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Dorabenö-Blaü «,«» K. Jahrgang. l(S 1«. Sonnabend» 1«. Januar 1S20. Gegründet 18S8 >»ns»»»ch«r-Sa»m«tnamm» »»«I. «» Kr «achege^kSch»: »0Nri. D-Mgs-Sebühr LWWLL'SS SKS.'ÄllSNÄS^!« «r r .. Dl» I!»alNa« »7 mm 0r»N«A»ll, IL0M., »1«r»u w»/« «ugchlag. »ut«ni«ia»n unter Anzeigen-Prelse.sN^WM^A'HÄ^V^ «achdnuli mir mV dnUltch« vu»a«»cma><ld» l.Dr«»d»«r «ochr."> MlllMs. — Ihn-Naaak VchrWW»» «erden nicht austewatzN. SchkWevung und «auptgeschlNKOeNer »»rtenftreh, N»a0. Druch «. «erleg »en Mepsch » «etcher», t» «rer de». V«ftsch«d-Liont, «»»»» Le«»»»«. ^ - - 2 nWuNl - «^scvrs^r-^. "'-Ä- süsbiL Ki'lluüüge-I)ie5^!^MuMck^üN''- Endlich Keimkehr der Gefangenen? Zwei Tage nach -er Ratifikation. Kül». 9. Jan. Die Reichsstclle Köln für Kricgsgefan- »enenrüctzkehr schreibt: Nach Mitteilungen -es französischen Oberkommandos in Mainz beginnt zwei Lage nach der Ratifikation -es Friedens der Ab transport der Gefangenen aus Frankreich, end zwar werben zunächst d-ie im besetzten Gebiet Bc- jetmateten zurückgeführt werden. Die Gefangenen kommen in Sonüerzüge» in die Durchgangslager, so Gießen, Düren, Aültch und Eschweiler Set Aachen, und '»war in jedes Lager »oraussichtlich täglich ein Zug mit etwa IN 00 Viann. Die Gefangenen bleiben in diesen Lagern 18 Stunden zur Einkleidung und Ausstellung ihrer Papiere. Sic dürfen während dieser Zeit die Lager nicht verfassen. k.4 ist erlaubt, aus den Lagern an ihre Angehörigen Post sarten mit Ankunftsbcnachrichtlgung abzusenden. Ein vrmcller Empfang in den Lagern und gemeinsame Kund redungen sowohl seitens der Kriegsgefangenen, wie set- ieus der Bevölkerung aus Len Straßen oder den zu burch- «hrcnden Bahnstrecken, Ausschmückung der Bahnhöfe ist »nkersagt. Die Rückkehr der Kriegsgefangenen darf nur Im Kreise der Angehörigen festlich begangen wer fe«. Jeder politiKhe Anstrich mutz ausgeschlossen sein, ker Abtransport aus den genannten Lagern erfolgt nach Möglichkeit tn besonderen TranSpvrtzügen oder in Zügen beS öffentlichen Verkehrs. Im Anschluß an Sic Rhein- Mtder folgen die übrigen deutschen Gefangenen. Diese iahren durch das besetzte Gebiet unmittelbar in die Durch gangslager des unbesetzten Gebietes, von wo sie entlassen verden. Ueber die Heimkehr der Kriegsgefangenen wird dem ,Berl. Lok.°Anz." aus Stuttgart berichtet, daß nach Mit teilung von zuständiger amtlicher Stelle die Entente ver sprochen habe, täglich 0000 Kriegsgefangene ab- ,utran8portieren. Im ganzen werden 450 OM in Frank- -.Ltch befindliche Kriegsgefangene zurückcrwartet, die bei Dotter Heimführung bis Ende April d. I. abgeliesrrt sein können. Die Feierlichkeilen zum Inkrafttreten -es Friedens. k«tgn«r DraÜtbericht der „DreSdn. Nachricht«»'.) «er». 8. Fa«. Die Feierlichkeit«« des Ja, lralttretevs des Friedens vo» Versailles «erde« Gonnabend. de« 10. Januar» im Ministerium des Neuster», t« Thronsaal. nachmittags n« 4 Uhr stattsinde«. Anwesend «erde» Vertreter aller Mächte sei», die de» Friede« ratifiziert habe«. Bis Sonoabend wird «a« sich bemühe», alle strittige» Frage« über die Ber»alt««g der Abstimmungsgebiete, desondetS ader die Frage« der Ge richtsbarkeit z« löse». . Die -weile Pariser Friedenskonferenz. sStgner Drahtbericht der „DreSdn. Nachrichten".) Bern, 9. Jan. Aus Paris wird gemeldet: Die zweite Pariser Friedenskonferenz wird ihre Arbei ten. wie angekllndigt, am Freitag, den 9. Januar, beginnen. Die erste Frage, mit der man sich beschäftigen wird, wird di« Adrtafrage sein, in der zwischen den britischen und den Italienischen Staatsmännern ein Ueberetnkvmmcn erzielt t» sein scheint und zwar auf der Grundlage der Schaffung rineS Freistaates Fiume. Die Tatsache, daß sich der Staatssekretär für Indien in Begleitung Lloyd Georges befindet, wird in Paris dahin gedeutet, daß gleich nach der Adrtafrage über den türkischen Frieden verhandelt werden soll. Llemenceau nimmt die PrLsidenkeuwürde an. Paris. 