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Dresdner Nachrichten : 08.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192201083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-08
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.01.1922
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^Wle soll der 2^arue sein? Das Preisausschreiben, -a» wir. wie bekannt, für unsere Abonnenten erlassen um eine mS-lichst eindrucksvolle Antwort aus die oben gestellte Frage zu finden, hat in unserer Leser, schast eine unerwartet rege Veteiligvug gesunden. Die Frist zur Einreichung weiterer Antworten läuft am 15. Januar ab. Die Bedingungen und alles Höhere finden die Leser in unseren beiden letzten Sonnlags- Tlommern ausführlich wledergegeben. Verlag -er Dresvner Nachrichten. Aahrl's Weine». Bon LelmaLagerlöfB. Lus dem Manuskript übertragen von Marie Franzos. Stritten in der Mtttagsstille. während ich und ein paar andere Hausgenossen aus der Beranda sahen und plauderten, körten wir einen sonderbaren Laut die Luft durchschnciden. Er war sehr stark und wild, voll Angst. Schmerz und Raserei, und zugleich so fremd und ungewohnt, das; wir einander im ersten Augenblick erstaunt ansahen, ohne zu verstehe», was es war oder woher er kam. Hastig durchliefen unsere Gedanken alle Möglichkeiten. Das konnte nicht der so seltsam und unheimlich klingende Schrei eines Pferdes sein, das angebunden steht und vor Durst vergeht. Auch war cs keiner der zornigen Schrei- Hülse des Waldes, weder Fuchs noch Uhu war imstande, einen solchen Laut zu entsenden, so gewaltsam und rauh, datz er wie ein Widerhall aus vergessener Urzeit schien. ES war nicht ganz unmöglich, das; dm Schrei oder das Brüllen, oder wie man cS mm nennen wollte, von irgend einem Menschen ausgegangcn mar. der sich verletzt Halle. Aber eS war die Stunde des Tages. wo die ArbeitSleute MittagSrast hielten. Die Mähmaschinen rasselte» nicht drauhen auf den, Acker, und keine schmerbeladeneu Wagen bewegten sich zwischen Feld und Hof. Es konnte kaum ein Unglück kn dieser Stunde geschehen sein, die der Ruhe ge widmet war. Die furchtbare Hitze, die in diesem Sommer lähmend über der Erde brütete, herrschte auch an diesem Tag. Sie verbrannte noch immer das Gras auf dem Boden und die Blätter auf den Bäumen, sie sog das Wasser der Bäche und Quellen an sich und drohte den ganzen Talkessel vor uns in eine braungebrannte Wüste zu verwandeln. Der rauhe, mächtige Ruf, den ich eben gehört hatte, war mir io un erklärlich. datz es mir in den Sinn kam, es sei die Klage der groben Natur, der vereinte Jammcrscürei der Scholle und der Pflanzen über ihr unerträgliches Leiden. Während wir noch vor Staunen und Verwunderung still blieben, lies; sich der furchtbare Laut noch einmal Horen. Mit unbarmherzigem, unerträglichem Grimm erschütterte er die Lust und schnitt in die Ohren, schmerzhaft wie ein Folter Werkzeug. Als er mm zum zweiten Male ertönte, stürzten alle, die rings um mich sauen, fort, um zu ergründen, was dies war. Ich allein blieb sitzen. Ich hatte das unklare Gesühl, datz ich etwas Aehnliches schon einmal gehört hatte. Ich neigte den Kops und legte die Hand über die Augen, um besser in dem verborgenen Raum meiner Erinnerungen forschen zu können. Sogleich wurde ich in Gedanken in grotzc, offene Ge fikde versetzt. Ein granwcister, steiniger Bvden wogte in wohlgeformten Hügeln auf und nieder. Hin und her, wie ei» Falke, der in ivoltcvlwhem Flug Beute sucht, schwebte die Erinnerung über diese Gegenden, die sie noch nicht beim Namen nennen konnte. Auf einem Abhang wuchsen feuerrote