.""kl! .
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite