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Dresdner Nachrichten : 31.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189401311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-01
- Tag 1894-01-31
-
Monat
1894-01
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.01.1894
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--»arblatt für V-lktkk. Vuiklii-Iitui,,. G«iLatt«veckkbr. v»r>«i>lxri<t». Kremd«nl>I>k. «>t »nlwttteiidkin Poiltui, »nnalim« von «»küiidWunicic. >t«nkmir z»v vorm » ZlInlNa»«. Donttlaii v Borm^l-l UlirMittaiL >a»»v.ti>-cm N-lUIir S»j!» »er n-» ftk«na,en r Gtriai ><k>»okl »Sr>l, . L nur «bmit! >>r a> la«» »«»»Lri'«r A»!ttÜLk „ur »e,t« >orautdk;adlun<i >nkündw»nqk» »kkme» lämmMt, qambqNr 8rimittelu»,-likll«i an O»»n8»r,-t,st»lr, Wt». U. 38. Johrganq Aufl. ü«,VOO Stück. v>'. LLÄuor'8 8sNtmiml 1Vt«UenI«»»»»UL K«»I ' I»«'» «a«-«n HVtn<«r 'Mg Dr. llsiluor. Dr. Uroik. Dresden. 1884. I'eiuvr« Mck »ml M- Vz« für Hem. flleiiitetXclMIer I'ratr^» 11. MIÜ ss-li»iiilli»ix ^ ! AI»x: > H-8tllb6N— s ' Itunulll, kortlllUS ». «1. Llrrrkltlirllv ^ ^ Wallsl-r. 8. v «««««« > j kvKvusvdlri IU Kr«s«t«r ^USHUttKI. aromcsti» bc-r LInvuItrLutvi-- RIv»WlI<T> EI« SlL8«n>»lttvi >ou> >s,otk«^r — X. Ili'vt/nviimLt' iü 6dom- nit?. j«t clor dvvtv unä xesvackvnt« lNLzrvallltSr ck«r V«It. ! Dorccolbo macbt.^iipstit, »ttirlct ckvn Lla^on. ckioVoräiHiung ! u.hojltrcastorb. dbiMN. Kt.(lattlmn! iRrababouionIIiM- l Oouclitoroiou, ^Voillu-tllälulixnll unä K<>8lÄur<rtiollon.'^77i,F^ llemried klLlll, L»8 Ilucd ßilLU.-^i umiastv I'urldvr. VrüLdeler uvä ^ »«usr Llock^No. Drenäen, ^Lllstr. 22. r«>«,ck.L. I.I67. »««»«««««««««»« Nr. 81. Mtliel: 8cdili»titkrilt V. rotsvkkv, Mkäi nssmti'. 17. um Scheiter» der Reichsfinaiizreform. Hvfnachriclsten, LaiidtaaSverbaiidlungeil. Ballsest im Ministechcstel. Gesamnitratbssitzung. ttzewerbeverei». Bezirksausschuß. „Die Journalisten", Residenzthcater, Cvncert Jerebtzoss-Jakimowsky, „Lechilia". stens das erste Leck zu stupse». De» Grundgedanken der ganzen Reform prücisirte Miguel dahin, das; das Reich und die Einzel- staatcn, jeder Theil für sich, für seine eigenen Handlungen, für die von ihm beschlossenen Ausgaben allein die Vcrantwortnng tragen solle». Gegenwärtig hat daS Reich keinerlei Verantwortung dafür, auf welche Art und Weise die Ausgaben, die bewilligt werden, aufgebracht werden, ob die Kosten der Matrikularbeiträge in den Einzelstaatcn durch indirekte Steuern oder durch Zuschläge zur Einkommensteuer oder auf anderem Wege gedeckt werden, Miguel nannte diesen Zustand mit Recht einen antediluvianischen, einen vvrsiutflnlhlichcn Zustand, auf welchen die Grundlagen des Reiches dauernd nicht gestellt werden können, der für das Reich gefährlich und für die Einzelstaaten auf die Dauer unhaltbar ist. Das Ge deihen und die Wohlfahrt des Reiches, führte der Leiter der preußischen Finanzen in seiner ausgezeichneten Rede aus, beruht ausschließlich auf der Wohlfahrt der Einzelstaaten. Tie Vertret ung des ganzen Reiches kann die Lage der Einzelstaaten nicht ein fach isoliren, denn daS Reich würde ja nichts sein, wenn es dauernd im Gegensätze zu den Einzelstaaten stände. Aber diese Gefahr eines Gegensatzes ist in dem finanziellen Zustand vorhanden. Tie Interessen gehen mehr und mehr auseinander, wenn die Einzel staaten »ur Beitrage leisten, aver unmittelbar doch nichts Fühlbares vom Reiche erlange», wenndieallgrmeineBevölkerungdie Lasten fühlt, aber nicht den ^egeii, der vom Reiche ausgeht. Diese Rückwirk ung auf die ganze