Anemonen, und auf der Svitzc eines Hügels stand ein kleiner Hain von bleiche», schatten losen Oliven. Ich wusste nun, an diesem Orte, wv ich einen Laut gehört hatte, ähnlich dem, der soeben in meinem Ohr erklungen war, hatte ich auch feuerrote Frühlingsblumen gesehen, und immergrüne Laubbäume. Er musste also sehr weit weg in der Welt liegen, sehr fern von Vermcland und Schweden. Die Erinnerung spähte und forschte, um Tuntel und Vergessenheit durchdringen zu können, und ganz plötzlich, durch eine unerhörte Anstrengung, brach cs zur Klarheit B Geschrieben August 1811. sAu» dem noch unveröffentlichten Zyklns: „Ltimuiungeu aus den KriegSjahien".) durch. Ich iah mich selbst und meine Retieaenossin ln etuem groben alten Landauer fahren, der einmal, vor sehr langer Zeit, als Galawagen kn trgendeknrr Grvststadt gedient haben mochte. Wir snhrcu an Unmengen vvn roten Anemone» vorbei, über eine breite, prächtige Landstratzc einer mauer- umkränzten Stadt zu. Ich erkannte den Wagen. Es war eines jener ausgedienten Fuhrwerke, wie sie von den Droschkenkutschern tn Palästina vermietet werden. Ich er kannte den Weg wieder, die Umgebung, die mauerumkrünzte Stabt. Ich hatte all die» gesehen, als ich vor vielen Jahren vou Jerusalem nach Bethlehem reiste. Ans dem Rücksitz des Wagens sitzt unser syrischer Dragoman. braun im Gesicht, einen rote» Fez auf dem Kopse. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf ein kleines wetbes, von einer niedrigen Kuppel überwölbtes Hans, das ganz einsam in einiger Entfernung vom Wege liegt. Es ist ohne Fenster und gleicht diesen allgemein vockommenden Grabkammern, die die Einwohner des Morgenlandes ihren vielen Heiligen zu errichten pflegen und die wir an den verschiedensten Orten gesunden haben, bald weit weg tn der Wüste, bald mitten in einer Stadt oder einem Torfe, bald, wie hier, an einem Wege, ans dem eine Menge Menschen vvrbeizichcn. Ter Dragoman erzählt nun, datz dieses kleine Häuschen RahelL Grab ist, und zugleich beteuert er uns. datz dies keine leere Vermutung ist, sondern eine wirklich bewiesene Wahrheit. Gelehrte Männer haben über die Echthell fast aller heiligen Städte Palästinas gestritten, aber »te über diese. Es ist kein Zweifel, das ist die Stelle, wo Jakob, der auch Israel genannt wird, seine Lieblingssrau begraben hat. kurz nachdem sie ihm seinen Sohn Benjamin gebar, gleichsam zum Ersatz für einen anderen Sohn, den er auf der Wanderung durch die Wüste vou wilden Tieren zer rissen wähnie. Wir werden beide ein bitzchen atemlos bet dem Ge danken, was dies bedeutet. Hier batte eine schöne Roinadcn- frau ihre Ruhestatt durch eine Reihe von Jahren gehabt, deren Länge niemand anzngeben wutzte. Hier ruhte sic, lange bevor ihr Sohn Josef ein mächtiger Mann im Lande Aegnptrn geworden war, lange bevor eine Königsbnrg tn Mukcne aufgerichtet wurde oder eine griechische Flotte über das Meer gezogen war, um Troja zu erobern, und hier schlief sie noch, ohne datz das Grab tn Vergessenheit ein- gehüllt oder von Zerstörungsiucht gekränkt worden wäre. Ter Dragoman erzählt uns, datz in frühere» Zeiten, ia bis n« unsere Tage, wie der eine oder andere zu berichten weih, jedesmal, wenn ein Unglück über Israel Vereinbrechen sollte. Weinen und Klagen aus diesem Grabe ertönte. Hier batte die Stammutter der Juden tn der Nacht vor jenem Tage, wo die kleinen Schuldlosen tn Bethlehem ermordet wurden, ihre Jammerrufe erhoben. Bon hier hörte man ihre Klage über das Tal hinausfträmen an jenem Abend, bevor Jerusalem zerstört wurde und das unermeßliche Tal Hinnom sich bis zum Rande mit den Leichen seiner