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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040612024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904061202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904061202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-12
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
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An küiidlgungk» aut der Drivatleuc ?,c>ie Lb Big : die rivoltigeLeite aui Teri leite so P>a . als Einaeiandt Zeile « Pig In Nummern »ach San» und Mriertuge« l ivaltige Grund««!- so P«a. aui Drivatieite «o Pi» Livaltige Zeile am Lei »eile und alt Lingeiaiidt w Pig. Ausivärtige Aul trage nur gegen vorauSbejaNlung Belcgblütter werden mit i0P,g. berechne. Ser»ivrecha»tchl«b: «m, r «r. u und «r. ros« AuA. I<üknsckei'fL-5vkne allen ri»o loxrL pbked« »ppsi-at« LLEÄ km!! Nu«:!,«! »E, ZL r». Nr. 162. Zzink! l. Neueste Drahtberichte. Hosnachrlchten. Betriebsergebnisse der Staatsbahnen. Dresden rin Blumenschmuck, l. GerichiSverbandlunge». Russisch-japanischer Krieg. Jan Kubelik und die Kritik vor Gericht. ! Sonntag, 12. J»»i 1964 Neueste Dralttmeldungen vom 11 Juni. Zum Herero-Ausftaud. Bert in. Die Nordabteilung Zülow bat am 29. Mai Ottavi erreicht und klärt auf Otjenga auf. Koblenz von Volk mann wegen Wassermangels und Krankheit ausgegeben. Ter Omuramba-Ua-Masako durch Spione beobachtet. -Häupt ling Nechall soll den Posten Namutosn zerstört und den -Herero viel Munition verkauft haben. Die 7. Kompagnie, noch unbe ritten in Okahandja, soll Verpflegungsnachschub decken. Zum russisch-japanische» Krieg. Petersburg. Der Minister des Innern hat der „Petersburgskija Wjedomost'i" die zweite Verwar nung erteilt wegen grundloser Beunruhigung der öffentlichen Meinung durch die Meldung, Moskauer Kapitalisten hätten sich m bedeutendem Maße an der japanischen Kriegsanleihe beteiligt. Söul. Russische Truppen, die von Kogsan kamen, besetzten eine kleine, in der Nähe von Kogsan belegene Stadt. Sämtliche Kosaken zogen sich nördlich von Hamheung zurück; ein Teil befindet sich noch in Södschön. Tschifu. Briefe, die von fremden Geschäftsleuten in Port Arthur eingcgangen sind, berichten, an die russischen Behörden se^ das Gesuch gestellt worden, dem norwegischen Dampfer „sentis" zu gestatten, die fremden Nichtkombattanten aus Port Arthur wegzusüyren. Es werde erwartet, daß die Behörden dem zustimmcn. Das Gesuch wird als ein Zeichen dafür anqesehen. datz die Hafeneinfahrt zum Teil noch offen ist, da die „Sentis" ein großes Schiff ist. Potsdam. Der Kaiser besichtigte heute früh 6 Uhr auf dem Bornstedter Felde das Regiment der Gardes du Korps und das Lcib-Äarkehularcn-Negiment. Um 7 Uhr erschien die Kaise rin auf dem Felde. Nach der Besichtigung fand Exerzieren im Feuer statt. Hierzu waren herangezogen ein Bataillon des 1. Garde-Regiments zu Fuß, wobei der Kronprinz die 2. Köm- pagnic als.Hauptmann führte: ferner die Unteroffizier-Schule und zwei Batterien des 4. Garde-Feldartillcrie-Regiments. Nach her fand Kritik und ein Parademarsch der gesamten Truppen statt. Der Kaiser setzte sich an ine Spitze des Regiments Gardes du Korps, dessen Uniform er trug, und führte dasselbe durch die Stadt nach der Kaserne, wo er am Offizierskasino dos Regiment vorbeidefiliercn lieh» Daraus nahm der Kaiser am Frühstück des Offizierkorps teil. Der Uebung wohnten Prinz Friedrich Leopold, sowie die fremdländischen Offiziere bei. Plauen i. V. .heute vormittag 8 Uhr sind lerrch einen von Plauen kommenden Güterzug in Äerlaägrün dem Schirm- wacher Enders beide Beine abgefahren worden. Berlin. iPriv.