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Glockenzauber. Eine vsterphantasie von Georg v. b. Gabele» tz. Ein Oftertag. Ich wanderte über Höhen und Täler, ^iber Siefen, durch Maid. Botz allen Dv»,ern ring» stieg Glocken geläut. ES ritt auf Sonnenstrahlen »um blauen Frühjahrs- Himmel emvor. Und in das Tönen der Glocken flochten sich tausend Lieber aus Vogelkehlen. Bienen summten, die ersten Schmetterlinge taumelten dürstend von Blüte zu Blüte. Die ganze Welt freute sich ihres KeierkleideS. Bauern kamen im Sonntagsstaat von den Höfen und strebten der Kirche zu. Wo der Weg am Waldsaum hinltef, «lieb ich rastend stehen, stützte mich aus den Bergstock und schaute nach dem Tal hinab, in dem die Töne des geschwun- genen Erze» fluteten. Da gewahrte ich eS. War es eine Vision? Ein Traum, kild? Wer will es sagen? Aus der weiften Straße wurden Särge getragen, einer und noch einer, und wieder einer. ES war ein wunderlicher Zug, und sein Anblick füllte mich so- gleich mit einer mir fremden, noch nie empfundenen Trauer. Unheimlich, wie eine schmerzvolle Ahnung griff eS mir ans Herz. Was wohl die anderen zu diesem Zug sagten? Es kamen wieder Leute an mir vorüber. Sie hatten sich Blumen und grüneS Laub an die Hüte gesteckt. Einige scherzten, sangen fröhliche Lieder und jauchzten dazu. Ihre Heiterkeit war mir ein Schmerz. Ich hätte ihnen zurusen mögen: »Gewahrt ihr das nicht, dort unten? Diesen Trauer, zug? Und ihr Weiber tragt noch Blumen am Mieder? Warum geht ihr nicht in Schwarz? Warum füllen sich eure Augen nicht mit Tränen? Aber ihr denkt ja nicht an ein vergehen; ihr seht die wciftgetünchte Kirche vor euch, seht die Sonne zu blanken Fenstern hereinschetnen, seht Sonne leuchten auf den Silberkerzen des Altars, dem blanken Kruzifix, seht Sonne leuchten auf den begrünten Wiesen, aus bunten Blu men, den silberfarbenen Schindeln der Dächer, silberne Sonne aus den Wellen des Flusses drunten und den königlichen Schneemänteln der Berge. Ihr denkt daran, daß der Freund sein braunäugiges Mädel heiraten wird, daß die Musik heut abend drunten beim Wirt ausspielt. Ihr freut euch all der Gaben des Jahres, der neuen Früchte an Bäumen, ihr erhofft euch goldwogende Nehren, die gute Ernte geben sollen! Und darum seht ihr nicht, was ich sehe. Den gespenstischen Zug drunten im Tal? Dort aus den Särgen, ich lese es genau! Dort flammen di« Namen dessen, was wir etnsargen mußten. Lest es doch! Wir begraben den Glauben an die Gerechtigkeit der Welt. Wir begraben die deutsche Freiheit. Wir begraben das Vertrauen. Wir begraben eine vom Feind besudelte und geknechtete Heimat. — Ich trat den Kirchgängern in den Weg mit der Frage: »Sehen Sie nicht dort unten die Särge tragen?* »Särge? Nein* Die Leute blickten mich lachend an. sie «einten vielleicht, ich wollte Späße machen und riefen: »Ja, sa, man kann allerlei sehen am Hellen Tage, wenn man träumt.* Und sie liefen achtlos weiter. Das Geläut der Glocken hörten sie nicht, wie ich es hörte. ES blieb mir allein zur beite. — Die Straße drunten lag wieder weiß und menschenleer, so weit man sie auch überschaute. Ich ließ die andern davongehen, kehrte mich ab und wan- derte in Gedanken an die Vision weiter noch eine ganze Weile, immer weiter. Bergahorn, Fichten und Buchen reichten sich über mir ihre starken Arme. Eine Lichtung öffnete sich, ich stand vor einem Hofe am ang. Neben der Tür zum Hause war eine Bank, und ein reis saß auf ihr, ein weißhaariger, alter Bauer. Seine ände waren zitterig, wie