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LueseS Blatt wird dm Lesern von Dresden und Uvigedung am Tage vorher bereit» al» Abei»v-2lnsgabe zugestrllt. während es die Post-Lbonnenter. am Morgen iu einer Gesamtausgabe erhalten. VerugrgedW: >»er«»»t>drlta>««» »n«»n> b«i läallckj i»»I«aH«rr ffntraauna durch uilere Voten «»«»»« u»d «,r,ru«, an 4>«»- und Mouiaaeu mir etnmav »Mt »ov». durchauswürttgsKoni. »iUIonär» » M de« » Me so Pr P«I cüimaltier .Ziisiellun» durch die Poti »Md lotmeBcliellaeidr im dlu«, land mit eniivrcchkiidem Zulchiaae. Nachdruck aller Lttikel u. Orrarnal- Mi»eilun,ni nur mit deutlicher Luellenanaabe t.Dresd. Nachr."t iulätlla. Siachiutalich« Sonorur- »u'vrüche bleiben »nderücklichtiat: »iwerianite Manuikrtvle werden nicht aulbeiuadrt. relenramm.Adrette: «»chrtchri» »r,«d««. Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden -lnreigen-caksf. Ntmaklin« Vau U»kündraun-en bid nachuiittaab s Ubr. Sonn und fteieiiaa« nur Marienslraße « von N bili '/«I Ul»r. Die l»valtiaevruiid «eile ica. 8 Lilden! 2» Pta.. Ln tüiidiaunae» aut der Lruxrveüe Zeile t2 Pta : die Lipalliae Zelle aut lei r leite i-c> Pt«., als Einaeiandt Zeile bü Pt^. A„ Nummern »uch Hon», und Feiertagen , lvaltige Grundteilr 2v P>e.. eul Privaittil« «o Pt,. Llvullige Zeile aut Tellictlc und alu t!>n,e>lindt so P«,. Lu»wartt,e ülut. träge nur gegen Voruu»be«ablun, Äclegbiätler koiieu l» Ltcuntgr. Ferniprecher: Rr. U und »VS«. HauptgeichLftsstelle: Marienkr.s« Heinrich L;üm » N L 8 0 « IV - 2 kr»»or kitr»««v S, Leica Vaisenbaasstr»«»«. AM' tili' Slv8»r»tv LIvirvn- UN«I LLitakvo-HvIilvliluiiKr EM» Xur »Msirvii! frseit /tnrug. . K«hroc:Ic-«nrug . Smoiclng-änrug. Liursinv fraoics 8viir»urre ttosen lffk. 31-68 . 31-80 . „ 25 4« . 21-42 Nil. 6,25-14 llallt»»»>vit, 8<chv2tv. . . NsIlWsrlsn, rroiss . . . «leies«! «Lnäsvbuhs . . «lelsse «rirrvirtlon. . . Vlaquvs. 2.iukro Oanintie Llic. 3.75 bis 8,— 2.10 bi« 15,- 1.75 bis 2.80 — ,10 bis —,83 r^ür K«8tün»r«^tv: Ksstreiktvr tsiven-^nrug. . 5I!> 8,9V lentiis-änriig« . . LH». 11,— bis 19,— 'kirolsr ffraobten. —— Usrvorrsgsnlle ?relsv»i1raigkoit. M»- I'lcncste Trahtberichte. Landlagsveihaiidliingeu. Hofiiachrichtc». Gesetzliche Vormmidichast. La WAG« W» THIlslll. Ceiitrasihenter. Geiichlsverliaiidluiigen. ..Die Gripciislcr", Ehrlichsche Musikich age der Heimarbeiter, ' lile. Lonilirlltlld, März lUE--;. Neueste Drahtmeldnnncn vom März. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tcl.s Die S t e u e r k o m m i s s i o n des Reichstags begann beute die Tferatung der Erbschasts- steuer. Das Zentrum hat seinen ursprünglichen Antrag. der statt der 72 Millionen der Regierungsvorlage 120 Millionen herausholen wollte, zurückgezogen, weil durch andere Hilfsmittel das Defizit zu decken möglich fei. Dagegen lag ein soziaideiiw- kratischer Antrag vor, der im wesentlichen bestimmt: Die Erb schaftssteuer betragt 1 Prozent für jede Nachlaßmaffc im Werte von 20»t bis 200» Ms, tff- Prozent für 30t>I bis 5000 Mk., 2 Prozent für 5001 bis 10 00t» Mk.. 3 Prozent für 10 001 bis 20000 M°f.. 4 Prozent für 20 001 bis 30 000 Mk., 5 Prozent für 30 001 bis 40,»00 Mk.. 6 Prozent für 40 001 bis 5EX» Mk.. 7 Prozent für 60 001 bis 75 000 Mk., 8 Prozent für 75 001 bis IM 000 Mk. t» Prozent für 1(0Mt b:S 200 000 Mk., 10 Prozent für 300 MI bis 30» 000 Mk.. II Prozent für 3M M» bis 400 OM Mark, 12 Prozent für 400 OOI bis 500 MO Mk,. 13 Prozent für 500 001 bis 1 Million. 