-Tel.j Im Reichstage herrscht bereits Sounncrserienstimmung. Die Wahlprüfungskommission, die heute über die Wahl des Abg. Dr. Dröscher lkons.j ver handeln sollte, konnte die angesetzte Sitzung nicht abhalten, weil sich zu ihr nur 4 Abgeordnete eingefunden hatten. — Tie Kom mission des Abgeordnetenhauses Hur Vorberatung der Vorlage betr. die Errichtung eines neuen ^bcrlandesgerichts zu Düsseldorf hat die Regierungsvorlage mit der Modifikation an genommen, daß der Landgerichtsbezirk Essen beim Oberlandes gericht Hamm verbleibt. — In der letzten Sitzung der Ge nre indekom Mission des Abgeordnetenhauses wurde über Petitionen von Städten, ihnen eine zwangsweise Nachschau des Fleisches zu gestatten, zur Tagesordnung nberacgangen. Berlin. Heute wurde bei einem Hause am SchifsSbauer- damm, in der Nähe des Bahnhofes Friedrichstraße, aus der Spree die Leiche eines 10 bis 15 Jahre alten Mädchens, der Kopf, Arme und Beine fehlten, gelandet. Bekleidet war der Rumps mit einem weißen Hemd, einem weißen und rot gestrickten wollenen Unterrock. Die Leiche wurde als die seit zwei Tagen vermißt' 12jährige Lucic Berlin rekognosziert. Die Polizei hat für die Ermittlung des Täters eine Belohnung von 1000 Mk. ausgesetzt. Emden. Aus Anlaß der hier tagenden Wanderversamm- lung des Z c n t r a l v e r c i n s d e u t s ch c r F l u ß - u n d K a n o l - schifsahrt fand gestern ein Begrüßungsabend statt. Ober bürgermeister Fürbringer begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder. Kommerzienrat Tonne-Magdeburg, 2. Vorsitzender des Vereins, dankte für die Begrüßung und sprach die Hoffnung auf guten Erfolg der Wanderveriammlung aus. Stuttgart. Der König hat dem Schiller-Museum in Marbach eine Anzahl wertvoller Briese und Hnndschrciben schwä bischer Dichter gespendet. Nürnberg. In einer Versammlung von Arbeitern und Arbeiterinnen der Metallspielwarenfabriken, die gestern abend hier stattfand und von über 1200 Personen besucht war, wurde beschlossen, dieArbeitam Montag früh nicht wieder auf- zunehmen, da die Verhandlungen mit den Arbeitgebern über Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit nicht zu dem er wünschten Ergebnis geführt haben. Worms. Wie die „Worms. Ztg.".aus Ottenheim a. Rh. meldet, wollten gestern die Bewohner des Dorfes Unterheim meh rere Zigcunerwagcn nicht in den Ort einlassen. Es entspann sich infolgedessen ein Kampf, bei dem die Zigeuner schosse m Eine Person wurde getötet, vier schwer verletzt. Lemberg. Der Aus st and der Borislawer Gruben arbeiter ist beendet, nachdem gestern ein Uebcrcinkommen zustande gekommen ist. Paris. Die in der gestrigen Kammerdebatte enthüllte Affäre von den Millionen der Kartäuser wird in der gesamten Presse lebhaft erörtert. Die regierungsfeindlichen Blätter greifen den Ministerpräsidenten heftig an, weil er offenbar eine Gelctzes- verletzung angeordnet habe, um diejenigen, die sich eines Be- ftechungsversuches schuldig machten, vor gerichtlicher Strafe zu schützen. Es sei