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Dresdner Nachrichten : 04.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192604040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-04
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.04.1926
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Dt« Ketten der Anker rasselten, bald lag er unbeweglich, am Boden be» Meere» gesesselt. Da trat der jung« vort» in strammer Haltung »or seinen Kommandeur, machte leise «ine Meldung. Erstaunt sah ihn dieser an, fchrit dann »ur Großherzogin Anastasia und sagt«: »Ich bin soeben erinnert worden, daß die seitlichen Treppen noch nicht am Schiss angebracht sind, so können Sure Kaiserlich« Hoheit nur aus einer Strickleiter da» Schiff verlassen.* Wir sahen un» er, schrocken an. Denn in langen Kleibern war «» nicht verlockend, eine sreischwrbende Strickleiter htnabzuklettern. Man ver sicherte uns indessen, daß es nicht so ängstlich sei, wenn wir ruhig rückwärt» hernntersttegen. Außerdem würbe se ein Offizier unterhalb und oberhalb mit heruntersteigen. Ich war di« erste, bte den Gang unternahm, und landete glücklich in dem kleine» Boot. Nun sah ich, wie auch die Großherzogin ihren stutz ans die schmale Leiter setzte, unter ihr Boris Lermatow, der mit seinem Gewicht versuchte, die Stricke zu straffen. Schon stand er -halb im Boot, da schwankte die Groß. Herzogin. Sie wäre in» Wasser gefallen, doch faßte er sie recht, zeitig und ließ sie sanft in daS Boot gleiten. Die war ganz weiß geworden und hielt einen Augenblick den Arm be sungen Offiziers umklammert. Dabei verwickelte sich die Schnur ihrer Lorgnette um den Knopf seine« Aermel» und zerriß. Sin kleine« goldene« Osterei mit leuchtendem Nubin, welche» an der Kette hing und da« ihr die Zarinmutter am kage vorher beim Osteressen geschenkt hatte, rollt« z» Boden, vori» Lermatow hob e» ans und reichte e« ihr zurück. Gütig sagte Ne: .Behalten Sie e», Bort», zum Andenken »nd Dali», man * Al» wir da» Boot verließen, drückte er leise den Gaum ihre» Mantels an die Lippen. Im Sommer IW« erhielt Ich durch die russische Botschaft ein kleine» Paket, darin lag ein Briest er lautete: „Mein streund Bort« Lermatow wnrde schwer verwundet gerettet, al» der „Basan* am 27. Mat IW« mit noch sechzehn russischen Kriegsschiffen bei der Insel Tsuschima sank. Doch lebte er noch etnioe Tage und gab mir sterbend beisolgende» Osterei mit der Bitte. «» Ihnen ,n senden. Sr sagt«: Ich habe e« immer an goldener Kette getragen.* DaS kleine zierliche St lag in meiner Hand, der Rubin leuchtete wie ein BlutSiropsen seine« tavferen, treuen Oerzen». Ich gab e« der Großßerzogtn Anastasia zurück. Ge- ritllrt legte sie e« zu Ihren Andenken. ES wieder zu tragen schien ihr Entweihung. Der Lanüschrecken -es Peker Reinhard. Eine Ostererzählnnq an» der Zeit de« Dreifiigilihrige« Kriege« von Johannes Heinrich B r a a ch. Sturmläuten rief am Nachmittag« ö«S Karfreitag« die Bewohner der kleinen Ortschaft Denger» auf die Straße. Nebl-r den Wäldern im Westen, wohl vier Wegstunden weit, ltand eine Rauchwolke und verriet Gefahr. Kam der Land« schrecken de« Peter Reinhard, der in der Flußgegend ein Dorf imck dem anderen in den Sand stampft«, ans die Höllen? MS lebt waren dreißig Iallre Krieg vergangen, ohne Schweden und Kaiserliche. Holländer oder Spanier tu diese Berge zu bringen. Keine Trnpvenverllämde zogen raubcnlb vorLber, keine Schlacht brauste in der Nähe, kein Winterlager mußte verproviantiert werden. Sonst überall in Deutschland rasende Kämpfe, zmammem,geschossene Städte, cmsgerottete Flecken, Hunger und