14 Prozent für IE001 bis 5 Mill., 15 Prozent für 5 OM Ml bis 10 Millionen Mk.. Iü Prozent für 10 MO 001 Mk. und darüber. Die Anteile an dem Nachlaße, die aus Grund gesetzlicher Erbfolge oder laut testamentarischer Verfügung des Erblassers an Erben oder an Legate verteilen find, find nach Abzug der vorbezeichnctcn Tteuerbetrage von ber Nachlatzmasfe festzustellen uno find »odonn für d>e noch folgenden weiteren Steuerbeträge zu Laiten-der Empfänger zu entrichten: 1. 5 Prozent für solche Erbanteile, die auf Verwandte des Erb lassers entfallen, die nicht gesetzliche Erben der ersten, zweiten oder dritten Ordnung find: 2. 10 Prozent für solche Erbanfälle, die auf testanlentarische Richtverwandte fallen (uneheliche Kinder, 'owie alle au Kindesstatt angenommenen Kindern sind hierbei den ehelichen Kindern, halbbürtige Geschwister den vollbürtioen Geschwistern glcichzuictzcnj. Als 8 60 soll endlich dem Gesetze beigefügt werden, dah mit dem Inkrafttreten des Gesetzes die Abgaben und Zölle auf Salz und PctrSleum und sonstige Mineralöle und fossile Rohstoffe aukcr Erhebung treten sollen. Aba. Bernstein (Soz.) begründete den sozialdemokratischen Antrag, dessen Eriräg er auf 290 Millionen Mark berechnete. Zu einer Beschlußfassung katn es nicht. Berlin. (Priv.-Tel.) Die B n d g e t ko m m i s s i o n des Reichstags stellte ans Antrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts v. Tschirschkv und Bvgcndorss die Beratung her Forderungen für ein Rcichskolonialamt vorläufig noch zurück. Tie Verhandlungen drehten sich um die Beschwerdeschrift tzer Aktvaleute, wozu zunächst Kolonialdirektor Erbprinz zu Hohenlohe erklärte, das Urteil sei umyestoßen. weil cs tatsäKr ».ich juristisch unhaltbar sei. Die fünf zu längeren ^reihcitS- strafen verurteilten Häuptlinge feien wegen fz-luchwcrdachts in Untersuchungshaft geblieben. Was die Beurteilung der Be schwerden vom Standpunkt der Verwaltung anlange, sei er zur zeit nicht in der Lage endgültig Stellung zu nehmen. Einzelne Punkte bedürften noch weiterer Klarstellung, die nur im Schutz- gebiet selbst erfolgen könne: anderseits müsse, da die aanze An- gekegenheit sich im Stadium des richterlichen Verfahrens be- tnide, zunächst dessen Ausgang abgawartet werden. So weit das richterliche Verfahren hinsichtlich einiger Punkte cine'tsMae Klarstellung nicht erbringen sollte, werde er für eine weitere Aufklärung im Verwaltungswege Sorge tragen. Von sozialdemo kratischer Seite wurde eine Resolution beantragt, die die Hast- mllafsung der Akwaleute fordert. — Wcitcrberatung Montag. Berlin. (Priv.-Tel.s Die W ah l p r ü f u n g s k o m m i s - fion des Reichstags hat beschlossen, die Wahl des Abg- Büsing lnatl.I in Schwcrin-Wismar zu beanstanden. Zur Marokko-Konferenz. PariS. Aus Tanger wird gemeldet, eine Abordnung der dortigen Europäer würde sich heute nach Mgeciras begeben, um der Konferenz ein rein wirtschaftliches Programm zu unterbreiten, welches durchweg Magen von gemeinsamem Interesse betrifft. Zur Lage in Frankreich. Pari?. Das Nationalkonzii der französischen Bischöfe, welches zwilchen dem 10. und 20. d. Mts. in Paris staitfinden soll, dürfte höchstens zwei Tage dauern. Der Zweck des Konzils, welchem ein von einem vorbereitenden Ausschuß ausgearbciteter Entwurf zur Beschlußfassung vorgelegt werden wird, ist der, der K i r ch e I ra n k r e r ch s eine n e u c O r g a n > sa t i o n zu geben. Der vorbereitende Ausschuß, der aus den Erzbischöfen von Paris. Lyon, Bordeaux, Reims, Bchangon und Toulon, so wie zwei Bischöfen besteht, wird in seinen Arbeiten von fünf