Stellung des Reiches zu den Einzelstaaten wird noch gefährlicher, weil im Reiche eine finanzielle Grundlage nicht vorhanden ist, und wenn die Ausgaben erweitert werden müssen. Die Vertretungstorver der Einzelstaatcn sehen nach Berlin, was wohl aus den Finanzen wird, wenn der Reichstag seinen Etat ausgestellt hat. In den Einzelstaaten wird mit vieler Milbe und Vorsicht der Etat ausgestellt, um Pfennige zn sparen, und die Be schlüsse stiegen dahin, wenn dasMcld in Thalern nusgegeben wird, wenn es auch dort für die Ausgaben keine gewisse Grenze giebt. Der Haupteinwand, den der Ccntrumsführer gegen die Rcichs- sinanzresvrm vorbrachte, bestand in dem Hinweis aus die gegen wärtige wirthschaftlichc Depression, die es nicht gestatte, die Ein nahmen in solchem Mcche zu erhöhen, wie es die Durchführung des ResormplaueS erfordert. Miguel erwiderte hieraus, daß sich die verbündeten Regierungen wohl bewußt gewesen seien, wie un günstig die gegenwärtige Lage für die Reform sei, daß sie aber andererseits auch keine Garantie hätten, ob in Zukunft ein besserer Zeitpunkt für die Durchführung der Reform eintretcn werde. Viel mehr wird sich voraussichtlich das Uebergewicht der Matriknlar- rrmlagen über die Ueberweisungen aus den Reichseinnahmen an die Einzelstaaten in Zukunft noch ungünstiger gestalten, als cS schon heute der Fall ist, und damit wird sich die Lage mit jedem Jahre erschweren, nicht erleichtern. Mit einer kraftvollen Entschiedenheit, die an die Zeiten des Bisinarckschen Regiments erinnerte, wieS Miguel darauf hin. daß die Verbündeten Regierungen mit der Ein bringung der Reichsfinauzresorm nur ihre verdammte Psliclst und Hierdurch bringen wir zur Nenntniß, daß das k. und k. österreichisch-ungarische Nlinisterium in lvien den Debit der „Dresdner Nachrichten" in Mestervüich- Ungarn wieder genehmigt hat. töomit nehmen alle kaiserlichen Postämter der MMciM-UMrWil UimiMe Bestellungen auf die „Dresdner Nachrichten" an. Der Bezugspreis beträgt für die Monate Aeöruar und März 1 Gnlden 69 Arenser ohne Bestellgebühr. Zie HesWujlesse öer.Zresöim MrWeil". Politisches. Die Reichsslnanzreform ist gescheitert, DaS ist das trübselige Ergebnis; der ersten Verhandlung, die am Montag im Reichstag über den Gesetzentwurf über die audcrweilc Regelung des Reicbs- fiiiaiizweseus slattgesundeu hat. Tie unsruchthare Regatio», wie sic vorgestern iir dem Führer des EeutrumS und des Freisinns zu Wort kam, bat über die kerugesuuden Resormgedaukcu Miguels de» Sieg davvugetrageu, Tie Mehrheit des Reichstages stellt sich aus den Staudpuukt des unbedingten „Rein" und will sich gruud sätzlich von den durchschlagende» Gründe» nicht überzeugen lassen, die sür die Rothweirdigtcit der Reichssinauzresorm sprechen Die ses „Nein" macht populär. Denn es klingt aiigeirehm im Ehre des Staatsbürgers, der vom Steuerzahleu nichts wissen mag. Indem mau jede Mehrbelastung der Steuerzahler verwirft, bewahrt man sich die Gunst seiner Wähler, Auch ist diese uubediugte Opposi tion in Stcucrangelegeiihesteu eine recht beaueme Sache. Mau erspart sich damit die Blühe, die wohlerwogenen Vorschläge der Regierung eingehend zu prüfen. Patriotisch aber ist solches Re gnen nicht und es gehört mehr Muth und UcberzeuguugStreue dazu, für die Mgßuahmc neuer Steuern unerschrocken eiuziitretc» und gegen den Strom der Popularität zu schwimmen, als jede Steucrerhvhung schlechthin abzulchnen. Nur die öde, krasse Partei- Politik und das Perwcrslrchc Streben, sich die Anhängerschaft der Massen zu erhalten, lassen das