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Hat sich am 19. früh «in aüge»« ' zur ereignet, der mr» e, »einen Kennlniß gchjacht z« entsetzlich« Rohheit, welche dabei ein dafigrr Einwohner an den Tng geteat hat, nicht genug an den Pranger gestellt werden kann. Gin in der gedachten Schule in seiner Glosse beschäftig ter Lehrer wird durch einen ihm unbekannten Mann heraus- gervfen und auf dein Corridor ganz unerwartet von demselben mit Faustschlägen ins Gesicht so arg mißhandelt, daß der An gegriffene nur durch Dazwischenkunft mehrerer Personen vor ernstlicher Lebensgefahr düng bewahrt blieb. Der betreffende Angreifer, ein dasiger Aufläder, soll, wie wir hören, mit einer Strafe, die der so heimtückisch überfallene Lehrer seinem Sohne zu Theil hat werden lassen, nicht einverstanden gewesen sein und hat deshalb in solch brutaler Weise sich Genugthuung ver schaffen wollen. Hoffentlich wird derselbe seiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen. — Mehrere Einwohner hiesiger Stadt wurden gestern Morgen im Prießniywalde unter Umständen betroffen, die sie der Entwendung von Holz übeisührten. Alü sie sich entdeckt sahen, warfen sie zwar ihre Beute weg und ergriffen die Flucht. Inzwischen aber hat man ihre Namen bereits ermittelt und wird nunmehr ihre Bestrafung wegen Holzviebstahls wohl nicht ausbleiben. — — Wie man sich erzählt, ist die wider den verstorbenen Grafen von Zaluski und seinen Mitduellanten anhängig ge wesene Untersuchung erst vor Kurzem von Sr. Majestät dem König gegen eine Abolitionssumme von 300 Thalern, die jeder Theil zu zahlen gehabt, niedergeschlagen worden. — — Wie froh haben wir nicht an den letzten schönen Tagen manche Familien nach vollbrachter Wanderung zum heimischen Thore wallen sehen! Welche Hellen Volkslieder erklangen nicht dabei von Jung und All, wohl auch oft ein sonst seltener zu hörendes gutes Lied! Zu den empfehlenswerthesten musikali schen Unternehmungen in der neuesten Znt sind die „Lieder perlen deutscher Tonkunst" zu stellen, ein Sammelwerk der besten deutschen Tondichtungen für eine und zwei Singstimmen mit Pianosvrtebegleitung, herausgegeben von Volkmar Schurig. Mit in Ton gedruckten Portraits und Lilhographieen der her vorragend''! en Eompoiii'ten, mit Titelblatt von Professor Ludwig Nichrer. Dresden, Meinholo u. Söhne. — In der Thar, eine dank, nswcrthe Unternehmung. Wir finden in diesem Werke Alles, was als wahrhafte gute Liedereomposilion gilt, vortreff lich kusgeivählt, in gutem Druck auf starkem Papier eorreet chergestellt und noch dazu zu einem Preise, der alles andere Billige übcririfft. Wer eine ächte Auswahl von unserem treff lichen Nationalreichthum an Liedern seinem Schatze, dem unS Niemand streitig mnckl zu besitzen wünscht, dem ist sie hier in dem Liederverlen Heftchen a 6 Ngr. geboten. Beethovens .Die Himmel rühmen', Mozarts Veilchen, Haydns Arie: „Mit Würd' und Hoheit", Schuberts Wanderer, Glucks Eavaline: ..Bächlein, dort im Moos", Böhners Thüringer Volkslied w, düs und Anderes ist uns hier geboten. Wer deutsches Wesen und Volksthum liebt, wer wahre Liederkunst ehrt und pflegt, dem kann keine bessere Gelegenheit zu dieser Pflege geboten werden, als solch ein Band, dessen Abschluß vor Weihnacht in Aussicht gestellt ist. W — Bei Oederan fand am 16. unter besonderer Feier lichkeit die Einsetzung des Schlußsteines in das Gewölbe des Hetzdorfer Bahn-Viaductes statt. Einen prächtigen Anblick auf den Viaduct hat man von der Restauration des Herrn Sebcr, genannt zur „Pudelmütze", und von dem Aussichtspunkte der Bastei, da man derselben m 4—.',00 Schritten von der Pu delmütze aus erreichen kann. Dieser Punkt ist unbestritten eine Perle des ganzes Thaies, werlh, daß er von Fremden, wie Einheimischen oft besucht werde. — Heute, Sonnabend ,23), ist auch Schlußfest im