Söhne und Töchter füllte. Biele Male seither haben sowohl die Ein- movner Bethlehems wie die Beduinen der Felder ihre un- bcilverkündciidcn Rufe an dunklen Abenden und Nächten durch die Täler unterhalb von Bethlehem erklingen hören. Selten sind lange Zeiten verflossen, ohne datz sie sich ans dem Schlummer des Todes losrettzen mutzie. um über die Nnglücksschickscllc zu trauern, die ihrem Bolle drohten. Nicht rin Wort spricht Ratzel, aber ihr Weinen klingt unheimlich durch die Stille, die ihr Grab umgibt. Es wird vvn lang- gedehnten Schreien begleitet, wilder und schrecklicher, als ein jetzt lebendes Wesen entsenden kann. Als wir dies hören, sagen wir zwei Reisegenossinncn zu einander. cs sei nicht wunderlich, datz Rahels Grab bis aus unicre Tage bewacht wurde. Da alles Bolk an sie als an die große Mutter glaubt, deren Liebe zu ihren Sprösslingen me sterben kann, konnte sic nie vergessen werden, und kein vom Weibe Geborener hat gewagt, die Haich gegen ihre Ruhestatt zu erheben. Wir sprechen von diesem, als der Wagen an dem weißen Grabhaus vorbcisützrt. Im selben Augenblick zucken wir heftig zusammen. Es ist jetzt nicht Abend, sondern hellichtcr Bormittag, aber dessen ungeachtet hört man vom Grabe einen langen, unheimlichen, gedehnten Schrei und gleich darauf noch einen und noch einen. Das ganze Tal ist wie erfüllt von diesen Lanlen. die säst unser Trommelfell zerreiben. Es liegt nichts Menschliches in ihnen, ja kaum ctnmö Tierisches. Es war nichts, das in dieser Welt daheim war. in der wir nun lebten. Es waren solche Schreie, wie das wilde Wcibticr sie am Morgen der Zeilen ausgcstvtzen haben mag. So hatte Eva gejammert, als Kain Abel bedrohte, so lgrtte Hagar über Jsmael ge weint. So mutzte Ratzel, die durch alle Zeiten Geliebte und Liebende über ihr Volk, wehklagen und jammern. Der Dragoman gibt ln aller Eile dem Kutscher ein Zeichen, zu halten. Er springt aus dem Wagen und gehl in die Gradtammer. Nach einer kleinen Weile kommt er zurück. Er erklärt uns, datz die furchtbaren Schreie von einer Beduincnfrau ausaestotzcn werden, die i» der Grust steht und Ravel um Hilse sür einen kranken Sohn anruft. Wir sind halb und halb enttäuscht. Wir haben uns bei nahe vorgcspiegelt, datz cs die Klage der großen Stamm mutter Ist, die wir hören. Wir sagen zueinander, datz diele Beduinensrau von Nahe! selbst klagen gelernt haben mutz. Diele Urzeitlauie mutzte sie in irgendeiner dunklen Nachi auS dem Grabe dringen gehört haben, und nun wiederholte sie st«, so gut sie cs verstand, um dt« Teilnahme der Mum. mernoen Toten zu erwecken. Wir sagen auch, datz solche Laute nicht in der Kehle einer europäischen Frau wohnen können. Wir lagen, datz wir iv unserem Weltteil nie etwas ähnliches hören werocn. Wir sagen viel dergleichen, aber trotz alledem hatte ich an dielen; Sommertagc, dem letzten Tage im August lOll, denselben wilden Laut dicht vor meinem eigenen Haus ge hört. Ich hatte den Schrei der wilden Mntter wlcdcrerkannt. wenn ihrem Kinde Gefahr droht, wie jeder, der ihn einmal gehört hat. sich für alle Zeiten daran erinnern mutz und ih» nie verkennen kann. Die sortgewcsen waren, um die Sache zu untersuchen, kamen jetzt zurück. Sie sagicn, die Rufende sei eine arme Frau, deren einziger Sohn sic eben verlassen sollte, um in den Kriegsdienst zu gehen. Es handelte sich um nichts an deres als eine gewöhnliche Wcisscnübinig, aber sie glaubte, das; er nie zurückkommcn würde, da doch jetzt an allen Ecken und Enden Krieg war. Sie Hallen ihr Borwürfc gemacht, weil sie so wie eine Wahnsinnige gcschricn und das ganze Haus erschreckt hatte. Aber