dürre Aeste im Wind. Auf den nien hielt er einen Knaben und redete spielend auf den Kleinen ein. Sonst schien niemand aus dem Hofe, die Er wachsenen waren ja alle zur Kirche gegangen. Der Greis sah aus daS Kind mit einem Blick, aus dem unendliche Liebe sprach, und noch ein anderes, noch ein anderes. WaS war eS doch, das dies welke Gesicht so leuchten ließ? und ich glaubte, mit einmal zu verstehen, was dieser Blick besagte. »Du wirst heranwachscn, Bub, und mit dir werden deue Tage kommen, und deine Augen werden wieder deutsch sehen, was heute verfremdet ist. Ich werde lange unterm Basen schlafen, aber dennoch wcrd' ich die Glocken hören, die bann über freie Erde jauchzen werden.* DaS gefurchte Grcisenantlitz des Alten zog mich an, baß Ich unwillkürlich stehen blieb. Er sah, vielleicht wie ich, den Dcistcrzug, der heute die Freiheit der Heimat zu Grabe trug, und hörte wie ich da» Klagen der Glocken. Ich trat zn ihm. und wie ich mich neben ihm auf die Bank setzte, seufzte ich: »Dort, Vater, läuten sie unsre liebe Heimat zu Grabe? Da richteten sich die Augen des alten Berglers auf die Schar der gewaltige» Talwächter, und er entgcgncte gelassen: »Unsere Heimat? Die Berge sind unsre Heimat, die Wälder, baS weite Land. Wir Menschen gehen, die aber bleiben, wo unser Herrgott sie hingcsetzt hat, und unser Same bleibt in ihnen. Die Enkel unsrer Enkel Werden s sehen!" Hatte der alte Mann nicht recht? Es heißt Geduld haben. Gott läßt sich nicht drängen. Diese Berge sahen Jahrtausende iibcr sich hingehen, und Jahrtausende waren ihnen, wie dem Menschen die flüchtige Minute. Sie werden auch die Zeiten unsrer Not Überdauern und neues Leben wird erwachen. Bon grünen Tälern ahne ich neue Glocken ein neues Ostern singen, und andere Menschen werden über die Höhen und Täler gehen, andere, denen unsre Sorge sein wird wie am Himmel daS verschwindende Wölkchen. Dom Humor. Don Ernst von Wolzogen. - Ein jedermann führt das Wort Humor im Munde, aber nur wenige vermögen sich Rechenschaft zu geben, was sie eigentlich darunter verstehen. Dt« allgemein volkstümliche Auffassung verwechselt den Begriff des Humors ebenso gern mit dem des Witzes und der Komik, wie st« unter Kunst etwas künstlich Gemachtes im Gegensatz zu dem natürlich Ge- wachsen«« und unter Künstler einen Komiker, «inen Spaß- wacher versteht. Gewiß kann der Hanswurst unter Umständen auch ein Künstler sein und der Kasperl ein wirklicher Hu- mortst: aber es ist keineswegs das Wesentliche de« HumorS, daß er Witze reißt und andere zum Lachen bringt. Das Auge Ostern in der großen Gtaöt. von Hans Christoph ktaergel. vle enge Straße, dte mir meinen dag Mit grauen Mauern nur umstellt. Hängt heut sich einen «ranz von Licht Um allen harten Stein Und träumt von einer andern Welt. Ich weiß, fern hinter meinem Haus wird alles Nahe wieder weit. - vie Gelder dehnen sich und atmen Licht, vte Berge rücken ferner Und sind ohne Zeit. ver erste Trashalm, der sich jung erhebt, Ist mir ein Wunder noch aus einer Welt, vie ich einst kinderfromm bestaunt, klus der mir aber längst mit jedem hartgeschundnem dag Kus ihrem Himmel Stern um Stern entfällt. Bald wird auch jenes Himmelslicht Mir nichts als nur vergangnes sein. Ich weiß, nach allem Blühen fällt die graue wand voll toter Wolken in dte Straße ein. Ich bleib allein. wenn ich nicht doch entsage Vieser steinern Welt Und durch das Licht erlöst Sufschluchzend wieder mich zur drde werfe. vie allein mein Leben hält. de» Humoristen ist nur so eigentümlich