hervorragenden katholischen Juristen, darunter dem Senator de la Marcörc und dem Deputierten Grousseau, unterstützt werden. Paris. Die Nachrichten, die aus den Departements Hante-Lvirc, LozSre und Ärdocbe über die InvenIar ° Au s- nahmen cinlauscii, sind noch immer sehr beunruhigend. Zahl reiche Kirchen wurden von den Dorfbewohnern, die mit Heu gabeln usw. bcivaffnet find, verbarrikadiert und werben von ihnen bewacht. Es beigt, daß die Gendarmen und Soldaten Weisung erhalten haben, erforderlichenfalls die Kirchentüren mit Dynamit zu sprengen. Die Aufregung unter der Bevölke rung ist außerordentlich, und man befürchtet weitere crn-te Vorkommnisse. Paris. In der Kirche von Ehilly (Tep. Juras wurden gestern Nacht durch eine Explosion einer mit Pulver gefüllten Bombe große Verheerungen augerichtet. Nancy. Ausständige Grubenarbeiter in Ncuve Maison versuchten die Kabel der elektrischen Bahn zu durckiichiieiden und mußten von den Wachtposten mit Gewehr schüssen verjagt werde». Die Ausständigen feuerten auf Gen darmen. die einen Hürderkorb begleiteten, acht Schüsse ab. Ein Gendarm wurde verwundet. Gegen das Hans eines arbeits willigen Bergarbeiters ivurdc ein Dynamiianschlag verübt. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Das Gesetzblatt veröffentlicht daS vom Kaiser am 20. Februar genehmigte Reglement, nach dem das Vorgehen der mit der Unterdrückung von Unruhen betranken Truppen künftig cinzurichtcn ist. Dasselbe enthält namentlich die Bestimmung, daß die Truppen in solchen Fällen ivcder in die Luft noch blind schießen dürfen. Tammerforit. Auf dem Bahnhose verhaftete die Polizei zwei weitere Teilnehmer an dem R aube in der Russischen Staatsbank in Helsingfors. Während des Verhörs gab einer plötzlich Revolverschüsse ab. wodurch drei Schutzleute getötet wur den, und versuchte, zu fliehen, wobei zwei Personen verwundet wurden. In dem Flügel eines Gebäudes verichauztc er sich und erklärte vom Fenster der aus dem Marktplätze versammelten Menge, er sei Sozialdemokrat und verlange Hilfe. Die erregte Menge verlangte die Freilassung. Zur Unterstützung der Polizei wurde die Feuerwehr requiriert. Zm — » .— wmwet. zm ganzen wurden S Personen vcr- Zar Lage in Csima. Schanghai. Der „Nordchina Herald" veröffentlicht ein Telegramm. vaS besagt, die Kais erin-Witwe von China sei gefährlich erkrankt. Schanghai. Die chinesische Bevölkerung ist bis her im allgemeinen durchaus friedlich, wird aber durch von außen kommende Ankündigungen des 'Ausbruchs von sremdenfcindlichcn Bewegungen allmählich in einen Zustand ner vöser Erreaung versetzt, aus der dann bei äußeren Anlässen wirkliche Ausschreitungen hervvrachcn können. Durch den ruhigen Verlauf des 24. Februar, für den ein Ncwhvrker Tele gramm die Niedermetzelung aller Fremden anqekündiot hatte, ist die Unwahrhastigkcit jener Ausstreuungen scsigcstcut worden. Berlin. Das das „Reirhsgefetzblatt" veröffentlicht das Gesetz bctr. Abänderung des 12. und 13. badischen und des 7. hessischen Reichstags-Wahlkreise S. Bautzen. In der letzten Nacht hat starkcr Schnee sall viel Schaden angcrichtct. Ein großer Teil der aus den Dächern stehenden Ferngesprächgestänge brach unrer der Schnee- las» zusammen. TäS ganze Ortsnetz und ein großer "Teil dn Leitungen nach auswärts sind gestört. Die Wiederheritcllungs- arbeilcn, die unter Herbeiziehuna auswärtiger Baukolonncn so- fort begonnen wurden, werden längere Zeit beanspruchen. Fra n ksurt a. M. (Priv.