sie Halle zur Antwort gegeben, das; sie so schreien muhte. Tie konnte nicht anders, da ihr Sohn nun in den Krieg sollte, um getötet zu werden. Ich dachte bei mir selbst, datz der harte Zwang der Zeit den Laut aus der Urzeit. Rahels. der trauernden Mutter Weinen, in ihre Kehle gelegt Halle. Es war lange her, das; man ivn in diesen Gegenden gehört hatte, so lange, das; nie mand hätte sagen können, vv» welchem Wesen er verrührte. AVer nun. da der Krieg über die Welt loSgelassen war, war er aus der Ticie der Menschcnnatur auscrweckt, und nun würde er nicht so bald vergessen werden. Vielleicht würden wir ihn ietzt sv oft zu hören bekommen, daß alle auch in unserer weltfernen Gegend lernen würden, ihn iviederzuerkennen. Glückliche, ruhige Müller, die nie geahnt hatten, das; cs einen solchen Laut gäbe, würde» vielleicht lernen müssen, daß er auch in ihrer Kehle wohnte Das kleine Lied. Von Sigmund Grass. In mein: Kindheit hat cs jubelnd hincingetlnngen zum erstenmal. Und wie vjt bat cS mir dann das Herz noch so jZ froh gemacht, das; ich es nicht mehr vergessen kann, daß es »« mir immer durch den Sinn summt mit seinem seligen Singen. Der Baier spielte es aus dem alten Klavier. Nicht einmal >-^ freilich von einem Notenblatt, sondern immer blos; so. Weil ^ er gar nicht anders konnte — ja, das merlie inan, wenn er den ersten Ton ntticblug und icin kräftiger Baß den Text ansllnulttc zu der schlichten Weise: das kleine Lied. ^ Er tat es gern, aber es war stets etwas ganz Besonderes « dabei. Manchmal in stiller Nacht, daß es nur so leis noch in » S meine Träume herüberdrang. Manchmal mitten aus dem » H Gespräch heraus. Manchmal am Sonnlagmvrgen. wenn die? e, Sonne so friedlich lag ans den Gaffen der kleinen Stadt. « 8 Aber immer, ich weltz es. wenn er glücklich war. Wenn " es übcrauoll in ilmi vor kaifter Liebe, wenn etwas in ilim »' § war. was er vielleicht bloß der Mutter gesagt Hütte — der 2 A zarten Frau auf dem Vild. von der man gleich weiß, das; rl z> es nicdcrblickt ans der Ewigkeit, aus dem Bitd über dem " L- alten Klavier. Z A Darum war's, als ob cS ihm ganz allein gehörte, das kleine Lied. Darum forschte ich nie, waS es sür eine Be wandtnis damit hatte. Und der Vater schwieg darüber, bis er es wieder sang und wieder spielte, als da die Junge zu ihm gekommen war an meinem Arm. So schön wie nie hat A es damals geklungen. Und die Sonne glitt über die Tasten dazu, die ehrwürdigen Möbel überzogen sich mit feierlichem lül.' Glanz, der Kanarienvogel schmetterte noch einmal so hell ^ durch die Stube. Da war's geschehen, das; sie die Frage tat. »s. die unbedachte. Wie eine Welle schlug das Blut in seine Wangen. Und noch bevor cs fast schmerzlich über die lächelnden Lippen kam. da wusste ick; alles vvn den; kleinen Lied — denn cs war von ilim selbst. Der Text und die Melodie. Das einzige, das sein Herz sich gesungeu. kleine Farbeuskizze. Spät Acht durch» kleine Arufter. — Da« G-Ivaod brr Grau »st schwarz, ihr Antlitz weiß vorn Tetde, 2hr Arbeitszeug belrochiet; — ihr, Hand wählt tief in Strähne» rosenfarbuer Seid«. — Ein großes Buch «it attew, golduen, Schnitt, — Sd» sahlrr Teppich, dein dt« Sonn» schmeichelt, — El» blond»» LLindchen ans dem iTrnstrrtrttt, Dlaß, samtzart, wt, zu virl im Leid gestreichelt. Frida Schanz. Technische Probleme. Bon Ernst Tr « besius. Zu den mancherlei Aufgaben, die gerade in unserer Z.it besonders dringlich der Lösung harren, gehört vor allem die Ersetzung der Kohle durch eine andere Energiequelle. Ohne Zweifel ist unsere gegen wärtige Energiewirtschaft, die znm größten Teil aus der .Kohl« bestritten wird, reichlich rückständig und kompliziert, fast möchte man sagen: barbarisch. Man bedenke: Obwohl nnS aus der Oberfläche unseres Planeten der Wind, die Wasserkräfte, die Lonnenwärme. atmosphärische Elektrizität und Mcereskrüfte zur Verfügung stehen, sind wir ausge rechnet auf die schwarzen Diamanten in erst e Linie ange wiesen. muffen sich täglich ans dem Erdenrund über eine Million Menschen in tiefe, gefährliche Schächte bemühen und tz^rin in allen Stellungen nach Kohle schürfen, um die Räder der Weltwirtschaft Un Gange zu erhalten. Gewiß, diese Tatsache sinder ihre hinreichende Erklärung in der bisherigen Entwicklung der Technik, die unr traft der Kovlenwärmc ihren beispiellosen Siegcszug antrctcn konnte. Immerhin, als ein idealer Zustand ist die fetzige Abhängigkeit vvn der Kable nicht zu betrachten, ganz abgciehc» davon, datz diese Energiequelle einst versiegt und das Problem ihres Ersatzes dereinst tatsächlich gelöst werden mutz. Hier liegt offenkundig eine Rückständigkeit unserer sonst io modernen und vor- wärtssiürmendcn Technik vor, oder milde ausgedrückt, ein technisches Problem, das dringend gelöst werden mutz. Da die Ausbeute des Windes, der Lonnenwärme, der Wasser- und Mcereskräfte den vorhandenen Energiebedarf nicht decken könnte, bzw. zu kompliziert und damit auch zu teuer kn der Gewinnung wäre, käme noch die atmosphä risch« Elektrizität inrd die Energie der Atome in Frage. An beiden Aufgaben »grd zurzeit lebhaft ge- arbeitet. In beiden Fällen Handel! cs sich um unerschöpf liche Energiequellen, die erst mit dem Ende un'eres Planeten versiegen würde;» Die Frage, ob wir bei reichlicher Ernte an Lebens mitteln den Krieg bester abgeschlossen hätten oder nicht, mag jeder nach seiner eigenen Auftastung beantworten. Soviel steh; unbestritten fest, datz damit unserem Volke eine fünf j.ihrtgc Leidcnszcit erspart worden wäre. Hier handelt cs sich um ein Problem, das eigentlich schon gelüst ist und uue noch einer großzügigen Umsetzung in die Praxis bedarf. Tatsächlich stehen uns heute sabgesehen von der natürliche» und künstlichen Düngung) zwei Mittel zur Verfügung, um die Bodenerträge ganz bedeutend zu er höhe n. Das ältere der beiden Verfahren wurde zuerst in England nach den Vorschlägen von Sir Oliver Lobge er probt. Es handelt sich um die Förderung des G c - trct de machStu ms mit Hilfe hochgespannten Gleichstroms, der die FeldfrUchte von oben her ge-1 wissermatzcn bestrahlt. Die Versuchsfelder wurden in Ab ständen von etwa ll Meter netzförmig mit dünnen Leitungsdrähtcn überspannt, die auf Lärchcnholzstangcn in etwa 3 biS ll Meter Höhe isoliert verlegt wurden. Ter durch das Netz geleitete Gleichstrom hatte MMN bis IM MN Volt Spannung und ganz niedrige Stromstärke. Die Gesamt leistung sür einen Hektar A kerland betrug nur 23 bis 7ä Watt. Nach Mtttcilnng des englischen Landwirtschaft«' Ministeriums betrug der Mehrbetrag bei elektrischer Ve Handlung etwa M Prozent beim Haserkorn und 88 Prozent beim Hafcrstrob. Aelinlich günstig lagen die Versuchs- ergcbnisic bei allen anderen Pflanzen. Noch günstigere VcrsuchSrcsultate ergaben die g otz- zügigen Versuche, die ans Veranlassung des Generaldirektors Vogler der Dr.