unfaßbar, daß die Kammer trotz des Eingeständ nisses des Ministerpräsidenten kein Mißtrauensvotum beschlossen habe. Tie ministeriellen Blätter erklären, der Minister habe durch sein ruhiges und rücksichtsloses Eintreten die Machenschaften seiner Verleumder zu Nichte gemacht. Alle redlichen Republikaner müßten gegen die Politik der Verleumdung, die die abtrünnigen Radikalen Millerand, Donner und Genossen mit den Rückschritt- lern trieben, in scharfer Weise protestieren. Die radikal-soziale „Lanterne" schreibt, in den Wandelgängen der Kammer werde der verstorbene Generalsekretär desMinisters dcS Innern im Ministerium Waldeck-Rausseau, de Magniay, als die vom Mi- nistervräsidente» erwähnte Persönlichkeit genannt, doch soll der Ministerpräsident mehreren Deputierten gegenüber diese Ber- mutung als unrichtig bezeichnet haben. Ein Deputierter habe einen Berichterstatter erzählt, der Schuldige sei eine ziemlich un- bedeutende Persönlichkeit und sein Name werde allgemein Heiter keit erregen. Wenn Millerand sich beim Ministerpräsidenten für dielen Mann verwandt habe, so sei dies damit zu erklären, daß derselbe dem Ministerium Daldeck-Rousseau einige Dienste geleistet habe. Dagegen haben nationalistische Deputierte erklärt, daß die Affären — denn es handle sich um zwei verschiedene Fälle — sehr ernst seien. Die von der Kammer beschlossene Kom mission zur Untersuchung dieser Angelegenheit werbe verlangen, daß man ihr die früheren Zeugenaussagen Lagraves, der die Schuldigen kennt, oorleae. Das betreffende Protokoll werde man nickt ändern können, denn ein Deputierter besitze bereits eine Abschrift der Zeugenaussage. Bern. Wie die „Schweiz. Depeschenagentur" erfährt, habe der verwundete russische Gesandte eine gute Nacht ver bracht. Fiebererscheinungen haben sich nicht gezeigt. Eine Ge- fahr sei nunmehr ganz ausgeschlossen. — lieber Jlnicky wird einem Berner Blatte mitgeteilt: Jlnicky war seit einigen Tagen vollständig mittellos, was diesen zur Verzweiflung und zum Attentat aus den Gesandten veranlaßt hat. Jlnicky hat sich nach der Tat keineswegs geflüchtet, sondern freiwillig dem nächsten Polizeiposten seinen Revolver überreicht, worauf er auf die Polizeiwache geführt wurde. Dort wurde er unbegrciilicherweise, nachdem er Namen und Wohnung angegeben hatte, sreigelassen. Erst als die Bundesanwaltschaft bei der Berner Polizei die sofortige Verhaftung verlangte, wurden Geheimpolizisten zur Verhaftung abgesandt. Jlnicky stellte sich denselben freiwillig. London. Erzherzog Friedrich ist vormittag noch dem Kontinent abgcrcisl. Der Prinz von Wales und der Herzog von Connaught geleiteten ihn zum Bahnhose. Konstantinopel. Tas ökumenische Potriarckat über reichte gestern der Pwrtc eine Protcstschrist gegen die Errichtung einer kutzowallachischen Kirche in Monastir. Belgrad. Heute vormittag fand das von den Schwestern der Königin Traga in der Markuskirche auf dem alten Fried Hose veranstaltete, von 11 Geistlichen zelebrierte Requiem für den König Alexander und die Königin Traga, sowie deren Brüder Rikola und Nikodem Lnnjewitsch statt. Tie Kirche war dicht gefüllt, vorwiegend von Frauen niederen Standes. Keine ein- zige politische Persönlichkeit wohnte dem Gottesdienst bei. B o m bay. Ter M o n s n n ist plötzlich eingetreten. Oertttches und Sächsisches. Dresden. 