-Tel.) Während der S trcrk-- aussch reit ringen in Alzen (Rheiubessen) wurden bisher 15 Perivnen verhaftet, gegen die die Anklage auf Laudfriedeus- bruch erhoben werden ivird. Trier. (Priv.-Tel) 36 Arbeiter aus dem französischen Streikgcbiet versuchten, mit roten Fahnen die deutsche Grenze zu überschreiten, wurden aber durch Gendarmerie mid Ärciizbcamle daran verhindert. F c r r o s. Hiesigen Blattern zufolge soll ein hier neu zu erbauender Panzerkreuzer den Namen „R cinaEna" führen. Washington. Gemäß der Resolution Shcppard vom 27. Februar um Mitteilung über die zwischen dem Staats devartcmcut und Dcutsch 1 an d bezüglich des Zolltarif e getroffenen Verhandlungen und Vereinbarungen sind diele sctzi dem Repräfentantenhaum in Gestalt der zwischen dem Staats sekrctär Noot und dem Botschafter Freiherrn Speck zu Stern- burg gewechselten Schriftstücke vorgelegt worden. In einem einleitenden Schreiben sagt Noot, es bestehe kein weitere? Abkommen über das hinaus, was in diesem Schriftwechsel zwischen ibni und dem deutschen Botschafter enthalten fei. Io einem Schreiben vom 16. Februar erörtert Root die Forderung Deutschlands nach einer Tarifänderung und die Zugeständnisse, die dos Schatzamt zu machen bereit sei. Freiherr v. Sternburg sagt in feiner Antwort, Deutschland halte sich durchaus die Schwierigkeiten der Vereinigten Staaten nach Abänderung de? Tari'gesetzcs gegenwärtig und sei willens, Amerika die deutschen Vertragszolffätze bis zum 30. Juni 1907 zu gewähren. Er hoffe ferner, daß die bestehenden Schärfen und Schroffheiten der amerikanischen Zölle abgeschwächt und die Verhandlungen zu einem sür beide Teile befriedigenden Abschluß führen würde». In seiner Antwort erklärt Root, daß Präsident Roosevelt unvev» züglich eine Proklamation erlassen werde, nach der Deutschland die ermäßigten Zollsätze der Sektion 3 des Dingley^Taris- aesctzes zugesichert werden. Das Antwortschreiben schließt: »Ich bin sicher, es könnten keine aufrichtigeren und freundschaft licheren Zwecke, vernünftigere und offenherzigere Ansichten geben, als diejenigen, die die Vertreter beider Länder bei der Verhandlung dieses Gegenstandes geleitet haben. Ich habe großes Vertrauen, daß die Beibehaltung derselben Hmtung auf beiden Seiten zu einem Abkommen sichren werde gemäß dem starken Verlangen nach wahrer Freundschaft zwischen dem deutschen und amerikanischen Volke, daS wir beide hegen." Rio de Janeiro. Nlfonso Moreira Penna tvnrde zum Präsidenten der Republik und Milo Peianha znm Vize präsidenten gewählt. Llm-tagSverhaii-lnugerr. Zweite Kammer. Der heutigen Sitzung wohnten Staatsmtnssker b. Metzich ukd ersiniaiig der neue Kultusminister v. Schlieben bei. Zur Be ratnng sieben zunächst die Petitionen der Vereinigung von Bürgermeistern und berufsmäßigen Gemcindevorständen Sachsens »nd oeS Direktoriums des Vereins sächsischer Gcmeindebeamten zu Leipzig, betreffend die P e n s i o n Sv e r b ä l t n i s s e usw. der Gemcindebeamten und die Errichtung einer Landes pensroiiskassc. — Berichterstatter Abg. G ü »tb er-Plauen (freis. Vvlksp.): Die Wünsche der Petenten seien nicht neu. und auch im letzten Landtage hätte» eingehende Beratnnge» darüber statt gesunden. Die Deputation meine, es könne der Negierung eigen» lieh keine Schwierigkeiten bereiten, noch in diesem Landtage einen entsprechenden Gesetzentwurf vorziilegen, sie wolle aber der Regie rung in ihrem Bestreben, erst noch weitere Erörterungen anzu- Knnst und Wissenschaft. Ibsens „Gespenster" im Hoftheater. In der Königs. Hofopcr „Salome" von Wilde-Strauß, iui Königl. Hofschaikfpiel Ibsens „Gespenster", — das wäre noch vor zehn Jahren unmöglich gewesen in der Stadt der Madonna Sixtina des heiligen Rafael, für die das aller Aesthctik verderbliche Wort vom „Ewig Schönen" zuerst geprägt wurde. Daß dieses einst Unmögliche heule mög lich geworden, daß^mon auch bei uns im beginnenden 20. Jahr- hilnoert an der Stätte klassischer Traditionen nicht nur den großen Toten, sondern auch den großen Lebenden Feuer an- zünset auf den Altären der Kunst. — wer wollte stch dessen nicht treuen?! Freilich war der nordische Magus in dem besonde ren Falle Strauß gegenüber im Bortcil: er hat mit der Mehr zahl seiner Dramen nicht nur seit Jahren Hermatsrccht im Neu- ttädter Hause erworben, sondern die lang verzögerte Aufführung der „Gespenster", die im Repertoir des Residenz- wie des Eentral-Lheatcrs längst zum eisernen Bestand gehören, war heute auch kaum noch ein Wagnis, weil das Werk nicht mehr zur Diskussion steht. Wundcrlichcrweiie hat dies gerade bei den ^Gespenstern" eigentlich am längsten gedauert. Kaum ein Drama des Alten in Christian»« hat sich so schwer durchgesetzi, tvic die Familientraaödie des Hauses Alving, kaum ein anderes Stück des Dichters hat eine an Wechielsällcn so reiche Bühnen, geschickte, die Philipp Stein in einer ebenso anregend wie instruktiv geschriebenen Monographie sestgeleat hat. Den stärk sten Hemmungen begegnete das Werk, um Bekanntes kurz hier zu erwähnen, in der Heimat Ibsens. Mehr als ein Jahrzehnt dauerte es. ehe sich eine Bühne in Norwegen an die „Gespenster" wagte; zu Bergen fand im Dezember 1690 ihre Uraufführung statt. Deutschland war dem Lande der grünen Fjord? voran- gegangen. Meiningen hat sich auch sür Ibsen einen Ruhmes titel erworben.: ku» vor Weihnachten 1886 spielte das Ensemble deS kunstsinnigen He^ogs das viel debattierte Werk vor einem geladenen Kreise von Künstlern und Schriftstellern. Die Wieder holung deS Experimentes in Berlin, das damals iu tiroatro libu? gerade ansing, zur maßgebenden Metropole zu werden, verbot kurzerhand d»e Zensur. Gleichzeitig mit den Meiningern er standen an der Spree zwei andere Eideshelser dem nordischen Autor: Franz Wall»er und Direktor Anno vom Residcnztheatcr. Jener hatte die ,.Gcspen»tcr"-Aufführuiig bereits vor der Meininger Premiere in Berlin angeregt, war aber von der Zensur abschlägig beschicken worden. Nun verstand man sich zu einer einmaligen Darstellung des Werkes zu wohltätigen Zwecken, sür die die Polizei die Genehmigung gab mit der Be dingung. daß das Stück In einer Matinee und nicht abends in Lzcne ginge. Noch hatte man keinen Oswald. Kainz, der heute mit dieser Rolle reist und ihr mit seine größten schauspielerischen Triumphe verdankt, hatte dankend abaelehnl. Kurz entschlossen sprang Franz Wallne'r. der als jugendlicher Komiker ganz gewiß nicht der prädestinierte Oswald war, mit überraschendem Glück in die Bresche, und nach 20 Proben erlebte das arg gelästerte Stück am 9. Januar 1867 mit sensationellem Erfolge seine Ber liner Erstaufführung, und zwar in Gegenwart des Dichters, dessen Thcaterschicksal für Deutschland damit entschieden war: seine Dramen standen von nun an im Mittel punkte beißen Wettbewerbs für die Bübncn, Ivenn auch die „Gespenster^ erst sieben Jnbre später — die ersten öffentlichen Anfflihrimgen des Dreiakters am Deutschen und am Lcssing- Theaker zu Berlin fanden gleichzeitig am 27. November 1894 statt — ihren Slegeszng über unsere Theater begänne». Unterdessen hatten sich die Meininger aus ihren Gastspielreisen des Werkes