Pestilenz. Nur hier slammenunverlehrte -Härvlcr im) in Frieden bestellte Uecker. Sollten setzt, dg schon Gerüchte «rm oeschlosscncn Frieden erzälllten, Marodeure einsallen und l Ke Nemos,ner ans die Folterwerkzeuge spannen? DaS Jener in brr Ferne konnte ein« Jäckel ihre« Wüten? sein, denn etwa an dieser Stelle lag ein einsame« Gehöft. ,md Zweifellos schien e». daß der Manch seine Ursache in dem Strande des Hauses hatte. Zuerst dachten die Dengerer daran. Inte zur .Hilfeleistung au-'urlisten. aber sie überlegte» es fch und sandten nur Svä-Her fort. Die Ortschaften Kellert und Tölsten lagen irm zwei Meilen näher an der UugllickSstclle, ilire Männer mußten um Stunden vor Ihnen zur Rettung cintresscn. BIS die Dengerer anrückten, waren längst der Ich«? Halm und die letzte Sparr« verkohlt. Als gegen Abend di« Rauchfahne verschwand und kein neues I'seichen eintrat, minderte sich di« Bestürzung und die lstcmnier wurden hoffnungsvoll. Trotzdem nahmen Vorsichtige Sick, ln und Sensen und schärsten die Schneiden. Mittlerweile feierte das Raubgesindel um Peter Reinhard vor dem zusam me »brechen den Waldhof den Uchcrsall mit stressen. Saufen un- Würfelspiel, der höchsten Lust dieser ent menschten Haufen. Peter Reinhard« Knöchel fielen verkehrt, er verlor, llörtr ans und nallm sich den aefesseltev Bauern vor Er rieb ihm die bloßen Sohlen mit Sinrp ei« und ließ einen Ziegenbock die Süßigkeit abiecken. Der Gefesselte verzog keine Miene, konnte ober bei Wiederkolung der Prozedur dem Kitzel nur mit Grinsen und Kichern begegnen. „Immer lächeln zu müssen,* höhnte der Quäler, „ist eine köstliche Gabe, nicht wahr, wackrer Mann?" „Du Hund —" keucht« der Bauer, bekam aber nur einen Tritt "lS Entgegmmg. „Wir haben Ostern* führ der Brandschäher fort. ,^fn der Dengerer Kapelle wollen wir den Altar schmücken, daß eS )cm ganzen Dorfe Wohlgefallen bereiten wird. Willst du mit uns feiern?" Und weil gerade da« Tier zwischen dem Zehen leckte un ter Bauer aus den fürchtcrltckren Netz mit Lachen un- Schreien eingchen mußte, wandte sich Peter Reinhard an seine Gesellen und sagt«: „Nun seht, wie fröhlich er mir beistimmt. Wir nehmen ihn mit." Den Gepeinigten aiber feixte er an: „(^fallen dir diese Freuden? Munden sie recht? Allen, die hier im Lande sitzen, will ich es geben, daß ihnen der Magen aus dem Halse gutlli. Hast du von dem ehrbaren Wanderer gehört, den die Dengerer schnappten und hängen wollten? Der Ent flohene kommt wieder und bedankt sich für die Güte. Hoppla, hoppla, dcrla, lalala." Und mit DchausprNngen fahrender Gaukler tanzte er um den Bauern und den Bock, daß di« Marodeure Beifall brüll ten und Besoffene begannen, mit ihm gröhlend und johlend umherzuschwanken und zu stolpern. Als Dämmerung über das Treiben der Marodeure fiel, kroch au? nahen Weißdorns,ecken ein Knabe und floh in den Wald. Entsetzen schnellte seine Füsie vorwärts, bergan, bergab, durch Tläche und Morast, durch Gestrüpp und Dornen. Nur sort von diesen grauenvollen Menschen, nur befreit sein von den Martcrschrcicn im Ohr. nur erlöst wenden von Fbammen- bildern, die vor den Augen standen. Nur fort — er strauchelte, schlug hin, riß sich (Besicht und Betne wund — wieder und wieder — was hatte da» auf sich — «rr fort. Nach einer Stuinde versagte die Kraft, weder da« BorwärtSziehen an Acsten, noch das Hinrulsche» über Wurzeln und morsche« Holz brachten ihm H^vwinn. Da ließ er sich hinfallen und rief nach Mutter und Vater und nach den Brüder», die man auf di« Türen und Scheune genagelt hatte. So fanden die ausgeschickten Dengerer den Knabe« umd erfuhren von ihm, welche