nahen Wegefarth eines eben so großen Eisenbahnbaues, wo über 700 Leute beschäftigt sind, und sind zu diesem Feste die Vorbereitungen noch viel größer. — Schon osi ist der Wunsch laut geworden, daß aus dem so herrlich gelegenen Waldschlößchen Frühconcerte arrangirt würden und wird deshalb nächsten Sonntag Herr Musikdirector Trenkler mit seiner Kapelle früh halb 6 Uhr daselbst im Freien conzertiren. Es liegt in diesen Frühconzerten ein besonderer Reiz, umsomehr als von der schattigen, im frischestem Grün eräugenden Terrasse aus der Blick in's weile, romantische Thal schweift und namentlich die Residenz im Morgensonnenglanze nn herrliches Panorama liefert. — Wald he im, 19. Mai. Ein an Epilepsie leidendes 15 Jahre altes Mädchen aus Ehrenberg, Arbeiterin in der Niethammerlchen Papierfabrik wurde in dem Augenblick von Krämpfen knallen, als es seine Schritte von der Zschopaubrücke cuk das Land zu setzen im Begriff war. Infolge dessen tau melte es zurück und stürzte in den dort liefen und reißendem Fluß. Zwar wurde das Unglück von vorausgehenden Mitar beiterinnen sofort bemerkt, es gelang stdoch nicht, die Arme zu retren und eine weite Strecke flußabwärts konnte erst ihre Leiche ans Land gebracht werden — Es nahen die alten festlichen Zeiten! Ter Vorstand der privilegirten Bogenschützengesellschaft Dresdens hat bereits wine ersten Bekanntmachungen in Betreff der diesjährigen ..Vogelwi-se" erlaffen. Das Fest beginnt diesmal Sonntag den 2. August und scheint, wie der Vorstand erwähnt, die Ordnung der Stellen und Plätze bei der Menge und Größe der jetzt schon geschehenen Anmeldungen diesmal noch schwieriger zu werden. Es ist daher festgesetzt, daß die Künstler und Etablis sementsinhaber ihre Bethcrligung längstens in den Tagen des 25. bis 28. Mai anzumelden haben. — In der Nähe der Schanzen 8 und 9 ist ein Manö vrirplatz für die hiesigen Truppcnabrheilungen angelegt worden; Lessen vollständige Benutzung wird indeß erst vom I. Juli an, nah Abfahrt der geschlafenen Hölzer, eintreten. — Lefsentliche Sitzung des Königlichen Lber- Appellations-Gerichts vom 22. Mai. Direct vom Reichstag gekommen es ist seit Kurzem das 14. Mal, setzt 'ich der Rechtsanwalt Or. Schafsrath an den Vertheidigertisch. Sein Client, Friedrich August Wunderlich, des Toppclmordes wegen zum Tode vcrurtheilt, ist zum heutigen ziveitüistanzlichem Termin nicht vorgesührt worden Auf den Gerichtstische liegen eine Menge Mrrkwerk-euge. Schuß- und Stichwaffen, Rund und Spitzkugcln mit lenen Wunlerlich ebenso schrecklich, als »«arbeitet. Gerade 2980 Schritt von dem Vasthofe zu deüwillewv sicher aearb werden «adietzt, weil düriz'Neuensalz, etwa 10 Schritt von der nach Schönau führenden Chaussee entfernt, fand am Morgen, mit frisch gefallenem Schnee bedeckt im Walde, der Fuhrmann Holzmüller am 8. Februar 1867 zwei Leichen und zwar war er durch sein Pferd darauf aufmerksam gemacht worden, das an jener Stelle scheu wurde. Beide Leichen lagen etwa 9 Ellen von einander. Man recog- neseirte in ihnen die schon bejahrte verw. Gutsbesitzerin Chri stiane Schaarschmidt mit ihrem 21 Jahr alten Dienstknecht Carl Heinrich Kunze aus Neinkengrün bei Auerbach. Schon am 6. Februar früh 6 Uhr waren Beide, wie die Töchter der Gutsbesitzerin gesehen, vom Hause fortgcgangen und zivar trie ben sie zwei Ochsen auf den Viehmarkt nach Plauen, wo sie dieselben, den einen für 70 Thlr. nach Allenberg. den andern für 55 Thlr. 10 Ngr. nach Oelsnitz verkauften. Die Wittwe und ihr Knecht kehrten jedoch nicht wieder heim, obgleich sie am Abend des 6. Februar schon zurückkommen wollten. Nach den nörhigcn Recherchen steht fest, daß der doppelte Raubmord Nachmittags in der 5. Stunde geschehen sei; denn um 4 Uhr hatten sich die Beiden auf dem Heimwege im Gaslhofe zu Neuensalz eine Erfrischung geben lassen und etwa j