11. Juni. —* Auch am gestrigen Tage war das Befinden Sr. Ala- jestät des Königs befriedigend, in der vergangenen Nacht jedoch traten abermals langandaucrnde Anfälle von Atemnot und Be klemmung ein. —* Se. Königs Hoheit der Kronprinz fuhr gestern abend 8 Uhr von Dresden-Neustadt nach Grimma, übernachtete daselbst und wohnte heute vormittag von 8 Uhr ab der Besichtigung der 2., 3. und 4. Eskadron des 19. Husaren-Regiments auf dem Garnison-Excrzicrplatzc Grimma bei. Tie Rückkehr nach Dresden erfolgt im Laufe des Nachmittags. —* Die Betriebsergebnisse der sächsischen Staatsei scnbahnen gestalteten sich nach endgültigen Fest setzungen im Januar 1904 wie folgt: Befördert wurden 4987529 Personen und 1963930 Tonnen Güter und hierfür ins- gesamt 8714491 Mk. — 2678318 Mk. aus dem Personenverkehr und 6036173 Mk. aus dem Güterverkehr — eingenommen. Gegen den gleichen Ästonat des Vorjahres ist dies eine Mehreinnahmc von 279875 Mk. — Die Einnahme bei der Zittau-Reichenberger Eisenbahn betrug bei einer Beförderung von 51329 Personen 20917 Mk. und von 31 748 Tonnen Güter 40 744 M.. das ist zusammen 61661 Mk. oder 429 Mk. weniger als im Januar 1903. — Bei der Zittau—Oybin—Jonsdorfer Eisenbahn betrug die Einnahme bei einer Beförderung von 19 834 Personen 4894 Mk und von 2307 Tonnen Güter 1268 Mk., zusammen 6162 Mk. oder 1409 Mk. mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. —* Dresden im Blumenschmuck 1tz04. Ein Früh- liug liegt nun schon wieder hinter uns, wie wir ihn so blütenreick wohl lange nicht gesellen haben und mancher wird, in seine Stadt- wohnuug und Arbcitsräume heimgekehrt, einen Abglanz der herr lichen Eindrücke aus dem Blütenmcere und den Trreb. ein Wenig solchen Blumenschmuckes dauernd um sich haben zu können, mit- gcbracht haben. Hoffentlich führt dieser Trieb zur Verschöne rung unserer schmucklosen Stadtwohnungen durch Blumen den, Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs auch dieses Jahr wieder recht viele neue Freunde zu, die, indem sic eine Privatneigung pflegen, mit oder ohne Absicht dessen Strebe» fördern helfen, dos eine möglichst reiche Schmückung der farb losen und recht oft wenig schön „verzierten" Häusersassaden in den inneren Stadtteilen durch Blumen im Auge hat. Mögen die vielen Gleichgültigen sich fernerhin wundern, well der Fremden- verein so viel Geld und Mühe auf den Posten ,,Dresden im Blumenschmuck" verwendet, er ist der Anerkennung vieler Fremder wie Einheimischer sicher, die durch Wort und Schrift Dresden im Blumenschmuck preisen. Seine schon oft entwickelten Ansichten über die ästhetische Wirkung eines künstlerisch ausgesübrten Blumenschmuckes, sowie über den moralischen Einfluß der Beschäf tigung von alt und jung mit der Blumenzucht auch im kleinsten Maßstabe finden vielseitige Anerkennung von Privaten, Vereinen jAllgemciner Hausbesjtzerverein, Bczirksoereine der verschiedenen Stadtteile, Mietbewohnerverein usw.j, und besonders auch von seiten der Bürger- und Volksschulen. Es fehlt nur vielfach, so besonders in den Schulen und Bezirksvereinen der entfernteren Kunst und Wissenschaft. Wochen-Spielplan der König!. Hoftheater. Opernhaus. Sonntag: „Lohenarin." Montag: „Siegfried." Dienstag: „Norma." Mittwoch: „Pie ReaimentStochter." Donnerstag: „Götterdämmerung." Freitag: ..Die lustigen Weiber von Windsor. Sonnabend: „Die Zaubcrflote." Sonntag: Ge schlossen. Montag l20.s: „Manon. — Schauspielhaus: Sonntag: „Der Raub der Sabinerinnen." Montag: „Rose Bernd." Dienstag: „Der Widerspenstigen Zähmung." Mittwoch: „Herodes und Mariamne." Donnerstag: „Wilhelm Tell." Frei tag: Zum ersten Male: „Das Vaterunser." „Lydia." „Die Banausenschlacht." Sonnabend: „Dos Vaterunser." „Lydia." „Die Banausenschlacht." Sonntag: Geschlossen. Montag <20.): „Ter Raub der Saoinerinnen." 