8. Jan. Wie ..Echo de Parts" meldet, hat Cle- mencea« offiziell seine Einwilligung dazu gegeben. Präsident der französischen Republik zu werden. «in Brief Lndendorffs an de» .Mall»"? Paris, 8. Jan. Der „Matin" veröffentlicht einen Brief, welchen er von Ludendorss als Antwort ans die Auf forderung. sich über die innere Lage Deutschlands zu Lustern, erhalle» hat. In diesem Brief lehnt Lnden- dorff «tn Eingehen auf den Wunsch des „Mattn" ab, in dem er sich für außerstande erklärt, irgend ntelchr authentische Mitteilungen an die Ententepresse zu geben. Ludendorif schreibt dann weiter, daß di« Entente es sich selbst zuzuschrciben habe, wenn sie tn das Chaos, das über Deutschland heretnzubrcchen droht, mit hineingcrissen werde. Er Hütte nicht die Macht, die. Aujmerksamkeit der Entente ans die Gefahren zu lenken, denen sie sich infolge ihrer «nrzstchtigkett ausfehe. Wenn sie so weiter arbrile wie bisher, würde eine schreckliche Katastrophe über ganz Europa wohl unvermeidlich sein. 3' . Milliarden Fehlbetrag im Eisenbahner«!. (Eigne Lrahtberichte der „DreSdn. Nachrichten".) Berlin, 9. Jan. Der Eiat der preußischen S.aatS- eisenbahnsn schließt für das Betriebsjahr 1919 mit einem Fehlbetrag von rund 8 Milliarden ab. Berlin, 9. Jan. Der Eiscnbahiierstre.sk «ms den preußi schen Staatsciscnbahiien hat im Laufe des gestrigen Tages keine wesentliche Veränderung erfahren. Die Eisenbahner des Dtreklio-nsbezirks Berlin haben den Anschluß an die Streikbeweginn-z vor Abschluß -der Tarif- verhaudkungen ckbgclehnr. Sozial-emokralische vifeabahaer gegen Sen Streik. Der Werbeausschuß der sozialdemokratischen Eisen bahner Groß-Berlins veröffentlicht im „Vorwärts" einen Aufruf an alle Eisenbahner, worin cs heißt: Die ge wissenlos« Hetze zum Streik, die unter der Flagge der Wirtschaftspolitik betrieben wird, ist weiter nichts als eine politische Maßnahme. Sie soll der Ein führung des Rätesystems nach kommunistischem Muster auf der Eisenbahn die Wege ebnen. Ein Verkehrs- strcik im jetzigen Augenblick wäre ein unverantwortliches Verbrechen am Volke. Duisburg, 9. Jan. Die Eisenbahnarbeiter von GroßDuisburg haben in einer Versammlung gestern abend beschlossen, heute früh in den Streik zu treten. Tie Notstandöarbeiten sollen ausgeführt werden. MtMonenausträae für deutsche Munitions- Fabriken? (Eigner Drahtüertcht der „DreSdn. Nachrichten") Berlin. 9. Jan. Die tschechische, polnische und dl« süd slawische Regierung haben deutschen Munitionsfabriken Million cnaufträge für He e r« s m a t e r ia l zir° gehen lasten. Kommissionen der drei genannten Staaren sind gestern in Berlin eingetrosfen. Die Ansträge erfolgen vorbehaltlich der Zustimmung des Alliierten rares. Äoover gegen Anleihen au Europa. Haag, 8. Jan. Der „Courant" meldet aus Washington: Hoover wendet sich in einer Erklärung gegen ein« An leihe Amerikas an die europäischen Länder. Er sei nicht der Ansicht. Satz das gewaltige Elend durch gewöhnliche Handels- kredic« behoben werden könne. Di« Hauptsache sei die Rati fikation des Frledensverirages und die Wiederher stellung normaler Han delS Methoden. (WTB.) Deutsche Reorganisation in Rußland? Reuyork, 8. Jan. Der Vertreter der „World" telegra phiert aus Odessa den Inhalt einer Unterredung, die chm Lenin gewährt«. Danach antwortete ihm Lenin auf die Frage über die Möglichkeit einer Allianz zwischen Sowjet- Rußland und Deutschland, daß