-Jng. Riedel gemeinsam mit der „Don- mnnöcr Union" vornahm. Dr. Riedel verwendete dabei kerne Elektrizität, sondern die in den .Hochofengasen! enthaltene Kohlensäure, die den Feldern ;n öurchlvchtcu Zementröhren zirgeführt wurde. Zuvor galt cs natürlich, die Hochofengase von den schädlichen Best >nd- tcilen, insbesondere den schwefligen Säuren, gründlich .ui reinigen. Wurden einst die Hochofengase, da man sie frei entweichen ließ, zum Fluch der ganzen Umgebung, deren Vegetation elend versiegte, so können sic bei dieser An Wendung znm reichen Segen werden. Lupinen ergaben bei der Behandlung mit Kohlensäure den Ursachen, Spinat und Karcofteln 2,5. bzw. 2,8fachen Ertrag. Zuletzt wurden die Verbuche in großem Matze ausgcsührt und 300W Quadrat meter Ackerland „vergast". Hierbei ergaben Tomaten über die doppelte und Kartoffeln gar die vierfache Menge. Dr. Ing. Riedel kommt zu dem Schlug, datz die Ausnutzung der Kohlensäure eines einzigen Hochoftis einen Mehrcrtrog von k r. Million Tonnen Kartoffeln ergeben mützte. Wäre dieses Verfahren bei Beginn des Krieges entdeckt und mir oller Energie bei sämtlichen Hochösen augcwcndet morden, so siü.icn mir vermutlich leine ration.c ,cn Kartoffeln und auch leine F.cischknapphctt kenncngcle;,,!. da dann genügend > Füller vorhanden gewesen wäre Henie gehören freilich zur Tu-chsührung der beiden Mv.fticifteiten ungeheure Summe:. und daran dürften alle dahingehenden Pläne einstweilen scheitern. Nach der unvergleichlich schnellen E n t;v i ck l n n g de s Flugzeuges während der Kriegsjahrc halte man eigent lich eine viel umfassendere Verwendung dieses neuen Ver kehrsmittels in der 'Nachkriegszeit erwartet. Wenn die private Fliegerei bisher nur wenig Anhänger gewann, so liegt dies an den außerordentlich hoben Kosten des ganzen Flngbctriebcs. Der Krastbedars eines Flugzeuges ist im Verhältnis zur beförderten Nutzlast viel zu groß. Sicher lich bedeutet es eine riesige Energievergeudung, das; das Flugzeug zur Beförderung von zwei vis drei Personen etwa 60 bis 80 Pferdestärken erfordert. Einige englische und französische Sportslngzcugc haben zwar in letzter Zeit nur -tO- bis tzOpfcrdige Motoren erhalten, eins ist sogar nnr mit 83 Pferdestärken ausgerüstet und ei» deutsches Lportflug- zcug benötigt gar nur 23 Pferdestärken, doch ist auch dieser Energieaufwand im Verhältnis znm Automobil oder gar zur Eisenbahn noch viel zu ungünstig. Ein wirtliches Ver kehrsmittel im Sinne des Aniomobils vermag das Flug zeug erst zu werden, wenn der Kraftbedarf für die zu be fördernde Person noch viel mehr verringert werden kann. Dahin laufen denn auch alle Bestrebungen der Fachleute, die sich mit dem Problem des Kleinflugzeuges befassen. Die Sndwcstgruppc des Deutschen Luftsahrervcrbandrs hat kürzlich einen Wettbewerb ausgeschrieben sür eine» kleinen Motor von nur 10 Pferdestärken Leistung. Die Schwierigkeit liegt darin, datz diese 10 Pferdestärken in einem Motor von nur 12 Kilogramm Gewicht erzeugt werden sollen. Ist erst einmal der kleine Motor geschossen, dann dürfte auch das wirkliche Kleinflugzeug vvn geringen Abmessungen und kleinem Gewicht nicht lange aus sich warten lassen. Wahrscheinlich werden bei dem Kleinflug zeug auch die neuesten Erfahrungen des Segelflugzeuges mit zur 'Anwendung gelangen. Datz auf diesem Gebiete schon längst beachtenswerte Fortschritte zu verzeichnen sind, davon legte der Jnaenicnr Peschkc mit seinem motorlosen Segelflugzeug erst kürzlich beredtes Zeugnis ab. Siel acht bis zelln Scknndcnmctern flog er vom Gipfel des Fcldbergcs im Schwarzwald ab und schwebte etwa zwei Minuten lang zweimal über das Flugfeld, wobei er 2,2 Kilometer zurück- tcgte. Der Höhenvcrlust betrug dabei nur 83 Meter. Das verbesserte Segelflugzeug dürfte in Verbindung mit dem angestrcbten Kleinmotor sicherlich ein höchst ideales Klein flugzeug ergeben. Aller Voraussicht nach dürfte somit auch dieses Problem sehr bald gelöst werden,
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