's* Mittellung aus dem Bureau der Königlichen Hof theater. Wegen Indisposition der Frau Abendroth kann die für morgen. Sonntag, angekündigtc Aufführung der Oper „Norma nicht stattfinden. Es geht dafür Richard Wagners „Lohenarin" mit Herrn von Vary in der Titelrolle, Herrn Hopst als Telramund, Irl. Krull als Elsa, Frau Rocke-Heindl als Ortrud, Herrn Rains als König Heinrich und Herrn Kieß als Heerruser in Szene. Die nächste Wiederholung der nru- einstudierten Oper „Norm<r" findet Dienstag, den 1i. Juni, statt. 's In Genf ist dieser Taae die Jean Jacaues glieder, zumeist auS wissenschaftlichen und literarischen Kreisen Jan Kubelik und die Kritik vor Gericht. Ein interessanter Rechtsstreit in der Form einer Privat- Nage, tue der Geiaenkünstler Jan Knbelik. zur ZeiOin London, gegen den Musikkritiker der «Frankfurter Zeitung^' Dr. Gehrmann, angestrengt hat beschäftigte daS Frankfurter Schöffen- gench In dem Artikel der „Frankfurter Zeitung". Abendblatt nom 15 Dezember 1903. durch den sich Kubelik beleidigt fühlt, heißt cs u. a. wie folgt: „Nahezu ausverckauft waren auch die Plätze im großen Saale des SaalbauS. Dort hatte Jan Kubelik ein elegantes Publikum um sich versammelt, das gerne die höchsten Konzertpreise gezahlt hatte, um sich an dem Anblick der über- zierlichen, ephebenhaften Erscheinung des blöde dreinschauendcn Mannes zu weiden und ihm für sem Gcigenspiel Ovationen zu bereiten, wie sie nur Spezialitäten beschicken zu sein pflegen. Eine Spezialität aber darf Herr Kubelik in seinen, Fache wohl genannt werden, denn jene halsbrecherischen Kunststückchcn eines Paganini, die Künstler, die aus ihren Ruf halten, heutzutage nicht allzuhäufia mehr vorzusührcn wagen, kultiviert Herr Kubelik als sein besonderes Genre. Seine wirklich große Technik versetzte also auch gestern wieder die Zuhörer in einen Taumel der Äc- oeisternng. Sie körten überhaupt nicht mehr, wie unsauber Herr Kubelik in der „Campanclla" oder in den „Palpiti" gelegentlich die Doppelgriffe hcrauSbrachte, sie sahen darüber hinweg, daß der Wundermann nur Töne zum Besten gab und gerieten in immer höhere Ekstase, je bereitwilliger sich der Virtuose zu Zugaben herbeilietz. Darunter befand sich auch ein Bachsches Stück für Solo-Geige, daS brillant im Paganinischen Stile gespielt wurde. Ms eine tüchtige Leistung, aber auch nicht höher, würde man bei jedem anderen berühmten Geiger die Ausführung des /V-n>oll- Konzerts von Vieuxtemps, so wie sie Herr Kubelik gestern bot, einaeschätzt haben." Bemerkt sei, daß daS Schöffengericht die Eröffnung de» HauptversahrenS seinerzeit abgelehui hast aus er hobene Beschwerde hat jedoch die Strafkammer die Eröffnung be schlossen und die Sache vor das Schöffengericht verwiesen. Den Vorsitz in der Verhandlung führt Ämtsaerichtsrat Rückert. Der Privatbeklagte wird