Stunde aufgehalten. Die beiden LOchnaine waren schrecklich zugerichtet, die Frau war oben bis unten mit Schnitt und Stichwunden bedeckt, selbst im Unterleibe. Der Knechr hatte zwei Schuß wunden, davon eine absolut tvdtliche im Mage», die andere weniger gefährliche durch das eine Schulterblatt: dagegen war der Hals bis auf die Halswirbel durchschnitten. Eine Menge, den Ermordeten gehörige Gegenstände lag im Schnee umher, Geld aber wurde nicht vorgefunden. Der Verdacht fiel auf einen schon geschulten Verbrecher, den obengenannten Wunder lich 40 Jahr alt, aus Treuen gebürtig, der sich an jenem starkregnerischen 6. Februar in der Nähe des Mordschauplatzes heruingelrieben, dennoch aber sein Alibi nicht beweisen kann. Wunderlich ist schon 21 Rial wegen allerhand Verbrechen, darunter einmal mit 3 Jahre Zuchthaus besirakt. im März 1o59 wegen eines vierfachen Raubmordes in Untersuchung gewesen, aber wieder entlassen, überhaupt noch anderer sehr selt samer Umäände verdächtigt worden. Er war hintereinander Weber, Bahnardeiter, Bö als und Flurwächier, Soldat beim ?. Linon Jnninteiie Regiment in Dresden, ans welchem er a.ar entlassen wurde, weil er sich aus Versehen den linken Daumen abge hackt; dann Jägerbursche, wieder Wald- und FlurwäckUr, Bei diener denn Gerichlsamt Lengekeld hier heirathele er; ferner Färbtrknecht, dann Maurer im Sommer, Hasenfcllhändler im Winter, dann Maurerpolier und endlich Fleischer, obgleich er eigenib.ch nur die Weberei erlernt. Er laugnet die That vollständig. Die auf die Ermordeten abgeschossene Kugel erscheint als in einem Fingerhut gegossen, der in der W.hn- siube Wunderlich's in einer Schachtel lag. Ferner hatte er ein ' ch'.achtmcsscr, mit dem er sich helfen wolle, „wenn er im Walde allein sei". Ein Hauptverdachtsgrund ist aber der große Gelvbesitz des Angeklagten am 7. Februar, dom Tage nach dem Verbrechen. Einem gewissen Freund zeigte er seine Brieftasche, in welcher ein Päckchen Zchnthalerscheine, darunter zwei Dresd ner Bankpapiere und mehrere Geracr Kassenscheine. Dem Freund gab er 25 Thaler PapiergUd zum Anlaaf von Vieh und versprach, ihm am anderen Tage noch 70 bis 100 Thaler zu geben, um ein Schwein und einen längst besprochenen Bul len zu erhandeln. Wunderlich giebt vor, stets 30 Thaler er spartes Geld in der Lade gehabt zu haben, während der Ober- genSdarm. der ihn oft arretirt, und der Wachtmeister Jentzsch, der ihn im Gefängniß oft vintirt, erklärten, nie größere Be träge bei ihnr gefunden zu haben. Nachdem noch einige Ver- dachlsgründe, wenn auch meist nur minder erhebliche, aufgestellt und über die Aussagen der Zeugen berichtet worden, welche Wunderlich noch nachträglich vernommen wissen wollte, um selbst durch die geringste Kleinigkeit seine Unschuld zu beweisen, er griff Appellationsrath Klemm das Wort und beschrieb zuerst noch einmal die seltsamen Kreuz und Oaerivege, die der An geklagte in so verschiedenen Absichten am Nachmittag des 6. Februar 1867 im größten Regen gemacht und aus denen er die Mordställe fortwährend umstreist, wie er selbst gest cht. Ein auf der Mordstätte aufgefundener Ladestock nebst Krätzer ist von einem Schlaffer für das Doppelgewehr gemacht, welches der Förster Lehmann an Wunderlich verkauft und dessen abgeschnet- tene Nohrtheile bei Letzterem vorgefunden wurden. Wenn Wunderlich behauptet, das so verkürzte Gewehr zur Zeit der That nicht mehr gehabt, sondern es schon früher an einen Steinbruchbesitzer Schönfuß in Bergen verkauft zu Haren, so sei dies unwahrscheinlich, da ein solcher Mann in Bergen nie gewesen und selbst durch die gewichtigsten öffentlichen und ge richtlichen Aufforderungen, sich zu melden, nicht arckgesunden werden konnte, trotzdem, das; Alles in jener Gegend durch die That in Aufregung war und es galt, einen unschuldig Ange klagten von dem Verdacht: eines doppelten Raubmords zu rei nigen. Aus die Geldfrage sei e;n besonderes Gewicht zu legen, da die Aussagen der Freund'schen Eheleute sehr graairend gegen Wunderlich erscheinen. Einen bestimmten Antrag stellt der Redner dem obersten Gerichtshöfe gegenüber nicht. Advocat Or. Schaffrath verlangt schon von vornherein die Freisprechung Wunderlichs und die Kassation des Todesurtheils. Was die Sache selbst betrifft, so stimme er wohl dem Staatsanwalt bei, daß d^r Doppclmord besangen sei, aber nicht in Betreff der Zeit und des Geldes. Ob die Schüsse, die zwischen 4 und 5 Uhr gehört wurden, vie tödtenden Schüsse gerade waren, ivisse Niemand, eben so, ob der Mord schon am 6. Februar geschehen sei. Viele Verdachtsgründe seien wohl da, aber die Ueber- zeugung von der Thäterschaft Wunderlichs leugne er. Es gebe nur ein nahes Jndicium, aber eine Menge fernstehende. Der Zeuge Freund sei weniger glaubwürdig, die Behauptungen des Angelegten aber sehr oft nicht unwahrscheinlich. Sollte Wun derlich dennoch für schuldig erachtet werden, so müßte die Fra, e erst, ob Morv, ob Todrschlag vorliege. erUchieden werden. Tie Verrheidigung hofft, daß der heutige Richter, wie immer, da- Nichtige treffen wird Gegen 3 Uhr Nachmittags ocrlündele Se. Ercellenz 0,-. v. Langen» nach kurzer Beirthung unter der sesirlichsten Siille im Saale das letzte Urtel in der Sache. Es lautete auf Klagfreisprechung wegen Mangels >n vollständigem Beweise. DreKosten trogt die Ctaatskaffe. Ta ILunderlech, wie Appellationsrach Klemm verkündet, wegen eine« neuen, nicht zu dieser'Ntch« gehörigen Diebstahl» ß* schuldigt ist, so dürste deshalb sttm sofortige Freilassung au* dem BezirksgerichtSgefängniß zu Plauen noch nicht erfolgen. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mon tag, den 2s. Mai, finden folgende Einspruchstermine statt: Vormittags 9 Uhr Privatklagsache Friedrich August Gommlich'S wider Carl Votthelf Hornuff in Wilschdorf; Uhr Privat- klagsache Friedrich Ernst Eduard Nöder'S wider Friedr August Krause hier; 10x Uhr wider Carl Gotthelf Vogel in Strießen wegen Aussetzung eines Kindes; 11 Uhr wider Friedr. August Reinfeld in Potschappel wegen Betrugs, Erpressung und Be leidigung; Vorsitzender GerichtSrath Ebert. — Tagesordnung für die 106. öffentliche Sitzung der Ersten Kanimer, Sonnabend, den 23. Mai, Mittags 12 Uhr. 1) Erster Bericht der zweiten Deputation über das Einnahme- budget des Rechenschaftsberichts pro 1861/63. 2, Mündlicher Bericht der vierten Deputation über die Beschwerde Bechler's zu Zwickau und der Rotheschen Eheleute zu Pölbitz, einen Cchädenanspruch betr. 3) Resultat des Vereinigungsverfahrens, die Petitionen Metzsch's, Frommolt's .'c., Berichtigung der Wafferläufe betr. — Tagesordnung der 159. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer, Sonnabend, dm 23. Mai, Mittags 12 Uhr. 1) Bericht der drittm Deputation über die Petition Schmidt s, Erhöhung der Emolumente für Ortö- und Gemeindevorstände betr. 2) Mündliche Vorträge über die Vereinigungsversahren wegen a) der Stahlknecht'schen Petition, Bibelauszug, b der Beschwerde des Stadtraths in Wurzen, Kostenersctzung. und »9 der Petitionen Metz'ch's und Genossen, Wasserregulirung betreffend. Berlin, Freitag, 22. Mai, Nachmittags. Das Zoll- parlament Hut in seiner heutigen Sitzung die g,sammle Taris- vorlage unter Ablehnung aller gestellten Amendements ange nommen. Hierauf folgte die Kchlußberathung über die Ta baksteuervorlage' und wurde dieselbe definitiv angenommen. Ebenso genehmigte das Haus das Gesetz wegen Erweiterung der EingangszoUermäßignngen. Gras Bismarck zeigt hierauf an, daß der Schluß des Zellparlainents morgen Nachmittag 4 Uhr im k. Schlöffe stattfinden solle. Dann verliest Präsident Eim'on ein Schreiben, welches die Abgeordneten des Zollparla ments zur Besichtigung der