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7V. Jahrgang. 188 Sonnlag- 4. April 1828 DnchlanIchrMi »,ch»ich««i Dr«,»«. 8»rnIpr»ch»r>Smnm»lnumm»! SV S41. «u» für NachlgetprLch«: SO 011. Gegründet 1888 Bezugs - Gebühr ' vt»,»I»»»««r l» PI,»»«,. 30 nun drei!« aeluch» ol>n« . I« >s> Pta.. Dorausdezokl. j ä>uq»I«e>chLN>,fle0» str«»« SS »2. » N»I«t,,r»I m Dk«»d«n. 10SS Dr,,»,». «aetdruct, nur mU lxu«»»», 0»»U»nan,ad« t.Dr„dn»r vochr.", »«Mt». Unoer^>n,,e Schnttstü», «erden mchl aulveuuchn. Lnslisekss Sarlen 7°7o SsrnrukILSSS kingslnsvs 32 ^/sinrsslsui-Lnt I. langes Abröstung nur für Jeutschland! Der „Temps" leugnet -ie Versailler Abriislungsverpflichlung für -ie übrigen Mächte. Was Dr. Aeinhold sich von seinem Sleuerprogramm versprich!. — Frankreichs Syrien-Politik im Gegensah zum Völkerkunde. Deutschlands „Gleichberechtigung." Paris, 8. klpril. Die im englischen Unterhaus erhobene Forderung auf Abrüstung Frankreichs begegnet in Paris gereiztem Widerspruch. Die Gleichstellung mit Deutsch land gegenüber de« Völkerbund wird als verletzend emp fände» und veranlaßt den „Temps". festzustcllen, die 191» durch di« Alliierten erzwnngcue Abrüstung und Entwaffnung Dentschlands habe nicht das geringste mit der allgemeinen Ab rüstung z« tun. die im Lause einer internationalen Konferenz nur bei freier Zustimmung aller Beteiligten beschlossen werden könne. Leibst wenn die geplante Abrüstungskonferenz sehlschlagen sollte, werde die Abrüstung Deutschlands als solche unbedingt aufrechterhalten. Deutschland dürfe unter leisem Vorwand die Handlungsfreiheit zuriickcrlmltcn, die ihm die Möglichkeit gebe, wie andere Mächte zu rüsten. Wie der Völkerbund sich auch dazu stellen möge, eine Revision des Versailler Vertrages sei nicht ohne die formell« Zustimmung aller Signatarmächte möglich. Weiter vertritt das Blatt in Anknüpfung an die Aus führungen deS englischen UnterstaatSjekretärs Lorker-Lampson den Standpunkt, dah der englischen Vorherrschaft ans dem Meere die militärische Vormacht Frankreichs zu Laude gcgrn- iibergcstcllt werden könne. Im Laufe des Weltkrieges habe sich gezeigt, das? das fran zösische Heer und die englische Flotte zusammen die sichersten Garantien für die Ausrechierhaltnng des Friedens darstellten Wenn einer dieser beiden Faktoren geopfert werde, so werde das eine Bedrohung des Gleichgewichrs und eine Verschärfung der Kriegsgefahr zur Folge haben. sT.-U.) «- Ter Teil V des Versailler Diktats beginnt solgendcr- mas;cn: „Um die Einleitung einer allgemeinen Rüstungs- bcschräukung aller Nationen zu crmögliilwn, c-erpslichtet sich Deutschland, die im folgenden ntedergelegten Bestimmungen über das Landhccr, die Seemacht und die Luftfahrt genau jiinc- zuhalten." Es ist darum ein unerhörtes Hinwcgsetzcn über die Versailler Bestimmungen, wenn der noch immer offiziöse „Temps" behauptet, da st die Eutwassnung Deutschlands nicht das geringste mit der allgemeinen Abrüstung zu tun habe. Immerhin ist es gut, dass wir auf diese Weise über die Hal tung Frankreichs und die Rolle, die eS unS im Völkerbünde zuwcisen will, aufgeklärt werden. Die deutschen Anfragen wegen -er Aals- Kommission. Berlin, 8. April. Die Mehrzahl der Mitglieder des Reichskabinetts hat Berlin aus Anlaß der bevorstehenden Ostcrsciertage verlassen. So hat sich Neichsfinanzministcr Dr. Rcinhold »ach Dresden begeben, desgleichen ist Retchöinliciimintster Dr. Külz nach Dresden abgcreist. Auch der ReichSausteuininister Tr. S t