Ostern dem Orte bevorstandem. Mitten in der Nacht heulten die Sturmglocken von neuem Über die Tücher und schreckten Schlafende und vor Sorg, Wachend« aus Betten und Stuben. Man lärmte, tobt« und brüllte. Ktenspäne und Fackel» zischten a«f uud schwirrten O Deutschland! von Mar 3« t - ta, Bautzen. Etwa» Seltsam«» kan, mir heut« in den Sinn. Ich dacht« an Deutschland und dt« Welt und sah im Geiste ferne Länder. Mit ihrem Bivd stieg »«gleich der Nam« einer Stadt, ihrer Stadtauf, «nd mit der Stabt der gesammelte Deist d«S Lande«. Ich sprach Amerika imb sah Nennork. England —London, Frankreich — Pari». Rußland — Moskau, Oesterreich — Wien. Schweden —Stockholm, Spanten — Madrid, selbst da» kleine Böhmen rühmte Prag, und Dänemark nannte stolz sein Kopenhagen. Und wieder dachte ich an Deutschland. — Deutschland! Sollte ich nun Berlin als die Stadt de» gesammelten Dentsch- land-Gelste», al« da« «llgelielitc, Erhebende, Hinreißende nennen? Ist, ach diese« Berlin, wirklich geballte» Drntschland? Tut r» etwa« dazu, -aß jeder Deutsche ihm im Geist« zu- stroven und ihm sein Herz mit heißem Lieden schenken kann? S« mag eine Fülle großartiger SInzelletstnngrn ans der lärmdurchtobten Stadt in die Still« -er Bewundern,,a hinrln- ragen. e« mag große Tag« in den Parlamenten geben, Hohe« und Schönes, Starke» und Festliches: aber eS ist alles Kong lomerat, buntgewürselte» Mosaik, losgelöste Vielheit »nd nicht herzblntdurchströmtc Einheit. Es fehlt das Allvcrbtndende, Bezwingende, AufwärtSstürmcnd«, Eine.wrofte: Der neue heilig-deutsche Getst! Darum kommen Viele in die große Stadt, gehen eiligst Ihren Berufen »ach und ivenden sich mit Enttäuschung und Bitterkeit wieder von ihr. Sie hat ihren Sinn betäubt; aber die Herzen nicht cingcsangcn. Der heilige deutsche Bau»» ragt noch nicht über Dächer und Türm« dieser Stadt. Sie ist noch nicht die erhaben« Halle deutschen VolkStums, tst dem tiefste» Deutschen nicht Freund, sondern Feind. Manche gehen von dannen und denken: Potsdam und Weimar! Aiudre sehen das verlorene Tauzig. Weltgewandte Leute wägen: Leipzig. Die wieder preisen Kunst und Schätze »nd nennen: Dresden und München. Oder Hamburg, dak frohe, stark«, weltofsene dämmert herauf. Vielleicht auch könnte eS Köln sei». daS freie Köln am deutschen Rhein! Doch vielleicht sind da« alle« Jrrgänge der Gedanken, vielleicht wird das neue Deutschland nie die eine Stadt al? dt« Stadt haben, vielleicht kommt e? vielmehr darauf an. daß ieder einzelne Im Volk« — In dem Volke, das seine Ge schicke nun selber führen will — sich, ganz gemessen nach den Gaben seines Geistes und Gemütes, entwickelt zu einem Edlen seiner Nation. Diese Kraft fordert unsere Zeit, daß wir ringen un, Einheit und Größe des Meiste», und daß wir unsere Herzen erheben zu dem großen triumphierenden Snmbol, das wir wie einen glühenden Sternenfunken in unsrer Brust tragen. Dafür wollen wir beten, opfern, schassen, kämpfen! Schlagt diese Funken dann zusammen, sechzlgmtMonenmal zu sammen. und anslodert der Brand der unendbaren, letzten, großen Liebe eines Im Geiste geeinten Volkes, daS immer »nieder jubelnd bekennt: Einigkeit und Recht und Freiheit, dir. o deutsches Vaterland! umher. Im Mon-Meln glänzten Sensen »nd Sicheln, Mist gabeln wurden geschultert, Dreschflegel geschwungen. Und so ehr hämmerte ctne von ohnmächtiger Furcht in schäumende Brandung gewühlte Erregung dnrch die Einwohnerschaft, baß zunächst Ratlosigkeit herrschte und niemand überlegte, welche ersten Notwendigkeiten erfüllt und welche Mittel zur Rettung versucht werden müßten. ES dauerte eine Meile, bis