voraussichtliche Schicksal der Rcichs- fiiianzreform, die durch die Gesammtintercsscir des Vaterlandes dringend geboten ist, begreiflich erscheinen. Es ist oft genug l,cr- Vvrgebvbeu worden, daß eine weitere Erböhuug der Mntrikular- beiträge, die nach Ablehnung derRcichSfinanzrcform unausbleiblich sein würde, einen tiefen Eingriff des Reiches in die Budgets und damit in die gesammte innere Berwaltung der Einzelstaaten be deuten würde, welche immer wieder ihre eigenen Bedürfnisse zurück stellen müßten, lim die Reichskassc zu füllen und damit in ihrer ganzen inneren Entwickelung, in Verwaltung und Gesetzgebung, in Ausgaben für Verkehrszwccke. Schule und GehaltSansbesserungen. vom Bundesrathe und Reichstag abhängig würden. Das sehen die Lieber. Richter. Rickcrt und Genossen zwar sehr wohl ein; aber sie sagen trotzdem „Rein!". weil cs das Interesse der Partei so erheischt und dieses ihnen höher steht, als das Wohl des Vaterlandes. In überzeugender Weise haben der Rcichsschatzsekretär Gras v. Pvsadvwskh-Wehuei iiud der preußische F-inaiiziniiiistcr Miguel am Montag im Reichstage noch einmal alle Gründe sür die Reichssincinzresvrm ins Feld geführt. Die perbündctcn Regierungen sind hierbei von der Ansicht ausgegangcn, daß eine feste Regelung der Finanzen zwischen dem Reiche und den Einzelstaatcn eine poli tische und finanzielle Nvthwcndigkcit ist und daß mit dieser Vorlage, durch welche das Reich aus seine eigenen Eiunahmen arr- gewiesen werden soll und die Finanzen der Einzelstaaten vor Schwankungen bewahrt werden sollen, dem Gedanken der Reichs- Verfassung Rechnung getragen wird. wonach ans Matrikrrlar- »mlagen nur so weit zurückzugreisen ist, bis das Reich von seinen eigenen Einnahmen leben kann. DaS Finanzrefonngesctz will eine feste Beziehung zwischen Matrikularbeiträgen und Ueberweisungen schaffen: es will ferner die Einzelstaatcn gegen die schwankenden Einnahmen »nd Ausgaben des Reiches schützen. Es will weiter einen Reservefonds schaffe», nm in mageren Jabrcn die Fehl beträge aus den Ueberschüssen der fetten Jahre zu ergänzen. End lich will das Gesetz die Erhaltung von Zuschlägen aiif Zölle und Verbrauchssteuer», wodurch diejenigen Fehlbeträge, die nicht ans dem RersevesondS beschafft werden könne», gedeckt werden sollen. Das gegenwärtige Staatsschiff des Deutschen Reiches, bemerkte treffend Graf v. Pusadowskp-Wehner, hat zwei finanzielle Lecke. Das eine Leck ist die unbeschränkte Möglichkeit der Erhebung von Matrikularbeiträgen. Je böhcr der Betrag, nur den sie die Uebcr- wcisungcir übersteige», desto gefährlicher und verhängnißvollcr sür die Finanzen der Einzelstaatcn. Das andere Leck in unserem StaatSschiff ist die wachsende Verschuldung ohne den Zwang einer geordneten Tilgung. Das Finanzresormgesetz bemüht sich» wenig- rchnldigteit Ihn» und die Verantwortung für die Ablehnung dem Rerchstaae überlassen müßten „Warten Sic nur erst ab," rief er dem Reichstage zu. „wenn die Konsequenzen der Ablehnung mehr und mcbr empfunden werden. Wenn man erst die Folgen der neuen Besteuerung in den Einzelstaaten fühlt, dann wird diese Stimmung noch viel lebendiger werden. Die Regierungen haben sich gewiß gesagt, cs ist zweifelhaft, ob dieser Versuch einer grund sätzlichen Regelung unseres dcnlschen Finanzwesens in der gegen wärtigen Zeit gelingen wird: wir sind bis jetzt noch immer im Provstorinm gewesen und leben von der Hand in den Mund ohne dauernde organische Zustände, di- zur Vollendung des Reiches ge hören. Die Regierungen waren sich auch darüber klar, daß