mit Nachdruck angenommen — sie führten den Dreiakter bei ihren, letzten Erscheinen vor nun bald 20 Jahren in unserem Residenztheate» auch in Dresden ein —, und große Darsteller bewarben sich um den Oswald. Antoine spielte ihn im Tböütrc libre zu Paris. Zacconi in Mailand und Rom. Kainz und NIttner in allen Knnstzentren De»tschla»dS. — kurz die „Gespenster" hatten endlich gewonnenes Spiel. Dresden hat die Tragödie nach den Meiningern in den verschiedensten Taistellungen keimen gelernt: die Ensembles von Meßthaler, Lindemann »nd Linsemann brachten sie bald im Rrsidenztheater. daS mit Kainz das Stück auch in sein ständiges Nevertoir aufnahm, bald im Centrnl-Theater zur Aussühriing. während Zacconi den Oswald im Opernhairse gab, aller dings mir nitt geteiltem Erfolge. Das Hoftheatcr Plante schon se»t längerem die „Gespenster" - A »ssühru » g. wie es denn noch in dieser Saison seinen Bestand an Jbsen-SIncken durch die Aufnahme der „Wildente" in bemerkenswerter Wesse ,u ergänzen gedenkt Gestern obend wurde der Wille nun Tat. Leider blieb der Eindruck erheblich hinter dem zurück, was man cnvartet hatte: man stand kaum in einer Szene nntcc dem Gefühl eines außer ordentlichen künstlerischen Ereignisses obwohl die beste» Kräfte unserer Hofbühne für Ibsen ins Treffen geschickt worden waren, obwohl sicher alle Spieler ihr Bestes gaben. Woran lag dos? Mit einer Ausnahme fand man — so glaube ich — nicht den rechten Ton. die rechte Linie für die Darstellung. Innen- wie Außen-Regie, für die Herr Lemingcr verantwortlich zeichnete, vertagten de- deutlich, gar nicht zu reden von dem arg verschleppten Tempo, in deni sich die Vorstellung abspiclte. Zunächst befriedigte der deko ratike Rahmen absolut nicht. Das Milien, in dem man bei uns daS Familiendrama siebt, hat so gar nichts Norwegisches an sich. Auch will die Einrichtung und Ausstattung des Zimmers, das ber Schauplatz der Handlimg ist, sehr wenig zu dem düsteren Herrensitz der Alvings passen, deren Reichtum doch die Vor bedingung für die Errichtung des Asyls, die Auslandsreise Oswalds w. ist. Die nordische Negeiistimmnng, die wie ein dichter Wolkeiivorkiang vor dem Fenster liegen soll, war ebenfalls nicht getroffen: der Ausblick in die Lanbichast war während der ersten beiden Akte viel zu hell, zu wenig gedämpft. Das gilt a»ch vom Ton. in dem der Dialog aeffihrt wurde. Er ivar in der Haiiplsache reichlich zu gespreizt und schwer. Ganz auf Ibsen „eingestellt" war eigentlich »nr Herr Wiene. Er gab ein m Haltung, Geste und Ton gleich echt aiimuteiideß Bild des heuch lerischen Schurken Engstraiw, pointierte niit vollendeter Natürlich teil und gab der Figur eine überaus diskrete Chargierung, die am feinsten im letzten Aufzuge, in dem kurzen Zwiegespräch mu Pastor ManderS zur Geltung kam, in dem der Plebejer den Priester vollends übertölpelt. Dieser außerordentlich nndankbarcir Figur gab Herr Müller die ganze Warme seines Wesens, jenen Herz sichen Gruudzug. der zu dem „großen Kind" — so charakterisiert ,>>ran Alving den Pastor — sehr gut passen will. Hier »nd da. so »amen»sich in den späteren Szenen mit der Mutter Oswalds unk mit Ei'gslrand. wich der Kimstier aber von der Gniiidlinie ab. ja vermied nicht ganz jegliche Lnslspielivirklmg. der freilich völlig zu entgehen imcndsich schwierig sein niag. Weder Grube, der die Riffle bei den Memuigern. noch Reicher, der sie bei den Muster- aiisfuhrimgcn der „Gespenster" im Deutschen Theater spielte, gelang dos vollständig, obwohl beide de» weltfremden Man« mit