die Männer Pläne faste« konnten. Al? dringendste Aufgabe sah man die Flucht der Frauen und Kinder sowie die Fortscbaffnug de« Viehes an. Weiter waren die Nachbardörscr zu benach richtigen »nd Hilfe zn erbitten. Sofort wurden Läufer nach Hochacker, Burgfeld und Tölsten gesandt. Die Melber warfen Nötiges und Unnötiges, Kleider und Wäsche In Bündel, Brot und LebcnSinittel wurden verpackt, die Wagen beladen, die Tiere zusgmmengetrtcben — „nd noch ehe die Sonne znntt Stunden über dem Horiz-ontc stgnd, bewegte sich ein wirrer Zug in östlicher Richtung. Ochsen, Kübe und Schweine von Mädchen ,md Kngben ge trieben. bepgckte Kgrren von Frauen geführt. Vor Tölsten sollte vom Weg abgebogcn uud t« einer höhlcnähnltchcn Schlucht Zuflucht gesucht werden. Bevor die Rauern den aufgefirnbenen Jungen auf einen Wagen betteten, ließen sie sich noch einmal das berichten, wa« er gesehen nnd gehört hätte. Bon vorqelegtcn Fragen wußte er nur wenige zu beantworten, Immerhin erfuhr man. daß der Hansen an Zahl größer al«-die Rinderherde eine? Dorfe? war, mindestens also achtzig Mann betrug, und daß der Führer schon einmal in Dcuger« gefangen laß. Da nagte sich Furcht in die Herzen, denn sie errieten, daß der Name Peter Rein hard den Mordbrenner ter Kelten verbarg. Denn schnappte man vor Jahren nnd hätte ihn aus? Rad geseilt, wenn er nicht entwischt wäre. Wie würde setzt sein Haß Rache nehmen. Rufe schlugen vor, daS Dorf seinem Los« zu überlasten und auch zn fliehen. Lieber bas Leben retten, als versuchen zur trotzen um doch nur schlimmer zu sterben als Schafe unter der Axt de» Schlächters. Zu den wenigen, die nicht? von Flucht wissen wollten, ge- HSrte Veit Kallenberg, ein schlichter Mann, der auf seinem armseligen Besitztum hauste und keinen Pfennig darum zn geben braucht«, ob sein« Hütte in Flammen aufzüngelt« ober nicht. Kallenberg meinte, daß die Frage nickt heißen dürfe: Wie retten wie uns — sondern, daß ihre Wendung lauten müsse: Wie packen wir den Landschrecken, wie vernichten wir die Meute, wie rächen wir da» Blut von tausend erschlagenen Menschen in den Tälern. Was sollte auch werden, wenn DengerS in Schutt verschwelte? Stießen dann nicht die Marodeure tiefer in die Berge, dem bisher gnädig vor Neber- fällen bewahrten Lande Untergang z« bereiten? Auf den fernen LeihenShcrr-n sei nicht zn rechnen, -I« eigen« Faust habe sich allein zu helfen. Einmal müsse ein Ende mit diesem Würgen gemacht werden, und daS Ende zn bringen, sei dak Ostcropfer der Dengerer und derer, die ihnen Hilfe zusührten. Einen solchen Eindruck übte die inmitten der verwirrten Leute ruhig stehende Erscheinung Vci>t Kallenberg» aus, »nd eine solche prophetische Wirkung floß auv ihren Worten, daß Unsicherheit uud Bangen schwanden und an ihre Stelle er wachende Hartnäckigkeit uud Tat verlangender Zorn traten. „Achtzig Büchsen und noch mehr Pistolen mögen unhetm- ltche Waffen sein," fuhr Kallenberg fort, ,^rber unser Wille uud unsere Kraft sind auch eine gute Wehr. Zudem müssen wir versuchen, dt« blind« Gewalt de» Gegners zu überlisten. Wenn ihr mir gehorchen wollt, so hoffe ich. daß e« gelingen wird, di« Hunde ohne große Verluste für un» zu greifen. Ich gehörte zu denen, die ter Kelten fingen und eine Zettlang bewachten. Nie vergesse Ich, wie abergläubisch und mit welchem Selbstdünkel der Bursche befallen war. Mag sein, daß uns La? hilft, ihm und seiner Bande ein Netz zu knüpfen." Die Dauern begeisterten sich, wählten Bett Kallenberg »um Fttihrer, gaben ihm drei Helfer und fügten sich den Au. ordnungen, die dieser Krtegbrat Irak — f Peter Meinhard »nd feiner