r c s e m a n n ist gestern abend von Berlin abgeretst, während der Reichskanzler Tr. Luther tn Berlin verbleibt. Gleich nach dem Osterfeste sollen, wie schon gemeldet, diplomatische Verhandlungen mit den Locarno-Mächten und mit den Mächten, die bisher im völkerbundsrate vertreten sind, ausgenommen werden, um die Frage zu klären, welche Ausgaben der S t u d t e n k o m m i s s i o n gestellt werden, die am l8. Mat in Gens zusammentrttt. Bis zu dem Zusammen tritt soll geklärt sein, ob die Kommission sich etwa nur theoretisch mit der Frage der Ausgestaltung des völker- bundsratcs beschäftigen soll. Dann hätte sie lediglich den Charakter einer .Konferenz wissenschaftlicher Sachverständiger für völkcrbundsfragen. Wenn sie aber, wie angenommen wird und wie eS auch dem Sinn des deutschen Vorschlages entspricht, die praktische Lösung der völkerbundskrisc ent scheidend vorbcreiten soll, wird sie zu einem wichtigen politi schen AuSschnst des Völkerbundes der mit Politikern besetzt werden must. Hierüber soll im Wege diplomatischer Ver handlungen eine Verständigung erfolgen, denn dann erst kann die Pcrsvncnfrage und die Frage entschieden werden, welche Richtlinien den deutschen Vertretern nach Genf mit- zngebcn sind. z Auch Argeniluien delelllgl? London. !>. April. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" schreibt: In Bölkcrbuiidskrcise» wird sür Anfang nächster Woche die Antwort der argentinischen Regierung auf die Einladuna erwartet, einen Dele gierten sür die .Kommission zu ernennen, die das Problem der Nenorgantsierung des völkerbnndsrates prüfen soll. Die Annahme der Einladuna würde die Rückkehr Argentiniens zum Völkerbund, von dem es sich im Jahre 1920 znrückzvg, bedeuten. sW. T.B.) Vaterländische Oskergeöanken. Ein Jauchzen geht durch die Herzen, wenn nach de? Winters Beschwerlichkeit der Osterglaube seine Wirkung tut und tn der Natur ringsumher ein neues Wachsen und Sprießen anhcbt. Wie oft und wie sinnig und herrlich auch das Osterfest besungen sein mag. kein Dichter hat eS treffen der gewertet, als cs in dem alten Liede geschieht, das die Osterzeit selig und fröhlich nennt. Selig, weil sie die Gewiß heit der überragenden Stärke des Lebens über den Tod cr-> neuert, fröhlich, weil sic die Herzen in Frühlingswonne em porhebt und mit dem raschen Pulsschlage des vom Lenze an- gefcucrten BluteS der Freude Tor und Tür öffnet. EL ist ein ganz eigenes, bcramchcndes Frohgcfühl, mit dem wir angesichts des Osterfestes den Staub des grauen Alltages von uns abschütteln. Grau nennt man ihn mit Recht, den Alltag, dieses eintönige, auf des Dienstes ewig gleiche Uhr ein gestellte. unfrohe Wesen, diese große Spinne, die uns das Mark aus den Knochen saugt und das Blut aus den Adern: Alltag, der alles zerstört, jedes höhere Empfinden, jede große, gewaltige Leidenschaft, wenn er zur ständigen Regel, zur unentrinnbaren Gewohnheit wird und sich mit seiner er starrenden Gewalt auf unser ganzes Denken und Handeln legt, vor dieser Gefahr bewahren unS die seelischen Er hebungen der Sonn- und Feiertage, und in dem Kranze der festlichen Erholungszeiten bildet Ostern mit seiner freudigen LebenSbejahung in der wiedererwachcndcn Naiur eine be sonders schöne, reizvolle und hcrzcrguickcnde Blume. Am Baume der Menschheit hatte sich auch eine österliche Hoffnuiigsbliile angcsetzt in Locarno, aber der Genfer Rauh- rcis hat sic geknickt und verdorben, und niemand kann sagen, ob sie sich wieder zu erholen