sie eine Pflicht gegen die einzelnen Staatcn babcn, und daß sie diese versäumen wurde», wenn sie nicht auf die schweren Schäden, die gegenwärtig auf unserem Finanzwesen ruhen, Hinweisen und den Finger in die Wunde legten und einen Weg zeigten, den man gehen kann. Tie Regierungen haben ihre Pflicht erfüllt, sie kön nen es nicht verhindern, daß Sie diese Vorlage ablcbnen: sie müssen sich dabei beruhigen. Aber die Vorlage wird wieder kom men. darüber ist gar kein Zweifel, und ich sehe schon den Zeitpunkt kommen, wo der Reichstag selbst sic verlangen wird, selb» sie ver langen müßte, weil sic eine politische und finanzielle Nothwendig- kcit ist." Mittwoch, 81. Januar. Matriknlarbeiträgc niclft ertragen können. Richter hat alle Schuld ans die Zunahmen der militärische» Ausgabe», ans uns geschoben Weiß er denn nicht mehr, daß seine Partei selbst binter den Be willigungen der Majorität auch nur um 15 Millionen zurück geblieben ist, daß auch seine Partei die Vermehrung des Militärs, wenn auch nicht ganz so, doch zum größten Theil znaestanden trat i -Widerspruch beim Abg. Richter.) Ablehnung der Vorlage wurde einen Kamps der Einzellandtage gegen den Reichslag üir Folge haben, der nicht zum Vortheil unserer ganzen politischen Entwickel una sein wurde. Eine Regelung des Verhältnisses zwischen Reich und Einzelslaat ist unerläßlich, wenn nicht deren Finanzen in eine heillose Verwirrung und Anarchie gestürzt werden sollen. — Abg. Scbippel <soz.) bekämpft die Vorlage. Es handele sich hier nicht einen Kampf zwischen Reich und Einzelstaaten, sondern um einen solchen zwischen direkten und indirekten Steuern. — Dr. Hammachcr (nat.-lib.) erklärt die Vorlage für eine finanz politische Dliat ersten Ranges. Wir müssen die Regierung unter stützen. wenn sic eine teste finanzielle Norm zwischen Reich und Einzelstaaten schaffen will, andernfalls würden wir unsere ganze Vergangenheit leugnen. Prinzipielle Bedenken hat Keiner meiner Freunde gegen die Vorlage. Wer gegen diese Reform agitirt, be singt die Geschäfte Derjenigen, die gegen die Staatsordnung an- kämpseii und schafft den Nährboden für zerfleischende Geaensätzc zwischen Reich und Einzelstaaten. Man soll die Folgen der Er höhung der Matrikularbeiträge nicht unterschätzen: ist cs doch eine sündliaste Ungerechtigkeit, wenn ein armes Land, wie Thüringen, dieselben Marriknlarbeilräge zahlen soll, wie Bremen und Hamburg. Der Reichstag darf auch nicht einmal den Verdacht aufkommcn lassen, er wolle die Mittel zur Deckung der von chm selbst bewillig ten Ausgaben nicht genehmigen. — Abg. Förster (Res.-P.): Ter Zeitpunkt sür die vorgeschlagene Reform ist verfrüht und der in Aussicht genommene Weg ungeeignet. Man hätte sein Augenmert statt ans indirekte Stenern auf Gemißmittel, ans Liymsstencrn, ans Wehrstenern, schärsere Börsen- und Dividendensteuern richten sollen. Ist die Wehrstener im Reiche nicht durchführbar, so mag man sic auf die Einzelstaaten übertragen, iedcnsalls müßten seine Freunde daran festhalten, daß die minder leistungsfähigen Schultern geschont werden müssen, gemäß dem Versprechen vom Regiernngstisch vor Annahme der Mililärvorlage. — Abg. Dr. Bachem lEenir.': Aut die Erklärung in den Einzcllandtagen zu Gunsten der Vorlage sei Gewicht zn legen. Tie Einzcllanhtage haben alle Vorihcilc dieser ffsifform. der Reichstag vagcgen behält das ganze Odium kein Gewicht bvn ' auf sich. Man möge in den nächsten Jahren recht sparsam sein, dann werde künftig eine Vermehrung der Matritutnveilläge gar nicht mehr möglich