Schar verging der Kar- samStag «te all« Tag«, die nicht zum Einbringen von Beule bienten. Krug und Kannen kreisten. Würfel rollten. Karts« wurden gezogen und Svottlieder auf Fürsten und Pfaff«. Bürger und Bauern gebrüllt. Am Sonntag fetzt« sich die Horde nach Anibruch de» Ta<M- bald »u Fuß und halb beritten in Marsch. Zur Zatt de« Mtttag«mable» wollte man in DengerS sein, und die Mäuler In gefüllte FeiertagSnäpfe stxße«. Von drei möglichen Wege« wählte Peter Reinhard den kürzesten und trabt« voran. Nach einer halben Stunde entsetzte er sich über eine tote Kr«««- otter, die in der Räderrtnne der Straße lag. sprang aus dem Sattel und legte Steine »m die Schlange. Aber der gezogene Kreis und ein Zanberspruch stillten den Argwohn nicht. Er befahl umzukehren, nnd auf einem der anderen Zugänge vor« ziidringen. Oßn« Murren wnrde gehorcht, stand doch der Führer tm Ruf«, ein Bruder des Satans zn sein. Für eine Tchutzsalhe gegen Tod und Vernnindiing bekam er zwanzig Taler, für einen Knaelfcgen die -Hälsie Wenn rr vor Raub- ztigen ans dem Glitzern und Schwertklingen oder'an» .Zuckungen an Land gezogener Fische Erfolg oder Mißerfolg noranSsagte. konnte man sicher fein, daß dem so ward. Der zweite Weg begann knnm bester als der erst«. An einem Eichbaum hingen di« Rest« zweier Schlingen. Kein angenehmer Anblick für Moradcnre. aber schließlich waren st« daran gewöhnt, wie an das Nebel eines Branntweinvansche«. Kaum zweihundert Schritte weiter scheut« Peter Rein» ßard» Gaul, schnaubte und letzte anfbäumend zurück. Ein« Blutlache im Sande war die Ursache. „Halt," schrie der Führer, „bei Blitz und Donner — halt. Welche Hexe will uns ins Ostcrmaßl spucken? Bringt Zweige und bedeckt diese überaelnusene Brühe, sonst packt uns Unheil an. Ich möchte nur misten, welcher Uhu hier einen ländliche« Vogel krasite nnd wo die Federn geblieben sind." Grünende Aestchen wnrdcn gebrochen, mit ihnen daS G«, rinsel verdeckt, »nd von Peter Reinhard zur Bekräftigung der Bcschwörnng ein silberner Gulden in die Erde gesteckt. Al oin Spanier in gebrochenem Deutsch bemerkte, die Zeichen könnten mit Absicht gelegt sein, bekam er die gestachelt« Peitsche. Dann überstieg man ein« klein« Höhe, fand dir dritte Straße und eilte weiter. Olt hallte Häherkrächzen durch den Wald, ohne den Maro deuren Mißtrauen einzuslößen. Peter Reinhard war seiner Sache so sicher, daß rr noch kein Pulver auf die Pfannen gießen ließ und weder Vorhut noch seitliche Deckung befahl. An einer von Felsen eingeengten Stelle der Dtrgße lagen di« Bauern im Hinterhalt und erwarteten den Landschrecken, der ahnungslos tu die Falle lies. Sie hatten um Wagenräder Heu und in Wachs getränkte» Stroh gebunden, zündeten jetzt die Scheiben an, und ließen die lohenden Flammen in die Schar rollen und springen. Ein Berg von Feuer schien auf die Marodeure zu fallen. An Gegenwehr war nicht zu denken, wer von ihnen der Wucht Herabsaufender Speichen oder der Glut des Brandes entging, wurde erschlagen wie ein räudiger Hund. Als jetzt die Klocken von DengerS wieder läuteten, »er> kündeten sie klingend dem bang«,oben Lande Befreiung au- teuslischer Not. Ostern im Chiemgau. Bon Franziska Hager. Wie die alten Germanen in ihren Frtihling«sesten ihr« Flurgvithkiten durch feierliche Umritte ehrten, so hält auck der Chiemgaubauer nach altem Herkommen seinen Steffel«.» Gcvrgi- ober Osterritt, ein Stück heidnischer Mythus, den er aus christliche Heilige überträgt. Dem heiligen Georg, dem ritterlichen Frühltngvhelden, der die Vegetation von den Fesseln de» WintcrdämonS befreit, gilt auch Traunsteins festlicher