ein« solche schwer zu ver wirklichen wäre, daß aber Deutschland in der Tat Zchn- tausende von Arbeitern nach Rußland sende, um den Zustand der russischen Industrie und die wirtschaft liche Lage zu heben. Die deutschen Fachleute haben viel dazu beigetragen, die Armee, die Eisenbahn, die Industrie und die Landwirtschaft wiederherzustellen. Sie haben eine Reihe technischer Schulen, die von deutschen Lehrern ge leitet werden, gegründet. Die Schanlungfrage. »wsterda«, 8. Jan. Laut „Allg. Hanüclöhj." hat der fapantsche Premierminister in einer Unterredung erklärt, Japan werde sofort nach Unterzeichnung des FriedenSver- trageS die Krag« der Zurückgabe Schantungs an China in die Hand nehmen. Es verlang« für sich nur die vormaligen deutschen Interessen, die in der Hauptsache HandelStnteressen sind. lW. T. B.) Der Bolschewismus tu Bulgarien. (Eigner Drahtbericht der „DreSdn. Nachrichten") Mailand. 9. Jan. Der „Avanti" gibt eine Meldung der Agentur Dacia aus Sofia wieder, wonach der Bolsche wismus in Bulgarien außerordentliche Fort schritte mache. Sogar einige Minister erklärten sich für die bolschewistischen Ideen und begünstigten die Werbe tätigkeit. Die Kommunisten verfügten über zahlreiche Waffen und Munition. In Philippopel kam es zu großen kommunistischen Unruhen gegen die Regierung und zu blutigen Zusammenstößen, die den Charakter einer wahren Schlacht trugen. 120 Tote und Hunderte von Verwundeten wurden gezählt. Die Beulenpeft in Flonsiankinopel. «8 tan er Drahtbertckt »er „DreSdn. Nachrichten".) Konstautiuopel, 8. Jan. Die tn Konstanttnopcl herr schende Beulenpcst hat in den letzten Wochen durch schnittlich täglich 40 Opfer gefordert. Auch tn den an- grenzenden Stadtvierteln ereignen sich täglich neue Er krankungen. (W. T. B5 Sotzweilers Produktionssystem beleuchter mit schneidender Schürfe, aber jedenfalls auch mit weitblickender Sachkenntnis ein Aussatz in der „Säch sisch e n I n d u st r i e ". Es heißt darin: Am 1. Mai 1919, als dem, wie er sagt, bedeutungsvoll sten Feiertag aller Zeiten in der Weltgeschichte, trat Herr Kommerzienrat Karl Gatzweiler in Schwarzenberg mit einem Aufsehen erregenden Inserat in den nennenswerten Zeitungen aller Parteirichtungcn an die Oefsentlichkeit mit der verheißungsvollen Botschaft, daß er sich berufen fühle und in der Lage sei, den einzigen und sicheren Weg zur Lösung der sozialen Frage zu zeigen mit der Wirkung, „daß sich die Existenz des ärmsten an der Produktion Be teiligten nach und nach so gut gestaltet, wie heute die Existenz des Wohlhabendsten". Herr Goßweiler bekennt allerdings selbst, daß alle Volksbeglücker, welche schon vor ihm an dieses Problem herantraten. Schiffvruch gelitten haben. Er kenn zeichnet aber (eine Vorgänger auf diesem Gebiete als „Theoretiker", welche außerhalb der praktischen Erwerbs- tätigkeit standen und keine klare Vorstellung haben konnten von dem Zusammenhang der gesamten Produttivnswirt- schaft. Er will aus Grund einer 80jährigen praktischen Er fahrung angeblich ohne Störung der bestehenden Wirtschafts ordnung die soziale Frag« restlos lösen, unter Ausschaltung aller Sondcriniercjscn die Erträgnisse der Produktion zum Allgemeingut machen. Herr Kommerzienrat Goßweiler ist ein Unternehmer, dem ein gewaltiger Aufstieg aus den kleinsten Verhältnissen vergönnt war. Mit unseren Industriekapitänen. welche den selben Weg in einem jahrzehntelangen Ringen, unter schwierigsten Verhältnissen zurückgelegt u^d das solide Fundament zu den von Generation zu Generation in schrittweiser natürlicher Entwicklung aufgebauten Welt firmen gelegt haben, denen Deutschland den beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung verdankt, kann sich aber Herr Goßweiler keineswegs vergleichen. Hier handelt es sich vielmehr um eine unter außergewöhnlich günstigen, ge wissermaßen künstlich geschaffenen Verhältnissen hervor- getretcnc Kriegscrscheinung. Sein industrielles Werk »nb die ungezählte» Millionen dürsten durch einen Glücks- umstand, sei es Zufall oder Auswertung versönticher Ver ziehungen. auf Grund hochbezahlic: Krscgslicferungeu innerhalb der letzten vier Kricgsjahre entstanden sein. Ein- Verdienst des Herrn Goßweiler soll dabei zugcstanden werden, nämlich die nachdrückliche Ausnützung der ihm ge botenen außergewöhnlichen ArbettS- und «sewinurnöglich- ke.it und die dadurch dem engeren Vaterlande zugute ge kommene Beschäftigung von zahlreichen Personen. Die Ar küudigimg der großmütigen Bereitstellung von zunächsi 10 Millionen Mark zur Durchführung seines phantastischen Projektes Härte Herr Goßweiler auch besser unterlassen, denn die Oefsentlichkeit mißt ihm kein nennenswertes FrieSens- vcrmögcn zu, betrachtet dagegen den rcichsgesetztich dis auf den 40. Teil obiger Summe abzugebenden Vermögens- Zuwachs während des Krieges als vorläufig nur ge stundetes Staatseigentum, weiches nach Goß»eilerS Pro duttionslehrc erst recht nicht „dem Vcrdienstwillen oder der Verfügung eines Einzelnen" unterworfen werden darf. Kür die Durchführung dieses Wirtschaftöspstems, welches nach Gatzweilers Phantasie die ganze Welt umspannen soll, ist naturgemäß eine große, vielgüedrige LerioaltungS-- und Kontrollorganisation vorgesehen mit Berussstthrnngs- stellen für jede Fachgruppe, Berussproduktionsräten. Landesproduktionsräten, internationalen Produkltons- raten usw. Für ein solches Rätriollcgium. für die Berufs führungSstellc eines einzigen, verhältnismäßig einfachen Produktionszweiges wie „Förderung und Vertrieb von Steinkohlen" sind nicht weniger als mindestens l>4 Vertreter der Proöuktionsb-eteiligten vom Häuer bis zum Bergwerks« besitzer vorgesehen. Wie viele Hunderte Räte werden dann ssir jede Gruppe der weitverzweigten Fertigindustrie, z. V. Weberei, Werkzeugmaschinen. Lokomotiven, nötig fein? Jedenfalls ergibt sich ein VcrwaltungSapvarat mit Räten und Beamten in schwindelnder Zahl. Für jeden nüchtern denkenden, praktischen Wirtschasispolitiker sinh das Utopien, welche überhaupt jede ernsthafte Erwägung erübrigen. Auch jede ihrer Verantwortung bewußte Regierung kann das Drängen zu einem solchen Experiment nur auf das ent schiedenste abwehren. Es darf aber nicht unterschätzt w«» de», welche Wirkung die Propaganda für eine solche Idee auf viele Volksschichten austtbi. Durch Zufall, persönliche Beziehungen und wohl auch eine glückliche Lösung gestellter Ausgaben dürfte cs ihm vergönnt gewesen sein, umfangreiche Heereslieserungen zn übernehmen, rveit über die Leistungsfähigkeit des eigenen Betriebes hinaus. Er war genötigt, nach und nach eine größere Zahl von Unterlieferanten beranzuzichcn und sich als Gcncralunternehmer in der Hauptsache mit dem Fciiig ln a che n. dem Zusammemetzcn der Teile zu b-Kassen. Die Firma Goßweiler stellte das Material, dir Modelle und Zeichnungcn und möglicherweise auch noch Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung. In ihrer Zentrale wurden auch dst Kalkulationen ausqearbcitet und den Aussübrendei: zur N.chkschnur mitacgeben. Ans diese Weise entwickelte sich das sogenannt. Faltorenspstcm. Die Mehrzahl oco kleineren und mittlenn Fabrikanten, insbesondere rou S'anzartikelu, denen vor allem an Beschäftigung lag. I:,.r mehr di« Rolle vcn Lo-Hnkaftorrn gespielt und ist gewiß nicht reich dabei ge worden. Verschiedene Fabriken, welche auch Beschäftigung