sein. Illach Annahme des früheren Schatz sekretärs können wir unbedenklich eine erhebliche natürliche Zunahme der Reicbseinnahmen erwarten. ES handelt sich bei dieser Vorlage weniger darum, vorhandene Löcher zuzustopfcii. als künftige Löcher zu schassen. Was nützt es, ein erträgliches Verhältnis; zwischen Reich und Einzelstaaten schaffen zu wollen, wenn dieses erträgliche Verhältnis; durch neue Stenern beschafft werden soll, die in der Folge anstößig sind. — Finaiizniinistcr Miauet: Je länger ich die De batte ailhöre. desto mehr scheint mir, rechter Hand, linker Hand Alles vertauscht. Herr Richter, früher Gegner der Frankclisteiiischeii Klausel, beute cisnger Verehrer derselben; Herr Dr. Bachem, bereit, Kernschreibs und Aernsprech-Verichte vom 30. Januar. Berlin. Der Reichstag setzt die erste Beratbn»g des Gesetzentwurfs bclr. die anderweite Ordnung des Finanzwesens des Reichs fort. Abg^Richtcr streif): Minister Miaue! behauptete, öffentlichen Meinung ge Weder daß die Vorlage an Sympathie in der Wonnen habe. Wo hätte sich diese Sympathie geäußert? in der Presse, noch in Versammlungen, noch im Parlament. Hm v. Malkah» ist gescheitert in dem Versuche, 50 Millionen Stenern zn erhalte»: nun meint Herr Miguel, er werde die 50 Millionen eher bekommen, wenn er IM Millionen fordert und das Ganze in den Mantel einer großen „Steuerreform" hüllt. Wen» die Einzelstaatcn auch auf fünf Jahre dvtirt werde», so steht doch nicht fest, ob nicht nach Ablauf der fünf Jahre das Reich den Betrag der Dotation wieder für sich beansprucht. Dafür sollen die Einzelstaaten auf alle Ucberschüsse verzichten, die ibnen jetzt ans der Frankcnstcinschen Klausel gesichert sind, also auf alle Mehr einnahmen ans oein natürlichen Anwachsen der Zölle und Ber brauchssteuern. Die Schwankungen in den Finanzen der Einzel vrauchsstenern. Die «Schwankungen in den Finanzen der Emzel- staaten sind durch das stoßweise Erhöhen der RcichsailSgabe», namentlich der »lilitärischcn, erzeugt. Unsere Finanzminister sollten ' - gaben für Militär und Marine Widerstand fördert nicht dzm Föderalismus, sondern den inanzministcr werden für fünf Schr '— lieber den Reichsansaabc» zur keiften. Die Vorlage fördert »i CentraliSmiis. Die einzelstaatli Fakire gleichsam zu Reichspcnsionären. Schuldentilgung ist leere «Spielerei, man wird nur zum Schiildcnmachcn verleitet, wenn man nach der anderen Seite eine Einrichtung zur Schuldentilgung zu haben glaubt, ohne daß man eine Verpflichtung den Gläubigern gegenüber ringelst. Unser Etat ist schon jetzt schwer verständlich, durch die Annahme der Vorlage würde er noch unverständlicher. Wir haben rin doppeltes Leck, Militär »nd Marine, und dieses doppelte Leck stopfen Sie nicht durch das Löschpapier dieser Vorlage. (Heiterkeit.) - Abg. v. Kordorff lRpst: Es scheint, als ob in diesem Reichstage eine Steuerreform nbcrbaupt nicht geschaffen werden könne Bei der Berathung der Mililärvorlage hat Richter wieder lwlt selbst darauf hingewiesc», wie boch die Jnanspruchnabmcn der Einzelstaaten schon jetzt sind und wie sie weitere Erhöhungen der die Klausel zu opfern, indem er gewillt ist, die Matrstularbeitrüge zn erhöhen. Was die Frankensteinsche Klausel verhindern sollte, übersehen Sie, daß bei Erhöhung der Matrikularbeiträge gerade die Armen stark berangezogen werden. Wie kann man sich cin- bilden, durch Einstellung angeblicher Ueberschüffe den Etat zn balanciren. Im Reichstage werden neue Forderungen cmsgesiclll, ebenso im Landtage. Die Minister haben nickt nur in ihren