Tag. der Georgtrltt am Oster montag. Schon in aller Frühe klappern, von allen Windrichtungen kommend, schwere und graziöse, arbeiiSharte und spielerisch tänzelnde Hufe durch daS „Stadtl" und, wer sich an sein Gartentür! stellt, sicht mindestens einen festlich gekleidete« Zugordncr in geschäftigem Galopp auf schäumendem Gaul vor» übcrflitzen und diesen oder jenen Buben lausen, daß die Hosen- rvhren nur so um seine Betne flattern, „weil er sonst zu spät kommt". In dem verloren stillen Gassencnde beim Seiler hutterbräu ersolgt die Aufstellung des Zuges und, weil bi« Sonne an diesem Frühlingstag ausnahmsweise einmal gut aufgelegt ist, lacht sie mit breitem Gesicht aus den Stabtplatz herunter. Dnrch die Stadt wogt das auS weiter Umgebung hergeeilte Volk unruhig und erregt. „Trari — trara!" — Zwei verspätete Trompeter sause» auf ihren Gäulen vorbei, daß die Funken stieben. Rrrrrrrrrrrr , da biegen schon die trommelnde» Spielleute um daS Eck beim Goldarüeiter Stöttner, und -t« Masten verteilen sich in die festlichen Straßen, jeder möglichst vornhin und ausgebreitet, „daß er alles sieht*. Den Tromm lern voran reitet auf kohlschwarzem Rappen der Mittelalter» ltch bcwamste Herold. Ihm folgen die Stadtkneckte au« Fruudsbergs trutziger Zeit. Ein Fähnlcinschwingcr mit dem Bilde der Mutter Maria von Octtingen auf dem Harnisch seiner jungen Brust kündet den „Eisernen Ritter" an, besten schwere Rüstung ein martialischer „Scheck" wie ein federleicht Jungfräulcin auf seinem breiten Rücken wohlgefällig wiegt. Drei prachtvolle Notschimmcl probieren einen spanischen Schritt zu den Fanfaren ihrer Herolde und jetzt, ahhh j die Engerlnl Auf kleinen, alterösanftcn Schimmelchen hängen sie wle die Fliegen am Honigtopf, von oben bis unten in himmlische Rein heit gewandet, mit pappcndcckelenem Flügelschlag, einen goldenen Glorienschein um da? aufgestülpte, leuchtende Gelock. Wenn auch unter dem Lockcnhaar der zu grob gewachsene Bubcnkopf verräterisch herauSspitzt, die blaugcsrorene Nase nnd die bräunliche, rosselenkende Faust unabweisbar auf Erbcntsprossenlieit zurückweist, so tut daS der Würbe de« paradiesischen Glanzes und der Lieblichkeit dcS BilbcS keine« Eintrag. Zwischen den, von mittelalterlicher Jugend getragenen buchSgezicrten Bildstäbcn des heiligen Georg und Leonhard reitet auf prunkgczäumtem Rappen in feierlichem Ernst bte Würde der Kirche, der Pfarrberr, In silberschwerem Rauch- mantcl, ein Anblick, der den plaudernden Mund stumm und daS Gemüt andächtig macht. Ein „Salzmcier" der Saline, Zacharias von Metzgern, stiftete diesen Ornat im Anfänge de- 18. Jahrhunderts in den mütterlichen Schoß seiner Kirche. Um den Psarrherrn gruppiert sich der übrige KlcrnS im weißen, spihcnbesehten Chorhemd, und nach ihm geleiten römische Ritter den heiligen Georg im schimmernden Sclmppenpanzer und Pnrpurmantel. Lustige Postillione im wetßblauen Frack mit hoher Fcbernkokardc auf dem glänzenden Hut beschließe« mit manchem Lieb an« der lieben, alten Zeit das höfische Zere moniell und eröffnen den Zug der berittenen Wallfahrer. Zuerst kommt „d'Must" aus einem festlich geschmückten, mit zwei langen Sitzreihen auSgestatteten Leiterwagen, der von vier Fuchs'n gezogen wirb. Dann kommen die stolz bewußt schreitenden Ettendorfer mit den zwei groben Opferkerze«, welche gemäß alten Herkommens von zwei weißgekleideten Mädchen auf den St.-LeonhardS-Altar zu Ettendorf geopfert werden. Und jetzt wird ,S lebendig unter den Zuschauern. Wt« ein Weihesvruch geht es durch ihre Reihen: »D'Roß . . .* «-2
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