vermag. Brutal und rücksichts los machte sich tn Gens der hemmungslose nationale Neber- egoismus der trotz übertünchten Worten Deutschland übel wollenden Staaten geltend. Mag nun der weitere Verlaus sein wie er will, die eine Lehre habe» uns die Erfahrungen in Genf jedenfalls mit aller Macht eingehämmert. daß Deutsch land schließlich doch immer aus seine eigene Kraft angewiesen sein wird, wenn es zu neuer Blüte cmporsteigen und den ihm gebührenden Platz im Rate der Nationen behaupten will. Versailles. Dawes-Plan. Locarno und Genf sind letzten Endes doch Immer nur Marksteine einer Entwicklung, die uns im ganzen schmerzlich daran erinnert, wie sehr wir noch immer Objekt der Politik der anderen sind. Frei werden wir erst dann wieder lein, wenn wir mit achtunggebietender Macht in voller Unabhängigkeit unicr Geschick selbst bestimmen können. Dazu aber ist Wehrhaftigkeit unerläßlich. Auch hierfür ist uns Ostern ein Symbol. Um die Ostcrzctt schwillt die ganze Natur von Saft und Kraft und fordert uns auf, ihrem Beispiel zu folgen und die physische Energie, die tn unserem Volke lebt und webt, zur vollen Entfaltung zu bringen, durch Leibesübungen und Sport jeder Art, durch Pflege des Natursinncs, durch körperliche Ertüchtigung nach jeder Richtung, damit nicht unsere erzwungene militärische Wehrlosigkeit die noch viel größere, die ganze Nation zer störende Gefahr des Eiiischlummcrns unserer Mannhaftigkeit im Gefolge hat. Von diesem Standpunkt aus ist der regen Agitation, die der Deutsche NeichsauSschuß für Leibesübungen zur Verwirklichung seines Verlangens nach Einführung einer täglichen Turnstunde in allen Schulen betreibt, voller Erfolg zu wünschen. DaS, worauf es ankommt, ist. daß die Lust zur Wehr haftigkeit, die Freude am Manncstum in unserem Volke wachgehalten werden. DaS große Unrecht des Pazifismus besteht darin, daß er dieses gesunde Empfinden künstlich unierdrücken und ertöten will. Zu welchen Auswüchsen diese Denkweise fuhrt, zeigt ein seltsamer Erguß, der jüngst in einem Berliner demokratische» Blatte zu lesen war. Ein be sonders „scinsühligeS" pazifistisches Gemüt mißbilligte cs, daß die Kinder ans der Straße ihr .Kreiselspiel treiben, weil dazu eine Peitsche benötigt werde und der Gebrauch eines solche» „Mißhandlungöiiistruments" die jugendlichen Seelen schon früh mit grausamen Instinkte» erfülle! Allen Ernstes, so stand es da schwarz ans weiß zu lesen. Es so» also, wenn es »ach den Wünschen dieser Extremen geht, jedes männliche Kraftbeivußiscin im Keime erstickt werden, und daS alles aus der entnervenden Furcht, der „Militarismus" könnte zu neuem Leben erwachen. Gegenüber solchen Verirrungen ist es zu begrüßen, daß die rastlos um die Vertiefung des natio nalen Gedankens bemühten „Süddeutschen Monatshefte" ihre April Ausgabe der militärischen Schulung der Jugend im Auslände gewidmet haben und eingehend darlegcn. wir sorg« sam dieses wichtige Kapitel der Volkscrziehiing in Amerika. England. Frankreich, Italien. Rußland. Polen und de, Tschechei gepflegt wird. Die Leute, die bei uirS so vcrquert Frankreich und das syrische Mandat. Ein Gefecht an der Irakgrenze. Eingreifen englischer Tanks und Flugzeuge. «Durch Iunk > pruch.i Meinungsverschiedenheiten innerhalb -es Völkerbundes. (Durch F u n k s v r u ch.i London, 8. April. Der diplomatische Berichterstatter deS »Daily Telegraph" schreibt: Im Zusammenhang mit dem syrischen Mandat sind Meinungsverschiedenheiten zwischen der von