eingestellt, daß eS über all so leicht komische Widersprüche sicht, wo der Humorlose alles in schönster Ordnung findet. Ter Humorist sucht die Komik nicht, sie drängt sich ihm ans. Denn er weiß z. V., daß nicht der Verstand, sondern der Unterleib rector magmlicus aller Menschlichkeiten ist. Er weiß, baß der große Schopen hauer kein Pessimist geworden wäre, wenn er eine bessere Verdauung gehabt hätte. Er beobachtet mit innigem Behagen das balzende Menschenhähnchen, wie eS in seiner gierigen Verblendung die ausgemachte Drcckspätzin für eine Pracht finkin hält. Der Humorist läßt sich auch von dem boshaften Gekeif der Tugendboldin nicht bange machen, weil er weiß, daß sie über ihre glückhaft leichtsinnige Geschlechtsgenossin nur darum mit so heftiger Gereiztheit herfällt, weil sich keiner fand, der ihre eigene Tugend in Versuchung führen mochte. Er lacht über dag blamabel Tierhafte, wie man das allzu Menschliche zu nennen pflegt, aber er kreidet eS seinen Mit menschen keineswegs als Sünde und Schande an, weil er daS Naturhafte als Gottgewolltes in Ehren hält. Das gehört auch zu den Dingen, dte ihm die »Feierlichen" übel nehmen. Mit Recht übelnehmen dürfte ein ernst zu nehmender Mensch dem Humoristen jedoch nur die Verletzung des Anstandes gegen über den wahrhaft heiligen Bezirken. ES gibt in der Tat Dinge, die dem Gelächter anch des gutmütigsten Spötters entrückt bleiben sollten: die Frömmigkeit, dte Liebe, die Mutter schaft des reinen GottcSkindcS, die Leiden des Gerechten, die Tragik des GenteS. Der Humor ist «ine angeborene Eigenschaft des Gemütes und Veranlagung des Geistes. Das lateinische Lehnwort »Humor* bedeutet »Feuchtigkeit*, und mit Hilfe dieser Ur bedeutung kann man sich das Wesen des Humors schon begreif lich machen. Wir sprechen von einem »trockenen Gesellen* und meinen damit keineswegs einen Abstinenzler, sondern einen Menschen mit stumpfen Sinnen, lederner Seele und langsamem Geiste, einen engstirnigen Spießer, für den die Natur umsonst ihre Schönheit und Lieblichkeit vergeudet, und der an seinem Nebenmenschen nur die zur Schau getragene Maske, die offizielle Abstempelung nach Stand und Berus er kennt, nie aber sein inneres Wesen. Das gerade Gegenteil eines solchen trockenen Gesellen ist der Mensch mit „Feuchtig keit". Der humorlose Mensch sicht nichts, auch wenn er die Augen noch so weit ausretßt, und erlebt nichts, auch wenn er noch so weit in her Welt herumgeworfcn wird, und sein Schicksal ihn durch noch so viele Uebcrraschnngen in Unruhe erhält. Estrr viele, selbst geistig bedeutende Menschen, bilden sich ein, daß sie mit finsterem Ernst am sichersten zum Kern der Dinge, zur letzten Wahrheit gelangen könnten. Sie weisen verächtlich jede Betrachtungsweise von sich, die dem natur- haftcn Instinkt mehr Bedeutung beimißt. als dem wissenschaft lichen Beweis, die listig lächelnd über Zweifel htnwcggeht und Schwierigkeiten mit einem Achselzucken abtut. Aber es ist nicht wahr, daß Humor gleich Oberflächlichkeit zu setzen ist. ES ist das eine Behauptung, an der man mit Sicherheit den humorlosen Menschen erkennt. Ganz tm Gegenteil: Man kann sich crdreisten. zu sagen, daß nur der Humorist der wahre Taucher und Tiefsecforscher sei — wenigstens auf dem Gebiete der Menschlichkeiten. Wer die Brille des Humors auf der Nase hat, der durchschaut Masken, Wandschirme und Maiwrn, hinter denen der unwahre, feige. Böses sinnende Mensch sein eigentliches Wesen zu verbergen trachtet. Wie ein Nöntgen- apparat funktioniert