durch Rechtsanwalt Konrad Haußmann- Stuttgart vertreten, während dem persönlich nicht anwesenden Kläger Rechtsanwalt Schwarzschild-Franksurt zur Seite stand. Rechtsanwalt Schwarzschild präzisiert die einzelnen Anklage- lunkte. Sein Mandant fühle sichdurch die Ausdrücke „blöde drein- --»»> Wundermann, der nur Töne zum ^ ' "tat« «Hauend", „Spezialität^ und „Wundern, Kesten gäbe", beleidigt. Man versteh Persönlichkeiten, die im Spezialitäten-^ erstehe unter „Spezialitäten" , . ... iten-Theater auftreten. Der ende entgegnet bieraick, daß eine derartige Ansicht doch etwa» gekünstelt sei. Der Privatbeklaate habe damit doch nur zum Ausdruck bringen wollen, daß Kubelik eine Spezialität im Grigenspicl insofern sei, als seine Darbietungen sich mehr auf das technische Können, als auf ernstes Musizieren erstrecken. Daß Dr. Gehrmann dem Kläger die vornehffie Künstlerschast in dem Artikel absprächc, sei ja ohne Zweifel wahr, ober eine Kritik über die musikalischen Leistungen stehe dem Angeklagten zu. Der Vor> sitzende erklärte sodann, daß er im Besitze vmi Broschüren sei. in denen nachgcwiesen werden soll, daß Richard Wagner nichts könne, ja daß er sogar „verrückt" sei. Deshalb habe aber Wagne, bei Lebzeiten niemals eine Beleidioungsklaac wegen solcher Bc Hauptungen angestrengt. Er sdcr Vorstkendc! mache ferner noch auf die Kritiken aufmerksam, die Hanslick über Wagner „los- aelassen" habe. Wenn nun einer bekunde, daß Kubelik ein großer Künstler sei, so würde cs auch wieder andere geben, die sage», er sei zwar ein großer Könner, aber ein Künstler sei er nicht. Rechtsanwalt Schwarzschild entgegnet, als die Kritik Dr. Geyr- manns erschienen sei, wären alle, Konzertbcsucher „entrüstet" ge wesen, und cs habe nicht an Briefen gefehlt, in denen dieler Min- stimmilng Ausdruck verliehe» ivorden sei. Der Vorsitteude frag: hieraus den Angeklagten, was er mit dem Ausdruck „blöde drein- schauend" gemeint habe. Dr. (Hehrmann erwidert, er habe damit ausdrücken wollen, daß Kubelik beim Spiel einen bestimmten Punkt mit den Augen fixiere. Seine Augen nähmen dann einen starre» Ausdruck an, ähnlich wie es bei den Augen von Kurz sichtigen mitunter zn beobachten sei. Hierauf wird in die Beweisaufnahme eingetreten. Der Musikkritiker Theo Schiller wird als Zeuge und Sachverständiger vernommen. Er hat dem Konzert beigcwohnt und bestätigst daß Kubelik beim Spiel seinen Blick nach einem bestimmte» Punkte richtet. Er würde diesen Blick mehr als scküchtern und ausdruckslos, denn als blöde bezeichne». Er habe die Beobachtung gemacht, daß der Kläger bei seinem Auftreten seinen Mick in eigentümlicher Weise fixiere, gleichsam als ob er sich vor dem Publikum scheue. Nach semem Sprachgefühl sei für ein derartiges Dreinschauen, namentlich bei den Norddeutschen, der Ausdruck blöde geläufig. Der Vorsitzende stellt fest, daß Dr. Gehrmann ein Norddeuffcher ist. Auf Be- fragen der Verteidigung und des Vorsitzenden hob der Sach verständige hervor, er sei der Ansicht, daß Kubelik nicht das sei. was die Reklame aus ihm mache. Die Darbietungen de« Krrbelik seien zu Dreiviertel eine vinuoienhafte Leistung gewesen. DaS ganze Programm fei. mit Ausnahme der Griemchen Sonate, mehr leichte Ware gewesen. Einiges ausgenommen, sei das Ganz«
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