Ressorts, sondern auch in den Landtagen mit Mchrsordcrungeii zu kämpfen. Hätten wir den Einheitsstaat, so wären direkte Rcichs- stenern möglich, aber die Gegner der Vorlage wollen den Einbcils- slaat am allerwenigsten. Die Reform ist im Reiche um so unbe denklicher, als wir hier zu einein gewissen Schluß in den Ausgaben gekommen sind. (Ruse: Nanu!) Wir sind sicher, daß, wenn die Reform jetzt auch nur auf fünf Jahre gemacht wird, nach Ablaus dieser Mist die Einzelstaaten sich die Rente unserer Reform gern gefallen lassen werden. Wenn wir uns nicht aus die Tauer bin den wollen, geschieht dies wegen der Wahrscheinlichkeit einer weiteren Steigerung der nothwenvigen Ausgaben. Unsere Finanz politik^!» Reiche mußte auf die Tauer in die Brüche gehen. Von einer Steuerbewilligung auf Vorrat!, sind wir fehl weit entfernt. — Weiterberatliinig morgen. Berlin. Im Abgeordnetenhaus«: vcranlaßtc der Etat der Domänen wieder Auseinandersetzungen über die Nothlage der Landwirthschafl. Ter Etat derLottcrievcrwaltung wurde dcbaitelos angenommen, obgleich man nach de» Angriffen freisinniger Blätter ans die Lotterie eine etwas lebhafte Diskussion erwarte» durste. Ferner wurde über die Handl,abnng des BcrnsleininonvpolS durch die Firma Stantin und Becker Klage geführt. Tic Vorlage, bclr. die Emeritcn- iindReliktcnvcrsvrgnng nichtstaatlichcr Mfttelscknllehrer wurde nach warmer Befürwortung des Abg. Hanse» ftreikons. - einer besoiidercil Kommission überwiesen. Ebenso der Gesetzentwurf bett. die Stadtcrwcitcrnngcn und Zonenentcigmina. Gegen letzteren Entwurf wurden vielfach Bedenken laut, indem man darin einen gewaltsamen Eiiigriss in das Privateigcntlniii, erblickt. ^ Bcrli n. Der Eittwurs von Aiisnahinebestimmnngen von der Sonntagsruhe sür die der chemischen Industrie angehvrigcn FabrikationSzwcigc wird am 27. Februar einer älpilicken Beratbnng unterzogen, wie am 2t. der für die Gruppe der Metallindustrie. Daranf wird eine Berathnna über die Regelung der sonntagsruye in den Glashütten folgen. DieKvii»»iisivn für die Arbciterslatistik tritt in nächster Zeit wieder zusammen. Den Haiiptgegenstmd der Verhandlungen wird die Unlcrsuchung über die Arbeitszeit in den Bäckereien und Konditoreien bilden, welche damit poraussichtli'ch zum Abschluß gelangen werden. Die Kvmmiffioii wird die münd- lichc Vernehmung von AuSkunflSpcrsonc» aus dem Bäcker- und Konditorgcwerbc unter Zuziehung sachverständiger Beisitzer vor nehmen. Es hat davon abgesehen werden »iiiffe». auch die Erheb ung über die Arbeitszeit in Getreidemühlen auf die Tagesordimng zu setzen, da die letztere schon stark beiastel ist. Die ii» Verlaus der Untersuchung über die Arbcitsvcrhältnissc ii» Handelsgcwerbe geforderten guiackstlichen Slcukeriingc-n von kaiiffiiaiiniichcil Vereinen und von Organisationen der Geschästsdiener, Packer:c. sind immer noch nicht vollständig clngeaangcn, icdoch ist mit Zusammenstellung des vorliegenden Materials bereits begonnen. — Ter Fabrikant Johann Seeseldt. der sich mit seiner angeblichen Frau am Sonn abend in Prag vergiftet bat, soll mit einem hiesigen Klcinvnermcister identisch sei», der seit dem 21. d. M. aus ferner Wohnung ver schwunden ist nnlcr Hinterlassung einer Schuldenlast von über 30,<)"0 Mark Seefestst, der verschiedene städtische Ehrenämter be kleidete. sandle vorigen Mittwoch aus Dresden seine goldene Uhr mit der Nachricht, daß er den Tod suchen werde. Pfmiv's 'LS Kinder,„ttch. LL. dresdner Molkerei Gebr. Pfund, VsutznerSr. VS.
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