das Auge des Humoristen. Er entkleidet die Menschen bis auf die Knochen. Tie prunkvolle Gewan dung angemaßter Würde, der Panzer vornehmer Unnahbar- keil, die Netzunterwäsche schlauer Verlogenheit vermögen ihm dte nackte Menschlichkeit, die darunter steckt, nicht zu ver bergen. Da nun dte meisten Menschen ihr Leben lang Versteck spielen und manchmal sogar vor sich selber, so ist ihnen der Humorist, der sie lächelnd in ihrem Schlupfwinkel entdeckt, ein großes Aergernis. Je kleiner die Persönlichkeit, je un selbständiger und unerheblicher ein Mensch ist. desto mehr ist er darauf erpicht, ernst genommen zu werden. Die Mehrzahl der Menschen mag sich lieber beleidigen alz auslachen lassen. Und wer „in seines nichts durchbohrenden Gefühle" nicht er warten darf, durch seine Persönlichkeit Eindruck zu machen, fordert desto ingrimmiger Respekt vor seiner Uniform, vor seinem Titel, vor Ran« und Alter. Di« verflucht« Respekt losigkeit des Humoristen ist ihm in tiefster Seele verhaßt. Der unterhaltsame Spaßmacher, der Witzbold, der Anckdotertch sind überall beliebt: vor dem Humoristen aber bekreuzigt sich ein jeder, -er Lein gutes Gewissen hat. Er braucht gar nicht einmal den Mund auszutun in der Gesellschaft der Gerne große, der Heimtücker, der Versteckten — sein fatales Schmun- zeln genügt schon vollkommen, um ihn mißliebig zu machen. Es ist gar nicht einmal notwendig, daß unser Humorist auch wortgewandt oder etwa gar geistreich sei. Er braucht weder zu reden noch zu schreiben, er verrät sich ganz sicher dadurch, daß er lacht, wo andere Leute nichts zu lachen finden, und daß er eine Träne im Auge zerdrückt, wo andere Leute in höh- nisches Gelächter auSbrcchen. Und dies« »anderen Leute* sind häufig gerade die Würdebonzen, die Anerkannten, dt« Maß gebenden! Auch wenn der Humorist Literatur liefert, ist er Mißver ständnissen und Anfeindungen ausgesetzt. Man läßt sich wohl gern von ihm zum Lachen reizen, wenn er in seinen Büchern sich Uber seine selbst erfundenen schnurrigen Käuze, wunderliche» Träumer, großspurigen Narren und eitlen Prahlhänse lustig macht: sobald er sich aber an Figuren vergreist, deren Urbilder deutlich erkennbar sind, -te nicht nur in den entfernten Be zirken der kleinen Leute, sondern auch in der guten und besten Gesellschaft dutzendweise herumlaufen, dann nimmt man Aergernts an ihm. Hier ist übrigens der Punkt, wo sich der Humor mit der Satire berührt. Und weil sich die Gelehrten Uber die Abgrenzung dieser beiden Begriffe noch nicht recht einig sind, so sind sic auf das Auskunftsmtttel verfallen, die literarische Betätigung des Humoristen auf da» Gebiet der Bauern- und Kleinstadtgeschichten, des studentischen Bierulk- und dergleichen zu beschränken, wogegen sie in schöner Ein tracht mit allen gekränkten Levcrwürsten unter den Bonze« und Maßgebenden ans den kecken Humoristen loSschlagen, der sich herausnimmt, auch Haupt- und Staatsakttonen durch seine Röntgenröhren zu betrachten und sein fatales Lächeln auch t» geweihten Bezirken spazieren »u tragen. Man sollte nach solcher Kennzeichnung meinen, daß der Humorist in der Tat ein bedenklicher Mitbürger» ein Stören fried und Bosnickel sei. Die Gefahr. daS alles zu werden» liegt allerdings für ihn nahe, doch nur. wenn ihm jene Eigen schaft des echten Humoristen abgeht, die ich noch nicht erwähnt habe, nämlich das empfindsame Herz. Nicht breiweich von Gemüt braucht er veranlagt zu sein, aber den ernsten Wille» zur Ekrechtigkeit, zum gütigen Verstehen muß