Boncour vertretenen sranzösischen Regierung »nd anderen Mitgliedern deS Völkerbundes entstanden. In London und in den meisten übrigen Hauptstädten ist von An- ang an die Ansicht vertreten worden, daß der neue türkisch- ranzösischc Vertrag mit Rücksicht aus die Beschränkung der Befugnisse der Mandatarmacht einer sorgfältigen Prüfung des Bölkerbnndsrat» unterzogen werden müßte, zumal terri toriale Regelungen, wie sie der Vertrag einschlicße, nicht ohne Genehmigung des Völkerbundes von einer Mandatarmacht vorgenommen werden dürsten. Boncour vertritt dagegen die Ansicht, daß der Vertrag »ach seiner Ratifizierung wie alle übrigen Verträge beim Völkcrbnndsrat registriert werde» müsse», daß aber der Grundsatz bezüglich territorialer Acndernnge» unanscchlbar sei und daß die fragliche Grenz- regulicrung nichts anderes bedeute, als die endgültige an Ort »nd Stelle vorgenommene Durchführung der Bestimmungen des Angora-Abkommeno vom Jahre 19LN. die später in den Lausanner Vertrag ausgenommen worden seien. BvncvurS Argumente sind aber kaum annehmbar. Ter zweite Punkt, über den Boncour und die von Seialvja »nd dem Präsidenten des ständige» MandatS- anSschusscs, Tcvdvli, vertretene i I a l t c n i i cb c Regier» ng verschiedener Meinung sind, ist die Frage der Zuständigkeit des lyrischen Kongresses. Nach italienischer Anschauung muß der Bericht der Mandatvlvmmlssivn über die französische Ver waltung SurienS. der eine» Tadel der bisherige» sranzö- fischen Verwaltung enthält, offiziell dem snrischen Kongreß unterbreitet werde». Boncour midcrsetzt sich hestig einem solchen Verfahre». E h a m berlat n scheint, wie der 'Bericht, erstattcr bemerkt, tn großem ttmsangc de», französische» Standpunkt zuznneige», Hai sich aber bis zum Empfange rincS Berichtes seines Sachverständigen seine Ansicht vor- behalten. <W. D B.i Bagdad, 8. April. sNcuter.i Britische Tanks traten gestern vormittag an der Grenze zwischen Syrien und dem Jrakgcbicte in Aktion, als große Teile syrisch-arabischer Stämme einen Stamm des Jrakgcbietes angriffcn, dem die Vertcidiguna eines Grenzpostens oblag. Der Feind über schritt mit 2000 Mann die Grenze des Jrakgcbietes. Die brittjchen Tanks fügten den eindringendcn Stämmen schwere Verluste zu. Als Flugzeuge erschienen, floh der Feind unter Zurücklassung von 4 5 Toten. Die Verluste des Feindes sind nicht bekannt. Drei mögliche Lösungen des Mossul- Konslikles. Uonstaiitinopcl, 8. April. Die der Regierung nahestehende Zeitung „Milliet" veröffentlicht ein Telegramm aus Lon don, wonach dort drei Lösungen für di« Mossulsrage geprüft werden: Die erste schlägt eine Allianz zwischen Mosful und der Türkei mit einer Garantie des türkischen Gebietes durch England vor,- die zweite die Abtretung eines 59 bis IN» Kilo meter breiten GebietsstrcifcuS nördlich von Mossnl an die Türkei und die Gewährung wirtschaftlicher Konzessionen im Irak »nd die dritte die Proklamation von Mossnl als nentrale entmilitarisierte Zone, die weder der Türkei noch dem Irak gehören würde. In politischen Kreisen wird diesen Mel dungen große Bedeutung beigemessen, da die Mossulsrage acgciiwärtig noch der einzige Punkt sei, der zwischen der Türkei und England zu Meinungsverschiedenheiten Anlaß gegeben habe. Angora, ü. April. tMeldnng der Agcnea d'Aiiatoliei. Die Kammer beschloß, daß der 8 0. August, an dem der Endsieg des UnabliängigkeilStrieges erfochten wurde, zum Siegesfeier, tag sür Armee und Marine erhoben werde. iWTB.s