deutschen Flotte in Kiel einladet Ein Extra,zug wird dieselben morgen Abend dorthin führen und die Admiralität die Bennrthung übernehmen. Die Rückfahrt soll am Sonntag Abend erfolgen. Dresd. Journ.) * Die Hungersnoth in Algerien, — Auszug aus einem Privatbriefe aus Konstantine. . . . Seit meinem letzten Briefe haben sich die verschiedenen Geldbeiträge in Frankrnch unter den Protestanten so gesteigert, daß wir seither 200 Psv. Brod täglich, und alle andere Tage ein Pfd. Reis unter jede Familie vertheilen konnten. Eine neue bedeutende Sendung von 1400 Francs durch H. erlaubt uns, weitere .50 Pfd. den übrigen anzuschließen. Auch kleiden wir die nackten Weiber und Kinder. Alle Morgen um halb 7 Uhr findet die Ver- theilung statt, welcher beide Pfarrer anwohnen, und die dann 1.s Stunden dauert; aber schon um halb 6 Uhr füllt sich der Platz vor unserem Hau« und weckt uns mit dem Gesumsc aus dem Schlaf. Ihr könnt Euch kaum denken, wie ge'egnet unser Werk ist und wie unsere Bertheilung schon wohigethan Hai. Bei 300 Personen werden täglich dem ärgsten Hunger entrissen und finden ihre Nahrung für den Tag; jede Familie ist ein geschrieben und erhält im Verhältniß ihrer Kinder so viel Brod und Reis, daß alle wenigstens Eine genügende Mahlzeit haben können. Bis jetzt war cs nicht nwg.ich, Alle, die darum an- hieltcn, zu befriedigen; denn das Elend ist entsetzlich und täg lich mehren sich die Armen; doch wenn die Liebesgaben noch einige Zeit sortdauern, so können wir wenigstens Alle, die u>n Brod anhalten, befriedigen. Wir haben während mehreren Wochen mehrere Familien mit zahlreichen Kindern beherbergt,, denen ich täglich den größten Kessel voll Suppe und Reis be reiten ließ; zwei Kinder starben unS, diele waren so ausgehun gert und schwach, daß sie eine bessere 'Nahrung nicht mehr er tragen konnten; eine Frau hatte die Pocken. Es ist entsetzlich, wie viel Opfer täglich Hunger und Külte unter den Arabern fordern; in unserer nächsten Umgebung liest die Polizei täglich mehrere Leichname auf. Wie wird es erst im Innern des Landes au-sehen, wo sie weniger Unterstützung als in den Städten erhallen! Man prophezeiht einen ganz schlimmen Sommer voll von Krankheiten; cs ist die Rede von der Pest; denn die vielen unbegrabenen Leichname, die den sengenden Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, verpesten die Lust und verur sachen unvermeidlich Krankheiten. Man sagt der ThyphuS habe schon seinen Einzug im Militärlpital gehalten. * Drittes deutsches Lundesschießen in Wien. Die Ausführung der Festbauten ist dem Stadtzimmermeister Joseph Lbermaier in Wien für 175,660 Gulden ö. W. über tragen worden. Die Wirthschastsräumlichkeiten müssen am 1. Juli, sämintliche andere Bauten den 12. Juli vollständig fertig an das Festcomite übergeben werden. Ueber 300 ArbettSleuie sind seit bereits vier Wochen auf dem Kestplatze thätig. De Weinkarte wird 22 Gattungen österreichische Weine und 17 Sorten ausländische, und zwar nur von den renommirtest. n Firmen, enthalten Das Centralcomitc hat an sämmtliche be theiligle Eisenbahn- und Dampfschifffahrts-Verwaltungen das Ersuchen gerichtet, den Festtheilnchmern möglichst weitgehende Fahrpreisbegünstigungen zu gewähren Die betreffenden Ver waltungen haben in überwiegender Mehrheit fast durchgehends 50 Precent Preisermäßigung zug-fichert, nur die großherzoglich badenschen Verkehrsanstalten, sowie beinahe sämmtliche Bahn- oerwallungen in Preußen haben ablehnend geantwortet. Vom I. Juni erscheint bereits in Wien ein ossicielles Festblart. Unter d»n vielen schon angekündigten Ehrengaben sieht die ven den Deutschen in New?)ork zugesicherte wohl oben an; es >st di.S ein prachteoller Patentflügel aus der rühmlichst bekannten Fabrik von Eteinivay u. Söhne im Werthe von 1500 Dollars Nampesche Zkretzr 24, , ll»r 2. Etage.