er mitbringe». Ein Schuß Sentimentalität kleidet ihn nicht Übel. Aber sei« ivcrtvollstcs Kleinod, seine güldene Ehrcnkette besteht in der Fähigkeit, mit den Leidenden zu trauern, mit den Frohe» fröhlich zu sein. Angeboren sind diese Eigenschaften nur selten. Die rein humoristische Grundstimmung des Gemütes und de« Weltauffassung wird meist erst durch Erfahrung, durch den siegreichen Kampf mit Leiden und Leidenschaften erworben. Darum finden sich unter jungen Menschen, ganz besonder» unter Frauen, nur ganz ausnahmsweise fertige Humoristen. Von den Menschen aber, die den harten Prüfungen und Bitter nissen eines langen Lebens zum Trotz zur Edelsüße be wahren Humors gelangt sind, geht warme Sonne aus, die Ir gend ihrer Umgebung beglückend, ihr eigenes Alter ver klärend. Selbstverständlich prägt sich der Humor auch in de« Gcsichtszügen seines Trägers aus. Ein Greis voll Humor kann niemals garstig aussehcn, und eine Greisin von Humor ist wohl überhaupt das erfreulichste Gewächs auf dem Gebiet« ocr Menschlichkeit. Kinder, die eine humoristische Großmutter gehabt haben, können so leicht nicht mißraten. Wer nun aber immer noch nicht wissen sollte, wa» Humor ist, dem kann ich nur sagen: Humor ist. was ung arme« Deutschen seit 1018 gründlich vergehen konnte. Ein Deekhoven-Oskern in Men. Von Arthur Schurtg. DaS ist also dte Kaiserstadt! Der dies auSruft, ist der sechzehnetnhalbjährige Sndwt- van Beethoven, der, gestern am langersehnten Ziele seine« ersten großen Reise angekommen, heute, am Ostersonntage bei Jahres 1787, einsam und versonnen von der Terrasse de- Schwarzcnbcrg-PalatS zum ersten Male auf Wien hinüber» schaut. Er blickt nach der Inneren Stadt, dte jenseits der lange« Alleen des GlaciS über hohen Basteien behäbig lagert. Ueber ihren Dächern und Türmen der Stephansturm. Recht» tm Hintergründe, am glitzernden Stromarme, dte durchgrünt« Leopoldstadt und der wipfrlreiche Prater, und hinter der Stadt die lange Hügelkette mit Weinbergen und Wäldern, darüber der Kahl>'nb '> - Das also ist die Kaiserstabt! . , 'j. Der Bonner uut,».,. ^ .^oischof Maximilian hat fernen jüngsten Hofmusikanten zur Ausbildung auf ein halbe« Iah« in die Oauptüadt der deutschen Musik geschickt. Beglückt hat Ludwig dte Reise angetreten, beglückt unterwegs Pläne ge schmiedet, beglückt das Tor Wiens angerufen, und nun, da das bis ins einzelne auSgeträumte Glück wirklich beginnen müßte, fühlt sich der junge Mann seltsam bedrückt, unmutig, melancholisch, weltverloren. Der Himmel wunderbar blau, die Morgensonne köstlich warm, die Schwalben entzückend unternehmungslustig. Ntcht- in dieser Umwelt verrät den wetterwendischen Avril. Beethoven fetzt sich auf eine steinerne Bank, holt feine« Reiseführer aus der Tasche und liest sich allerlei daraus vor. Eine Viertel Million Einwohner! DaS sind genau bret- hundertmal mehr Menschen, als in Bonn vegetieren, dem engen, unfreien Spicßcrneste, wo der Künstler schlechtbezahlter Lakai ist und bleibt, mag er leisten, was er will. Wie anders die Donaustadtl Hier hat Hasse gewirkt, ehe er nach Venedig ging, -kes Metastasio fünfzig Jahre lang gelebt. Hier schaffe« Gluck» Haydn, Mozart. In den Palästen Wien» find die Musiker, Maler, vilb>» Hauer, Dichter, Baumeister keine scheuen Sklaven, sonder« freie Gäste. Hier wird alle Tage Neue» und Großes geboren. Hier muß ich Fuß fassen, Meister werden, Gönner finden.' Hier möchte ich am liebsten jetzt schon leben und Bonn ni6 wieder betreten. Hier harrt meiner mein Glück. »